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Fremde Welten (#1)

Das Reich der Schatten ist gar nicht so gruselig.
von

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Yugis Drache

Kapitel 23: Yugis Drache
 

"Schön - und was machen wir jetzt?" erkundigte Freed sich.

"War vielleicht doch ein bisschen voreilig, hierher zu kommen," überlegte Shadow. "Ich meine, so *dankbar*, wie die Menschen hier sind..."

"Sie haben nur Angst!" verteidigte Mystic trotz allem ihre Leute.

"Wir wissen noch nicht, wie wir Exodia besiegen können, also müssen wir sie erst einmal von hier vertreiben," teilte Dark ihnen ruhig mit. "Mystic, du sorgst dafür, dass die bewusstlosen Friedenslicht-Ordensangehörigen hier weggebracht werden." Er ließ Blacky zu Boden sinken und tätschelte seine Wangen. "Kay! Wach auf!"

Mystic wartete ab, bis ihr Bruder die Augen bewegte, ehe sie sich auf den Weg machte, um Hilfe für ihre Verwandten und Bekannten zu holen, die Blackys Angriff niedergestreckt hatte.

Yugi starrte Exodia entgegen, die nun deutlich zu sehen war. [Das ist kein Duell... hier kann Exodia mich wirklich fertig machen! Ich hab Schiss!]

[Lass es dir nicht anmerken. Stirb würdevoll.]

[Dark! Was sagst du da?!]

[Keine Angst, das war ein Scherz, wir werden hier nicht sterben.]

[KOMM ZU MIR, KLEINER MENSCH!]

"Wah! Was war das denn?" kreischte Yugi erschrocken.

Dark sah ihn verständnislos an. "Was denn?"

"Hast du nichts gehört? Eine Stimme in meinem Kopf, du musst sie doch auch gehört haben!"

Dark lächelte. "Ah, dein Effekt?"

"Sehr witzig! Irgendwas hat mit mir geredet! Es will, dass ich zu ihm komme!"

Der Schwarze Magier hob eine Augenbraue. "Wohin?"

Yugi sah sich um. Und sein Blick blieb auf dem Gipfel hängen.

"Hat ne Logik," kommentierte Dark. "Derjenige wird dich nicht zu Exodia locken, wenn er weiß, was gut für ihn ist."

[KOMM HER!]

"Ah, da war es wieder!" Yugi fand es unheimlich. Die Stimme klang, als würde sie etwas sehr Großem gehören. "Ich... ich hab' Angst, Dark! Wenn das nun eine Falle ist..."

"Nun... In Anbetracht der anderen Alternative..." Der Magier deutete hinter sich, wo Exodia nun bedrohlich nahe war, "sollten wir es einfach riskieren."

Blacky war inzwischen mehr oder weniger zu sich gekommen. Er konnte auch schon wieder stehen, aber er bekam nicht richtig mit, was los war.

"Geht's?" fragte Dark ihn.

Der andere Magier nickte. Er nahm seine Katzengestalt an, so dass er getragen werden konnte. Auf diese Weise ging es schneller voran, und Blacky konnte sich noch etwas ausruhen. Also begaben sie sich auf den Gipfel. Yugi fiel wieder mal zurück, deshalb nahm Appi ihn bei der Hand und zog ihn. Sie mussten sich langsam beeilen. Exodia konnte das Dorf einebnen, ohne es groß mitzubekommen. Blieb natürlich noch die Frage, warum?

"Wenn das, was du gehört hast, das Wesen ist, das neulich auf deinen Drachenruf geantwortet hat, dann versuch es jetzt noch mal!" drängte Dark, als sie in der Nähe des Vulkankraters ankamen. Blacky sprang von seinen Armen herab und nahm seine menschliche Gestalt wieder an.

Exodia hatte den Fuß des Berges erreicht. Hoffentlich hatten sich die Ordensmitglieder in Sicherheit gebracht. Ihnen war auch zuzutrauen, dass sie lieber heroisch sterben wollten...

Yugi sah panisch auf das riesige Monster, das in real viel bedrohlicher wirkte als ein Hologramm im Spiel, dann wieder zum Krater. Befand sich das Wesen, das nach ihm rief, dort drin? Er konnte kaum klar denken. Vielleicht war der Besitzer der Stimme ja auch sein Feind! Yugi wollte gerne auf sein Herz hören, aber es schien zu schweigen.

