Es war eine eisige Nacht. Kein Mond schien, doch das unendliche Heer der Sterne übersäte den Himmel mit Milliarden kleiner, weißer kalt und matt leuchtender Lichtpunkte. Sie blickte zu ihnen hinauf und seufzte. Heute Nacht schienen sie weiter entfernt denn je. Unerreichbar, so wie ihre Träume. Träume, die die harte Realität fast vollständig zerstört hatte.
Langsam senkte sie den Blick wieder, schaute hinab zu den wild aufschäumenden Wellen tief unter ihren Füßen. Bei Tage war das Wasser immer kristallklar und spiegelte in seinem freundlichen Hellblau die Sonne wieder, sodass immer viele Menschen diesen Platz aufsuchten, den herrlichen Ausblick und die himmlische Ruhe zu genießen, gestört nur vom sanften Rauschen des Meeres, dem leisen Murmeln anderer Besucher und dem gelegentlichen Ruf einer Möwe.
Doch jetzt war von dieser Schönheit keine Spur. Die vom Wind wütend aufgepeitschte Brandung brach sich schwarz an den Klippen, unfreundlich, kalt und abweisend.
Sie schloß die Augen und umfasste stärker das Geländer, an das sie lehnte. Kaltes Metall in ihren Händen, an ihrem Rücken. Einen Augenblick verharrte sie so. Düstere und schmerzhafte Gedanken durchwanderten ihren Geist während der Wind an ihr zerrte, an ihrer Kleidung, an ihrem langen schwarzen Haar.
Einige einzelne Tränen lösten sich aus ihren Augenwinkeln und traten ihren Weg die Wangen hinab an. Doch wurden sie von den kräftigen Böen fortgerissen, ehe sie das Kinn erreichen konnten.
Sie öffnete die Augen wieder, lehnte sich langsam nach vorne, so weit wie möglich.
Verzeiht mir, meine Freunde, doch ich ertrage das einfach nicht mehr! Der Schmerz wird einfach zu groß! Könnt ihr das verstehen?
Sie spürte, wie sich etwas in ihr schmerzhaft verkrampfte, und schluckte schwer. Ihre geschundene Seele schrie nach Erlösung. Die Schreie wurden mit jedem Herzschlag, für dessen Dauer sie noch zögerte, lauter und verzweifelter. Dann ließ sie schließlich los...
