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The Gravity of Life

Yami x Yugi?
von

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Andere Länder - andere Kaffeesitten?

Huffz... Ich kann euch sagen: Ich habe nie einen Part so oft umgeschrieben wie dieses Kapitel! Zuerst kam Kritik von außen... dann war ich selbst nie zufrieden ^^"""" Ständig gestrichen, Neues eingefügt und Absätze umgebaut... Diese Seiten glichen echt einer Baustelle! ô.ô"" Und nebenbei hab ich auch noch ne Erkältung >-<

Nun ja... finally Vorhang auf...

Für `The Gravity of Life´ - Chapter 10!
 

Die Wiedergutmachung!]
 

Panisch reiße ich die Augen auf, als die beiden Geschwister zu mir ans Bett treten.

Yami räuspert sich, starrt zu Boden und verweigert mir weiterhin jegliche Einsicht in seine Emotionen. Seine blonden Ponysträhnen fallen ihm ins Gesicht - und meine Panik steigt, steigt ins Unermessliche.

Oh Gott... wie gerne würde ich jetzt das Fenster aufreißen und mich hinunter stürzen?

Alles wäre so einfach.. Ich hätte keine Schuldgefühle gegenüber Herrn Athem mehr.. müsste mich nicht vor ihm rechtfertigen.. nicht um Verzeihung bitten... Auch das Problem mit meiner mir langsam zu aufdringlich werdenden besten Freundin wäre damit geklärt..
 

"Yugi... Ich bin enttäuscht von dir..", vernehme ich seine dunkle, raue Stimme und mein Herz zieht sich auf engsten Raum zusammen, wird scheinbar von Stacheldraht verschnürt, dessen Dornen sich in meinen schlagenden Muskel bohren.

Mirai setzt sich auf Akiras Bett weiter hinten, überlässt mich völlig ihrem Bruder.
 

"I-ich weiß...", presse ich trocken hervor, unfähig mich irgendwie anders zu rechtfertigen.

"Wegen dir habe ich meinen Hund verloren... Ich...", er hebt seinen Kopf, sieht mir genau in die Augen, ein undefinierbares Schimmern liegt in ihnen.

"Kannst du mir verraten, mit wem ich nun regelmäßig Laufen gehen soll?? Wem meine völlige Aufmerksamkeit schenken, weil er ständig etwas Neues anstellt und mir dabei die letzten Nerven raubt?!"

W-was?? Ungläubig und völlig verständnislos starre ich ihn an.

Er dagegen hat die linke Hand zur Faust geballt und seine Augen nageln mich anklagend auf dem Bett fest.
 

"Und mit wem kuschele und schmuse ich abends vorm Fernseher?? Wer liegt auf meinem Schoß, lässt sich kraulen und knuddeln? Wer wärmt mich abends, ist immer bei mir und schlabbert mir feuchte Küsse mit der Zunge auf meine Lippen?!!

Du hast mir das genommen, was mir am meisten bedeutet hat!!" Seine Stimme ist laut und aufgebracht.

Dann öffnet er seine grüne Umhängetasche und zieht ein silbrig, felliges Bündel heraus.
 

"Es gibt nur einen Weg, auf dem du dies alles wieder gut machen kannst, Yugi! Die Lücke in meinem Herzen füllen..." Er wirft mir das Stück Stoff, als welches sich entpuppt, auf die Bettdecke.

"Zieh dir das an und ersetze Kacy!!" Sein Gesicht verzieht sich zu einem fiesen und hinterhältigen Grinsen, während ich völlig mit sämtlichen Nerven am Ende und voller Unverständnis und dem Gedanken, wann die Krankenschwester kommt und diesen Alptraum beendet, mir mit zittrigen Fingern das Stück Fell genommen habe und es erkunde.
 

"Ein... Ein Hundekostüm!!" entkommt es mir völlig geschockt und dem Zusammenbruch nahe.

"Genau! Du ziehst das an und bist mein Hund! Komm mit... Kacy hat immer mit bei mir im Bett geschlafen...."
 

- Und Cuuuuuuuuutt! *Polar mit einer Filmklappe herumläuft*

Huch... wo war ich da wieder mit meinen Gedanken? XD""""

Natürlich geht es so NICHT weiter!! *euch alle beruhigt* Ich hatte nicht vor, dass hier in ein Komedystück umzuschreiben ^^ - Nur ein wenig Yami Bashing... XD

Diese geniale Idee entspringt einem Kommentar von Wosret-chn zum vorherigen Chappi XD

Ich fand diese Vorstellung einfach zu komisch und ehrlich klasse... Und als sie mir bei unserem Treffen auch noch ein passendes Bild dazu überreicht hat... Da wars klar, dass das einfach aufgeschrieben werden musste!!!! ^.^V

Nunja... man merkt, ich bin absolut nicht in diesem Genre bewandert... Ich könnte wohl nie im Gebiet "silly" schreiben XD

Ich wurde übri von meiner unwissenden Beta hierzu gefragt, ob ich besoffen geschrieben hätte XD""
 

(Link zu dem Bild ist übrigens folgender: - Das Fell ist echter Plüschstoff!!! XDDDD - Vielen, vielen Dank noch mal, Wosret!! Ich freu mich total über das erste FanArt zu dieser FF!! ^^)
 

Also dann... nach diesem kleinen Exkurs... Hier das echte Chapter ^^

... Oder auch nicht *griiiiins*
 


 

Andere Länder - andere Kaffeesitten?
 

"I-ich ich weiß gar nicht, wie das überhaupt passieren konnte! Alles ging so schnell!! Ich wollte doch noch-"

Ein leises, aber intensiv in seiner Bedeutung klingendes "Ssssscht...." stoppt mich in meinen wirren Anfängen, in deren vielen Fäden ich mich bereits verworren und verwickelt habe und wie eine hilflose Marionette dort sitze und warte, dass man mich befreit.
 

Herr Athem hat sich mit dem Oberkörper zu mir vorgebeugt und sieht mich mit einem äußerst... ja, sanften Blick an.

Ohne auch nur ein weiteres Wort von ihm, beruhigt sich mein Puls ein Stück und mein Herz schlägt einen Takt langsamer.

Wie hypnotisiert nicke ich, weiß selbst nicht weswegen. Ich kann einfach nur in seine wunderschönen, roten Spiegel der Seele blicken, die mir endlich wieder zugänglich sind: Ruhe ist darin zu lesen - kein Funke von Wut oder Bitterkeit..
 

"Schon gut, wir wissen, was passiert ist. Dein Großvater hat mit Yami gesprochen, wir kennen die Details... Wir hätten dir das nicht abverlangen dürfen.. Wir haben dich mit Kacy völlig überfordert... Wir sind hier, um uns zu - "
 

"Es war doch meine Idee!", unterbreche ich rasch, "ich habe Ya-", automatisch laufe ich bei diesem halben Versprecher feuerrot an, "Herrn Athem darum gebeten!"

"Jaaa, das schon..", mischt dieser, ohne jegliche Reaktion auf mein versehentliches Duzen, mit, "Aber trotzdem ist es - Mirai, hör auf in der Wir-Form zu sprechen, denn ich war allein beteiligt - meine Schuld..."
 

Er seufzt leise, kommt dann einen Schritt näher. "Yugi.... Ich wollte mich bei dir entschuldigen! Es war äußerst leichtsinnig von mir, dir einen praktisch fremden Hund in die Hand zu drücken! Ich habe das Risiko, welches nun mal eingetreten ist, selbst zu verantworten... Kacy ist viel zu unberechenbar... das habe ich nicht bedacht... Ich habe verantwortungslos gehandelt... Ich, als angehender Lehrer.. der Leuten in deinem Alter ein Vorbild sein sollte..."

Er fährt sich durch seinen blond gesträhnten Pony, schüttelt daraufhin den Kopf, so dass sämtliches Ordnen der Haare umsonst war.
 

Wie bitte...? ER entschuldigt sich??? Er??

Träume ich auch nicht?? Ihm tut es leid??

.... Er ist nicht wütend..? Er gibt mir erst gar keine Schuld..?

Ich weiß gar nicht, wie mir geschieht - komme mir vor, als wäre ich aus meinem Bett auf den Boden gestürzt, hätte einen Schlag auf den Kopf erlitten und müsse mich nun mühsam wieder aufrappeln.
 

Meine Augen reißen sich auf.

Das... Das kann er doch nicht tun!! Es entspricht nicht der Wahrheit!

Ich hatte die Verantwortung für Kacy!! Er hat sie mir übertragen!

Ich habe sie losgelassen!!

Ich habe versagt... Ich, ich, ich allein!!

Mir ist diese verdammte Hundeleine aus der Hand gerutscht! Ich war unachtsam!

Ich habe sein Vertrauen völlig missbraucht, er sollte mich verdammt noch mal treten!!

Mich niedermachen... anschreien... wütend werden... irgendetwas, was ich ausbaden muss..

Sozusagen als Vergeltung für den Schaden, den ich ihm zugefügt habe... Kacy ist doch sein Ein und Alles... er hängt doch so an diesem verdammten Hund..

Wenn sie es nicht geschafft hätte... wenn gar etwas Schlimmeres passiert wäre?

Kacy hätte sich genauso gut an einer Hauptverkehrsstraße losreißen können! Und auf der Stelle überfahren werden können!

Seine Welt läge doch in tausend Scherben...
 

Völlig sprachlos starre ich ihn weiter an, mein Unterkiefer senkt sich, bereit, irgendetwas zu diesen Worten zu sagen... Doch ich bin wie gelähmt!

"Ich hätte vorher mit so etwas rechnen müssen... Hätte dir deine wirklich sehr nette und zuvorkommende Idee oder eher gesagt Bitte abschlagen müssen... Jedenfalls..."
 

Erst jetzt fällt mir die kleine, dunkelgrüne Umhängetasche auf, die er schon die ganze Zeit bei sich trägt - ich hatte zuvor kein Auge dafür - zu welcher er gerade greift und den Klettverschluss mit einem leisen Ratschen öffnet.

"... Tut es mir leid... und ich dachte, um diesen Zwischenfall wieder gut zu machen...Du würdest dich sicher über ein wenig Gesellschaft von uns beiden freuen. Immerhin kennen wir beide diese ätzenden Krankenhausaufenthalte... und da es meine Schuld ist......

Haben wir etwas für dich, so als kleines Trostpflaster.

Mirai und ich waren heute Morgen in der Stadt... Sie hat es entdeckt und meinte direkt, dass es süß wäre und es dir sicher gefällt.. Nun, ich war mir zunächst unsicher... aber als sie es mir so unter die Nase gehalten hat.....", er lächelt scheinbar etwas verlegen, zieht dann seinen Arm wieder aus der Tasche. "Schau dir diesen Blick an!"

Wirkt es für mich nur so... oder wird er tatsächlich verlegen??! Seine Augen fixieren mich nicht länger sondern die Bettdecke, während er mir seinen linken Arm entgegenstreckt.
 

W-waas?? Ich habe mich doch wohl verhört? Habe sicher etwas falsch verstanden??

Ein Geschenk?!!

Er kann mir doch nicht... Er hat... Er wird... Er.. nein...
 

Trotz allem neugierig und mit heftig schlagendem Herzen, als wolle es selbst seine Kraft dazu nutzen, die Stöpsel des EKGs von sich zu reißen, schaue ich endlich auf das weiße Fellbündel, welches er mir mit der linken Hand hinhält.

Ich greife spontan danach, besehe es mir genauer:

Ein flauschiges, kleines Plüschlämmchen!

Es liegt auf dem Bauch und auf seiner Wange wurden zwei braune Pflaster überkreuzt aufgenäht, ebenso ist eine seiner Vorderbeine mit einem Verband umwickelt.
 

