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Fremde Welten (#1)

Das Reich der Schatten ist gar nicht so gruselig.
von

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Botschaft aus dem Reich der Schatten

Kapitel 5: Botschaft aus dem Reich der Schatten
 

Yami wälzte sich in seinem Krankenhausbett hin und her. Ohne Yugi schlief er sehr schlecht, das konnte nicht nur an diesem Ort liegen. Normalerweise schlief ja auch Yugi, und er selbst verzog sich in einen ruhigen Winkel des Millenniumspuzzles. Wahrscheinlich war er so sehr an seine Gegenwart gewöhnt, dass er ohne ihn einfach nicht er selbst war.

Seto schlief auch noch nicht. Er war unruhig, weil er merkte, wie sein Geliebter sich herumwälzte. Seufzend stand er schließlich auf und kam zu ihm herüber. "Yami, rück mal ein Stück. Wenn wir schon beide nicht schlafen, können wir wenigstens zusammen wach sein." Er stellte vorsichtshalber den Wecker, damit sie am Morgen nicht von der Krankenschwester so erwischt wurden, musste ja nicht sein. Dann kletterte er zu Yami ins Bett.

Der Pharao machte bereitwillig für ihn Platz. Setos Nähe wirkte wahre Wunder. Er fühlte sich sicher, auch wenn die Sorge um Yugi blieb. Ein Gefühl sagte ihm, dass er schlafen musste, und seine müden Augen kamen dem nur zu gerne nach.
 

***
 

Kuriboh flog Yugi voraus zu einem Raum, den er noch nie gesehen hatte. nun, er hatte viele Räume noch nicht gesehen. Dieser lag ganz oben in einem runden Turm und diente offenbar nur zu rituellen Zwecken. Der Boden war in Gold und Silber mit komplizierten, kreisförmig angeordneten Symbolen bemalt. Auf der äußersten Kreislinie standen die Magier versammelt, die Yugi beim Abendessen getroffen hatte. Alle trugen schwarze Kutten aus glänzendem Stoff und hatten ihre Haare offen gelassen.

Blacky und Dark hatten Yugi erwartet. Sie trugen die gleichen Kutten, und Blacky sah mit seinem ebenfalls schwarzen Haar darin echt ein bisschen unheimlich aus. Er grinste Yugi an, als wäre nichts gewesen, während Dark verlegen errötete, als er dem Jungen seinen Blick zuwandte.

"Komm mit in die Mitte des Kreises," sagte der Schwarze Magier und hielt ihm die Hand hin.

Yugi ergriff die Hand unsicher. "Bin ich nicht falsch angezogen?"

Dark lächelte belustigt, doch seine Wangen waren immer noch rot. "Nein, gar nicht. Die Lehrlingsrobe ist in Ordnung." Er führte Yugi in die Mitte und stellte sich ihm gegenüber auf.

Blacky nahm hinter Yugi Aufstellung und legte ihm beide Hände auf die Schultern. "Ich bin der stärkste Magier hier, deshalb gebe ich dir meine Kraft, um Yami zu erreichen. Dark wird dich führen. Mava, Mystic und die anderen werden uns schützen. Ich selbst werde nicht in der Lage sein, etwas zu unternehmen, falls etwas schief gehen sollte. Zwischenfälle sind unwahrscheinlich, aber bei dem, was wir vorhaben, auch nicht ausgeschlossen. Wenn du Yami erreichst, versuch, dich kurz zu fassen. Wir wissen nicht, wie lange wir den Kontakt halten können."

Yugi nickte. "Was muss ich dabei tun?"

Dark ergriff seine beiden Hände und hielt sie fest. "Stell dir Yami bildlich vor. Denk nur an ihn und den Wunsch, ihn zu treffen. Meine Magie wird dich zu ihm führen, und durch Blackys Kraft wirst du mit ihm in Verbindung treten können. Wenn du bereit bist, können wir anfangen."

Yugi atmete tief ein, schloss die Augen und rief sich ein Bild von Yami ins Gedächtnis, was nicht besonders schwer war. Nebenbei wurde er sich eines leisen Murmelns oder Gesangs bewusst, den die anderen Magier anstimmten. Er stellte sich Yami genauer vor: seine Stimme, seinen Geruch, seine zärtlichen Hände... Er hörte Dark ebenfalls etwas murmeln und erkannte, dass das Ritual begonnen hatte. [Yami.] Yugi gab sich Mühe, jeden anderen Gedanken auszuschalten, dachte an Lippen, die sich auf seine legten... Sein Körper wurde ganz leicht, er schien davon zu schweben. Seine Haut kribbelte in der magiegeladenen Atmosphäre. [Yami!]