Dark legte ihm eine Hand auf die Schulter. "Hab keine Angst. Wir stehen alle hinter dir. Ich habe inzwischen so meine Vermutung, was dich da ruft. Es kann nicht aus eigenem Antrieb erscheinen, nur mit deiner Hilfe. Versuch es!"

Yugi hatte Tränen in den Augen. "Ich trau' mich nicht! Was ist, wenn es riesig ist und alles noch schlimmer macht? Oder wenn ich einfach nur versage?"

"Wenn du versagst, Kommt es nicht drauf an, dann macht es keinen Unterschied," meinte Appi.

"Du bist das Gefäß des Pharao, was würde er tun?" warf Magi ein.

"Yami würde nach dem Strohhalm greifen und die Situation herumreißen," murmelte Yugi. "Aber ohne ihn..." Er hielt inne. Wie war das noch mit dem Ring der Freundschaft?
 

***
 

Yami zog sich keuchend an den Beckenrand. Er kam sich vor, als wäre er gerannt, dabei spielte er lediglich mit seinen Freunden Wasserball. Doch er wusste es besser. Aus unbekannten Gründen hatte er große Angst, ohne zu wissen, wovor. Die Angst war nicht seine eigene.

Wo war das Puzzle? Er entdeckte Setos Koffer bei den Liegestühlen, sprang auf und rannte dorthin, die verwunderten Stimmen seiner Freunde im Ohr. Die Millenniumskette schimmerte golden, während er um eine Ecke des Beckens bog - und mit seinen nassen Füßen auf dem nassen Boden ausrutschte und lang hinfiel. Das durfte doch nicht wahr sein!

Seto und Marik waren als Erste an seiner Seite, da die übrigen den Ernst der Lage noch nicht bemerkt hatten. Seto kniete sich neben ihn. "Trottel, was machst du? Ist dir was passiert?"

Yami hörte ihn wie durch Schaumstoff. "Yu...gi..."

"Das Puzzle, wo ist es?" fragte Marik, der die Veränderung an der Kette bemerkt hatte.

Seto überließ Yami dem Grabwächter und hastete zu seinem Koffer, darauf achtend, sich nicht auch hinzulegen. Er trug das ganze Ding zu Yami und stellte unterwegs den Code am Zahlenschloss ein, so dass er das Millenniumspuzzle hervorholen konnte, sobald er Yami erreichte. Marik hatte den Pharao inzwischen zu einer Sitzbank an der Seite gebracht, und die anderen hatten das Wasser verlassen und standen ratlos herum. Der Braunhaarige hängte seinem Geliebten das Puzzle um und musste im nächsten Moment seine Augen bedecken, weil es hell aufleuchtete.

Theas Hand fuhr zum Mund. "Oh nein! Ist Yugi was passiert?"

"Er darf die Verbindung nicht öffnen, denkt an die Gefahr, vor der wir immer wieder gewarnt wurden!" rief Duke.

"Aber wenn Yugi in Gefahr ist...?" gab Joey zu bedenken.

"Dann wird Yami ihm vermutlich zu Hilfe eilen, ohne über die Folgen nachzudenken, so ist er nämlich, wenn es um Yugi geht," lächelte Seto liebevoll, und wäre die Lage nicht so ernst gewesen, hätten die anderen über diesen Umstand gestaunt.

Yami hörte das alles nicht, seine Gedanken waren ganz woanders. [Yugi... Ich bin hier! Yugi!]
 

***
 

[Yami?] Yugi glaubte, sich zu irren, Yami konnte unmöglich zu ihm gesprochen haben. Doch wenn es wirklich so war? [Wir stehen gegen Exodia, und da ist eine Stimme in meinem Kopf... ich weiß nicht, ob ich ihr trauen kann!]

Yami lachte fast. [Hast du nicht immer der Stimme in deinem Kopf vertraut?]

[Das ist nicht witzig! Dieses Mal weiß ich nicht, was es ist!]

[STERBLICHE NARREN, EUER ZÖGERN WIRD EUER UNTERGANG SEIN!]

