Der Schneesturm scheint kein Ende zu nehmen.
Immer wieder peitscht der Wind Schnee auf Inuyasha, der bereits zusammengekauert auf dem Ast sitzt um sich vor der bitteren Kälte zu schützen. Fröstelnd versucht er sich von einer Schneedecke zu befreien, die sich bereits auf ihm gebildet hat. Doch ein stechender Schmerz lässt ihn erneut zusammenzucken. Langsam blinzelt er auf die Wunde, die er von dem heutigen Kampf mit Sesshoumaru davongetragen hat.
Warum sie nicht verheilt versteht er nicht. Sie war doch kurze Zeit besser gewesen - nachdem sich Sesshoumaru über ihn gebeugt hatte und ihm so nahe gekommen war. "Sesshoumaru" murmelt er leise, als er langsam seinen Kopf an die Rinde des Baumes zurücklegt und seine Augen schließt.
Ein leichtes Lächeln huscht noch über seine Lippen bevor er mit dem Gedanken an Sesshoumaru vor Erschöpfung einschläft.
"Inuyasha! Inuyasha!"
Leise hört er im Schlaf jemanden seinen Namen rufen. Er kann aber nicht unterscheiden, ob dies nun ein Traum oder Wirklichkeit ist.
"Inuyashaaaa!"
Langsam öffnet er die Augen. Nein, das war kein Traum, jemand sucht nach ihm. Geschwächt versucht er aufzustehen, muss sich aber krampfhaft an Goshinboku festkrallen, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Doch schon nach wenigen Augenblicken wird ihm schwarz vor Augen und alle Sinne verlassen ihn, als er aus den Baumwipfeln in den Schnee stürzt.
Schnell kommt Jaken angerannt und bleibt vor einem Schneehaufen stehen.
"Ich dachte ich hätte was gehört" bruddelt er leise vor sich hin, da er sich doch etwas angenehmeres vorstellen kann als bei diesem Mistwetter im Wald herumzulaufen um nach Inuyasha zu suchen. Seltsam, dass sein Herr ihn damit beauftragt hatte...
Doch was war das?
Unter dem Schnee funkelt etwas rotes hervor. Neugierig schiebt er mit seinem Stab den Schnee beiseite und schaut erschrocken auf den völlig leblos daliegenden Inuyasha.
"Oh mein Gott!" erschreckt sich der kleine Gnom und rennt verzweifelt um Inuyasha herum. "Was soll ich tun? Was soll ich tun? Wenn Sesshoumaru das mitbekommt bin ich einen Kopf kürzer!" Schließlich bleibt er stehen und linst Inuyasha kurz an, bevor er einen Schritt auf ihn zuhüpft und ihm seinen Stab auf den Kopf haut "Wach auf!"
Als Inuyasha jedoch weiterhin so leblos am Boden liegt seufzt Jaken nur und holt eine Decke hervor, mit der er ihn zudeckt. "Mach mir ja keinen Ärger, hörst du?" fährt er Inuyasha noch an, bevor er erneut seinen Stab schwingt und Inuyasha schwebend vor sich her auf Sesshoumarus Schloss bringt.
Inuyasha hat jegliches Zeitgefühl verloren als er eine sanfte Berührung wahrnimmt und langsam wieder zu Bewusstsein kommt.
Langsam öffnet er seine Augen, doch alles was er erkennen kann ist eine verschwommene Gestalt, die auf ihm liegt.
Heißer Atem kommt ihm entgegen, der ihm sämtliche Sinne beraubt. Genüsslich schließt er die Augen und gibt sich diesem Gefühl hin als er plötzlich ein knurren und eine zuschlagende Türe wahrnimmt. Doch das angenehme Gefühl auf seiner Haut bleibt.
Erneut öffnet er die Augen und kann klar und deutlich erkennen wie Sesshoumaru mit nacktem Oberkörper auf ihm liegt, sich an ihn drückt und mit der Zunge seine Wunde leckt.
Völlig baff starrt er Sesshoumaru unter hochroten Wangen an. Der merkt das sofort und lässt seinen lüsternen Blick zu ihm wandern.
"Du bist wach?" fragt er mit tiefer Stimme ehe er sich erneut leicht an Inuyasha reibt und ein letztes Mal seine Zunge über die Wunde gleiten lässt, bevor er sich von ihm löst und aufsteht.
Noch ganz im Rausch der Gefühle blickt Inuyasha zu ihm auf und beobachtet Sesshoumarus Silhouette, die sich im Schein der Kaminflammen abbildet.
Plötzlich dreht er sich zu Inuyasha um und schaut ihm direkt in die Augen.
"Du kannst dich wieder anziehen, deine Wunde ist versorgt."
Völlig verwirrt über diese Aussage schaut Inuyasha an sich herab und merkt, dass er nur noch seine Hakama an hat und sein Oberkörper frei liegt. Vorsichtig fährt er mit einem Finger über die Stelle an der die Wunde nun verschwunden ist. Fragend blickt er zu Sesshoumaru auf, während ihm die Haare ins Gesicht fallen.
"Schlaf jetzt" haucht Sesshoumaru nur und streicht Inuyasha die Haare zurück um in seine Augen sehen zu können. Lange schauen sich die beiden an, und Sekunden scheinen wie Stunden zu vergehen, in denen keiner der beiden sich auch nur etwas getraut zu sagen. Zu sehr sind die beiden in den Augen des anderen gebannt.
Schließlich nach endlos scheinenden Minuten durchbricht Sesshoumaru die bedrückende Stille und verlässt ohne ein weiteres Wort zu sagen das Zimmer.
Inuyasha schaut ihm mit roten Wangen nach, wie er leise die Türe hinter sich zu zieht.