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Der böse Streich der "Rumtreiber"

von

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Sirius' Rache

Der Tag darauf schien unter einem schlechten Stern zu stehen. Morgens war die Decke in der Großen Halle, die so verzaubert worden war, damit sie das exakte Aussehen des Himmels draußen annahm, voll von trüben, grauen Wolken. Regen fiel von der Decke und klatschte gegen die Fensterscheiben der Schule. Remus Lupin saß müde und unausgeschlafen am Frühstückstisch. Bald war wieder Vollmond und dann würde er sich... und dann wäre es mal wieder so weit. Das wusste er, denn er schlief kurz vor Vollmond immer besonders schlecht.

Als wie üblich die Eulen in die Halle flogen, um die Post an die Schüler zu verteilen, schaute Sirius besonders mürrisch: Er hatte von seinen Eltern wieder mal keine Post bekommen, während sein Bruder Regulus - der Liebling seiner Eltern- am Slytherin - Tisch ein großes Päckchen aufmachte und Bellatrix, seine Cousine, ebenfalls eine Slytherin, ihre Süßigkeiten von zu Hause verspeiste. Dass ihn seine Eltern nicht leiden konnten und für einen Sonderling bzw. einen Außenseiter hielten, das wusste Sirius. Keine Post zu bekommen war immer noch besser, als solche Post, wo sie ständig betonten, dass er das schwarze Schaf der Familie war, dachte er, doch das tat trotz allem weh.
 

Auch die Unterrichtsstunden schienen von Pech verfolgt zu sein. In "Geschichte der Zauberei" wurde ein unangekündigter Test geschrieben, weil der Lehrer prüfen wollte, wie gut seine Schüler in dem Fach aufpassten und bis auf Snape, Lily und Aura, die jeden Tag viel lernten, hatten alle mehr oder weniger versagt. Selbst die "Rumtreiber", die alle - bis auf Peter natürlich - gut in der Schule waren, hatten wegen ihrer schlechten Laune nicht gut abgeschnitten. James saß still und sauer gleichzeitig auf seinem Platz, weil ihm die Voraussicht auf die Strafarbeit mit Snape ganz schön auf den Magen schlug. Doch auch das war ungewöhnlich, weil James gerne in jeder Unterrichtsstunde seine Mitschüler unterhielt, um zu zeigen, dass er der einzig wahre Witzbold war, der momentan auf der Welt existierte. Und in "Verteidigung gegen die dunklen Künste" bekam Peter Ärger vom Lehrer, weil er mal wieder seine Ungeschicklichkeit beim Zaubern unter Beweis gestellt hatte.

"Die ganze Klasse macht gute Vorschritte; Snape, Potter und Black sind mit ihren Kenntnissen sogar einigen Siebtklässlern weit voraus, nur Sie scheinen überhaupt nicht zu lernen", meckerte der Lehrer, " Sie können nicht mal den Entwaffnungszauber, den man normalerweise schon in der zweiten Klasse lernt!"

Dann schaute er nicht weniger böse zu Peters Freunden: "Weil Sie ja anscheinend an ihren Nachmittagen nichts zu tun haben, könnten Sie Pettigrew mal endlich beim Lernen unterstützen! Ich finde es sehr seltsam, dass Sie alle drei so gute Schüler sind, aber Ihr Freund mit seinen Leistungen allen anderen hinterherhinkt! In der nächsten Stunde will ich sehen, dass Pettigrew Fortschritte macht, sonst sehe ich mich gezwungen, Ihnen allen Punktabzüge zu verteilen!"
 

"E...es tut mir leid...dass ihr Ärger bekommen habt, nur wegen mir... nur weil ich... so ungeschickt bin!" murmelte Peter.

"Ach was, mach dir nichts draus!", Remus klopfte ihm auf die Schulter, " Prof. Dickins hat Recht: wir haben all die Nachmittage nichts anderes zu tun, außer Blödsinn zu machen! Und da wäre es doch besser, wir würden dich unterstützen! Wir sehen doch, dass du nicht klar kommst und machen trotzdem nichts dagegen! Wir sind dir aber tolle Freunde!"

