Teil 5: Schatten
Teil 5: Schatten
"Gut wir werden deinen Geliebten suchen gehen aber erst musst du baden und was
anderes anziehen." sagte ich zu Kirei nachdem ich ihn begutachtet hatte. Er trug
ja immer noch dieses altmodische lange weiße Gewand, dass er seit gestern nacht
an hatte, als ich ihn in der Gasse gefunden hatte. Es musste als es noch sauber
und heil war sehr schön gewesen sein, wenn er aber damit auf der Straße rumlief,
würde er zuviel Aufmerksamkeit erregen. Selbst in normaler Straßenkleidung
hätte Kirei wegen seiner Schönheit Blicke auf sich gezogen, besonders diese
langen schneeweißen Haare, die ihn wellig den Rücken runterliefen. Die konnte
man unmöglich verstecken, wie sollte man auch? Mein Engel lächelte mich sanft
und liebevoll an, als ich ihn ansah und am überlegen war. Meinen Zeigefinger
hatte ich dabei an meinen Lippen gelegt und wie es dann so meine Art war,
verdunkelteten sich meine grünen Augen. Als ich da so stand, fiel mir etwas auf.
Kirei hatte immer noch nicht seine Flügel eingezogen. Ich liebte es wie das
Licht der Sonne auf Kirei's Flügel fiel und wie sie sanft von innen heraus zu
glühen schienen. Darum ging ich wieder zu ihn rüber und streichelte seine Flügel
mit der rechten Hand. Es war ein herrliches Gefühl wie sich die seidigen weichen
Federn an meiner Hand schmiegten und ich sie sanft glatt strich. Tief in meinen
Inneren wusste ich das es Kirei Vergnügen bereitete wenn ich das tat. Lag es
daran das ich seine Seele hatte? Jedenfalls konnte ich aus irgendeinen Grund
Kirei's Gefühle deuten. Es war mir als würde etwas meine Seele in Arm halten und
ihr sanft und liebevoll alles ins Ohr flüstern was sie fühlt und denkt.
Nach einiger Zeit merkte ich wieder wie Kirei mich umarmte und mich gegen sich
drückte, dabei hielt er seinen Kopf an meinen Hals und bedeckte ihn mit Küssen.
Sein Atem ging etwas schwer und ich merkte das er erregt war. Ich umschlang ihn
mit meinen Armen und genoss seine Berührung. Meine rechte Hand wanderte an
seinen Kopf und hielt ihn an meinen Hals, während die andere über seinen Rücken
strich. Ich liebte seine Küsse, sie waren wie hauchzarte Schmetterlinge und in
meinen Bauch kribbeltete es. Auf einmal hatte ich eine schlimme Vorahnung. Ich
wusste nicht wieso, aber es kam mir so vor als würde etwas Dunkles uns bald
auseinanderreißen. Mir lief eine Gänsehaut den Rücken herunter und ich klammerte
mich so gut ich konnte an meinen Liebsten, wobei ich froh war das mein Koibito
nichts von all dem bemerkte. Ich drehte meinen Kopf zu Seinem und schaute ihn
tief in seine violetten Augen. Er näherte sich meinen Lippen und küsste mich.
Meine Lippen öffneteten sich um seiner Zunge Eintritt zu gewähren, so konnte er
meinen Mund erkunden. Unser Atem vermischte sich und wir standen nah
aneinander.
Als wir uns lösten ging unser Atem schwer und ich fühlte einen winzigen Stich
Bedauern. Ich wollte gern mit ihn schlafen aber das konnten wir nicht, denn wir
mussten seinen Koi finden. Wäre es damals nur zu mehr gekommen, als zu diesen
Kuss, der Dämon hätte mich nie bekommen. Aber das wusste ich ja nicht und ich
wusste auch nicht das dies mein letztes Zusammensein mit Kirei sein sollte,
bevor das Dunkle uns trennen wird.
