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Krimi-Theater

von

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»Einem echten Dieb bei einem seiner Raubzüge zu folgen. Ich komme mir vor, als sei ich in einem Krimi-Theater. Es ist so aufregend!«

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Ein Lächeln, welches mir lange Zeit mein Herz erwärmt hatte, verblasste langsam vor meinem inneren Auge. Der Lärm um mich herum holte mich in die Realität zurück. Metall schlug auf Metall, während ich die steinerne Decke über mir anstarrte. Mein Herz wurde schwerer und schwerer, je länger ich an sie dachte. Es zerriss mich förmlich. Ich hatte sie verloren. Jeden Tag sagte mir mein Kopf, dass es zu spät war und jedes Mal wünschte sich mein Herz, dass dem nicht so war. Ich war zu langsam, um sie zu beschützen. Zu langsam, um ihr zu helfen. Ich konnte ihr nicht mal mehr sagen, welche Gefühle ich für sie hegte. Auch wenn es kaum möglich war, verschleierte sich mein Blick durch die Tränen, die mir tagein tagaus in die Augen traten. Immer wieder sah ich ihren Körper vor mir, wie er auf dem Boden lag. Das Messer mit dem edlen, hölzernen Griff tief in ihrem Körper vergraben und der Teppich sog sich langsam mit ihrem Blut voll. Wieder schloss ich meine Augen, um mich zu stoppen. Ich wollte nicht länger daran denken. Immer wieder folterte ich mich mit der Vorstellung, dass sie fort sei. Sie kam nicht wieder. Sie war fort. Für immer. Aber ich konnte es nie verhindern. Vermutlich hatte ich diese Folter verdient!
 

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Meine Schuld war beglichen, doch ich kam nicht aus meiner Haut. Ich war als Dieb geboren und würde als solcher sterben. Meine Reise mit den anderen war zu Ende. Ich dankte ihnen für ihre Unterstützung, doch sie sollten nicht länger mit einem Mann reisen, der keine solch edlen Absichten hatte, wie sie. Im Gegensatz zu ihnen war ich niederster Abschaum.

Aus diesem Grund packte ich inmitten der Nacht meine Tasche. Wir befanden uns in einem kleinen Gasthof in Sonnschatt. Primrose hatte beim Abendessen erzählt, wie sie hier ihre Reise begonnen hatte. Ganz allein hat sie sich aus den Ketten befreit, die sie hier gefesselt hatten. Mit den ersten Anhaltspunkten auf die Krähen, die sie suchte, machte sie sich auf den Weg. Ich war wirklich beeindruckt von ihrer Stärke und ihrem Durchhaltevermögen. Das war wohl auch der Grund, weshalb ich großen Respekt vor ihr hatte. Nicht jede Adelstochter besaß diese Stärke. Im Theater von Edelhof erkannte ich jedoch, dass ihr Vater ihre Stärke schon wenige Sekunden nach ihrer Geburt erkannte. Hier wurde mir klar, dass ich ihm dankbar war, dass Geoffrey Azelhart seine Tochter auf diese Weise erzogen hatte.
 

Beim Gedanken an die Tänzerin schlich sich ein leichtes Lächeln auf meine Lippen. Ich war wirklich gern mit ihr unterwegs, doch auch unsere Geschichte endete nun hier. Mein Platz war unter meinesgleichen, nicht zwischen Gelehrten und Kriegern, Klerikern und Händlern. Ich würde zu dem zurückgehen, was ich am besten konnte.
 

Es war jedoch ein Klopfen, welches mich aus den Gedanken holte. Verwirrt hob ich meinen Kopf und starrte das Holz an. Eigentlich sollten alle schlafen. Ich hatte extra gewartet, bis ich keine Töne mehr aus den anderen Zimmern gehört habe. Hinzu kam, dass ich, wie bei einem meiner Raubzüge, darauf geachtet habe, keine Geräusche zu verursachen. Wer also war das?

Langsam und misstrauisch ging ich darauf zu, erneut versuchte ich, keinen Ton von mir zu geben. Ich legte erst noch mein Ohr an die Tür, doch nichts Verdächtiges war zu hören. Demnach öffnete ich nach einiger Zeit die Tür um einen Spalt. Meine Augen weiteten sich direkt, als ich die braunen Locken erkannte. Ihre Augen richteten sich direkt auf mich und mir raubte es die Luft. Da hob sie ihre Hand und legte sie an meine Brust. Der Druck, den sie ausübte, ließ mich einige Schritte nach hinten gehen, während sie eintrat und die Tür schloss.

