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Champ Stories

Band 1: Endynalos
von
Koautor:  Flordelis

Vorwort zu diesem Kapitel:
Wir haben in diesem Kapitel festgestellt, dass wir Katapuldra die ganze Zeit falsch geschrieben haben ... wir waren der festen Überzeugung, es wird mit "t" geschrieben, halt wegen "Katapult" und "Drache", aber da haben wir uns geirrt. =_=;
Man möge uns diesen Fehltritt verzeihen. Ab jetzt schreiben wir Katapuldra richtig. D; Komplett anzeigen

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Bitte, helfen Sie ihm!

Gemeinsam betraten sie die Kapsel, die von innen viel kleiner wirkte. Sofort bekam Raelene dadurch ein beklemmendes Gefühl. Ihr war so, als hätte die Einsamkeit und Verzweiflung von Endynalos die Atmosphäre aufgeladen, was erklären würde, warum noch immer seine Energie in Form von feinen Blitzen durch den Raum zuckte. Davon ließen sie sich aber nicht abschrecken.

Der Pokéball von Endynalos lag nach wie vor auf einem Sockel, auf den Delion und Raelene zusteuerten. Er glühte, wie ein kleiner, frisch gefallener Komet. Unheilvoll flackerten die Scheinwerfer über ihnen unregelmäßig, von denen diese Szenerie erhellt wurde. Das Licht blendete unangenehm und fühlte sich insgesamt ganz anders an als in einem Stadion. Verwundern sollte Raelene das nicht, schließlich dienten diese Scheinwerfer nicht dazu, atemberaubende Kämpfe auszuleuchten.

Auch wenn ihr gerade wieder durch den Kopf schoss, dass Endynalos zu ihr gesagt hatte, er würde sie vernichten, versuchte sie langsam nach dem Ball zu greifen. Einer der Blitze bohrte sich aber plötzlich gezielt in ihre Hand und verursachte einen stechenden Schmerz, der sie zurückweichen ließ. Besorgt sah Delion sie an, doch Raelene versicherte ihm, dass es nicht allzu schlimm sei. Dennoch war er erst beruhigt, nachdem er ihre Hand überprüft hatte und keine sichtbaren Verletzungen finden konnte.

Dummerweise kam ihr durch diese Reaktion von Endynalos aber dieser Alptraum wieder in den Sinn, wodurch sie jeglichen Mut verlor. Wäre er nicht so geschwächt, hätte er Raelene dann vorhin richtig verletzt? Die Vorstellung jagte ihr einen Schauer über den Rücken.

Es geht nicht ... er spürt bestimmt, dass ich Angst habe.

Hilfesuchend konnte sie nur Delion anschauen, mit der Bitte, dass er es versuchen sollte. Bestimmt hätte er mehr Erfolg als sie. Jedenfalls blieb ihnen nur, das zu hoffen. Zumindest Raelene konnte den Pokéball nicht mal anfassen. Allerdings kam aufgeben nicht in Frage! Sicher dachte auch Delion so, immerhin nickte er ihr entschlossen zu. Kaum fixierte er seinen Blick anschließend auf den Pokéball, wirkte er aber doch etwas nervös. Verständlich.

Wahrscheinlich erinnerte er sich an seine erste Begegnung mit Endynalos, an dessen unbändige Macht. Wie Delion sich nach seiner Niederlage damals gefühlt haben musste, wollte Raelene sich nicht mal vorstellen. An seiner Stelle hätte sie das schwer getroffen. Und doch war da auch dieser Funke der Entschlossenheit in Delion, seine Prinzipien, die es nicht zulassen konnten, dass ein Pokémon leiden musste, wenn es sich vermeiden ließ – und nun war die beste Möglichkeit dafür, Endynalos endlich von seiner Qual zu befreien. Weggelaufen waren sie lange genug.

Delion hob die Hand Richtung Pokéball, zögerte noch einmal und atmete tief durch. Raelene dagegen hielt den Atem an und schickte einige Stoßgebete an Arceus. Wenn Endynalos sich keinem von ihnen anvertraute, könnten sie ihm nicht helfen.

Schließlich nahm Delion all sein Selbstbewusstsein zusammen und berührte den Pokéball, gleichzeitig ergriff Raelene wieder seine freie Hand. Kein Blitz durchzuckte die von Delion. Es war sicher noch zu früh, doch sie atmete erleichtert auf.