- "Aber dieser Dickins ist trotzdem so was von ungerecht: macht uns für alles verantwortlich!", schimpfte Sirius und James fügte hinzu: "Ja, aber das Beste war, dass er uns auch noch Sekunden vorher wegen unseren Leistungen gelobt hat! Und wir helfen Wurmschwanz doch immer so gut wir können!"

Es war Mittagspause und die Schüler hatten sich erneut in der Großen Halle versammelt. In diesem Moment gab es ein riesengroßen Knall: Lily war mit ihren Freundinnen zum Mittagessen erschienen und war am Slytherin - Tisch vorbeigegangen.
 

Und dann plötzlich: KNALL! BUMM! Und Lily lag der Länge nach auf dem Boden. Rodolphus Lestrange hatte ihr ein Bein gestellt und erntete jetzt ein Lachen von seiner Clique. Sie bestand aus seiner Freundin Bellatrix Black, die - genauso wie er - eine Siebtklässlerin war, sowie ihrer Schwester Narcissa und ihrem Freund Lucius Malfoy - beide aus der sechsten Klasse. Die Leute liebten es andere Schüler zu schikanieren und zu ärgern, besonders diejenigen, die aus einem nichtmagischen Haus kamen - so wie Lily. Doch diese war sehr gutmütig und ärgerte sich nicht zu sehr über ihren unfreiwilligen Sturz.

Sie stand auf, richtete sich ihre Klamotten und sagte zu Rodolphus: "Vielen Dank, dass du wieder mal dein Können, das nur darin besteht, anderen beim Fallen zu helfen, demonstrierst. Wenigstens DIE Sache kannst du!"

Jetzt lachten Lilys Freundinnen und Lestrange und seine Freunde wurden wütend. "Willst du damit etwa sagen, ich habe sonst nichts mehr drauf, oder was?", fragte Rodolphus angriffslustig und Bellatrix fügte hinzu: "Nimm deinen Mund nicht zu voll, du ekliges Schlammblut!"

Die Bande grinste fies und die Mädchen um Lily herum holten laut Luft. Lily aber schaute mit festem Gesichtsausdruck auf Bellatrix, auch wenn ihre Röte im Gesicht verriet, dass sie dennoch von diesem Kommentar getroffen war. Doch ehe was geschehen konnte, bahnte sich jemand ein Weg durch Lilys Freundinnen: Es war Aura.

Ihr Pferdeschwanz wippte angriffslustig, als sie sich vor Bellatrix aufbaute und dann losschrie: "Wie kannst du es wagen, Lily so zu nennen! Dabei ist DEIN Blut und auch das deiner werten Freunde viel dreckiger! Ihr seid alle SCHLEIMblüter, weil ihr es nicht lassen könnt, bei jedem rumzuschleimen, der euch irgendwelchen Nutzen bringt! Und damit ihr selbst immer außer Gefahr seid und es euch gut geht, dafür würdet ihr bestimmt alles machen, selbst dem Teufel den A..."

KLATSCH!!! Lucius Malfoy hatte sich bei Auras Worten seinen Kelch mit Kürbissaft geschnappt und den ganzen Inhalt in Auras Gesicht geschüttet. Aura wischte sich, jetzt hochrot vor Zorn, den Saft aus dem Gesicht; Lily und ihre Freundinnen brüllten alle auf einmal Malfoy an; die Slytherin- Bande lachte; und selbst die "Rumtreiber"( die vorhin mehr als genug damit zu tun hatten, James aufzuhalten, damit er nicht Lily rächte und sich nicht noch mehr Ärger einhandelte) liefen schreiend zum Slytherin - Tisch. Doch Prof. McGonagall tauchte im letzten Moment auf und verhinderte eine mögliche Eskalation der Situation.

"Das reicht!", sagte sie bestimmt, "jetzt sind sie wirklich zu weit gegangen, Malfoy! 30 Punkte Abzug für Slytherin! Doch auch sie bekommen 30 Punkte Abzug für Gryffindor wegen ihrem unkontrollierbarem Temperament, Withermore!" - "Aber das ist total ungerecht!" entrüsteten sich die Mädchen und die "Rumtreiber" riefen: "Sie wollte Lily doch nur verteidigen!"

- "Aber das gibt Miss Withermore noch lange nicht das Recht, so hitzköpfig zu sein!", verteidigte sich die Lehrerin.