Der Boden gab nach, aber Yugi fiel nicht. Er fühlte sich von allen Banden befreit, eine gewisse Ähnlichkeit zu dem Geisterzustand, den er annahm, wenn Yami seinen Körper benutzte. Nur dass er dann noch trotzdem an seinen Körper gebunden war. Wenn er nur das Millenniumspuzzle hätte, dann wäre das Vorhaben sicher einfacher... Nein, er würde nicht zweifeln! Yami brauchte ihn, er brauchte Yami. [YAMI!!!]

Yugi wurde davon gewirbelt. Er riss die Augen auf und fand sich in einem Wirbel aus Farben wieder. "Woooaah!"

"Bleib ruhig und konzentrier dich weiter!"

Dark war neben ihm. Genau genommen hielt er ihn immer noch an einer Hand fest, und das beruhigte Yugi doch irgendwie. Falls er nicht zu Yami fand, konnte der Magier doch sicher wenigstens den Weg zurück finden.

"Wir sind auf einer Astralebene," erklärte Dark. "Die anderen folgen uns ebenfalls. Gib jetzt nicht nach. Ruf ihn noch einmal!"

"Yami!" [Yami!] Yugi rief mit seiner Stimme und mit seinen Gedanken, obwohl in diesem Fall wohl beides das gleiche war. Sein Herz flog ihm förmlich voraus und leitete ihn. Und auf einmal brach er durch eine Zimmerdecke und befand sich in einem Raum, den er gut kannte. Die Kammer, in die er kam, wenn er Yamis Raum in seiner Seele betrat. Aufgeregt lief er los und öffnete die nächst beste Tür. "Yami, bist du da drin? Ich bin hier, Yami!"

"Y-Yugi?" Yamis Geist manifestierte sich hinter ihm in der Kammer. Yugi wirbelte herum und warf sich ihm in die Arme.

Yami war sprachlos. "Yugi! Wo bist du gewesen, Partner? Ich war krank vor Sorge!" [Im wahrsten Sinne des Wortes.]

[Ich war im Reich der Schatten, aber es war nicht schlimm. Es geht mir gut, und jetzt habe ich dich ja wieder. Ist dir was passiert?]

[Nicht der Rede wert. Was ist mit dir los? Du hast eine schwarze Aura um dich...]

Yugi blickte an sich herunter. Tatsächlich umgab ihn ein dunkler, schattenhafter Schimmer. Hilfe suchend blickte er zu Dark, der sich geduldig im Hintergrund gehalten hatte.

"Es ist Blacky, seine Magie hält dich hier." Dark kam näher und verneigte sich vor Yami. "Pharao, Euer Freund ist bei uns in Sicherheit, bis wir einen Weg finden, ihn zurückzuschicken."

"Aber... ich bin doch hier," rief Yugi entsetzt. "Kann ich denn nicht bleiben?"

"Deine Seele ist im Reich der Schatten und hat dort einen Körper, in den dein Geist zurückkehren muss, Yugi. Du kannst so nicht hier bleiben."

Yugi ließ frustriert den Kopf hängen.

Yami starrte Dark sekundenlang nur an, dann wurden seine Augen groß. "Schwarzer Magier! Ist das möglich?!"

"Ich freue mich, dass Ihr mich erkennt, Pharao. Yugi hatte ein paar Probleme damit."

"Nun ja, der Aufzug ist ungewohnt." Yami wandte seine Aufmerksamkeit wieder Yugi zu und küsste ihn gierig. "Nimm das mit auf den Weg. Ich komme dich holen, so schnell ich kann. Aber ich bin etwas angeschlagen. Es wird trotzdem sicher nicht mehr lange dauern."

"Dark hat uns beide gerettet," strahlte Yugi.

"Dark?"

"Der Schwarze Magier."

"Oh." Yami sah den größeren Mann mit einem dankbaren Lächeln an. "Natürlich. Ein Teil von mir erinnert sich undeutlich an den Namen. Pass bitte gut auf Yugi auf."