[Oh... Ruf ihn, wenn du kannst, Yugi. Aber hör mir genau zu, ehe du es tust...]
 

Die Magier, Gerfried, Freed und Schadow standen etwas beunruhigt um den Jungen herum, als er plötzlich in Schweigen versank und nicht mehr ansprechbar war. Dark bat die anderen um Geduld, obwohl er selbst die Bedrohung in seinem Rücken nicht leugnen konnte, und er hatte allmählich auch Angst... Aber wer hätte das nicht, wenn Exodia auf ihn zukam, während er an einem glühenden Abgrund stand?

Endlich wurde Yugis Blick wieder klar und er sah zweifelnd in die Runde. Doch dann bekam sein Gesicht einen entschlossenen Ausdruck. Er würde tun, was nötig war, um all die Leben zu retten, die hier auf dem Spiel standen. "Ich muss drei von euch opfern," teilte er den Freunden mit.

Appi hob eine Augenbraue. "Oh. Dann erwischt's wohl mich zuerst, ich bin am schwächsten."

"Du solltest außerdem mich nehmen," schlug Neo vor.

"Und mich," bot auch Freed sich an.

"Egal, wen du wählst, wir sind alle bereit," versicherte Magi. Die übrigen nickten zustimmend.

Yugi war überrascht. Hatten die alle keine Angst, dass sie vielleicht sterben könnten? Er hasste es, das entscheiden zu müssen, aber es lag an ihm, zu bestimmen, wer als Opfer herhalten musste. Er hatte verschiedene Alternativen, doch jede barg ein Risiko. Nun... gegen Exodia musste er tun, was in diesem Moment am sinnvollsten erschien, ohne an danach zu denken. Aber die Last wog schwer auf seinen Schultern. Wenn er versagte, konnte es nicht nur seine Freunde, sondern alle Dorfbewohner das Leben kosten. Er hatte keine Zeit mehr. "Blacky, Dark und Gerfried," bestimmte Yugi.

Alle waren überrascht, fügten sich aber. Der Junge näherte sich dem Krater bis auf wenige Meter, gefolgt von den drei Erwählten. Die übrigen blieben, wo sie waren, und machten sich bereit, es so gut wie möglich mit Exodia aufzunehmen, wenn es dazu kommen sollte.

[Erscheine und hilf uns, Drache!] rief Yugi in Gedanken, mit dem Gesicht zum Vulkan. [Ich biete dir die Energie dieser drei Männer an! Bitte komm!]

[WIRD LANGSAM ZEIT, STERBLICHER.] Die schauerliche Stimme klang amüsiert. Dann brach am Himmel ein Loch in die Schattensphäre, und gleißendes Licht fiel dorthin, wo Yugi, Dark, Blacky und Gerfried standen.

Sie bedeckten geblendet ihre Augen. Der Chaosmagier brach als Erster zusammen, vielleicht, weil er noch geschwächt gewesen war. Dann fiel der Schwertmeister, und schließlich auch der Schwarze Magier. Yugi hatte Tränen in den Augen. Sie waren gewiss nicht tot, aber die Angst, das sie es doch waren, machte sich in ihm breit. Etwas Großes erschien am Himmel, schwebte herab durch das Loch, das entstanden war und sich hinter ihm wieder schloss. Yugi starrte entgeistert auf die Macht, die er entfesselt hatte. Vor ihm über dem Krater schwebte Slifer der Himmelsdrache.
 

***
 

Yami lag auf der Bank und starrte in die Gesichter seiner Freunde. "Yugi geht es gut, er hat Slifer beschworen," grinste er etwas benebelt.

Seto hob skeptisch die Augenbrauen. "Man kann Slifer auch im Reich der Schatten beschwören? Fliegt er da denn nicht frei rum?"

"Er ist ein Gott, somit existiert er auf einer anderen Ebene als die anderen Monster," erklärte Marik.

Yami fasste sich an den Kopf, ihm war wirklich noch ein wenig schummerig. "Ich konnte Slifers Stimme hören... das hat einen Erinnerungsfetzen in mir erweckt..."

Die Gruppe tauschte verwirrte Blicke aus. "Aber warum hat Yugi das gemacht?" wollte Joey wissen.