Die Slytherin - Bande lachte, doch McGonagall wandte sich zu ihnen und sagte: "Lestrange, Black, Sie bekommen für Ihre grundlose Aggressivität auch jeweils 30 Punkte Abzug! Und jetzt setzten Sie sich bitte alle auf Ihre Plätze!" Aber die Bande stand wütend auf und verließ die Große Halle. Die "Rumtreiber" und die Mädchen setzten sich gemeinsam an den Gryffindor- Tisch, doch auch ihnen war der Appetit vergangen. Stattdessen verbrachten sie die Zeit damit, auf die Slytherin - Gang zu schimpfen.

James sagte entrüstet: "Was ich nicht verstehe ist: Wieso gibt die McGonagall mir eine Strafarbeit, weil ich der Welt einen Gefallen tun und sie von Schniffelus befreien wollte und Malfoy sowie Lestrange kriegen nur Punktabzüge? Und Aura hat genauso viel abgezogen bekommen, wie die anderen, obwohl sie als einzige nicht wirklich was gemacht hat! Die McGonagall kann mir doch nicht erzählen, dass sie NICHT ausrasten würde, wenn man IHRE Freunde beleidigen würde! Ich verstehe das nicht!"

Im Großen und Ganzen herrschte keine gute Stimmung am Tisch der Gryffindors. In dem Moment tauchte Snape in der Großen Halle auf, rutschte plötzlich aus und fiel mit dem Gesicht in den Kartoffelbrei. Alle Schüler lachten und auch die Gryffindors wurden lockerer.

Sirius spottete: "Schniffelus ist bestimmt auf seiner eigenen Fettspur ausgerutscht!" und Aura fuhr fort: "Jetzt sieht er ja mit dem Kartoffelbrei im Gesicht viel besser aus, als sonst!"

Alles am Tisch lachte, vor allem als Remus folgenden Kommentar machte: "Aha, ihr versteht euch doch! Und ich dachte, alles was ihr gemeinsam habt, ist die ständige Streitlust!"
 

Das Pech dieses Tages verschwand dadurch über die Mittagspause, doch am Abend kam es in doppelter und dreifacher Form wieder. James war zur Strafarbeit gegangen und Sirius langweilte sich: er hatte zwar immer die besten Ideen, wenn es darum ging, etwas anzustellen, doch ohne James, der ihn und seinen Einfallsreichtum antrieb, fehlten bei ihm die Ideen. Remus war dabei, Peter für die nächste Stunde "Verteidigung gegen die dunklen Künste" vorzubereiten. Seufzend sah Sirius sich im Gryffindor - Gemeinschaftsraum um und sah Lily an einem Tisch alleine Hausaufgaben machen. Neben ihr leuchtete eine von ihr selbst gezauberte, schwebende Lampe. Sirius stutzte: Lily war normalerweise immer von ihren Freundinnen umgeben und es war sehr ungewöhnlich, sie so allein zu sehen.

Sirius setzte sich zu Lily und fragte sie: "Wo sind denn alle deine Freundinnen?"

- "Sie haben sich schon alle schlafen gelegt. Nicht jeder arbeitet nun mal so lange, wie ich", antwortete sie lächelnd, aber ihre traurigen Augen verrieten, dass sie ihre Freundinnen auch jetzt noch gerne bei sich gehabt hätte. Es war schon schwierig, wenn man gerne lernte und dann noch immer mehr, als die anderen, um zu zeigen, dass ein Kind aus einem nichtmagischen Haus genauso gut zaubern konnte, wie alle anderen.

"Und was ist mit Aura Withermore?", fragte Sirius weiter. Seine Stimme versagte total bei der Anstrengung, möglichst gleichgültig bei dieser Frage zu wirken.

Lily konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen: "Auf der Toilette. Sie muss noch immer den Kürbissaft aus ihrer Kleidung heraus waschen!"

- "Aber wieso?", entgegnete Sirius, "Dafür haben wir eine Wäscherei! Sie kann doch einfach neue Kleidung anziehen!"

