Zum Inhalt der Seite

Der böse Streich der "Rumtreiber"

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Der Alltag der ,Rumtreiber' in Hogwarts

Es war gerade Nachmittag geworden und eine orangerote Sonne ging langsam in einem violettfarbenem Himmel unter. Die Unterrichtstunden an der "Hogwarts- Schule für Hexerei und Zauberei" waren zu Ende gegangen. Die Schüler strömten alle in ihre Gemeinschaftsräume, um ihre Hausaufgaben zu machen oder - für die Schüler, die ihre Aufgaben nie erledigten - ihren Freizeitbeschäftigungen nachzugehen. Einige der Schüler bahnten sich ihren Weg nach draußen zum großen See. Unter ihnen war eine Gruppe von vier Jungen. Einer hatte eine Nickelbrille und zersaustes, schwarzes Haar. Der andere war sehr gut aussehend. Er hatte schwarzes, glänzendes Haar und große dunkle Augen. Der dritte hatte einen braunen Pferdeschwanz und war, bis auf sein blasses Gesicht und den Augenrändern, auch nicht schlecht anzusehen und der vierte Junge im Bunde war pummelig, hatte mausfarbenes Haar und machte einen sehr unsicheren Eindruck. Die anderen Schüler schauten sich nach den Jungen um und grinsten sich gegenseitig an: Diese eingeschworene Gemeinschaft war schon überall bekannt. Es waren James Potter, Sirius Black, Remus Lupin und Peter Pettigrew, genannt "Die Rumtreiber".
 

"Na, was stellen wir heute an?", fragte der bebrillte James. So begannen immer ihre Nachmittage, die auch immer gleich endeten: mit ernsten Gesprächen und Bestrafungen seitens der Lehrer, die ihren Sinn für Humor nie teilen konnten. Sirius, der Gutaussehende, ging auch wie immer darauf ein: "Na ja, wir könnten ja versuchen, dem Idiot von William Samuels mal wieder einen Streich zu spielen. Der fällt am besten darauf rein. Vielleicht wäre so ein Feuersalamander in seinem Bett das Richtige!"

- "Oder wir könnten ja auch anstelle dieses Idioten die Riesenkrake im See ärgern, indem wir mit einem Permanent- Klebezauber Mehl auf Steine streichen, damit dieses Unviech denkt, es wäre Brot!", schlug James vor, "Na, dann: guten Appetit!" Die beiden Jungen fielen daraufhin auf die Wiese und lachten lauthals los.

Der dritte im Bunde, der braunhaarige Remus hatte sich zurückgelegt und blinzelte in die untergehende Sonne, mit einem Grashalm zwischen den Zähnen. "Wann werdet ihr endlich erwachsen, Tatze und Krone?", fragte er seine beiden Freunde.

"Ach komm schon, Moony, nun sei doch nicht so ein Spielverderber!", konterten die beiden im Chor.

"A...also ich wweiß nicht... viel... vielleicht hat Moony Recht", stotterte der pummelige Peter, "und wir sollten... müssten...was and...deres machen. Wir müssen noch lernen...die Prüfungen finden bald..."

- "Um Gottes Willen, Wurmschwanz," entrüstete sich Sirius, "es sind noch Monate bis dahin! Wenn es soweit ist, dann werden wir so mit dir lernen, damit du sie bestehst - so wie immer", fügte James hinzu und die Beiden lachten erneut, als Peter errötete.

"In Verwandlung... können die mich nicht... schlecht benoten, weil:... falls es in der praktischen Prüfung schlecht um... um mich steht, kann... kann ich mich vor der McGonagall noch immer in eine Ratte verwandeln... So kann ich einfach keine schlechte Note bekommen!", meinte Peter.

"Bist du verrückt? Du müsstest dich dann sofort als Animagus registrieren lassen und die anderen auch, wenn man erfährt, woher du das Ganze gelernt hast! Dann heißt es wohl: auf Wiedersehen Geheimnis!", erboste sich Remus.

"Ach, ja? Wieso sollte ich euch verraten wollen? So dumm bin ich nun auch wieder nicht!", konterte Peter. Jetzt lachten alle vier. Daraufhin überlegten alle gemeinsam, was sie mit dem Nachmittag anfangen könnten und amüsierten sich köstlich bei den Ideen für einige Streiche.
 

"Ey, Krone", Sirius stupste plötzlich James an, "da ist deine Freundin!" Gerade hatte sich eine Gruppe von Mädchen neben einem Baum am See eingefunden- allen voran ein sehr hübsches Mädchen mit langen roten Haaren, grünen Augen und einem gepflegten "Hogwarts"- Umhang. James wurde sofort rot vor Verlegenheit und versuchte, seine widerspenstigen Haare mit seiner Hand zu glätten - wie üblich, wenn Lily Evans in der Nähe war.

"Ach, ja und DEINE Freundin kommt da gleich hinterher, Tatze", sagte Lupin augenzwinkernd zu Sirius. Ein anderes, hübsches Mädchen mit einem langen, braunen Pferdeschwanz und großen braunen Augen kam auch gerade auf die Wiese vor dem See. Sie schaute sich suchend um, bis sie Lily und die anderen Mädchen, die ihr zuwinkten, entdeckte. Lächelnd ging sie auf sie zu, stutzte plötzlich und drehte sich langsam um. Sie sah Sirius, der sie wütend anschaute, mit seinen Freunden sitzen, streckte ihm die Zunge raus und ging zu den Mädchen.

"AAARRGH, DIESE MIESE...", brüllte Sirius, sprang auf und schwenkte seine geballten Fäuste.

"Wie heißt es so schön: was sich neckt...", begann Remus und James und Peter prusteten los.

Sirius wandte sich knallrot vor Ärger an Lupin und schrie, mit seinen Füssen in den Boden stampfend: "Wie kannst du es wagen, Moony!!! Diese dumme Kuh und ich? NIEMALS!!! Die spinnt doch, diese Aura Withermore! Total frech und ohne Manieren! Und außerdem ist die so muggelbesessen, die bringt sogar ihre Muggel- Freundinnen dazu, ihr irgendwelche Steckdosen, Lampen und Apparate von zu Hause mitzubringen, damit sie anhand dieses Krams beurteilen kann, wie so ein Muggelleben abläuft! Und obendrein ist die so ein penetranter Beschützer der ach so armen Hauselfen, weil die sich mit allen anlegt, die ihrer Meinung nach ungerecht ihnen gegenüber sind! Dabei müsste sie mal unseren Kreacher kennen lernen! Vollkommen verrückt, dieses Weib!"

- "Der beste Beweis dafür, dass... dass du sie magst!", sagte Peter, "wenn du schon so... so viel von ihr weißt!"

- "Ach, du hast doch keine Ahnung, Wurmschwanz!" giftete Sirius und wollte noch etwas sagen. Ob es nun eine weitere verbale Attacke gegen Peter war, oder gegen Aura, erfuhr niemand.

Denn James zeigte plötzlich auf einen Fleck in der Wiese und rief laut, beinahe erfreut: "Hey, Leute, seht mal da: Schniffelus!"
 

Die anderen drei drehten sich in die Richtung, in die James zeigte und sahen einen sehr blassen, schlaksigen Jungen, der sich in ein Schatten einer großen Buche verkrochen hatte und mit größter Aufmerksamkeit ein Absatz aus einem Schulbuch studierte. Er hatte schulterlanges, sehr fettiges Haar und eine große Hakennase.

"Na, bitte", sagte James, "jetzt haben wir doch etwas, was wir anstellen können, oder etwa nicht: Schniffelus ärgern?"

Die anderen drei grinsten, standen auf und bahnten sich ihren Weg zu dem hakennasigen Jungen. "Schniffelus", so wurde er natürlich nur von den "Rumtreibern" genannt, sein richtiger Name war Severus Snape. Die "Rumtreiber" pirschten sich, so leise sie konnten an Severus heran und dann...

"Na, sind wir mal wieder fleißig am Lernen, Schniffelus?", fragte James laut und riss ihm das Buch aus den Händen. Die Seite, die Severus Snape gerade eben gelesen zu haben schien, enthielt einige Zaubersprüche und komplizierte Handbewegungen.

Hätten ihn Potter und seine Freunde nicht so mit ihrem plötzlichem Auftauchen überrascht, so hätte Snape jetzt normalerweise das Buch zurückverlangt und so gut es ging versucht, diese vier Idioten zu beleidigen. Immer wieder mussten sie auf ihm rumhacken, weil sie nie eine andere Möglichkeit fanden, ihre Zeit zu verschwenden. Und dann hatten sie ihm noch seinen Spitznamen gegeben, den er mehr hasste als alles andere, selbst mehr als er diese Strolche hasste, und den selbst Schüler, mit denen er vorher noch nie geredet hatte, ihm auf dem Schulkorridor hinterher riefen. Alles nur, weil er eines Tages ein Brief von seinem Vater bekommen hatte, der ihn so verletzt hatte, so dass er seine Tränen nicht zurückhalten konnte. Und James Potter, ausgerechnet dieser arrogante Potter, der überall mit seiner Nase höher als die Wolken umherstolzierte, hatte ihn gesehen. Seitdem ärgerte dieser und seine dumme Bande ihn noch stärker. Doch Snape hatte dank der Erfahrungen, die ihm das Leben schon in seinen jungen Jahren gebracht hatte, auch gelernt, gemein zu sein und sich gut gegen diese blöden Idioten zu wehren. Aber das hielt sie trotzdem nicht davon ab, ihn immer und immer wieder zu stören. Und jetzt ging es wieder los...
 

"Aha, du lernst also, wie man zaubert, Schniffelus", fing James an, "wirklich ganz brav. Nur müsstest du anstelle dieser Zaubersprüche hier mal welche lernen, mit denen du endlich mal deine Haare sauber kriegst."

Die Vier lachten und Sirius fuhr fort: "Ja, oder wie wär's mit einem ,Wie mach ich meine Nase schöner und kürzer ?'- Zauber?". Jetzt lachten die Freunde noch stärker.

Doch inzwischen hatte Snape seine Sprache wieder gefunden. Bissig konterte er: "Wenigstens verbringe ICH meine Zeit sinnvoll. Aber ihr wisst vor lauter Langeweile und dem ständigen Nichtstun schon gar nicht mehr, was ihr noch anstellen könnt. Nur nicht lernen, was? Ich frage mich, wie ihr eure Prüfungen immer schafft. Wahrscheinlich besticht ihr die Lehrer während eurer zahlreichen Strafarbeiten!"

Nun war es an Snape, gemein zu grinsen, während die anderen baff schauten. Doch James konnte sich schnell wieder zusammennehmen. Er sagte: "Du bist wohl neidisch, weil du mit deiner ständigen Lernerei nie an unsere guten Noten, die wir mit nichts anderem, als einfachem Können bekommen, herankommst. Nimm es endlich hin, Schniffelus: wir werden immer bessere Zauberer sein, als du!"

Snapes Grinsen wurde gemeiner. "Dann beweise es doch, dass du ein besserer Zauberer bist, als ich!", sagte er und holte seinen Zauberstab aus seinem Umhang hervor.

"Kannst du haben!", nahm James die Herausforderung an und nahm seinen eigenen Zauberstab in die Hand. Eine Weile geschah nichts. Die beiden warfen sich Blicke voller Hass zu, und dann, plötzlich ...

"Pertificus Totalus!"

- "Furnunculus!".

Beide hatten zur selben Zeit ihre Flüche aufeinander gesprochen ; Snape lag durch den Ganzkörperklammer- Fluch bewegungslos am Boden und James war über und über mit Furunkeln übersät. Dieser wollte die Gelegenheit ergreifen, den unbeweglichen Snape erneut anzugreifen und hob den Zauberstab.
 

"Finite Incantatem!", sagte plötzlich eine Stimme hinter ihm. James schaute überrascht auf seinen Zauberstab, als ob er es war, der den Zauberspruch gesagt hatte. Dann fühlte er, wie die Furunkel wieder von ihm verschwanden und sah auch Snape wieder aufstehen. Wütend darüber, dass man ihn gestört hatte, drehte James sich um, um diese Person, die gestört hatte, anzuschreien. Er sah seine Freunde die mit vor Angst und Überraschung weit aufgerissenen Augen auf Prof. McGonagall starrten. Ihre schwarzen Haare schienen sich aus ihrem Knoten zu lösen und ihre Augen funkelten sehr böse von der Brille aus. James wusste sofort, dass sie es war, die das Duell zwischen ihm und Snape beendet hatte. Und sie sah im Moment aus, wie ein gereiztes Drachenweibchen.

"WAS FÄLLT IHNEN EIN???!!!", kreischte sie, "WAS DENKEN SIE SICH NUR DABEI, SICH GEGENSEITIG MIT ZAUBERSPRÜCHEN ZU ATTACKIEREN UND DANN AUCH NOCH VOR DEN AUGEN VIELER SCHÜLER, DIE JÜNGER SIND, ALS SIE! SCHLIMM GENUG, DASS SIE IHNEN EIN SCHLECHTES VORBILD ABGEBEN UND DANN BENEHMEN SIE SICH SELBER, WIE KLEINE KINDER!!!"

- "Professor, Snape hat mich herausgefordert, ich...", begann James schüchtern, doch McGonagall unterbrach ihn: "SEIEN SIE STILL, POTTER! SIE UND SNAPE BEKOMMEN FÜR IHR KINDISCHES VERHALTEN JEWEILS 50 PUNKTE ABZUG FÜR GRYFFINDOR UND SLYTHERIN UND STRAFARBEITEN DAZU!!! KOMMEN SIE MORGEN UM 8 UHR ABENDS IN MEIN BÜRO, ALLE BEIDE!!! UND GEHEN SIE JETZT ALLE IN IHRE GEMEINSCHAFTSRÄUME ZURÜCK!!!"

Sie keuchte, als wäre sie gerade 1000 Meilen gelaufen. Dann ging sie mit großen, schnellen Schritten wieder zur Schule zurück. James warf Snape noch einen funkelnden Blick zu und dieser erwiderte ihn mit einem eisigen Gesichtsausdruck - das war seine Art, Wut und Hass auszudrücken. Dann gingen sie - mit gehörigem Abstand voneinander natürlich - Prof. McGonagall hinterher.
 

"Wieso habt ihr mich nicht gewarnt, als die McGonagall kam?", fragte James seine Freunde wütend.

"Na ja, weißt du, wir waren auch zu sehr durch euer Duell abgelenkt, als das wir sie gehört hätten und...", begann Remus vorsichtig, doch James unterbrach ihn: "Na, toll! Jetzt muss ich morgen bestimmt den ganzen Abend in Gesellschaft dieses Fetthaars verbringen!!! Hoffentlich ist diese ,Schniffelus'- Krankheit nicht ansteckend!"

Seine Freunde grinsten sich hinter seinem Rücken an - wenn James wütend war, dann lachte man am besten nicht laut, wenn er dabei war, das hatten sie schon gelernt.

"Warum so wütend, Potter?", fragte plötzlich eine Stimme neben ihm, "ich an deiner Stelle wäre nicht allzu sauer wegen einer Strafe, die ich voll verdient hätte ... Aber ich habe dir ja schon oft genug gesagt, du sollst Snape in Ruhe lassen!" Es war Lily Evans.

Jedem anderen hätte James jetzt eine geknallt. Doch zu Lily traute er sich nicht einmal wütend zu sein. Er sagte so freundlich er konnte: "Evans, sieh mal: Er hat mich herausgefordert und ich konnte doch nicht ablehnen, oder? Hättest du es getan? Er hat mit der ganzen Sache angefangen!"

- "So wie ich das gesehen habe, war es nicht Snape der als erster auf euch zugegangen ist und angefangen hat, euch eure Schulbücher wegzunehmen und euch zu beleidigen!", konterte Lily, "und zur deiner Information: ICH hätte die Herausforderung abgelehnt! Wenn solche Leute wie Snape keinen anderen Sinn in ihrem Leben sehen, als ständig mit anderen zu duellieren, dann muss ich mich nicht automatisch auf sein Niveau herablassen!"

Mit triumphierendem Blick ging sie an James vorbei und ihre Freundinnen folgten ihr lächelnd. Als letzte kam Aura Withermore. Sie klopfte James auf den Rücken und sagte: "Mach dir nichts draus, James. Der gute alte Schniffelus hat die Attacke von dir verdient. Und sogar mehr als das, wenn ich sehe, wie er mit unseren nichtmagischen Mitschülern umgeht. Ich finde das auch ungerecht von McGonagall, aber sie MUSSTE doch euch beide bestrafen, weil sie euch beide kämpfen sah, aber die gesamte Situation nicht kannte!"

Und als James weiterhin trübselig geradeaus starrte, fuhr sie fort: "Und nimm es nicht so ernst, was Lily zu dir sagte. Sie mag dich und gerade deswegen will sie nicht, dass du wegen jeder Lappalie Ärger kriegst!"

Das hatte gesessen. James starrte mit großen Augen in Auras warme, lächelnde und wiederholte mit einer lauten, aber weitaus besser gelaunten Stimme: "Sie mag mich? Lily Evans mag mich??? Wirklich???!!!"

Aura nickte und antwortete: "So habe ich das zumindest von ihr gehört. Und sie redet oft von dir im Schlaf! Aber das weißt du nicht von mir!" James schaute nun sehr stolz drein, wie ein Sportler, der gerade eine Goldmedaille gewonnen hatte.

"Und du... du rrredest die ggganze Zeit von Sirius im Schlaf!", warf Peter von hinten ein und Sirius konterte: "Halt die Klappe! Wenn die von etwas träumt, dann ist das so was, wie ein Wunderland, wo alle Muggel, Zauberer und Hauselfen in Frieden miteinander leben!"

Aura, die durch Peters Kommentar ein wenig errötete, sagte: "Komisch, jetzt reißt du deine Klappe weit auf, aber als dich dein bester Freund vorhin brauchte, warst du stumm, wie ein Goldfisch!"

- "Meinst du damit, ich bin ein schlechter Freund? Damit das klar ist: ich würde mein Leben für James opfern!" schimpfte Sirius.