Primrose sah sich im Raum um und entdeckte meine Tasche. Auf diese trat sie näher zu und zeigte mir den Rücken. „Hab ichs mir gedacht“, erklang nach einer halben Ewigkeit ihre Stimme. Verwirrt legte ich den Kopf schief. Ich war nicht näher an sie herangetreten, stand immer noch an der Stelle, an die sie mich geschoben hatte. Trotzdem waren es nur drei Armlängen zwischen uns. „Was meinst du?“, meine Stimme war krächzend. Noch immer fixierte ich sie. „Du hast beim Abendessen schon so ausgehen“, führte sie es nicht weiter aus, „wieso auf diese Weise?“ Kurz darauf wandte sie sich zu mir herum. Meine Augenbrauen zogen sich leicht zusammen. Erkannte ich in ihrem Blick Trauer? Mein Mund öffnete sich, doch kein Ton kam heraus, also schloss ich ihn wieder. Ich konnte ihr nicht antworten. Es musste ihr bekannt sein, weshalb ich es auf diese Weise getan hätte. Also wandte ich den Blick ab. Ich konnte ihr nicht länger in die Augen sehen. Sie machten mich schwach. Stundenlang konnte ich sie mir ansehen und würde keine Langeweile empfinden, sondern immer wieder etwas Neues entdecken. Doch jetzt sorgten sie dafür, dass ich kein Wort herausbekam.

Das Holz knarzte, als sie sich erneut in Bewegung setzte. Dieses Mal legte sich ihre Hand, die eine angenehme Wärme ausstrahlte, auf meine Wange und drehte mein Gesicht zu sich. „Geh nicht ...“, bat sie. In ihren Augen sah ich, wie ernst ihr diese Bitte war. Schwer schluckend erwiderte ich den Blick und wusste nicht, was ich tun sollte. Ich wollte sie nicht mit mir in diesen Abgrund ziehen. „Prim ...“, noch immer fühlte sich mein Hals äußerst rau an. „Nein“, schnell schüttelte die Braunhaarige ihren Kopf. Da wanderte ihre Hand zwar langsam, aber zu schnell für meine Gedanken, in meinen Nacken. Sie zog sich hinauf und ehe ich es mich versah, lagen ihre Lippen auf meinen. Schockiert riss ich meine Augen auf, während ich realisierte, was hier gerade geschah. Meine Hände hoben sich halb, da löste sie sich ein kleines Stück von mir, ohne dass ich diese Berührung hatte erwidern können. „Therion, bitte“, flehte sie und sah mich mit glänzenden Augen an.
 

Wie von selbst handelte ich, schlang meine Arme um ihre Taille und senkte meinen Kopf. Sie erwiderte den Kuss direkt, dieser blieb jedoch nicht so sanft wie zuvor. Meine Zunge strich über ihre Lippen, die sie direkt öffnete. Es durchzuckte mich wie ein Blitz, als sich sie die meinige berührte. Mein Griff verstärkte sich und auch sie drängte sich an mich. Unter meinen Fingern spürte ich die erhitzte Haut ihres Körpers. Wie zu Beginn trug sie jetzt wieder ihr bauchfreies Outfit, welches ihre Vorzüge unterstrich und mich jedes Mal schier verrückt machte. Mein Körper ging regelrecht in Flammen auf. Meine Finger wanderten forschend über ihre zierlichen Kurven und ließen mein Verlangen nach mehr wachsen. Ihr Keuchen, welches durch den Kuss gedämpft war, feuerte mich weiter an.
 

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Mit einem Mal riss ich meine Augen auf. Mein Atem ging schwer, während ich merkte, was soeben passiert war. Dann war da wieder dieser Schmerz. Er zog sich tief durch meine Brust. Meine Hand legte sich an diese, während ich an diese Nacht dachte. Noch nie hatte mich etwas so berauscht, nicht einmal der größte und teuerste Schatz, den ich je erbeutet hatte. Nach dieser gemeinsamen Nacht war nichts mehr wie zuvor. Es änderte nichts daran, dass ich die Gruppe verließ. Doch Primrose wollte mich nicht alleine gehen lassen. Also begleitete sie mich kurzerhand, was mich doch etwas überraschte. Aber ich sagte nichts und war sogar darüber erfreut. Die Zeit mit ihr war großartig. Wir reisten herum, allerdings wusste sie, was ich war und ich dieses Leben tatsächlich niemals aufgeben würde.

