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Euch die Uhren, uns die Zeit

von

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Open up my Head

Menschen rennen aneinander vorbei. Regenschirme bleiben ineinander stecken. Laute zurufe. Autos, die durch Pfützen fahren und Passanten mit Spritzwasser treffen. Der Geruch von nassem Hund und altem Urin steigt in die Luft. Die Rückseite des Unigebäudes verschafft den Punks einen trockenen Platz. Erik sitzt etwas abseits. Sie kannten sich. Sie tolerierten sich. Sie ließen sich in Ruhe. Es ist Ok, so wie es ist.

Der Platz der alten Synagoge ist eine Verbindung zwischen der Unibibliothek und der nächsten Straßenbahnhaltestelle. Keine spielende Kinder. Keine Studenten. Nur Regenschirme und Gehetze.

Keine Christine. Erik hat seine Gitarre nicht mitgebracht.

Nach dem letzten Hitzestich musste Erik sich der unerbittlichen Fürsorge von Nadir fügen. Nach zwei Tagen verbesserte sich sein Zustand, dann kam der Regen.
 

Erik seufzt, heute würde er Christine wohl nicht sehen. Er steht auf. Nimmt Sasha und nickt den Punks zum Abschied zu.

„Tschüsselkowski“

„Tschaussn“

„Mach et jutt“ schallte es ihm entgegen. Ein Dosenbier wird geöffnet. Lautes schlürfen. „EY wart ma, da fällt ma jrade dit eene ooch noch ein!“ einer der älteren Punks, steht auf. „Da war jestern so ne Type!“ Erik bleibt stehen und schaut zu ihm „Wer?“

„Na dit Mädel. Die dümst immer bei dir rumm. Die, die so jut singt. Na jedenfalls, die war jestern da und hat nach dir jestochen.“ schweigend starrt Erik den älteren an, er versteht nur die Hälfte, dieser Dialekt ist ihm immer noch fremd. „Fahre fort“, murmelt er „Die hat mir ’nen Zehner rüberjeschobn, wenn ick dir ausrichte, dass se heute nich kommt. Aber wenn de willst, kannst'e dich mit ihr treffen, du sollst sie anrufen. Haste wohl ihre Nummer.“, der Punker grinst breit und entblößt dabei eine unregelmäßige Reihe fehlender Zähne. Erik nickt. „Cool. Danke Jago.“, er dreht sich ab und geht mit Sasha die Straßenbahnlinie entlang. Wie sollte er sie erreichen, ohne Smartphone? Gedankenverloren und mit gesenktem Blick drückt er sich an den Menschen und ihren Regenschirmen vorbei. Er wird immer wieder angerempelt. Irgendwann reicht es ihm, die nächste Person würde ihn nicht wegrempeln. Die 1,95 m sind doch für irgendwas gut. Die nächste Person bleibt an seiner Schulter hängen, er gab nicht nach. Ein blonder Mann mit einem echt peinlichen Schnauzer im Gesicht schaut unter dem schwarzen Regenschirm hervor „Oh Pardon...Ah, du bist das!“ ruft eine bekannte Stimme, Erik hält inne und schaut auf den etwas kleineren jungen Mann herunter. Hinter der Maske verzieht er die Lippen nach unten. Raoul steht direkt vor ihm. Hätte er sich doch nur zur Seite schieben lassen. Dummer Erik

„... Hallo Saul“ brummt er nur und will schon weiter gehen „Raoul, ich heiße Raoul“ der Schnauzbart hebt sich zu einem lächeln. „Du bist Erik, stimmt's? Du hast eine echt starke Schulter“ 

Erik schweigt. „Nicht sehr redselig, ich sehe schon.“ er hebt abwehrend die Hand „Ich geh’ mal weiter, die Uni ruft“ Raoul dreht sich um „K...kann ich dein Handy benutzen?“ krächzt Erik und räuspert sich.

Raoul stockt und dreht sich um, er mustert den Punk.