Ich hebe den Blick von dem Stofftier, meine Augen wandern immer noch unsicher zu ihm nach oben, in der Angst, er könnte mir sein Mitbringsel sofort wieder aus der Hand reißen und alles als einen dummen Spaß aufklären - mich verspotten.

Ich verfehle jedoch seinen Blick, da er bereits nicht mehr steht, sondern direkt vor meinem Bett hockt und damit mit mir und dem Lämmchen eine Ebene bildet.
 

Er lächelt mich einfach nur mild an, scheint irgendetwas zu erwarten.
 

Er.. er will es mir tatsächlich.... schenken??

Schenken??

Er meint es Ernst?

Meine Gefühle fahren Achterbahn, sausen aus einem Hoch direkt wieder in die nächste Schlucht.
 

Ein Geschenk belohnt etwas...

Er soll mich nicht belohnen, er sollte mich hassen!!

Ich hätte um ein Haar seinen Hund umgebracht!!

Ich fühle mich so schuldig!! So elendig mies!!

Ich verdiene diese Behandlung nicht... ich verdiene es nicht...
 

Hinterrücks bohrt sich mir ein Speer in den Rücken der mich daran erinnert, dass ich seinen Hund ebenfalls nur als Mittel zum Zweck benutzt habe.

Ich habe mich nur für Kacy angeboten, um ihn zu entlasten.. um ihn glücklich zu machen... stattdessen kann ich von Glück reden, dass sie nicht tot ist...

Die süße, liebe, verspielte, unschuldige, junge Hündin...
 

Ich kann die ersten Tränen nicht länger halten, der Kloß in meinem Hals, bestehend aus lauter Schuldgefühlen, schwillt weiter an, nimmt mir die Luft zum Atmen, nicht mal mehr schlucken kann ich.

Meine Hände, bereits eiskalt und zittrig, presse ich mir auf meine Wangen, meine Finger drücken sich auf meine ebenfalls zitternden Lippen, versuchen sie zu verstecken und zusammen zu halten.

Nutzlos.

Ein herzzerreißender Schluchzer entkommt mir, versuche, in der aufkommenden Panik und dem total wirren Knäuel an Emotionen, mit den restlichen Fingerspitzen mir die Tränen von den Wangen zu streichen.
 

Ich will nicht vor ihm weinen!!

Ich will keine Schwäche zeigen!

Er wird den Grund sowieso nicht verstehen!! Wird Fragen stellen - mich löchern!

Er weiß gar nicht, wie ich mich fühle... wie kann er mir verzeihen?? Wie mir etwas schenken?!

Oh bitte, geh! Geh, Yami, ich möchte alleine sein!

Sag, du musst dich jetzt um Kacy kümmern... oder erfinde die dümmste Ausrede, die dir gerade einfällt, nimm Mirai mit und lasst mich allein...

Ich ertrage es nicht vor dir zu weinen..
 

"Mir tut alles soo leiiiid!", wimmere ich unter tränenerstickter Stimme.

Weiß mir nicht mehr zu helfen... weder ein noch aus.

Ich kann seine Anwesenheit nicht länger ertragen!
 

"Yu- Yugi! Nicht doch..!", ertönt seine klare, dunkle Stimme im ziemlich erschrockenem Tonfall.

Ich kann und will nicht aufsehen, starre noch immer wie im Trance auf das Stoffschäfchen auf der Decke auf meinem Schoß, wo ich es eben in Panik habe fallen lassen.
 

Der Stuhl zu meiner Rechten knarrt kurz, Mirai steht auf.

"Du hast uns doch zugehört, oder, Yugi?", sie spricht mit ebenfalls ruhiger, tiefer Tonlage, die ich von ihr bisher noch nie zu hören bekommen habe.

Dann spüre ich ihre Hand auf meiner Schulter, schluchze noch ein Mal auf, versuche aufgeregt nach Luft zu schnappen.

"Es ist nicht wirklich deine Schuld. Sicher... du bist nicht unbeteiligt.. Aber der grundlegende Fehler lag bei Yami, okay?

Selbstvorwürfe und Trauer sind jetzt völlig unangebracht. Es ist nichts passiert und ich glaube jeder von uns hat dazu gelernt. Und du darfst nicht vergessen, junger Mann... Es war ein Unfall. Unfälle passieren eben, daran kann niemand etwas ändern.

Ich habe schon von genug Leuten gehört, die jetzt noch leben würden, wenn es den Zufall nicht gäbe..."

Ihr Druck auf meiner Schulter verfestigt sich, ich atme ein weiteres Mal tief durch, dann sehe ich mit tränenverschmierten und feuchten Augen zu ihr auf.

Mirai hebt nur mit leichtem Nachdruck ihre rechte Augenbraue, lässt mich dann ganz los.
 

Welch Rede... beeindruckende Worte... Und der Sinn.. so heftig..

Aber es tut gut.. so gut..

Als wäre sie eine Hexe, die einen beruhigenden Zauberspruch auf mich gelegt hat.
 

Sie... sie hat Recht... wir beide sind Schuld... Und es war.. der vermaledeite Zufall am Werk...

Ich sehe sie einfach nur an, in ihre wirklich hübschen, dunkelgrünen Augen.

Die Frau strahlt so viel Stärke aus.. es ist, als wäre ein Stück von dieser gerade zu mir hinüber geflossen.

Hilfesuchend wende ich den Kopf zu Yami, dessen Lächeln von vorhin bereits lange verschwunden scheint und wie zur Bestätigung der Worte seiner Schwester nur ernst nickt.

Der Bach aus Tränen verkleinert sich, nur noch Vereinzelnde rollen hinunter.

Ich schlucke kräftig, endlich funktioniert es wieder besser, ohne, dass es eher in einem umgekehrten Würgen ausartet.
 

Die Peinlichkeit kehrt zurück. Vor seinen Augen geweint zu haben... so völlig außer Kontrolle.. Ich... ich.. Bitte, lasse mich doch jemand im Boden versinken..

Längst habe ich den Blick wieder von ihm genommen, habe solche Angst, ihn länger zu fixieren. Aber ich weiß, dass er mich die ganze Szene über beobachtet hat... Deutlich habe ich seinen Blick von der Seite aus an mir haften gespürt - jedoch war es mir für eine Weile gleichgültig.

Aus den Augenwinkeln sehe ich ihn aus seiner knienden Haltung aufstehen.
 

"Ich hole uns einen Kaffee. Unten in der Eingangshalle habe ich einen Getränkeautomaten gesehen! Möchtest du auch einen, Yugi?", Mirai tritt einen Schritt von mir weg, streicht ihre edle Hose glatt, obwohl sie schon seit einigen Minuten nicht mehr sitzt. "Und du Yami? Wie immer?"
 

Schnell schüttele ich meinen Kopf: "Nein danke, ich trinke selten welchen. Ich habe noch mein Wasser am Bett... Für uns Patienten kommt die Schwester mit dem Getränkewagen öfter über die Station gefahren.."

"Ja, wie immer. Wenn es geht, dann bitte mit extra viel Koffein..", stöhnt Yami, steht wieder auf und hält sich dabei die Stirn. Ob er Kopfschmerzen hat..?

"Ich schau mal, was es hier so gibt", lächelt Mirai und verlässt mit schnellen Schritten den Raum.

Sie hat einen genauso eleganten und aufrechten Schritt, wie ihr Bruder - überhaupt scheinen die beiden mehr Gemeinsamkeiten zu haben, als sie behaupten.

Ich seufze innerlich. Warum konnte ich nicht Mirai zuerst treffen? Vielleicht hätte ich mich in sie verliebt. Sie ist eine Frau.. und ganz sicher ein paar Jahre jünger als Yami.

Sie wäre meinen Verwandten sicherlich lieber..
 

Yugi! Hör auf mit dem ständigen ,Was wenn...' und ,Aber wieso...', du kannst sowieso überhaupt nichts beeinflussen!

Es sollte nun mal ihr Bruder sein... und daran gibt es nichts zu ändern.

Irgendwann musste es mir ja mit irgendwem passieren... Und jetzt bin ich mit genau dieser Person allein im Zimmer.
 

Ich setze ein angespanntes Lächeln auf, beobachte ihn, wie er sich ein Stück herumdreht und dann schließlich auf meine Bettkante in Hüftnähe setzt.

Er rutscht ein Stück weiter nach hinten, um mehr Platz zu haben, öffnet dann seine Beine ein kleines Stück und lässt seine Hände durch den Spalt herunterhängen, während seine Unterarme noch auf dem schwarzen Stoff der Jeans ruhen.

Das ist überhaupt das aller erste Mal, dass ich ihn eine tragen sehe!
 

Mein Herz, welches sich gerade erst wieder beruhigt hatte, hämmert weiter gegen meine Brust, intensiver im Schlag. Aber nicht mehr schmerzhaft wie eben..

So wie... wie immer, wenn ich in seiner Nähe bin... diesmal sogar unmittelbarer Nähe!

Er sitzt bei mir!! Direkt neben mir!

Sein Po, sowie Rücken würden bereits meine angewinkelten Beine berühren, läge da nicht die Decke über mir..

Mein Magen kribbelt, schlägt scheinbar Saltos.
 

Ein Glück ist dieser... Elektro...kardiogramm, oder so ähnlich, zumindest leise.

Bei seiner Anwesenheit bekommt mein Herz gar nicht mal den Hauch einer Chance, normal zu schlagen!!

Mit einer innerlichen Unruhe mache ich mich auf das Ergebnis meines Langzeit-EKGs heute Abend gefasst. Na wow, auch diesmal wurde alles komplett manipuliert... Wie soll ich bitte einen normalen Herzschlag hervorbringen, wenn er bei mir ist??

Hoffentlich wollen die mich nicht noch einen Tag länger hier behalten!

Aber ich bin schließlich volljährig... ich könnte sicher einen Antrag stellen..

Nervös fahre ich mir durch die ungestylten Haare.

Oh verdammt, nein!! Ich sehe doch so furchtbar aus! So ausgezehrt, so bleich... und meine Haare wie ein Wischmopp!

Gott, nein... Habe doch Gnade mit mir..
 

Tief seufze ich, fahre mir dann mit beiden Händen durch mein sicher total rotgeweintes Gesicht. Meine Wangen glühen ziemlich... aber im Moment wohl stärker aus Verlegenheit und diesem angenehmen, unruhigen Prickeln, welches immer dann auftaucht, wenn er bei mir ist..
 

Was mache ich jetzt bloß?? Mit ihm alleine?

Irgendwie fühle ich mich doch unwohl..

Wie er dort sitzt.. So anmutig... er ist ja so wunderschön..

Was soll ich jetzt bloß sagen? Was tun...? Erwartet er etwas von mir?
 

Um mich zu beruhigen atme ich tief aus, schließe die Augen. Durch die Bewegung löst sich eine letzte Träne, welche wohl noch in einem Augenwinkel fest hing und ich spüre die feuchte Spur über meine erhitze Wange fließen.
 

"Yugi...? Ist wirklich alles in Ordnung mit dir...?", höre ich ihn besorgt fragen und öffne meine violetten Augen zögernd. Ich bekomme gerade mit, wie er ein wenig näher zu mir nach oben rückt, sich mit dem Oberkörper zu mir herdreht und sein linker Arm zuckt für eine Sekunde, ehe er ihn zögerlich in meine Richtung anhebt, eine Umarmung andeutet.
 

Mein Herz setzt für einen Sprung aus - sicher hätte das EKG sich in dem Moment heiser gepiepst - und lauter Ameisen krabbeln scheinbar durch jede Ader meines Körpers.

