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Fremde Welten (#1)

Das Reich der Schatten ist gar nicht so gruselig.
von

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Pannen im Feindeslager

Hallo, ich hab mal wieder was geschafft! Die letzte Szene war gar nicht eingaplant, sondern ist spontan entstanden... weiß nicht, ob sie so gut geworden ist, aber ich finde sie auch nicht schlecht genug, um sie zu löschen, also müsst ihr damit leben. :P

Über den Titel musste ich ne Weile nachdenken, aber er passt wohl ganz gut.

Irgendwie ist das eine dieser Zwischenfolgen, wo nicht wirklich was Konkretes passiert, dafür soll es aber in 43 wieder etwas voran gehen. Enjoy!
 

In der Welt des Blauen Lichts ist Freitag.
 

Kapitel 42: Pannen im Feindeslager
 

Seto musste sich damit abfinden, das er in seiner Schauspielergruppe nicht der Anführer war, als den er sich immer gesehen hatte. Yami fand das sehr amüsant. Sein Geliebter war richtig verstimmt darüber und hatte anscheinend Angst, dass ohne seine Leitung nichts klappte. Aber die Gruppe hatte die Sache ganz gut im Griff.

Nach der Schule fuhren alle zusammen zu einem Großhandel für Textilien. Es war vielleicht noch zu früh dafür, aber man konnte sich ja mal umsehen, welche Möglichkeiten man hatte. Inzwischen begeisterte sich sogar Yami dafür, und er war beruhigt, dass Thea den Text schrieb, dann musste er selbigen später nur auswendig lernen – falls man ihm noch irgendeine zweite Rolle andichtete, was wahrscheinlich war.

Während der Fahrt wurde pausenlos geschwatzt. Ryou reichte weitere Skizzen herum. Eine zeigte Joey im Kostüm des Auszubildenden Magiers, eine andere Thea als Fee mit Schmetterlingsflügeln oder Mai als Harpyie. Die Gruppe hatte ihren Spaß und Seto entglitt die Kontrolle. Yami legte einen Arm um ihn und kuschelte sich an. „Hör auf, so grummelig zu gucken. Sei doch froh, dass du dich nicht um alles kümmern musst. So ist das eben, man muss Aufgaben an verlässliche Leute verteilen und dann auf die Ergebnisse warten.“

„Du als Pharao musst das ja wissen.“

„Sei nicht unfair, wie du weißt, erinnere ich mich nicht daran.“

Seto seufzte. „Ich will ja nur, dass alles klappt. Ich kann doch keinen anderen die Sonderkarten gewinnen lassen, die Pegasus verlost!“

„Tja… am Ende läuft es aber wohl darauf hinaus, dass die Gruppe gewinnt, die Pegasus am besten findet.“

„Wenn ich nur wüsste, nach welchen Kriterien er bewertet…“

„Ach… zur Not kannst du dem Gewinner die Karten vielleicht abkaufen. Schließlich haben wir kaum andere Duel Monsters Spieler in der Klasse. Die sind alle bei uns.“

„Jaaa… stimmt.“ Seto wurde merklich besser gelaunt. „Die anderen Gruppen haben keinen so großen Anreiz!“

„Waaaah!“ machte Ryou plötzlich. Der Weißhaarige schüttelte heftig den Kopf. Sein Gesicht glühte. „Das ist nicht dein Ernst, Thea!“

„Ach komm schon, du kannst einen hautfarbenen String oder sowas anziehen. Dann werden Requisiten und mitwirkende Schauspieler geschickt angeordnet…“

Tristan und Joey lachten sich kaputt, auch Mokuba grinste breit. Yami und Seto hatten die allgemeine Konversation nicht verfolgt und wussten deshalb nicht, worum es ging.

Thea hatte einen handschriftlich beschriebenen Ringbuchblock in den Händen, offenbar einen Entwurf des Drehbuchs. „Aber im Film – im Buch übrigens auch – ist das Einhorn nach seiner Verwandlung nun mal nackt. Natürlich wird das immer irgendwie kaschiert, und das kriegen wir auch hin, keine Sorge. Man kann doch viel mit irgendwelchen Tricks arbeiten. Wenn Schmendrick seinen Zauber macht, kann ja kurz das Licht ausgehen oder so. Aber solche Feinheiten bespreche ich mit euch, wenn das Drehbuch fertig ist. Dann müssen wir die Umsetzung besprechen.“

„Ich will nicht nackt auf der Bühne seeeeiiiin…“ jammerte Ryou. Aber erstmal musste er sich damit abfinden und hoffen, das man die Szene dann irgendwie möglichst würdevoll hinbekam.