Lily legte ihre Feder beiseite und schaute Sirius lachend an: "Du kennst sie doch: Sie macht lieber alles selber, weil sie verhindern will, dass es die Hauselfen machen. Sie will ihnen so gut es geht bei ihrer Arbeit helfen." Sirius musste auch grinsen und Lily fuhr fort, diesmal sehr ernst: "Sie ist es ja auch nicht gewöhnt, dass man ihre Arbeit macht. Bei ihr zuhause macht sie immer alles alleine. Und leider hat sie nicht so wie andere Schüler die Möglichkeit, ihre Kleidung oft zu wechseln, weil sie nicht so viele Kleider hat. Sie ist ... nicht so wohlhabend, weißt du?" Sirius schaute mit offenem Mund auf Lily und diese redete weiter: "Das weißt du nicht von mir, o.k.?"

- "Aber...aber...", stotterte Sirius, "sie sieht doch immer ganz normal...und gepflegt aus!"

- "Nur weil sie schon früh gelernt hat, auf ihre wenigen Besitztümer gut Achtzugeben!", entgegnete Lily.

"Aber warum? Wie kommt das?" fragte Sirius und Lily seufzte: "Na ja...ihre Mutter ist...verstorben und der Vater muss nun ganz alleine für sich und seine Tochter sorgen!"

Nun klappte Sirius endgültig die Kinnlade herunter: Das hatte er nie von der heißblütigen Aura gedacht.

"Aber tu mir den Gefallen und sprich nicht mit ihr darüber. Und zeig auf keinen Fall Mitleid, denn das kann sie mit ihrem Stolz am allerwenigsten ertragen!"

- "Okay", sagte Sirius tonlos und schaute danach mit leerem Blick in das Kaminfeuer. Dann sprang er auf und ging in Richtung Portraitloch.

"Wohin gehst du?", fragte Remus, während Peter mit vor Anstrengung schwitzendem Gesicht versuchte, den Entwaffnungszauber hinzukriegen.

"Ich schaue nur nach, wo James bleibt!", antwortete Sirius. Doch draußen ging er lange ziellos durch die Gänge von "Hogwarts". Lilys Worte hallten immer wieder in seinem Kopf nach, wie das Echo in einer großen, leeren Höhle: "Bei ihr zuhause macht sie immer alles alleine" ... "Sie ist nicht so wohlhabend, weißt du?" ... "Ihre Mutter ist verstorben und der Vater muss nun ganz alleine für sich und seine Tochter sorgen" ... Er wusste selber nicht, wieso ihn das so beschäftigte, er dachte wahrscheinlich, dass es daran lag, weil seine Familie reich war und diesen Reichtum überhaupt nicht verdiente, während Aura und ihr Vater ... Aber da war doch mehr, das spürte er. Lag ihm also doch mehr an dem Mädchen, als er sich selbst und den anderen gegenüber zugab?
 

Er beschloß in der Eingangshalle auf James zu warten, weil er wusste, dass die McGonagall ihn und Snape zur Strafe etwas im Verbotenen Wald erledigen ließ - so machte sie es immer bei den Strafarbeiten - und James sowieso durch die Eingangshalle zur Schule zurückkehren würde. Er setzte sich auf die Stufe von einer der wenigen unbeweglichen Treppen in "Hogwarts" und dachte immer noch über Aura nach. Und dann kam sie plötzlich, als hätte er sie mit seinen Gedanken gerufen, um die Ecke und ging auf die Treppe, auf der Sirius saß, zu. Sie hatte ein knallrotes Gesicht, einen ziemlich nassen Schulumhang und eine gerunzelte Stirn, auf der Schweißperlen und nasse Haarsträhnen klebten.

Dann sah sie Sirius, wurde auf einmal ein wenig verlegen, fasste sich aber schnell wieder und sagte: "Na, sieh mal an: Sirius Black! Denkst du dir wieder einmal irgendwelche Streiche aus oder wartest du auf James, damit ihr den Streich ausführen könnt?"

Doch zum ersten Mal konnte ihr Sirius keine freche Antwort geben. Er wusste überhaupt nicht, was er ihr sagen sollte, nach all dem, was er nun über Aura wusste. Aber dann sagte Lilys Stimme in seinem Kopf:" Aber tu mir den Gefallen und sprich nicht mit ihr darüber. Und zeig auf keinen Fall Mitleid, denn das kann sie mit ihrem Stolz am allerwenigsten ertragen!" Sie hatte Recht.

Sirius nahm sich zusammen und sagte mit einem frechen Grinsen: "Nein, eigentlich habe ich auf dich gewartet! Ich bin extra hierhin gekommen, um dich zu treffen."

