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Schatten des Lichts

von

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Teil 27
 

Misa wurde leichenblass, als sie das Schild neben dem Eingang der Ordination las.

"Ein Frauenarzt! Aber..." Verwirrt ließ sie sich von Fuyumi weiterziehen und anmelden. Aufmunternd lächelte sie ihr im Wartezimmer zu und ergriff ihre zitternde Hand. "Es ist eine reine Routineuntersuchung. Du hast nichts zu befürchten. Außerdem nur für den Fall, dass.... Du hast doch bestimmt schon selbst daran gedacht. Habe ich Recht?"

Doch Misa biss sich nur hart auf die Unterlippe, während sie ihr beruhigend über den Kopf strich. "Denkt Kojiro, dass ich... ist er deshalb gestern Nacht einfach wieder spurlos verschwunden?" Überrascht blickte sie in das verheulte von einer braunen Mähne umgebene Gesicht und runzelte die Stirn.

"Hat er denn nicht mit dir darüber gesprochen?" Betrübt schüttelte sie nur den Kopf und musste bereits die nächsten Tränen zurückhalten, als sie auch schon eine Schwester zu sich rief, um ihre Presonalien aufzunehmen.

*

Das Telefongespräch, das Seiji soeben mit einer gewissen Agentur geführt hatte, die aufgrund von unlauteren Mitteln im Untergrund arbeitete, war alles andere als befriedigend. Wütend warf er das Telefon an die Wand und suchte mit seinen Blicken nach etwas, das er zerstören konnte.

,Dieses kleine Miststück! Ich war so knapp dran und sie... Aber wenigstens weiß ich jetzt in welcher Stadt ich zu suchen habe. Ich hätte nicht erwartet, dass er noch einmal nach Rojukuu zurückkehren würde. Ein cleverer Schachzug, das muss ich zugeben. Aber nicht clever genug.

Hättest du dich für mich entschieden, hätte ich dir einiges ersparen können. Nach der Zeremonie wäre alles vorbei gewesen und vielleicht hätte ich dich sogar laufen lassen. Aber so wirst du das Schicksal deiner Mutter teilen. Wenn ich schon nicht diese Kraft beherrschen kann, dann kann ich wenigstens dich beherrschen und somit die ganze Welt.' (Muhahah... The Pinky, the pinky and the brain, brain, brain, brain, brain... Konnte es mir nicht verkneifen.)

Etwas beruhigt suchte er nach seiner Fassung. Er hatte sich in letzter Zeit viel zu häufig gehen lassen und seine freundliche Fassade wurde brüchig. So kurz vor dem Ziel durfte er sich keinen weiteren Fehler mehr erlauben. Er würde sich ein weiteres Mal in Geduld üben müssen.

*

Kojiro war, nachdem er sich eines Abends klammheimlich davongestohlen hatte, tagelang unauffindbar, als wäre er vom Erdboden verschluckt worden. Er hatte anscheinend keinen Zweifel mehr am Ergebnis unserer ersten gemeinsamen Nacht. Es war das einzige Mal, dass wir ungeschützt miteinander geschlafen haben. Aber dieses eine Mal hatte offensichtlich gereicht. Ich war schwanger. Ich hatte die Veränderung, vor allem die meines Körpers natürlich selbst gespürt, aber alles meiner anderen Veränderung in mir, dieser neuen Kraft und dem was Hikari zugestoßen ist, zugeschrieben.

Der erstmalige Schock über das Ergebnis der Untersuchung steckte noch tief in meinen Knochen. Ich habe mich jede Nacht in den Schlaf geweint.

Meine Nerven waren zum Zerreißen gespannt und ich war froh darüber, dass wenigstens Fuyumi zu mir hielt und mir in dieser schweren Zeit beistand. Sie hatte sich sehr schnell mit der Tatsache, dass sie demnächst Oma wird, angefreundet. Erst hatte sie ihren verlorenen Sohn wiedergefunden, der zugegebnermaßen kurz darauf wieder verschwunden war und gleichzeitig noch ein Enkelkind dazu gewonnen. Am liebsten hätte sie mich noch am selben Tag, an dem ich es erfahren hatte, in sämtliche Babygeschäfte der Stadt geschleift, ließ es aber wegen meiner von Tränen rot geschwollenen Augen bleiben. Ohne sie hätte ich nicht gewusst, was ich machen sollte.

Nach dem dritten Tag an dem er sich nicht gemeldet hatte, machte sich eine leise Stimme in meinem Hinterkopf bemerkbar, die mir einredete, er hätte mich verlassen und würde nie wieder zurückkommen.

Aber er brauchte wohl einfach nur ein wenig Zeit, um mit der neuen Situation fertig zu werden. Er hatte anscheinend vergessen, dass er nicht der Einzige war, der Angst hatte. Und ich hatte Todessangst. Vor allem, dass er mich nun allein lassen würde. Die leere Wohnung wurde mir immer unerträglicher und ich fand meinen einzigen Trost im Klavierspiel, bis er eines Tages beschloss, dass er genug gegrübelt hatte. Allerdings stockte mir bei seinen Worten der Atem.
 

Die Dunkelheit des Zimmers war wie immer das Einzige, dass Misa begrüßte, als sie von der Arbeit nach Hause kam und so wurde auch ihre leise Hoffnung, dass Kojiro doch zurückgekommen war, wieder mit einem Schlag zunichte gemacht. Sie hatte keine Lust noch einmal alleine zu essen und schleppte sich so müde bis zum Schlafzimmer. Gerade als sie das Licht anschalten wollte, wurde sie durch eine leise, aber bestimmte Stimme zurückgehalten.

"Nicht!" Misa glaubte ihren Ohren nicht zu trauen, als sie Kojiros Stimme erkannte.