"Verlasst Euch auf mich."

"Yugi..." Yami hatte Tränen in den Augen, was nun wirklich nicht oft vorkam. "Seto und ich vermissen dich."

Yugi nickte nur, aus Angst, seine Stimme würde versagen.

Beide umarmten sich noch einmal. Yugi wollte so viel erzählen, doch es blieb keine Zeit.

"Wir müssen gehen, es wird schwieriger, den Kontakt zu halten," drängte Dark.

Die beiden ließen widerstrebend voneinander ab, und Dark nahm wieder Yugis Hand. Das Bild vor seinen Augen verschwamm, sie waren zurück in dem Wirbel. Doch es wurde keine ruhige Reise...
 

***
 

Yami sog mit einem heftigen Atemzug Luft in seine Lungen und riss die Augen auf. Für einen Moment war er orientierungslos, dann wurde er sich der vielen Gesichter bewusst, die ihn anstarrten. Neben ihm hörte das Millenniumspuzzle auf zu leuchten.

"Gott sei Dank! Ich dachte, ich hätte dich auch noch verloren!" Seto lag plötzlich halb auf ihm, sein Gesicht war feucht.

Neben dem Bett standen mehrere Schwestern und ein Arzt. Eine Schwester hielt zwei seltsame Kissen an Griffen fest, die sie jetzt jedoch wegpackte. Sie sah sehr erleichtert aus. Der Arzt beugte sich über Yami, und der Pharao zuckte zusammen, als ihm etwas sehr Kaltes auf die Brust gedrückt wurde. Er kannte den Vorgang aber schon vom Vortag. Warum war seine Brust frei? Seto und er hatten doch gar nichts gemacht!?

Nach einigen weiteren verwirrenden Minuten, in denen Yami das Reden Seto überließ, war fast wieder Ruhe eingekehrt. Sie wollten ihn an einen Tropf anschließen, doch er sah den Arzt mit einem Blick an, den er sich sonst für die Duellarena aufsparte. "Wagen Sie es nicht!" zischte Yami den Mann an. Er knöpfte seinen Pyjama zu.

"Yugi, beruhige dich!" bat Seto. "Du hattest einen Herzstillstand! Damit ist nicht zu spaßen!" Er nannte Yami immer Yugi, wenn jemand dabei war, der die beiden Persönlichkeiten nicht kannte. So ersparte er sich eine Menge Erklärungen.

"Seto, ich will sofort hier weg," verlangte Yami. Er hatte jetzt keine Lust auf diese Diskussion. Er musste ihm unbedingt sagen, was er erfahren hatte, aber das konnte er nicht im Beisein dieses ignoranten Arztes tun, sonst verwiesen sie ihn noch an einen Psy... was auch immer. Soviel hatte er von der Welt mitbekommen; wenn jemand einen Geist gesehen hatte, hielt man ihn für irre.

"Yugi, du bist verwirrt, lass dir helfen," beharrte Seto. Er drückte Yami eindringlich in die Kissen zurück und flehte ihn mit Blicken an, sich zu benehmen.

Yami überlegte einige Sekunden und entschied, dass der schnellste Weg, mit Seto allein sein zu können, in seiner Kapitulation bestand, auch wenn ihm das nicht gefiel. Denn es bedeutete, dass er sich eine Nadel in den linken Arm stechen lassen musste. Das wiederum hatte zur Folge, dass er sich übergab. Es war erniedrigend.

"Sieht ganz so aus, als wärst du empfindlich in solchen Dingen," kommentierte Seto, der es sich erneut neben ihm bequem machte.

Yami betrachtete zweifelnd die Plastikflasche, aus der ein Medikament langsam in seine Ader floss. Verschwendung, vermutete er, aber wenigstens nicht gefährlich, oder? "Ich habe Yugi gesehen," begann er und erzählte dann einem völlig verblüfften Seto Kaiba, was er erlebt hatte.

Der Firmenchef hatte inzwischen genug erlebt und über Magie erfahren, um Yamis Worte nicht als Hirngespinst abzutun, trotzdem konnte er kaum glauben, was er hörte. "Ich bin aufgewacht, weil dein Puzzle so hell gestrahlt hat. Dann merkte ich, dass du nicht mehr atmest..."

"Wie lange war das? Ich habe nichts davon gemerkt..."

