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A Fukunaga Story for an OneShot

von

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Seit Shohei sich erinnern konnte, malte er. Er malte, was er sah und was ihm gefiel, was ihm am Herzen lag und er nicht auszusprechen vermochte. Er malte auch die Antwort auf die Frage, die ihm seine Mutter im Winter immer stellte, jedes Jahr aufs neue, seit er ein Kleinkind war: “Was wünschst du dir am meisten?”

Sie hatten Papier, bunte Stifte und ein Kuvert vor sich liegen und Shohei malte Teddybären, Lokomotiven und einmal einen Volleyball.
 

“Ein Brief an das Christkind”, sei das, was sie da machten. Eines Tages hat er ein kleines Mädchen gezeichnet mit schwarzen Locken, braunen Augen und roten Wangen.

Damals konnte er es kaum glauben, dass man sich auch Menschen vom Christkind wünschen konnte. Heute wusste er, dass die Sache mit dem Schicksal etwas Unglaubliches war. Und auch Shoheis kleine Schwester wurde nach ihren größten Wünschen gefragt, als der Winter einbrach.
 

In dem Jahr, bevor Shohei auf die Nekoma High ging, malte er einen alten Mann in seinen Brief an das Christkind, auch wenn er da schon wusste, dass es kein übernatürliches Wesen gab, das ihm seine Wünsche erfüllte. Aber Shohei vermisste seinen Großvater.

Der Mann hatte ein sanftes Lächeln und kleine Augen. Er hatte Falten in allen Zügen seines Gesichtes und er hatte kurzes graues Haar, immerhin war er alt. Und er hatte einen dicken Bauch, gegen den er sich hat kuscheln können, wenn sie ein Buch gelesen haben.

Yasufumi Nekomata hat nie Bücher mit Shohei gelesen, sein Bauch lockte auch nicht zum Kuscheln, aber Shohei hat in einer Weise bekommen, was er sich gewünscht hat.
 

Und auch, wenn es das Christkind nicht gab, Shohei spürte, dass gerade zu dieser Zeit Wünsche wahr wurden. Es war der Zauber der Weihnacht, der in Vielermanns Herzen lag.

Letztes Jahr hat er beobachtet, wie der Wunsch zweier seiner Freunde in Erfüllung ging. Und er hat beobachtet, wie schön die Liebe sein konnte. Er hat gesehen, wie ein freundliches Lächeln, das den Blick der Sehnsucht versteckte, ein Strahlen wurde, das keine Emotion mehr verbergen konnte. Shohei hat selbst die Schmetterlinge in seinem Bauch gespürt, als Kuroo Kenma verliebt ansah und die Geste erwidert wurde und stellte sich die Frage, ob es so etwas auch für ihn geben könnte. Jemanden, mit dem er gar nicht viel sprechen musste und dennoch wären sie im Herzen verbunden. Sowas, was auch seine Eltern hatten. Durfte er sich so etwas wünschen? Wer würde es ihm schon erfüllen?
 

Shohei wusste auch gar nicht, wie er malen sollte, was er sich wünschte. Und dann beobachtete er über die Monate, wie schrecklich die Liebe sein konnte. Seine Eltern stritten immer lauter, wenn sie gedachten, Shohei und seine Schwester schliefen. Am Morgen sah er die verquollenen Augen seiner Mutter und das aufgesetzte Lächeln. Er sah aber auch den gesenkten Kopf seines Vaters und spürte wie Wut mit Trauer abtauschte. Shohei verstand nicht, warum seine Eltern einander irgendwann nicht mehr liebten und warum sie nicht mehr im selben Haus wohnen wollten. Aber Shohei hat gemalt. Eine Frau, dünn mit glatten schwarzen Haaren und einem großen Herz in der Brust, wie seine Mutter eben. Dazu einen Mann, groß mit ein paar wenigen Haaren, aber einem breiten glücklichen Lächeln auf dem Gesicht, wie sein Vater es immer trug. Und zwei Kinder. Ein Junge mit kurzen schwarzen Haaren und neugierigen Katzenaugen und ein Mädchen mit schwarzen Locken, Glubschaugen und einem großen Mund zum Füttern, weil seine Schwester immer Hunger hatte.
 

Monate später kam er mit seiner Schwester in die neue Wohnung seines Vaters und lernte dort die neue Frau an dessen Seite kennen. Sie hatte ein großes Herz und sein Vater hatte wieder sein breites glückliches Lächeln im Gesicht.
 

“Und was wünschst du dir am meisten?”, fragte Shohei seine Mutter in Gedanken oft, fürchtete sich aber vor der Antwort, dass er die Frage nie wirklich stellte. Lieber saß er abends noch bei ihr und lernte an sie geschmiegt für die Schule, während sie ein Buch las. Wenn er von der Schule heimkam, half er ihr beim Kochen und danach mit seiner Schwester beim Aufräumen und er mimte die chinesische Winkekatze nach, die früher im Fenster stand und mit seinem Vater ausgezogen war, weil seine Mutter sie mochte. Sie lachte immer vergnügt, wenn Shohei das tat und eines Tages beantwortete sie die Frage, ohne sie gestellt bekommen zu haben.
 