"Kojiro?! Verdammt wo warst du! Ich habe schon geglaubt, du kommst nie mehr zurück... Du hast es schon gewusst, nicht? Du hast noch nicht mal das Ergebnis abgewartet. Liebst du mich jetzt nicht mehr! Du kannst nicht einfach abhauen! Für mich ist das auch nicht leicht! Verstehst du das denn nicht?!" Obwohl sie erleichtert war, war sie zu Recht auch unheimlich wütend, dass er sie ausgerechnet jetzt allein gelassen hatte. Besonders da es sie beide ganz entschieden betraf.

"Ich.... Es tut mir Leid. Aber ich kann für niemanden den Vater spielen. Manchmal denke ich, ich bin so wie er.... Ich bin viel zu sehr wie er... Ich kann unmöglich für eine Familie sorgen." Der Kloß der sich in Misas Kehle gebildet hatte, gab ihr das Gefühl jeden Moment ersticken zu müssen. Mit letzter Kraft würgte sie die Worte hervor, durch die sich ihr Herz unwillkürlich zusammenkrampfte.

"Was willst du mir damit sagen? Du...du willst doch nicht, dass ich es abtreiben lassen, oder? Ko..koji.....ro, ...das ist nicht....nicht dein Ernst..." "Ich weiß es nicht! Ich will nicht, dass noch ein unschuldiges Kind stirbt, aber ich... Misa, versteh mich doch! Ich bin genauso wie er! Ich habe schon genug Angst davor, dir weh zu tun, aber meinem eigenen Kind... Wenn ich... Ich kann das nicht!" Kojiros ganzer Körper zitterte, als Misa sich ihm vorsichtig genähert hatte und sich nun neben ihn zu Boden gesetzt hatte.

"Was hat dein Vater getan? Wovor hast du solche Angst?" Kojiro atmete tief durch. Er hatte sich schon längst vorgenommen, ihr alles zu erzählen, den Moment davor aber gefürchtet und immer wieder hinausgeschoben. Doch nun schien es, dass der Zeitpunkt gekommen war.

"Er war....sehr wütend. Er war generell ein sehr jähzorniger Mensch. Wegen jeder Kleinigkeit, rastete er aus. Er hat meine Mutter geschlagen so lange ich denken kann. Meistens war er dabei betrunken. Irgendwann konnte ich einfach nicht mehr zusehen. Ich wollte sie beschützten, so wie sie mich zuvor beschützt hatte, aber ich war zu jung... Ich hatte keine Chance gegen ihn.

Nachdem ich mich einmal eingemischt hatte, ließ er meine Mutter großteils zufrieden. Dafür musste ich für seine Wutausbrüche herhalten. Er hat es geliebt mir direkt ins Gesicht zu schlagen...

Als ich dreizehn war, ist er eines Tages wieder einmal sturzbetrunken nach Hause gekommen. Er hat meine Mutter gesucht. Weiß Gott, was er mit ihr machen wollte. Als er sie nicht fand, weil sie erwartet hatte, dass er die Nacht wegbleiben würde und sich erlaubt hatte ein Mal auszugehen, rastete er vollkommen aus.

Ich versuchte mich vor ihm zu verstecken, aber es war zwecklos... Er begann mich wieder zu schlagen, aber irgendetwas war anders. Ich spürte es.

Als ich mich wehrte, nahm er eine der herumstehenden Flaschen und zerbrach sie an der Tischkante. Er hatte mich mit dem Rücken zum Boden gedrückt. Er war zu stark.

Ich konnte mich nicht bewegen und er nahm eine der Scherben... Ich...ich weiß noch, wie er mit seinem dreckigem Grinsen sagte, er würde mir mein ,hübsches Gesicht' zerschneiden, damit er meine Visage nicht länger ertragen muss.... Panisch griff ich nach dem erstbesten, dass ich zwischen die Finger bekam... und stach zu... immer wieder...

Ich weiß nicht, wie lange ich dort gesessen habe. Es war alles voller Blut. Ich... ich konnte meiner Mutter nicht mehr in die Augen sehen. Die Nachbarn hatten die Polizei verständigt, als sie die Schreie gehört haben...

Nur komisch, dass sie sich früher nie gekümmert haben...

Meine Mutter erkannte an meinem eigenen blutüberströmten Gesicht sofort, was geschehen sein musste. Aber ich wollte nur noch weg... ich wollte nicht, dass sie mich so ansieht. Ich wollte nicht, dass sie mich so sieht wie ich war und vielleicht noch immer bin."

Vorsichtig tastete Misa nach seiner Hand, die er in seinem Schoß vergraben hatte und drückte sie sanft, bevor sie sich so vor ihn hinkniete, bis sie ihm so direkt in die Augen sehen konnte. Behutsam strich sie ihm ein paar seiner blonden Strähnen zurück, sodass die Narbe zum Vorschein kam. "Du bist nicht wie er und das wirst du auch nie sein. Hör auf dir so etwas einzureden. Ich glaube an dich. Immer!"

Unsicher kauerte er sich noch mehr zusammen und schlang die Arme um seine Beine. "Das Letzte, das er sagte war, dass ich genauso bin wie er. Das ich nun wahrlich sein Sohn wäre. Er hat sogar dabei gelächelt. Es war so unglaublich bizarr."

Beschämt drehte er seinen Kopf zur Seite und versuchte ihr auszuweichen, als sie seine Hand nahm und sie auf ihren noch flachen Bauch legte. "Es ist unser Kind. Ich hätte nicht im Traum daran gedacht jetzt schon eine Familie zu gründen. Aber jetzt ist es nun mal so und ich freue mich trotz allem darauf. Ich habe genauso Angst und meine Zweifel wie du. Bin ich denn überhaupt schon fähig eine gute Mutter zu sein? Ich werde gerade mal 18! Was wenn ich etwas falsch mache. Und dann auch noch die Sache mit Seiji. Was wird passieren, wenn er es herausfindet und uns aufspürt?! Ich brauche dich jetzt! WIR brauchen dich! Bitte, hör auf ständig davonzulaufen, wenn dich etwas bedrückt. Du kannst doch mit mir reden."