"Wie rührend", gähnte Aura, "also, denk daran, James: Shit Happens und es kann alles nur noch besser werden!" Dann lief sie ihren Freundinnen hinterher.

"Also, diese Aura weiß, wie man einen aufmuntert! Sie hat echt das Herz am rechten Fleck!" meinte James.

"Ich finde sie auch sehr nett", stimmte Remus zu und wandte sich an Sirius, "schade nur, dass du immer so frech zu ihr sein musst!"

- "Wie soll ich mich denn sonst ihr gegenüber benehmen, wenn sie auch nie die Gelegenheit auslässt, sich aufzuspielen!" fuhr Sirius sofort auf.

"Aber du magst sie... doch auch! Sonst würdest du... nicht immer diesen...Drang verspüren, ständig deine schneidenden Kommentare abzulassen! Sonst würdest du... sie einfach ignorieren, aber das... schaffst du nicht! Du musst ja immer ihre... Aufmerksamkeit auf sich ziehen, oder?", fragte Peter.

"Oho, unser ,Sägemehlgehirn' denkt mal endlich nach", spottete Sirius, doch er wusste nicht, was er damit anrichtete.

"Also hat Wurmschwanz Recht, oder?", schloss James daraus und Lupin drängte Sirius: "Gib es doch zu, Tatze! Du hast dich voll in Aura verknallt!"

Doch das Einzige, was Sirius sagte, war: "Ihr seid doch alle Idioten!" Mit knallrotem Kopf schob er sich an den Freunden vorbei und ging in Richtung Gemeinschaftszimmer der Gryffindors. Die anderen drei schauten sich an und brachen wie auf Kommando in lautes Lachen aus.
 

Sie fanden Sirius im Schlafsaal, wo er so tat, als ob er schlief. Die Freunde kitzelten und boxten ihn freundschaftlich und bearbeiteten ihn mit Kissen.

"Ihr seid wirklich drei ausgewachsene Hornochsen!", erklang dumpf Sirius' Stimme aus dem Kopfkissen, die auf seinem Kopf gelandet war.

"Deswegen sind wir auch deine Freunde!", warf Remus ein, "die Menschen suchen sich immer die Leute als Freunde aus, die genauso intelligent sind, wie sie!"

- "Sei nicht so besserwisserisch, Prof. Dr. Lupin- Schlaumeier!", spottete Sirius, schaffte es aber zu grinsen. Er schnappte sich ein Fässchen Zaubertinte, die sofort nach Gebrauch unsichtbar wurde( damit wollte er eigentlich ihren Mitbewohner William Samuels hereinlegen) und warf es in Richtung Remus. Es entstand eine kleine Schlacht, bei der alle vier von allen möglichen Dingen beworfen wurden. Mitten in den Tumult kam William herein, der sich eigentlich zum Schlafen hinlegen wollte. Er schaute auf Sirius, der voller Hühnerfedern war, dann auf Remus, der über und über mit Tinte bedeckt war, die sich gerade erst auflöste, danach auf Peter, der sich, knallrot vor Lachen, den Bauch hielt, weil da einige Tritte gelandet waren und dann schließlich auf James, der auf seinem Kopf einen Buch und auf seinen Schultern unzählige Anziehsachen liegen hatte. Zuletzt sah er sich im Schlafsaal um: Kleider, Bücher, Stifte, ausgebeulte Kissen, Pergamentblätter und vieles mehr lagen überall verstreut herum.

Verächtlich rümpfte sich William die Nase und sagte: "Ich möchte wirklich mal einmal, nur einmal, einen Tag erleben, wo alles normal mit euch abläuft!"

- "Wieso, ist doch normal! So läuft es doch immer bei uns ab!", meinte Sirius und die anderen lachten.

"Ich meine, ich will einen Tag erleben, wo ihr nichts anstellt. Ich würde ihn zum öffentlichen Gedenktag erklären lassen!", kündigte William an.

"Allerdings", stimmte ihm James zu, "das würde ich dann auch tun!" Jetzt lachten alle fünf und so lange, bis jeder von ihnen einschlief und somit diesem ereignisvollen, aber dennoch "normalen" Tag ein Ende setzte.

Sirius' Rache

Der Tag darauf schien unter einem schlechten Stern zu stehen. Morgens war die Decke in der Großen Halle, die so verzaubert worden war, damit sie das exakte Aussehen des Himmels draußen annahm, voll von trüben, grauen Wolken. Regen fiel von der Decke und klatschte gegen die Fensterscheiben der Schule. Remus Lupin saß müde und unausgeschlafen am Frühstückstisch. Bald war wieder Vollmond und dann würde er sich... und dann wäre es mal wieder so weit. Das wusste er, denn er schlief kurz vor Vollmond immer besonders schlecht.

Als wie üblich die Eulen in die Halle flogen, um die Post an die Schüler zu verteilen, schaute Sirius besonders mürrisch: Er hatte von seinen Eltern wieder mal keine Post bekommen, während sein Bruder Regulus - der Liebling seiner Eltern- am Slytherin - Tisch ein großes Päckchen aufmachte und Bellatrix, seine Cousine, ebenfalls eine Slytherin, ihre Süßigkeiten von zu Hause verspeiste. Dass ihn seine Eltern nicht leiden konnten und für einen Sonderling bzw. einen Außenseiter hielten, das wusste Sirius. Keine Post zu bekommen war immer noch besser, als solche Post, wo sie ständig betonten, dass er das schwarze Schaf der Familie war, dachte er, doch das tat trotz allem weh.
 

Auch die Unterrichtsstunden schienen von Pech verfolgt zu sein. In "Geschichte der Zauberei" wurde ein unangekündigter Test geschrieben, weil der Lehrer prüfen wollte, wie gut seine Schüler in dem Fach aufpassten und bis auf Snape, Lily und Aura, die jeden Tag viel lernten, hatten alle mehr oder weniger versagt. Selbst die "Rumtreiber", die alle - bis auf Peter natürlich - gut in der Schule waren, hatten wegen ihrer schlechten Laune nicht gut abgeschnitten. James saß still und sauer gleichzeitig auf seinem Platz, weil ihm die Voraussicht auf die Strafarbeit mit Snape ganz schön auf den Magen schlug. Doch auch das war ungewöhnlich, weil James gerne in jeder Unterrichtsstunde seine Mitschüler unterhielt, um zu zeigen, dass er der einzig wahre Witzbold war, der momentan auf der Welt existierte. Und in "Verteidigung gegen die dunklen Künste" bekam Peter Ärger vom Lehrer, weil er mal wieder seine Ungeschicklichkeit beim Zaubern unter Beweis gestellt hatte.

"Die ganze Klasse macht gute Vorschritte; Snape, Potter und Black sind mit ihren Kenntnissen sogar einigen Siebtklässlern weit voraus, nur Sie scheinen überhaupt nicht zu lernen", meckerte der Lehrer, " Sie können nicht mal den Entwaffnungszauber, den man normalerweise schon in der zweiten Klasse lernt!"

Dann schaute er nicht weniger böse zu Peters Freunden: "Weil Sie ja anscheinend an ihren Nachmittagen nichts zu tun haben, könnten Sie Pettigrew mal endlich beim Lernen unterstützen! Ich finde es sehr seltsam, dass Sie alle drei so gute Schüler sind, aber Ihr Freund mit seinen Leistungen allen anderen hinterherhinkt! In der nächsten Stunde will ich sehen, dass Pettigrew Fortschritte macht, sonst sehe ich mich gezwungen, Ihnen allen Punktabzüge zu verteilen!"
 

"E...es tut mir leid...dass ihr Ärger bekommen habt, nur wegen mir... nur weil ich... so ungeschickt bin!" murmelte Peter.

"Ach was, mach dir nichts draus!", Remus klopfte ihm auf die Schulter, " Prof. Dickins hat Recht: wir haben all die Nachmittage nichts anderes zu tun, außer Blödsinn zu machen! Und da wäre es doch besser, wir würden dich unterstützen! Wir sehen doch, dass du nicht klar kommst und machen trotzdem nichts dagegen! Wir sind dir aber tolle Freunde!"

- "Aber dieser Dickins ist trotzdem so was von ungerecht: macht uns für alles verantwortlich!", schimpfte Sirius und James fügte hinzu: "Ja, aber das Beste war, dass er uns auch noch Sekunden vorher wegen unseren Leistungen gelobt hat! Und wir helfen Wurmschwanz doch immer so gut wir können!"

Es war Mittagspause und die Schüler hatten sich erneut in der Großen Halle versammelt. In diesem Moment gab es ein riesengroßen Knall: Lily war mit ihren Freundinnen zum Mittagessen erschienen und war am Slytherin - Tisch vorbeigegangen.
 

Und dann plötzlich: KNALL! BUMM! Und Lily lag der Länge nach auf dem Boden. Rodolphus Lestrange hatte ihr ein Bein gestellt und erntete jetzt ein Lachen von seiner Clique. Sie bestand aus seiner Freundin Bellatrix Black, die - genauso wie er - eine Siebtklässlerin war, sowie ihrer Schwester Narcissa und ihrem Freund Lucius Malfoy - beide aus der sechsten Klasse. Die Leute liebten es andere Schüler zu schikanieren und zu ärgern, besonders diejenigen, die aus einem nichtmagischen Haus kamen - so wie Lily. Doch diese war sehr gutmütig und ärgerte sich nicht zu sehr über ihren unfreiwilligen Sturz.

Sie stand auf, richtete sich ihre Klamotten und sagte zu Rodolphus: "Vielen Dank, dass du wieder mal dein Können, das nur darin besteht, anderen beim Fallen zu helfen, demonstrierst. Wenigstens DIE Sache kannst du!"

Jetzt lachten Lilys Freundinnen und Lestrange und seine Freunde wurden wütend. "Willst du damit etwa sagen, ich habe sonst nichts mehr drauf, oder was?", fragte Rodolphus angriffslustig und Bellatrix fügte hinzu: "Nimm deinen Mund nicht zu voll, du ekliges Schlammblut!"

Die Bande grinste fies und die Mädchen um Lily herum holten laut Luft. Lily aber schaute mit festem Gesichtsausdruck auf Bellatrix, auch wenn ihre Röte im Gesicht verriet, dass sie dennoch von diesem Kommentar getroffen war. Doch ehe was geschehen konnte, bahnte sich jemand ein Weg durch Lilys Freundinnen: Es war Aura.

Ihr Pferdeschwanz wippte angriffslustig, als sie sich vor Bellatrix aufbaute und dann losschrie: "Wie kannst du es wagen, Lily so zu nennen! Dabei ist DEIN Blut und auch das deiner werten Freunde viel dreckiger! Ihr seid alle SCHLEIMblüter, weil ihr es nicht lassen könnt, bei jedem rumzuschleimen, der euch irgendwelchen Nutzen bringt! Und damit ihr selbst immer außer Gefahr seid und es euch gut geht, dafür würdet ihr bestimmt alles machen, selbst dem Teufel den A..."

KLATSCH!!! Lucius Malfoy hatte sich bei Auras Worten seinen Kelch mit Kürbissaft geschnappt und den ganzen Inhalt in Auras Gesicht geschüttet. Aura wischte sich, jetzt hochrot vor Zorn, den Saft aus dem Gesicht; Lily und ihre Freundinnen brüllten alle auf einmal Malfoy an; die Slytherin- Bande lachte; und selbst die "Rumtreiber"( die vorhin mehr als genug damit zu tun hatten, James aufzuhalten, damit er nicht Lily rächte und sich nicht noch mehr Ärger einhandelte) liefen schreiend zum Slytherin - Tisch. Doch Prof. McGonagall tauchte im letzten Moment auf und verhinderte eine mögliche Eskalation der Situation.

"Das reicht!", sagte sie bestimmt, "jetzt sind sie wirklich zu weit gegangen, Malfoy! 30 Punkte Abzug für Slytherin! Doch auch sie bekommen 30 Punkte Abzug für Gryffindor wegen ihrem unkontrollierbarem Temperament, Withermore!" - "Aber das ist total ungerecht!" entrüsteten sich die Mädchen und die "Rumtreiber" riefen: "Sie wollte Lily doch nur verteidigen!"

- "Aber das gibt Miss Withermore noch lange nicht das Recht, so hitzköpfig zu sein!", verteidigte sich die Lehrerin.

Die Slytherin - Bande lachte, doch McGonagall wandte sich zu ihnen und sagte: "Lestrange, Black, Sie bekommen für Ihre grundlose Aggressivität auch jeweils 30 Punkte Abzug! Und jetzt setzten Sie sich bitte alle auf Ihre Plätze!" Aber die Bande stand wütend auf und verließ die Große Halle. Die "Rumtreiber" und die Mädchen setzten sich gemeinsam an den Gryffindor- Tisch, doch auch ihnen war der Appetit vergangen. Stattdessen verbrachten sie die Zeit damit, auf die Slytherin - Gang zu schimpfen.

James sagte entrüstet: "Was ich nicht verstehe ist: Wieso gibt die McGonagall mir eine Strafarbeit, weil ich der Welt einen Gefallen tun und sie von Schniffelus befreien wollte und Malfoy sowie Lestrange kriegen nur Punktabzüge? Und Aura hat genauso viel abgezogen bekommen, wie die anderen, obwohl sie als einzige nicht wirklich was gemacht hat! Die McGonagall kann mir doch nicht erzählen, dass sie NICHT ausrasten würde, wenn man IHRE Freunde beleidigen würde! Ich verstehe das nicht!"

Im Großen und Ganzen herrschte keine gute Stimmung am Tisch der Gryffindors. In dem Moment tauchte Snape in der Großen Halle auf, rutschte plötzlich aus und fiel mit dem Gesicht in den Kartoffelbrei. Alle Schüler lachten und auch die Gryffindors wurden lockerer.

Sirius spottete: "Schniffelus ist bestimmt auf seiner eigenen Fettspur ausgerutscht!" und Aura fuhr fort: "Jetzt sieht er ja mit dem Kartoffelbrei im Gesicht viel besser aus, als sonst!"

Alles am Tisch lachte, vor allem als Remus folgenden Kommentar machte: "Aha, ihr versteht euch doch! Und ich dachte, alles was ihr gemeinsam habt, ist die ständige Streitlust!"
 

Das Pech dieses Tages verschwand dadurch über die Mittagspause, doch am Abend kam es in doppelter und dreifacher Form wieder. James war zur Strafarbeit gegangen und Sirius langweilte sich: er hatte zwar immer die besten Ideen, wenn es darum ging, etwas anzustellen, doch ohne James, der ihn und seinen Einfallsreichtum antrieb, fehlten bei ihm die Ideen. Remus war dabei, Peter für die nächste Stunde "Verteidigung gegen die dunklen Künste" vorzubereiten. Seufzend sah Sirius sich im Gryffindor - Gemeinschaftsraum um und sah Lily an einem Tisch alleine Hausaufgaben machen. Neben ihr leuchtete eine von ihr selbst gezauberte, schwebende Lampe. Sirius stutzte: Lily war normalerweise immer von ihren Freundinnen umgeben und es war sehr ungewöhnlich, sie so allein zu sehen.

Sirius setzte sich zu Lily und fragte sie: "Wo sind denn alle deine Freundinnen?"

- "Sie haben sich schon alle schlafen gelegt. Nicht jeder arbeitet nun mal so lange, wie ich", antwortete sie lächelnd, aber ihre traurigen Augen verrieten, dass sie ihre Freundinnen auch jetzt noch gerne bei sich gehabt hätte. Es war schon schwierig, wenn man gerne lernte und dann noch immer mehr, als die anderen, um zu zeigen, dass ein Kind aus einem nichtmagischen Haus genauso gut zaubern konnte, wie alle anderen.

"Und was ist mit Aura Withermore?", fragte Sirius weiter. Seine Stimme versagte total bei der Anstrengung, möglichst gleichgültig bei dieser Frage zu wirken.

Lily konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen: "Auf der Toilette. Sie muss noch immer den Kürbissaft aus ihrer Kleidung heraus waschen!"

- "Aber wieso?", entgegnete Sirius, "Dafür haben wir eine Wäscherei! Sie kann doch einfach neue Kleidung anziehen!"

Lily legte ihre Feder beiseite und schaute Sirius lachend an: "Du kennst sie doch: Sie macht lieber alles selber, weil sie verhindern will, dass es die Hauselfen machen. Sie will ihnen so gut es geht bei ihrer Arbeit helfen." Sirius musste auch grinsen und Lily fuhr fort, diesmal sehr ernst: "Sie ist es ja auch nicht gewöhnt, dass man ihre Arbeit macht. Bei ihr zuhause macht sie immer alles alleine. Und leider hat sie nicht so wie andere Schüler die Möglichkeit, ihre Kleidung oft zu wechseln, weil sie nicht so viele Kleider hat. Sie ist ... nicht so wohlhabend, weißt du?" Sirius schaute mit offenem Mund auf Lily und diese redete weiter: "Das weißt du nicht von mir, o.k.?"

- "Aber...aber...", stotterte Sirius, "sie sieht doch immer ganz normal...und gepflegt aus!"

- "Nur weil sie schon früh gelernt hat, auf ihre wenigen Besitztümer gut Achtzugeben!", entgegnete Lily.

"Aber warum? Wie kommt das?" fragte Sirius und Lily seufzte: "Na ja...ihre Mutter ist...verstorben und der Vater muss nun ganz alleine für sich und seine Tochter sorgen!"

Nun klappte Sirius endgültig die Kinnlade herunter: Das hatte er nie von der heißblütigen Aura gedacht.

"Aber tu mir den Gefallen und sprich nicht mit ihr darüber. Und zeig auf keinen Fall Mitleid, denn das kann sie mit ihrem Stolz am allerwenigsten ertragen!"

- "Okay", sagte Sirius tonlos und schaute danach mit leerem Blick in das Kaminfeuer. Dann sprang er auf und ging in Richtung Portraitloch.

"Wohin gehst du?", fragte Remus, während Peter mit vor Anstrengung schwitzendem Gesicht versuchte, den Entwaffnungszauber hinzukriegen.

