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Liebesbrief mit Links II

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Liebesbrief mit Links II

Nachdenklich saß der jüngere Spross aus dem Hause Desmond an seinem Schreibtisch und spielte mit dem Stift in seiner Hand. Dabei war sein Blick nicht auf die Hausaufgaben vor sich, sondern auf das Stück Papier daneben gerichtet. Es war nichts Besonderes. Ein Blatt aus einem ganz normalen karierten Block, für diesen Zweck nicht geschaffen und trotzdem hatten sich seine Wangen rot gefärbt, als er den Briefumschlag geöffnet und die Worte gelesen hatte. Dazu war er extra auf der Toilette der Eden Academy verschwunden, dort steckte er ihn auch schnell wieder zurück und verstaute ihn sicher in seinem Rucksack. Erst als er nach Hause gekommen war, hatte er ihn wieder ausgepackt und erneut gelesen. Und gelesen. Und gelesen. Dabei waren es nur wenige Worte und trotzdem berührten sie etwas in ihm.

Seufzend senkte Damian den Kopf und sah auf seine Mathehausaufgaben. Wie sollte er sich auf die Rechnungen konzentrieren, wenn dort dieser Brief neben ihm lag. Dabei bemerkte er, wie dieser in vier Farben geschrieben war. Auch das gehörte eigentlich nicht zu einem solchen Brief, dennoch brachte ihn allein der Anblick dessen zum Lächeln, dafür musste er noch Nichteinmal die Worte lesen. Natürlich konnte nur Anya mit einem solchen Stift einen Brief wie diesen schreiben. Niemand sonst würde das machen. Dabei war es genau das, was er an ihr mochte.

Damian hob seine Hände und raufte sich die Haare. Was dachte er hier nur die ganze Zeit. Er sollte seine Hausaufgaben machen, stattdessen grinste er blöd auf ein Stück Papier, das eigentlich keinerlei Bedeutung für ihn haben sollte. Aber es bedeutete ihm so viel!
 

Eigentlich hatte er Anya an diesem Tag noch darauf ansprechen wollen, allerdings hatte es ihm die Kehle zugeschnürt, wenn er nur einen Schritt in ihre Richtung gemacht hatte. Gleichzeitig hatte sie ihn beim kleinsten Gedanken schon so angesehen, als könne sie diese lesen. Dieses Mädchen brachte ihn vollkommen durcheinander. Irgendwas hatte sie an sich, was er nicht beschreiben konnte. Auch jetzt fühlte sich Damian noch so, als würde er kein Wort herausbringen. Allein die Vorstellung eines Gesprächs war ihm unmöglich. Schnell schüttelte der Junge seinen Kopf und schlug sich mit der freien Hand auf seine Wange. Der Finger dieser legte sich auf die Aufgabe in seinem Buch, die er bearbeiten wollte. Mit zusammengebissenen Zähnen begann er zu schreiben, wobei sein Blick immer wieder zur Seite glitt. „Konzentrier dich mal“, knurrte er sich selbst an, in der Hoffnung, das würde besser helfen. Tat es leider nur bedingt. Als wäre es also nicht frustrierend genug, ihr nichts dazu gesagt zu haben, konnte er sich jetzt noch nicht einmal auf die Hausaufgaben konzentrieren.

Damian ließ ein genervtes Seufzen erklingen, ehe er sich ein frisches Blatt Papier aus der obersten Schublade seines Schreibtisches nahm. Von diesem sah er zu dem dreizeiligen Schreiben. An sich war das, was Anya ihm da verfasst hatte, mehr eine Kurznachricht als ein Brief, aber er wollte nicht so sein, denn seine Wirkung hatte er definitiv nicht verfehlt. Sein Herz schlug ihm aufgeregt in der Brust, während er darüber nachdachte. Dabei hob er den Blick und sah vor sich aus dem Fenster. Der Baum kam dadurch in sein Sichtfeld und er sah zwei Vögel auf einem Ast sitzen. „Wie schreibt man einen Liebesbrief?", murmelte er nachdenklich vor sich hin. Eins wusste er: Anya konnte das nicht! Ob das eigentlich ihr Ernst war? An sich sah es nur so aus, als hätte sie mal eben etwas auf das Blatt gekritzelt. Gut, er wusste es auch nicht wirklich besser. Hatte sein Bruder mehr Ahnung von solchen Dingen? Bestimmt! Aber ihn wollte er nicht fragen. Dann müsste er zum einen zugeben, dass er sowas vorhatte zum schreiben und andererseits wollte der Ältere dann sicher wissen, wem er einen Brief schreiben wollte und wieso genau. Das war peinlich!
 

Demnach starrte Damian selbst auf das Blatt Papier und spielte mit seinem Stift. Derlei Filme und Bücher waren nicht sein Genre, welches er bevorzugte, weshalb er sich auch nicht mit der Materie befasste. Wie begann man einen solchen Brief? Vermutlich weniger mit ‚hallo‘ oder ‚hi‘ und bestimmt auch nicht mit ‚guten Tag‘ oder ‚Servus‘. Dann also ... Damian setzte den Stift an: ‚Liebe Anya‘. Und dann? Auf ihre seltsame Art hatte sie ihm gesagt, was sie empfand. Natürlich musste das auch in einen Brief hinein. Aber ... Was empfand er? Ohne es verhindern zu können, stieg dem Spross der Familie Desmond die Hitze in den Kopf. Seine Wangen röteten sich und wurden heiß. Irgendwie war ihm auf einmal so schwummerig im Kopf. Das musste sicherlich daran liegen, dass er heute noch nicht genug getrunken hatte. Daher legte der Junge den Stift beiseite und erhob sich. Das sollte er wohl dringend nachholen, so könnte er diesen Brief nicht schreiben, geschweige denn, seine Hausaufgaben machen. Wenn er schon stand, könnte er auch gleich noch fragen, was es zum Abendessen geben wird und ins Badezimmer wollte er eben auch noch.
 