Der Pharao zögerte, es ihnen zu sagen, aber sie hatten ein Recht auf die Wahrheit. "Exodia ist offenbar dort aufgetaucht..."

"Waaaas? Wir müssen ihm helfen!" regte Joey sich auf. "Los, wir müssen ins Reich der Schatten und ihm beistehen!"

"Normalerweise wäre ich auch dafür," gab Seto ihm ausnahmsweise Recht. "Aber vielleicht ist es genau das, was die Gegenseite will. Wir dürfen nichts überstürzen. Diese Gefahr, von der hier immer die Rede war, ist nicht Exodia, oder, Yami?"

"Ich bin nicht ganz sicher," gab sein Geliebter zu. "Aber mit Slifer müsste Yugi eine reelle Chance haben."
 

***
 

"Slifer! Vertreibe Exodia!" rief Yugi entschlossen.

Sofort schoss der Drache auf das andere Monster zu. Exodia stoppte ihren Vormarsch und ging zum Angriff über. Doch dieser prallte auf Slifers Gegenangriff. Während Yugi gebannt den beiden Giganten zusah, kamen die Dorfbewohner auf den Gipfel und versammelten sich in seiner Nähe. Da wurde er sich auch endlich wieder der Tatsache bewusst, dass drei seiner Freunde wie tot zu seinen Füßen lagen, einer davon Blacky, den die Ordensmitglieder immer noch auf dem Kieker hatten. Ängstlich bückte er sich, um herauszufinden, ob sie noch lebten.

Appi kam dazu. "Mach dir keine Sorgen," meinte er. "Sie sind sicher nur bewusstlos, weil der Gott ihnen all ihre Kraft genommen hat, um in dieser Welt erscheinen zu können."

"Ich dachte immer, die Göttermonster wären Bewohner des Schattenreiches, wie ihr auch," wunderte Yugi sich. Er fasste an Gerfrieds Hals und fand erleichtert die Halsschlagader.

"Ja und nein," entgegnete Appi. "Sie existieren nicht körperlich in unserer Mitte, ist vielleicht auch besser so..."

Yugi sah, was er meinte. Exodia machte eine schwere Zeit durch.

"Du hättest mich opfern sollen, dann hätte ich wenigstens mal einen Nutzen gehabt," beklagte der Zauberlehrling sich. "Warum hast du die stärksten von uns ausgesucht? Blacky und Dark hätten versuchen können, Exodia zu bannen."

"Eben weil sie die stärksten sind," entgegnete der Hüter des Millenniumspuzzles. "So waren die Erfolgsaussichten größer, und Slifer ist stärker. Es kostet ihn nämlich viel Kraft, sich hier zu materialisieren."

"So?"

"Yami hat es mir erklärt. Obwohl er auch nicht weiß, woher er das wusste. Eine verborgene Erinnerung wahrscheinlich. Aber es macht Sinn. Im Spiel muss man für Slifer auch drei Monster opfern, und die Anzahl der Karten auf meiner Hand bestimmt seine Stärke... Da ich hier keine Karten auf der Hand habe, ist es eben die Kraft der Opfer, die entscheidend ist." Yugi drehte sich zu Appi um. "Oh... entschuldige, wenn ich so rede, als wäre das nur ein Duell..."

Zu seiner Überraschung lächelte Appi. "Ich wäre stolz, wenn du meine Karte spielen würdest, sobald du wieder zu Hause bist... auch wenn ich nur schwach bin."

"Vielleicht wirst du ja wirklich mal der Apokalyptische Magier," prophezeite Yugi.

Sie beobachteten, wie Slifer sich um Exodia wickelte und sie dazu brachte, ihren Weg zu ändern. Sie war nicht besiegt, aber der Friedenslichtorden vorerst außer Gefahr. Irgendwie erinnerte das alles Yugi an die Godzilla-Filme, die er mal gesehen hatte.

Slifer kam zurück zu seinem Beschwörer und schwebte über ihm, worauf die Dorfbewohner allesamt auf die Knie fielen. Appi brachte vorsichtshalber etwas Abstand zwischen sich und seinen kleinen Kumpel.