"Ich schaue nur nach, wo James bleibt!", antwortete Sirius. Doch draußen ging er lange ziellos durch die Gänge von "Hogwarts". Lilys Worte hallten immer wieder in seinem Kopf nach, wie das Echo in einer großen, leeren Höhle: "Bei ihr zuhause macht sie immer alles alleine" ... "Sie ist nicht so wohlhabend, weißt du?" ... "Ihre Mutter ist verstorben und der Vater muss nun ganz alleine für sich und seine Tochter sorgen" ... Er wusste selber nicht, wieso ihn das so beschäftigte, er dachte wahrscheinlich, dass es daran lag, weil seine Familie reich war und diesen Reichtum überhaupt nicht verdiente, während Aura und ihr Vater ... Aber da war doch mehr, das spürte er. Lag ihm also doch mehr an dem Mädchen, als er sich selbst und den anderen gegenüber zugab?
 

Er beschloß in der Eingangshalle auf James zu warten, weil er wusste, dass die McGonagall ihn und Snape zur Strafe etwas im Verbotenen Wald erledigen ließ - so machte sie es immer bei den Strafarbeiten - und James sowieso durch die Eingangshalle zur Schule zurückkehren würde. Er setzte sich auf die Stufe von einer der wenigen unbeweglichen Treppen in "Hogwarts" und dachte immer noch über Aura nach. Und dann kam sie plötzlich, als hätte er sie mit seinen Gedanken gerufen, um die Ecke und ging auf die Treppe, auf der Sirius saß, zu. Sie hatte ein knallrotes Gesicht, einen ziemlich nassen Schulumhang und eine gerunzelte Stirn, auf der Schweißperlen und nasse Haarsträhnen klebten.

Dann sah sie Sirius, wurde auf einmal ein wenig verlegen, fasste sich aber schnell wieder und sagte: "Na, sieh mal an: Sirius Black! Denkst du dir wieder einmal irgendwelche Streiche aus oder wartest du auf James, damit ihr den Streich ausführen könnt?"

Doch zum ersten Mal konnte ihr Sirius keine freche Antwort geben. Er wusste überhaupt nicht, was er ihr sagen sollte, nach all dem, was er nun über Aura wusste. Aber dann sagte Lilys Stimme in seinem Kopf:" Aber tu mir den Gefallen und sprich nicht mit ihr darüber. Und zeig auf keinen Fall Mitleid, denn das kann sie mit ihrem Stolz am allerwenigsten ertragen!" Sie hatte Recht.

Sirius nahm sich zusammen und sagte mit einem frechen Grinsen: "Nein, eigentlich habe ich auf dich gewartet! Ich bin extra hierhin gekommen, um dich zu treffen."

Er genoss es, dass er Aura damit sehr verlegen und sprachlos gemacht hatte - und eine Aura, die ihre Sprache verloren hatte, war mit einer Weltneuheit zu vergleichen.

"Wie...wie meinst du das?", fragte sie und Sirius antwortete lachend: "Ja, dann kannst du auch meine eigene Kleidung mit waschen! Ich wollte sie eigentlich in die Wäscherei bringen, doch damit würde ich ja diese entsetzliche Erniedrigung der Hauselfen unterstützen!"

- "Oh, du bist wirklich unverbesserlich!", erboste sich Aura, "wenn ich nicht so kaputt wäre, würde ich dir jetzt dafür einen Tritt verpassen!"

Dennoch setzte sie sich auf die Treppenstufe neben Sirius und sagte: "James müsste gleich kommen. Wenn du nichts dagegen hast, kann ich dir ja beim Warten Gesellschaft leisten!"

Sirius schüttelte den Kopf. Es entstand eine Pause.

Aura brach das Schweigen, indem sie seufzte und fragte: "Wieso müssen wir uns eigentlich immer streiten?"

- "Weiß nicht", Sirius zuckte die Achseln, "aber so ist zumindest immer was los und es ist nie langweilig!" Aber als Aura ihren Mund öffnete, um was zu sagen, dann fuhr er fort: "Und außerdem streiten wir "Rumtreiber" uns untereinander auch und Lily und James zanken sich, wie Hund und Katz, obwohl sie sich ja gegenseitig mögen. Ist also nichts dabei!"

Aura nickte und wurde plötzlich wieder rot - diesmal aber nicht vor Anstrengung. Sirius wollte sie fragen, was sie hatte, als das laute Knarren der Schulpforte ihn aufschauen ließ.

"James? Krone, bist du das?" Doch es war nicht James. Es war Snape. Sein Umhang sah ein wenig zersaust aus, aber man erkannte auch anhand seines schlechtgelaunten Gesichtsausdrucks, dass die Strafarbeit im Verbotenen Wald ihn schwer mitgenommen hatte.

"Kriegst du schon Halluzinationen, Black?", giftete er, " hat dir die ständige Langeweile schon auf den Verstand geschlagen? Aber wahrscheinlich warst du schon immer so geisteskrank!"

Doch Sirius wurde nicht weniger frech: "Du hast ja so was von Recht, Schniffelus - ausnahmsweise mal! Wie konnte ich nur meinen besten Freund mit so einer Kreuzung zwischen einer Krähe und einer Fledermaus verwechseln? Das erzähle ich James am besten nie, sonst wird er mir das ewig nachhängen!"

Aura kicherte und Snape konterte: "Ach sind wir mal wieder vorlaut, Black! Du solltest so langsam lernen, dass dir so was nicht gut bekommt, nach all dem, was ich über die Beziehung von dir zu deiner Familie gehört habe! Wenn du schlau wärst, würdest du auf dein Mundwerk Achtgeben, damit deine Familie dich nicht rausschmeißt!"

Sirius schaute Snape überrascht an: Woher hatte diese Heulsuse nun das schon wieder erfahren? Doch dann dämmerte es ihm: sein Bruder Regulus war ja ein selten blöder Quatschkopf und hatte es bestimmt schon überall herumerzählt. Und seine Cousine Bellatrix, die ja auch genau Bescheid wusste, unterhielt sich oft mit Snape - sie war gemein genug, Schniffelus von ihm und seiner Familie zu erzählen.

Doch ehe Sirius noch einen Gedanken fassen und sich überlegen konnte, was er Snape entgegnen würde, sprang Aura auf ihre Füße. "Wag es bloß nicht noch einmal, so mit Sirius zu reden!", herrschte sie Snape an, " du solltest lieber auf dein eigenes Mundwerk aufpassen! Leute, die so hässlich aussehen wie du, sollten zumindest auf ihre Charakterstärke achten! Aber du verbringst die Zeit doch viel lieber mit Lernen und Heulen, anstelle mal endlich an deinem Aussehen und deinem Charakter zu arbeiten!"

- "Misch dich nicht ein, du vorlaute Göre!", zischte Snape, "du musst grade vom Aussehen sprechen! Deine Schuhe stammen bestimmt noch aus der Urzeit und deine Klamotten hast du doch bestimmt von der Wohlfahrt, oder? Deine eigenen kannst du dir ja nicht leisten, es sei denn du würdest deine alten Kleider zu neuen zusammennähen!"

Aber Aura lachte nur und konterte: "Besser arm und glücklich, als reich und mit Beziehungen zu totalen Idioten!"

- "Wovon redest du?" fragte Snape und Aura antwortete: "Von deinen Beziehungen zu Bellatrix Black und Rodolphus Lestrange, die einen Erstklässler bis zur Bewusstlosigkeit verflucht haben, nur weil er es gewagt hatte, sie aus Versehen anzurempeln! Davon rede ich! Von Lucius Malfoy und Narcissa Black, die immer wieder auf die gemeinste Weise gegen Muggel intrigieren! Davon rede ich, Schniffelus! Ich frage mich, warum du dich mit ihnen abgibst, auch wenn sie dich anscheinend nicht als ihren Freund ansehen - so alleine wie du immer herumläufst. Aber vielleicht brauchst du ja jemanden, der dich so rumschubsen kann, wie er will, weil du es von zu Hause nicht anders gewohnt bist!"

Snape wurde noch blasser als sonst und seine Augen schauten beinahe erschrocken. Noch nie hatte er so ausgesehen. Aura hatte, ohne es zu wissen, seinen Schwachpunkt getroffen: Sein Vater musste zuhause permanent seine Macht demonstrieren und seine Frau bzw. seinen Sohn schlagen und verletzen. Jetzt rief er sich das, woran er während des Schuljahres nicht dachte - oder es zumindest versuchte - wieder ins Gedächtnis. Dank Aura Withermore! Sie war an allem Schuld!!! Snape wurde wütend und seine Augen schienen plötzlich ihre gewöhnliche schwarze Farbe in rot umzuändern - so stark funkelten sie.

Mit seiner kältesten Stimme sagte er: "Manche Dinge sollte man besser nicht sagen, Withermore. Wie schade, dass deine dumme Alte tot ist, sie hätte es dir bestimmt beigebracht!"

Abgesehen davon, dass Sirius überrascht war, woher Snape das alles wusste, kam es so vor, als hätte man ihn geschlagen. Man hatte ihn und seine Freunde schon oft beleidigt und er war schon des öfteren wütend deswegen geworden, aber noch nie zuvor hatte ihn etwas so sehr getroffen, wie das hier.
 

Dann schaute er zu Aura. Sie hatte ihre Hände zu Fäusten geballt und zitterte am ganzen Körper. Sirius, der Auras Hitzköpfigkeit kannte und schon mehrmals am eigenem Leib erfahren hatte, dachte, dass sie nun so wütend werden und Snape den schwersten Fluch auf den Hals setzten würde, den es gab. Doch das, was er weder gedacht noch jemals erwartet hätte, passierte: Aura sah auf einmal sehr müde aus und ihre Augen schwammen in Tränen. Sie sagte nichts, drehte sich langsam um und lief die Treppe hinauf und außer Sichtweise. Auf einmal fühlte Sirius eine Riesenwelle von Wut an die Oberfläche seines Inneren aufsteigen, eine Wut, die er - trotz seines übersteigenden Temperaments - noch nie gefühlt hatte. So schnell er konnte, ging er auf Snape zu und bevor er noch weiter nachdenken konnte, was er tat, versengte er, so fest er konnte, seine Faust in Snapes Magengrube. Snape röchelte und sank zu Boden, aber Sirius trat in seiner Wut weiterhin auf ihn ein.

"Was fällt - dir ein - so was - zu sagen - du hast sie - ernsthaft verletzt - dafür - bringe - ich dich - UM!", keuchte er.

"Black, was um Himmels willen machen sie da?", ertönte plötzlich eine entsetzte Stimme aus dem Hinterhalt und Sirius hielt inne. Er hatte nicht gemerkt, dass Prof. McGonagall mit James durch die Hogwarts- Pforten eingetreten war.

Doch seine Wut kühlte sich noch lange nicht ab. Er brüllte: "Dieser Idiot hat Aura Withermore aufs Äußerste beleidigt! Das hat er verdient und noch viel, viel mehr als das!"

- "Sie vergessen sich, Black!", rief McGonagall mit versteinertem Gesichtsausdruck, " das gibt 40 Punke Abzug für Gryffindor! Und Strafarbeit! Kommen Sie morgen in mein Büro, ich will mich mit Ihnen unterhalten! Das ist ungeheuerlich!"

Doch Sirius hatte vollkommen den Kopf verloren: "Ist mir egal! Geben Sie mir von mir aus 100 Punktabzüge und eine Woche lang Strafarbeiten! Werfen sie mich doch meinetwegen von der Schule! Mir egal!!! Das war es mir wert!" Dann drehte er sich um und lief die Treppe hoch.

Die Lehrerin presste ihre Lippen zusammen: "Diese Schüler heutzutage!" Und dann sagte sie zu James und Snape: "Und Sie gehen jetzt wohl besser in Ihre Gemeinschaftsräume zurück! Alle beide!!!"
 

Sirius hatte ganz vergessen, dass er eigentlich runtergekommen war, um auf James zu warten. Immer noch kochend vor Wut lief er den Gang entlang, in dem Aura verschwunden war. Er wollte sie um jeden Preis finden, aber er wusste selber nicht, warum. Dann, so schien es, nach einer Ewigkeit sah er sie neben dem Klassenzimmer für Zauberkunst sitzen. Sirius trat näher und erschrak: Der Anblick von Aura ließ ihn plötzlich alle Wut vergessen und er fühlte sich seltsamerweise so traurig, wie nie zuvor. Sie hatte ihre Arme um ihre angewinkelten Beine gelegt und ihr Gesicht war nass von Tränen. Dieser trostlose Gesichtsausdruck, diese traurigen Augen, die sonst immer so freundlich blickten oder aber auch vor Wut sprühten, und diese Haltung, als müsste sich Aura vor irgendetwas schützen, verursachten ein Stich in Sirius' Herz.

Und ehe er es aufhalten konnte, ging er langsam auf Aura zu, setzte sich neben sie, legte ihr den Arm um die Schulter und sagte sanft: "Ist ja schon gut, Aura, er ist es nicht wert, dass du seinetwegen auch nur eine Träne vergießt. Weine nicht, ja? Bitte weine nicht!"

Aura sah auf und versuchte zu lächeln, doch ihre Augen blieben dabei müde und dieser misslungene Versuch zu lächeln machte Sirius nun schon so traurig, dass er ein merkwürdiges Brennen in seinen Augen spürte - und das war trotz seines bisherigen Lebens nur in den seltensten Fällen vorgekommen.

Sie wischte sich über das Gesicht und sagte: "Entschuldigung. Das war echt kindisch von mir so zu überreagieren. Du hast Recht: ich hätte nicht auf ihn hören sollen. Warum muss mich das auch nur zum Heulen bringen? Ich sollte doch stark sein und mich nicht wegen so was aus der Bahn werfen lassen! War wirklich blöd von mir, deswegen zu heulen und wegzulaufen!"

- "Ach, hör doch auf! Wenn jemand anderer an deiner Stelle gewesen wäre, dann hätte er doch auch geheult! Oder vielleicht sogar mehr, als das! Du BIST stark, wirklich! Wie du mit der ganzen Sache klarkommst, ist bewundernswert! Und außerdem finde ich, dass gerade die Trauer von Menschen, die jemand Wichtigen durch den Tod verloren haben, ihnen hilft zu verstehen, wie sehr sie den Verstorbenen mochten. Und die Trauer zeigt auch, dass sie immer noch Gefühle empfinden können und ein Herz haben!", entgegnete Sirius.

Erst als er das gesagt hatte, wurde ihm bewusst, dass er sich verraten hatte: Jetzt wusste sie, dass er alles über sie erfahren hatte. Lily, nun habe ich mein Versprechen doch gebrochen, dachte er. Aber wenn schon Snape in seiner Gegenwart über Auras Mutter gesprochen hatte - wenn auch in einer sehr gemeinen Art und Weise, dann hatte er das Versprechen nicht wirklich gebrochen. Und außerdem: was hätte er sonst tun sollen? Sollte er Aura etwa nicht wieder aufbauen? Aber es hatte geklappt: sie lächelte und nun war an ihrem Lächeln nichts Aufgesetztes mehr.

"Danke!", flüsterte sie. Sie schwiegen beide und dann sagte sie: "Manchmal ist es echt schwierig, weißt du! Ich meine, dass Mom nicht da ist. Zu Hause habe ich nur meinen Dad und er arbeitet von früh bis spät. Da komme ich mir irgendwie allein vor!"

Sirius erboste sich: "Du bist doch nicht allein! Lily und deine Freundinnen sind doch da! Und i...und wir vier auch!" Er konnte sich gerade noch davon abhalten, "ich" zu sagen.

Zwei Tränen flossen aus Auras Augen, aber sie wischte sie lächelnd weg und sagte: "Sorry, dass ich dich deswegen langweile. Ich weiß selber nicht, warum ich ausgerechnet heute darüber rede. Wo ich das doch nie zuvor getan habe! Wahrscheinlich bin ich einfach zu traurig und alles muss aus mir raus."

Aber sie belog sich, das wusste sie selber. Sie hatte in diesem Moment gemerkt, dass es noch einen anderen Grund gab, warum sie ausgerechnet mit Sirius darüber redete.

Er sagte: "Tu mir den Gefallen und denk nicht mehr darüber nach! Sei, so gut es geht, glücklich, hörst du? Deine Mutter würde es doch auch am meisten wollen! Sie würde wollen, dass du glücklich bist!"

- "Danke, Sirius! Wer hätte gedacht, dass man mit dir so gut reden kann!", murmelte sie und sah jetzt viel fröhlicher drein ... viel ... glücklicher.

Sirius sagte: "Ich gehe zurück zum Gemeinschaftsraum! Kommst du mit?"

Sie antwortete: "Sorry, aber ich will noch ein bisschen allein sein. Ich will noch ein wenig ... nachdenken." Er stand auf und machte sich auf den Weg. Jetzt, wo er durch die Schulgänge spazierte, kochte seine Wut wieder hoch.

Na warte, Schniffelus, dachte er böse, ich werde dich so fertig machen, dass du dich nicht mehr traust, irgendwas zu sagen, ganz zu schweigen solche Gemeinheiten! Ich werde es dir heimzahlen! Den nächsten Streich von Sirius Black bekommst du ab! Und ich werde dafür sorgen, dass du ihn dein ganzes Leben lang nicht mehr vergisst, das schwöre ich dir!!!

