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Die Geschichte der Eisblumenkönigin

Kreativaufgabe Animexx AK 2022
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Die Geschichte der Eisblumenkönigin

Geschrieben am 03.11.22
 

Die Geschichte der Eisblumenkönigin
 

Im Schein der großen Kerzen, brachte die Mutter ihre Kinder zu Bett. Sie setzte sich auf die Bettkannte und wartete geduldig, bis diese ihren Schlafplatz in dem großen Bett fanden. Ihr blondes Haar zu einem Zopf gewickelt und über die linke Schulter nach vorne gelegt. Besonnen deckte sie die drei zu, gab jedem einen Kuss auf die Stirn und wollte aufstehen, als eines der Kinder sie am Arm packte und um eine Gute-Nacht-Geschichte bat.

»Also gut, aber nur eine kurze Geschichte, es ist schon spät«, stimmte sie liebevoll zu, stieg auf und lief zu dem kleinen Regal, während ihr Blick nachdenklich aus dem Turmfenster glitt und ein wissendes Lächeln ihre Lippen umspielte. Heute war es soweit. »Mal schauen, was ihr dazu sagt«, ging sie mit dem Buch zurück begann zu lesen.
 

~~*~~
 

Vor langer Zeit in einem entfernten Land, erzählte man sich die Legende der Eisblumenkönigin. Einer magischen Gestalt, die dem Königreich den friedlichen Winter bringen oder es vernichten konnte, geriet ihre Macht in falsche Hände.

Viele Jahre versteckte sich die Eisblumenkönigin, schenke ihre Fähigkeiten einer weisen, gütigen Frau, die dankbar die ihr fortan auferlegte Pflicht erfüllte und Jahr für Jahr das Königreich in eine wunderschöne, weiße Decke aus kristallenen Eisblumen hüllte, solange bis es Zeit war dem Frühling Platz zu machen und im Schutz ihrer Herrin den nächsten Wintereinbruch herbeizusehnen.

Eines Tages nahm der natürliche Tod die gütige Frau mit sich und sie bat die Königin, sich einen neuen Wirt zu suchen, denn der habgierige Nachfolger war Ihrer nicht wert. Traurig verließ sie ihre alte Herrin und flog Monat für Monat durch das Königreich, stets auf der Flucht vor den Soldaten, die ihre Macht für böse Zwecke nutzen wollten, bis sie ein sicheres Versteck fand, dass ihr für einige Zeit Zuflucht bieten würde.
 

»Lalala«, summte das kleine blonde Mädchen, während es fröhlich Blumen auf einer der bunten Wiesen, die die Burgmauern umringten, pflückte. Zehn Winter war es alt und tanzte unbeschwert von Blume zu Blume. Es würde seiner Mutter eine Freude mit dem Strauß machen, weil es sie so gern mochte.
 

Plötzlich fiel ihm die eisblaue Blume zwischen all den anderen auf. Solch eine schöne Blume hatte es noch nie gesehen! Sicherlich würde sie der Mutter gefallen. Behutsam legte es die Finger an die Blüte und stich den Stiel herab, als die Blume sich schüttelte und einen Augenblick später in eine eisblaue Frau verwandelte, deren Körper einer Blume glich.

»Was bist du?«, fragte das Mädchen unschuldig. Die blumige Frau lächelte stumm und beugte sich hinab. Plötzlich spitze sie die Ohren und legte schweigend einen Finger an ihren Mund. Überrascht blickte das Mädchen in seine Hand, in der die eisblaue Blume kurz aufblühte.
 

»Na los, findet sie«, hörte es Soldaten rufen. Die Schreie der klappernden Rüstungen kamen immer näher. »Sie muss hier irgendwo sein!«

Die Blume in seiner Hand verschwand.

»Hast du sie gesehen?«, erkundigte sich einer der Soldaten im Vorbeigehen und zertrampelte rücksichtslos all die schönen Blumen. »Die Eisblumenkönigin!«
 

Erschüttert über die Grausamkeit schüttelte das Mädchen den Kopf und rannte nach Hause. Auch als die Mutter strahlend die wunderschönen Blumen entgegennahm und es dankend an sich drückte, verschwanden der Schwermut und die Traurigkeit nicht aus seinem Herzen.

Bedrückt lag es am Abend in seinem Bett und starrte hinaus in die anbrechende Nacht, als plötzlich erneut die eisblaue Gestalt vor ihm erschien.
 

»Wer bist du«, flüsterte das Mädchen.