„Schmendrick legt dem Mädchen dann seinen Umhang um,“ warf Joey ein. „Ich hab aber mit meinem Kostüm gar keinen.“

„Ich bin überrascht, dass Wheeler so weit denkt,“ flüsterte Seto Yami zu.

„Ach, zur Not ergänzen wir einen oder wir nehmen statt dessen Mollys Umhang oder so…“ winkte Thea ab. „Kann ja auch keiner von einem Magier verlangen, dass er so spärlich bekleidet weite Reisen unternimmt.“

„Wir haben Molly noch gar kein Duel Monster zugeteilt,“ gab Tristan zu bedenken. „Dem Prinzen und vielen anderen übrigens auch nicht… vielleicht sollten wir die Idee verwerfen…“

„Kommt nicht in Frage!“ mischte sich Seto überraschend ein. „Pegasus wird begeistert sein, da können wir keine halben Sachen machen.“

„Naa… wenn du das sagst…“ Tristen zuckte mit den Schultern.

Sie erreichten das Ziel und die Truppe stürmte den Textilmarkt wie eine Horde Weiber beim Sommerschlussverkauf der Schuhe. Seto und Yami blieben als einzige zurück, beeilten sich dann aber, nicht den Anschluss zu verlieren.
 

Der Tag in der Welt des Blauen Lichts verging damit, dass man verschiedene Läden abklapperte und sich notierte, was es dort alles gab. Das zumindest war geplant. Aber es endete damit, dass dann doch auf Setos Rechnung schon allerhand gekauft wurde, was die Gruppe nie im Leben alles brauchen würde.

„Ich könnte mir vorstellen, dass Pegasus noch eine Obergrenze einrichtet, damit nicht jeder solche Unsummen ausgibt!“ beschwerte sich der Firmenchef.

„Vielleicht wird er auch nur das bezahlen, was wir tatsächlich benutzen, das halte ich für wahrscheinlicher,“ winkte Mokuba ab. „Nun mach dir mal nicht ins Hemd. Ist ja nicht so, als würde dich das arm machen.“

Das vielleicht nicht, aber eins der Zimmer in Setos Villa musste zu einem Bastel-und Nähzimmer umgewandelt werden, um den Ansprüchen zu genügen. Wenigstens musste er keine Nähmaschine kaufen, denn Thea, Serenity und Ryou (Ryou!!) hatten eine.

Am Abend kam Großvater Mutou dazu und sah sich die Stoffe an, die sie schon hatten. Er hatte zwar nur einige kleine Auftritte in dem Stück, jedenfalls bis jetzt, aber er steigerte sich voll rein. Er gab wertvolle Tipps, wie man die Kostüme der Duel Monster am besten erkennbar machen konnte. Seto war der ganze Trubel bald zuviel und er verzog sich in sein Büro, um sich in aller Ruhe mit Aktien zu beschäftigen. Dummerweise sollte es das ganze Wochenende so weitergehen – wodurch seine Ausflüge mit Mokuba ausfielen, aber der Jüngere war absolut zufrieden damit, Kostüme zu planen…
 

***
 

„Schon wieder ist so eine Gruppe von Vögeln mit Reitern angekommen…“ Magi kam in Lucrandas Hütte zurück. Sie war unruhig, ging ständig hinein und hinaus, wollte den Ort aber auch nicht verlassen. Sie und Mystic wussten, dass es sich um Amazonen handelte, denn dieses Volk benutzte eine große Vogelrasse als Reittiere, so wie die Magier Drachen benutzten.