Snapes Neugierde

Doch Sirius vergaß seinen Schwur in den nächsten Tagen wieder. Der Grund war nicht nur, dass die Fünftklässler unter großem Lernstress standen- ihnen standen die ZAG- Prüfungen bevor und sie bekamen sowohl eine Menge Hausaufgaben, als auch ein Schwall von Lernstoff aufgehalst- sondern auch, dass Remus mal wieder unter seinem großen Problem litt. Das "Problem" tauchte jeden Monat pünktlich zu Vollmond auf und das hieß, dass Moony sich erneut auf große Qualen einstellen musste und auch gleichzeitig überlegen sollte, wie er es auch dieses Mal verhinderte, dass jemand von seinem "Problem" erfuhr. Denn sein "Problem" war auch gleichzeitig ein Geheimnis. Niemand, außer seinen Freunden, dem Schulleiter Albus Dumbledore und einigen Lehrern wusste darüber Bescheid. Und Remus wollte sich die schrecklichen Folgen dessen, wenn es wirklich herauskäme, dass er ein Werwolf war, lieber nicht ausmalen. Seit er als kleines Kind von einem Werwolf gebissen worden war, musste er sich jeden Monat in ein monströses Wesen verwandeln und Menschen töten und verletzen, ohne es zu wissen. Und wenn es keinen in der Nähe gab, den er verletzen konnte, so war er gezwungen, seine Aggressionen an sich selbst auszulassen. Unvorstellbar, wenn jemand davon Wind bekäme! Dann würde ihn jeder fürchten und meiden. Vielleicht würde man ihn sogar von der Schule werfen, auf die er so gerne ging! Doch Remus hatte sehr viel Glück, dass er solche Freunde wie James, Sirius und Peter hatte. Sie hatten sein Geheimnis herausgefunden, doch anstelle sich von ihm abzuwenden und in Zukunft einen Bogen um ihn zu machen, hielten sie zu ihm, halfen ihm, so gut es ging und lernten, wie man sich in Tiere verwandelt. Es war sehr schwierig und zeitaufwendig gewesen, doch die Drei nahmen es gerne in Kauf, weil sie Remus nur so behilflich sein konnten; als Werwolf griff er keine Tiere an und konnte auch nach seiner Verwandlung in Gesellschaft seiner Freunde bleiben. Auch wenn er sich in einen Werwolf verwandelt hatte, so fühlte er sich, wenn seine Freunde bei ihm waren, irgendwie ... menschlich. Er wusste genau, dass er ihnen das nie zurückgeben konnte, was sie für ihn getan hatten, doch er schwor sich, dass er ihre Hilfe ein Leben lang nicht vergessen würde. Und nun war es wieder soweit. Schlimm genug, dass ihn seine Hausaufgaben, die ZAG- Lernblätter und die Pflichten als Vertrauensschüler beanspruchten, jetzt kam wieder einmal die Zeit, wo er sich verwandeln würde. Es ging ihm wirklich schlecht: er war noch blasser, als sonst und litt unter Schlaflosigkeit.
 

Aber das war noch nicht alles. Remus wusste es zwar nicht, aber noch jemand hatte bemerkt, dass er sich jeden Monat zu einer bestimmten Zeit fortstahl, um sich- fort von allen Menschen- verwandeln zu können: Es war Snape. Ihn interessierte es brennend, warum Lupin sich zu Vollmond aus der Schule fortstahl. Noch seltsamer war das, was Snape schon bei seinen Untersuchungen herausgefunden hatte: Lupin verschwand immer an derselben Stelle- neben der Peitschenden Weide, einem besonders gewalttätigen Baum. Aber er schwor sich, dass er es schon herausfinden würde, was es mit der ganzen Sache auf sich hatte. Und er würde schon bald die Gelegenheit dazu haben: Wie er anhand seiner Astronomietabelle errechnet hatte, war in der heutigen Nacht wieder Vollmond. Und wenn er sich nicht irrte, dann würde Lupin heute erneut zur Peitschenden Weide laufen, sowie er es schon immer bei Vollmond getan hatte. Wenn es soweit war, so dachte sich Snape, dann könnte er Lupin nachlaufen und sein Geheimnis aufdecken. Und dann würde er ihn und seine werten Freunde "ganz herzlich" darum bitten, ihn in Zukunft in Ruhe zu lassen, sonst könnte es passieren, dass er "durch Zufall" Lupins Geheimnis ausplaudern würde. Lupin würde das mit Sicherheit nicht wollen, so geheimnisvoll, wie er sich immer zu Vollmond aus der Schule geschlichen hatte! Snape lächelte gehässig bei dem Gedanken. Doch dann sagte er sich, dass seinen Gedanken endlich Taten folgen sollten und dass er sich schleunigst etwas überlegen sollte, wie er heute hinter Lupin herlaufen konnte, ohne dass dieser ihn bemerkte. Und als der Tag zum Abend wurde, dann hatte Snape einen Plan ...
 

Als er den Gemeinschaftsraum der Slytherins verließ, sagte er, dass er noch ein wenig in der Bibliothek nach Informationen für die Prüfungen stöbern wollte. Die anderen stellten keine weiteren Fragen: Snape war bekannt dafür, dass er immer etwas lernen wollte. Doch kaum war Snape draußen und alleine im Korridor, so rief er sich noch mal einen Zauberspruch in Erinnerung, den er mal in einem Buch entdeckt und gedacht hatte, es würde ihm sicher irgendwann mal von Nutzen sein. Nun, jetzt war es das. Snape seufzte, schwenkte seinen Zauberstab und rief: "Invisibilita!" Plötzlich schien es, als würden alle seine Innereien verschwinden und er fühlte sich selber so ausgehöhlt, wie ein Vakuum. Erschrocken sah er auf sich herunter, um zu sehen, ob alles in Ordnung war. Aber es war nichts in Ordnung: Wo sein Körper hätte sein sollen, war Leere. Snape schaute starr vor Schreck auf seine Hand, doch obwohl er noch immer fühlte, wie sie seinen Zauberstab festhielt, sah er sie nicht. Plötzlich war er von grenzenloser Begeisterung erfüllt: Der Zauberspruch, der alles und jeden verschwinden lassen konnte, hatte tatsächlich geklappt! Auch wenn es in dem Buch als sehr schwierig beschrieben worden war, so hatte er es hingekriegt. Snape lächelte zufrieden: Jetzt konnte er Lupin ungehindert auflauern, ohne zuviel Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
 

Er wusste, dass Lupin nicht vor Sonnenuntergang auf dem Weg zur Peitschenden Weide sein würde, weil er ihn bisher immer nur weggehen sah, wenn es dunkel wurde. So beschloss Snape, in der Eingangshalle zu warten, bis Lupin kam. Und dann, nach einer Ewigkeit des Wartens kam er die Treppe herunter, weiß wie Kreide und mit halb geschlossenen Augen, als würde er sich jeden Moment übergeben wollen. Neben ihm kam Madam Pomfrey, die Krankenschwester von "Hogwarts", die mit besorgtem Gesichtsausdruck ihren Arm um Lupin gelegt hatte. Warum nur musste Lupin raus, auch wenn es ihm sichtlich schlecht ging und wieso um alles in der Welt wurde er auch noch um diese Uhrzeit nach draußen begleitet- dann auch noch von der strengen Madam Pomfrey? Nun, dachte sich Snape, er würde es schon bald wissen. Er folgte den Beiden so geräuschlos, wie möglich aus den Pforten und auf dem Weg durch das frostige Gras zur Peitschenden Weide. Das Gras knisterte unter seinen Füssen, doch anscheinend hatten Lupin und Madam Pomfrey anderes im Sinn und achteten nicht darauf- und hörten nichts. Als sie am jähzornigen Baum ankamen, geschah etwas Seltsames: Madam Pomfrey holte ihren Zauberstab heraus und feuerte daraus einige rote Sterne auf einen Punkt an der Peitschenden Weide. Snape hatte erwartet, dass der Baum dadurch nun wirklich Amok laufen würde, doch zu seiner großen Verwunderung erstarrte er, als wäre er paralysiert. Und es wurde immer seltsamer: Lupin war eben noch da, doch im nächsten Moment verschwand er in der Peitschenden Weide (ging das überhaupt, fragte sich Snape, in einem Baum zu verschwinden, selbst in der Zaubererwelt?) und die Schulkrankenschwester ging zur Schule zurück. Für Snape war alles nur noch rätselhafter geworden, als es vorher schon war. Er ging auf den Baum zu, um zu untersuchen, wohin Lupin verschwunden war, doch im nächsten Augenblick wurde er von einem Ast von seinen Füssen gefegt: Die Peitschende Weide hatte sich wieder aus ihrer Erstarrung gelöst. Snape rappelte sich auf (Gott sei Dank war der Stoß nicht so heftig gewesen und er hatte sich nicht so viel dabei getan) und versuchte nun, wie Madam Pomfrey, rote Sterne aus seinem Zauberstab auf den Baum zu schießen. Doch alles, was er damit erreichte, war, dass die Peitschende Weide nur noch mehr nach ihm ausschlug. So sah er sich gezwungen, den Rückzug anzutreten. Er setzte sich auf eine Grasfläche nicht weit vom Baum entfernt und überlegte, was er als nächstes tun sollte. Doch ein Gedanke war haarsträubender, als der andere.
 

Er wusste nicht, wie lange er schon auf diese Weise dagesessen und nachgedacht hatte, als er plötzlich aus seinen Gedanken aufschreckte. Er hörte Schritte im Gras und gedämpftes Murmeln. Snape kniff sich am Arm. Vielleicht war er durch die viele Arbeit schon so übermüdet gewesen, so dass er mitten im Gras eingeschlafen war? Doch der stechende Schmerz, der daraufhin folgte, überzeugte ihn, dass er nicht träumte. Nun rieb er sich die Ohren, um sich zu vergewissern, dass er richtig gehört hatte. Aber die rätselhaften Geräusche waren immer noch da. Werde ich schon verrückt?, fragte er sich. Und wenn ja, warum ausgerechnet heute und jetzt? Nun geschah etwas, was Snape dazu brachte, vor lauter Überraschung seinen Mund weit aufzureißen- und das geschah bei ihm so gut wie nie. Wie aus dem Nichts tauchte ein sehr kleines Tier auf. Snape erkannte es nicht auf Anhieb, weil es sehr klein war und obendrein störte ihn die Dunkelheit dabei, klar zu sehen, doch dann sah er, dass dieses kleine Tier einen langen Schwanz hatte- eine Maus. Er sah, wie die Maus sich der Peitschenden Weide näherte und ehe der Baum sich regen konnte, so war er wieder erstarrt, als die Maus einen Punkt am Baum berührt hatte. Dann lief die Maus zurück und verschwand, wie sie aufgetaucht war- ins Nichts. Snape brauchte eine Weile, um das gerade Gesehene zu verdauen und doch tauchten immer wieder Fragen in seinem Kopf auf: Woher kam diese Maus und wohin war sie verschwunden? Wie hatte es dieses Tier geschafft, die Peitschende Weide zum Stillstand zu bringen? War es vielleicht Zufall, oder...? Was war es dann? Und wenn es kein Zufall war, wie konnte die Maus genau wie Madam Pomfrey wissen, was man mit dem Baum anstellen sollte? Und woher wusste es die Krankenschwester selbst? Und was waren das für Schritte im Gras? Und wohin war Lupin bloß verschwunden? Lupin... mit einem Mal dämmerte es in Snape: Das war mit Sicherheit Lupin gewesen, der das alles hervorgebracht hatte! Lupin musste wahrscheinlich immer zu Vollmond zu seinem Versteck in der Peitschenden Weide, um sich irgendwelcher schwarzer Magie zu bedienen! Vielleicht spielte er nur krank, um Madam Pomfrey verzaubern zu können, damit sie ihm den Weg zum Versteck freimachte, ohne dass er was abbekam und er hatte auch die Maus zu sich gelockt, warum auch immer. Absurd, murmelte Snape, ich werde nun echt verrückt! Doch was hatten all die seltsamen Geschehnisse von heute Nacht sonst auf sich? Nun, dachte er, ich werde es bald herausfinden. Lupin wird es mir schon sagen. Oder es würde ihm Leid tun.
 

Remus hatte eine schlimme Nacht verbracht: Er hatte sich in einem Versteck in der Peitschenden Weide in einen Werwolf verwandelt- was sowieso schon immer aufs Neue schmerzhaft war- und war wieder einmal drauf und dran gewesen, sich selbst Schaden zuzufügen. Doch im letzten Moment waren seine Freunde, die sich in Tiere verwandelt hatten, aufgetaucht und er war dadurch teilweise wieder er selbst geworden. Immer wenn seine Freunde da waren, dann vergaß er seine Aggression und auch den Drang, irgendjemanden- sei es auch sich selbst- zu verletzen. Er konnte nicht anders, als ihnen andauernd dafür zu danken. Nicht nur, weil sie ihn letzte Nacht vor größeren Schmerzen (die er sich zweifelsohne selber zugefügt hätte, wären sie nicht gekommen) bewahrten, sondern weil sie ihm so oft es ging in Tiergestalt Gesellschaft leisteten. Peter konnte sich in eine Ratte verwandeln (allerdings hätte er es wohl nie ohne die Hilfe von James und Sirius geschafft), Sirius wurde zum Hund und James nahm die Gestalt eines Hirschen an (und selbst diese beiden genialen Zauberer brauchten eine Weile und sehr viel Mühe, um so genannte "Animagi", Leute, die sich in Tiere verwandeln konnten, zu werden). Daher hatten sie auch ihre Spitznamen- Wurmschwanz, Tatze und Krone (Remus wurde als "unfreiwilliger" Werwolf Moony genannt). Alle drei schlüpften dann unter James' Tarnumhang (ein Umhang, der den Träger unsichtbar machte) und machten sich auf den Weg zu ihrem Freund. Doch natürlich hatte Remus keine Ahnung, dass ihm jemand auf die Schliche war. Und das dieser Jemand bereit war, diesen Umstand mit allen Mitteln zu seinen Gunsten auszunutzen ...
 

Snape schlich heute schon die ganze Zeit mit sehr wachsamen Augen in den Korridoren herum. Er empfand es als seltsam, dass immer wenn er den "Rumtreibern" aus den Weg gehen wollte, sie dann immer auftauchten, wo er war und ihn ärgerten, doch gerade jetzt, wo er- zum ersten Mal überhaupt- nach ihnen suchte, waren sie wie vom Erdboden verschluckt. Gerade dann, als er richtig wütend wurde und beschloss, weiterzulernen, stieß er an einer Ecke mit Lupin zusammen. Dieser hielt sich mit schmerzverzerrtem Gesicht die Stirn, doch Snape konnte er mit seinem vorgetäuschten "schlechten" Gesundheitszustand nicht mehr hereinlegen. Zufrieden lächelnd, weil er nun doch die Person gefunden hatte, nach der er schon den ganzen Tag suchte, ging Snape auf Lupin zu und sagte: "Na, wir sehen mal wieder richtig schlecht aus, was? Warum nicht schon wieder Luft schnappen, am besten in der Peitschenden Weide?" Was immer Remus erwartet hatte, aber mit Sicherheit nicht das. Mit einem Gesicht, das nur aus Augen zu bestehen schien, starrte er auf Snape und nuschelte: "Wie ... kommst du denn ... darauf ... ?"- "Halt mich nicht zum Narren! Ich weiß genau, dass du dich in jeder Vollmondnacht dahin schleichst, und immer mit Begleitung", zischte Snape, "und gestern war es wieder einmal passiert!" Lupin schaute ihn kalt an und konterte: "Neugierde ist zwar gut und schön, aber nur in Massen! Wenn man dadurch fremde Leute verfolgt ..." - "Schweig!", unterbrach ihn Snape, "in deinem Fall bin ich froh, dass ich ,über die Massen neugierig' bin! Letzte Nacht habe ich sogar noch weitere Schritte und Geräusche gehört und noch dazu eine Maus gesehen, die die Peitschende Weide zum Stillstand brachte! Kannst du mir das erklären?" Lupin wurde nur noch weißer im Gesicht, sagte aber: "Darüber weiß ich nichts!" Snape erwiderte: "Oh, doch, das weißt du! Dein Gesicht spricht Bände! Sag mir Bursche, was du da für eine Teufelei ausheckst und welchen dunklen Machenschaften du da in deinem Versteck nachgehst!" Remus lächelte: "Es ist wirklich nicht so, wie du denkst, Severus! Was es ist, kann ich dir nicht sagen, tut mir leid!" - "Vielleicht hilft dir die Tatsache auf die Sprünge, dass ich dich auch den Lehrern melden könnte! Na, was ist?", fragte Snape. "Nein, sinnlos, Severus", antwortete Remus, "sie wissen ..." - "Ach, hier steckst du! Ich habe dich schon überall gesucht!" Sirius kam um die Ecke und freute sich beim Anblick von Remus. Dann sah er Snape und fragte mürrisch: "Seit wann unterhältst du dich mit Schniffelus?" - "Seit heute, Black", antwortete Snape für Lupin, "weil ich einige erstaunliche Dinge über ihn in Erfahrung gebracht habe! Zum Beispiel, dass sich der werte Lupin an jeder Vollmondnacht zur Peitschenden Weide schleicht und dass man, während er in seinem Versteck sein Dasein fristet, Schritte hört und Mäuse sieht! Weißt du etwas darüber?" Sirius klappte der Mund auf vor Entsetzen und er wechselte einen panischen Blick mit Lupin. "Anscheinend weißt du etwas darüber", schaltete Snape sofort, " na, dann: ich bin ganz Ohr!" Und erwartungsvoll sah er in Sirius' Gesicht. Dieser schaute von Remus zu Snape und wieder zurück und brüllte wütend: "Wieso kannst du deine übergroße Krähennase ausnahmsweise mal nicht in fremde Angelegenheiten stecken?" - "Na, na, na, nicht so überfreundlich, Black!", spottete Snape, "ich könnte ja sonst nicht den Lehrern und anderen Schülern von Lupins mysteriöses Verhalten erzählen!" Sirius schaute ihn mit stechenden Augen an und murmelte: "Du bist echt widerwärtig!" - "Jedem das Seine", sagte Snape kalt, "ich schlage vor, ihr überlegt euch gut, was ihr in Zukunft über mich sagt und wie ihr mich behandelt! Und ihr solltet wirklich darüber nachdenken, ob ihr mich in euer Geheimnis einweiht! Sonst könnte es euch schlecht ergehen!" Lupin sagte ruhig: "Von dir lassen wir uns nicht erpressen, Severus!" Snape zuckte mit den Schultern: "Wie ihr wollt! Aber dann wundert euch nicht, dass demnächst die ganze Schule euch nicht nur die ,Rumtreiber' nennt, sondern auch die ,Schwarzmagier', die in einem Baum ihren dunklen Machenschaften nachgehen! Bis dann!" Überlegen grinsend drehte er sich um und streifte wie eine große Fledermaus den Gang entlang. "OOOH, dieser mieser ...", erboste sich Sirius und trat auf den Punkt, wo noch Sekunden vorher Snapes Gesicht gewesen war. "Wir können es ihm nicht erzählen, Sirius", sagte Lupin und Sirius rief schnippisch: "Das weiß ich selbst! Für wie doof hältst du mich?" - "Aber was sollen wir denn machen?", fragte Remus vorsichtig. "Etwas, was ich schon vor langer Zeit hätte tun sollen! Na warte, Schniffelus! Erst Aura und dann auch noch Moony! Du willst etwas erfahren? Dann sollst du es auch!" - "Sirius!", sagte Lupin mit fester Stimme, "du hast doch eben noch gesagt, dass ..." - "Keine Sorge, Remus, ich weiß, was ich tue!", sagte Sirius entschlossen. "Ach ja? Das ist mir neu!", spottete Remus. Doch Sirius hörte ihn nicht. Er wollte Rache, jetzt erst recht! Und er hatte sich gar nicht erst von der Schule ablenken lassen sollen! Wie auch immer, dachte er, ich werde mir etwas einfallen lassen, damit Schniffelus nie wieder zu neugierig wird und andere belästigt! Und nach einer Weile hatte er eine Idee ... Er ging zurück zum Gemeinschaftsraum und Lupin, der natürlich nicht wusste, was soeben in Sirius' Kopf vorgegangen war, ging ihm hinterher.