Stockend sah Kojiro auf und hielt ihrem Blick stand. Tiefe schwarze Ringe zeichneten sich unter seinen Augen ab, die seine innere Zerrissenheit und Sorge widerspiegelten.

"Ich habe schon einmal versagt! Wenn ich euch nicht beschützen kann... Ich würde es mir nie verzeihen, wenn euch etwas passieren sollte. Ich bin kein guter Mensch und schon gar nicht ein guter Vater. Ich kann kein Vorbild sein, für niemanden!"

Zärtlich nahm sie sein Gesicht in ihre Hände und beugte sich nach vor, bis sie nur noch wenige Zentimeter voneinander trennten. "Du redest schon wieder Unsinn. Ich habe dich doch mit Hikari beobachtet. Du hast dich um sie gekümmert und mit ihr gespielt. Sie hat dir sogar noch vertraut, nachdem dieser Mann sie missbraucht hatte, weil sie wusste, dass du ihr niemals etwas antun würdest. Du wärst ein großartiger Vater."

Müde lehnte er sich gegen ihre Schulter und schloss die Augen. Er hatte die letzten Nächte kaum geschlafen und der fehlende Schlaf forderte nun seinen Tribut.

"Wann ist es eigentlich soweit?" Dabei strich er liebevoll mit der Hand über ihren Bauch und blickte kurz auf. Misa hatte inständig gehofft, dass er das Kind, das in ihr heranwuchs endlich akzeptieren würde und so wie es aussah wurden ihre Gebete gerade erhört.

"Ende Sommer.... Du wirst ein toller Vater. Ganz sicher." Bei diesen leise an sein Ohr geflüsterten Worten schlief er mit einem wehmütigen Lächeln auf den Lippen in ihren Armen ein.

,...und ich soll dich jetzt ins Bett schleppen, was? Manchmal komme ich mir vor, als hätte ich bereits ein kleines Kind...'
 

Nach diesem klärenden Gespräch entwickelte sich Kojiro immer mehr zur besorgten Glucke, während Misas Heulkrämpfe und ihre Wutausbrüche aus heiterem Himmel immer häufiger wurden und 2 Monate später ihren bisherigen Höhepunkt erreicht hatten. Kojiro wurde in dieser Zeit zu einem begeisterten Sammler von Stofftieren (natürlich für das Baby) mit denen er klammheimlich alle harten Gegenstände in Misas Umgebung verschwinden ließ und beispielsweise glasähnliche Objekte oder Schuhe durch kleine Stoffhasen und Enten austauschte. So sah die Wohnung bald mehr einem Spielzeugladen gleich, als wie der eines jungen Paares. Gleichzeitig sammelte sich in jeder Ecke ein Berg von Büchern und Zeitschriften an, die Kojiros Mutter mit Begeisterung bei jedem Besuch mitbrachte. Angefangen vom Fötus im Mutterleib bis hin zum Teenager waren sie für die nächsten Jahre mit Elternratgebern eingedeckt.

Auch das Verhältnis zwischen Kojiro und Fuyumi taute im Laufe der Zeit immer weiter auf. Er war inzwischen heilfroh darüber seine Mutter um Rat fragen zu können, wenn Misa sich gerade wieder von ihrer charmantesten Seite zeigte und ihn beispielsweise aus einem für ihn unerklärlichen Grund aus der Wohnung beförderte, nur um ihn wenige Minuten später unter Tränen wieder reinzuzerren.

Sie konnte sich in Sekundenschnelle von einer sanften, verschmusten Kuschelkatze in ein gefährliches Raubtier verwandeln, dem man besser nicht zu nah kam. Nur beim Klavierspiel, das sie unter keinen Umständen aufgeben wollte, wirkte sie zufrieden und ausgeglichen wie eh und je und diese Wirkung hielt auch noch ein paar Stunden vor, wodurch Kojiro keinerlei Einwände dagegen hatte, solange sie sich nicht überanstrengte.
 

Eines ruhigen Abends, an dem Kojiro wiedereinmal in der Pianobar auf seinem angestammten Platz saß und Misas Musik lauschte, wurde er plötzlich von zwei dunkeln Gestalten überrascht, die sich von hinten an ihn herangeschlichen hatten.

"Lange nicht gesehen, Kojiro." Blitzartig sprang er auf und starrte ungläubig die beiden, die sich nun grinsend vor ihm aufgebaut hatten, an.

"Kira! Takeru! Was zum Teufel macht ihr denn hier?!" Seufzend ließ sich Kira auf den freien Stuhl fallen und rollte mit den Augen. "Ein bisschen mehr Begeisterung hätte ich schon erwartet. Außerdem hat Misa bei ihrem letzten Anruf auf mein Handy erwähnt wo sie arbeitet. Wir mussten euch also noch nicht einmal suchen. Im Übrigen bleiben wir auch nur zwei Tage."

Mit besorgtem Blick nickte Kojiro nur kurz, bevor er ihm eine eindringliche Frage stellte. "Aber sonst weiß niemand wo wir sind?! Es ist euch auch niemand gefolgt?!" Nun schaltete sich auch Takeru, der sich inzwischen einen leeren Stuhl vom anderen Tisch geborgt hatte, ein. "Ihr habt schließlich nur von einer Telefonzelle aus angerufen und außer Kira und mir hat niemand auch nur den blassesten Schimmer, wo ihr seid. Lediglich das es euch so weit gut geht. Mehr wollte Frau Hinoto auch gar nicht wissen. Und Herr Hinoto... Nun ja, er tappt noch immer im Dunkeln. Was in diesem Fall vermutlich auch besser ist." Sichtlich erleichtert atmete Kojiro auf und entspannte sich wieder.

"Gut. Das Letzte, was wir im Moment gebrauchen können ist, dass Seiji uns findet." Schweigend stimmten sie ihm zu, als Kiras Blick zum Klavier wanderte, während er sein Zigarettenetui aus der Jackentasche holte.