„Nachdem Crimson verschwunden ist und White Skill überall gesucht hat, war es klar, dass die Amazonen das erfahren und hier auftauchen,“ meinte die Mystische Elfe. „Sie helfen auch ihren Söhnen.“

„Ich würde zu gerne wissen, was da oben vorgeht. Ob sie schon was erreicht haben?“

„Geh doch hin. Ich halte solange die Stellung.“

„Nein. Ich lasse Dark nicht alleine.“

Lucranda, die lange nicht mehr soviel Besuch auf einmal gehabt hatte, war nicht anwesend. Zusammen mit Mava war sie zu einem Spaziergang in den Wald aufgebrochen, um zu meditieren und Essen zu suchen, welches meist aus Beeren, Wurzeln und Kräutern bestand. Die beiden jungen Frauen konnten noch keine große Veränderung an Mava bemerken, aber er wirkte ausgeglichener als zuvor.

Mystic kraulte abwechselnd die beiden Katzen, die Dark und Blacky waren. Wenn sie mit ihrem Magier-Blick hinsah, konnte sie erkennen, dass Dark eine flimmernde Aura um sich hatte, die sie nicht deuten konnte. Sie spürte, dass er sich von irgendwo her Energie holte, und sie konnte erkennen, dass die Aura teilweise auch Blacky einhüllte und um ihn herum eigentümlich waberte. Letzteres wunderte sie nicht. Er war das personifizierte Chaos, man konnte nicht erwarten, dass er eine ordentliche Aura hatte. Doch es schien, als wären die Magier zwar bewusstlos, aber nicht untätig. Vermutlich arbeiteten sie an ihrer raschen Heilung. Aber Mytic kannte sie besser, sie dachten nie nur an sich selbst.

„Wenn du nicht willst, kann ich ja mal gehen und nachsehen,“ schlug sie Magi vor.

Sie strich über Blackys Katzenkopf und wollte sich von ihm verabschieden, doch er schnappte plötzlich ihr Handgelenk mit den Vorderpfoten und bohrte seine Krallen in ihre Haut. [Bleib.]

Hatte sie das wirklich gehört? Die Stimme in ihrem Kopf war ganz leise gewesen, und Blacky ließ sie sofort wieder los. Vielleicht nur ein Reflex von ihm… Mystic rührte sich nicht vom Fleck. Ihr Bruder seufzte im Schlaf. Sie wunderte sich, was er wohl tat, während alle dachten, er täte nichts außer sich zu erholen.

„Nein… ich will nicht alleine hier bleiben,“ murmelte Magi und riss Mystic aus ihren Gedanken. „Lucranda ist mir etwas unheimlich, und Mava auch fast…

Na das passte ja. Mystic lächelte. „Gut… dann bleiben wir zusammen hier.“
 

Die Amazonen, die erst am Abend eintrafen, hatten beunruhigende Nachrichten: Eine ihrer Schwestern, Paladia, war von der Jagd nicht zurückgekehrt, und man hatte ihren Vogel tot aufgefunden. Offenbar waren beide Opfer eines Angriffs geworden. Es gab Spuren, wie zum Beispiel einen toten Gegner, verlorene Waffen und andere Ausrüstung der Unholde und das Schwert, das Paladia gehörte. „Der Feind war äußerst unprofessionell,“ stellte Amazia fest. „Auf diese Weise können wir das Gebiet, wo sie sich aufhalten, stark eingrenzen. Es waren offenbar Unterweltler, wie sie westlich von hier im Schattenlosen Wald hausen. Dort können wir mit unserer Suche beginnen.“

Somit hatte die neue Entführung doch etwas Gutes: Sie hatten endlich eine konkrete Spur. Eine Gruppe von Amazonen inklusive Rohka war mit Wynn und zwei Feen zu der Stelle geflogen, wo Eria verschwunden war, um dort die Spuren zu untersuchen. Auch Mad war dabei, obwohl die Mutter seiner Tochter nicht gut auf ihn zu sprechen war, aber sie arbeiteten um des Kindes willen zusammen. Niemand versprach sich viel davon, denn die Spuren sagten zumindest nach Meinung der Magier von der Akademie nicht viel aus.

Nun aber konnte auch noch in dem besagten Wald gesucht werden. Amazia war bereits dabei, eine Truppe aufzustellen, als Yugi und Appi zu ihr stießen und verkündeten, sie wollten mit, denn nur untätig abzuwarten hielten sie auf die Dauer nicht aus.

