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Charly

von

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Kapitel 2

Ein neues Zuhause
 

Als wir die Stadt hinter uns gelassen hatten, führte Charly mich zu einer Brücke.

"Was wollen wir hier?" fragte ich erstaunt.

"Na ich wohne hier." antwortete er. Seine Augen blitzten schelmisch. Er wusste wahrscheinlich genau das ich eher an ein Haus gedacht hatte, als an eine Brücke. Aber ich glaube, dass ich ab jetzt auf viele Überraschungen gefasst sein musste.

Ich sah mir die Brücke genauer an. Ein paar alte, aneinander genähte Decken dienten vorne und hinten, an den Brückenausgängen, als Tür oder Wand. Im Innern lagen an den Wänden verteilt Decken, die wohl Betten darstellen sollten. Hier mussten also mehrere Leute wohnen. Zwischen den Decken standen alte Schränke, wahrscheinlich vom Sondermüll, auf denen alles mögliche verteilt war. Ich sah sogar einen alten Westernsattel. Ob Charly noch mehr Pferde hatte?

"Was machst du denn hier?"

Ich fuhr erschrocken herum. Ein blonder hochgewachsener Junge stand im Eingang und blickte mich sauer an.

"Naja, also ich....Charly, also er....äh..." stammelte ich.

Mein Aufenthalt hier fing ja super an.

"Darf ich vorstellen? Das ist Billie, Billie das ist Mayra."

"Woher weißt du meinen Namen?" fragte ich Charly, der soeben hinter Billie aufgetaucht war.

"Hab ich im Krankenhaus erfahren."

"Was will sie hier?" wandte sich Billie zornig an Charly.

"Sie wohnt jetzt hier." klärte er den ahnungslosen Billie auf.

"Für immer?"

Charly zuckte mit den Schultern. Ich hoffte jedenfalls für immer hier bleiben zu können. Denn wo sonst sollte ich hin? Und außerdem gefiel es mir hier, das mit Billie werde ich schon hinkriegen.

"Du schläfst heute Nacht auf meinem Platz." sagte er und deutete auf die Decke neben dem Westernsattel.

"Morgen machen wir dir deinen eigenen Platz." Er lächelte mir noch aufmunternd zu und verschwand dann.

"Und wo schläft er?" fragte ich Billie.

"Draußen bei den Pferden." sagte er mürrisch, als wäre es alles meine Schuld. In gewisser Weise stimmte es ja, aber Charly hatte es mir angeboten.

Ich sah mir Billie jetzt genauer an. Er war größer als Charly, sah aber nicht so kräftig und nett aus.er sah aus als käme er geradewegs aus einer Müllpresse. Sein Gesicht war so schmal. Kurz danach verstanden wir uns schon prima. Er war lustig, aber er konnte auch ernst sein, obwohl ihm das immer schwer fiel. Später lernte ich auch noch die beiden anderen Bewohner dieser hübschen Brückenvilla kennen, Johnny und Pitt. Pitt war der kleinste, weshalb er auch Pitti genannt wurde. Er war Gegenwart von Fremden sehr ängstlich und zurückhaltend, aber ansonsten großspurig und für jeden Scherz zu haben. Außer wenn die Scherze gegen ihn sind, dann wird er sauer. Er lässt sich sehr leicht einschüchtern, ist aber sonst ein prima Kumpel.

Johnny war ebenfalls ein super Kumpel. Er hatte schwarze, kurze haare und war nicht sehr viel größer als Pitti. Er war sehr selten ernst und vernünftig reden konnte man so gut wie gar nicht mit ihm. Manchmal war sein Humor einem richtig lästig.

Adlerbande nannten sie sich alle und die Brücke nannten sie Adlernest.

Abends als ich in Charly's "Bett" lag und an meine Eltern dachte, dachte ich auch daran, was ich nun machen sollte. Was sollte ich später werden? Ich konnte ja nun nicht mehr zur Schule gehen, also hatte ich keine guten Aussichten auf einen Job. Ich konnte nicht einschlafen, darum beschloss ich aufzustehen und Charly zu suchen. Ich verließ die Brücke und suchte die Pferde um Charly zu suchen, der ja bei den Pferden sein sollte.

"Was machst du noch hier draußen?" Ich erschrak fast zu Tode. Charly stand hinter mir und lächelte. Er schien sich darüber zu amüsieren, mich so erschreckt zu haben.