„Was hast du damit vor?“

„Christine anrufen. Sie hat gestern nach mir gefragt“

Raoul reicht ihm sein Smartphone „Drück die Wahlwiederholung, sie war mein letzter Anruf“ Erik nickt, nimmt das Handy und tippt. Der Regenschirm beherbergt nun die beiden jungen Männer. Leise schallt das Anrufzeichen aus dem Lautsprecher. Ein Klick „Gut, dass du anrufst, du hast dein Mäppchen hier liegen lassen“ schallt es lachend aus dem Lautsprecher, Erik entgegen. Ein Blitzt durchfährt Erik. Er presst den Kiefer zusammen, drückt das Handy wortlos Raoul in die Hand und dreht sich zum Gehen um. „Ha..wa...warte!....ah Christine? Ja Hi, ich bin’s, hi... ja mein Mäppchen? Oh Danke! Das hab ich schon gesucht, haha … ja warte kurz.“ er hält das Handy vom Ohr weg „Erik warte!“ 

„ERIK? RAOUL, DU HAST IHN GESEHEN?!“ schreit es aus dem Lautsprecher. Abrupt bleibt Erik stehen. Regen tropft von seinen Haaren auf die Maske. Er nimmt das Handy und hält es sich ans Ohr. „Christine“, murmelt er, „Erik.“, antwortet sie erleichtert, „Ich hab mir schon Sorgen gemacht, dir sei was zugestoßen“ plappert sie drauflos. Er schüttelt den Kopf. Verlegen zieht er die Schultern hoch. Raoul hält sich und Erik den Regenschirm wieder über. „Die Hitze hatte mir zugesetzt, das war alles -“ er wechselt das Thema „Christine, ich habe die erste Strophe aufgeschrieben. Die Musikidee“ Raoul versucht nicht zu interessiert zuzuhören. „Oh, das ist wunderbar! Kannst du es mir vorspielen? Wann sehe ich dich wieder?“

„Ich hab kein Handy.“, antwortet er beschämt. „Wo...Wo bist du?“

„Zuhause, lass dir von Raoul die Adresse geben, du kannst gerne vorbeikommen“ Erik nickt und legt auf. „Normalerweise verabschiedet man sich noch“ murrt Raoul, seufzt schließlich „Ich muss jetzt echt los“

„Wo wohnt Christine?“
 

Der Regen lässt nach. Erik steht vor der Haustür. Er klingelt. Ein Surren. Die Tür öffnet sich. Die Hündin betritt den Hauseingang und schüttelt sich. Erik rennt die Treppen hoch. Er nimmt 2 Stufen auf einmal. Nadir begrüßt ihn mit einem irritierten Blick. „Schlüssel vergessen.“ Ruft er nur und eilt in sein Zimmer. Schlägt die Türe hinter sich zu. Khan blinzelt, reibt sich den Hinterkopf und trottet ihm nach „Alles OK?“ fragt er und bleibt vor der Tür stehen. Er hört es poltern. Nasse Klamotten klatschen auf den Boden. Schuhe fliegen in die Ecke. „Eriiiiiik“ trällert er „Ob alles OKAYYYYHAAYYY ist, frage ich!“ ruft Nadir nun lauter. Schweigen. Die Tür öffnet sich. Ein frischer schwarzer Hoodie mit einem Totenkopf und Rosen Print, eine schwarze ordentliche Jeans mit Löchern und zwei ungleiche Socken zieren seinen dünnen Leib. „Ja“, antwortet er und drückt sich an dem Iraner vorbei. „Okay, gehst du wieder?“ Er schaut zu, wie Erik sich sein anderes Paar Schuhe, Springerstiefel, anzieht.

„Ja.“

„Nochmal auf den Platz der alten Synagoge?“

„Nein“

„Sondern?“

„Christine, sie hat mich zu sich eingeladen“

Nadirs Kinnlade fiel runter „Halt Stopp! Müssen wir über Verhütung reden?!“ er greift nach Eriks Schultern und hält ihn fest. Abrupt windet er sich heraus, „Nein. Hör Mal. Ich bin heute Abend wieder da. Ich soll ihr nur etwas vorspielen. Kann ich deine Violine mitnehmen?“ Nadir verzieht das Gesicht, „Pass aber auf Charlotte gut auf.“ Da eilt Erik schon in Nadirs Zimmer und kam direkt mit einer Violine im Koffer zurück. „Melde dich zwischendurch“