Die Großmutter schien noch nicht wieder bei Bewusstsein zu sein, denn ein anderer Priester ergriff das Wort: "Gepriesen sei unser Gott, der uns vor dem Untergang bewahrt hat!" Er warf sich mit dem Gesicht zu Boden. "Gebieter, bitte sprich zu uns! Sag uns, was wir tun sollen, um dich zu erfreuen!"

Yugi drehte sich zu Slifer um. "Kannst du ihnen erklären, dass sie aufhören sollen, Blacky in den Krater werfen zu wollen?"

[SIE KÖNNEN MICH NICHT HÖREN, STERBLICHER.]

"Wah, kannst du nicht Yugi zu mir sagen wie alle anderen auch?"

"Der Gott spricht zu dem Jungen!" flüsterten die Leute einander zu. "Der Junge ist sein Medium!"

[SAG DU ES IHNEN, WENN DU WILLST,] forderte Slifer sein Medium auf. Er beugte den Kopf herab, bis er dicht neben Yugi war.

Dieser streckte zögernd eine Hand aus und berührte ihn. Er kannte Slifer aus seinen Duellen und hatte keine Angst vor ihm, was er in Anbetracht der Größe des Göttermonsters doch sehr seltsam fand. Vielleicht lag es auch einfach daran, dass sein Verstand das schon alles nicht mehr für bare Münze nahm. Die knienden Leute verunsicherten ihn, aber die warme Haut des Drachen unter seiner Hand vermittelte ihm neues Selbstbewusstsein. Sie hielten ihn für die Stimme ihres Gottes? Gut, dann sollte es so sein!

"Kümmert euch um diese drei, sie haben ihre Kraft gegeben, um mich erscheinen zu lassen!" befahl er. "Behandelt sie wie Gäste, und heißt auch die anderen willkommen." Er machte eine ausladende Geste in die Richtung von Shadow, Freed und den Magiern. Nebenbei fragte er sich, ob es Slifer wohl recht war, wenn er so sprach, als rede wirklich der Gott durch ihn. Aber er hörte ihn zustimmend knurren und hatte das Gefühl, dass der Drache sich amüsierte.

Ein paar Frauen, darunter Blackys Mutter Arienne, näherten sich ängstlich, um die beiden bewusstlose Magier und Gerfried zu untersuchen. Zwar hatten sie große Ehrfurcht vor Slifer, aber sie wollten sich auf keinen Fall dem Befehl widersetzen, deshalb wagten sie sich in seine Nähe. Schließlich fassten sich mehrer Männer ein Herz und trugen die drei ein Stück den Berg hinab aus Slifers unmittelbarer Reichweite. Magi, Freed, Neo und Shadow eilten hinzu, während Appi blieb, wo er war. Er ließ Yugi nicht aus den Augen.

Inzwischen war auch Mystic wieder da. Hilfreich ging sie ihrer Mutter zur Hand, die ihre Arzneitasche dabeihatte. Doch es gab kaum etwas zu tun, denn Dark, Blacky und Gerfried waren einfach nur ohnmächtig. Ansonsten fehlte ihnen nichts.

"Das Schattenreich wird von einer noch unbekannten Macht bedroht," sagte Yugi aus einer Idee heraus. "Diese Macht hat Exodia auf euch gehetzt. Ihr müsst alles in eurer Macht stehende tun, um denen zu helfen, die gegen sie kämpfen!"

"Das werden wir, oh Gewaltiger," versprach der Priester im Namen seines Ordens.

Yugi war erleichtert und recht zufrieden mit sich. Er blickte Slifer an, von dem er nur einen Bruchteil sehen konnte, da er so nahe bei ihm stand. [Soll ich ihnen noch mehr sagen?]

[ZUVIEL DES GUTEN IST AUCH SCHLECHT,] befand Slifer. Er wurde plötzlich von einem Leuchten eingehüllt und schrumpfte, bis er wie eine Schlange um Yugis Schultern gewickelt war, wobei seine Krallen in dessen Oberarme piekten.

Der Junge schrie überrascht auf. Dann erinnerte er sich, dass auch Schattensturm sich klein machen konnte, und Slifer war schließlich ebenfalls ein Drache.