Nervös und ziellos huscht meine Zunge durch meinen Mund, versucht die angespannte Aufregung irgendwie durch Bewegung abzubauen, da alle anderen Teile meines Körpers nur angespannt verharren und abwarten können!
 

Seine Hand kommt näher - er beugt sich für mich scheinbar im absolutem Zeitlumpentempo Millimeter für Millimeter weiter nach vorne.

Doch dann hält er an. Sein Arm gleitet nach unten, fällt auf die Bettdecke, an der er schnell herumzupft und sinnloser Weise einige Falten glatt streicht, nur um ein paar Zentimeter weiter dadurch Neue zu erschaffen.

Bis seine Hand direkt darauf das Schäfchen findet.
 

Die Anspannung fällt von mir, ich beginne wieder normal zu atmen.

Das war knapp...

Oder habe ich mich etwa selbst geirrt?? Mir selbst etwas vorgemacht?

Etwas gesehen, was ich vielleicht gerne hätte..? Einem langwierigen Wunschtraum nachgejagt..?

Ich kann nicht leugnen, Enttäuschung aus einigen Winkeln hoch kriechen zu spüren.

Wenn er mich umarmt hätte... ihm so nah zu sein.. seine Körperwärme zu spüren.. seinem Atem zu lauschen und den bekannten Geruch aus allernächster Nähe zu spüren!

Ich glaube, mein Herz wäre mir sicher aus der Brust gesprungen vor lauter Glücksgefühlen, wäre das passiert..

Das war eine einmalige Chance... Traurigkeit und Enttäuschung gleiten durch mich hindurch.

Fast... so nahe...
 

Erst jetzt realisiere ich seine Hand auf meiner, die mir das Schäfchen in die Hand drückt, die kakaofarbene Haut im Kontrast zu dem absolut weißen Lämmchen - und den Stücken meiner hellen Haut, die noch darunter hervorlugt.

Meine Finger leicht gekrümmt, um das Stofftier sofort besser greifen zu können, bleiben seine Fingerkuppen ruhig auf den Seiten meiner Handfläche liegen.

Ich spüre beinahe schon ein Feuer von diesen Berührungspunkten ausgehen, als würden seine Finger glühen!!

Doch ganz im Gegenteil... seine Hand ist angenehm warm, keineswegs schwitzig oder unangenehm verkühlt, seine dunkle Haut liegt sanft auf meiner - und ich fühle mich gestreichelt, obwohl er keinerlei Bewegungen seiner Finger ausübt!

Es ist einfach ein... mentales Gefühl von gestreichelt werden!

Es... es ist der helle Wahnsinn!!

Pure Glückshormone rennen durch mein Blut, verleihen mir beinahe einen kleinen Höhenflug!

Wenn dieser Moment doch nur für immer anhalten könnte!!

Die Welt scheint wieder in Ordnung... Er ist bei mir... er ist nicht böse... Und ich verliere mich in seinen Augen, welche mich sanft aber dennoch aufrichtig besorgt mustern - bevor er leider - und meiner Hoffnung zum Trotz - seine Hand wieder still zurück zieht.
 

Ich lehne meinen Kopf weiter nach hinten, zurück ins Kissen, um mich besser zu entspannen und den Moment zu genießen, bleibe aber, wie gewollt, noch fast genauso aufrecht, da mir Honda vorhin den oberen Teil des Bettes zum Anlehnen um einiges höher gestellt hatte.

Er sieht mich einfach nur an - und ich starre zurück.

Seine ausdrucksstarken Augen funkeln ein wenig, sein Blick liegt ruhig und aufforderungslos auf mir.

Ich lächele aus einer inneren Eingebung heraus scheu, ziehe dann das Stofftier zu mir unter die Decke und drücke es sanft an meine Brust, genau unter mein Herz.

Er scheint zu ahnen, was die Bewegung unter der Decke zu bedeuten hat und lächelt aufrichtig zurück.
 

Ohne es verhindern zu können spüre ich sofort, wie meine Wangen heißer werden und noch röter anlaufen, als sie nicht schon waren.

Wieso bloß schon wieder??

Mein Herz hämmert weiter voller Aufregung, schlägt noch schneller als sämtliche Male zuvor, in dem ich ihm schon so nahe war!
 

Es ist totenstill im Raum, wir sitzen einfach nebeneinander, starren uns an!

Alles in mir prickelt und überschlägt sich, ihn so nah bei mir zu haben!

Seine Augen nur auf mich fixiert!

So sehr mein Herz auch gegen meinen Brustkorb hämmert, so hoch wie meine Freude auch springt, dass er wegen mir hierher gekommen ist... Es macht mir nichts aus, dass kein Wort fällt. Diese Stille ist keine angsteinflößende Stille...

Im Gegenteil. Ich habe das Gefühl, als würden seine Augen mit mir reden! Als würden sie mehr sagen als tausend Wörter... Wie ein offenes Buch..

Ich sehe seine Sanftheit, Betroffenheit, Verständnis und einen Hauch echter Erleichterung mitschwingen.
 

Eine kleine Flamme lodert in seinen Augen, Wärme, die auf mich ausstrahlt... und Geborgenheit.

Ja, ich spüre, wie mir richtig heiß wird..

Meine rechte Hand presst sich nun schwitzend enger an das Stofftier - er macht mich mit seiner bloßen, stillen Anwesenheit ziemlich nervös!

Und dieses Mal ist es noch intensiver, als sämtliches Zusammensein mit ihm in der Vergangenheit..
 

Es ist beinahe, als hätte die Welt sich aufgehört zu drehen, als stünde die Zeit still und es gäbe nur uns beide, hier in meinem Krankenzimmer...

Es sind nur Sekunden, in denen wir uns gegenseitig ansehen, ich spüre ebenso seinen intensiven, interessierten Blick durch mich hindurch wandern.. Als würde er mich gerade röntgen!

Und ich glaube fest daran... diese prachtvollen, fast schon königlichen, selbstbewussten Augen könnten dies besser, als jede noch so moderne Technik..

Ich könnte ihm stundenlang in die Augen sehen und nie wäre ihr Ausdruck derselbe!
 

"Nun... also..", beginnt er irgendwann, räuspert sich dann leicht, "ich habe mich ganz schön erschrocken, als ich hörte, was passiert ist.."
 

Diese Worte reißen mich schlagartig aus meiner kleinen Zauberwelt wieder hinaus. Aufregung pulsiert durch meinen Körper.

Was war das gerade??

Er hat mich angesehen... so durchdringlich angesehen.. Sein Blick...

Mir fällt es schwer, mich auf seine Worte zu konzentrieren, den Sinn zu entnehmen. Meine Gedanken kreisen noch immer über die gerade, zwischen uns zu Ende gegangene Situation.

Wie ist es überhaupt dazu gekommen? Was bedeutete dieses Schweigen??
 

Ich versuche auf seinen Satz einzugehen, die Verarbeitung dieses intensive Flattern und Höhegefühl auf später zu verschieben.

"Das... kann ich mir sehr gut vorstellen. Ich selbst kann es noch immer nicht glauben. Es ist, als hätte ich lediglich in einem schlechten Film mitgespielt.."

Um meinen Händen eine Beschäftigung zu geben, ziehe ich das Plüschlämmchen wieder unter der Decke hervor und betrachte es lächelnd.
 

Mit einem plötzlichem Gedankenstrom, der mein Gehirn flutet, fällt mir auf, dass ich noch gar nichts zu seinem Geschenk gesagt, mich nicht mal bedankt habe!!

Für wie unhöflich muss er mich halten?? Er wollte mir sicher eine Freude machen - und ich reagiere gar nicht auf seine Geste.. lenke sogar völlig davon ab, indem ich losheule!

Okay, ich muss mich auch verteidigen, dass es nun so auch wieder nicht von mir beabsichtigt war! Aber ich möchte doch, dass er ein so positiv Bild, wie möglich, von mir aufbaut!
 

Ich hebe das Stofftier an und halte es zwischen uns, wohl damit er es sich noch einmal genauer ansehen kann.

"Das Schäfchen passt ja wirklich ziemlich zu meiner Situation! Wie niedlich es ist... Und das schenken Sie mir wirklich..? Ich kann es gar nicht glauben.. Ich muss zugeben, ich bin noch immer viel zu... perplex.... Vielen, vielen Dank nochmal!"

Er nickt einfach nur, sein Blick verlässt mich dann jedoch und er sieht aus dem Fenster, in den grauen Himmel - zumindest hat es endlich aufgehört aus ihm lange Bindfäden zu schütten.

"Ja. Ich habe ja schon erzählt, dass wir es heute morgen zufällig in der Stadt gesehen haben, nachdem ich eine neue Leine kaufen war. Es freut mich, wenn es dir gefällt. Es passt zu dir."
 

Auch wenn ich mir weiterhin wünsche, dass er mich doch bitte wieder ansehen solle - ich verschlinge mich geradezu nach seinem wunderschönen Gesicht - bin ich gerade ziemlich froh, dass er es nicht tut. Ein weiterer Schuss Röte flutet nicht nur mein Gesicht, sondern erhitzt auch die Haut an meinem Hals und den Ohren...
 

"D-Danke...", stammele ich, denke einige Sekunden hart nach, ob und wenn ja, was ich da bloß noch hinzufügen könnte!!

Er hat dieses süße Lämmchen mit mir verglichen... Oh Gott, dass kann ich doch nicht einfach so übergehen!

Mein Herz trommelt vor lauter Glück, am liebsten würde ich aufstehen und strahlend durch den Raum hüpfen, um der verdammten Freude und den kribbelnden Schmetterlingen in meinem Körper Ausdruck zu verleihen. Es fällt mir so schwer, jetzt einfach hier still liegen zu bleiben!
 

"Wie geht es Kacy?", frage ich schließlich nach einer weiteren Minute, ihm mein ehrliches Interesse an ihm oder besser, an seinem Tier zeigend.

Ich hoffe, endlich die gestrigen Ereignisse aus seiner Sicht erzählt zu bekommen!

"Es geht wieder. Ich denke, mittlerweile leide ich mehr als sie", er gibt ein ironisches, kurzes Lachen von sich, fährt sich dann mit beiden Händen übers Gesicht und schaut endlich, endlich wieder zu mir. Noch immer sitzt er so nahe... Ich könnte einen meiner Arme nach ihm ausstrecken... ihn berühren! Vielleicht am Oberarm.. oder an der Seite...

Doch ich werde mich nicht noch ein Mal in die Höhle des Löwen begeben.

Nicht nachdem er mich beinahe bei dem Versuch auf der Couch erwischt hätte!

Ich darf nichts überstürzen...
 

"Wieso?? Ist Ihnen nicht gut?", frage ich direkt ein wenig besorgt.

"Nicht wirklich... Ich halte mich schon den ganzen Tag mit Kaffee und Cola auf den Beinen", wieder ein Lachen, dieses Mal jedoch ein Amüsiertes, offenbar über sich selbst.
 

Aber ja! Wieso habe ich das selbst noch nicht bemerkt? Er ist heute überhaupt gar nicht geschminkt! Weder Tusche noch der dünne Kajalstrich - beides fehlt. Ich hatte wohl vorhin einfach kein Auge dafür!

Er sieht wirklich... ein wenig anders im Gesicht aus als sonst! Aber keinesfalls schlechter oder uninteressant! Seine Wimpern sind bereits von Natur aus dunkel und bewirken eine faszinierende Umrahmung der roten, je nach Lichteinwirkung, sogar manchmal ins Orange-Braune übergehende Iris. Es sieht so... natürlich aus!

Genau genommen hat er die zusätzliche Betonung seiner Augen gar nicht nötig, sie sind auch so der Blickfänger schlechthin!