"Nur ein paar Minuten, aber ich habe die Hölle durchgemacht in der Zeit. Du hast mir einen schönen Schrecken eingejagt! Und die Ärzte wollten das Puzzle entfernen; ich konnte ihnen nur schwer erklären, dass sie es lassen sollten."

"Entschuldige. Aber wir wissen jetzt, dass Yugi nicht in unmittelbarer Gefahr ist. Seto, wer hat diese Foltermethode jetzt schon wieder erfunden?" Yami deutete auf den Tropf.

Der Braunhaarige grinste. "Sei stark, oh mein Pharao."
 

***
 

Dark hielt plötzlich an, kurz nachdem sie wieder in den Strudel eingetaucht waren. Das Wirbeln um sie herum hörte auf und wurde zu einem verwischten Funkeln, als würde man etwas durch Wasser betrachten. "Etwas stimmt nicht..."

Im nächsten Moment schoss etwas auf sie zu, das erschreckende Ähnlichkeit mit einer Feuerkugel hatte - nur dass das Objekt schwarzviolett war. Dark baute sich schützend vor Yugi auf. Der Angriff prallte kurz vor ihm auf einen Schutzschild. Als das Licht aufhörte zu blenden, sah Yugi Mad, der den Schild mit zusammengebissenen Zähnen festhielt. Sein blaues Haar flog dabei. Der Angriff wiederholte sich und prallte erneut ab. Etwas Dunkles näherte sich.

"Geht nicht weiter, es ist sogar für dich zu stark, Dark!" rief Mad.

Neben dem Verteidiger materialisierte sich jetzt die Astralgestalt von Mava. Er hatte beide Hände zu Fäusten geballt und war ganz eindeutig nicht in Verteidigungsposition. Der unbekannte Angreifer war nur als schattenhafte Gestalt in der Ferne wahrnehmbar. Er feuerte eine neue Schattenenergiekugel ab, doch dieses Mal erhielt er eine Antwort. Mavas Rechte schnellte vor und entließ einen Blitz aus Licht von solcher Kraft, dass er hinwegfegte, was immer ihnen da im Weg stand. Sie hörten einen zornigen Aufschrei, dann war Stille.

"Kommt schnell weiter," drängte der Lichtmagier. "Etwas stört unseren Kreis... wie ihr bemerkt haben dürftet. Wir können nicht sicher sein, dass es aufgegeben hat."

Yugi sah mehrere Juwelen an Mavas Händen aufblitzen und bemerkte ein veilchenfarbenes Schwert, das der Mann an einem Gürtel über der Kutte trug. [Ach ja, Maha Vailos spezielle Fähigkeit... Wenn er Ausrüstungszauberkarten... äh, Ausrüstungsgegenstände trägt, wird er nicht nur durch ihre Wirkung, sondern auch durch seinen eigenen Effekt stärker. Oft sogar stärker als der Weiße Drache. Faszinierend, das live zu sehen...]

Doch die Magier hielten sich nicht lange auf, sondern machten, dass sie heimkamen. Es war keine verlockende Aussicht, auf der Astralebene verloren zu gehen.
 

Yugi kam sich vor, als erwachte er aus einem Traum. Er taumelte ein wenig, doch dann hörte das leichte Schwindelgefühl auf und er konnte problemlos stehen, fühlte sich nicht einmal müde, was man nicht von allen behaupten konnte. Alle Magier um ihn herum sahen geschafft aus, auch Dark, der schwer atmend in die Knie ging.

"Bist du... in Ordnung?" vernahm Yugi Blackys Stimme hinter sich.

Er nickte und wollte sich umdrehen, gerade als die Hände des Magiers des Schwarzen Chaos von seinen Schultern rutschten und Blacky ohnmächtig zusammensank. Yugi versuchte, ihn aufzufangen, doch Blacky war natürlich viel zu groß und begrub den Jungen deshalb fast unter sich.

Dark kicherte trotz seiner eigenen Erschöpfung. "Blacky, also echt, du gehst aber ran." Er strich dem Blauhäutigen liebevoll ein paar schweißverklebte Haare aus dem Gesicht. "Mach dir keine Sorgen, Yugi. Sachen, die große Konzentration erfordern, sind nicht Blackys Stärke, und er hat dir seine ganze Kraft gegeben. Aber er wird bald wieder auf den Beinen sein, vermutlich eher, als uns lieb ist."