[DU GEFÄLLST MIR GANZ GUT, KLEINER YUGI. MAN MERKT, DASS DU MIT DEM PHARAO VERBUNDEN BIST.] bemerkte das Göttermonster. [LASS MICH DIR MEIN ZEICHEN EINBRENNEN!]

[Was? Wie meinst du das?] entsetzte Yugi sich, der sich gerade noch beherrschen konnte, das nicht laut zu tun, immerhin musste er würdevoll erscheinen.

[DANN KANNST DU MICH VON JETZT AN RUFEN, OHNE JEMANDEN ZU OPFERN, DENN DU WIRST MEIN TOR IN DIESE WELT SEIN,] erläuterte Slifer.

Yugi bezweifelte, dass er so gut dafür geeignet war. [Bist du sicher? Ich bin doch viel zu klein und schwach...] Der Drache antwortete nicht, wartete offenbar immer noch auf eine Antwort. In seiner jetzigen Gestalt war er ein deutlich spürbares Gewicht auf Yugis Schultern, aber auch ein Wesen, das Exodia Einhalt gebieten konnte. Der Junge seufzte. Warum hing das Schicksal der Welt immer von seinen Entscheidungen ab? Aber er wusste, dass Yami das Angebot annehmen würde, wenn er damit anderen helfen konnte. "Ich mache es," beschloss er endlich.

[WAPPNE DICH GEGEN DEN SCHMERZ,] warnte Slifer ihn. Yugi hatte kaum Zeit, sich darauf vorzubereiten, was dann passierte, denn er hatte das Gefühl, dass sein Rücken in Flammen stand...
 

***
 

Yami brach schreiend in der Umkleide zusammen, kurz nachdem sie entschieden hatten, das Schwimmbad zu verlassen. Die anderen Jungs waren für einen Moment zu erschrocken, um zu reagieren, dann war Seto bei ihm am Boden. "Hey, was ist los?"

Yami krallte sich an seinem nackten Oberarm fest. "Seto...aaaaah!"

Der Braunhaarige hielt ihn im Arm, nicht fähig, irgendetwas anderes zu tun als ihm auf diese Art beizustehen.

"Seht doch nur!" rief Duke und deutete auf Yamis Rücken, wo sich nach und nach ein Bild abzeichnete.

Marik schlang fröstelnd die Arme um sich. "Oh Mann. Was passiert bloß mit Yugi? Es... sieht aus wie ein Tatoo..." Er biss sich auf die Lippen in dem Versuch, schmerzhafte Erinnerungen zu verdrängen.

Thea klopfte an die Tür der Herrenumkleide. "Hey! Was ist da drin los? Yami?"

Tristan schloss die Tür auf, schließlich hatten sie alle noch ihre Badehosen an. Thea war entsetzt, als sie Yami erblickte, der inzwischen Setos Arm blutig gekratzt hatte. Serenity stand ebenso geschockt hinter ihr.

Kurz darauf war es vorbei. Yami keuchte und bemerkte das Blut an seiner Hand. "Oh... Entschuldige, Seto..." er wollte sich bewegen, zuckte jedoch unter Schmerzen zusammen. Sein Rücken, speziell die rechte Schulter, fühlte sich an, als hätte ihn jemand gebrandmarkt.

"Gibt es hier einen Erste Hilfe Koffer?" fragte Marik in die Runde. "Wir müssen die Wunde kühlen und verbinden!"

"Was... ist passiert?" presste Yami hervor.

"Pharao... es sieht ganz so aus, als hätte ein Gott Euch gezeichnet," teilte der Grabwächter ihm mit.
 

***
 

Indessen fand sich Yugi mit dem Gesicht auf Appis Schoß wieder, während er endlich wieder einen klaren Gedanken fassen konnte. Eine Stelle auf seinem Rücken brannte höllisch, gleichzeitig fühlte er eine kalte Messerklinge und hörte das Reißen von Stoff.

"Bleib ganz ruhig liegen, Yugi," vernahm er Mystics Stimme. "Dein Hemd hat ein Loch, also schneide ich es gleich ganz auf, damit wir an die Wunde rankommen. Achtung!"