Kirei lächelte mich wieder an und zog seine Flügel ein. Jetzt sah er wieder wie
ein wunderschöner junger Mann aus. Ich nahm ihn bei der Hand und führte ihn in
das Badezimmer. Dort sollte er sich baden und ich ging derweil raus, damit ich
ein paar Sachen für ihn zusammen suchen konnte. Was sich ziemlich schwierig
herausstellte da ich mal wieder die Hälfte meiner Kleidung auf den Boden
verstreut hatte. Leise seufzte ich und beschloss das ich bald mal aufräumen
sollte. Ich benahm mich wirklich langsam wie ein verliebter kleiner Junge, der
seiner Angebeteten eine saubere und ordentlich Wohnung vorweisen wollte. Darüber
musste ich über mich selber lachen und so ging ich zu meinem Schrank. Dort
mussten sich ja wenigstens ein paar saubere Kleidungsstücke befinden und
Badetücher. Das Problem war aber das Kirei 5cm größer war als ich und ich so gut
wie keine Kleidung in seiner Größe hatte. Ich wollte auch nicht das er in zu
kurzen Hosen rumlief. Deshalb entschloss ich mich mit ihn in ein
Bekleidungsgeschäft zu gehen wenn wir seinen Arion suchen gingen. Wer weiß wie
lange wir suchen mussten und wie wir ihn finden sollten. Japan hat doch, auch
wenn es nur eine kleine Insel ist, eine riesige Bevölkerungsdichte besonders in
den Großstädten, wie sollten wir da eine einzelne Person ausfindig machen? Das
wäre ja so als würde man eine Nadel in Heuhaufen suchen.
Endlich hatte ich ein paar Sachen für Kirei gefunden und so ging ich wieder ins
Bad. Dort angekommen blieb ich in Türrahmen stehen und beobachtete Kirei. Dieser
lag mit geschlossenen Augen in der Badewanne, seine langen Haare hingen über den
Rand und lagen auf den Boden. Das heiße Wasser umschloss seinen Unterkörper.
Sein Oberkörper war einfach atemberaubend schön und ich stellte mir vor wie es
wohl sein müsste ihn mit Küssen zu bedecken und wie sich die Muskeln unter
meinen Finger anfühlten. Nach einiger Zeit machte er seine Augen auf und
lächelte mich glücklich an. Ich ging deshalb zu ihn hin und umarmte ihn von
hinten. Er lehnte sich in meine Umarmung und machte die Augen zu. Ich legte
meinen Kopf an den Seinen und flüsterte: "Kannst du nicht für immer bei mir
bleiben?" Er sah mir in die Augen und antwortete: "Nein, du wärst in großer
Gefahr." Mir kamen bei seinen Worten wieder Tränen und ich fragte ihn deshalb um
mich von meinen Schmerz abzulenken: "Wie sollen wir deinen Arion finden? Japan
ist groß." Da sagte er das er ihn schon finden wird, da er ihn ja in Shinjuku
fühlen konnte und wenn wir in seine Nähe wären, würde er es merken. Ich sollte
mir deshalb keine Sorgen machen. Trotzdem war ich zutiefst unglücklich das ich
meinen Engel schon so bald wieder verlieren würde. Ich löste mich von ihn und
ließ ihn aus der Wanne steigen. Jetzt stand er vollkommen nackend vor mir. Als
ich ihn so sah, wurde ich etwas erregt und eine leichte Röte stieg mir ins
Gesicht. Darum drehte ich mich um damit Kirei das nicht sah. Es war mir sehr
peinlich. Ich liebte ihn so und wollte nicht das er etwas Schlechtes von mir
dachte. Schon in seiner Nähe sein, machte mich glücklich und ich fühlte mich bei
ihn geborgen.