Der Magier des Schwarzen Chaos, bewusstlos in den Armen des Schwarzen Magiers. Das war ein Bild. Yugi nahm sich vor, sich das für immer zu merken. Blacky sah direkt niedlich aus, und auch Dark wirkte nicht besonders gefährlich im Moment. Aber...

"Was zum Teufel war das?" wollte Yugi wissen.

"Etwas mit extremer Angriffskraft. Ich konnte es nur mit Mühe blocken," antwortete Mad aus dem Hintergrund. Er saß mit dem Rücken an einer Wand und war ganz verschwitzt.

"Es muss folglich, um es mal in Kartensprache auszudrücken, fast 3000 Angriffspunkte haben," schloss Mava, der sich das rechte Handgelenk rieb. "Ich habe es mit über 5000 angegriffen. Natürlich kann man das so nicht festlegen, das gilt nur auf dem Spielfeld..."

Yugi nickte verstehend. Im Reich der Schatten, mit lebenden Wesen, war es nicht wie mit Karten. Die Kraft von jemandem konnte auf der Spielkarte vielleicht 1500 Angriffspunkte betragen, tatsächlich aber variierte sie mit dem Befinden der entsprechenden Person.

Mystic war sehr bleich. "So etwas Furchtbares habe ich noch nie erlebt! Wenn es sein Ziel erreicht hätte, wären wir alle verloren gewesen!" Sie wankte zu Blacky und kniete sich besorgt neben ihn. "Hey, kleiner Bruder! Alles in Ordnung?"

Yugi hob die Augenbrauen. "*Kleiner* Bruder?" Er grinste amüsiert.

Mystic lächelte den Magier zärtlich an, während sie ihn rasch auf Verletzungen untersuchte. "Ich bin fünf Zyklen älter als er. Blackys Geburt stand unter keinem guten Stern, und unsere Mutter überlegte schon, ihn den Götterbestien zu opfern. Doch dann brachte sie es nicht übers Herz, und ich bin dankbar dafür. Er war so ein niedliches Kind, auch wenn er schon immer nichts als Chaos verbreitet hat..."

Yugi versuchte, sich einen kleinen, blauhäutigen Jungen mit vielleicht schulterlangem, schwarzen Haar vorzustellen, der seiner Familie Streiche spielte und wild draußen herumtobte. Mystic schien ihren Bruder sehr zu lieben. Ein wenig bedauerte Yugi, dass er selbst keine Geschwister hatte. Joey würde er von seinen Freunden am ehesten seinen Bruder nennen. Yami hatte ihm schon immer nahe gestanden, aber das war noch etwas anderes.

"Hey, Yugi! Dark ist *mein* Bruder, habe ich das erzählt?" mischte sich Magi ein und schlang die Arme um des Magiers Hals.

Dark wuschelte ihr durchs Haar. "Meine Eltern haben Magi als kleines Kind gefunden. Ihre Familie war einem Monsterangriff zum Opfer gefallen. Seitdem ist sie meine Schwester."

Neo klopfte Mava etwas heftiger als notwendig brüderlich auf den Rücken. "Ja, es geht doch nichts über die Familie!"

Mava stolperte fast. Dann wiederholte er die Geste bei Neo und warf ihn zu Boden wie eine Puppe. "Ups! Muss mal die ganzen Klunker ablegen..."

Neo kam grummelnd wieder auf die Füße. "Das hast du mit Absicht getan!"

"Und du wolltest das gleiche erreichen, also sei still."

Indessen kam Blacky allmählich wieder zu sich. "Uh... wir leben alle noch?"

"Na klar," versicherte Dark.

"Ich konnte gar nichts machen!" jammerte Blacky. "Wenn ich gewusst hätte, dass sowas passiert..."

"Du hast Yugi beschützt und dafür gesorgt, dass er den Pharao erreicht," entgegnete Dark. "Also sag nicht, das wäre gar nichts gewesen. Mava hat die Situation hervorragend bereinigt, und natürlich war Mad eine große Hilfe... alle haben ihren Teil beigetragen, und deiner war in diesem Fall nicht der Kampf."

Blacky seufzte und schloss die Augen wieder. "Mein Schädel dröhnt..."