"Hat sie es inzwischen verkraftet?" Nachdenklich nippte Kojiro kurz an seinem Apfelsaft, bevor auch er Misa betrachtete und ein Lächeln über sein Gesicht huschte.

"Ja. Ja, ich denke, sie ist darüber hinweg." ,Trotz ihrer Launen sieht sie glücklich aus. Wahrscheinlich hilft ihr das Baby dabei das Ganze zu vergessen. Nur ihre neue Kraft macht mir Sorgen. Sie kann sie immer noch nicht kontrollieren. Langsam wird es gefährlich. Die vielen Erdbeben in letzter Zeit, auch wenn sie nur sehr schwach waren, könnten Seiji aufmerksam machen. Ich kann nur hoffen, dass wir diesem Mistkerl nie wieder gegenüber treten müssen, sonst kann ich für nichts garantieren.'

Kojiro grübelte bereits eine ganze Weile vor sich hin, als das Klavier verstummte und Misa eine Pause einlegte und sich auf den Weg zu ihrem Tisch machte.

"Sie ist aber ganz schon aus der Form gelaufen was?", flüsterte Kira leise in Kojiros Ohr, der ihm daraufhin einen Klaps auf den Hinterkopf verpasste. "Sag ihr das ins Gesicht und du bist ein toter Mann! Das schwör ich dir!" Augenblicklich verstummte Kira und nahm einen genüsslichen Zug von seiner Vanillezigarillo, doch seine und Takerus Blicke auf Misas leicht gewölbten Bauch, sprachen Bände. Das Lächeln auf Misas Gesicht über die unerwarteten Gäste wurde zu einem bösen Funkeln.

"Misa, du... du siehst toll aus..." "JA, ja genauso...so rank und schlank wie immer.", setzte Kira noch einen drauf, nachdem es Takeru schon so offensichtlich schwer fiel die passenden Worte zu finden, worauf Misa...... leise zu schluchzen begann.

Genervt stöhnte Kojiro auf, bevor er sie in seine Arme zog und ihr beruhigend den Rücken entlang streichelte, während er den beiden sprachlos vor sich hinstarrenden einen Blick zuwarf der töten könnte.

"Ich...ich werde feeeeett..." "Aber nicht doch. Das ist in deinem Zustand vollkommen normal, dass du ein paar Pfunde zulegst." Verwirrt sahen sich Takeru und Kira an, ehe sie sich wieder den beiden zuwandten.

"Welcher Zustand? Wieso habt ihr uns nichts gesagt?! Ist sie krank?" Schniefend schüttelte Misa nur den Kopf und vergrub sich wieder in Kojiros Halsbeuge. "Kojiro liebst du mich noch wenn ich fett bin und ich Krampfadern bekomme, fünfmal in der Stunde auf Klo renne und esse wie ein Schweeein..." Beim letzten Wort heulte Misa wieder los wie eine Heulboje, bevor sie ihn fragend aus verweinten Augen ansah.

"Natürlich. Ich liebe dich auch jetzt noch."

"Ich HABE noch gar keine KRAMFPADERN!!!"

Die falsche Antwort ist schließlich auch eine Antwort und Misa sprang mit einem Satz hoch und baute sich bedrohlich vor ihm auf, während Takeru eins und eins zusammenzählte und ungläubig die Augen aufriss und Kojiro, der sich bereits duckte, mit seiner Erkenntnis vor einem neuerlichen Wutausbruch rettete.

"Du bist doch nicht schwanger?!" Plötzlich grinste Misa ein wie ein Honigkuchenpferd und setzte sich brav auf Kojiros Schoß. "Doch. Fünf Monate und knapp zwei Wochen."

Kira blinzelte ein paar Mal, bevor er in schallendes Gelächter ausbrach. "Ihr verarscht uns doch! Beinah hätt ich's euch geglaubt. Guter Witz..." Doch verstummte er abrupt, als die anderen nicht in sein Lachen miteinstimmten. "Kein Witz? Ihr zwei?"

Takeru fand als erstes seine Fassung wieder und gratulierte den zukünftigen Eltern, dem sich Kira, der sich verlegen am Kopf kratzte, alsbald anschloss.

"Wer hätte das gedacht? Ich meine, vor ein paar Monaten habt ihr noch abgestritten, dass ihr zusammen seid und jetzt..." Noch immer mit ungläubig aufgerissenen Augen blickte er auf Misas Bauch, während er die Zigarette augenblicklich im Aschenbecher ausdrückte und den letzten Rauch wegwedelte.

"Kann... kann man denn schon was fühlen?", fragte Takeru schon fast schüchtern, als Misa liebevoll über das kleine Bäuchlein streichelte. "Bisher kann nur ich ganz leicht etwas spüren. Aber es dürfte nicht mehr lange dauern, bis man den Herzschlag durch die Bauchdecke fühlen kann. Das hat zumindest der Arzt gesagt." Lächelnd betrachteten die beiden Männer das junge Paar, ehe sie wehmütig aufseufzten, was unserer Misa mit den scharfen Adleraugen natürlich nicht entging.

"Und was ist mit euch beiden?"

Ruckartig erhoben sie gleichzeitig ihre Köpfe, als sich durch Misas wissendes Grinsen ein leichter Rotschimmer auf ihren Wangen bildete und ihren Blick in die jeweils entgegengesetzte Richtung lenkten.

"Was...was soll schon sein?" "Na ja, seid ihr gerade in einer Beziehung?" Verschmitzt grinsend beobachtete sie jede Reaktion der beiden, die so unbeholfen und verlegen wirkten, dass sich ihr Verdacht wohl zu bestätigen schien, als beide gleichzeitig losplatzten: "WIR?! ...nein...nein, also..."