“Weißt du, mein Schatz, dass es euch beiden gut geht und dass ihr glücklich seid, ist das, was ich mir am meisten auf dieser Welt wünsche”, sagte sie und gab ihm einen Kuss auf die Stirn. “Okay”, hat er ihr geantwortet.

Irgendwann hat sein Vater auch mit der neuen Frau gestritten und er war wieder traurig. Auch Shohei war traurig. In der Schule konnte er sehen, wie schön die Liebe sein konnte und zuhause war sie kaputt. Also malte er.
 

Er hatte ein genaues Bild vor Augen. Es sollte ungenau und unwahrscheinlich sein. Shohei steckte den Pinsel ins Wasser und begann zu malen. In Gedanken sprach er mit:
 

”... Du bist der größte kleine Mensch. Ich zeichne dich mit einem Lächeln voller Liebe und mit Augen, die nach Abenteuer schreien. Augenfarbe hast du keine… dunkel, das muss reichen.

Ich mag braun gerne, so ein helles. Deswegen sind deine Haare so, aber ich weiß nicht recht, ob lang oder kurz. Ein bisschen halt? Und ich male die Punkte als Augenbrauen, weil das unrealistisch ist und weil es schön ist. Und dein Herz ist größer als dein Gesicht. ”
 

Für den Hintergrund ist ihm das Wasserglas umgekippt und grüne Farbe vermischte sich gelber. Beim Trocknen war die Katze über das Bild gelaufen, aber ihre Fußabdrücke sahen nicht aus wie sonst. Weil sie sich erschrocken hat, hat sie die Krallen ausgefahren und nun wirkte es, als wäre ein Wiesel über das Bild gelaufen. Außerdem hat er das Logo vom neuen Auto seines Vaters dazu gemalt, weil er den Toyota cool fand.
 

Das abstrakte Bild versteckte er von da an unter seiner Schreibtischunterlage und dachte gar nicht oft daran. Shohei wollte nicht, dass es ihm einmal so wie seinem Vater ging, der die Liebe suchte, weil er sie verloren hat. Er wollte aber auch nicht, dass er wie seine Mutter des Nächtens im Bett weinte, weil sie einsam war.

Als er im dritten Jahr beobachtete, wie es zwischen Kuroo und Kenma anders wurde, wollte er auch nicht, dass es ihm wie Kuroo und Kenma ging. Er wollte nicht wie Tora hübschen Mädchen nachjagen und abgelehnt werden und er wollte nicht von dem Jungen angeschrien werden, den er bewunderte.
 

Shohei verzog sich nach dem ersten Spiel der Nekoma zum Frühlingsturnier in einer Gerätekammer, weil Kuroo und Kenma nicht miteinander sprachen, aber Kuroo war trotzdem gekommen und auch Yaku war gekommen, aber er schimpfte mit Lev über seine Annahmen. Shohei wollte diese Stimmungen nicht mitnehmen und deswegen hat er sich für einen Moment verstecken wollen.
 

“Kiyo?”, hat ihn eine Stimme erschrocken. “Shohei”, hat er korrigiert und der Besitzer der Stimme schob sich an einem Turnkasten vorbei. Dunkle herzliche Augen starrten in kleine unsichere Katzenaugen. “Ist das dein Name? Shohei?”, fragte er. Die kleinen Katzenaugen wurden immer größer, aber als Antwort gab es nur ein Nicken.
 

“Ich heiße Motoya”, sagte der Fremde und setzte sich direkt vor Shohei. Sein Herz machte einen Sprung, die Augen fixierten die punktierten Augenbrauen, das hellbraune Haar gleich darauf und das Abenteuer das in diesem Lächeln lag.
 

“Mein Dad hat auch einen Toyota”, sagte er und der andere lachte. “Nein! Doch nicht Toyota, ich bin ja kein Auto”, kicherte er. “Motoya, Komori. Aber hmm… wenn du willst, kannst du auch Toyota sagen, dann hast du schon einen besonderen Spitznamen für mich” Motoyas großes Herz stand ihm ins Gesicht geschrieben und Shohei spürte den Zauber der Weihnacht im Frühling.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  RinRainbow
2023-11-15T19:22:14+00:00 15.11.2023 20:22
Deine Geschichte hat mich wirklich berührt!
Mir gefällt dein Schreibstil total, und die Gefühlen kommen auch immer perfekt zur Geltung. Sehr melancholisch, aber am Ende mit Happy End! x)
Wobei ich gestehen muss, dass ich was die Charaktere angeht, erstmal nachschauen musste wer das jetzt nochmal war xD
Antwort von:  Hypsilon
15.11.2023 21:54
Hey =)

Das freut mich aber. Voll schön finde ich es auch, dass du sie gelesen hast, obwohl du die Charaktere nicht adhoc kanntest und nachschauen musstest.
Danke für dein Lob zu meinem Schreibstil <3 (So viel wie ich schreib, erleichtert das echt, dass es nicht "nur scheiß" ist xD)

Melancholisch mit Happy End - jup, so ziemlich das, was ich wollte. <3


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