Zum Inhalt der Seite

Marionetten

Festtag
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Festtag

Marionetten
 

†~*~†~*~†~*~†~*~†~*~†~*~†~*~†~*~†~*~†~*~†
 

Festtag
 

Gebrochen sind deine Glieder, hängst an Fäden, der Hauch eines Atems, stumm bewegen sich Lippen, leere Augen sehen Farbe, schwarz- weiß, erblinden mit dem Vergehen der Zeit, nur eine Träne, für dein Leben...
 

Schwer hingen die roten Samtvorhänge vor den Fenstern und verboten dem lebensspendendem Licht den Eintritt in diesen Raum. Doch viel hätte das Licht nicht zu sehen bekommen. Einzig und allein ein kleines Mädchen, dass auf einem Stuhl saß, der mit dem gleichen Samt gepolstert war, aus dem auch die Vorhänge bestanden, schien Leben in diesen zu bringen. Leere Augen, die an ein aufziehendes Gewitter erinnerten, blickten in die Welt, an nichts Interesse bekundend. Kleine, blasse Hände lagen im Schoß, gebettet auf dunkelblauer Seide. Braune sanfte Locken verdeckten einen Teil des blassen Gesichts und bewegten sich nur durch den leichten Luftzug, der ab und an das Zimmer durch zog.
 

Leise kamen Schritte näher, wurden lauter und blieben vor der Tür, die in das Zimmer führte, stehen. Langsam, fast wie in Zeitlupe, senkte sich der Griff und ein leises Knarren begleitete das Öffnen der Tür.

"Mein kleiner Schatz, willst du dich nicht endlich für das Fest umziehen?", fragte die freundliche Stimme, einer in grün und gold gekleideten Frau. Jeder, der diese Stimme vernommen hätte, würde denken, dass die Freundlichkeit ernst gemeint war. Doch das kleine Mädchen kannte seine Mutter, eine strenge und kalte Frau, die vor allen anderen so tat, als würde sie ihre Kinder lieben. Ihre Schönheit konnte so manchen, der dachte, er besäße Menschenkenntnis, hinters Licht führen.

"Ja, Mama.", sprach das Kind, mit einer hauchzarten lieblich klingenden Stimme. Ihre Mutter duldete nie Widerspruch und schon gar nicht, wenn jemand in ihrer Nähe war und dies war der Fall, sonst hätte sie anders geklungen.

"Viktoria, bitte beeile dich, die Gäste werden sogleich erwartet.", hörte sie noch ihre Mutter sagen, bevor diese die Tür wieder schloss und weiter eilte, vielleicht zu ihrem gleichaltrigen Bruder.
 

Kinder seht, dort ist der Puppenspieler mit all seinen Marionetten. Wird er wohl für uns eines seiner Spiele spielen?
 

So erhob sie sich schweren Herzens und ging bedächtigen Schrittes auf das Himmelbett zu. Dieses stand in der Mitte des Raumes, gehüllt in roten Samt und rote Seide. Blutrot, die Lieblingsfarbe des Mädchens, nur wurden hier die Vorhänge, welche sonst den Blick auf das Innere verbargen, mit silbernen Kordeln zurückgehalten.

Auf dem roten Untergrund konnte man deutlich das Kleid erkennen, welches sie an diesem Festtag tragen sollte. Hellblau mit weißer Spitze, reichlich verziert mit Silber- und Goldfäden. Alle sagten, sie sähe darin besonders süß, niedlich, hübsch und unschuldig aus, eine kleine Dame, ein Engel. Eher eine Puppe, die alle wie eine Marionette führen durften. Vorgeführt wurden sie und ihr Zwillingsbruder den Freunden ihrer Eltern, Verwandten. Immer wieder erzählten alle, wie hübsch ihre Kinder doch wären, was für eine gute Zukunft sie doch hätten, diese kleinen wunderbaren Marionetten. So brav und einfach in ihrer Handhabung.
 

Puppenspieler, Puppenspieler! Was zeigst du uns heute? Spiel für uns mit deinen Puppen. Lass sie tanzen.
 