Kojiro der Misas komischen Unterton bemerkte, verstand nur Bahnhof, als sich die beiden ebenso merkwürdig verhielten. "Dann seid ihr also noch Single? Ihr könnt euch ja mal gemeinsam umsehen. Takeru kümmert sich um die Frauen, während Kira die Männer übernimmt."

Beide verzogen bei dem Gedanken das Gesicht zu einer Grimasse, ehe sie bemerkten, dass sie von Misa gerade in eine Falle gelockt wurden. Zufrieden lächelnd lehnte sich Misa noch einmal an Kojiro, bevor sie aufstand und sich entschuldigte. "Meine Pause ist leider vorbei. Aber nach einer Stunde ist ohnehin Schluss. Ich hoffe, ihr habt nichts gegen das Sofa. Es ist zwar relativ breit, aber eigentlich nicht für zwei Personen gedacht. Deswegen könnte es ein wenig eng werden. Bis dann."

Kira schluckte bei der Vorstellung von einem dicht an ihn gepressten Takeru hart und fingerte nervös eine Zigarillo aus dem Etui, während sein grünäugiger Gegenüber wie ein Huhn Löcher in die Luft starrte.

,Das überleb ich nicht.' (Von wem kam der Gedanke bloß?)
 

Für den Rest des Abends war Misa so gnädig diverse Anspielungen zu unterlassen und richtete stattdessen das Sofa besonders gemütlich her. Schnell schmiss sie die Stoffhasen und Enten beiseite und platzierte stattdessen eines ihrer großen kuscheligen Polster von ihrem eigenen Bett und richtete die Decke.

,Irgendwie übertreibt es Kojiro mit seinen Stofftieren. Woher er nur so plötzlich diesen Tick hat... So das dürfte reichen. Obwohl ein paar Kerzen vielleicht auch nicht schlecht wären, um eine romantische Stimmung zu schaffen.... Nein, das wäre dann doch zu auffällig. Aber wenn die nicht bald einen Gang schneller schalten, sind sie 70 bevor sie merken, dass sie ganz einfach zusammen gehören. Und ich weiß, dass sie zusammengehören. Ich weiß es einfach.'

Zufrieden schlüpfte sie unter die Bettdecke und erklärte Kojiro, der inzwischen neugierig geworden war, da er bereits bemerkt hatte, dass Misa wieder etwas ausgeheckt hatte, in der Kurzfassung von ihrer Vermutung.

"Du meinst, die beiden? Aber Takeru steht nicht auf..." "Kann ja sein, aber so wie er ihn ansieht, wenn er glaubt, dass es keiner merkt. Außerdem solltest du doch erleichtert sein. Immerhin geht dir Kira dann nicht mehr an die Wäsche und ich kann beruhigt schlafen." Gegen den letzten Grund konnte er nichts mehr erwidern und so stimmte er Misa zu, dass die beiden das perfekte Paar schlechthin bildeten und entschied, dass er sie bei ihrem Verkupplungsversuch unterstützen sollte.
 

Unschlüssig standen Kira und Takeru vor dem Sofa und maßen mit ihren Augen ab, dass es nicht nur eng sondern verdammt eng werden würde. "Ich schlafe auf dem Boden. Wir können uns ja abwechseln und morgen bekomme ich das Sofa." Kira überlegte eine Weile, ob er seinem Freund tatsächlich den kalten Boden zumuten konnte, ehe sein Blick wieder auf das Einmann Sofa fiel.

"Gut, morgen bekommst du das Sofa. Aber nimm das Kissen und die Decke, sonst kannst du dich morgen nicht mehr bewegen." Damit warf er ihm beides zu und schlüpfte schnell in sein Schlafshirt, nur um stundenlang an die Decke zu starren und über Misas Worte zu grübeln, wobei er sich allerdings in prächtiger Gesellschaft befand.
 

Schon am frühen Morgen lugten Misa und Kojiro ins Wohnzimmer und seufzten enttäuscht auf, als sie bemerkten, dass ihre Gäste getrennt geschlafen hatten. "Das wird schwerer als ich dachte.", flüsterte Misa ihrem Blondschopf zu, der sie auf Zehenspitzen wieder zurückschob. "Vielleicht hast du dich auch einfach geirrt und Takeru will gar nichts von ihm." Doch Misa schüttelte nur den Kopf und verdrehte genervt ihre Augen. "Falls ich mich irren sollte, darfst du dir was von mir wünschen." "Was immer ich will?" "Jaaa..." Damit wurde die Vorstellung, dass aus den beiden doch kein Paar wurde für ihn gleich wieder um vieles angenehmer und grinsend stellte er sich bereits eine neue Einkaufsliste, auf der ganz groß Schokosirup und Belegkirschen stand, zusammen. ,...yessss....ich weiß schon ganz genau, was ich mit meinen Kirschen belegen werde...' Dabei musterte er seine Auserkorene mit einem kurzen Seitenblick und verlängerte die Liste um ein paar Erdbeeren.
 

Misas glänzende Idee den angebrochenen freien Tag am Meer zu verbringen, wurde einstimmig angenommen. Mit Takerus Polaroidkammära bewaffnet suchte Misa nach dem bestmöglichen Motiv, bis sie ihr Opfer, das sich zu nahe an die Klippen gewagt hatte und sich pitschnass im Sand räkelte schließlich in einer perfekten Position erwischte. Freudestrahlend präsentierte sie das Foto Kojiro, der es am Liebsten in lauter kleine Schnipsel zerpflückt hätte.

"Was willst du mit dem Bild?! Wenn ich das irgendwo in der Wohnung entdecke, dann..." "Reg dich nicht gleich auf. Das ist doch nicht für mich. Ich will nur jemandem damit auf die Sprünge helfen. Ich meine, wenn ihm das nicht die Augen öffnet, dann geb' ich mich geschlagen und du hattest Recht. Aber wenn nicht... dann bist du mir etwas schuldig, ok?" Damit klimperte sie ein paar Mal mit ihren langen Wimpern und blickte ihn mit ihren großen, unwiderstehlichen, rehbraunen Augen an. "Einverstanden."