Die Amazone sah beide prüfend an, und irgendwie von oben herab. Yugi dachte bereits, dass es vielleicht keine gute Idee gewesen war, sich ihr anschließen zu wollen, doch sie nickte schließlich. „Von mir aus. Am besten passt ihr auf die Reittiere auf, wenn wir angekommen sind.“

Yugi und Appi warfen sich Blicke zu und schwiegen lieber. Auf die Reittiere aufpassen, also biiiitteee! Sie kamen sich ziemlich unterschätzt vor, aber zumindest beim Kämpfen waren die Amazonen ihnen gewiss überlegen.

Zu ihrer Erleichterung schlossen sich ihnen auch White Skill, Neo, Gerfried und Shadow an, wobei Shadow irgendwie am nettesten behandelt wurde, geradezu wie eine Amazonenschwester. Chani begleitete die Gruppe natürlich auch. Neo rief Diamantkralle herbei und nahm Shiro und Shadow auf dem Drachen mit. Gerfried durfte auf Chanis Vogel mitfliegen, oder besser gesagt, er wurde dazu genötigt, obwohl die Vögel normalerweise nur für einen Reiter geeignet waren.

Es gelang Yugi, die Frauen zu beeindrucken, indem er Schattensturm rief und zusammen mit Appi auf ihm ritt. Yugi war auch ganz stolz auf sich, denn er hatte nicht viel Übung darin, Drachen zu rufen, wenn man von Slifer absah. Da weder er noch Appi den Weg kannten, mussten sie warten, bis die anderen aufbrachen, dann folgten sie ihnen dichtauf. Die Vögel wurden durch die Nähe des Drachen nervös, daher vergrößerten sie etwas den Abstand, aber der Sichtkontakt war ausreichend und Schattensturm folgte den Amazonen quasi von alleine. Diamantkralle blieb dicht hinter ihm.

„Die sind ganz schön eingebildet,“ rief Appi in Yugis Ohr.

Der Kleinere nickte nur, denn er war froh, sich überhaupt auf dem Drachen halten zu können, und traute sich nicht, sich umzudrehen. Appi hatte da anscheinend weniger Probleme.

Unter ihnen wurde die Landschaft kahl, dann flogen sie über Wasser und nach ein paar Bergen und Steppen schließlich über Wald, der bald so dicht war, dass man unter den Blättern wahrscheinlich gar kein Licht mehr hatte. War das der Schattenlose Wald? Es sah eher aus, als gäbe es dort nichts anderes als Schatten…
 

***
 

Malice hatte mehrere Flaschen mit einer ominösen Flüssigkeit gefüllt und einen Reiserucksack mit Dingen gepackt, die er und sein Verbündeter brauchten, um ihren nächsten Schlag auszuführen. Er wartete darauf, dass Sorc erschien und ihm sagte, wann sie aufbrechen konnten, und starrte ungeduldig aus dem Fenster. Endlich kam der Magier in das Gemach geschritten, und er wirkte ziemlich angespannt.

„Du kannst dich erstmal wieder hinsetzen, Malice. Heute geht es noch nicht los.“

Der Blonde runzelte die Stirn. „Was sagst du da? Wieso sollen wir denn warten? Es ist doch alles vorbereitet und wir hatten doch vereinbart…“

„Ja doch, ja!“ unterbrach ihn der Blauhäutige. „Aber es ist etwas dazwischen gekommen. Ich erhielt gerade die Meldung, dass sich auf dem Fünfgötterberg zur Zeit der Drachenhauch-Orden aufhält. Wir müssen warten, bis die weg sind, aber keine Sorge, das ist übermorgen. Dann werden wir unseren Plan ausführen.“

„Spinnst du? Das erhöht die Chance, dass unsere Gegner die Gefangenen befreien! Auch wenn sie wahrscheinlich erstmal einer falschen Spur folgen, sind die vielleicht schlauer, als du denkst!“ regte Malice sich auf. „Was interessiert es uns denn, ob schon jemand auf dem Berg ist? Fegen wir die komischen Leute einfach weg!“