„Ich hab’ immer noch kein Handy“ Nadir nickt, „Erik. Ruf mich an, wenn ich dich abholen soll, Christine hat sicher ein Festnetz!“ 

„Tschüss Khan.“
 

Die Springerstiefel stehen im Hauseingang eines Einfamilienhauses, am Rande der Stadt. Sasha’s Leine hängt an der Garderobe neben der alten zerschlissenen Lederjacke. Erik sitzt auf Christines Bürostuhl und dreht sich leicht nervös hin und her. Christine bringt Getränken und Knabber Sachen in das Zimmer „Ok, wir haben alles“ sie grinst aufgeregt. „Das ist das erste Mal, dass ich dich Violine spielen hören werde“ Sasha hüpft an ihrem Bein hoch und versucht einen Keks zu ergattern. „Sasha nein!“, knurrt Erik und wendet sich Christine zu „Ich kann auch Cello und Klavier spielen“

„Wo hast du das alles gelernt?“, sie stellt das Tablett auf ihrem Schreibzimmertisch ab. „Ich habe Zeit.“ Erik greift nach Sasha und zieht sie zu sich. „Mach jetzt Platz“ zischt er „Ach was, lass sie ruhig“

„Schokolade. In den Keksen ist Schokolade. Hunde dürfen das nicht essen.“ Christine wird rot. „Oh... das wusste ich nicht“ Sie setzt sich auf ihr Bett. „Tut mir leid“, murmelt sie. Erik schüttelt den Kopf und seine welligen Haare fliegen hin und her. „Nicht dafür.“

Betretenes schweigen kehrt zwischen den beiden wieder ein. Das Rhythmische hecheln von Sasha hallt durch den Raum.

„Die Strophe...“ nuschelt Erik und holt die Violine aus ihrer Transportbox. Christine sieht ihm schweigend zu. Er schraubt die Kinnstütze ab. „Brauchst du die nicht?“

„Nein...“ er hält inne „Das ist die Violine meines Mitbewohners“ er sieht sie kurz an. Sie erinnerte sich genau an seine letzte Aussage, wo er denn schliefe. Sie geht nicht darauf ein, er hatte sicher seine Gründe nicht zu sagen, wo er schläft, erklärt sie sich. Er setzt die Violine an das maskierte Kinn und beginnt eine Tonleiter zu spielen. „Sie ist verstimmt. Warte.“ Christine steht auf, verschwindet und kommt mit einem kleinen Stimmgerät wieder.
 

Der Regen lässt nach. Die Musik der Violine erklingt, dunkel und behutsam. Die Noten gleiten schier durch das Zimmer. Die Haustür geht auf und eine ältere Frau kommt rein. Sie steht im Hauseingang. Hört die Töne. Sieht die Springerstiefel und die Jacke. Die Frau geht die Treppe hoch. Sie sieht Christine mit einem Hund auf dem Boden sitzen. Vor ihr steht ein viel zu hoch gewachsener Mann mit Maske und einer Violine.

Die Frau schreitet durch die Tür „Hallo zusammen“ Christine schreckt auf „Mama!“, der Hund springt hoch und läuft freudestrahlend auf Christines Mutter zu. „Ja Hallo, ohhh bist du süß!“ Sie streichelt die aufgeregte Hündin. Dann sieht sie zu Erik. Er ist wie zu einer Salzsäule erstarrt. Hochgezogene Schultern, leicht nach vorne gebeugter Oberkörper, die Arme vor dem Corpus verschränkt, in einer Hand die Violine. Ihr Blick ruht auf seiner Maske „Und du musst Erik sein?“ fragt sie und lächelt ihn an. Das Gleiche liebe lächeln wie Christine es hat, aber sonst findet er keine Ähnlichkeiten. Er nickt stockend. „Ich bin Valerie Daaé, schön dich endlich kennenzulernen. Bleibst du zum Essen?“ Christines Augen weiten sich und sie sieht zwischen Erik und ihrer Mutter hin und her. Langsam löst sich Erik aus seiner Starre und schüttelt den Kopf „Das geht nicht. Ich muss bald nach Hause“ er packt die Violine weg „Aber nein. Du musst zum Essen bleiben! Sieh dich doch mal an, so ganz abgemagert! Du isst nicht genug, das sehe ich von hier!“ sie winkt ab und steht auf. „Ich richte euch was und ihr könnt hier oben essen.“, sie geht.