Siegessicher zog sie Kojiro zu sich und änderte ihre persönliche Einkaufsliste auf Karamelleis und einer genauso hautengen Short, wie die burgunderfarbene die Kira ausgesucht hatte und die sie nun heiß und innig liebte, für ihren Herrn. ,Dafür bezieh ich nachher sogar das Bett neu...' (Was haben die nur für Sauereien geplant... also wirklich...)
 

Um die Sache ein wenig zu beschleunigen nahm Misa Takeru beiseite und Kojiro musste sich um Kira kümmern, um den Stand der Lage zu überprüfen. Natürlich geschah das Ganze unter dem Vorwand, dass sie jemanden brauchte der mit ihr nach Muscheln suchte und Kojiro dabei nur mufflig neben ihr herstapfen würde. "Das hab ich gehört, Misa!" Entschuldigend lächelnd zog sie Takeru weiter, der sich das Grinsen nicht verkneifen konnte.

"Anscheinend habt ihr euch ganz gut eingelebt. Die kleinen Sticheleien... wie ein altes Ehepaar." "Offiziell sind wir ja auch verheiratet. Ohne den falschen Nachnahmen würde uns Seiji mit Sicherheit bald aufspüren. Ist Kiras kleines Geheimnis eigentlich inzwischen auch schon zu seinem Vater vorgedrungen?" Takeru legte seine Stirn in Falten und schüttelte den Kopf.

"Nein. Alles was er vom Ball gehört hat, tut er als Kiras Racheaktion ab, weil er ihn wiedereinmal zu einer derartigen Veranstaltung genötigt hatte. Um ehrlich zu sein, Kira macht sich zurecht Sorgen. Sein Vater legt sehr viel wert auf das Ansehen in der Gesellschaft. Er erwartet von Kira, dass er eines Tages in seine Fußstapfen tritt. Er wird die Tatsache, dass sein einziger Sohn auf Männer steht nicht so einfach hinnehmen. Es wird nicht einfach ihn davon zu überzeugen, dass man daran nichts ändern kann. Ich traue es ihm zu, dass er ihn deswegen zum Psychiater schickt, oder ihn gleich vor die Tür setzt."

Entsetzt blieb Misa stehen und blickte in Takerus besorgtes Gesicht. "Du denkst er würde soweit gehen?" "Ja. Und das weiß Kira auch." Misa hatte diesen Aspekt bisher noch gar nicht betrachtet. Sie hätte niemals geglaubt, dass sein eigener Vater ihn dafür verstoßen würde, es ihm derartige Schwierigkeiten bereiten würde, wenn er gewisse gesellschaftliche Tabus brach und sich zur Homosexualität bekannte. Jetzt verstand sie auch warum er so panisch reagierte, als sie ihn damals direkt darauf ansprach.

"Aber was ist mit dir? Dir hat es doch auch nichts ausgemacht. Ihr zwei steht euch doch nach wie vor sehr nahe." Lächelnd nickte er ihr kurz zu, bevor er eine bläuliche Muschel aufhob und den daran haftenden Sand entfernte.

"Als ich es bemerkt habe, war es... irgendwie komisch für mich. Aber er hat nie auch nur das Geringste versucht, deswegen habe ich mir nichts mehr dabei gedacht. Einige Zeit hat er sich sogar stark von mir zurückgezogen. Er ist mir immer ausgewichen. Warum weiß ich bis heute nicht. Aber in dieser Zeit habe ich erst gemerkt, wie viel mir unsere Freundschaft bedeutet und es vollkommen unwichtig ist, ob er nun mit Männern oder mit Frauen schläft."

,Jetzt oder nie', dachte sich Misa, als sie Takeru kurz aus dem Augenwinkel beobachtete und sich ein sanftes Lächeln auf seinem Gesicht zeigte, während er erzählte. "Entschuldige bitte, wenn diese Frage zu weit führt, aber...bist du dir wirklich sicher, dass du nur sein bester Freund sein willst?"

"Ich bin nicht schwul!" Doch Misa fuhr unbeirrt mit ruhiger Stimme weiter und sah ihm dabei fest in die Augen. "Ich habe auch nicht danach gefragt, ob du schwul bist, sondern danach ob du vielleicht etwas mehr für Kira empfindest, als nur reine Freundschaft. Manchmal verliebt man sich doch auch ganz unabhängig vom Geschlecht des anderen in eine Person. Jemanden, den man zuerst vielleicht noch nicht einmal in Betracht gezogen hätte. Jemanden, der einfach alles für einen bedeutet."

Nach Worten suchend öffnete er immer wieder seinen Mund wie ein Fisch auf dem trockenen, bevor er seine wilden Gestikulationen einstellte und sich gegen den nächsten Felsen lehnte. Etwas kleinlaut starrte er auf seine Zehen, die sich weiter im Sand vergruben, als verlöre er den festen Boden unter den Füßen und würde buchstäblich jeden Augenblick darin versinken.

"Ich... ich weiß es nicht. Aber ich könnte nie... mit einem Mann... Die Vorstellung allein mit einem Mann zu schlafen ist... Ich kann das nicht! Es wird nie...niemals mehr als Freundschaft zwischen uns sein!"
 

Kira bibberte vor Kälte. Nach seiner kleinen Dusche an der Gischt, klebten seine Kleider klitschnass an seinem Körper fest und der eisige Meereswind tat sein übriges dazu. Nur der Sand, der sich durch die Sonnenstrahlen ein wenig aufgewärmt hatte, war angenehm. Mit dem kleinen Nachteil allerdings, dass nun auch dieser an ihm klebte und er aussah wie jemand, der dringend eine heiße Dusche gebrauchen konnte.