Kirei trocknete sich ab und zog sich an. Jetzt sah er wie ein normaler Mensch
aus. Wären da nicht diese schönen langen Haare, aber die wollte ich nicht
abschneiden. Das wäre ein Verbrechen gewesen, also ging ich hinter ihn, nahm ein
Gummi und machte ihn ein Zopf. Dann sah ich mir ihn noch einmal an und musste
feststellen, dass die Hose doch zu kurz war. Es half alles nichts wir mussten in
ein Geschäft gehen und ihn was zum Anziehen kaufen. Ich seufzte leise und sagte
zu ihn: "Ok gehen wir deinen Geliebten suchen? Aber vorher kleiden wir dich neu
ein." Sagte ich zu ihn und lächelte. Kirei freute sich riesig und erzählte mir
das er schon so lange nicht mehr in der Menschenwelt war und er ziemlich
aufgeregt ist, weil er mit mir nach draußen zu geht. Dabei blitzten seine Augen
vor Vergnügen und ich musste darüber lachen. Er sah wieder mal wie ein kleines
Kind aus. Ich nahm ihn bei der Hand, als er sich Schuhe auf der Stufe angezogen
hatte und führte ihn nach draußen. Es war Herbst und die Sonne schien uns warm
ins Gesicht. Einfach ein wundervoller Tag um mit meinen Koi einkaufen zu gehen,
dachte ich und sah mich um. Da es ja Mittag war und die meisten der Japaner um
diese Uhrzeit arbeiten gingen, war Shinjuku noch menschenleer aber das wird sich
am Abend noch ändern. Dann hatten auch die meisten Lokale auf und die arbeitende
Bevölkerung suchte Erholung von einen stressigen Arbeitstag. Mein Engel schaute
sich derweil mit großen Augen um, als wäre er noch nie hier gewesen und ich
hielt an der Hand. Wir liefen wie zwei frisch Verliebte nebeneinander her. Kirei
zeigte mir die verschiedenste Dinge, die ihn interessierten und fragte mich
darüber aus. Am liebsten mochte er die Kuscheltiere, die man an jeder
Straßenecke kaufen konnte. Einmal sah er eine schwarze Katze mit grünen Augen,
die er sofort in Arm nahm und knudelte. Das sah so kawai aus, dass ich noch
heute darüber lächeln muss. In einigen Beziehungen war er wie ein kleines Kind
und wie ein kleines Kind liebte er Kuscheltiere. Er bemerkte meinen liebevollen
Blick und lachte mich an. Das brachte mein Herz zum schmelzen und ich kaufte ihn
diesen Kater, den er da entdeckt hatte. Das machte ihn so glücklich und er
erzählte mir das ihn der Kater an mich erinnerte. Dieselben grünen Augen und
dasselbe schwarze Fell. Darüber musste ich lachen, ich drückte mich dichter an
ihn und schnurrte in sein Ohr. Einig der Leute sahen uns deswegen auch schon
komisch an, aber Kirei lachte darüber und küsste mich. Leise fragte er mich ob
wir nicht was Essen gehen könnten. Ich zog ihn aber erst mal in ein
Bekleidungsgeschäft um ihn neu einzukleiden und dann Essen zu gehen. Danach als
Kirei eine neue Jeans hatte und einen warmen fliederfarbenen Rollkragenpullover
gingen wir essen. Die Kleidungsstücke, die er sich selber ausgesucht hatten,
standen ihn wirklich gut. Besonders der Pullover ließ seine Augenfarbe zur
Geltung kommen und viele Leute schauten uns hinterher. Er war einfach zu
wunderschön um menschlich zu sein und sowie ich das bei den Leuten beurteilen
konnte, war er bei den Männern und bei den Frauen gleichermaßen begehrt. Doch er
hatte keine Augen für sie, sondern kuschelte sich an mich während er seinen Arm
unter meinen schob. In Restaurant hielt er mir einen Stuhl entgegen auf dem ich
mich setzen sollte und erst als ich saß, nahm er auch Platz. Er benahm sich wie
der geborene Gentleman. Seine Hand wanderte zu Meiner und spielte mit meinen
Fingern. Mein Kopf fühlte sich schon wie eine Tomate an. Darüber musste er
lachen und er piekste mich deshalb in der Nase, nie ließ er aber meine Hand los.
Wie ich schon mal erwähnt habe, auch wenn ich nicht so erschien, ich war sehr
schüchtern und ich genoss seine Ungezwungenheit, die ich einfach so niedlich
fand. Ich lachte ihn an als er das mit meiner Nase machte, beugte mich zu ihn
rüber und küsste zärtlich auf den Mund. Dieser Kuss wurde sofort von ihn
erwidert und nachdem der Kellner gegangen war, bei den wir unser Essen bestellt
hatten, sahen wir uns nur in die Augen und spielten wieder mit unseren Fingern.