Christine schaut ihr nach und dann zu dem maskierten. Sasha ist schon bei Erik und leckt exzessiv seine Hand.

„Alles ok?“

„Das... war etwas ….“

„Viel?“

„Unerwartet.“, er streichelt den Hund. „Ich muss jetzt echt gehen, Christine“ sie weiß, aufhalten kann sie ihn nicht. Schwach lächelt sie, „Ja...ich weiß, ich erkläre es meiner Mutter, mach dir keinen Kopf“ er geht an ihr vorbei, bleibt kurz stehen und sieht sie an. Diese tiefblauen Augen wie der Himmel, der sich im Meer widerspiegelt, üben eine tiefe Ruhe in ihm aus. „Danke. Wir...sehen uns?“

„Klar.“ Sie lacht und er geht.
 

Auf Eriks Kopfkissen liegt ein altes Smartphone mit Spiderapp. Daneben ein Zettel. „Startguthaben sind 5 Euro, ich zeige dir die Tage wie du das Guthaben wieder Aufladen kannst, die PIN ist 1811, WLAN Passwort ist schon gespeichert“ Erik schaut sich um, sein Kleiderberg ist weg. Nadir hat wohl aufgeräumt. Er setzt sich aufs Bett, startet das Handy und speichert direkt Christines Nummer ein. Eine Weile starrt er das Handy an. Soll er sie anschreiben? Oder anrufen? Er steckt das Handy weg. Nein. Noch war nicht die Zeit dazu. Er setzte die Maske ab und verschwindet im Bad.
 

Sasha liegt auf dem Boden und bringt sich in eine bequeme Position, legt den Kopf ab und brummt leise und entspannt.
 

Hallo Christine, hier ist Erik.
 

Christines Handy leuchtet auf. Sie schaut von ihrem Laptopbildschirm zum Handy. Sie fängt an, zu lächeln.
 

Hey Erik! Das freut mich! Bist du gut zu Hause angekommen?
 

Erik liegt auf seiner Matratze. Seine Haare tropfen noch, um seine Hüfte ein Handtuch gewickelt. Er starrt sein Handy an. „Sie antwortet Sasha.“, der Hund brummt.
 

Ja, wenn es nicht regnet, bin ich morgen wieder am Platz der alten Synagoge.
 

Er setzt sich auf und geht zurück ins Bad. Dort sucht er nach seinen Salben und Cremes. Die letzten Monate hatte er sich nicht besonders gut um sich oder seine Haut gekümmert. Er weiß, wenn er sich wieder vernachlässigt, würde Nadir es irgendwann herausbekommen. Die Geduld seines Mitbewohners sollte er nicht zu sehr ausreizen. Er setzt sich auf die Matratze und beginnt, mit der Narben pflege. Nicht nur sein Gesicht ist völlig zerschunden. Auch der Rest seines Körpers ist von Narben übersät. Helle und dunkle, lange und kurze Narben, wulstige, aber auch kleine runde. Der goldene Faden tanzt um seine Haut. Er starrt diesen an. „Du bist noch da.“ Er schließt die Augen und lauscht. Seine Hände streichen über seine unebene Haut.

Er kann es hören. Die Musik, die Christine in ihm entfacht.
 

Ich freue mich auf dich, ab 14 Uhr bin ich fertig mit Uni. Bis dann.
 

Sein Handy vibriert. Er liest die Nachricht und muss unwillkürlich lächeln.
 

Der Regen wird immer heftiger. Erik und Christine retten sich unter der Markise eines Buchladens. Sasha schüttelt sich und die zwei rufen angeekelt „Nein Sasha!“ Christine schaut sich um „uhhhh Erik, wenn wir schon hier sind, kann ich kurz was nachschauen gehen?“

„Wir warten hier, Sasha sollte nicht rein, sie ist zu nass“

„Ich beeil’ mich“ und damit eilt sie los.