Dark und Mystic halfen ihm hoch, um ihn in sein Bett zu bringen. Mystic bestand darauf, dass es nicht Darks Bett sein sollte.

"Wie geht es eigentlich dir, hast du dich vollständig erholt?" erkundigte Yugi sich besorgt bei dem Schwarzen Magier.

"Ausreichend," entgegnete dieser. "Mystic wird mich nicht auch wieder ins Bett stecken müssen."

Die Frau begleitete die drei bis zu Blackys Zimmer, überwachte, wie der Magier in seinem Bett abgelegt wurde, und verkündete dann, sie werde sich um die anderen kümmern und dann wieder nach ihm sehen.

"Sie sollte sich selber ausruhen," fand Dark. Er hatte sich auf der Bettkante niedergelassen, und Yugi nahm neben ihm Platz, da Blacky keine freien Stühle hatte.

"Jetzt konntest du Yami doch unter die Augen treten, hast dir ganz umsonst Sorgen gemacht," fiel es dem Jungen auf.

Dark lächelte errötend. "Ja, stimmt. Yugi, willst du hier schlafen? Ich wäre dir dankbar, wenn du auf Blacky aufpassen könntest. Nicht, dass ich mir Sorgen um ihn mache, nur... Also schön, ich mache mir Sorgen, obwohl ich weiß, dass es gar keinen Grund dafür gibt. Du könntest auch in meinem Bett schlafen, dann bleibe ich hier. Allerdings lasse ich dich nicht gerne irgendwo allein."

"Ich hätte kein Problem, egal mit welcher Lösung, aber was wird Mystic sagen?" Yugi grinste schief. "Sie wird mit dir schimpfen, wenn du hier schläfst."

"Naja... Tatsache ist, dass Blacky nicht viel Schlaf bekommt, wenn ich dabei bin, und im Moment bräuchte er ihn wirklich..." Dark seufzte. "Und Mystic ist natürlich auch nicht zu unterschätzen. Sie kann sehr energisch sein, und in Gesundheitsangelegenheiten lässt sie sich nicht reinreden. Die anderen Heiler sind immer auf ihrer Seite."

"Dann bleibe ich wie gehabt hier," entschied Yugi. "Dich hat das Ritual auch angestrengt, Mystic hat vielleicht Recht."

"Du jetzt auch noch. Na schön, gehen wir alle schlafen. Ach, hat man dir ein Nachthemd gegeben?"

"Nein. Ich habe in der Robe geschlafen."

"Du bekommst morgen eine frische. Warte, ich suche dir was zum Schlafen..."

Dark stand auf und ging zu Blackys Kleidertruhe, was nicht ganz einfach war, weil darauf und daneben so viele Bücher lagen, aber er fand eins von Blackys schwarzen Nachthemden. Mit einer Handbewegung zauberte er es auf Yugis Größe zurecht.

"Cool... vielleicht sollte ich doch eine Lehre bei euch machen," überlegte der Junge.

"Es wäre eine Karrieremöglichkeit, falls du doch mal von deiner Welt genug haben solltest," meinte Dark.

"Wann kann ich mit dem Unterricht anfangen?" fragte Yugi plötzlich.

Der Magier hob erstaunt die Augenbrauen. "Woher kommt plötzlich dieser Eifer?"

"Naja..." Yugi spielte mit der Kordel seiner Robe. "Vielleicht komme ich hier nicht mehr so bald weg. Und selbst wenn, ist da immer noch diese neue Bedrohung. Ich kann nicht einfach gehen und das vergessen. Glaubst du, ich kann etwas lernen, um euch zu helfen, solange ich hier bin?"

"Nun, es schadet nicht, es zu versuchen. Aber du sollst wissen, dass du hier niemandem verpflichtet bist. Vielleicht hast du schon davon gehört, dass es bei uns üblich ist, dass jemand, der einen anderen rettet, sich um ihn kümmert."

"Ja, bis er selbst für sich sorgen kann."

Dark gab sich geschlagen. "Richtig. Melde dich morgen bei Mava. Er kann dir noch ein paar Leute vorstellen und dir helfen zu ergründen, welchem Element du zugetan bist."

"Welchem Element? Cool..." Yugi kroch neben Blacky ins Bett. Der Mann blinzelte ihn kurz an und schloss dann die Augen wieder.

