Die Empfangsdame des Schreckens
Willkommen zum vierten Teil von „A Vampire’s Kiss“! ^_^
Kennt ihr das auch? Monatelang ist in der Schule so gut wie gar nichts los, und dann fällt allen Lehrern zur selben Zeit ein, dass sie noch ganz dringend Noten machen müssen. Das Resultat: Arbeit um Arbeit wird geschrieben, Referate werden gehalten, etc. Genau so geht es mir momentan, weshalb ich um Verständnis bitten möchte, wenn es manchmal etwas länger dauert. Bald ist ja schließlich Notenschluss, und ab da gelobe ich dann Besserung ^-^.
Bevor wir anfangen möchte ich mich aber noch bei all denen bedanken, die bis jetzt einen Kommentar zu dieser Geschichte hinterlassen haben; es hat mich sehr gefreut zu lesen, dass diese Fanfic so gut ankommt und dass ich (entgegen den Äußerungen meines Vaters) anscheinend doch so etwas wie Humor habe *g*
Viel Spaß beim Lesen
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„Oh, du Armer! Das ist ja so~~~ traurig !“, geräuschvoll schnäuzte Mariah in ihr Taschentuch. Dafür, dass sie Ray bis vor wenigern Minuten noch wegen einer Schüssel roter Grütze hatte umbringen wollen, reagierte sie nun erstaunlich emotional auf seine Begründung, warum man kleine, katzenartige Vampire nicht mit einem Nudelholz erschlagen durfte. Nebst der offensichtlichen Tatsache, dass das weh tat, hatte er nämlich tatsächlich so etwas wie eine Erklärung für sein Verhalten: Frustessen aus Liebeskummer.
Und guter Mensch und fanatische Anhängerin von Yaoi-Mangas wie die junge Bäuerin war, hatte sie tatsächlich in ihrem Tun innegehalten und war dafür dazu übergegangen, mit ihm in kollektive Entrüstungsstürme ob des kaltherzigen Benehmens von Kai auszubrechen.
„Ray, du solltest ihm einfach die Maxime „Kein Pfählen vorm ersten Date“ näherlegen! Nach einem romantischen Candlelight-Dinner will der Junge dich bestimmt nicht mehr umbringen – und wenn doch, he, dann hattet ihr zumindest einen netten Abend!“, derlei Sprüche seiner rosahaarigen 15 Minuten–Bekanntschaft sorgten dafür, dass Ray sich zwar wie der letzte Idiot vorkam, aber im darauffolgenden Lachanfall wenigstens für wenige Sekunden seine Probleme vergaß.
Probleme, die aber leider trotzdem noch existent waren. Davon, dass er hier herumsaß, verschwand weder der Hass, den Kai Vampiren gegenüber empfand, noch hielt es in irgendeiner Weise die Sonne davon ab, früher oder später aufzugehen. Und wenn letzteres der Fall sein sollte und er noch draußen weilte, würde Ray eine 1A Karriere als Grillhähnchen hinlegen können. Besser gesagt als Grillfledermaus, und das auch nur falls er es je hinbekommen sollte, sich in besagtes Tier zu verwandeln.
Mariah hätte ihm ja gerne geholfen – nur dummerweise stand ihr Vater den Begriffen „Homosexualität“ und „Unsterblichkeit“ nicht so liberal gegenüber wie seine Tochter das tat. So, wie sie ihn schilderte, wäre eine formalen Einäscherung noch das Netteste, was der Vampir im Falle eines Treffens zu erwarten hatte. Aber wenigstens etwas konnte die junge Frau für Ray tun: Mit dem alten Pferdekarren, auf dem sonst immer ihre Waren zum Markt transportiert wurden, würde er noch vor Sonnenaufgang in Maine anlangen. Also nichts wie los!
„Sie wünschen?“, kalt musterte ihn die orangehaarige Empfangsdame des Gasthauses seiner Wahl, deren Namensschild sie als „Emily“ auswies. Wenn Ray ihren Gesichtsausdruck richtig deutete, war dieser Name mit den Worten „Ewige Verdammnis“ gleichzusetzen.