Ein heimtückischer Plan

Dann war Vollmond wieder vorbei und Remus sehr erleichtert darüber- auch wenn diese Zeit immer wieder kam. In der Zwischenzeit hatten die ZAG- Prüfungen angefangen und die Fünftklässler schwitzten ganz schön über den Aufgaben, die ihnen alles abverlangten- allen voran Peter, der vor Nervosität drauf und dran war, jeden Moment in Ohnmacht zu fallen. Im Gegensatz zu James und Sirius: Die beiden waren ohnehin schon immer die Besten im Jahrgang gewesen und sahen alle Prüfungen als eine Art Spiel. Wieso sollte das auch bei so wichtigen ZAG- Prüfungen anders sein? Und so verbrachten sie die Zeit zwischen den Prüfungen nicht mit Üben und Wiederholen, sondern mit Snape reizen. Besonders erfolgreich waren sie nach der schriftlichen Prüfung für "Verteidigung gegen die dunklen Künste", wo sie Snape vor der halben Schule mit Hilfe ihrer Zauberstäben verkehrt herum drehten, damit seine graue Unterwäsche zu sehen war. Doch auch diese Vorstellung hatte ein jähes Ende- ausnahmsweise mal nicht durch Prof. McGonagall, sondern durch Lily, die sich das ganze nicht mehr mit ansehen konnte und James in ihrer großen Wut ganz schön zur Schnecke machte. Snapes Drohung, er würde ihn und Lupin verpetzen, hatte auf Sirius überhaupt keinen Eindruck gehabt, im Gegenteil: Jetzt war er erst Recht erpicht darauf, Snape eins auszuwischen. Und als sich die Prüfungszeit langsam dem Ende neigte, da waren es nur noch einige Tage bis zu einer erneuten Vollmondszeit. Für Sirius war es jetzt die Gelegenheit, seinen Streich- nein, sein Rachefeldzug- auszuführen.
 

Er beschloss, Snape seinen Wunsch zu erfüllen und ihm Lupins Geheimnis preiszugeben, indem er ihm Lupins wahre Gestalt sehen lassen würde. Allerdings würde Schniffelus es natürlich selbst nicht wissen, dass der Werwolf, dem er gegenüberstehen würde, Lupin war. Mal sehen, wie gut deine Fähigkeiten im Duellieren sind, wenn du einem Werwolf gegenüberstehst, Schniffelus, dachte Sirius grinsend, schaffst du es überhaupt, dein dreckiges, stinkendes Leben zu bewahren? Und wirst du durch diese schmerzhafte Erfahrung dann endlich lernen, dass man niemals zu neugierig sein sollte? Natürlich gab es oft Momente, wo Sirius seinen Plan verwerfen wollte. Was er vorhatte könnte auch ganz schön ins Auge gehen und auch wenn er Snape aus tiefstem Herzen hasste, so hatte er manchmal doch Zweifel, ob das ganze nicht doch etwas zu riskant gewesen war. Aber dann fiel ihm ein, wie er Remus erpresst hatte und wie Aura (die sich in letzter Zeit ziemlich nett ihm gegenüber verhielt, weil er sie damals so schön aufgebaut hatte) dagesessen war- ihre Beine umarmt und mit Tränen in den Augen. Und diese Gedanken verscheuchten jeden Zweifel aus Sirius' Herz und bestärkten ihn in seinem Vorhaben. Dann geschah es, dass Remus zu Prof. McGonagall gerufen worden war. Snape hatte ihr anscheinend erzählt, dass Lupin rätselhafte Dinge in der Peitschenden Weide bei Vollmond trieb. Die Lehrerin ermahnte ihn, dass er in Zukunft vorsichtiger sein sollte, damit niemand von seinem Geheimnis erfuhr (sie wusste natürlich schon Bescheid). Des weiteren war sie sehr zornig, weil alle, die alles wussten, sich so große Mühe gaben, damit Remus sein Geheimnis vor den anderen Schülern bewahren konnte und er selbst ging ihrer Meinung nach als Einziger zu leichtfertig damit um. Als Sirius davon hörte, wusste er sofort, dass Snape aus Rache wegen seiner unfreiwilligen Striptease- Einlage gepetzt hatte. Und das gab seinem Plan den letzten Antrieb.
 

Am Tag vor Vollmond machte er sich auf die Suche nach Snape und fand ihn in der Bibliothek, wo er für die letzte Prüfung, die noch anstand, büffelte. Sirius ging auf ihn zu und riss ihm das Buch weg. "Was soll denn das, Black?", brüllte Snape, "lass mich bloß in Ruhe!" - "Wieso? Willst du uns jetzt dafür wieder verpetzen? Wie wär's, wenn du diesmal zum Schulleiter rennst?" Doch Severus Snape hatte ihn nicht gehört, weil er sich umgeschaut hatte. "Wo sind denn deine anderen werten Freunde?", fragte er schließlich. "Vermisst sie, was?", spottete Sirius, "aber ich muss dich leider enttäuschen: ich bin allein! Ich werde selber mit dir fertig!" - "Das ist ja mal was ganz Neues", konterte Snape, "und jetzt lass mich bitte durch!" Aber Sirius schob ihn zurück und fragte: "Wohin so eilig? Hast du etwa Angst?" - "Träum weiter, Black!", giftete Snape. "Schön", sagte Sirius, "dann kannst du mir auch beruhigt zuhören. Ich will dir nämlich die große Anstrengung ersparen, die du sicher brauchst, um weiterhin hinter Remus herzuschnüffeln. Und ich will dir stattdessen alles erzählen, was ich weiß! Und, bin ich nicht nett?" Doch bevor Snape diese Frage bejahen würde, würde er wohl eher seine Haare waschen. Stattdessen knurrte er: "Und wieso sollte ich dir zuhören? Was hast du denn für einen Grund dazu, mir das zu erzählen? Wieso sollte ich dir auch nur ein Wort davon glauben?" - "Weil deine Erpressung sehr erfolgreich war, Schniffelus!", sagte Sirius sarkastisch. Doch Snape bestimmte: "Das reicht! Von dir muss ich mich nicht zum Narren halten! Das hat Konsequenzen, Black, das sage ich dir!" Aber ehe er auch nur eine Bewegung machen konnte, hielt ihn Sirius am Saum seines Umhangs fest. "Lass mich los!", befahl Snape. "Nicht bevor du mich angehört hast!", zischte Sirius, "und bevor du Remus oder noch jemanden von uns noch einmal verpetzt, sollst du die Wahrheit wissen! Du hast selber gesagt, wir sollten dich an Remus' Geheimnis teilhaben lassen. Und genau das will ich jetzt tun!" - "Und ich sage es dir noch mal: ich werde dir kein Wort glauben!", sagte Snape eisig. "Wie du willst", seufzte Sirius, "aber ich sage es dir trotzdem. Was du mit der Information anfängst, ist deine Sache! Wenn du schon Remus nachrennst, dann musst du ihm auch bis in die Peitschende Weide hin folgen! Berühre einfach mit etwas Langem den Knoten in ihren Wurzeln und sie wird nicht mehr um sich schlagen. Doch ich sage dir noch was: du hast kein Recht- kein Recht- Remus weiterhin zu erpressen! Das hattest du sowieso nie!". Snape fragte: "Ist das eine Drohung?" und Sirius antwortete: "Nimm es, wie du willst! Doch solltest du Remus noch einmal verpetzen, wird es dir leid tun! Dann schwärze ich dich wegen deiner Schnüfflerei an!" Er drehte sich um und ging aus der Bibliothek heraus.
 

Snape blieb noch lange sitzen, aber er las nicht mehr weiter. Stattdessen dachte er über Blacks Worte nach. Was hatte er für einen Grund gehabt, es ihm zu erzählen? Wahrscheinlich wollte er Lupin schützen, dachte sich Snape. Aber wieso sollte ausgerechnet Black, der überall als rebellisch bekannt war, seiner Erpressung gefolgt sein? War ihm Lupin etwa so wichtig? "Und wenn schon", murmelte Snape, "er hat mir bestimmt irgendein Märchen erzählt und erwartet jetzt, dass ich seinen Worten glaube und seinem Rat folge! Und wenn ich das tue, werden mich dabei die Lehrer, die Black vorher geholt haben würde, erwischen und mir eine satte Strafe auftischen!" So würde es bestimmt ablaufen, denn wieso sonst sollte Black es zulassen wollen, dass Snape noch mehr über Lupin herausfand? "Toller Rat, Black!", zischte Snape lachend, "lächerlich! Ich soll den Knoten an der Peitschenden Weide berühren! Das ist doch ..." Doch irgendwas an diesen Worten ließ ihn plötzlich stutzen. Sowohl Madam Pomfrey als auch diese mysteriöse Maus hatten etwas an dem Baum berührt, wodurch es sofort aufgehört hatte, mit seinen Zweigen rumzufuchteln und wie paralysiert erstarrt war. Hatten sie den Knoten an den Wurzeln berührt? Snape versuchte sich, an die Nacht zurückzuerinnern. Madam Pomfrey hatte mit ihrem Zauberstab zweifellos auf einen Punkt nach unten an der Peitschenden Weide gezielt und auch diese Maus hatte etwas an der Wurzel des Baums berührt. Snape war sich nun vollkommen sicher, dass beide den Knoten berührt hatten. Und dass Black nicht gelogen hatte. Es blieb nur noch eine Frage offen: Warum hatte Black ihm das erzählt? Und Snape war sich nun vollkommen sicher, dass Black seinen Freund vor weiteren Erpressungen schützen wollte- wenn Snape alles herausfinden würde, dann würde er Lupin nicht mehr dazu zwingen, es zu erzählen. Falsch gedacht, Black, dachte Snape, dann werde ich erst recht nicht schweigen! So wie ich das sehe wissen die anderen auch nichts über Lupins Geheimnis! Es wäre doch schade, sie unwissend zu lassen, oder? Aber du sollst selber sehen, was du von deiner Dummheit hast! Er beschloss, sich erneut mittels dem "Invisibilita"- Zauberspruch unsichtbar zu machen, damit ihn keiner bei seinem Unternehmen erwischen würde- falls er richtig in der Annahme lag, Black würde jemanden holen. Und wenn er unsichtbar war, würde er, wenn der Vollmond heute am Himmel stehen würde, zur Peitschenden Weide hinuntergehen und Blacks Rat befolgen. Und wie es aussah, würde er dann alles über Lupin erfahren. Snape lächelte gehässig, legte das Buch in das dazugehörige Regal zurück und danach verließ auch er die Bibliothek.
 

Sirius ging, voller Freude und Aufregung kichernd, zurück zum Gemeinschaftsraum. Das hatte ja geklappt, wie am Schnürchen! Natürlich war es ihm sehr schwer gefallen, die Schwäche der Peitschenden Weide zu verraten- vor allem an Schniffelus- aber er wusste, dass es für einen guten Zweck war. Sicher ärgerte er sich darüber, dass Snape sicherlich nach dieser Nacht über Remus Bescheid wissen würde, doch er wusste, dass es so sein sollte. Andernfalls würde dieser Idiot noch ewig hinter Moony herschnüffeln und ihn erpressen! Und Sirius war sich sicher, dass diesem Schniffelus nach dieser Nacht seine übergroße Neugierde vergehen würde. Und wenn es doch zu hart war? Was würde passieren, wenn dieser Streich, den er Snape spielen wollte, total schief gehen würde? Was wäre, wenn Schniffelus dabei schwer verletzt sein würde oder wenn ihm vielleicht sogar noch schlimmeres passierte? Nein, nein, nein! Sirius schüttelte heftig den Kopf. Er hatte es angefangen und jetzt würde er es zu Ende bringen! Es gab da sowieso kein Zurück mehr! Und außerdem hatte es ja Schniffelus voll verdient! Wieso durfte er solche gemeinen Sachen zu Aura Withermore sagen, ohne sich dafür zu schämen und er selbst, Sirius, konnte ohne ein schlechtes Gewissen nicht gemein zu ihm sein? Vielleicht war es wirklich zu hart ... aber die Art, mit der er Aura beleidigt hatte, war nicht weniger hart gewesen! Sirius nickte, nun vollkommen sicher über sein Vorhaben und betrat den Gemeinschaftsraum. Er fand Lupin und Peter sofort in einer Ecke neben dem Kamin und gesellte sich zu ihnen (James hatte zu der Zeit Quiddich- Training). Remus war zwar sehr müde und hatte vor seiner erneuten Verwandlung ein wenig Bammel- wie vor jeder anderen auch. Man wusste ja nie, was passieren würde! Und doch tat er sein Bestes, um mit Peter für die kommenden Prüfungen zu lernen. Sirius unterbrach sie, indem er sich- von Ohr zu Ohr grinsend- neben Peter setzte und spaßeshalber spottete: "Wieso lernst du denn den ganzen Quatsch, Wurmschwanz? Wenn du mich fragst, dein Gehirn ist wie ein Schweizer Käse- da fallen doch eh die ganzen Informationen wieder durch! Und du, Moony, solltest wissen, dass das Lernen mit ihm vergeudete Zeit ist! Was bei ihm in das eine Ohr hineingeht, geht durch das Andere wieder heraus!" Er fing an zu lachen und die anderen beiden schauten sich erstaunt an. Remus seufzte und fragte: "Was hast du denn nun schon wieder vor?" Er kannte seinen Freund und wusste, dass er immer besonders gutgelaunt war- so wie jetzt- wenn er vorhatte, jemandem einen Streich zu spielen. Sirius holte tief Luft, um den beiden alles zu erzählen ... und hielt plötzlich inne. Er stellte sich vor, was die Beiden dann tun und sagen würden. Remus würde, so wie er ihn kannte, ihn wegen seinem Plan tadeln- und erst recht jetzt, wo Sirius' Vorhaben weit mehr war, als ein Streich! Er würde vielleicht Snape warnen, oder, noch schlimmer: er würde sich weigern, heute zum Versteck in der Peitschenden Weide zu gehen, damit Snape außer Gefahr war- und somit vielleicht eine Gefahr für andere werden. Ganz egal, was Remus tun würde, aber er würde Sirius mit Sicherheit nicht für sein Vorhaben beglückwünschen, weil er schon immer der Vernünftige bei den "Rumtreibern" gewesen war. Und Peter? Der sogar schon Angst vor seinem eigenen Schatten hatte? Wieso sollte er ausgerechnet bei so was Gefährlichem sein Mut bewahren? Vielleicht würde er vor lauter Furcht den letzten Teil seines Verstandes verlieren und sogar den Lehrern von Sirius' Streich erzählen. Aber ganz egal, was er tun würde, mit Sicherheit würde er da nie mitmachen. Und so schaute Sirius in die erwartungsvollen Gesichter seiner Freunde und seufzte. Auch wenn er es hasste zu lügen- und erst recht hasste er es, seine Freunde anzulügen- so musste er es tun. Sie durften nichts von dem Streich erfahren. Vielleicht James, der war mutig und durchtrieben genug, mitzumachen und er hasste Snape mindestens genauso, wie Sirius. Doch die anderen durften nichts davon wissen. Sirius sagte: "Ich habe ... gerade in Erfahrung gebracht, dass ... dass sie in "Zonkos Scherzartikelladen" Heliumbonbons verkaufen, die demjenigen, der es isst, eine äußerst lustig klingende Stimme verpassen! Wenn das kein guter Streich für unseren Samuels ist!" Remus schüttelte vorwurfsvoll den Kopf und Peter lachte gemeinsam mit Sirius. Gemeinsam bereiteten sie sich für die Prüfungen vor, bis die Sonne dabei war, unterzugehen. Remus ging daraufhin zur Krankenstation, wo Madam Pomfrey schon auf ihn wartete und gemeinsam machten sie sich auf den Weg zur Peitschenden Weide. Sirius sah sie vom Fenster aus hinausgehen und rieb sich voller Vorfreude die Hände. Der Streich konnte beginnen!!!
 