Sorc verschränkte die Arme und schien sich um Geduld zu bemühen. „Bei diesen komischen Leuten handelt es sich zufällig um die besten Krieger des Schattenreichs, die sich alle paar Monate treffen, um irgendwo ein mächtiges Monster anzubeten. Dazu suchen sie Orte auf, an denen sich diese Monster angeblich aufhalten. Es ist ein Wanderorden, bestehend aus Mitgliedern, die normalerweise anderswo einer Arbeit nachgehen. Diesen Helden stellt man sich nicht in den Weg, wenn man im selben Leben noch was anderes vorhat.“

Sein Kollege schnaubte verächtlich. „Na, meinetwegen. Hast du eigentlich immer noch vor, diesen Crimson zu fragen, ob er für uns arbeiten will?“

„Ich glaube nicht, dass dein Bannsiegel ihn dazu animiert hat, sich uns anzuschließen, aber ich könnte ihm anbieten, dass du es löst, wenn er zustimmt.“

„Ja, mach das. Ich kann es aufheben, das ist kein Problem. Vor allem bin ich der Einzige, der es kann, denn ich allein kenne den ägyptischen Zauber. Nicht einmal der Pharao kann da mithalten. Also selbst wenn er befreit wird, muss er sich an mich wenden, falls er je wieder zaubern will. Sag ihm das. Ich bin sicher, er ist vernünftig.“

Sorc nickte. „Ich werde einen Boten hinschicken. Nein, ich werde den Gefangenen holen lassen.“ Er gab einem Unterweltler, der wachsam an der Tür gestanden hatte, ein kurzes Zeichen, worauf dieser auch schon verschwand, um den Auftrag zu erledigen, ohne dass Sorc ihn noch einmal aussprechen musste.

Malice lächelte hintergründig. „Ich wäre sehr erfreut, wenn er zustimmen würde,“ überlegte er. „Den würde ich nicht von der Bettkante schubsen. Aber wo wir gerade beim Thema sind; was machen wir mit den Gefangenen, wenn wir sie nicht mehr brauchen?“

Sorc setzte sich an den Tisch, der zu den wenigen Einrichtungsgegenständen des Gemachs seines Verbündeten zählte, und nahm sich von dem bereitstehenden Wein. „Nun… wenn das Beschwörungsritual beendet ist, sollten wir lieber aufpassen, dass der Drache uns nicht erledigt. Falls wir die Gelegenheit haben, dachte ich mir, wir könnten sie wieder einsammeln und gegen Lösegeld an ihre Familien verkaufen, sofern sie das Beschwörungsritual überleben. Oder möchtest du sie lieber als Sklaven behalten?“

„Hmmm… den Weißhaarigen schon. Mir hat die Art gefallen, wie er sich dem Bannritual gestellt hat. Er hat stolz seine Würde bewahrt. Zu gerne würde ich ihn bettelnd vor mir knien sehen! Er soll mich anflehen, dass ich ihn von dem Siegel befreie!“ Malice lachte sein irres Lachen. „Und die Amazone… sie erinnert mich an eine Duellantin, gegen die ich mal gespielt habe. Ihren Stolz zu brechen würde mir auch gefallen. Die anderen sind mir egal.“

Sorc verdrehte die Augen. „Du änderst auch dauernd deine Meinung! Wenn Crimson für uns arbeiten soll, kannst du nicht verlangen, dass er auf Knien rumrutscht! Ich bezog mich jetzt eher auf den Rest der Bande.“

„Wir könnten ihn erst versklaven und dann fragen, ob er nicht lieber für uns arbeiten will.“

„Jetzt hab ich schon jemanden geschickt, um ihn zu holen. Pass auf, wir fragen ihn, und wenn er ablehnt, wird er nach dem Ritual versklavt.“

„Ah… na gut, soll mir auch recht sein.“ Malice setzte sich zu Sorc, und die beiden stießen mit ihren Weinbechern an, während sie warteten.
 

„Du da! Mitkommen!“

Hätte man Crimson gefragt, hätte er zugeben müssen, dass ihm das Herz in die Hose rutschte, als der Typ, der wie ein Gespenst in Rüstung aussah, auf ihn zeigte. Ob die anderen es merkten, wusste er nicht, auf jeden Fall aber bauten sich Burstinatrix und Paladia sofort vor ihm auf, während Runa ihn daran hinderte, sich vom Boden zu erheben.