„Guten Abend! Ich bin neu in der Stadt und bräuchte jetzt eine Unterkunft; hätten Sie zufällig ein Zimmer für mich frei?“, statt seine vorherigen Gedanken auszusprechen, konzentrierte der Jungvampir sich darauf, das Grinsen zu wahren, welches seit Betreten des Raumes sein Gesicht zierte. Irgendwo tief in sich hegte er ja noch immer die Hoffnung, dass diese Emily vielleicht der erste Mensch wäre, der eine Panikattacke wegen seiner Reißzähne bekam.
Doch die Orangehaarige zeigte sich unbeeindruckt von den 1,5 cm-Stummeln und brüllte mehr genervt als erschreckt: „MAAAX, KUNDSCHAFT!“
Sofort kam ein blonder, im Gegensatz zu seiner Kollegin recht nett wirkender Junge aus einem Nebenzimmer hervorgewuselt. Aufmunternd lächelte er Ray an: „Willkommen in Maine! Ich werde Sie auf Ihr Zimmer geleiten.“
Gerade, als der Schwarzhaarige aufatmend hinter Max her die Treppe hochgehen wollte, schnappte das Tief Emily noch einmal zu: „An Ihrer Stelle würde ich mal unseren Zahnarzt besuchen; wie es mir scheint, haben Sie einen leichten Überbiss…“
Sobald sie außer Hörweite der Empfangsdame waren, fühlte Max sich verpflichtet, etwas zu sagen: „Machen Sie sich nichts draus; Emily ist nur sauer, weil unser anderer Gast sie hat abblitzen lassen.“ Ah, da lag also das Problem dieser Psychopathin…
Normalerweise dachte Ray nicht so über Menschen, aber was seine Zähne anbetraf, war er nun mal sehr empfindlich.
Die wartenden Blicke des Pagen machten ihn darauf aufmerksam, dass dieser wohl eine Antwort erwartete. Also Interesse vorheucheln: „So, kann ich überhaupt nicht nachvollziehen. Wie kann man(n) nur ein so … außergewöhnliches Mädchen nicht anziehend finden?“ Ganz einfach: Indem man einigermaßen klar bei Verstand war! Aber diesen Gedanken laut auszusprechen verkniff Ray sich wohl lieber.
Unwillkürlich wurde Max ein wenig rot um die Nasenspitze: „Keine Ahnung; Wenn man sie näher kennt, ist sie eigentlich sehr nett. Wahrscheinlich hat er einfach keine Zeit, immerhin ist er ja in seiner Aufgabe als Vampirjäger hier…“
Schlagartig wurde Ray hellhörig: „VAMPIRJÄGER?“
„Ja, er ist extra aus Springfield angereist! Stammt aus einer uralten Vampirjägersippe… Wie hieß die noch mal? … Hiwatari! Genau, Kai Hiwatari, das war’s! Wohnt direkt im Zimmer neben Ihnen; na ja, heute Abend werden Sie ihn ja kennenlernen. Ich lass Sie jetzt mal lieber schlafen. Tschüüüß!“, fröhlich winkend machte sich der blonde Sonnenschein auf den Weg zurück zum Empfang.
Zurück blieb ein ziemlich verdatterter Vampir, der nicht wusste, ob er weinen oder lachen sollte. Warum hatte Kai ausgerechnet hier absteigen müssen? Ganz einfach, weil es das einzige Hotel in diesem Ort war, deshalb! Und genau das war auch der Grund, weshalb Ray nicht weggehen würde. Er würde hier einfach bis zum Abend kampieren, um sich dann auf die Suche nach den anderen hier ansässigen Vampiren zu machen.
Bei seiner Entscheidung spielte es überhaupt keine Rolle, dass er zugleich Angst davor hatte und sich danach sehnte, Kai wiederzusehen…