Er genoss es, dass er Aura damit sehr verlegen und sprachlos gemacht hatte - und eine Aura, die ihre Sprache verloren hatte, war mit einer Weltneuheit zu vergleichen.

"Wie...wie meinst du das?", fragte sie und Sirius antwortete lachend: "Ja, dann kannst du auch meine eigene Kleidung mit waschen! Ich wollte sie eigentlich in die Wäscherei bringen, doch damit würde ich ja diese entsetzliche Erniedrigung der Hauselfen unterstützen!"

- "Oh, du bist wirklich unverbesserlich!", erboste sich Aura, "wenn ich nicht so kaputt wäre, würde ich dir jetzt dafür einen Tritt verpassen!"

Dennoch setzte sie sich auf die Treppenstufe neben Sirius und sagte: "James müsste gleich kommen. Wenn du nichts dagegen hast, kann ich dir ja beim Warten Gesellschaft leisten!"

Sirius schüttelte den Kopf. Es entstand eine Pause.

Aura brach das Schweigen, indem sie seufzte und fragte: "Wieso müssen wir uns eigentlich immer streiten?"

- "Weiß nicht", Sirius zuckte die Achseln, "aber so ist zumindest immer was los und es ist nie langweilig!" Aber als Aura ihren Mund öffnete, um was zu sagen, dann fuhr er fort: "Und außerdem streiten wir "Rumtreiber" uns untereinander auch und Lily und James zanken sich, wie Hund und Katz, obwohl sie sich ja gegenseitig mögen. Ist also nichts dabei!"

Aura nickte und wurde plötzlich wieder rot - diesmal aber nicht vor Anstrengung. Sirius wollte sie fragen, was sie hatte, als das laute Knarren der Schulpforte ihn aufschauen ließ.

"James? Krone, bist du das?" Doch es war nicht James. Es war Snape. Sein Umhang sah ein wenig zersaust aus, aber man erkannte auch anhand seines schlechtgelaunten Gesichtsausdrucks, dass die Strafarbeit im Verbotenen Wald ihn schwer mitgenommen hatte.

"Kriegst du schon Halluzinationen, Black?", giftete er, " hat dir die ständige Langeweile schon auf den Verstand geschlagen? Aber wahrscheinlich warst du schon immer so geisteskrank!"

Doch Sirius wurde nicht weniger frech: "Du hast ja so was von Recht, Schniffelus - ausnahmsweise mal! Wie konnte ich nur meinen besten Freund mit so einer Kreuzung zwischen einer Krähe und einer Fledermaus verwechseln? Das erzähle ich James am besten nie, sonst wird er mir das ewig nachhängen!"

Aura kicherte und Snape konterte: "Ach sind wir mal wieder vorlaut, Black! Du solltest so langsam lernen, dass dir so was nicht gut bekommt, nach all dem, was ich über die Beziehung von dir zu deiner Familie gehört habe! Wenn du schlau wärst, würdest du auf dein Mundwerk Achtgeben, damit deine Familie dich nicht rausschmeißt!"

Sirius schaute Snape überrascht an: Woher hatte diese Heulsuse nun das schon wieder erfahren? Doch dann dämmerte es ihm: sein Bruder Regulus war ja ein selten blöder Quatschkopf und hatte es bestimmt schon überall herumerzählt. Und seine Cousine Bellatrix, die ja auch genau Bescheid wusste, unterhielt sich oft mit Snape - sie war gemein genug, Schniffelus von ihm und seiner Familie zu erzählen.

Doch ehe Sirius noch einen Gedanken fassen und sich überlegen konnte, was er Snape entgegnen würde, sprang Aura auf ihre Füße. "Wag es bloß nicht noch einmal, so mit Sirius zu reden!", herrschte sie Snape an, " du solltest lieber auf dein eigenes Mundwerk aufpassen! Leute, die so hässlich aussehen wie du, sollten zumindest auf ihre Charakterstärke achten! Aber du verbringst die Zeit doch viel lieber mit Lernen und Heulen, anstelle mal endlich an deinem Aussehen und deinem Charakter zu arbeiten!"