Langsam streckte sie eine ihrer zerbrechlich wirkenden Hände aus und berührte den Stoff des Kleides. Seide. Immer brauchten ihre Eltern das Teuerste, nur um allen zu zeigen, um wie viel reicher sie doch waren, im Gegensatz zu anderen.

Sorgsam öffneten ihre Finger die Schnüre, zogen sie durch die Schlaufen und ließen das Kleid, an ihren Beinen hinab, zu Boden gleiten. Sicher würden Bedienste es aufheben und auf die Truhe am Fußende des Bettes legen, das machten sie immer.

Sie nahm das zweite Kleid in ihre Hände, fand es weiterhin nicht schön, unpassend für sie.

Eine Tür, die linke Seitentür, wurde geöffnet und ein großer Mann, mit breiten Schultern, dunklem Haar und dunklen Augen, betrat den Raum. Ließ seinen Blick andächtig über ihre zierliche Gestalt wandern und fragte, mit seinem dunklen, tiefen Stimme, "Darf ich dir behilflich sein, mein kleiner Liebling?".

Es war nicht wirklich eine Frage, das wusste sie, denn ihr Vater würde das tun, was er wollte. Somit blieb sie ihm auch keine Antwort schuldig, als sie schwieg, wie so oft schon.

Die Klänge der schweren Schritte wurden von dem Teppich geschluckt und dennoch spürte sie, wie er sich näherte, bis er hinter ihr stehen blieb. Seine mächtigen Hände legten sich auf die zarte Haut ihrer Schultern, verweilten dort und glitten an ihren Armen hinab, als er sich näher zu ihr beugte. "Willst du mir dein Kleid nicht geben? Ich hoffe es gefällt dir, in diesem Kleid wirst du besonders reizend sein, mein süßer Engel.", wisperte er an ihrem Ohr.

"Ja Vater, es ist schön.", sagte sie mit glücklicher Stimme, nur strafte ihr Gesicht diese Worte Lügen, denn in ihren Augen erschien immer noch kein Glanz von Leben. Sie reichte ihm das Kleid und spürte warme Lippen an ihrem Hals, als Dank für ihre Worte.
 

Kinder, Kinder... . Der Puppenspieler hat uns neue Geschichten mitgebracht und wird sie uns vorführen. Setzt euch... setzt euch...es wird Zeit...
 

Sorgfältig und ohne Hast wurde sie von ihrem Vater eingekleidet, nur die hauchzarten, ungewollt erscheinenden Berührungen ihrer Haut ließen sie wahrnehmen, dass es nicht einer der Diener tat. Sanfte Hände drehten sie um und das lächelnde Gesicht ihres Vaters blickte in das ihre. Doch konnte sie sich kein Lächeln abringen, noch nicht einmal ein Kleines.

"Lächele für mich, mein kleiner Engel, früher tatest du es auch und wenn nicht hier, dann unten vor unseren Gästen. Komm, es ist Zeit.", er nahm ihre Hände in die seinen, übte sachten Druck auf die, an Porzellan erinnernde, Haut aus und führte sie hinaus aus ihrem Zimmer, hinab in den großen Saal.

Sie ließ sich führen, denn Widerstand hatte noch nie etwas gebracht. Ihr nicht und ihrem Zwillingsbruder auch nicht. Es war jedem doch gleich, was sie wollten und wünschten, Hauptsache, andere bekamen von ihnen, was sie begehrten.
 

"Sieh, Pascal ist auch schon hier.", wisperte ihr Vater nah an ihrem Ohr und deutet mit einer kleinen Geste auf ihren Zwillingsbruder. Er stand dort in Begleitung des älteren Bruders, der ihm liebevoll seinen Arm um die Schultern gelegt hatte.

Wie konnte dieses Bild nur täuschen und Pascal blickte zu ihr. Seine Augen waren wie die ihren, ohne Glanz, ohne Freude, nur eine tief verborgene Traurigkeit, die niemand außer ihnen zu sehen vermochte.
 

Den Arm des Vaters am Rücken spürend, wurde sie zu ihren Brüdern und ihrer Mutter geführt. Um wie vieles lieber würde sie jetzt in dem dunklen Zimmer sitzen und die Ruhe genießen, welche dort durchgehend herrschte.