„Macht keine Zicken!“ drohte der Unterweltler. „Sorc wünscht, dass der Magier zu ihm gebracht wird!“ Neben ihm tauchten bekräftigend noch ein paar bewaffnete Kollegen auf.

„Schon gut, ich… ich komme ja,“ presste Crimson hervor und machte sich sanft, aber bestimmt von Runa los. Die Frauen sollten keine Schwierigkeiten bekommen. Zum Glück sahen sie das wohl auch alle ein. Paladia legte ihm im Vorbeigehen eine Hand auf die Schulter und drückte sie ermutigend.

Vor der Zelle, die hinter ihm sogleich verrammelt wurde, legten sie ihn in Ketten und führten ihn dann durch die Burg, oder was immer es war. Seine Hände waren auf dem Rücken gefesselt und seine Füße durch eine Kette verbunden, die ihm eine normale Gangart erlaubte. Er fragte sich, ob sie ihn wohl zu seiner Hinrichtung führten, immerhin wusste niemand, was die Gefangenen eigentlich hier sollten. Aber es hätte keinen Sinn ergeben, ihn hinzurichten, dazu hatte man sie alle viel zu gut behandelt. Er wollte sich gar nicht vorstellen, was es noch für Alternativen gab. Statt dessen konzentrierte er sich lieber darauf, seine Angst unter Kontrolle zu bekommen, damit man sie ihm nicht gleich ansah. Ohne seine Magie fühlte er sich schrecklich wehrlos.

Malice und Sorc empfingen ihn zu seiner Überraschung in einem Zimmer, das wie ein Privatgemach aussah, und der Raum war außerdem relativ klein, maximal 30m². Hier konnte nur jemand wohnen, der keine großen Ansprüche an Komfort hatte, denn es war nur mit dem Nötigsten eingerichtet, ohne eine erkennbare persönliche Note. Auf dem Boden lag ein abgetretener Teppich und das Fenster war mit einer Buntglasscheibe verschlossen, wahrscheinlich, um ihm Hinweise auf den Standort des Gemäuers zu verwehren. Der Geruch von magischen Dämpfen lag in der Luft, aber Crimson konnte nicht identifizieren, von was für welchen genau. Das Labor musste wohl woanders sein. Sehnsüchtig dachte er an seine eigene Hexenküche und fragte sich, ob er sie jemals wieder sehen würde.

„Ah… da bist du ja, junger Magier,“ begrüßte Sorc ihn spöttisch.

„Ja, du kannst wieder ein Magier sein,“ fügte Malice hinzu. „Aber nur, wenn ich dich von dem Siegel befreie, denn ich bin der einzige, der weiß, wie das geht.“

Beide saßen an einem Tisch, um den sich insgesamt vier Stühle gruppierten, und tranken gemütlich Wein.

„Du bist… der einzige…?“ wiederholte Crimson schockiert. Er hatte gehofft, dass es irgendwo in einem Buch oder so eine Information gab… Ach was, sicher log der Kerl! „Ich glaube dir nicht! Du willst ich nur verunsichern!“ Na klasse, jetzt war es um seine Beherrschung geschehen, obwohl das Gespräch kaum richtig angefangen hatte!

Malice zuckte die Achseln. „Denk doch, was du willst. Aber ich komme aus der Welt des blauen Lichts und kenne Dinge, die hier noch nie gesehen wurden. Sie wurden in der Familie meines ehemaligen Wirts überliefert, Formeln aus alter Zeit. Du trägst ein altägyptisches Bannsiegel auf dem Rücken, und nur ich kann dich davon befreien!“

Zu Crimsons Entsetzen klang das einleuchtend. Zwar waren die Ägypter hier nicht unbekannt, aber solche Formeln waren nicht von ihnen ins Reich der Schatten überliefert worden. Also konnte der Verrückte Recht haben.