Schon vorher auf unserer Reise war sie begeistert von den Raubzügen. Schon damals hatte sie mich unterstützt – ebenso wie die anderen. Doch dieses Mal waren es nur wir zwei ...
 

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Mit großen Augen starrte Prim über meine Schulter. Ich drehte derweil die Brosche in meinen Händen und überprüfte den eingearbeiteten Kristall. Natürlich war ich kein Fachmann, doch auch ich konnte eine gläserne Fälschung von einem echten Edelstein unterscheiden. So steckte ich ihn nach einem gezielten Blick ein. Das Gold müsste ich prüfen lassen. Auf die Schnelle konnte ich nicht prüfen, wie viel eingearbeitet war. Weitere Schmuckstücke folgten nach kurzer Zeit im Beutel an meiner Hüfte.

Da waren jedoch Geräusche zu hören. Wir beide schreckten auf. Wir fuhren herum und erkannten nicht nur den Herren des Hauses im Türrahmen, sondern auch zwei Wachen. Dann ging alles viel zu schnell. Ich packte Prim am Arm und zog sie mit mir zum Fenster. Doch ehe wir dieses erreichten, wurde sie von mir gerissen. Schnell wandte ich mich um und zückte mein Messer. Eine der Wachen hatte sie gepackt, die andere richtete ihre Lanze auf mich. „Ergib dich“, herrschte der Mann mich an. Mein Gesicht war wütend verzogen, während sich mein Griff verstärkte. Ich sah zu der Braunhaarigen und zu dem Mann. Ich wägte ab. Selbstverständlich bestand meine größte Sorge darin, dass sie verletzt wurde. „Lasst sie los“, presste ich hervor und fixierte die Wache, die sie festhielt. „Nimm die Waffe runter“, kam es erneut von dem Mann mit dem Speer in der Hand. „Verschwinde ...“, murmelte Prim. „Nicht ohne dich!“ „Bitte.“ „Nein!“ Ich wollte nicht hören, wie sie mir sagte, dass ich gehen sollte. Aber das wollte ich nicht!
 

Aus diesem Grund hechtete ich nach vorn, auf den Mann zu, der die Frau gefangen hielt, für die ich so tiefe Gefühle hegte. Dieser stieß sie tatsächlich zur Seite, damit er sich wehren konnte. Der andere war derweil auf sie zugegangen, um sie sich zu schnappen. „Verschwinde“, schrie ich sie an. Prim stolperte auch nach oben und einige Schritte vorwärts. Dabei zog sie selbst ihr Messer und wandte sich um, um die zweite Wache aufzuhalten. Metall schlug auf Metall. Ein Schmerzlaut erfüllte den stillen Raum. Mit geweiteten Augen sah ich zur Seite. Prims Gesicht war verzogen, sie sah mich an. Tränen glänzten in ihren Augen, während ich von dem Mann abließ, um zu ihr zu stürzen. Da stürzte sie zu Boden und blieb bäuchlings liegen. Aus ihrem Rücken ragte der Griff eines Messers. Hinter sie war der Hausherr getreten. Dann ging alles schnell. Tränen traten in meine Augen und wie angewurzelt starrte ich sie an. Schmerz durchzog meinen gesamten Körper, dann stellten mich die Wachen.
 

∞ ∞ ∞
 

Ich wehrte mich. So viel wusste ich noch. Ich wollte sie nicht allein lassen. Ihr Atem wurde flacher und sie sah mir direkt in die Augen. Mein Mund verzog sich, während ich mich zur Seite drehte. Ich wollte sie nicht verlieren. Und nun wartete ich zurecht auf meine eigene Strafe. Das einzige was mich die Zeit bis dahin durchstehen ließ, war der Gedanke, dass ich sie bald wiedersehen würde. Ich wollte wieder bei ihr sein. Egal ob lebendig oder tot. So schloss ich wieder meine Augen. Ihr Lächeln tauchte sofort vor meinem inneren Auge auf.



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