Doch ich muss zugeben... mit ein wenig Farbe.. sind sie tatsächlich noch intensiver!

Ich könnte nicht sagen, wie ich ihn lieber sehe. Beide Versionen haben etwas Fesselndes an sich... geben ihm diese unheimlich, anziehende Ausstrahlung seiner Augen - des ganzen Gesichtes!
 

"Da hatten Sie sicher heute einen schweren Unterrichtstag", gebe ich bedauernd zurück.

"Ich habe die ganze Nacht keine einzige Minute geschlafen.. Habe die Zeit über bei Kacy auf dem Sofa verbracht. Ich wollte und konnte sie doch nicht allein lassen! Sie hat sämtliche Stunden über gejammert und gewimmert... Und immer, wenn man denkt: Gott sei Dank, jetzt ist sie endlich eingeschlafen! - Genau dann wird alles nur noch schlimmer!"

-

Automatisch beiße ich mir auf die Unterlippe. "Das... tut mir wahnsinnig leid!! Das arme Tier! Oh nein... Dass sie solche Schmerzen hat, ich -"

"Weniger die Schmerzen", er legt seine Hände auf seinen Schoß, lehnt den Kopf ein Stück weiter in meine Richtung, um ihn auf seiner linken Schulter abzulegen, "Der Tierarzt hatte mich vorgewarnt, er hat ihr eine ordentliche Dosis Narkotika spritzen müssen. Da ist es, was sie völlig um den Verstand bringt. Fast alle Tiere leiden unter den Nach- bzw. Nebenwirkungen und bei Hunden bekommt man das, mitunter, am Besten zu spüren - sie singen dir stundenlang etwas vor... Die Schmerzen dürften eher minimal sein."
 

"Da bin ich ja beruhigt!" Er lächelt wieder leicht.

"Kannst du auch sein, Yugi. Es ist nichts weiter passiert und es werden auch keine bleibenden Schäden zurückbleiben, ich bin wirklich sehr froh!

Allerdings läuft die arme Kacy jetzt mit diesem großen, weißen Trichter um den Hals durch die Wohnung, damit sie die Nähte an ihrer Seite nicht aufbeißen kann. Ich glaube, der ist momentan ihr größtes Problem! Sie schlägt damit überall an..."

"Oh...", kommentiere ich betroffen.

"Ja, da muss sie durch. Seit etwa 9 Uhr heute Morgen hat sie sich beruhigt und nun geht es ihr relativ gut. Ich war die ganze Nacht bei ihr und habe versucht sie zu beruhigen.

Deswegen habe ich heute früh in der Schule angerufen und mich krank gemeldet. Ich fühle mich so schrecklich gerädert und ausgelaugt. Kopfschmerzen haben sich im Laufe des Tages auch schon dazugesellt. Unter diesen Umständen hätte ich nie beim Sportfest assistieren können.

Nun ja, jetzt habe ich die Konsequenzen von zwei Nächten ohne Schlaf zu tragen."
 

"Zwei Nächte?", hake ich verwirrt nach. "Ja. Ich habe vorletzte Nacht nur zwei Stunden geschlafen, weil ich noch so viel zu lernen hatte. Ich habe nämlich am Dienstag wieder die nächste Prüfung."

"Lernen Sie doch lieber tagsüber! Das würde mit Sicherheit Ihren Erfolg noch steigern! Sie sollten sich nicht so übermüden..", gebe ich fürsorglich zurück. Auf gewisse Weise fühle ich mich für ihn verantwortlich, so verrückt es auch klingen mag!

Er ist sechsundzwanzig, mein Lehrer und sollte daher für meine Zukunft verantwortlich sein - nicht umgekehrt!

Aber er ist mir so wichtig!! Ich wünsche ihm so sehr, dass er dieses Mal besser als beim letzten Mal mit den 8 Punkten abschneidet!
 

"In welchem Fach denn?", erkundige ich mich neugierig.

"Diesmal in Physik. Ich werde euch am Freitag nach der Rückgabe der Klausuren noch um das Ein oder Andere bitten. Das bietet sich sogar ganz gut an, denn für weiterführenden Unterricht hat der Kurs dann nach den frustrierenden Noten sicher kein Ohr mehr", seufzt er leise.

Moment mal - uns um etwas bitten?? Physikprüfung? Am Dienstag??

Ich habe am Dienstag Physik bei ihm.... Das bedeutet, er wird in unserer Stunde geprüft!!

Ich werde dabei sein!

Vielleicht... vielleicht kann ich ihm helfen? Unauffällige Hinweise geben!

Ja, das werde ich tun!!
 

Aufmunternd nicke ich ihm zu: "Ich bin mir sicher, unser Physikkurs wird sich am Dienstag besonders große Mühe geben! Sie werden ganz sicher gut abschneiden!", lächele ich begeistert.

"Danke, solche Worte sind wirklich sehr aufmunternd! Ich habe fest vor, dieses Mal besser zu sein! Ich arbeite hart an meiner Art des Unterrichtens!"

"Das habe ich gemerkt", setze ich hinzu, und spüre das angenehme, warme Glühen in meinem Bauch, das einsetzt, nachdem ich ihn gelobt habe.

Ich hätte nicht gedacht, dass es sich so gut anfühlt jemand Anderen zu loben!
 

"Bis dahin bin ich auch wieder ausgeschlafen. Kacy bekommt am Wochenende die Fäden gezogen, dann kehrt wieder Ruhe bei mir zu Hause ein", er streckt sich ein wenig auf der Bettkante, "im Moment gibt es ja noch den Trichter und einen etwas schiefen Gang, so, als hätte sie getrunken!", er lacht leise bei dem Gedanken. "Mamoru ist bei ihr."
 

"Mamoru??", wiederhole ich, nicht ohne einen Stich im Herzen und einer gewissen Anspannung. Ich weiß immer noch nicht sicher, ob er tatsächlich solo ist... Wobei.. wenn er einen festen Freund hätte, wüsste ich zumindest, dass er.. auf Männer steht.

"Oh, entschuldige. Ist schon Gewohnheit, dass ihn jeder kennt. Er ist der Verlobte meiner Schwester."

Etwas zu laut atme ich wohl vor Erleichterung aus, denn er legt fragend den Kopf ein wenig weiter schief, als er ihn ohnehin schon liegen hat und einige blonde Strähnen fallen ihm ins Gesicht, was ihn einfach nur wahnsinnig süß macht! "Hm?"

Ein ganzer Schwarm Schmetterlinge startet zu einem erneuten Rundflug durch meinen Bauch.
 

"Äh, nichts! Ich... ähm... ich hatte gerade nur ein kurzes Schwindelgefühl.. habe ich öfters zur Zeit... Weil... na ja..." Ich breche ab, atme tief durch.

Soll ich ihm das wirklich sagen? Ihm meinen Herzfehler offenbaren? Ich würde ihm damit etwas sehr Privates anvertrauen.. ob er mich dafür abwerten würde?
 

"Es ist eher Zufall, dass es heraus gefunden wurde. Aber..." "Du musst es mir nicht sagen, Yugi. Du brauchst dich dazu nicht verpflichtet zu fühlen." Seine Stimme ist ruhig, verständnisvoll und mir ist, als klänge ein Hauch Fürsorge mit.

Nein, er würde diese Information nicht missbrauchen! Und schließlich kann ich überhaupt nichts dafür! Herzfehler sind zwar selten... aber ich weiß, dass er diese Information vertraulich behandeln wird, dass er Verständnis hat!
 

"Doch... doch, Sie dürfen es ruhig wissen. Ich habe einen Herzklappenfehler. Deshalb auch die EKG Überwachung", ich drücke die Decke ein Stück nach unten und weise auf meine Brust. "Man hat es beim Ultraschall erkannt, als man nach dem Sturz - "

Unwirsch schüttelt er mit dem Kopf, hebt diesen wieder an, fixiert meinen Blick und wechselt in eine aufrechte Sitzhaltung.

"Genau deshalb habe ich dir soo oft geraten, dass du zum Arzt gehen solltest!"

H-huch? Ich habe mich doch wohl nicht in ihm geirrt?? Er ist plötzlich so.... aufbrausend..?
 

"Schoon..", gebe ich kleinlaut zu, "Ich wollte ja auch! Ich habe Ihren Rat nicht in den Wind geschlagen..", nuschele ich um mich schnell zu rechtfertigen. "Ich fand es ja selbst außergewöhnlich, dass ich so schnell Atemprobleme bekam, vor allem im Sportunterricht!

Aber ich habe halt nicht weiter nachgedacht! Ich hielt es eher für normal, da mein Körper absolut unsportlich ist und ich keinerlei Kondition habe! Da hielt ich es eben nicht für so notwendig und so dringend... Rückblickend gesehen, war das natürlich ziemlich naiv von mir! Wie oft wurde mir urplötzlich schwindelig und mein Kreislauf hat verrückt gespielt... "
 

"Jetzt siehst du mal, wie sehr man sich irren kann. Ich habe es dir mehrere Male ans Herz gelegt - habe dir sogar meine Physikstunde angeboten, um zum Arzt zu gehen! Warum meinst du wohl, habe ich das gesagt?"

"Uhm..", entkommt es mir und ich blicke unangenehm berührt zur Bettdecke.

"Weil ich bereits etwas in der Richtung vermutet hatte. Seit deinem halben Ohnmachtsanfall vor der Bank damals, habe ich den Verdacht, dass etwas mit deinem Herzmuskel nicht ganz in Ordnung ist, Yugi. Dieser plötzliche Kollaps... Es war weder sonderlich heiß und stickig draußen, eher im Gegenteil, noch hattest du dich sportlich total verausgabt - und selbst damit sollte ein normal schlagendes Herz umgehen können. Es sei denn, es ist genetisch vorbelastet."

Meine Augen werden riesengroß, starren ihn ungläubig an. Er wusste es?? Die ganze Zeit schon?

Ja, richtig... Ich bin vor der Bank zusammengeklappt... weil ich in diesem Moment realisiert hatte, dass Kacy ein Hund und Mirai Athem bloß seine Schwester ist...

Niemand verfällt wegen solchen Nachrichten beinahe ins Koma!!

Und überhaupt... wie oft war mir schwindelig? Ich dachte nicht nur ein Mal, die Umgebung um mich herum würde sich wie verrückt drehen!

Das letzte Mal war sogar noch Gestern! Als ich auf die Fahrräder zugelaufen bin... Ich konnte mich nur durch den Schockzustand und die damit verbundene Willensstärke weiter vorwärts treiben. Bis mich die Schwärze schließlich doch erwischt hat..
 

"Wie... Wie kamen Sie darauf, dass es etwas Ernsteres ist??", frage ich verstört und greife nach rechts zu meinem Nachttisch, ziehe mir mein Wasserglas an die Lippen und beginne meinen ausgetrockneten Mund zu befeuchten, sowie durstig zu trinken.

Wo bleibt Mirai eigentlich mit dem Kaffee?!

Nicht, dass ich sie gerne wieder hier hätte... Ich genieße unser Gespräch unter vier Augen gerade sehr! Aber müsste sie nicht schon längst drei Mal wieder zurück sein?

Sie ist sicher schon fast eine Viertelstunde weg!

Selbst wenn sie die Treppen statt des Aufzugs genommen hat für die vier Stockwerke und es vor dem Automaten eine Warteschlange gab.. Langsam wird ihr Fernbleiben echt unrealistisch!!
 

"Yugi... Ich bin auch Sportlehrer. Das bedeutet, ich habe mich ziemlich intensiv mit dem menschlichen Körper befassen müssen. Zwar nur die Grundkenntnisse in Sachen Herz, Blutkreislauf, Lunge und Muskeln, es war ja kein Medizinstudium, aber trotzdem völlig ausreichend, um eine Herzschwäche zu erkennen!"
 