Die Gestalt kniete sich neben das Bett: »Ich bin die Eisblumenfee, die Dienerin unserer Eisblumenkönigin«, erklärte sie schmunzelnd mit samtener Stimme. »Meine letzte Herrin ist von uns gegangen und so irre ich seit Monaten im Königreich umher, auf der Suche nach einem würdigen Nachfolger.«
 

»Du meinst unsere verstorbene Königin?«, hakte das Mädchen nach.
 

»Ja… in ihren letzten Atemzügen bat sie mich, jemanden zu finden, der weder gierig, noch machthungrig wie ihr eigener Sohn war«, stich sie dem Mädchen beruhigend durch die Haare. »Fast verzweifelt versteckte ich mich zwischen den bunten Blumenfeldern, bis ich dich entdeckte, wie du bedächtig und liebevoll die Blumen pflücktest, ohne die anderen zu zertrampeln oder ihnen Leid zuzufügen.«
 

»Ich mag die bunten Blumenfelder«, wisperte das Mädchen aufrichtig. »Und auch, wenn die Blumen so schön in der Vase duften. Genau wie meine Mutter sie sehr mag.«
 

»Dein Herz ist rein und gütig, man kann es spüren«, stand die Fee wieder auf. »Und du hast mich nicht verraten«, fügte sie zwinkernd hinzu.
 

»Das heißt, du bleibst bei mir?«, erhob auch das Mädchen sich.
 

»Ja«, nickte die Fee. »Fortan wirst du die Eisblumenkönigin sein und niemand kann dir diese Gabe wegnehmen, solange du lebst.«
 

»Aber… ich bin doch gar nicht erwachsen?«, sah das Mädchen irritiert zur Fee auf.
 

»Darauf kommt es nicht an. Sieh her«, nahm die Fee eine der frisch gepflückten Blumen aus der Vase. »Das Eis kann entweder ein Schutz vor Kälte und Verderb sein«, umhüllte sie die Blume mit kleinen, durchsichtigen Eiskristallen. »Oder es kann Leben von innen zerstören«, wählte sie eine andere Blume, die augenblicklich erfror und starb. »Deswegen darf meine Macht nicht in die falschen Hände geraten, sonst ist unser Königreich dem Untergang geweiht. Die Eisblumenkönigin muss dafür Sorge tragen, dass das Eis und die Eisblumen jedes Jahr den Winter einläuten, sich schützend um das im Winter erstarrte Leben legen und im Frühjahr zurück in ihren Schlaf finden, damit die Natur wieder erblühen und neues Leben gedeihen kann.«
 

Das Mädchen nickte. »Verstehe… ich nehme die Aufgabe an. Ich werde es niemandem sagen«, versprach es und fortan versteckte sich die Fee in ihrem Körper, unsichtbar für den Rest des Königreichs. Sie blieb bei dem Mädchen, das bald zu einer wunderschönen Frau heranwachsen und eines Tages sein Lebensende erreichen würde.
 

~~*~~
 

»Ende der Geschichte«, klappte die blonde Frau das Buch zu.
 

»Aber Mama, warum hört die Geschichte an so einer Stelle auf!«, meckerte ein Junge im Bett.
 

»Ja, was ist mit der Eisblumenkönigin und dem bösen König passiert?«, beschwerten sich die beiden Mädchen. »Wurde er vom Thron gestoßen oder hat er sich der Macht der Eisblumenkönigin bemächtigt?«
 

Gütig lächelte die Frau und legte ihren Zopf wieder nach hinten. »Warum schreibt ihr nicht euer eigenes Ende?«, schlug sie vor. »Es ist euch überlassen, wie es weitergeht.«
 

»Au ja«, jubelten die Kinder und schliefen friedlich ein, begleitet von ihren eigenen Vorstellungen, was mit der Eisblumenkönigin und dem bösen König passiert war.
 

Die Frau stand auf und legte versonnen ihre Hand an das Fenster des Turmes, dass daraufhin mit winzigen Eiskristallen bedeckt wurde. Verschmitzt grinste ihr eine blumige, eisblaue Gestalt von draußen entgegen, dankbar, dass sie nun endlich wieder freudig über die Felder des Königreichs tanzen durfte. Dort wo ihre Füße den Boden berührten, legten sich schützend kristallene Eisblumen über die Pflanzen und Bäume, die im Mondlicht glänzten. Die nächsten drei Monate würde sie frei sein und dann zur Königin zurückkehren, um in den verdienten Frühjahrsschlaf zu fallen.
 

ENDE



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