Kojiro hatte sich nur ungern dazu überreden lassen, bei Kira ein wenig nachzubohren, um in Erfahrung zu bringen, ob sich ihr Verdacht bestätigte. Der Blondschopf hatte keine Lust lange um den heißen Brei herumzureden und so kam er gleich und ohne weitere Umschweife auf den Punkt.

"Du stehst doch auf Takeru, oder? Warum sagst du es ihm nicht einfach. Bei mir hast du schließlich auch nicht lange gefackelt." Im Hintergrund hörte er Misa schon sagen ,Kojiro, manchmal bist du ein echter Holzkopf'.

Wie vom Blitz getroffen sprang Kira auf und starrte ihn entsetzt an.

"Du...du.. woher? Habe ich irgendetwas gesagt, oder... Misa, habe ich Recht? Sie will doch nicht!..." Die Erkenntnis, dass das höchstwahrscheinlich ihr Werk war und sie nun mit Takeru allein sprach, traf ihn wie ein Blitz. Gerade als er davonstürmen wollte, um das Schlimmste zu verhindern, wurde er von Kojiro aufgehalten. "Sie tickt in letzter Zeit zwar manches Mal aus, aber sie wird es ihm schon nicht gleich auf die Nase binden." ,Hoff ich zumindest.'

Noch immer etwas unsicher, fuhr sich Kira durch die nassen schulterlangen Haare und ließ sich wieder zurück in den Sand fallen. "...vielleicht wäre es sogar besser. Das Ganze jetzt noch mal von vorn ertrage ich ohnehin nicht."

Verwirrt zog Kojiro eine Augebraue hoch, bevor er sich zu ihm gesellte und darauf wartete, dass Kira endlich zu erklären begann. "Ich habe mich vor einigen Jahren schon einmal in ihn verliebt. Damals hatte ich noch schreckliche Angst, dass er irgendwann herausfindet, dass ich Männer um einiges attraktiver fand, als Frauen. Ich habe mich so gut es eben ging von ihm ferngehalten, damit er keinen Verdacht schöpfen konnte. Dann denke ich, ich habe es endlich geschafft und bin darüber hinweg und es geht wieder von vorn los. Nur noch viel schlimmer. Ich kann nicht mehr. Ich kann mich nicht mehr von ihm fernhalten. Selbst wenn ich es wollte... Ich weiß einfach nicht mehr, was ich noch tun soll..."

Kojiro wusste, wie es war den Menschen den man liebt nicht berühren zu dürfen. Er selbst hatte es ja kaum einen Tag ausgehalten. Alleine der Gedanke sich jahrelang von Misa fernhalten zu müssen, wäre ihm unerträglich. Er konnte sich kaum eine Vorstellung davon machen, wie sich das kleine Häufchen Elend neben ihm fühlen musste, das sich zitternd schnell über die feuchten Augen wischte, bevor die ersten Tränen entkommen konnten.

Dankbar erkannte Kojiro wie Misa zusammen mit Takeru im Schlepptau von ihrer kleinen Exkursion zurückkam, obwohl der Ausdruck auf beiden Gesichtern darauf schließen ließ, dass ihre Unterhaltung ein genauso bedrückendes Ende genommen hatte.
 

Die Fahrt mit Kiras Auto zurück in die Stadt verlief mehr als schweigsam. Auch in der Wohnung breitete sich, nach einem kleinen oder für manche überaus großen Abendessen und einer nötigen Dusche für Kira, eine nicht in Worte zu fassende Spannung aus. Einzig und allein wurden so manche Blicke ausgetauscht, während andere wieder vermieden wurden, bis sich Misa und Kojiro zurückzogen und sich im Wohnzimmer eine Totenstille ausbreitete.

Mit einem scheuen Lächeln wünschte man sich eine gute Nacht, bevor das Licht gelöscht wurde und Kira es sich auf dem Boden gemütlich machte, bis ein leichtes Klappern die Stille durchbrach. "Kira? Bist du das?" Beschämt biss er sich auf die Lippen, um das Klappern seiner Zähne zu stoppen. "Tut mir leid." Nach dem unfreiwilligen Bad am Meer wurde ihm selbst nach der eher lauwarmen Dusche, da das heiße Wasser am Morgen bereits verbraucht war, nicht wieder warm.

Nach kurzem Zögern sammelte Takeru seinen letzten Rest Mut zusammen und rückte so weit es ging an das Ende des Sofas. "Na komm schon, oder willst du morgen eine Erkältung?" Doch Kira drückte sich nur weiter in sein Kissen und beteuerte, dass es am Boden mindestens genauso gemütlich wäre, wie auf der Couch. Außerdem habe er gestern Nacht das Sofa in Beschlag genommen.

"Stell dich nicht so an! Es macht mir nichts aus. Oder muss ich dich erst hertragen?" Kira schickte schnell noch ein Stoßgebet zu Gott, dass er ihm helfen möge, sich zusammenzureißen und atmete tief durch, bevor er sich zögernd mit Decke und Kissen auf den Rand des Sofas setzte.

"Bist du sicher, dass es dir nichts ausmacht?" Takeru verdrehte die Augen und zog ihn an den Schultern auf die andere Seite des Sofas. "Ja und jetzt leg dich endlich hin und schlaf. Ich habe nicht vor, dass bis zum Morgengrauen mit dir zu diskutieren. Also, gute Nacht."
 

Verschlafen rieb sich Kojiro die Augen und kratzte sich am Kopf. Er hatte mit Misa noch ein sehr langes Gespräch über ihre beiden Problemkinder geführt und blinzelte nun mehrmals über den gebotenen Anblick im Wohnzimmer. Schulterzuckend drehte er sich wieder um, schloss die Tür hinter sich und öffnete sie ein weiteres Mal. Doch diesmal blieb er wie angewurzelt stehen, als sich das Bild vor ihm noch immer nicht verändert hatte.