"Achso..", seufze ich und stelle mein Glas wieder weg. Schuldbewusst sehe ich ihm in die Augen. "Es tut mir leid, ihren Rat nicht angenommen zu haben..."

"Dafür brauchst du dich nicht entschuldigen, es ist schließlich allein deine Sache. Und geändert hätte es letztendlich nichts. Ob es jetzt erst entdeckt wurde oder vor fast zwei Monaten ist gleichgültig." Seine Stimme klingt so ernst... ich mache mir wirkliche Vorwürfe!

Oder ist es eher die Wut auf meine Dummheit? Meine Naivität, so blind gewesen zu sein??
 

Er hebt den Kopf, wirft einen Blick auf den Elektrokardiograph.

"Die Werte sehen aber auch nicht gerade gut aus. Es schlägt zu schnell - und ab und zu auch ein wenig unregelmäßig. Hmm... Es ist nur ein leichter Klappenfehler, sagst du? Links oder Rechts? Was raten dir denn die Ärzte... sollst du es operieren lassen?"
 

Erschrocken und zutiefst peinlich berührt, spüre ich besagten Muskel sogar noch eine weitere Spur zulegen.

Verdammt, verdammt!!! Er hat es gesehen!! Er sieht meine Herzfrequenz!!

Oh Gott... Ob er weiß, dass es an ihm liegt?? Schöpft er wohl Verdacht..?

Ich bekomme doch niemals einen ruhigen Herzschlag hin, solange er unmittelbar neben mir sitzt und ständig das Knistern in mir weiter anfacht!!
 

Augenblicklich zwinge ich mich zur Ruhe. Yamis Aufmerksamkeit gilt noch immer der Messanzeige!! Wenn er jetzt sogar sieht, dass es noch schneller wird... Scheiße!

Der Mann ist doch nicht dumm!!
 

Schnell beschließe ich auf seine Fragen zu antworten, ihn rasch von dem kurvigen Graph abzulenken.

"Ähm... also... Die Ärzte meinen, sie würden mir eine OP empfehlen... Die linke Klappe wäre ziemlich verengt und auf Dauer eine zu große Belastung für mein Herz, woraus sich später sogar linksseitiges Herzversagen ergeben könnte. Sogar ein Herzinfarkt wäre denkbar, meinte der Herzspezialist gestern Abend!" Ich gebe gezielt die Extremen an, um ihn komplett von den Wellen auf der Digitalanzeige weg zu locken.

Doch er rutscht nur von seinem Platz auf meinem Bett hinunter, stellt sich vor mein Bett und greift sich mit Links in den Nacken, beginnt sich dort zu massieren.
 

"Oohh... Mein Genick ist so versteift... Das kommt von zwei Nächten Dauersitzen..", er schließt kurz die Augen, öffnet sie aber drei Sekunden später wieder.

"Lass dir von diesen Schauermärchen der Ärzte keine Angst einjagen, Yugi. Die fühlen sich wohl oftmals als Halbgötter in weiß.. Sie haben mir damals auch mit allem möglichen gedroht.. und nichts davon ist eingetreten."

Nun ist meine Neugierde geweckt.

Er lag auch schon Mal im Krankenhaus? Stimmt, vorhin erwähnte er, dass er und Mirai Krankenhausaufenthalte zur Genüge kennen!

Gerade will ich zur Frage ansetzen, da spricht er bereits weiter:

"Ich wusste, dass ich mich auf Mirai nicht verlassen kann!"

"Wo bleibt sie bloß??", werfe auch ich ein, trotz allem ein wenig frustriert, ohne Antwort ausgegangen zu sein.
 

"Ich denke mal, die Frau hat wieder irgendwen Bekanntes unten im Foyer entdeckt. Sie schreibt für eine Zeitung, weißt du, daher kennt sie genug Leute für ein spontanes Schwätzchen." Seine Stimme verrät deutlich, wie sehr ihm diese Eigenschaft seiner Schwester missfällt und offensichtlich auch nervt.

"Aber sie hat Ihnen doch einen Kaffee versprochen! Gleich lohnt sich doch das Trinken sicher nicht mehr!" Denn ich bin mir sicher, die Athems haben noch etwas Anderes vor, als nachher bis sieben Uhr bei mir im Krankenhaus zu bleiben!

"Ich denke, um den wurde ich sowieso betrogen", lacht er ironisch, "Mirai wird meinen wohl ihrer netten Konversationspartnerin übergeben haben. Sicher sitzen die beiden da unten und Mirai denkt schon gar nicht mehr an mich... Typisch wäre es zumindest..."
 

"Sie... Sie meinten vorhin...", beginne ich einfach, seine Klagen über seine Schwester völlig ignorierend, "Sie lagen schon mal..." Was in aller Welt tue ich hier?? Wieso fange ich damit wieder an? Ich kann ihn doch nicht einfach so dreist ausfragen!! Das ist privat!! Es geht mich überhaupt nichts an!

Was, wenn es ihm unangenehm ist, darüber zu reden? Yugi, zügele deine verfluchte Neugier über ihn!
 

"...im Krankenhaus?", ergänzt er mit einem flüchtigen Lächeln auf den Lippen, seine Hand noch immer im Genick.

"Jaa. Dürfte... ich fragen... wieso?", bringe ich hervor und laufe auf der Stelle wieder rot an - ich dachte eigentlich, sämtliche ungesunde Farbe wäre aus meinem Gesicht gewichen!
 

"Meinetwegen. Ich sollte aber dazu sagen, dass das nicht hier war, sondern noch in Ägypten und schon wirklich einige Zeit her. Mit dreizehn hatte ich einen Leistenbruch."

Ägypten?? Leistenbruch??

"Sie kommen aus Ägypten??" "Ja. Hatte ich dir das nicht schon mal erzählt? Mirai und ich sind doch in Ägypten geboren." Er lässt endlich von seinem Nacken ab, dreht sich stattdessen ein Stück mit dem ganzen Körper und lehnt sich mit dem Rücken an die Fensterbank.

Das ist er also!! Endlich weiß ich es!! Ägypter!

Da lag Jonouchi mit Araber gar nicht mal so falsch...

"Nein, hatten Sie mir noch nie gesagt. Ägypten ist wirklich ein interessantes Land!"

"Das auf jeden Fall! Aber dafür in den Krankenhäusern unerträglich heiß! Zumindest gab es auf meinem Zimmer keine Klimaanlage oder Ventilator... das weiß ich noch genau!"
 

Ich möchte wissen, was er für Horrormärchen meint! Will es unbedingt wissen!!

Ich spiele nervös mit meinen Fingern unter der Decke, bis sie schließlich das Plüschlämmchen finden und es aufgeregt drücken.

"Und... und.. was haben die Ärzte zu Ihnen gesagt? Mit welchen Komplikationen gedroht..?" Mein Puls rast weiter in unnormaler Geschwindigkeit durch meinen Körper - das ist doch eigentlich völlig unwichtig! Es sollte mich gar nicht interessieren.
 

Wie auf Kommando hebt er die linke Hand als Faust kurz vor den Mund und räuspert sich. Für mich ein Zeichen, zu weit gegangen zu sein.

"Sie.. Sie müssen mir natürlich nicht antworten!", füge ich hastig hinzu.

Er jedoch heftet seinen durchdringlichen Blick auf meine Augen, sieht mich schier ernst und nachdenklich an.

"Zeugungsunfähigkeit und Impotenz", antwortet er nach einem kurzen Moment nüchtern und trocken. Dann wendet er mir den Rücken zu und sieht wieder hinaus.
 

Peinlich berührt und betroffen senke auch ich meinen Blick auf die Decke.

Daran hatte ich gar nicht gedacht... wie unangenehm!!

Ob... ob... er impotent ist?? Ja, aber... ich... er...

Argh! Was antworte ich bloß??

.... Sagte Herr Athem nicht, die Warnungen hätten sich nicht bestätigt? Dann ist bei ihm also doch alles in Ordnung..?
 

Der Ton der Türklinke scheint wie eine Rettung für mich. "Entschuldigt, dass ich euch habe warten lassen!!" In jeder Hand mit einem dampfenden Pappbecher beladen schneit Frau Athem wie ein kleiner Wirbelwind zurück ins Zimmer, bleibt allerdings direkt vorne an stehen.

"Mirai! Dass es dich noch gibt, grenzt an ein Wunder!", spottet Herr Athem, der sich mittlerweile vom Fenster weg und zu seiner Schwester gedreht hat.

"Seehr witzig, Yamilein. Nimm mir doch bitte endlich deinen blöden Kaffee ab, damit ich die Türe wieder schließen kann. Ich habe sie schon kaum geöffnet bekommen.. Deiner ist rechts!"
 

Mit einem leisen Seufzen nickt dieser und kommt ihr entgegen.

"Danke, das brauche ich nun wirklich!", er lässt sich den Becher anreichen und nippt vorsichtig an dem heißen Getränk.

"Darf man wissen, warum das soo lange gedauert hat?", erkundigt er sich direkt nach dem ersten Schluck.

Mirai hat bereits die Zimmertür geschlossen, läuft an Akiras Bett vorbei und bleibt am Fußende von meinem stehen. Ihr Bruder folgt ihr beinahe auf dem Fuße und steht schließlich neben ihr.
 

Dabei fällt mir das erste Mal auf, dass die beiden fast genau gleich groß sind! Prüfend lasse ich den Blick zwischen ihren beiden Köpfen hin- und hergleiten.

Vielleicht ist Yami doch einen Hauch größer... aber nur minimal. Höchstens ein oder anderthalb Zentimeter.

Ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen.

Yami ist älter und auch ein Mann... eigentlich müsste er seine kleine Schwester überragen.

Aber ich weiß, dass es nicht Mirai ist, die besonders großwüchsig ist.

Mir ist schon zu Beginn des Schuljahres aufgefallen, dass der neue Physikreferendar auch nicht mit besonders viel Körpergröße gesegnet wurde.

Einige Mittelstufenschüler sind entweder genauso groß oder gar locker größer als er!

Ich denke mal, dass er gerade mal an die 1,70 herankommt... Aber umso besser für mich! Mein Grinsen wird größer.

Das lässt mich mit meinen 1,57 (*) doch nur hoffen!

"Ich war gerade unten im Foyer, da habe ich durch die großen Glastüren gesehen, dass es aufgehört hatte zu regnen! Ich habe die Chance genutzt, um noch eben mal Eine zu rauchen", lächelt sie unschuldig und nimmt einen Schluck von ihrem Kaffee. Dann geht sie um mein Bett herum und setzt sich wieder auf den Stuhl von zuvor.
 

"Was? Du hast mich für deine Sucht warten lassen?? Na wunderbar..."

Yami derweil bleibt unten an meinem Bett stehen, verschränkt die Arme auf der Bettstange am Fußende und lehnt seinen Oberkörper daran, den Kaffee noch immer in der linken Hand, von dem er hin und wieder einen Schluck nimmt.

"Das tut gut.. so schön heiß. Ich fühle meinen Körper langsam wieder..", seufzt er, schließt für wenige Sekunden genüsslich die Augen. "Wenn jetzt nur noch die Kopfschmerzen verschwinden würden.." "Also eins ist schon mal klar. Nach Hause fahre ich uns gleich. In dem Zustand lasse ich dich nicht ans Steuer! Wieso bin ich nicht eigentlich auf der Hinfahrt gefahren?"