"Viktoria, endlich bist du auch anwesend.", ihre Stimme klang freundlich, doch sagten ihre Augen das genaue Gegenteil. "Jetzt kann das Fest beginnen, da die zwei Geburtstagskinder hier sind."

Beide wurden sie von ihren Eltern auf einen kleinen erhöhten Podest geschoben, auf dem sonst immer ein Klavier stand, gefolgt von ihrem großen Bruder.
 

Alle Gäste, die erschienen waren, klatschten, lachten und bewunderten die Eltern für ihre bezaubernden Zwillinge. Ihnen wurde gratuliert und als den Zweien die Mundwinkel von dem andauernden Lächeln weh taten, war es schon fast vorbei. Jetzt mussten ihre Eltern, die wie dunkle bedrohliche Schatten hinter ihnen thronten, nur noch bekannt geben, mit wem sie denn verlobt seien. Auch diese Qual war bald vorbei und vor ihr stand ein junger Mann sicher nur 3, 4 Jahre älter als sie.

Sie hatte seinen Namen nicht deutlich vernommen, doch interessierte dieser sie auch nicht, zur Hochzeit würde es niemals kommen.

Er verneigte sich vor ihr, küsste ihre Hand und flüsterte, "Es freut mich, Euch endlich kennen zu lernen. Ihr seid wirklich wie ein Engel, ich glaubte es erst nicht, doch nun...", ein Lächeln zierte seine Lippen, "... lasst uns tanzen, kommt."

Sie folgte ihm, als er sie auf die Tanzfläche führte. Passte sich seinem Rhythmus an, der mit den Klängen der Kapelle harmonierte und lächelte selbstvergessen.

Ihr Lieblingslied trug sie hinfort an einen Ort, fern von der Wirklichkeit und allem, was damit verbunden war. Hier konnte sie so sein, wie sie es wünschte, nichts wurde einem aufgezwungen, niemand konnte sie dort stören. Erst, als das Lied verklungen war und warmer Atem ihre Wange streifte, hörte sie seine leise Stimme. "Ihr tanzt vortrefflich, mein holder Engel."

Sie blickte ihn noch leicht verträumt an. Doch glitt ihr Blick an ihm vorbei zu ihrem Ebenbild, das, einer Puppe gleich, von ihrem großen Bruder in eine Fensternische, welche verdeckt hinter Vorhängen lag, gezogen wurde.

"Holt Ihr mir bitte etwas zu trinken?", fragte sie sanft lächelnd, mit ihrer zarten Stimme.

"Natürlich.", er drehte sich um und entschwand durch die Tanzenden, während sie ihrem Bruder folgte, möglichst keine Aufmerksamkeit auf sich ziehend.

Schnell und ohne, dass sie jemand sah, so hoffte sie, verschwand ihre Gestalt hinter einem der langen, massigen Vorhänger der kleinen Fensternische.
 

Puppenspieler, das ist schön, sie sind so fröhlich, fast lebendig. Wir wollen mehr von deiner Kunst, spiele weiter.
 

Der ältere Bruder saß dort auf dem Fensterbrett, auf seinem Schoß sein kleiner Bruder, dessen Gesicht sich im Fenster teilweise spiegelte. Er roch an dem weichen Haar, das wie jedes Mal aufs Neue eine berauschende Wirkung auf ihn hatte. Hinterließ an der ihm dargebotenen weißen Haut sein Zeichen, nur erkennbar für die, die wussten, was sie suchen sollten.

Die Augen ihres Zwillingsbruders wandten sich ab von der düsteren Pracht im Garten und schauten, obwohl es nicht sein konnte, seine Schwester an. Traurig und ohne lebendigen Glanz, sein Blick wurde erwidert und stumme Worte drangen aus ihrem Mund. Ein kurzes Aufleuchten in seinen Augen zeigte ihr, dass er sie verstand. Heute Nacht würden sie glücklich sein, für alle Zeit.

Während die streichelnden Hände auf seinem Körper tiefer vordrangen, legte sich eine schwere große Hand auf ihre schmalen Schulter. Heut ein letztes Mal und dann nie mehr.

"Was gibt es denn hier so Schönes zu sehen?", fragte die tiefe Stimme ihres Vaters und sein heißer Atem streifte ihren Hals.