Lachend lehnte sich Damian zurück, während er auf den Fernseher sah. Diese Sendung war wirklich zum Lachen. Gerade als der Abspann lief, bemerkte er eine Bewegung im Augenwinkel. „Habt ihr eure Hausaufgaben bereits erledigt?“, fragte das Hausmädchen. Der Angesprochene sah auf und zuckte offensichtlich zusammen. Gleichermaßen erklang nebenbei das Introlied von Bondman, was ihn an etwas Weiteres denken ließ. Wie konnte er das vergessen? Vor allem lag beides vollkommen offen in seinem Zimmer herum. Wenn das jemand gesehen hatte. Wie schon oft an diesem Tag lief sein gesamtes Gesicht rot an. Fast panisch sprang er auf, ließ die Fernbedingung fallen und stürmte an der Dame im Türrahmen vorbei. Schneller als sie sehen konnte, verschwand er die Treppe hinauf und wenig später war bis zu ihr zu hören, wie sich seine Tür schloss.

Mit großen Augen starrte der Schwarzhaarige auf seinen Schreibtisch. Wie hatte er etwas so Wichtiges vergessen können? Kurzerhand schlug er sich die Hand vor die Stirn. Wie dämlich konnte er sein. Von dem Zettel sah er zu den Hausaufgaben und zurück. Jetzt war er allerdings immer noch nicht wirklich schlauer als davor. Konnte ihm jemand helfen? Das Hausmädchen würde vermutlich sagen, dass er auf sein Herz hören müsse. Aber das war dämlich. Wenn er darauf hörte, würde auf diesem Brief ein seltsamer Kauderwelsch stehen. Wobei ... Schnell verwarf Damian den Gedanken, schüttelte ihn von sich ab und fuhr sich mit der Hand durch die Haare, während er sich wieder davor setzte. Er zog das Blatt nah heran und als würde es helfen, ging er auch mit dem Gesicht dichter heran. Mit dem Stift in der Hand begann er also zu schreiben. Wohl überlegt schrieb er die Worte auf.
 

„Guten Morgen Damian“, grüßte Ewen seinen Freund und kam neben ihm zum Stehen. „Morgen“, gähnte dieser und hielt sich die Hand vor den Mund. Er versuchte sich darauffolgend an einem Lächeln in Richtung des Jungen. „Hast du zu wenig geschlafen?“, fügte Ewen noch an. Da stieß auch Emile zu ihnen, „huch ... was ist denn mit deinem Gesicht passiert?“, fragte er überrascht. „Ähm ...“, seine Hand wanderte zu der Wange, auf die seine zwei Freunde starrten, „ich hab gestern noch gelernt und muss ... eingeschlafen sein“, sagte er und wandte den Blick ab. Die zwei Jungen sahen sich an. „Wow ... du bist wirklich fleißig“, staunte Ewen schließlich. „Wenn ich nur so viel Disziplin hätte, dann wären meine Noten vermutlich auch so gut wie deine“, stimmte Emile mit ein. Dabei lachte der Schwarzhaarige leicht, da er vielmehr ...

„BECKYYY“, rief Anya und holte ihn aus seinen Gedanken. Sofort sah er zu dem Mädchen, welches die Aufmerksamkeit des halben Flures auf sich zog. Die Angesprochene blieb stehen und hielt Anya kurz darauf die Hand vor den Mund, „du musst leiser sein, sonst gibts ärger. Das weißt du doch“, zischte sie und sah zu dem, was ihre Freundin in der Hand hielt. Ganz offensichtlich ein Brief. Sofort sahen sich die Mädchen an, während sich ihre Augen weiteten. Dann sahen sie unauffällig in die Richtung der Jungen. Augenblicklich zuckte Damian mit hochroten Wangen zurück und wandte den Blick ab. Dabei gab er ihnen einen kurzen Blick auf seine Wange, an die er schnellstmöglich seine Hand legte. „Komm“, lachte Becky und zog Anya an ihrer Hand mit sich.
 

Dem Jungen war nicht wohl dabei. Während er den Brief allein gelesen hatte, schauten sie sich diesen jetzt wohl zusammen an. Bauchschmerzen machten sich in ihm breit. Leise grummelnd lief er los. Daran ändern konnte er jetzt auch nichts mehr. Zumal er Ewen und Emile nicht auch noch darauf stoßen wollte. Also zog er es vor, sich schon einmal in die Klasse aufzumachen.
 

„Was soll das denn heißen?“, Becky zog eine Augenbraue nach oben. In ihrem Gesicht war zu sehen, dass sie nicht lesen konnte, was da stand. „Ich hab ... ähm ... keine ... Giraffe? Vielleicht ...“ „Du bist auch so eine Giraffe ...“, seufzte Becky. Die Worte auf dem Zettel waren sehr undeutlich. „Erdnuss?“, fragte Anya erneut. „Das hättest du wohl gerne“, lachte die junge Blackbell. „Wieso nicht? Erdnüsse sind toll“, grinste ihre Freundin, „aber ... was will Damian ...?“ „Es ist ganz offensichtlich, dass es eine Antwort auf deinen Brief ist. Aber wenn ich ihn mir so anschaue und dann seine Wange ... ist er wohl darauf eingeschlafen“, kicherte sie.



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