Der Junge zuckte zusammen, als die Lichtmagierin etwas auf die verletzte Stelle legte. Kurz darauf atmete er erleichtert auf, denn es kühlte angenehm. Offensichtlich betraf es hauptsächlich sein rechtes Schulterblatt. "Wo ist Slifer? Und was ist mit Dark, Blacky und Gerfried?" fragte er leise.

"Der Drache ist verschwunden, als er mit dir fertig war," antwortete Neo, der sich gerade neben ihn hockte. "Deine drei Opfer wurden ins Dorf gebracht. Magi und die anderen sind mitgegangen, um auf sie aufzupassen. Vor allem auf Blacky, aber ich glaube nicht, dass ihm jetzt noch jemand etwas tun wird. Hätte der Gott seinen Tod gewollt, hätte er ihm sein Leben einfach nehmen können. Wir haben versprochen, dich ins Dorf zu bringen, sobald es geht. Meinst du, du kannst aufstehen?"

"Ich nehm' ihn huckepack," schlug Appi vor. Er ließ sich den Jungen auf den Rücken laden und trug ihn vorsichtig hinunter.

"Wohin ist Exodia gegangen?" säuselte Yugi.

"Schon wieder wie vom Erdboden verschluckt," antwortete Neo. "Warum hat Slifer das mit dir gemacht?"

"Er... wollte mir sein Zeichen einbrennen..."

"Hm, man kann noch nicht viel erkennen, aber wenn es ein bisschen verheilt ist, wird es sicher als sein Abbild erkennbar sein. Du bist wirklich auserkoren, Yugi..."

"Ist nicht immer so angenehm," murmelte der Junge schwach.
 

Blacky erwachte früh am nächsten Morgen als Erster der drei "Opfer". Die Frau an seiner Seite bemerkte es und beugte sich mit Tränen im Gesicht über ihn. "Kayos, mein Junge...!"

Seine Lippen formten das Wort *Mutter*, doch er sprach es nicht aus. "Arienne", sagte er statt dessen.

Sie schluchzte, machte ihm aber keinen Vorwurf. Nach dem Gesetz des Dorfes war er nicht mehr ihr Sohn. "Ihr habt das Dorf gerettet, denn der Gott ist für euch erschienen, um Exodia zu vertreiben und dir das Leben zu schenken," erzählte sie ihm. "Im Moment bist du ein Gast. Doch wenn du das nächste Mal hierher kommst, wirst du wieder als Ausgestoßener behandelt werden..."

Blacky nickte bloß, denn zu sehr viel mehr war er nicht fähig. "Yugi...?" fragte er.

"Der Kleine ist im Haus der Hohepriesterin, seine Verletzung wurde behandelt. Slifer hat ihm sein Zeichen aufgebrannt. Keine Sorge, es geht ihm gut. Dark liegt neben dir, ihr seid in meinem und Talimecros' Haus. Die anderen wurden in verschiedenen anderen Häusern untergebracht."

Blacky wandte mühsam den Kopf, um Dark sehen zu können. Beruhigt schloss er die Augen. "Bitte... schick Yugi her... sobald es geht..."

"Du solltest dich ausruhen," protestierte Arienne.

"Er ist... mein Schützling," gab er ihr zu verstehen.

"Dieser Heißsporn Namens Appi klebt an ihm und passt auf ihn auf," versicherte die Frau. "Er meint, als Darks Schüler wäre es seine Pflicht, den Jungen zu beschützen, solange ihr es nicht könnt."

"Schick ihn her," beharrte der Magier.

"Wie du willst," gab Arienne nach. Sie gab ihm ein wenig stärkenden Kräutertee, den sie ihm mehr oder weniger einflößen musste, dann schlief er wieder ein. Die Frau deckte ihren Sohn mit der leichten Decke zu und streichelte sanft sein Gesicht, ehe sie ging, um nachzusehen, ob Yugi wach war.
 

***

Fortsetzung folgt.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  jyorie
2013-06-03T15:24:44+00:00 03.06.2013 17:24
Hallo ^_^

WOW was ein eindrucksvoller Kampf – auch klasse beschrieben, wie Yami und Yugi immer noch verbunden sind und das Yami ihm so sehr beistehen konnte – hi hi – wieso hat Yami ihm nicht gesagt, das es Sliffer ist, der ihn ruft? Aber es war einfach toll das Kapitel, wie Exodia vertrieben wurde, wie Yugi den Drachen beschworen hat und das er sogar Blacky retten konnte :D … ich frage mich warum Blacky unbedingt Yugi sehen will? Ob er etwas näheres zu dem Zeichen weiß?