Auf einmal blickte Kirei nach oben und ein wunderschönes Lachen erklang in den
Raum. Zum erstenmal in meine Leben hörte ich Kirei lachen. Ich sah ihn an und
ein Strahlen erschein auf seinem Gesicht. Er sagte zu mir: "Arion....Arion ist
in der Nähe. Wir müssen zu meinen Geliebten. Du musst ihn unbedingt kennen
lernen." Mein erster Gedanke war //Wo ist Arion?// ich suchte das Lokal hektisch
ab aber sah nichts. Kirei nahm meine Hand und zog mich mit sich. Der Kellner
schrie hinter uns her das wir noch unser Bestellung bekommen, aber wir waren
schon weg. Mein Liebster zog mich mit nach draußen, an Häuser und Straßen
vorbei. Es war schon dunkel geworden und Shinjuku war hell erleuchtet wegen
seinen Neonreklamen. Kirei kümmerte es aber nicht, er zog mich immer weiter bis
wir zu einen Hochhaus kamen. Dort in einer Seitengasse wo uns keiner sah,
öffnete er seine Flügel und nahm mich in den Arm. Meine Verwirrung wurde immer
größer und eh ich was sagen konnte, flog er mit mir nach oben zu den Dach des
Hochhauses. Dort angekommen, setzte er mich ab und sah sich um. Das Strahlen auf
seinen Gesicht blieb. Nach einiger Zeit merkte ich eine zweite Gestalt, die auch
auf den Dach war. Sie kam auf uns zugeflogen und ich hörte Kirei laut vor Freude
schreien: "ARION!" Ehe ich mich versah, war er auch schon zu den anderen Engel
geflogen und umarmte ihn noch während des Fluges. Mein Herz blieb vor Trauer
stehen als ich die Beiden sah wie sie hoch in der Luft sich gegenseitig in Arm
hielten. Arion war 1,80m groß, schlank und hatte kurzes hellgrünes Haar. Nur
seine Augenfarbe konnte ich nicht sehen da beide Engel so weit entfernt waren.
Ich sah die Beiden nur traurig an und dachte zu mir: "So was Schönes will doch
nicht mit einen gewöhnlichen Menschen wie mir zu tun haben." Darum ging ich ohne
ein Wort des Abschiedes von meinen Geliebten fort. Ich schenkte den beiden
Schönen noch einen letzten Blick bevor ich mich wieder auf den Weg nach unten
machte . Auf der Straße angekommen, musste ich vor Trauer und Schmerz weinen.
Ich rannte ziellos durch Shinjuku und ich beachtete die Leute nicht, die sich
nach mir umsahen. Mir war alles gleich ich hatte nur dieses eine Bild der beiden
Engel vor meinen Augen, die sich umarmten. Als ich stehen blieb und mich an
einer Hauswand lehnte, fasste ich einen Entschluss. Ich ging zu den erstbesten
Hochhaus das in meiner Nähe war und stieg dort die Treppe bis auf das Dach hoch.
Dort angekommen stellte ich mich auf den Rand und sah nach unten, alles sah von
hier oben klein und unbedeutend aus. Ich hatte keine Angst. Nein in mir war nur
Trauer. Ich liebte Kirei nun mal und konnte nicht ohne ihn leben, darum wollte
ich lieber sterben als das er mich verließ. Ich dachte nur: Warum soll so was
Schönes überhaupt einen unwürdigen, machtlosen und hässlichen Menschen lieben?
So schaute ich weiter nach unten und dann hörte ich auf einmal eine Stimme in
meinen Kopf flüstern: "Ergib dich mir!" Ich bekam einen Riesenschreck und suchte
die Gegend nach den Urheber dieser Stimme ab. Aus einen Schatten tauchte eine
Gestalt auf, sie war größer als ich und ich konnte ihr Aussehen nicht erkennen,
denn sie trug einen Mantel. Sie sah mich nur an und sagte noch mal: "Ergib dich
mir und ich schenke dir Schönheit und auch ewiges Leben. Du wirst groß sein
Kurai und dein geliebter Engel wird dich dann lieben. Sei Mein!" Die Gestalt in
den Mantel kam langsam auf mich zu. Ich konnte nur dastehen und ihn ansehen.
Dann bemerkte ich wie etwas unter meinen Füssen nachgab und ich in die Tiefe
fiel. Noch einmal hörte ich: "Kurai folge mir. Sei mein!" Ich schloss die Augen
und sagte nur: "Ja, ich bin dein!" Dann verlor ich das Bewusstsein. Ich merkte
noch wie ein Schatten mich auffing und mit mir hochflog.