Kira und Takeru sahen aus wie ein einziges Gewirr an Beinen, Armen und Haaren, die nach allen Seiten wegstanden. Grinsend holte er sich die Polaroidkammära und machte ein unvergleichliches Foto fürs Familienalbum. Zufrieden schüttelte er es ein wenig hin und her, bis sich das Bild zeigte und huschte schnell zurück zu Misa, als sich das menschliche Knäuel zu bewegen begann.

Schmatzend zog Kira den warmen Körper, der halb über ihm lag, näher und vergrub sein Gesicht in den bläulich schwarzen Haaren, während seine Finger den breiten Rücken entlang wanderten, bis er den knackigen Po mit beiden Händen in Besitz nahm.

Mit einem Schlag hellwach erhob sich Takeru soweit, dass er in das Gesicht seines Gegenübers blicken konnte, der zufrieden vor sich hinlächelte und gar nicht daran dachte seine neue Errungenschaft so schnell wieder verschwinden zulassen und nur kräftiger zupackte. Erschrocken sog Takeru scharf die Luft ein, als etwas an seinem Oberschenkel rieb, dass eine gewisse Panik in ihm aufsteigen ließ und rüttelte an Kira damit er endlich aufwachte, bis dieser verschlafen blinzelte, ehe er endgültig die Augen aufschlug.

"OH GOTT!" Mit einem Satz sprang er auf und beförderte damit seinen Freund unsanft auf den Boden, bevor er so schnell wie irgend möglich im Bad verschwand. Wie ein Gekreuzigter daliegend, wagte es Takeru nicht sich zu bewegen und das Zittern in ihm zu unterdrücken, während Kira sich einer eiskalten Dusche unterzog und inständig hoffte, dass wenigstens seine Erregung unbemerkt blieb. (Geringe Chance....gaaaanz geringe Chance...)
 

Inzwischen versuchte Kojiro Misa so sanft wie möglich zu wecken und kuschelte sich dabei noch einmal unter die Decke. "Misa, hey aufwachen." Doch diese schlief wie ein Stein und rührte sich nicht. Also blieb ihm nur eine Möglichkeit, die auch die letzten Tage zuvor besser gewirkt hatte, als es jede Sirene hätte tun können. "Frühstück!"

BATSCH! Misa saß kerzengerade im Bett, während sich Kojiro die Nase hielt und sich vor Schmerzen wand wie ein Wurm. "Oh... Tut mit leid! Alles in Ordnung?" "Beschtens..." Entschuldigend küsste sie ihn sanft auf den Mund, ehe Kojiro ihr das Foto aushändigte und Misa freudig zu jubeln begann und nach draußen stürzte. Enttäuscht entdeckte sie Takeru mit hängendem Kopf auf der Couch sitzen und hörte nebenbei das prasseln von Wasser aus der Dusche.

"War irgendetwas? Du siehst nicht gerade glücklich aus." Als er Misa bemerkte, hob er den Kopf leicht und lächelte sie müde an. "Nein. Alles bestens." ,Das sagt Kojiro auch immer, wenn etwas nicht in Ordnung ist.' Seufzend eilte sie schnell ins Schlafzimmer und überreichte ihm einen Briefumschlag.

"Sieh es als eine Art Test an. Wenn du dir nicht mehr sicher bist, was du fühlst, dann öffne den Umschlag." Mit hochgezogener Augenbraue nahm er das weiße Kuvert entgegen und blickte sie fragend an. "Was soll da drin sein?" "Das wirst du schon noch sehen. Aber erst öffnen, wenn du dir nicht mehr sicher bist." Dabei zwinkerte sie ihm verschwörerisch zu und Takeru blieb nichts anderes übrig, als sein Versprechen zu geben.
 


 

Zwischen diesem Teil und dem nächsten gibt es ein Kapitel, das zwar an Teil 27 anschließen würde, ich es aber lieber seperat ins Internet stellen werde. Es handelt sich dabei ausschließlich um Kira und Takeru, weswegen ich es aus dieser Geschichte herausschneide.

Für alle, die die beiden lieb gewonnen haben, kann ich empfehlen die Sidestory mit dem Titel: 'Geständnisse' zu lesen. Für die anderen ist es kein Problem diesen Teil auszulassen, da es nichts zum Verlauf der weiteren Geschichte mit Misa und Kojiro beiträgt.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  BabyG2005
2005-11-18T10:49:36+00:00 18.11.2005 11:49
Ich denke ja nich das misa darüber nachgedacht hat schwanger zu sein. Immerhin hat sie ja diese kraft entwickelt und daher hätten ja auch ihre neuen eigenarten rühren können. Also is misa nu wirklich schwanger. Und kojiro wird daddy *grins*
Na zumindest kümmert sich fuyumi um misa. Kojiro is aba auch ne treulose tomate. Und zumindest wird hier mal die ganze wahrheit über kojiros vergangenheit geklärt. Und nu weiß misa auch bescheid.
Ich hätte nie gedacht, dass kojiro mal zu nem leidenschaftlichen stofftiersammler wird XD wie tief is er nur gesunken?
Yeah! Endlich kommen kira und takeru wieder ins spiel. Hab die 2 schon vermisst. Typisch kira. Kann er nich einmal charmant sein? Eine frau sagen, dass sie fett is. Böse falle. Ganz böse falle. Misa is mal wieder voll in ihrem element, wenn es um kira und takeru geht *grins*
kira und takeru benehmen sich wie 2 verklemmte mädchen. Also die sauerein der beiden hätte ich ja zu gerne mal gelesen *grins*
takeru is ganz klar in kira verliebt. Kannst du sagen was du willst. Er is halt nur ein wenig unsicher. Das is alles.
Ja ja... kojiro macht ein foto fürs familenalbum. Na sicher doch. Ja was is da wohl in dem umschlag drin?
Also sidestory hab ich auch gelesen, obwohl mir das genre ja nicht zusagt. Aba kira und takeru sind halt sweet. Kriegst da später kommi zu. Will erstmal das hier zu ende bringen XD


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