CuCu Jyorie

Antwort von:  Purple_Moon
06.07.2013 00:09
Viele fragen, die noch in der Story geklärt werden.^^
Wenn Yami es gleich gesagt hätte, wäre die Spannung dahin gewesen, deshalb. :P
Von: abgemeldet
2005-06-13T16:38:39+00:00 13.06.2005 18:38
hallo erst mal,

deine fic ist wirklich richtig gut und diese kapitel war einfach klasse!!! hab es am ende richtig doof gefunden, daß es nur ein kapi war, aber inzwichen freu ich mich richtig darauf, wie es weitergehen wird. ich hoff mal, daß das net so lang dauern wird. *neugieri sei*
am besten hat mir die szenen gefallen, wo yugi aus lauter angst fast verzweifelt und wo er sein "tattoo" verpaßt bekommt. hast du echt gut beschrieben.
bin mal gespannt, ob nun aus yugi noch ne effektkarte wird und ob yami mal yugi "ausspielen" darf? vielleicht in einem duell gegen den "unbekannten" feind???

schreib schnell weiter, biitttteeeee!!!!!
ciao, daemona
Von:  SoraNoRyu
2005-06-12T18:42:37+00:00 12.06.2005 20:42
Das Hochladen scheint wieder sehr viel schneller zu gehen, wenn das Kapitel jetzt schon da ist ^^

Irgendwie hatte ich schon die ganze Zeit das Gefühl, dass Yugis Drache eines der Göttermonster sein würde. Nur als er gesagt hat, er müsse drei der Monster opfern, dachte ich eher wieder an Ra.
Aber dass nur ein Göttermonster Exodia in die Flucht schlagen konnte, erfährt man ja in der Serie.

Was mich ein bisschen wundert ist, dass Mad plötzlich wieder dabei war. Ich hab noch mal in Kapitel 22 nachgesehen, beim Hinflug war er noch nicht dabei. Hat der plötzlich gelernt zu teleportieren oder ist er auf seinem eigenen Drachen hinterhergeflogen?

Was ich mir wieder richtig gut vorstellen konnte war ja, wie Slifer auf Yugis Schulter sitzt... Vielleicht wieder etwas, was ich versuchen sollte zu zeichnen. (Sollte mir was suchen, wo ich Slifer abzeichnen kann)
Yugi trägt wohl wieder seine Schuluniform, aber ohne die Jacke, oder? Die hatte er ja bei seiner Ankunft auch nicht dabei.

Noch etwas, was mich wundert ist, dass Yugi nicht wirklich die drei stärksten Monster geopfert hat. Wenn ich mich bei den Steckbriefen nicht verguckt habe, hat Freed nur 1700 Angriffspunkte, dann sind eigentlich sowohl Magi(2000) als auch Schadow(2100) stärker als er.

Yami muss sich wohl auch mal wieder ziemlich mies vorgekommen sein, immerhin war er ja erst noch total munter und dann kriecht er fast schon wieder die ganze Zeit am Boden... Die ganzen nicht-eingeweihten Passanten außerhalb des Schwimmbads werden sich schon ihren Teil denken, wenn sie ihn da raus bringen...
Er kann wohl noch ganz froh sein, dass Marik dabei war, der hat wohl noch am meisten Erfahrung mit solchen Verletzungen.

Dann warte ich mal wieder auf das nächste Kapitel.
Bye, Sora
Von: abgemeldet
2005-06-12T15:56:35+00:00 12.06.2005 17:56
erster.
das war ein tolles kap. jetzt hat er doch seinen eigenen drachen.
aber die armen beiden yugi und yami haben sicher starke schmerzen gehabt.
yugi fand es sicher schön das er mit yami reden konnte.
da gibt es ja soetwas wie ein spruch wieglaub ich halt, auch kleine menschen können grosses vollbringen.
das war sehr spannend und freu mich schon wenn es wieder weiter geht.
mach so toll weiter.


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