"Nichts... gar nichts, lieber Vater.", sie drehte sich zu ihm um, sah in sein lächelndes Gesicht, welches doch die Wahrheit kannte.

"Komm.", flüsterte er leise an ihrem Ohr und zog sie fort, von der Feier, ihrem Bruder, von allem.
 

Puppenspieler, was hast du denn? Warum wirkst du so bedrückt? Ist eine deiner Puppen fort?
 

Stille schlich durch die Korridore, über die sich schon vor viel längerer Zeit die Dunkelheit gebettet hatte und eine sanfte Brise folgte dem letzten Schatten, der sich seinen Weg durch die Nacht suchte.
 

Leise öffnete sich die Tür ihres Zimmers, ließ sie aufschauen und in der Dunkelheit still lächeln. Nur kurz bewegte sie ihre blasse Hand und deutete dem Schatten an, zu ihr zu kommen. Heute Nacht würde alles ein Ende finden.
 

Eng umschlungen, sich gegenseitig Wärme spendend, lagen Viktoria und Pascal in ihrem Bett. Auf blutroten Laken, in blutroten Kleidern, bedeckt von einem blutroten Tuch, verborgen von den Samtvorhängen des Bettes. Am nächsten Tag würde diese Farbe vergangen sein, ihr Bild sich gewandelt haben.

Nur der Wind liebkoste ein letztes Mal ihre lächelnden Gesichter und sang zum Abschied ihrer beider Lieblingslied, bevor er durch ein Fenster entschwand.
 

Puppenspieler, warum hängt diese hier kaputt, das war doch immer deine Liebste? Und auch der Engel, er ist fort.....
 


 

†~*~†~*~†~*~†~*~†~*~†~*~†~*~†~*~†~*~†~*~†
 

Ende
 

Hoffe sie ist nicht ganz so schlimm, wie es mir immer vorkommt und das man sie lesen konnte ohne nach den ersten Sätzen aufhören zu wollen.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2005-05-06T16:40:27+00:00 06.05.2005 18:40
Hey,

Wie Du siehst habe ich mich hier verirrt, mit der Hoffnung das ich kleine Verrückt richtig bin. Wenn nicht auch net schlimm...auf jeden Fall ist dieses Teilchen hier wirklich wirklich gut....

Ich hab dich lieb gewonnen und dein Schreibstill gefällt mir. Egal wo beide jetzt sind, ich hoffe für sie das sie jetzt glücklichere Tage verbringen....

Und es stimmt, es ist egal was du bist, als Puppe verkleidet oder einfach nur zu recht gemacht..man verliert seine Wert und sein Gesicht...man kann sich nicht mehr im Spiegel erkennen.. wobei man wahrscheinlich auch das verlernt hat. Denn man möchte es nicht mehr sehen...

So bevor ich jetzt weiter dich hier zutext....hoffe ich das du so was oder auch etwas anderes wieder auf Papier oder Compi schreibst....

Dich ganz feste durchknuddel
Indian-Summer
Von:  urlieb
2005-04-03T14:15:05+00:00 03.04.2005 16:15
sie ist wirklich gut *heftigkopfnick* es ist schlimm zu etwas gezwungen zu werden was man nicht machen will und ich hoffe das die beiden dort wo sie nun sind glücklich sind ^^ - es ist egal ob du als marionette gezogen oder als puppe verkleidet und geschminkt wirst am ende verlierst du dich selbst- aber am schlimmsten ist es wenn du dich freiwillig zur puppe für ander machst - *sentimental is* - zuviel gequatscht deswegen is mit einem letzten supiii nun auch schluß
have a nice day
Von: abgemeldet
2005-03-15T20:30:49+00:00 15.03.2005 21:30
Soooooooo... ich hab ja gesagt ich les mal deine Geschichten. Und hier, voila, der Beweis!
Die Geschichte find ich wirklich bemerkenswert und wunderschön... so voller Gefühle und hervorragend geschrieben.
Also wirklich kein Grund sich dessen zu Schämen, ne? :P
Ich finde du hast ein Talent!
Also mach was draus, hörst du?!!!
*knuddel* Anima


Zurück