Sein Besen geschultert und mit einem glücklichen Gesichtsausdruck ging James zum Gemeinschaftsraum zurück. Das Quiddich (so nannten die Zauberer ihren Sport, der mit Besen, einigen Bällen mit einem Eigenleben und auf Pfosten befestigten Ringen in der Luft gespielt wurde)- Training war sehr erfolgreich gewesen und er war sich sicher, dass ihr nächster Gegner sich warm anziehen sollte. Siegessicher ging James durch die Korridore und stieß mit einem Haar mit Lily Evans zusammen. Sie ging zweifellos ihrer Pflicht als Vertrauensschülerin nach und patrouillierte die Gänge. Automatisch glitt James' Hand zu seinen Haaren und er lief rot an. Doch Lily tat so, als merkte sie es nicht. Sie schaute ihn ernst an und fragte: "Kann ich mit dir reden? Unter vier Augen?" - "Ja, öh ... ggern ...", stotterte James und wurde nur noch verlegender. War es nun soweit und Lily wollte ihm nun gestehen, dass sie ihn mag? Würde sie ihn vielleicht sogar fragen, ob er ihr Freund werden wollte? Er grinste noch breiter bei dem Gedanken und folgte ihr in ein leeres Klassenzimmer. "Setz dich", wies sie ihn an und setzte sich selber auf ein Stuhl. James tat es ihr nach und fragte: "Was ist denn los?" Sie seufzte und sagte: "Es geht um Severus Snape." Das Glück und der Stolz flogen sofort aus James' Herzen wie Vögel, die man aufgeschreckt hatte. Ziemlich unsanft landete er wieder auf der Erde und raunzte: "Willst du mir etwa Predigten halten, dass es falsch von uns war, ihn vor allen so zu demütigen? Oder soll ich es einfach so vergessen, dass er dich als ,Schlammblut' beschimpft hatte und mich vielleicht sogar mit ihm vertragen?" - "Um ehrlich zu sein: genau das will ich", antwortete Lily. James lachte auf: "Echt guter Witz, Evans! Ich schätze, du verlangst ein bisschen viel!" Doch nun wurde auch sie ärgerlich: "Wieso musst du dich immer so aufführen? Was bringt dir das? Achtung von den Anderen? Nur weil du Snape vor ihren Augen so ärgerst? Lächerlich!" James schüttelte den Kopf: "Wenn du das denkst, dann kennst du mich wirklich nicht! Ich würde niemals jemanden grundlos ärgern! Es ist nur so, dass er es nicht lassen kann, ständig mir und- schlimmer noch- meinen Freunden gegenüber zu intrigieren! Soll ich da etwa tatenlos zusehen?" - "Nein, aber ihn ständig piesacken sollst du auch nicht!", antwortete Lily. "Ah, ja, alles klar", tobte James, "ich gehe einfach zu ihm und sage: ,Wieso machst du solche Sachen? Das ist ja soowas von böse! Warum kannst du nicht einmal nett sein?' Ist es so okay?" und Lily antwortete: "Spar dir den Spott! Wie wär's, wenn du ihn ausnahmsweise mal ignorierst?" - "Auch wenn er wieder mal alles versucht, damit wir von der Schule fliegen?" fragte James. Lily sagte gepresst: "Das ist nun mal seine Art. Er will sich für all das, was er schon durchmachen musste, an seinem Umfeld rächen. Wenn ihr auch noch ständig auf seine gemeine Art eingeht und es ihm mit euren Streichen heimzahlt, dann werdet ihr vielleicht noch von der Schule fliegen! Und das will ich nicht, weil ... nein, das will ich echt nicht!" Darauf entstand eine kurze Pause. James dachte sich, Lily wolle nicht, dass er und seine Freunde von der Schule verwiesen würden, weil sie ihn mochte und das heiterte ihn auf. Doch ehe er einen weiteren Gedanken fassen konnte, redete Lily weiter: "Hör zu, James. Ich erzähle dir was. Snape hatte es in seinem Leben nie leicht gehabt. Sein Vater schert sich weder um ihn noch um seine Mutter. Und wenn er sie sah, dann schlug er sie. Auch Snape hatte oft von physischen und verbalen Gewaltattacken väterlicherseits zu leiden. Seine Mutter wurde dadurch so verzweifelt, dass sie ... ein bisschen mehr trank, als andere Menschen." Diese Information schlug auf James ein, wie ein Hammerschlag. Wer hätte gedacht, dass der zynische und kaltherzige Schniffelus solche Probleme hatte? "Aber das gibt ihm noch lange kein Recht, deswegen seine Wut an uns auszulassen!" sagte er. "James, verstehst du denn nicht?", fragte Lily traurig, "er hat nicht die Stärke, die andere Menschen haben und kann das nicht einfach so verarbeiten! Er muss alles Schlechte, was er erlebt hat, auf andere übertragen, damit es ihm besser geht! Ich weiß, dass es keine Lösung ist, aber wie hättest du an seiner Stelle gehandelt? Wie wärest du denn dank dieser ,Erziehung' geworden?" James dachte darüber nach. Natürlich hatte Lily Recht. Und plötzlich empfand er so was wie Mitleid für Snape- auch wenn es ihm mächtig gegen den Strich ging, seinen Erzfeind zu bedauern. Das stimmte: viele Menschen wären an diesen Erlebnissen zugrunde gegangen. Lily sagte: "Du musst mir versprechen, dass du, was ich dir gesagt habe, niemandem weitererzählst- selbst Sirius nicht. Ich habe das selbst von jemand anderem gehört- von wem kann ich dir nicht sagen! Bitte behalte es für dich!" James nickte. Es würde sich sowieso niemand dafür interessieren, da war er sicher. "Und noch was", fuhr Lily fort, "du musst schwören, dass du nie wieder solche Sachen mit Snape treibst! Okay, ab und zu muss man zu Leuten gemein sein, wenn sie dich reizen, aber bitte lass ihn in Zukunft in Ruhe!" - "Nein, Evans, das kann ich nicht!", sagte James betrübt, "wenn er frech werden sollte, dann..." - "...dann wirst auch du frech. Aber bitte, keine mutwilligen Streiche oder Demütigungen mehr, okay? Das meine ich. Bitte, tu es für mich!" James wollte um keinen Preis der Welt dieses Versprechen eingehen. Auch wenn Snape viel Schlimmes erlebt hatte, er konnte es doch nicht einfach an anderen auslassen! Doch dann schaute James in Lilys flehende Augen. Und auch wenn er es absolut nicht wollte, so konnte er nicht anders, als erneut zu nicken.
 

Lily machte mit ihrer Patrouille weiter und James fuhr sein Weg zum Gemeinschaftsraum fort, wenn auch nicht mehr so glücklich und stolz, wie einige Minuten davor. Ihm schwirrte immer noch die Unterhaltung mit Lily im Kopf herum. Einerseits hinderte ihn der Hass, den er für Snape empfand, daran, das Versprechen einzuhalten. Doch jedes Mal, wenn er sich vorstellte, wie er Snape als nächstes ärgern würde, so tauchten erneut Lilys traurige Augen vor seinen Augen auf. Er war in ein ziemliches Dilemma geraten und wusste nicht, welcher Weg da hinausführte. "Ey, Krone, da bist du ja!", Sirius war aus dem Portraitloch geklettert, um seinen besten Freund zu suchen, "das erspart mir eine Menge Zeit!" - "Wo sind die anderen?", fragte James und Sirius antwortete: "Na, Moony ist schon im Versteck und Wurmschwanz will noch ein wenig lernen!" - "Dann ist gut, Tatze, ich brauche einen Moment für mich allein!", sagte James verwirrt. "Aber erst musst du dir anhören, was ich wieder vorhabe!" befahl Sirius. "Nein, nicht jetzt, ich ...", sagte James, doch Sirius fuhr fort: "Das wird ein schöner Streich für den guten alten Schniffelus!" James stoppte und drehte sich abrupt zu Sirius um. Dieser dachte zufrieden, dass sein Freund nun doch interessiert sei und erzählte: "Heute wird er unseren Lupin besuchen! Ich habe ihm gesagt, wie er mit der Peitschenden Weide umgehen muss und er wird es jetzt ohne Zweifel ausprobieren! Und dann kommt der dramatische Kampf: ,Moony, der Werwolf' gegen ,Schniffelus, den Musterschüler'! Das wird amüsant, was?" James klappte bei diesen Worten der Unterkiefer herunter. Dann brüllte er: "Sirius, bist du des Wahnsinns? Du hast ihm alles gesagt und ... er könnte heute sterben, weißt du das?" Doch Tatze brüllte zurück: "Schrei doch nicht so! Wenn du wüsstest, was er Remus angetan hat! Das verdient dieser Schnüffler!" - "Nein, oh nein, oh nein!", James schüttelte verzweifelt den Kopf. Die Unterhaltung in Lily brannte jetzt in seinem Kopf lichterloh, wie ein Flächenbrand. Sein Dilemma war sofort vergessen. Der Gedanke, was mit ihm und seinen Freunden passieren würde und auch was Lily Evans dann von ihm denken würde, wenn das Ganze gelingen würde, füllten stattdessen sein Hirn. Er musste Snape aufhalten, dachte er. Und ehe der verdutzte Sirius ihn fragen wollte, was er hatte, drehte James sich um und rannte, so schnell er konnte, zum Schlafsaal.

In letzter Sekunde

Die Gryffindors schauten erstaunt auf, als James in den Gemeinschaftsraum lief, als wäre ein Mantikor hinter ihm her. "Wohin willst du?", rief ihm Peter nach, doch schon war James im Schlafsaal verschwunden, um die Sachen zu holen, mit denen er Snape vor einer großen Dummheit bewahren konnte, ohne gesehen zu werden. Das eine war sein Tarnumhang und das andere eine Karte, die er zusammen mit seinen Freunden erstellt hatte und somit die "Karte des Rumtreibers" hieß. Sie war besonders: sie zeigte nicht nur die ganze Schule mit all ihren Geheimgängen- und Anleitungen, wie man diese benutzte- sondern auch alle Menschen, die in der Schule herumgingen- auch wenn diese zur Zeit unsichtbar waren oder die Gestalt von jemand anderem angenommen hatten. Mit diesen Sachen sicher in seinem Umhang sicher verstaut, rannte James erneut aus dem Schlafsaal und aus dem Gemeinschaftsraum. "Was hast du vor?", fragte ihn Sirius, der noch immer vor dem Portraitloch stand. "Ich gehe zur Peitschenden Weide", antwortete James ohne sich umzusehen, "um deine Dummheit wieder gutzumachen." - "Wieso Dummheit?", fragte Sirius irritiert, "mit diesem Streich bekommt dieser Schleimbeutel alle Gemeinheiten zurück, die er angestellt hat!" Jetzt blieb James stehen. Er starrte Sirius entsetzt an und sagte: "Langsam glaube ich, du hast deinen Verstand verloren, Tatze! Wie kannst du Snape in seinen sicheren Tod treiben und dann auch noch so gelassen sein?" - "Ich treibe ihn nicht in seinen Tod!", konterte Sirius, "er ist ja bekannt für seine Begabung mit dem Zauberstab und wird sich bestimmt zu verteidigen wissen!" - "Und was ist wenn nicht? Was ist, wenn das Ganze danebengeht? Tatze, du spinnst!" Und mit diesen Worten setzte James seinen Weg fort. Aber auf halben Weg holte ihn Sirius erneut ein. "Ich lasse nicht zu, dass du meinen Streich kaputtmachst!", sagte er bestimmt, "okay, Remus und Peter hätten dies sicher getan und deswegen habe ich ihnen nichts davon erzählt aber ich dachte, dass wenigstens du da mitmachen würdest!" Doch dadurch wurde James nun letztlich wütend: "Sirius! Hier steht das Leben eines Menschen auf dem Spiel und du redest immer noch von einem ,Streich'? Wie konntest du auch nur glauben, ich würde da mitmachen? Ganz gleich was du sagst oder machst- greif mich meinetwegen mit deinem Zauberstab an- aber ich lasse mich nicht aufhalten!" - "Und ich lasse es nicht zu, dass meine Rache für Aura vermasselt wird!", brüllte Sirius zurück und erzählte ihm, was Snape über sie gesagt hatte. James hörte, betroffen über diese Gemeinheit, zu, fragte aber: "Hast du denn schon mit Aura gesprochen, was sie von deinem Racheplan hält? War sie einverstanden?" Sirius schwieg. Natürlich hatte er es ihr nicht erzählt und ebenso wenig würde Aura mit ihrem großen Herzen zulassen wollen, dass er so etwas tat- auch wenn Snape sie zweifellos sehr verletzt hatte. James fuhr fort: "Sie würde sicher niemals wollen, dass du diese große Dummheit begehst und deswegen von der Schule fliegst ... oder eine noch schlimmere Strafe erleidest. Du hast genug für sie getan, als du sie getröstet und aufgebaut hast, wenn sie weinte. Mit dieser Rache wirst du nichts erreichen, im Gegenteil! Und Schniffelus ... mach dir mal um den keine Gedanken! Glaube mir, eines Tages kriegt er für alles die Quittung! Ich weiß natürlich nicht inwiefern ihm das Schicksal das zurückzahlen wird, aber das weiß niemand! Und dadurch wird er vielleicht lernen, nicht mehr so boshaft zu sein." Sirius dachte darüber nach, doch schließlich lächelte er gequält und meinte: "Du hast natürlich Recht, Krone! Was bin ich nur für ein Schwachkopf! Auf all das hätte ich auch selber kommen können, ich war nur zu wütend dazu! Und wir müssen Schniffelus da rausholen!" James war glücklich, dass sein Freund seine Meinung geändert hatte, aber er sagte: "Nein, wenn wir zu zweit im Tarnumhang sind, sind wir zu langsam! Lass es mich nur machen! Halt mich nur auf den Laufenden, wenn was passiert!" Sirius nickte und sein Freund schaute auf die "Karte des Rumtreibers", um festzustellen, wo Snape gerade war. Und als er den kleinen Tintenpunkt mit der Aufschrift "Severus Snape" nirgendwo in dem Schulgebäude auf der Karte abgebildet fand, so brauchte er dem Punkt, der sich gerade aus der Schule heraus bewegte, nicht mit den Augen zu folgen, um zu begreifen, dass Snape schon auf dem Weg zur Peitschenden Weide war.
 

Obwohl er unsichtbar war, so war Snape sich sicher, dass ihn sein vor Aufregung klopfendes Herz verraten würde. Was wäre, wenn sein Unternehmen "Lupins Geheimnis aufdeckten" schief gehen würde? Es könnte ja schließlich alles passieren, was wieder einmal dazu führen könnte, dass er unwissend blieb. Nein, das durfte nicht sein, vor allem jetzt, wo er schon fast am Ziel war! Und doch konnte er nicht umhin, vor Angst und Spannung zu schwitzen, als er sich der Peitschenden Weide näherte. Jetzt werde ich sehen, ob du gelogen hast, oder nicht, Black, dachte er und griff sich einen langen Zweig, der in der Nähe auf dem Boden gelegen hatte. Doch nun, als hätte es gerade von seiner Anwesenheit erfahren, holte der Baum mit seinen Ästen aus und setzte zu einem gewaltigen Hieb an. Snape konnte gerade noch ausweichen, doch als er näher kam, um den Knoten an der Wurzel zu suchen, da wurde er doch von einem knorrigen Ast an der Schulter getroffen. Er verlor sein Gleichgewicht und fiel hin, richtete sich aber wieder auf- wütend und mit einem schmerzverzerrtem Gesicht, aber immer noch so entschlossen, wie zuvor. Doch ehe die Peitschende Weide zu einem weiteren Schlag ansetzte, entdeckte er etwas an der Wurzel ... der Knoten! So schnell er konnte, sprang er zu der Stelle und streckte seinen Arm, der den Zweig hielt, so weit es ging aus. Der Baum schlug wie besessen nach Snape aus, aber er hatte es geschafft, den Knoten zu berühren. Die Peitschende Weide erstarrte plötzlich und ihre Zweige fielen kraftlos zu Boden- Zentimeter von Snape entfernt. Er seufzte erleichtert, doch er hatte zum Verschnaufen keine Zeit. Auch wenn er nicht wusste, was die Nacht für ihn bereithielt, so schien sie eine von dieser Sorte zu sein, die ein seltsames Erlebnis nach dem anderen mit sich brachte. Denn nun schien sich etwas an der Stelle zu tun, wo die Wurzel des Baumes war ... oder gewesen war. Die Wurzel war in wenigen Sekunden wie vom Erdboden verschwunden und stattdessen tat sich wie aus dem nichts ein Eingang auf. Snape sah, dass es der Eingang zu einem Tunnel war, und was hinter dem Tunnel war ... nun, er würde schon bald wissen, was. Du hast also nicht gelogen, Black, sagte sich Snape und schaute hämisch gen Himmel. Der Vollmond leuchtete heute besonders hell ...
 

"HAAAAALT!!! STOOOOP!!!" Snape, der sich gerade zum Eingang in den Tunnel begeben hatte, fiel vor Schreck hin und schluckte ein wenig Erde. Wer schrie denn da? Er sah niemanden, doch zweifellos hatte da jemand sehr laut geschrieen! Und jetzt hörte er noch was, was bei ihm die Nackenhaare aufrichten ließ: Schritte, die durch das nasse Laub rannten- und auf ihn zukamen! Snape bekam es mit der Angst zu tun. Er wollte so schnell wie möglich durch den Tunnel verschwinden, aber er konnte sich nicht bewegen. "GEH DA NICHT REIN!", brüllte die rätselhafte Stimme in Panik. Snape war nicht dumm: er begriff sofort, dass dieser "Jemand" ihn meinte- aber wie konnte das sein? Wirkte der Zauberspruch etwa nicht mehr? Wenn ja, wie konnte das sein? Ein Zauberspruch konnte nur durch den dazugehörigen Gegenfluch neutralisiert werden! Wenn nein, wie kam es, dass man ihn sah? Doch nun stoppten die Schritte und dieser "Jemand" sagte: "Hab ich einen Glück, dass ich dich gerade noch aufhalten konnte!" Etwas an der Stimme kam Snape plötzlich seltsam vertraut vor ... Dann erschien plötzlich wie aus dem Nichts James Potter. In der einen Hand hielt er etwas, das wie ein Umhang aussah und in der anderen war ein Stück Pergament. Er schaute zwar nicht wirklich in Snapes Gesicht, aber dieser verstand trotz allem, dass Potter ihn auf eine rätselhafte Art und Weise sah. "Komm da raus, Schn ... Snape! Es ist zu gefährlich!" Snape wusste, dass sein Zauberspruch nun vollkommen unnütz war. "Finite Incantatem!" schrie er und zeigte mit dem Zauberstab auf sich selbst. "Was machst du denn um die Uhrzeit noch hier, Potter? Und wovor konntest du mich gerade noch aufhalten?" - "Das willst du mit Sicherheit nicht wissen!", keuchte James. Doch Snape war da anderer Meinung: "Doch, das will ich! Es sei denn, ihr wolltet mich nur veräppeln! Ja, genau! Black hat mir extra diesen Wink gegeben, damit ich Lupin in Ruhe lasse! Und jetzt, wo ich das getan habe, schickst du mich wieder zurück! Ihr denkt wohl. Ihr könnt euch damit retten! Aber ich verspreche euch: ihr und euer Lupin werdet das teuer bezahlen!" - "Oh, Mann, und ich Idiot gehe dich noch retten!", schrie James zornig. "Du und mich retten?", Snape schnaubte auf, "wovor willst du mich denn retten?" - "Vor ... vor einem Monster, das am Ende dieses Tunnels ist! Aber geh ruhig weiter, wenn du sterben willst! Nur zu! Mir doch egal!" Snape schaute James lange Zeit schweigend an. Dann brach er unerwartet in schallendes Gelächter aus. "Ein Monster?", wand er sich an den überraschten James, "sonst hast du keine anderen Ideen um mich zum Narren zu halten, was? Langsam wirst du echt verrückt! Ich habe dich gewarnt, dass Arroganz auch ganz schön auf das Gehirn schlagen kann! Ein Mo ..."
 