"Weil ich dich erst vom Verlag abholen musste, Schwesterchen." Er geht hinüber zu dem Stuhl an der Wand, auf dem seine Lederjacke hängt, steckt seine Hand kurz in eine der Taschen und zieht ein kleines Schlüsselbund hervor.

"Ich hatte sowieso nicht vor zu fahren! Dieses Recht beanspruche ich heute nicht für mich", grinst er und wirft Mirai das Schlüsselbund zu.
 

Erschrocken über die plötzliche Handlung ziehe in den Kopf ein, habe Angst, die Rothaarige könnte den Wurf verfehlen und der Schlüssel stattdessen mich treffen!

Dem ist aber nicht so und Yami lässt sich daraufhin auf den besagten Stuhl in der Nähe des Tisches sinken, gönnt sich einen weiteren Schluck seines heißen Getränks.

Dann beobachte ich, wie seine Augen meinen Blumenstrauß auf dem Tisch unmittelbar vor ihm zum ersten Mal richtig fixieren.

Ich glaube, ich spinne wirklich... Ich hatte für den Bruchteil einer Sekunde das Gefühl, seine Augen würden sich in stummer Überraschung weiten..

Aber das ist völliger Unsinn! Was sollte er sich auch im Krankenhaus über Blumen wundern? Das ist schließlich völlig normal! Er kann ja nicht wissen, wie unangenehm mir dieser Strauß noch immer ist... welche Schuldgefühle er indirekt hervorruft...
 

Eine kurze Stille tritt ein, in der ich fieberhaft darüber nachdenke, welches Thema ich anbringen könnte! Natürlich habe ich noch soo viele Fragen an ihn..! Aber vor Mirai? Überhaupt.. auch wenn er allein wäre, könnte ich mich schlecht erkundigen, ob er eine feste Lebenspartnerin oder einen Lebenspartner hat... oder eher gesagt ich sollte erstmal klären, ob er überhaupt homosexuell ist!

Ich habe ja schon oft darüber nachgedacht... also ausschließen würde ich es nicht.

Ich weiß nicht, was es ist, es scheint wie eine innere Stimme, die mir zuflüstert, dass er dem eigenen Geschlecht zumindest nicht abgeneigt zu sein scheint! Und, dass er sich schminkt...spricht ja auch schon eine gewisse Sprache - obwohl es nur so dezent ist, dass man ihn keinesfalls als Schwuchtel abstempeln könnte!
 

"Und Yugi? Wie sieht es bei dir schulisch so aus? Ich nehme mal an, du kennst meinen Bruder aus dem Physikleistungskurs? Bist du etwa auch so ein... Physikfan?", das letzte Wort betont Frau Athem wohl bewusst abwertend und mit deutlichem Unverständnis in der Stimme. Meine Brust schwillt ein wenig vor Freude und Glück an - sie spricht von Leistungskursen! Das bedeutet, sie schätzt mich mindestens in der zwölften Klasse! Wie oft hält man mich sonst für einen Mittelstufenschüler?
 

Doch ich winke schon ab: "Nein, nein! Ich sitze nur im Grundkurs! Physik kann zwar ein durchaus interessantes Fach sein, aber ich würde mich niemals für ein Studium einschreiben!", lache ich leise und ein wenig verlegen, schiele zu der besagten Person hinüber, die es tatsächlich gewagt und mit offensichtlichem Erfolg geschafft hat, dieses Fach zu studieren.

Er schaut allerdings nur mit einem abgelenktem Blick zu uns hinüber, tut so, als würde er uns zuhören, allerdings achte ich auf seine Pupillen, die sich auf einen Rundgang durch mein Krankenzimmer begeben zu haben scheinen.
 

"Meine Leistungsfächer sind Mathematik und Japanisch! - Da fällt mir ein..! Oh verdammt, ich wollte doch heute noch für Mathe gelernt haben! Am Montag ist die Klausur!"
 

Mirai beginnt breit zu grinsen. "Immerhin fällt es dir noch fast eine Woche vorher ein! Ich hab mir die Klausurtermine nie notiert gehabt und hab's meistens erst von den Anderen einen Tag vorher gehört. Oder ein Mal ging ich nichts ahnend in den Englischraum hinein und musste feststellen, dass meine Klausur jetzt starten würde!", sie kichert leise, "Ach ja.. Irgendwie schade, dass die Zeit vorbei ist!"

"Wie lange ist ihr Abitur her?", frage ich neugierig. "Vier Jahre!", kommt die postwendende Antwort. "Und, um die Falten aus deiner Stirn zu nehmen - ja, ich bin dreiundzwanzig Jahre alt!" Mich ertappt fühlend und beschämt senke ich den Blick ein wenig, kann eine Rosafärbung meiner Wangen nicht verhindern.
 

Woher... weiß sie bloß, dass ich gerade ihren ungefähren Altersunterschied zu Yami nachgerechnet habe??

Ich nicke einfach nur vor mich hin.

Wie peinlich... Yami Athem hat auch noch alles mitbekommen..
 

Aber wow... nur 23... Warum können die beiden ihr Alter nicht tauschen?? Ich werde bald neunzehn - gut, erst in einem halben Jahr, aber immerhin...
 

"Yugi? Was ich noch fragen wollte... Sind das deine Blumen?", er lächelt mich an und weist mit der rechten Hand Richtung der Vase, seine Linke immer noch den Kaffee haltend.

Ich beiße mir angespannt auf die Lippen.

Oh nein... Ich hatte so sehr gehofft, dass er sie nicht zur Sprache bringen wird!! Mir ist es viel zu unangenehm ihm die Sache mit Anzu zu erklären!

Gott, wie das klingt! Eine gute Freundin möchte mehr als Freundschaft, aber ich nicht... als wäre ich total wählerisch und eingebildet und würde mir selbst nur die tollsten Leute aussuchen, oder so..

Außerdem geht ihn das auch eigentlich gar nichts an... Sicher, er ist der Grund, warum ich Anzu früher oder später sehr weh tun muss... Ich seufze innerlich.

Aber das wäre das Letzte, was ich ihm erzählen würde!!

Ein Schwall von Schuldgefühlen droht mich mit sich zu reißen, ich schaffe es gerade noch, mein schlechtes Gewissen selbst zu beruhigen und das Problem mit Anzu zu verdrängen. Die Zeit dafür wird schon noch kommen... irgendwann...
 

"Jaa. Ich hab sie von...", stockend und unsicher breche ich ab, setze dann aber wieder neu an, "Meine Freunde haben sie mir vorhin mitgebracht!" Ich nicke mir zufrieden über diese Form der Wahrheit zu.

Herr Athem steht auf, stellt sich genau vor den Strauß.

"Achso. Das ist ja wirklich sehr aufmerksam von... ih - ihnen! Sie sind wirklich sehr schön, die Farbzusammensetzung passt besonders gut."

"Stimmt. Danke", gebe ich einfach zurück.

Dann wirbelt der Referendar herum, lässt die Blumen hinter seinem Rücken unbeachtet und lächelt mich geradezu intensiv an.

Welche Wärme er in meinem Bauch auslöst..

Wie gerne würde ich ihm versichern, dass mir sein Geschenk um einiges lieber ist als ... ja, diese blöde rote Rose in der Mitte..
 

Mirai nimmt einen letzten Schluck ihres Kaffees, stellt dann den leeren Becher auf mein Nachttischschränkchen.

"Okay, Yugi. Ich denke, wir beide werden dir jetzt wieder deine verdiente Ruhe lassen. Mein armer Freund fühlt sich sicher schon überlastet mit Kacy! Und die glaubt wiederum noch, Yami kommt gar nicht mehr wieder! Er ist doch ihre Bezugsperson Nummer eins! Sie wird sicher schon um ihn trauern!"

"Ich wünschte, du würdest das mal tun.. Statt eine Zigarette mir vorzuziehen!"

Er schmollt offensichtlich spielerisch, als er seine Arme vor der Brust verschränkt.
 

Ich kann mir nicht helfen, als ein heiteres Kichern meiner Kehle entflieht.

Wie süß er doch ist!! Und wenn er diese leicht kindliche Art hervorholt.. So wie damals, als er verstanden hatte, ich würde ihm unterstellen, keine Nudeln kochen zu können...
 

Dann räuspert er sich jedoch und wird wieder ernst, ist mit wenigen fließenden Schritten wieder zurück bei seiner Jacke, die er vom Stuhl zieht.

"Ich wollte auch gerade vorschlagen, dass wir mal wieder nach Kacy sehen.."

Mirai nickt nur und erhebt sich dann ebenfalls von ihrem Sitzplatz.

"Na dann, Yugi. Alles Gute für die Zukunft - und werde schnell wieder gesund!"

Ich lächele freundlich zurück. "Dankeschön. Werde ich!"
 

Die Tür wird ohne Anklopfen aufgerissen und ein kleiner, braunhaariger Junge stürmt hinein.

Stoppt dann aber in offensichtlichem Schreck und Überraschung - außerdem wäre er fast in Mirai hinein gerannt, die gerade auf dem Weg in den Waschraum war - er hat wohl mit keinerlei Besuch bei mir gerechnet.

"Oh... Guten Tag!", grüßt Akria plötzlich höflich und klettert dann zurück auf sein Bett. Seine Eltern sind wahrscheinlich auch bereits gegangen.

Irgendwie habe ich das Gefühl, das Schicksal will mich nicht allein in diesem Zimmer lassen.

Dabei täte mir jetzt ein wenig Ruhe zum Nachdenken wirklich sehr gut. Ich sehne mich geradezu danach... Ich habe einiges zu verarbeiten nach seinem Besuch.
 

Beide Athem Geschwister grüßen zurück, Yami trägt bereits wieder seine Jacke - während Mirai ihren leeren Becher in dem Mülleimer im angrenzendem Bad entsorgt - und tritt zu mir ans Bett.

"Also dann, Yugi.. Wir sehen uns sicher recht bald wieder. Spätestens dann am Freitag - und wehe du fehlst in meinem Unterricht!", grinst er und zwinkert mir zu.

Aber irgendwie kommt mir seine Mimik so... aufgesetzt vor?

Ich kann mir nicht helfen, finde es selbst schon gruselig... Ich kenne ihn doch so gut wie gar nicht! Aber er ist beinahe ein offenes Buch für mich... ich merke sofort, wenn etwas nicht stimmt. Und das ist gerade eindeutig der Fall... er ist... verändert..
 

Ich hebe schüchtern meine rechte Hand ein Stückchen an, versuche anzudeuten, dass ich gerne einen Händedruck zum Abschied hätte und beobachte ihn sofort genau, ob er versteht und mir ebenfalls mit seiner Hand entgegenkommt.

Ich bin mir sogar sicher, er hat von meiner Geste Notiz genommen! Aber vielleicht habe ich mich auch geirrt... Denn er dreht sich ohne ein weiteres Wort zu verlieren um und folgt Mirai zur Tür, die dort bereits wartet.

Als mir plötzlich noch etwas einfällt!
 

"Vielen Dank für Ihren Besuch!! Ich habe mich ehrlich sehr gefreut!"

"Gerne doch! Wir fanden es einfach eine nette Geste!", antwortet mir Mirai offen, hat sich noch ein Mal zu mir herum gedreht. Dann greift sie zur Türklinke.

"Dir noch einen schönen Abend", höre ich Yamis Stimme mir wünschen, jedoch ohne mir noch einen Blick in sein Gesicht zu gönnen.
 

Mit einem kurzen Winken sind sie auch beide schon hinausgetreten und ich sehe nur noch die grüne Tür sich schließen, als wäre keiner von beiden je hier drin gewesen.
 

Ich lasse meinen Oberkörper nach hinten fallen, drücke meinen Kopf tiefer ins Kissen.

Einige Sekunden verharre ich so, schließe dann die Augen.