- "Misch dich nicht ein, du vorlaute Göre!", zischte Snape, "du musst grade vom Aussehen sprechen! Deine Schuhe stammen bestimmt noch aus der Urzeit und deine Klamotten hast du doch bestimmt von der Wohlfahrt, oder? Deine eigenen kannst du dir ja nicht leisten, es sei denn du würdest deine alten Kleider zu neuen zusammennähen!"

Aber Aura lachte nur und konterte: "Besser arm und glücklich, als reich und mit Beziehungen zu totalen Idioten!"

- "Wovon redest du?" fragte Snape und Aura antwortete: "Von deinen Beziehungen zu Bellatrix Black und Rodolphus Lestrange, die einen Erstklässler bis zur Bewusstlosigkeit verflucht haben, nur weil er es gewagt hatte, sie aus Versehen anzurempeln! Davon rede ich! Von Lucius Malfoy und Narcissa Black, die immer wieder auf die gemeinste Weise gegen Muggel intrigieren! Davon rede ich, Schniffelus! Ich frage mich, warum du dich mit ihnen abgibst, auch wenn sie dich anscheinend nicht als ihren Freund ansehen - so alleine wie du immer herumläufst. Aber vielleicht brauchst du ja jemanden, der dich so rumschubsen kann, wie er will, weil du es von zu Hause nicht anders gewohnt bist!"

Snape wurde noch blasser als sonst und seine Augen schauten beinahe erschrocken. Noch nie hatte er so ausgesehen. Aura hatte, ohne es zu wissen, seinen Schwachpunkt getroffen: Sein Vater musste zuhause permanent seine Macht demonstrieren und seine Frau bzw. seinen Sohn schlagen und verletzen. Jetzt rief er sich das, woran er während des Schuljahres nicht dachte - oder es zumindest versuchte - wieder ins Gedächtnis. Dank Aura Withermore! Sie war an allem Schuld!!! Snape wurde wütend und seine Augen schienen plötzlich ihre gewöhnliche schwarze Farbe in rot umzuändern - so stark funkelten sie.

Mit seiner kältesten Stimme sagte er: "Manche Dinge sollte man besser nicht sagen, Withermore. Wie schade, dass deine dumme Alte tot ist, sie hätte es dir bestimmt beigebracht!"

Abgesehen davon, dass Sirius überrascht war, woher Snape das alles wusste, kam es so vor, als hätte man ihn geschlagen. Man hatte ihn und seine Freunde schon oft beleidigt und er war schon des öfteren wütend deswegen geworden, aber noch nie zuvor hatte ihn etwas so sehr getroffen, wie das hier.
 

Dann schaute er zu Aura. Sie hatte ihre Hände zu Fäusten geballt und zitterte am ganzen Körper. Sirius, der Auras Hitzköpfigkeit kannte und schon mehrmals am eigenem Leib erfahren hatte, dachte, dass sie nun so wütend werden und Snape den schwersten Fluch auf den Hals setzten würde, den es gab. Doch das, was er weder gedacht noch jemals erwartet hätte, passierte: Aura sah auf einmal sehr müde aus und ihre Augen schwammen in Tränen. Sie sagte nichts, drehte sich langsam um und lief die Treppe hinauf und außer Sichtweise. Auf einmal fühlte Sirius eine Riesenwelle von Wut an die Oberfläche seines Inneren aufsteigen, eine Wut, die er - trotz seines übersteigenden Temperaments - noch nie gefühlt hatte. So schnell er konnte, ging er auf Snape zu und bevor er noch weiter nachdenken konnte, was er tat, versengte er, so fest er konnte, seine Faust in Snapes Magengrube. Snape röchelte und sank zu Boden, aber Sirius trat in seiner Wut weiterhin auf ihn ein.

"Was fällt - dir ein - so was - zu sagen - du hast sie - ernsthaft verletzt - dafür - bringe - ich dich - UM!", keuchte er.

"Black, was um Himmels willen machen sie da?", ertönte plötzlich eine entsetzte Stimme aus dem Hinterhalt und Sirius hielt inne. Er hatte nicht gemerkt, dass Prof. McGonagall mit James durch die Hogwarts- Pforten eingetreten war.

Doch seine Wut kühlte sich noch lange nicht ab. Er brüllte: "Dieser Idiot hat Aura Withermore aufs Äußerste beleidigt! Das hat er verdient und noch viel, viel mehr als das!"