"Ich kann nicht schlafen, ich denke die ganze Zeit darüber nach was aus mir werden soll." "Du machst dir zu viele Gedanken an die Zukunft, denk lieber an das jetzt und hier." Mit wem hast du dich gestern geprügelt?" "Das waren ein paar Jugendliche die der Meinung waren sie wären besser als alle anderen. Ich wollte ihnen das Gegenteil beweisen, aber bevor es richtig losging kamen schon Bullen. Du, aber deine Mutter war echt nett." Charly lächelte müde.

"Ich vermisse meine Eltern." Ich fing wieder an zu heulen. Charly nahm mich in die Arme und tröstete mich. Dann führte er mich von der Brücke weg zu einem Teich. Wir setzten uns nebeneinander hin.

"Charly, was ist eigentlich mit deinen Eltern?" fragte ich ihn.

"Als ich fünf war, hat meine Mutter mich und meinen Vater verlassen.sie hat einen anderen geheiratet. Daraufhin hat mein Vater auch geheiratet, sie war Deutsche, deswegen haben wir Amerika verlassen und sind nach Deutschland gezogen. Seine Neue konnte mich aber nicht leiden und das beruhte auf Gegenseitigkeit. Als mein Vater das bemerkte, schmiss er mich raus und sagte ich solle von nun an alleine fertig werden. Ein anderer Straßenjunge nahm mich auf und als ich zehn war, zog ich mit Billie hier unter die Brücke. Ich habe seitdem meinen Vater nur noch ein paarmal zufällig auf der Straße gesehen, doch er tat immer so als würde er mich nicht kennen." "Da hast du es ja schlechter gehabt als ich, schließlich haben mich meine Eltern nicht absichtlich alleine gelassen. Würdest du deine Eltern wiedersehen wollen?" "Meine Mutter schon, aber meinen Vater nicht. Ich habe ihn nie richtig leiden können. Aber um meine Mutter besuchen zukönnen, müsste ich nach Amerika, und das geht ein bischen schlecht."

"Bist du wirklich ein richtiger Ami?" fragte ich.

"Ja, und ich bin stolz darauf."

"Kann ich mir vorstellen. Ich möchte auch mal nach Amerika, es ist so ein wundervolles Land."

Erst jetzt merkte ich das mir Charly während des Gespräches immer näher gerückt war.

"Wo in Amerika würdest du denn gerne hin wollen?" fragte er als wüsste er nicht das er fast auf meinem Schoß saß.

"Naja, vielleicht nach New York oder San Francisco." Ich versuchte von Charly wegzurücken, aber er rutschte mir hinterher.

Plötzlich sah er mir direkt ins Gesicht und fragte: "Bist du verliebt?"

"Wie kommst du denn darauf?" Ich wusste genau, was er damit meinte, aber war ich so leicht zu durchschauen?

"Naja, einfach nur so." sagte er und blickte wieder vor sich hin.

"Ja, bin ich." Er blickte mich jetzt wieder an.

"Darf man fragen in wen?" Ich wusste nicht ob ich ihm die Wahrheit erzählen sollte, tat es dann aber doch, weil er es früher oder später sowieso rausgefunden hätte.

"In dich." Ich merkte das ich rot wurde und blickte ihn an. Wir kamen uns immer näher und schließlich war es passiert. Wir hatten uns geküsst. Dieses Gefühl war unbeschreiblich. Ich hatte mir gewünscht das dieser Kuss niemals vergehen möge. Doch Charly hörte auf und lächelte mich an.

"Ich glaube es beruht auf Gegenseitigkeit...du solltest jetzt ins Bett gehen." sagte er dann und streichelte noch einmal meine Wange. Ich ging zurück zur Brücke, während Charly am Teich sitzen blieb. Als ich an der Brücke angekommen war, schlüpfte ich so leise wie möglich in Charlys Bett. Ich liebte Charly, das war ganz sicher, und er liebte mich, aber hatten wir eine Zukunft? Er hatte gewiss noch nie eine Schule von innen gesehen und ich hörte jetzt mit zwölf Jahren auf zur Schule zugehen. Ich machte mir keine weiteren Gedanken darüber, als Charly kam und sich neben mich unter die Decke legte. Zum ersten mal fühlte ich mich hier wie Zuhause und war glücklich.
 

ENDE



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  leChat
2005-02-26T14:30:24+00:00 26.02.2005 15:30
Hi!

Ich find deine Geschichte irgendwie süß! ^-^
Ein bissle traurig das die Eltern gestorben sind

Einiges hättest du vielleicht etwas näher beschreiben können z.B. ihre Gefühle als sie das erfahren hat oder das Treffen mit den anderen Straßenkids, aber im großen und ganzen gefiehls mir ganz gut ^.^b
Vielleicht bekomm ich ja noch mal was von dir zu lesen, würd mich freuen!

Bye bye Psychokitty =^-^=y


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