„Ich sehe, du erkennst deine Lage,“ stellte Sorc fest. „Ich mache dir ein Angebot.“

Crimson blickte hoffnungsvoll zu ihm auf. „Ein Angebot?“

„Ja. Arbeite für uns. Das gibt dir die Möglichkeit, deinem alten Rivalen Dark gegenüber zu treten und ihn zu besiegen. Denn wenn du für uns arbeitest, wird Malice den Bann von dir lösen. Du wirst bei uns endlich die Anerkennung erhalten, die dir gebührt.“

„Wie kommst du darauf, dass ich Anerkennung will?“ Crimsons Gedanken rasten. Konnte er es irgendwie so drehen, dass er seine Magie zurückbekam und dann floh? Er musste versuchen, Malice dazu zu kriegen, ihn von dem Siegel zu befreien, denn sonst wurde er es wohl wirklich nie mehr los. Aber sich auf seine Seite schlagen? Gegen seinen eigenen Vater sein? Er hielt sich nicht für einen sehr guten Schauspieler – konnte er seine Gegner täuschen?

Dann fiel ihm noch etwas ein. Wie sollte denn das Bannsiegel von ihm gelöst werden? Doch sicher nicht nur mit ein paar Worten und einer Geste. Nein, er war Magier genug um zu wissen, dass Blut fließen musste, wo vorher Blut geflossen war. Und das war völlig ausgeschlossen. Er würde es nicht über sich bringen, Malice noch einmal mit dem Messer an seinen Rücken zu lassen, selbst wenn er wollte. Die Schmerzen und die Demütigung waren noch zu frisch in seiner Erinnerung. Als er das dachte, bewegte sich sein Kopf auch schon ganz von allein verneinend hin und her. Wahrscheinlich machte es keinen Unterschied mehr – er und die anderen mussten für irgendeinen Zweck gefangen genommen worden sein, und den überlebten sie vielleicht gar nicht. Es war also unnötig, sich Sorgen zu machen.

„War das jetzt ein ‚Nein’?“ hakte Malice nach. „Ich an deiner Stelle würde es mir überlegen. Du hängst doch an deiner Magie… oder nicht?“

„Gerade deswegen… werde ich sie nicht für eure Zwecke einsetzen,“ legte Crimson fest. „Ich kann die anderen nicht im Stich lassen, und ich gehe mal nicht davon aus, dass ihr sie freilasst, wenn ich zustimme.“

„Nun, vielleicht hinterher,“ überlegte Sorc. Er lehnte sich gemütlich auf seinem Stuhl zurück. „Dich würden wir ebenfalls offiziell freilassen, oder wir lassen es so aussehen, als wärst du mit den anderen geflohen. Aber du wirst heimlich für uns arbeiten.“

„Ich habe noch sowas wie Ehre,“ zischte Crimson ihn an. „Wenn ich die Seiten wechsle, dann ganz offen.“ Ja, das war eine gute Antwort, kein völliges Nein. „Warum habt ihr uns gefangen genommen? Und warum wurden wir ausgesucht?“ Das interessierte sie ja alle.

„Ihr wart gerade verfügbar,“ antwortete Malice mit einer abwinkenden Handbewegung. „Naja, und bei dir dachten wir, du lässt dich vielleicht rekrutieren. Schließlich bist du sehr ehrgeizig…“

Das war wohl wieder eine Anspielung auf seine Rivalität mit Dark. Crimson nahm zur Kenntnis, dass er den Grund seiner Entführung noch immer nicht kannte, außer dass es eher zufällig ihn und die anderen getroffen hatte. „Was wird aus uns, wenn ich ablehne?“ erkundigte er sich sachlich.

„Wir werden eure Lieben verständigen und ihnen gestatten, euch freizukaufen,“ erklärte Sorc. „Wird natürlich nicht billig. Aber vielleicht versklaven wir ein paar von euch auch, je nachdem, wie wir Lust haben.“

Crimson verdrehte die Augen. „Ihr seid schon ein paar Idioten! Warum bannt ihr erst meine Kräfte und versucht dann, mich zu rekrutieren? Wäre das nicht umgekehrt sinnvoller gewesen? So bin ich ja nicht gerade freundlich auf euch zu sprechen!“ Genervt wollte er instinktiv die Arme vor der Brust verschränken und seine arrogante Pose einnehmen, aber das ging wegen der Ketten nicht.