- "Sie vergessen sich, Black!", rief McGonagall mit versteinertem Gesichtsausdruck, " das gibt 40 Punke Abzug für Gryffindor! Und Strafarbeit! Kommen Sie morgen in mein Büro, ich will mich mit Ihnen unterhalten! Das ist ungeheuerlich!"

Doch Sirius hatte vollkommen den Kopf verloren: "Ist mir egal! Geben Sie mir von mir aus 100 Punktabzüge und eine Woche lang Strafarbeiten! Werfen sie mich doch meinetwegen von der Schule! Mir egal!!! Das war es mir wert!" Dann drehte er sich um und lief die Treppe hoch.

Die Lehrerin presste ihre Lippen zusammen: "Diese Schüler heutzutage!" Und dann sagte sie zu James und Snape: "Und Sie gehen jetzt wohl besser in Ihre Gemeinschaftsräume zurück! Alle beide!!!"
 

Sirius hatte ganz vergessen, dass er eigentlich runtergekommen war, um auf James zu warten. Immer noch kochend vor Wut lief er den Gang entlang, in dem Aura verschwunden war. Er wollte sie um jeden Preis finden, aber er wusste selber nicht, warum. Dann, so schien es, nach einer Ewigkeit sah er sie neben dem Klassenzimmer für Zauberkunst sitzen. Sirius trat näher und erschrak: Der Anblick von Aura ließ ihn plötzlich alle Wut vergessen und er fühlte sich seltsamerweise so traurig, wie nie zuvor. Sie hatte ihre Arme um ihre angewinkelten Beine gelegt und ihr Gesicht war nass von Tränen. Dieser trostlose Gesichtsausdruck, diese traurigen Augen, die sonst immer so freundlich blickten oder aber auch vor Wut sprühten, und diese Haltung, als müsste sich Aura vor irgendetwas schützen, verursachten ein Stich in Sirius' Herz.

Und ehe er es aufhalten konnte, ging er langsam auf Aura zu, setzte sich neben sie, legte ihr den Arm um die Schulter und sagte sanft: "Ist ja schon gut, Aura, er ist es nicht wert, dass du seinetwegen auch nur eine Träne vergießt. Weine nicht, ja? Bitte weine nicht!"

Aura sah auf und versuchte zu lächeln, doch ihre Augen blieben dabei müde und dieser misslungene Versuch zu lächeln machte Sirius nun schon so traurig, dass er ein merkwürdiges Brennen in seinen Augen spürte - und das war trotz seines bisherigen Lebens nur in den seltensten Fällen vorgekommen.

Sie wischte sich über das Gesicht und sagte: "Entschuldigung. Das war echt kindisch von mir so zu überreagieren. Du hast Recht: ich hätte nicht auf ihn hören sollen. Warum muss mich das auch nur zum Heulen bringen? Ich sollte doch stark sein und mich nicht wegen so was aus der Bahn werfen lassen! War wirklich blöd von mir, deswegen zu heulen und wegzulaufen!"

- "Ach, hör doch auf! Wenn jemand anderer an deiner Stelle gewesen wäre, dann hätte er doch auch geheult! Oder vielleicht sogar mehr, als das! Du BIST stark, wirklich! Wie du mit der ganzen Sache klarkommst, ist bewundernswert! Und außerdem finde ich, dass gerade die Trauer von Menschen, die jemand Wichtigen durch den Tod verloren haben, ihnen hilft zu verstehen, wie sehr sie den Verstorbenen mochten. Und die Trauer zeigt auch, dass sie immer noch Gefühle empfinden können und ein Herz haben!", entgegnete Sirius.

Erst als er das gesagt hatte, wurde ihm bewusst, dass er sich verraten hatte: Jetzt wusste sie, dass er alles über sie erfahren hatte. Lily, nun habe ich mein Versprechen doch gebrochen, dachte er. Aber wenn schon Snape in seiner Gegenwart über Auras Mutter gesprochen hatte - wenn auch in einer sehr gemeinen Art und Weise, dann hatte er das Versprechen nicht wirklich gebrochen. Und außerdem: was hätte er sonst tun sollen? Sollte er Aura etwa nicht wieder aufbauen? Aber es hatte geklappt: sie lächelte und nun war an ihrem Lächeln nichts Aufgesetztes mehr.