In diesem Moment wurde er von einem fürchterlichen Geheul unterbrochen. Das kam vom Ende des Tunnels- und es schien von einem Werwolf auszugehen. Snape blieb das Lachen im Halse stecken, wie ein zu großer Bissen. Er schaute mit ängstlichen Augen zu James, doch auch dieser schaute sich nicht weniger panisch um- er wusste genau, dass Lupin mit diesem Geheule seine Artgenossen rief, so wie es typisch für einen verwandelten Werwolf war. "Weg hier!", herrschte er Snape an, "sofort!" - "Warum ... hast du das gemacht? Ich wäre beinah in die Pranken dieses Werwolfs gelaufen, wenn ...", stammelte der Andere. Ja, wenn Potter nicht gewesen wäre ... "Ist jetzt egal!", schrie James in Panik, "wir müssen hier weg, sonst sterben wir beide!" Snape hatte verstanden. Er hievte sich wieder aus dem Eingang zum Tunnel, doch ein Geräusch von hinten verleitete ihn dazu, sich noch mal umzudrehen. Am Fuße des Tunnels lief gerade ein großes haariges Geschöpf mit hungrigem Knurren vorbei. Snape dachte, er würde vor Angst sterben, doch dann fiel ihm etwas Seltsames auf ... Der Werwolf hatte noch einige Kleidungsfetzen an seinem behaarten Körper hängen ... Fetzen, die von einem Hogwarts- Umhang zu stammen schienen ... Und jetzt begriff er alles. Alles. Warum Lupin immer zu Vollmond verschwunden war und stets so krank aussah. "Komm jetzt!", James zog ihn am Umhang, aber Snape stand da, wie festgenagelt. "Das Monster am Ende des Tunnels ... der Werwolf ... ist Remus Lupin!"
 

James wäre vor Schock und Überraschung beinahe gestürzt. "W ... wie bitte?", fragte er. "Lupin ist ein Werwolf!", wiederholte Snape ungeduldig, "tu doch nicht so, als ob das nicht stimmt! Als ob du nicht davon Bescheid wüsstest!" James schwieg und für Snape war es ein Zeichen, dass er alles richtig erraten hatte. Und jetzt, je mehr er darüber nachdachte, desto klarer wurde ihm das Ganze. "Black...", murmelte er, "Black hat es natürlich auch gewusst! Und deswegen hat er mir das mit dem Knoten der Peitschenden Weide verraten! Er wollte mit Sicherheit, dass ich heute draufgehe!" James sagte nach wie vor nichts, weil er dachte, dass Snape ihm eh nicht glauben würde, aber dieser wurde nur noch wütender, je mehr er verstand. "Mit Sicherheit haben Black und Lupin das alles heute geplant! Sie wollten sich für mein Verhalten von neulich rächen! Das war zuviel! Ich werde das Dumbledore melden!" Jetzt war James endlich aus seiner Erstarrung erwacht und schrie: "Nein, tu es nicht, sie ..." Aber Snape schaute ihn wütend an und fuhr fort: "Und du hast ihnen bei ihrem dummen Streich geholfen, Potter! Und du hättest ihn auch mit Freuden zu Ende geführt, nicht wahr? Aber das Risiko, dass was schief gehen konnte war zu hoch! Das könnte ja schließlich deine ach so tolle Ehre beschmutzen! Deswegen hast du Angst bekommen und bist hierher gelaufen!" Doch das machte James nicht weniger wütend. Er schrie: "Was fällt dir ein, so mit mir zu sprechen? Wie kommst du nur darauf, dass ich begeistert war, bei diesem Unsinn mitzumachen?" - "Mach mir nichts vor, Potter!", brüllte Snape zurück, "tu doch nicht so, als hättest du nichts mit alledem zu tun! Du hast ja auch kein schlechtes Gewissen, wenn du andere vor der ganzen Schule demütigst! Wieso solltest du dich jetzt schlecht fühlen- wo doch der blöde, eklige Schniffelus endlich für immer ausgeschaltet werden kann?" - "Vielleicht fühle ich mich tatsächlich schlecht, Schniffelus, sonst wäre ich dich kaum retten gekommen- schon mal daran gedacht? Vielleicht habe ich nicht nur Angst gehabt, dass meine Freunde beinahe eine große Blödheit begangen hätten, sondern auch, weil du beinahe dabei draufgegangen wärst- schon mal daran gedacht?" fragte James gepresst. "Wie reizend von dir, dass du Angst um mich hattest", spottete Snape, "aber wenn ich schlecht von dir denke, dann ist es meine Sache und obendrein begründet! Und außerdem: du denkst nicht viel besser von mir!" - "Das stimmt", sagte James, "und jetzt frage ich mich, warum ich dir dein dreckiges Leben gerettet habe, wo du hier so über mich redest!" Snape grinste hämisch und säuselte falsch: "Verzeih mir, James Potter, mein großer Held! Ich sollte dir zum Dank deine Füße küssen! Aber bestimmt bin ich es nicht wert!" - "Hau ab, Schniffelus!", James winkte ab, "ich brauche deinen Dank nicht! Ich brauche überhaupt keinen Dank, dafür habe ich es nicht getan!" Snape spottete weiter: "Mein starker, stolzer Held! Aber wie du meinst: ich haue ab! Und vielleicht danke ich dir, indem ich dafür sorge, dass du für deine Heldentat das bekommst, was du verdienst: den Schulverweis! Mal sehen, was der Schulleiter morgen mit dir und deinen Freunden macht, wenn ich mit ihm gesprochen habe! Das wird bestimmt sehr amüsant! Bis dann!" Er drehte sich um und ging in Richtung Schule. "Elender Dreckskerl!", rief James ihm nach, hob ein kleines Steinchen vom Boden auf und warf es in Richtung Snape. Doch er traf nicht. Da hast du es, Lily, dachte James, ich habe mich beherrscht und mein Versprechen gehalten! Ich habe diesen Streich nicht zugelassen! Und doch hat sich diese Krähe so widerwärtig verhalten! Was habe ich dir gesagt? Man konnte Böses einfach nicht mit Gutem vergelten! Und doch, auch wenn James wütend war auf Snape, Lily und sich selbst, auch wenn er in Sorge wegen dem nächsten Tag war- er konnte nicht anders, als einen seltsamen Stolz sowie ungeheure Erleichterung zu empfinden, dass er Schniffelus das Leben retten konnte. Und als die Nacht hereinbrach, da schwor sich James, dass er zu seinen Freunden halten würde- egal was passierte. Auch wenn Sirius Mist gebaut hatte, so würde er ihn vor Dumbledore und allen anderen immer verteidigen- egal was passierte. Und auch Remus würde er niemals im Stich lassen, auch wenn ihn alle wegen seinem zweiten Ich in Zukunft meiden und fertig machen würden. Als er diesen Schwur vor dem Vollmond im Nachthimmel geleistet hatte, ging auch er in die Schule zurück.

Ein seltsamer Pakt

Der nächste Tag begann so turbulent, wie der Vorherige aufgehört hatte. Lupin erfuhr, was Sirius getan, oder beinahe getan hatte und wurde richtig sauer- und das war für den gutmütigen Remus sehr ungewöhnlich. Er brüllte Sirius richtig an: nicht nur wegen seinem sehr blöden Streich, der beinahe ein sehr schlimmes Ende gefunden hatte, sondern auch, weil Snape- so scharf, wie sein Denken war- mit Sicherheit denken würde, dass er das Ganze gemeinsam mit Sirius geplant hatte. Als Sirius, mittlerweile nicht weniger zornig, erklärte, dass es dieser Schniffelus nicht anders verdient hätte und der Streich dazu diente, um Aura und Remus selber zur rächen, da wurde Moony nur noch saurer: er fühlte sich irgendwie ausgenutzt, weil Sirius seine "Krankheit" als Mittel zum Zweck benutzt hatte. James sagte, sie sollten sich beruhigen, weil alles noch mal gut gegangen sei, aber Remus schimpfte, dass dieser sich auch noch auf Sirius' Seite stellte. Daraufhin schimpfte auch James: auf Lupin, weil er ihm so etwas Ungeheuerliches unterstellte und auf Sirius, weil dieser seine Dummheit noch immer nicht vollständig eingesehen hatte. Peter versuchte vorsichtig, zwischen seinen Freunden zu vermitteln, bekam aber dafür eine Anfuhr von allen dreien, weil er sich eingemischt hatte. Die "Rumtreiber" zankten so laut und intensiv, dass sich am Frühstückstisch die ganze Schule nach ihnen umdrehte. Natürlich hatten die Schüler nicht mitbekommen, worum es sich bei dem Streit handelte, trotzdem waren sie entsetzt darüber, dass diese Jungs, die nicht nur für ihre Streiche, sondern auch für ihre stabile Freundschaft bekannt waren, so heftig miteinander stritten. Nur Professor McGonagall konnte dem Streit ein Ende setzen. "Wenn Sie zu Ende gegessen haben, dann bitte ich sie darum, mich zum Büro des Schulleiters zu begleiten. Professor Dumbledore will mit Ihnen allen sprechen!" - "Professor, ich ... ich möchte noch gerne ... das hier aufessen!", Peter stopfte sich zwei Toasts auf einmal in den Mund und zeigte auf seinen Teller. McGonagall sah ihn streng an und sagte: "Daran hätten Sie denken sollen, bevor Sie angefangen haben, sich wie ein kleines Kind zu benehmen, Pettigrew. Sie werden jetzt ihre Freunde begleiten!" Die vier standen auf und folgten der Lehrerin aus der Großen Halle. Sie sprachen nicht miteinander, aber alle hatten denselben Gedanken: Dumbledore würde mit ihnen sicher über den gestrigen Vorfall reden wollen. Und es war auch klar, woher er das Ganze erfahren hatte.
 

Sie durchquerten die Schule, bis sie vor einem hässlichen Wasserspeier aus Stein stehen blieben. "Schokofrosch!", sagte McGonagall zum Wasserspeier. Dieser erwachte plötzlich zum Leben, ging zur Seite und schuf damit einen Durchgang zu einer gewundenen Treppe. Die Lehrerin und die vier Freunde stellten sich auf die Treppe, die sich in Bewegung setze und sie alle wie ein Fahrstuhl nach oben beförderte- vor eine große Tür. Hier war der Eingang zu Dumbledores Büro. Professor McGonagall klopfte und von drinnen erschall ein: "Herein!". Die Jungen folgten der Lehrerin in das Büro des Direktors, das voll von Büchern, Portraits von ehemaligen Schulleitern, Geräten zum Studieren des Sternenhimmels und allerlei anderen höchst interessanten Sachen war. Hinter einem Schreibtisch saß der weise Dumbledore- er hatte eine halbmondförmige Brille und sowohl sein Haar als auch sein Bart waren lang und silberfarben. "Danke, Minerva", sagte er zu McGonagall, als er seinen Besuch erblickte, "bitte lass uns jetzt allein!" Und zu den Jungs gewandt: "Setzt euch bitte!" Die vier taten es, wagten aber nicht aufzublicken. Sie hatten großen Respekt vor Dumbledore und schämten sich wegen alles Erdenklichem. "Nun", begann der Schulleiter, "ich habe soeben eine höchst eigenartige Geschichte gehört. Wer sie mir erzählt hat, brauch ich euch nicht extra zu verraten, das wisst ihr sicher selber. Aber ich habe nur die eine Seite gehört und ich denke, dass bevor ich mir ein Urteil über die Geschichte bilden kann, ich auch die andere Seite hören muss. Daher bitte ich Sie, mir die Geschichte, so wie Sie sie erlebt haben, zu erzählen!" - "Professor!", platzte es plötzlich aus Sirius heraus, "es war alles meine Schuld, bitte verz ..."Dumbledore gebot aber mit einer Handbewegung Ruhe: "Wessen Schuld es war, sehe ich nur dann, wenn ich auch von Ihnen gehört habe, was passiert ist." - "Dann werde ich es erzählen!", bestimmte Sirius, "wenn die anderen damit einverstanden sind". Sie nickten und Sirius erzählte alles. Wie Snape gemein zu Aura und Remus gewesen war ... über seinen eigenen Racheplan ... dass er keinem was darüber erzählt hatte, außer James ... und wie James schließlich losgezogen war, um das Schlimmste zu verhindern.
 

Dumbledore hörte gelassen und aufmerksam zu. Dann sagte er: "Das ist in etwa mit der Geschichte vergleichbar, die ich heute schon gehört habe, aber einiges ist doch anders. Wie die Tatsache, dass Remus unschuldig ist." - "Das stimmt Professor!", warf James sofort ein, "wenn er es gewusst hätte, so hätte er es sicherlich mit aller Macht verhindert!" - "Genau diese Tatsache ließ mich daran zweifeln, dass er mit schuldig ist." Er wandte sich an Sirius: "Wie sie zurecht gemerkt haben, war die Tat die sie geplant haben, sehr einfältig und falsch. Egal was man macht, Rache ist immer die letzte Antwort auf alles. Und Sie hätten auch beinahe einen Mord begangen, und das wussten Sie, Sirius. Trotzdem hinderte es Sie nicht daran, ihren Plan fortzuführen." Sirius senkte beschämt seinen Blick. "Aber ich werde Sie trotzdem nicht bestrafen!", fuhr Dumbledore fort. Sirius schaute erneut auf und sah den Schuldirektor zutiefst überrascht an. Dieser sagte: "Ihr schlechtes Gewissen, sowie der Tadel ihrer Freunde ist meiner Meinung nach Strafe genug. Und außerdem würde eine Strafe eh keinen Nutzen mehr bringen: Nachsitzen und Strafarbeiten sind so kurz vom Schuljahresende unsinnig und wenn ich Punkte abziehen sollte, so gleicht es sich sowieso mit der Belohnung für James aus!" Mit zuckenden Mundwinkeln schaute er auf die "Rumtreiber", die einander sehr erleichtert ansahen. "Aber, Professor, ich hätte es nicht anders verdient!", sagte Sirius und Dumbledore fragte: "Wollen sie etwa so sehr, dass ich Sie bestrafe?" Sirius schüttelte so heftig den Kopf, dass seine Haare so aussahen, als hätte er einen Elektroschock gehabt. Der Direktor fuhr fort: "Wie ich schon sagte, was Sie zu tun planten, Sirius, war wirklich schrecklich, aber es hat auch gleichermaßen neue Seiten an Ihnen offenbart, von denen ich nichts wusste. Zum Beispiel Ihre Loyalität. Sie haben gezeigt, dass sie nicht nur sehr zornig werden können, wenn jemand den Menschen, die Ihnen sehr nahe stehen, wehtut, sondern auch dass sie für diese Menschen wortwörtlich über Leichen gehen können." - "Das finde ich aber nicht so toll, Professor!", murmelte Sirius, aber Dumbledore sagte: "Für die Menschen, die man liebt, Einzustehen und für sie ohne jegliche Grenzen zu kämpfen, ist etwas, was nur sehr loyale und gutherzige Menschen fertig bringen. Und ganz unter uns, Sirius: auch ich wäre an Ihrer Stelle über alle Massen wütend geworden und könnte meine Taten und Gedanken nicht mehr kontrollieren. Und das will bei mir schon etwas heißen!" Das Lob bedeutete für Sirius sehr viel. Es ging ihm viel besser und erst recht, als Dumbledore fragte: "Remus, wie hätten sie anstelle von Sirius reagiert? Was hätten Sie getan, wenn er, nehmen wir an, in Gefahr schweben würde?" und Lupin antwortete: "Ich hätte mich selbst geopfert, um ihn zu retten!" Daraufhin lächelten sich er und Sirius an.
 