Der Blauhäutige zuckte mit den Schultern. „Vielleicht, aber Malice hat ne sadistische Veranlagung,“ seufzte Sorc theatralisch, als wäre das etwas, womit man sich leider abzufinden hatte. „Und wir mussten ja auch sicherstellen, dass du keine Probleme machst. Davon abgesehen glaube ich nicht, dass du vorher allzu bereitwillig zu uns gekommen wärst. Jetzt aber hast du einen Anreiz: Deine Magie.“

Da hatte er leider Recht. Crimson wurde nach seinem Ausrutscher schlagartig wieder ruhiger, denn dagegen konnte er nichts sagen. „Wer hat mich eigentlich hierher gebracht? Wer war in meinem Labor?“ fragte er ausweichend. Die Wahrheit hatte er ja bisher nicht erfahren.

„Spielt keine Rolle,“ schmetterte Malice das Thema ab. „Das ist Betriebsgeheimnis. Du kannst dir ja noch überlegen, ob du nun auf unsere Seite kommst oder nicht. Ansonsten können wir uns jedes weitere Wort sparen, denke ich.“ Er machte eine Handbewegung, die wohl den Lakaien wegschicken sollte, doch dieser schaute erstmal fragend zu Sorc. „Bring ihn zurück in den Kerker!“ verdeutlichte Malice sein Begehren.

Crimson erwischte sich dabei, dass er schadenfroh grinste, genau wie der Chaoszauberer. Da hatte wohl einer doch noch nicht so viel Autorität, wie er gerne wollte…
 

***

Fortsetzung folgt.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  jyorie
2013-06-11T15:07:00+00:00 11.06.2013 17:07
Hallo ^_^

Das Theaterstück geht immer weiter, ich mag es, wie alle mit planen und musste Grinsen, als Seto am maulen ist, das keiner nach seiner Pfeife tanzt :D

Egal wieviel rivalität zwischen Crimson und Dark ist, ich kann mir nie und nimmer vorstellen, das er auf das Angebot eingeht, selbst dann, wenn er nie wieder seine Kräfte zurück erhalten sollte. Was ein gemeiner pervieder plan.

CuCu Jyorie

Von:  SoraNoRyu
2009-02-05T19:15:30+00:00 05.02.2009 20:15
Dafür, dass es nur ein Füllerkapitel ist, ist doch schon einiges passiert - nichts spannendes, sicher, aber immerhin fangen gerade ein paar neue Handlungen an.

Das Theaterstück wird immer spannender ^^ Irgendwie hätte ich Lust, die Leute in ihren Kostümen zu zeichnen, aber da warte ich lieber noch, bis alle feststehen. Könntest du mir ggf. eine Liste schicken?


Die Szene mit Dark und Blacky war irgendwie richtig süß ^^ Ich frag mich auch, wieviel die beiden von dem mitbekommen, was um sie her geschieht.
Und wie Blacky Mystiks Hand festgehallten hat...
Ich hoffe mal, seine Krallen sind nicht ganz so spitz wie die von unseren Kätzchen, sonst wäre das ziemlich schmerzhaft gewesen ^^°


Der Drachenhauch-Orden, den Sorc erwähnt hat, macht mich jetzt auch irgendwie neugierig. Spielt der noch eine größere Rolle?
Und was das Siegel angeht... Ich dachte irgendie, dass Dark da vielleicht etwas machen könnte - ich bin mir zwar nicht mehr ganz sicher, was wir damals im Bezug auf Mahaad beschlossen haben, aber wenn Dark wirklich als Illusionsmagier (also als Kind) mit ihm zum Schwarzen Magier verschmolzen ist, könnte er in der Hinsicht einiges wissen.

Immerhin war Mahaad ebenfalls Grabwächer, er könnte durchaus sogar mit Marik verwandt sein... Sein Ur-ur-ur....Urgroßvater, oder so.
Man erfährt zwar nichts genaueres drüber, aber ausgeschlossen ist es nicht.


Nun, warten wir ab, was noch so kommt ^^

Bye, Sora
Von:  Kyuuo
2009-02-05T18:10:22+00:00 05.02.2009 19:10
tolles kapi
wenns ein ägyptischer bann is dann weiß slifer vielleicht wie man ihn lösen kann
schön dass er nich die seiten wechselt
die szene mit ryou war lustig^^
freu mich aufs nächste
mfg kyuuo


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