"Danke!", flüsterte sie. Sie schwiegen beide und dann sagte sie: "Manchmal ist es echt schwierig, weißt du! Ich meine, dass Mom nicht da ist. Zu Hause habe ich nur meinen Dad und er arbeitet von früh bis spät. Da komme ich mir irgendwie allein vor!"

Sirius erboste sich: "Du bist doch nicht allein! Lily und deine Freundinnen sind doch da! Und i...und wir vier auch!" Er konnte sich gerade noch davon abhalten, "ich" zu sagen.

Zwei Tränen flossen aus Auras Augen, aber sie wischte sie lächelnd weg und sagte: "Sorry, dass ich dich deswegen langweile. Ich weiß selber nicht, warum ich ausgerechnet heute darüber rede. Wo ich das doch nie zuvor getan habe! Wahrscheinlich bin ich einfach zu traurig und alles muss aus mir raus."

Aber sie belog sich, das wusste sie selber. Sie hatte in diesem Moment gemerkt, dass es noch einen anderen Grund gab, warum sie ausgerechnet mit Sirius darüber redete.

Er sagte: "Tu mir den Gefallen und denk nicht mehr darüber nach! Sei, so gut es geht, glücklich, hörst du? Deine Mutter würde es doch auch am meisten wollen! Sie würde wollen, dass du glücklich bist!"

- "Danke, Sirius! Wer hätte gedacht, dass man mit dir so gut reden kann!", murmelte sie und sah jetzt viel fröhlicher drein ... viel ... glücklicher.

Sirius sagte: "Ich gehe zurück zum Gemeinschaftsraum! Kommst du mit?"

Sie antwortete: "Sorry, aber ich will noch ein bisschen allein sein. Ich will noch ein wenig ... nachdenken." Er stand auf und machte sich auf den Weg. Jetzt, wo er durch die Schulgänge spazierte, kochte seine Wut wieder hoch.

Na warte, Schniffelus, dachte er böse, ich werde dich so fertig machen, dass du dich nicht mehr traust, irgendwas zu sagen, ganz zu schweigen solche Gemeinheiten! Ich werde es dir heimzahlen! Den nächsten Streich von Sirius Black bekommst du ab! Und ich werde dafür sorgen, dass du ihn dein ganzes Leben lang nicht mehr vergisst, das schwöre ich dir!!!



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2006-04-27T14:52:52+00:00 27.04.2006 16:52
genial! was soll ich sagen? tolle story! total mireissend! die charas sind super getroffen! gibt's aura eigentlich oder hast du die erfunden? die find ich auch ziemlich genial beschrieben!
...
mann! das sind ECHTE menschen! nicht bloße langweilige charas, die immer wieder mit den gleichen stärken und schwächen durchgekaut werden... ich find deine schreibe echt klasse! man merkt, dass die story ein konzept hat, man merkt, dass du dir gedanken über die charas und ihre gefühle gemacht hast.
und am besten finde ich: es ist nicht schwarz-weiss. ich persönlich habe jedenfalls mitgefühl mit snape (ich mochte den auch schon immer, aber richtig interessant fand ich ihn erst ab dem 5. band).
echt super gut! absolut gelungen! und seit heute in meinen favoriten! ich glaub, ich empfehl dich mal, denn du hast echt ne tolle schreibe und deine storyline mach ja auch was her!
ach so... gibt's eigentlich noch wilde pairings à la snape x lupin oder james x sirius? ... bisher fand ich die story nämlich echt erfrischend realistisch und shonen-ai-los...
Von:  Nick_the_Ripper
2005-04-09T14:47:36+00:00 09.04.2005 16:47
Hey!
Die Story ist echt gut. Du beschreibst die Charaktere ziemlich genau so, wie ich sie mir vorstelle.
Dein schreibstil ist auch echt klasse.

Was mich nur son bisschen wundert ist wie Lily und Aura hinter dem Rücken der anderen Dinge über sie erzählen, die eigentlích keiner wissen sollte.
Aber, naja, sind deine Charaktere.

Schreib doch bitte schnell weiter. Bin schon ganz gespannt.

Und ne ENS hätt ich auch gern wenns soweit is. *knuddel*
Nick


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