Erik wartet. Stöbert in der Auslage vor dem Laden. Er zieht Faust I und II raus. Mängelexemplare. Statt 3,20 € nur 1,30 €. Er sucht in seiner Hosentasche nach Kleingeld, zählt nach und bindet Sasha an einem der Bücherständer fest. „Warte“, sagt er und sie setzt sich hin. Erik hält die Bücher vor seiner Brust. Er krallt sich daran fest. Er steht am Eingang und versucht hereinzugehen. Menschen kommen entgegen, manche starren, manche drücken sich gedankenversunken an ihm vorbei. Er bricht in Schweiß aus, geht einen Schritt zurück. „Hmmmmh“ leise stöhnt er auf und dreht sich zu der Buchauslage hin. „Willst du das kaufen?“, fragt Christine hinter ihm. Er dreht sich zu ihr „J-JA!“ sie lächelt „Dann komm, ich zeig’ dir wo die Kasse ist“ der große Mann, der mindestens zwei Köpfe größer sein muss als sie, trottet ihr langsam nach. Christine hält einen dicken Bildband zu Van Gogh in den Händen. Erik schaut ihr über die Schulter „Van Gogh... ist das der mit den wirren Sternen?“ sie sieht zu ihm hoch „So kann man es auch ausdrücken, einer der wohl bekanntesten Impressionisten seiner Zeit.“ Erik schweigt und schaut sich dabei das Cover an. Da kommt es Christine „Er sagt dir nichts, oder?“ er schüttelt den Kopf „Klimt? Monet? ...Banksy?“ Er schüttelt wieder den Kopf. „Musik ist mein Spezialgebiet“ Sie starrt ihn mit offenem Mund an, gerade wollte sie noch was dazu sagen, da wird sie von der Kassiererin aufgerufen „Die nächste bitteeee“ Christine bezahlt und macht Erik Platz. Er legt schweigend die zwei Reclam-Ausgaben hin, direkt dazu das Geld, dann zieht er seine Baseballcap etwas tiefer ins Gesicht und wartet. Die Frau an der Kasse schaut ihn nicht an. „Schönen Tag noch, der nächsteee“ Er nimmt die Bücher und eilt an Christine vorbei. Raus zu seiner Sasha. Er steckt sich die Bücher in die Innentasche seiner Lederjacke und bindet die Hündin ab. Wenig später taucht Christine auf und hält Erik einen Schirm hin, „Ich hab den noch schnell gekauft“ sie lächelt.
 

Zusammengekauert laufen sie unter dem Schutz des Regenschirmes durch die Stadt, „Erik?“

„Christine.“

„Was...was ist dir passiert?“ sie sieht zu ihm auf. Ihre Stirn in Falten gelegt. Erik kann ihrem Blick nicht standhalten. Er wusste, eines Tages würde diese Frage kommen, aber schon nach so einer kurzen Zeit, das ist zu schnell. „Ich... weiß es nicht.“, murmelt er. Ihre Stirnfalten wurden tiefer, „Ich kann mich nicht erinnern. Mir fehlen ein paar Jahre“ er sieht sie wieder an „Aber es war schlimm, glaube ich“ er bleibt stehen. Er zeigt ihr seine Hände, dann die Handgelenke. „Ich glaube, es war richtig schlimm“ seine Stimme bricht. Sie nimmt seine Hände in ihre. „Das glaube ich auch...“ Da stehen sie. Händchen haltend im Regen. Der Regenschirm über Eriks Schulte hängend. Er in gebeugter Haltung, um ihr entgegenzukommen, sie leicht auf den Zehenspitzen. Sanft streichelt sie seine Hand. „Egal, was passiert ist. Erik, es ist vorbei.“, sie sieht ihn an, er versucht wenigstens dieses eine Mal ihrem Blick stand zuhalten. Wenigstens dieses eine Mal nicht zu Staub zu zerfallen. Langsam nickt er „Ja...ja das ist es“ er stimmt ihr zu und vielleicht hat sie auch recht, doch in Bezug auf ein Trauma ist es nicht dasselbe. Es hängt tief. Es sitzt in jeder Hirnwindung, in jedem Knochen in jeder Faser des Körpers. „Der Regen hat aufgehört“ sacht zieht er seine Hand aus ihren Händen und klappt den Regenschirm zusammen.
 

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Songs zum Anhören:

Stick to your Guns – Open up my Head

Olafur Arnalds – Film Credits



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