Dumbledore strahlte und redete weiter: "Wie schon gesagt: James verdient für seine Tat eine große Belohnung. Ich gebe ihm 100 Punkte!" Die Freunde jubelten und klopften James auf den Rücken. Dieser stammelte: "Ja, aber ... wofür ...?" - "Dass Sie sehr tapfer waren, weil Sie sogar bereit waren, Ihr eigenes Leben aufs Spiel zu setzen, um Severus vor unserem Remus in seiner anderen Gestalt zu retten, muss ich Ihnen nicht erzählen!", sagte der Schulleiter, "aber etwas Wichtiges sollten Sie schon noch wissen: was Sie getan haben war äußerst nobel und selbstlos! Es ist eine Heldentat, wenn man seinen Freunden das Leben rettet, und noch viel, viel mehr, wenn man das der Feinde retten kann! Sie ließen sich nicht von Ihrem Vorhaben abbringen, auch wenn es allseits bekannt ist, dass Sie gegenüber Severus eine ... ääh ... kleine Abneigung empfinden!" Er lächelte und James wurde rot vor Stolz. "Ich schlage vor, dass Sie jetzt in Ihr Gemeinschaftsraum zurückkehren und noch ein wenig für die restlichen Prüfungen lernen. Mit Sicherheit ist das Lernen wegen dem Ereignis zu kurz gekommen- zumindest bei einigen!" - "Wie wahr", stimmte Sirius verlegen zu und die anderen lachten. Sie wandten sich schon zum gehen, als James etwas einfiel. Er hastete zu Dumbledores Schreibtisch zurück und fragte: "Was wird denn jetzt mit Snape, Professor?" - "Seien Sie da ganz unbesorgt, James", antwortete der Direktor, "als ich heute mit ihm sprach, erledigte ich alles, was nötig war." James überlegte, was es bedeuten konnte, bis Sirius ihn rief: "Kommst du jetzt, oder willst du hier Wurzeln schlagen?" - "Ja, komme sofort!", sagte James. Miteinander schwatzend und lachend, verließen sie Dumbledores Büro.
 

Zur gleichen Zeit spazierte Snape durch die Schulgänge und dachte über sein Gespräch mit Dumbledore nach. Das erste, was er heute getan hatte, war in das Büro des Direktors zu rennen (er kannte das diesjährige Passwort, weil er erst vor kurzem schon mal da gewesen war) und ihm alles blühwarm über die gestrige Begebenheit zu berichten. Dumbledore war natürlich sehr überrascht, ja sogar entsetzt über die Tat von Black, aber er glaubte nicht daran, dass er bei seinem Streich von seinen Freunden unterstützt worden war- auch wenn Snape das sogar geschworen hatte. Er hatte dem Direktor weiterhin weisgemacht, wie töricht die "Rumtreiber" gewesen waren- allen voran Black- und dass ihr Hass anscheinend so weit ging, dass sie zum Morden bereit waren. Aber der Direktor wollte nichts mehr davon hören. Er sagte, er hatte die Begebenheit ohnehin selber durchschaut und wusste von allein, dass es sehr dumm von den Freunden war. Aber er sagte, dass es auch falsch wäre, immer gleich alles verraten zu wollen- vor allem an Leute, denen es nichts anging. "Aber, Direktor", verteidigte sich daraufhin Snape, "darüber mussten Sie einfach Bescheid wissen!" - "Da gibt es keinen Zweifel", sagte Dumbledore, "aber ich rede jetzt nicht vom Plan von Mr. Black und Co. ,sondern darüber, wie Sie mit Professor McGonagall über Mr. Lupins seltsames Verhalten gesprochen haben, auch wenn sie selber gewusst haben, dass Sie das nicht tun durften. Selbst die größte Antipathie darf uns nicht dazu führen, zu Verrätern und Petzen zu werden! Denken Sie nur daran, wie sich Mr. Potter gestern verhalten hat- trotz seiner Abneigung Ihnen gegenüber!" - "Mit Verlaub, Professor", sagte Snape trotzig, "aber er hat es mit Sicherheit nur getan, um seine Freunde aus diesem Schlamassel zu befreien!" - "Da mögen Sie Recht haben", stimmte der Direktor dem zu, "aber er hätte es auch auf eine andere Art und Weise machen können, oder wie sehen Sie das? Er hätte auch Hilfe holen können, aber er wusste, dass er dafür nicht genügend Zeit hatte. Stattdessen hat Mr. Potter seinen Hass vergessen- wenn auch nur für einen Moment- und hat nicht gezögert, Ihnen Ihr Leben zu retten!" Snape schaute wütend auf den Boden. Schlimm genug, dass er gestern beinahe durch eine große Dummheit gestorben wäre und jetzt auch noch dafür gescholten wurde, dass er mit dem Schulleiter darüber gesprochen hatte- jetzt schämte er sich auch noch selbst dafür. Dumbledore fuhr fort: "Jetzt bitte ich Sie ganz herzlich, Severus, vergessen Sie für einen Moment Ihren Hass gegenüber Mr. Potter und seinen Freunden und versprechen Sie mir, dass es heute das letzte Mal war, dass Sie über den gestrigen Vorfall gesprochen haben!" Snape war baff, aber er schwieg beharrlich: selbst wenn es Dumbledore war, der ihm darum bat- niemals würde er es versprechen! Der Schulleiter schien Snapes Gedanken zu erraten und flehte: "Ich bitte Sie darum. Ich denke, dass es niemanden interessieren wird, und diejenigen, die davon erfahren würden, die würden die Freunde fertig machen! Vor allem Mr. Lupin. Denken Sie bitte daran, dass Sie sein Leben ruinieren könnten, wenn Sie jemandem erzählten, dass er ein Werwolf ist. Ich kann Ihre Wut verstehen, Severus, und ich weiß, dass sie nichts dagegen hätten, wenn Sie dadurch Lupins Leben ruinieren, doch ich bitte Sie noch einmal: denken Sie daran, wie Potter ihr Leben gerettet hat! Ihr Schweigen ist das Mindeste, was Sie tun können, um es ihm zurückzuzahlen!" Das Gespräch war beendet. Und ehe Snape sich versah, so meldete sich die gute Stimme in ihm, die sonst so gut wie nie in Erscheinung trat, und versprach es dem Schulleiter.
 

Snape blieb abrupt stehen. Er hörte Schritte, laute Stimmen und lautes Lachen- und im nächsten Moment kamen ihm die "Rumtreiber" entgegen, die gerade vom Gespräch mit Dumbledore kamen. Auch sie erstarrten, als sie Snape erblickten. "Eeeyy, Schn ...", begann Sirius, doch James unterbrach ihn: "Geht bitte schon mal vor, ich muss noch mit ihm reden!" Widerwillig gehorchten die Freunde und ließen James alleine mit Snape im Gang stehen. Lange sagten beide kein Wort. Dann sagte Snape: "Wieso seid ihr alle so gutgelaunt, Potter? Ist die Tatsache, dass ihr von der Schule geflogen seid, etwa so lustig?" und James konterte: "Zu deiner Information: wir sind nicht von der Schule geflogen! Im Gegenteil: ich wurde dafür belohnt, weil ich dein Leben gerettet habe!" Er weidete sich an Snapes überraschtem Gesichtsausdruck und fuhr fort: "Wenigstens einmal hat es was gebracht, dass du gepetzt hast! Auch wenn es nicht gerade fein gewesen war, in Anbetracht dessen, dass ich dir dein Leben gerettet habe!" - "Ich weiß selber, dass du es getan hast, danke, daran brauchst du mich nicht jede Sekunde zu erinnern!", sagte Snape gehässig. "Vielleicht weißt du es, vielleicht aber auch nicht!", konterte James, "sonst hättest du zumindest den Anstand, nicht so mit mir zu reden! Ich hätte dich auch genauso gut durch Remus zerfleischen lassen!" Snape wollte daraufhin Potter mit der größten Ironie, die er aufbringen konnte, danken, aber irgendwas hielt ihn davon ab. Das stimmte: Potter hätte es auch zulassen können, dass ich sterbe, aber er hat es nicht getan, dachte er. Und ehe er sich versah, sagte er: "Pass bloß auf, das keiner von der Sache über Lupin erfährt! Von mir wird bestimmt keiner etwas hören! Das bin ich ..." ... dir schuldig, wollte er sagen, aber er schaffte es, diesen Teil für sich zu behalten. Stattdessen ging er weg und ließ Potter, der jetzt richtig verdattert schaute, stehen. Die Tatsache, dass er in Potters Schuld stand, machte ihn wütender denn je. Jetzt konnte er ihn nicht mehr in Ruhe hassen und auch nicht mehr so unbeschwert gemein zu ihm sein- da würde immer diese Sache stören, dass Potter ihn gerettet hatte. Irgendwann kommt eine Gelegenheit, wo du es ihm zurückgeben kannst, was er tat, sagte er zu sich selber, und bis dahin würde er abwarten. Zwar ging es gegen Snapes Stolz und er empfand immer noch tiefste Abneigung gegenüber seinem Rivalen, aber er würde es ihm irgendwann irgendwie gutmachen ... das war der "Pakt", den er mit sich selber schloss.
 

Und so ging das Schuljahr langsam dem Ende entgegen. Die Prüfungen waren beendet und die Schüler feierten diesen Umstand- allen voran die Fünftklässler. Auch wenn sie ihre Ergebnisse erst in den Ferien per Post zugeschickt bekommen würden, so war es doch ein tolles Gefühl, dass dieser riesengroße Prüfungsstress vorbei war. Besonders Peter Pettigrew schien so erleichtert zu sein, dass er am Tag nach der letzten Prüfung den ganzen Gemeinschaftsraum der Gryffindors mit Witzen unterhielt- und das war laut James noch nie vorgekommen. Aber es gab noch etwas zu feiern: Gryffindor hatte dieses Jahr die Hausmeisterschaft gewonnen. Die Schüler jubelten so laut sie konnten während dem üppigen Jahresabschlussessen in der Grossen Halle, die mit rotgoldenen Bannern und einem großen Löwen (das Emblem des Gryffindor- Hauses) verziert worden war. James war der Held des Tages: man wusste zwar nicht, wofür er die Punkte bekommen hatte, die ihnen die Hausmeisterschaft sicherte, aber das war Nebensache. Doch was an dem Fest das Schönste war: die Schüler von den anderen Häusern- Ravenclaw, Hufflepuff, ja sogar viele von den Slytherins- freuten sich mit ihnen. Nur Snape, Regulus Black und die Bande um Lestrange blieben mit eisigen Gesichtern an ihren Plätzen sitzen. Aber die anderen waren zu glücklich, um sich darüber zu scheren.
 

Viel zu schnell kam auch der Tag der Abreise. Die Hogwarts- Schüler wurden mit Kutschen, die von niemanden geführt wurden (auch wenn einige mit einem seltsam starren Blick auf die Stelle schauten, wo eigentlich die Träger angespannt sein sollten) zum Bahnhof nach Hogsmeade gebracht. Remus verabschiedete sich lauthals von der Heulenden Hütte, als die Kutsche der Rumtreiber da vorbeifuhr und seine Freunde lachten. Dann verluden sie ihr Gepäck in das "Hogwarts- Express"- der Zug, der sie zum Gleis neundreiviertel am Bahnhof in London bringen sollte, wo sie von ihren Eltern abgeholt werden sollten. Die vier Freunde setzten sich in ein freies Abteil und warteten auf die Abfahrt des Zuges. "Ich will nicht zurück", sagte Sirius leise. "So melancholisch kennen wir dich nicht!", spottete Lupin und Sirius giftete: "Wenn du in ein Haus zurückkehren würdest, wo dich jeder wie den letzten Dreck behandelt, dann wärst du auch melancholisch, Moony!" Nach einer Weile sprach er erneut: "Meine Eltern werden bestimmt entsetzt darüber sein, dass ich wieder mal ein Schuljahr abgeschlossen habe, ohne zu sterben! Jetzt haben sie mich erneut am Hals! ... Aber vielleicht sollte ich ihr Entsetzen noch mehr verstärken, wenn ich sie darum bitte, Kreacher freizulassen, damit er diese schrecklich erniedrigende Arbeit nicht mehr tun muss!", fügte er noch hinzu, als Aura an ihrem Abteil vorbeiging. Die anderen drei kicherten und Aura, die es gehört hatte, betrat den Abteil und sagte: "Das könnte dir so passen, dich selbst am Abreisetag über mich lustig zu machen! Du würdest dich doch eh' niemals trauen, Kreacher zu entlassen, weil du Angst hättest, du müsstest von nun an alles selber machen, du ..." Beide stritten noch eine Weile, bis sie plötzlich zu lachen anfingen und dann verabschiedeten sich nicht gerade unfreundlich voneinander. "Was ... ist denn mit Lily, Krone", nuschelte Peter mit vor Süßigkeiten vollem Mund, "hast du dich ... von ihr verabschiedet?" James antwortete: "Ja, und sie hat diesmal keine schneidenden Bemerkungen gemacht! Ich sage euch: noch ein bisschen und sie wird meine Freundin und wer weiß, vielleicht heiraten wir sogar noch eines Tages!" - "Das passiert an dem Tag, wo Wurmschwanz zum Bösen überläuft!", sagte Sirius und alle lachten. Sie verbrachten die Fahrt bis zum Kings Cross- Bahnhof mit allerlei Blödsinn und verabschiedeten sich danach ganz herzlich voneinander. Auch wenn sie für die Ferienzeit getrennt sein würden, und deswegen traurig waren, so freuten sie sich schon auf das kommende Schuljahr, wo sie sich wieder sehen würden und allen erneut zeigen würden, dass sie die unzertrennlichen "Rumtreiber" waren.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (12)
[1] [2]
/ 2

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2006-07-01T22:43:15+00:00 02.07.2006 00:43
Nicht schlecht das erste Kapitel.
Aber du musst darauf achten nicht alles in einem rutsch hinunter zu schreiben, sondern lass mehr Absätze.
So das man es besser lesen kann.
Von: abgemeldet
2006-05-01T09:03:14+00:00 01.05.2006 11:03
Suuuper!
Habe bisher das erste Kapitel gelesen und fands einfach nur klasse!!! Weiter so!!!
Vor allem hast du die Charaktere genau so getroffen, wie ich sie mir immer vorgestellt habe ^-^
Mehr, mehr, mehr!!!
Bye Pili
Von: abgemeldet
2006-04-28T18:51:38+00:00 28.04.2006 20:51
okay, zu diesem kapitel fasse ich mich kurz: sirius ist ein arsch ^^
Von: abgemeldet
2006-04-27T14:52:52+00:00 27.04.2006 16:52
genial! was soll ich sagen? tolle story! total mireissend! die charas sind super getroffen! gibt's aura eigentlich oder hast du die erfunden? die find ich auch ziemlich genial beschrieben!
...
mann! das sind ECHTE menschen! nicht bloße langweilige charas, die immer wieder mit den gleichen stärken und schwächen durchgekaut werden... ich find deine schreibe echt klasse! man merkt, dass die story ein konzept hat, man merkt, dass du dir gedanken über die charas und ihre gefühle gemacht hast.
und am besten finde ich: es ist nicht schwarz-weiss. ich persönlich habe jedenfalls mitgefühl mit snape (ich mochte den auch schon immer, aber richtig interessant fand ich ihn erst ab dem 5. band).
echt super gut! absolut gelungen! und seit heute in meinen favoriten! ich glaub, ich empfehl dich mal, denn du hast echt ne tolle schreibe und deine storyline mach ja auch was her!
ach so... gibt's eigentlich noch wilde pairings à la snape x lupin oder james x sirius? ... bisher fand ich die story nämlich echt erfrischend realistisch und shonen-ai-los...
Von: abgemeldet
2006-04-27T14:28:25+00:00 27.04.2006 16:28
oha! das fängt ja gut an! mir hat das erste kapitel schonmal sehr gut gefallen. die figuren sind gut gezeichnet und man erkennt "markenzeichen" der einzelnen charaktere gut. die geschichte vor harry, also die seiner eltern sowie die von remus/sirius/lily/peter hat mich auch immer schon zu dievrsen fantasien beflügelt.
ich finde das bild von den rumtreibern und dem hogwarts der vergangenheit ist sehr gut gelungen. vor allem sehr gut finde ich, dass man (bzw. ich) die rumtreiber nicht als vorläufer der doch etwas gutartigeren harry-bande sieht und dass nicht suggeriert wird, sie wären gar nicht so schlimm gewesen (auch zu snape) wie j.k. es im orden des phoenix beschreibt. ich denke nach einer solchen behandlung ist klar, warum snpe harry hassen muss...
stilistisch fand ich's einwandfrei und sehr gut zu lesen, alles sehr flüssig. rechtschreibfehler waren glaub ich keine drin.
alles in allem ein tolles kapitel!

ich werde jetzt mal nach und nach weiterlesen und immer mal wieder nen kommi hinterlassen, ja?
man liest sich!
Von:  Acey_mewo
2005-10-10T10:27:56+00:00 10.10.2005 12:27
WOOOOOOW!!!!
supa FF!!!^^
ist dir echt gelungen!!
schade dass es zu ende ist.......
Acegirl
Von:  Webwolf_Hanna
2005-10-07T14:20:14+00:00 07.10.2005 16:20
Hübsche Geschichte, aber ich fand es schade, dass Sirius so schlecht weggekommen ist.
Von: abgemeldet
2005-05-02T07:01:18+00:00 02.05.2005 09:01
So, habe die ganze Geschichte gelesen.
Also:
Ich bin KEIN Fan von Sirius Black, auch in den Büchern nicht, ich mag ihn nicht, weil er immer gemein zu Severus Snape war. James hingegen ist zumindest anständig.
Albus Aussage, dass es gut ist für seine Freunde über Leichen zu gehen, fand ich nicht richtig, aber nachdem ich auch Albus schon in den Büchern nicht sonderlich mag, traue ich es ihm zu so etwas zu sagen!
Aber du hast die Geschichte wirklich gut geschrieben und der Schluss war spitze, da hat Nick_the_Ripper völlig recht.
*wink*
Iat ^-^
Von:  Nick_the_Ripper
2005-04-24T16:04:11+00:00 24.04.2005 18:04
Ein schönes abgerundetes Ende!
Auch wenns schade ist, dass es vorbei ist *heul*

Diese Andeutungen am Ende haben mir echt gut gefallen, von wegen Peter wechselt zur dunklen Seiten, wenn die beiden heiraten. da wird man ja fast neidisch, dass einem das nicht selbst eingafallen ist^^

Also, die FF war wirklich klasse. Eine der besten, die ich gelesen habe.

Nick
Von:  Nick_the_Ripper
2005-04-18T15:40:58+00:00 18.04.2005 17:40
Das Kapitel war mal wieder klasse.

Snape, die undankbere Krähe, ist echt gut getroffen ^^

Ich hoffe, das war noch nicht das Ende?!
Ich bin nämlich echt gespannt wies weitergeht.

Nick


Zurück