Das... das war doch jetzt alles nur ein Traum - oder? Ich bin nur gerade durch Akiras Türaufreißen aufgewacht!

Ich kann überhaupt nicht glauben, dass er tatsächlich hier war!! Warum sollte ausgerechnet er mich auch besuchen..?
 

"Yuugi?" Natürlich Akira.

Ich stöhne innerlich genervt auf, wurde mitten aus meinem Gedankengang gerissen. Allerdings bemühe ich mich um ein freundliches Gesicht und ein Lächeln, als ich den Kopf zu ihm wende.

"Jaa?"

"Spielst du mit mir eine Partie Duel Monsters? Meine Eltern haben mir vorhin mein Deck mitgebracht!" "Uhm... Tut mir leid, Akira, aber ich habe meins nicht dabei! Außerdem fühle ich mich doch recht müde und könnte mich, glaub ich, gar nicht konzentrieren. Ich denke, ich werde versuchen noch etwas zu schlafen." Natürlich habe ich das nicht vor. Aber so lässt er mich wenigstens in Ruhe und ich kann meine Gefühle und Gedanken ordnen.

So ungern ich sonst immer allein bin - ab und zu brauche ich das einfach.

"Achsoo... schade! Dann gehe ich mal draußen auf der Station fragen, ob jemand gegen mich antritt!"
 

"Mach das. Und viel Spaß!"

"Daaanke!" Er lächelt mich scheu an. Schon fällt die Tür hinter ihm ins Schloss.

Vielleicht findet er ja tatsächlich Gleichaltrige.

Aber.. - ohne mich jetzt besonders hoch stellen zu wollen - es wäre ein ziemlich unfaires Duell geworden. Ich bin doch schon recht gut in dem Spiel... schlage sogar fast immer Jou! Aber im Gegensatz zu ihm, spiele ich nur aus Spaß an der Freude und stelle mich nicht ins Rampenlicht.
 

Meine Hände streifen das Schäfchen, welches unter der Decke liegt. Ich ziehe es hervor.

Der Beweis. Es war kein Traum.. Er hat mir tatsächlich etwas geschenkt.

Yami Athem saß hier auf meinem Bett!

Ich war ihm so nahe.. Wir haben die ganze Zeit kommuniziert.

Nicht nur verbal.. Geredet haben wir wirklich nicht gerade wenig... Aber so viel Körpersprache... habe ich noch nie mit ihm ausgetauscht. Ständig habe ich die verschiedensten Blicke von ihm zugeworfen bekommen.
 

Himmel, ich bin voller Freude und Hoffnung! Ich fühle mich soo gut!!

Ein Lehrer besucht nicht gerade jeden seiner Schüler, wenn der mal im Krankenhaus liegt.

Das bedeutet, er hat sich wirklich Sorgen gemacht? Es interessiert ihn, wie es mir geht?

Er wollte mir mit seinem Besuch eine Freude machen?

Wie lieb er doch ist... Und fürsorglich...

Schließlich hat er zwei Nächte lang nicht geschlafen!! Es wäre doch viel besser gewesen, wenn er die Zeit zum Ausschlafen genutzt hätte! Er hätte den ganzen Nachmittag schlafen können, statt sich dazu noch mit Kopfschmerzen hier herum zu quälen!

Warum hat er das bloß getan??
 

Ich lege meine rechte Hand an meine aufglühenden Wangen.

Ich weiß, dass er dazu neigt Andere wichtiger zu nehmen - sogar über sich selbst zu stellen!

Nie wäre es ihm damals in den Sinn gekommen, unsere Verabredung für die Physiknachhilfe aufzulösen, weil seine Prüfung verlegt wurde! Er hat beides gleichzeitig machen wollen... Und hat es geschafft.

Schon damals habe ich mich trotz der Aufregung so... im Mittelpunkt gefühlt!

Bei ihm hatte ich schon immer das Gefühl, für ihn ist Schüler nicht gleich Schüler. Ihm liegt, im Gegensatz zu anderen Lehrern, etwas daran, dass wir etwas lernen und gute Noten schreiben. Er ist etwas Besonderes.
 

Ob Jonouchi Recht hat?? Mag Herr Athem mich??

Mein Herz macht Freudensprünge, ein warmes Glücksgefühl läuft durch mich hindurch.

Wohlige Schauer fahren durch meinen Körper, als ich meine Augen einen Spalt breit öffne und nach meinem MP3 Player greifen möchte, als mir die Blumen ins Auge fallen.
 

Und mit den Blumen erfasst mein Blick noch etwas Anderes. Seinen Kaffeebecher.

Er hat ihn einfach auf dem Tisch neben den Blumen stehen gelassen.

Meine volle Aufmerksamkeit auf sich lenkend, weiß ich gar nicht mehr, warum ich plötzlich die Bettdecke von mir schlage, im Aufsetzen nach dem kleinem Kästchen auf dem Regal über mir greife und mit dem EKG-Gerät im Arm hinüber zum Tisch tapse.

Dort stelle ich das Gerät ab und greife stattdessen wie hypnotisiert nach seinem Kaffeebecher.
 

Als Erstes muss ich feststellen, dass er noch einen Rest drin gelassen haben muss, denn der Becher ist unerwartet schwer.

Ich werfe einen Blick hinein und bin wahrlich überrascht, als sich der Kaffee als wahrlich so hellbraun und voller Milch entpuppt, als wäre es beinahe schon Kakao!

Milchkaffee...

,Genauso... wie seine Hautfarbe!', schießt es mir durch den Kopf.
 

Ich halte sein Getränk in der Hand, die Tasse, die er mehrmals an seine Lippen angesetzt hat..

Gedankenverloren fahre ich sanft mit dem Zeigefinger den Rand nach, würde jetzt wohl alles darum geben, wenn dies tatsächlich seine Lippen wären. Wenn ich die Konturen nachfahren könnte... Wie sich seine Lippen wohl anfühlen?? Wie sie schmecken??

Vor meinem inneren Auge sehe ich ihn wieder. Sein Gesicht, seinen Mund. Er redet mit mir, doch ich höre ihm nicht zu, bin völlig auf die Bewegung seiner schön geschwungenen Lippen fixiert.
 

Peinlich berührt rufe ich mich zur Vernunft.

Yugi! Es ist nur ein Kaffeebecher! Er hat daraus getrunken, na und? Kein Grund zu übertreiben!

Irgendwie... komme ich mir vor mir selbst so dumm vor... welche Fantasien ein Kaffeebecher in mir weckt?! Wie weit ist es mit mir gekommen?
 

Zu neugierig jedoch und von der Vorstellung ihn zu küssen ergriffen, schiebe ich sämtliche Unwohl bringende Gedanken beiseite und setze ich die Lippen an den Becher, versuche so herauszufinden, ob wohl ein Hauch von Yamis Geschmack daran haftet.

Gleichzeitig schnuppere ich mit der Nase an der nassen Pappe, versuche außer dem intensiven Geruch der Kaffeebohnen vielleicht noch etwas von ihm zu erhaschen.
 

Eine Stimme im Hintergrund wispert mir allerdings zu, dass jeder Zeit jemand hinein platzen könnte! Mich hierbei erwischen...sehen...

Was würde man bloß über mich glauben??

Was soll ich überhaupt über mich selbst denken..? Bin ich noch normal..?

Ich benehme mich wie ein gerade in die Pubertät gekommenes, verliebtes Schulmädchen..
 

Aber ich bin so neugierig... und der Becher so verdammt anziehend - ich möchte es wissen!

Und schließlich sieht mich keiner... es wird sicher niemand hinein kommen - oder??

Sonst könnte ich es immer noch für meinen Becher ausgeben und schnell so tun, als würde ich nur trinken!
 

Ich schließe seufzend die Augen, um mich besser auf meine Sinne zu konzentrieren.

Unsicher taste ich den äußeren Becherrand mit der Zungenspitze ab.

Mmhh... Vielleicht... mit viel Fantasie.. etwas herb, aber trotzdem nicht bitter sondern trotz allem.. süßlich?

Ich fahre vorsichtig weiter den Becherrand mit der Zunge nach, meine Wangen glühen weiter, mein Blut fließt schneller und kleine Funken tanzen hinter den geschlossenen Augenlidern, als mir meine Fantasie vorspielt, seine Lippen so abzutasten und zu schmecken.

Ein Glück ist Akira nicht da... ich bin allein...
 

Nach einer kurzen Weile des Genusses holt mich allerdings die Realität wieder ein und ich schlage enttäuscht leicht zitternd die Augen wieder auf.

Nur sein stehen gelassener Kaffee...

Kein Grund, zu übertreiben...

Wie er ihn wohl trinkt?

Mirai hatte nach ,Wie immer?' gefragt, also schüttet er sich immer so viel Milch in das Getränk?
 

Ehe ich mich versehe, habe ich den Becher an meinen Lippen auch schon gekippt, so dass mir sein Inhalt in den Mund fließt. Ich trinke seinen Kaffee aus!

Doch schon im nächsten Moment verzieht sich meine vorhin noch so entspannte Gesichtsmuskulatur, ich reiße mir das Gefäß vom Mund und schlucke eilig.
 

Igitt!! Ist der süß!! Da muss ja ein halbes Kilo Zucker drin sein!!

Schmeckt ja entsetzlich!

Und so trinkt er seinen Kaffee immer?? Das ist doch kein Kaffee mehr!! Das ist ja wirklich zum reinsten Kakao geworden!

Brrr!!

Ich bin zwar selbst kein wahrer Freund von Kaffee, habe wenn ich mal einen getrunken habe, dann habe ich natürlich auch Zucker oder Süßstoff benutzt! Aber doch nicht so viel...

Wie kann er so was mögen? Da beginne ich ja schon an seinem Geschmack zu zweifeln!
 

Kopfschüttelnd hebe ich das EKG-Gerät wieder an und begebe mich mit dem Kaffeebecher in das kleine, angrenzende Bad und kippe den letzten Schluck ins Waschbecken, bevor ich das Pappgefäß in den Abfall werfe, wo er direkt Mirais Becher Gesellschaft leistet.

Der war doch total übersüßt.. wie kann er so was trinken??
 

Wieder an meinem Bett angekommen fische ich mir kurzer Hand meinen MP3 Player aus meiner Reisetasche, die mir Großvater gestern gebracht hatte.

Ich lege mich schwerfällig ins Bett und kuschele mich wieder unter die Decke. Vielleicht war die Idee vorhin, ein wenig zu schlafen, ja nicht nur eine Ausrede...

Ein Gähnen entkommt mir, als ich die Augen schließe und die Musik starte.
 

Bis einige Minuten später ein Lied meine Aufmerksamkeit wieder wach rüttelt.
 

I looked at you at once I knew

I have been waiting my whole life for you

So who am I, I can't deny

I'm longing for your touch

Inside I try

I do not care if people do

their best to keep me off from you

But I should be glad

To see the back of you

But all I wanna do is catch, is catch you
 

I'm gonna catch you

I won't let you go

Until I get you in my dreams tonight

I wanna take you, I want break you

I will catch you, now the time is right (**)
 


 

Ein Lächeln schleicht sich von allein auf mein Gesicht.

Ich bin wirklich verrückt... Meinem Lehrer hinterher zu rennen... es tatsächlich zu versuchen.

Aber wenn ich noch eine Bestätigung gesucht habe, wie sehr ich ihn an meiner Seite brauche, wie viel besser sich die Welt mit ihm in der Nähe anfühlt.. und wie viel er mir bedeutet... dann habe ich sie Heute erhalten.
 

Oh ja, Yami Athem....

I'm gonna catch you...
 