Als Dark gerade gehen wollte, kam Mystic wie angekündigt noch einmal vorbei. Sie drückte dem Herrn der Burg eine dampfende Tonkanne in die Hand. "Hier, ein stärkender Tee, könnt ihr alle drei vertragen. Ich werde mich aber nicht durch das Chaos in diesem Zimmer kämpfen. Sorg dafür, dass Blacky eine Tasse trinkt, egal ob heiß oder kalt." Sie eilte schon wieder davon.

Dark seufzte. "Sieht so aus, als gäbe es noch keine Nachtruhe. Yugi, ich stelle dir die Kanne auf den Nachttisch..." Er betrachtete skeptisch das voll gepackte Möbelstück. "Naja, jedenfalls belege ich die Kanne mit einem Wärmezauber, damit der Tee warm ist, wenn Blacky aufwacht."

Yugi half Dark, auf dem Nachttisch Platz zu schaffen. Der Magier beschwor aus einer Ecke des Zimmers drei Teebecher herbei und füllte zwei davon. Eine nahm er mit, als er zum zweiten Mal den Weg in sein eigenes Zimmer antrat. Er ließ ein magisches Licht für Yugi da, und bevor er die Tür schloss, huschte noch Kuriboh herein.

"Hey, wo hast du denn gesteckt?" flüsterte Yugi. Der Tee schmeckte bitter, obwohl eine Menge Honig drin zu sein schien. Er trank ihn dennoch, ehe er sich schlafen legte. Etwas sagte ihm, dass er seine Kraft noch brauchen würde...
 

***

Fortsetzung folgt.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  jyorie
2013-05-30T15:33:11+00:00 30.05.2013 17:33
Hallo ^_^

cool :DDDD es hat geklappt und Yami weiß endlich bescheid, das es Yugi gut geht und er sich keine Sorgen um ihn machen muss. Yugi scheint es im Reich der Schatten an der Seite seine neuen Freude ja richtig zu gefallen. Ich bin auch mal gespannt, welche Kräfte/Elemente er hat. Außerdem fand ich es witzig, das man die Robe einfach so auf seine Größe bringen kann ... *ggg* der Chaos-Magier hat das wohl in seinem Chaos vergessen LOL

CuCu Jyorie

Antwort von:  Purple_Moon
05.07.2013 17:23
Oder die Autorin ist erstmal nicht auf diese Lösung gekommen LOL
Im Ernst, manche Sachen schreibe ich nur, weil ich keine bessere Idee hab oder weil mein Leben sich gerade um sowas Ähnliches dreht.
Tja mir würde es da aber auch gefallen.^^
Von:  TeaGardnerChan
2005-03-02T13:32:03+00:00 02.03.2005 14:32
Auch ein Fähnchen schwenkt.
Wirklich super gut. Werde jetzt den Rest der Story lesen und dir dann ein Gesamtkommi hinterlassen.
Von:  Furu
2005-02-08T18:26:26+00:00 08.02.2005 19:26
Ich mag die Story immer noch... Das Ritual hast du total gut beschrieben. Ich hab mich ja so gefreut, dass Yugi und Yami sich wiedergesehen haben. *nick* Und dass Dark, Blacky, Mad, Mava und Co. dabei so wichtige Rollen hatten. *freu und mir viele Fähnchen zum anfeuern bastel* Ich konnte mir das alles so gut vorstellen. *nick* Hinzukommend fand ich so kawaii, dass Blacky erschöpft in Darks Armen liegt. *sich das Bild vorstellt und sich mal verflucht, dass sie net zeichnen kann* Wir müssen echt mal wen nötigen das zu zeichnen. *smile*
Ich bin ja mal gespannt, was genau die Leutchens da angegriffen hat.

Baibai, Furu!
Von:  SoraNoRyu
2005-02-01T19:04:03+00:00 01.02.2005 20:04
Hi, da bin ich schon wieder^__^
*Vom 5ten Kapitel überrascht worden bin als ich die ersten 4 nochmal gelesen hab*
Was das wohl für ein komisches Ding in der Astralebene war?
Hätte im ersten Moment auf YamiMarik getippt, der ist ja auch im Reich der Schatten...
Freu mich schon wieder auf das nächste Kapitel...^_^
Es soll Geschichten geben, von denen krigt man einfach nicht genug...^__^
Mach weiter so!
bye, Sora


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