 

*****
 

****

(*) Jepp, nicht wundern, ich habe Yugi bewusst in meiner FF größer als seine von Takahashi-sama vorgegebenen 1,53 gemacht.. Er ist ja auch hier älter.. ^^
 

(**) Lyrics by Bell, Book & Candle "Catch you"
 

Und mal wieder sind wir durch ^^

Ich muss sagen, dass mir dieses Kapitel wirklich ziemlich viel abverlangt hat... Es war total schwer, die ganzen Seiten über nur am selben Ort und bei so einem kurzen Zeitraum zu bleiben. Die Grenzen geschickt zu umschiffen und nichts als besonders unrealistisch stehen zu lassen.. *seufz*

Und selbst nach so vielen Änderungen bin ich noch nicht richtig zufrieden..
 

Na ja, zumindest hab ich alles untergebracht wie es für Kapitel 10 auch geplant war ^^

Jetzt zerbrecht euch mal schön den Kopf über Atis Verhalten... *smile* Vielleicht führe ich euch ja auch nur ein wenig an der Nase herum...^^

Endlich habe ich es geschafft, das Lied von BBC einzubringen... Danke noch mal MadeInHell fürs drauf aufmerksam machen. ^^

Weiter bedanke ich mich bei Shivers fürs Nachdenken - und schließliche Finden des Titels! ^.^ Und bei meinem Schatz Kagu-chan für die beta-Arbeit! ^__^
 

Musik beim Schreiben: Bad Luck!!! Mit "The rage beat" - yes, ich liebe es! ^.^

Und natürlich durfte auch "Blind game again" nicht fehlen ^^

(@Gravitation Fans: Yeah, ich hab BL lieber als NG XD"""" - Rein musikalisch gesehn!)

Und aus Grav noch das Stück namens "Anti Nostalgic" sowie

Three Doors Down "Here without you"
 

Eure Polarstern



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Kommentare zu diesem Kapitel (39)
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Von:  jyorie
2013-10-10T16:06:44+00:00 10.10.2013 18:06
Teil 3 ... Hey ^_^

*schmunzelt* das war süß, man, man, was sich Yugi nicht alles für Gedanken macht um den Papp-Becher und ob er tatsächlich Yamis Geschmack darauf merken könnte^^ Aber ich glaub wenn er wirklich richtig schwer verliebt ist, dann würde er das auch tutn^^ Wie so nicht, ein bisschen Träumen und langsam näher kommen, bis es dann irgendwann einmal klappt.

Hast du schön geschrieben :D

CuCu Jyorie

Von:  jyorie
2013-10-10T11:26:25+00:00 10.10.2013 13:26
Teil 2 ... Hey ^_^

oh, das ist eine echte Überraschung, Yami hat es schon geahnt, das Yugi so einen Herzfehler hat. ... Ob Yugi wohl eher zum Arzt gegangen wäre, wenn er ihm gesagt hätte, das er den Verdacht hat?

XD wenn Yami wüsste, warum Yugis Herz so unruhig ist und er kann das Kardiogramm noch lesen ... hi hi ich fand es so knuffig, welche Gedanken sich Yami da so macht :D Aber mit seiner KH-Geschichte und was ihm die Ärzte gedroht haben ist auch krass ... ob Yami wirklich Impotent und Zeugungsunfähig ist..? Ich glaub es nicht...

CuCu Jyorie

Von:  jyorie
2013-10-10T09:30:45+00:00 10.10.2013 11:30
Teil 1 von 3 ... Hallo (^o^)y

oh schade … das falsche Kapitel wäre auch nicht schlecht gewesen *lacht*
Der Link funktioniert nicht ... hast du das Bild noch?


das war schön, aber ich kann Yugi sehr gut verstehen, wie er sich vorwürfe macht und es nicht glauben kann, das Yami ihm das verzeiht und ihm nicht böse ist, weil Kacy verletzt wurde, das er sich vielleicht sogar größere Sorgen um Yugi gemacht hat... Und das die beiden sich fast berühren war auch niedlich... hoffentlich stört sie keiner jetzt :)

CuCu Jyorie

Von: abgemeldet
2008-07-11T17:32:18+00:00 11.07.2008 19:32
KIIIIIIIIIIIIIIIIIIND!
'sichnichtmehreinkriegt'
Ich glaube ich habe jetzt einen SixPack vor lauter Lachen. Wie konntest du uns bloß so dermaßen verarschen? Ich habe wirklich gedacht, dass wäre ein ernst gemeinter Chapter und dann kommt so etwas.
Weißt du was ich getan habe? Ich bin aufgesprungen, bin an die Fensterbank gegangen, habe meine Arme überkreuz gelegt und mein Gesicht draufgebettet.... UND GELACHT WIE SAU UND AUF MEIN FENSTER EINGESCHLAGEN!
'sich die überreste ihres fensters ansieht'
KIND!!! Verzeihung das ich das so sage, aber ist gewohnheit geworden. Ich nenne meine Klasse immer so. XD
Jedenfalls bist du eine begnadete Autorin und ich lese zur Zeit deine FF noch mal ganz durch. Auf diese 'WIEDERGUTMACHUNG's Absatz musste ich einfach einen Kommentar schreiben. Ich bin zur Zeit bei Chapter 10 und komm vor Herzklopfen beinahe um. Ich glaube ich muss mich mal untersuchen lassen. Nicht das ich nachher das selbe habe wie Yugi. Der Arme. Das erklärt aber die Kreislaufprobleme. Naja, du hörst noch von mir. Man sieht sich während deiner FF.

AB
Von:  Mercer
2007-09-29T17:41:10+00:00 29.09.2007 19:41
OMG, hab was vergessen... Alheimerüberfall... egal XD

also, der Fake-Anfang war total zum Ablachen...=DDDDDDDDDDDDDDD ich hatte nämlich sonders das Glück, gerade so weit zu lesen und dann wieder von vorne zu beginnen, dass ich noch nicht gemerkt hab, dass der Beginn unecht ist... ich bin quasi zweimal in die Falle getappt ^^° nichtsdestotrotz, ich fand die Vorstellung superwitzig, obwohl ich sagen muss, dass es für den Verlauf der Story wohl etwas merkwürdig gewesen wäre ^^°
aber sonst supi!!
Von:  Mercer
2007-09-29T17:38:46+00:00 29.09.2007 19:38
hmmm... spannend!!!!!!!!! eine meiner Lieblingsformulierungen ist sicher "sicher hätte das EKG sich in dem Moment heiser gepiepst"... ich kann mich davon kaum mehr losreißen!!! Weiters muss ich sagen, dass ich bei diesem Kapitel wirklich mitgelebt habe, und ich werde immer mehr zu so einem verrückten Fan ^^° Ich warte nämlich immer fieberhaft auf eine Annäherung von Yami zu Yugi und bebe und zittere mit, und dann wird es doch nichts... ich halte den Atem an, wenn sie einen tiefen Blick teilen, und quietsche verzückt, wenn Yugi mal wieder so was nahezu betrottelt Süßes wie das mit dem Kaffeebecher macht (jaja, ich weiß, ich bin nicht mehr ganz dicht, leider, aber es ist eben einfach ein Hammer!!!^^)
Was ich hier noch grundsätzlich hinzufügen möchte, ist meine Meinung zu einer Eigenart, die deine Story an sich hat, nämlich, dass Yugi sehr wohl kleine Fehler an seinem Angebeteten (z.B. das mit dem Kaffeegeschmack) auffallen, dass er aber trotzdem bei ihm dahinschmilzt und ihm gehört wie niemand anderem... ich finde, es ist einfach realistisch.. ich halte es für unmöglich, wirklich alles an einem Menschen toll zu finden- ich denke, es ist sogar wichtig, Fehler oder Ticks zu akzeptieren oder zu lieben... also mal ein Kompliment für diesen Aspekt!!

und Yugi hat momentan mein vollstes Bedauern, er muss schließlich früher oder später Anzu ihre Illusionen rauben, die doch eindeutig etwas mehr als Freundschaft für ihn empfindet.. es ist immer schwer, einen Menschen, den man mag, zu enttäuschen... (ich frage mich eigentlich nur noch, ob sie das zwischen Yugi und Yami erst bemerken wird, sollte sie die beiden- gott bewahre, ich habe kaum schmutzige Gedanken *ggg*;D- mal in flagranti erwischen...
(ach ja: Yami war doch eifersüchtig, oder??? oder??? das muss es doch gewesen sein... oder doch nicht...?? *mich schon aufs weiterlesen freu*)
Von:  Shunya
2007-06-17T21:59:06+00:00 17.06.2007 23:59
Uwah, endlich mal ein Kapitel in dem es hauptsächlich nur um Yugi und Yami geht. Okay , Mirai war zwar auch dabei, aber die meiste Zeit waren die beiden zusammen allein.
Ich war echt schockiert, als ich von Yamis Leistenbruch und seiner daraus folgenden Zeugungsunfähigkeit erfahren habe. Der Ärmste. Ob er gerne Kinder gehabt hätte? O.o"
Und wenn, kann er sich das dem Anschein nach wohl abschminken.
Ein Grund mehr warum er sich Yugi zuwenden kann.
Ich war echt froh, dass Kacy auf dem Weg der Besserung ist und Yamis Yugi den Unfall nicht allzu böse genommen hat.
XD lol
Am Besten war ja immer noch der Schluß, wo sich Yugi den kaffeebecher von Yami geschnappt hatte und sich allerlei Dinge darüber gedacht hatte. Echt niedlich und total naiv. >.<
Von:  little_prince_Yugi
2006-12-09T22:39:48+00:00 09.12.2006 23:39
HI^^
ich bin froh das es kacy gut geht und das Yami net böse auf Yugi ist. Das Geschenk is einfach nur süß und das kappi auch. Liebe grüße *schnell weiterles*
Von:  MichaelW1980
2006-08-24T12:40:23+00:00 24.08.2006 14:40
Also wenn Yami das nicht geblickt haben sollte, wie sehr Yugi in ihn verknallt ist, dann verstehe ich die Welt nicht mehr! *LOL* Das diese Szene, wie die beiden sich anstarren... Dieser lange Blick... VERDAMMT!! WIESO KANN ICH NICH ZEICHNEN? ;P Ich will das zeichnen können, was ich gerade im Kopf hab *ARGHL* =]
Von: abgemeldet
2005-10-25T08:49:44+00:00 25.10.2005 10:49
Wuah,endlich fertig XD" 57 seiten ... waaahnsinn ! Deine FF ist echt geil =^_^= Wie du diese gefühle rüberbringst ... einfach traumhaft !! *__*
Ich hab mich halb totgelacht als Yami Yugi beim 'spannen' erwischt hat und dann auch noch vorgeschlagen hat reinzugehen ... bwahaha ... XD" also an Yugis stelle hätte ich sofort zugestimmt,aber Yugi ist nicht so pervers wie ich o_Ô' Naja und beim letzten Kapitel dachte ich Yami küsst den endlich ..aber neeeiiin ... XD ich bin dabei fast wahnsinnig geworden.
ö_ö' Yamis kaffee-geschmack ist aber ekelig.Erinnert mich an ne gute freundin von mir -.-' die trinkt ihren tee mit 10 löffeln zucker(!!) ... xD Naja,ich quassel hier wiedermal mist,der nicht hierrein gehört.Aber was solls.^^ Ich freu mich echt auf die Fortsetzung ! <3 könntest du mir vielleicht bescheidsagen wenn's weiter geht ?
xD weil ich werd sonst wahnsinnig,ich kann mich gar nicht mehr auf der arbeit konzentrieren weil ich immer an diese FF hier denken muss @_@""""
Okay,bis zum nächsten Kapitel
iNsAnE


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