Angespannt blickte Raelene nach oben, zu dem Verteiler. Der Maschine, aus der dieses Drahtgeflecht hervorkam. Anscheinend war es nicht mehr richtig mit dem Pokéball verbunden, seit Grolldra die Maschine zerstört hatte. Behutsam half sie Delion dabei, den Ball von den restlichen Endstücken der Drähte zu befreien, damit nicht noch mehr Schäden entstanden. Dafür war ein wenig Geschick und Geduld nötig, aber es gelang ihnen. Kurz darauf konnte Delion Endynalos an sich nehmen.

Vorsichtshalber trat Delion von dem Sockel zurück, bevor er den Pokéball genauer betrachtete. Feine Löcher in der Oberfläche verrieten, dass sich die Drähte zuvor wirklich hineingebohrt haben mussten.

Das ist echt eine grausame Methode …

Im Inneren des Balls rumorte eine eigenartige Energie, die sogar Raelene wahrnehmen konnte. Aber noch versuchte sie nicht einfach auszubrechen. Nun mussten sie unbedingt hier weg, gemeinsam mit Endynalos.

„Ich glaube, in dem Ding da oben ist jetzt noch ein Teil von Endynalos' Energie gespeichert“, vermutete Raelene. Die Blitze ließen nämlich auch jetzt nicht nach. „Wir sollten zusehen, dass wir alle hier rauskommen.“

Um dieses Problem würden sich wohl oder übel Wissenschaftler kümmern müssen, aber nach so einem Vorfall ... nun, eines nach dem anderen.

„Dann lass uns die Pokémon holen.“ Delion schnaubte verächtlich. „Und Mula, aber nur, weil wir keine Unmenschen sind.“

Entschuldigend ließ er Raelenes Hand los und befestigte sorgsam den Pokéball an seinem Gürtel, um ihn nicht die ganze Zeit festhalten zu müssen. Dafür hatte sie Verständnis und wartete, bis er fertig war, ehe sie das Tempo vorgab und die Kapsel wieder verließ.

Der Kampf mit den anderen Pokémon war inzwischen tatsächlich vorbei, alle lagen besiegt auf dem Boden, bis auf die von Delion und Raelene. Natürlich waren sie erschöpft, doch sie hatten sich gut geschlagen. Es tat ihr leid, dass diese Pokémon für jemanden wie Mula arbeiten mussten. Am besten riefen sie, neben ihren eigenen Teams, auch die anderen schnell alle in ihre Pokébälle zurück und brachten sie zurück nach oben. Dort müssten zunächst dringend ein paar Anrufe erledigt werden, falls das nicht schon die flüchtenden Angestellten erledigt hatten.

„Glück muss man wohl haben“, murrte Mula, als sie wieder in seiner Nähe waren. „Anscheinend ist Endynalos gerade noch zu schwach, weil ich ihm eine Menge Energie abgesaugt habe. Spätestens wenn er sich erholt hat, werdet ihr die ersten sein, die er tötet. Ihr könntet immer noch zu Verstand kommen und seinen Pokéball zertrümmern!“

„Sei endlich still!“, herrschte Delion ihn an.

Sogar Raelene zuckte kurz zusammen, als er derart die Stimme erhob – dabei hätte sie Mula selbst zu gerne nochmal eine reingehauen, aber das war er am Ende einfach nicht wert. Im Moment konnte Delion seine Freundlichkeit wohl nicht mehr aufrechterhalten, was nachvollziehbar war. Garantiert würde er persönlich dafür sorgen, dass Mula wegen seiner eigenmächtigen Handlungen und der Gefährdung Galars erst einmal für eine Weile ins Gefängnis käme. Davor mussten sie hier raus.

Delion rief seine Pokémon zurück, außer Katapuldra. Da er auch Glurak aufgrund seiner Größe in den Ball schickte, benötigte er jemand anderen, der Mula stattdessen festhielt. Dem ging Katapuldra direkt nach, indem es seinen geisterhaften Körper um ihn schlang und ihn somit fesselte. So konnte Raelene sich Mula unbesorgt nähern, weil sie die Bälle der Leih-Pokémon benötigte, die er gerufen hatte.

Mula sagte keinen Ton mehr. Kein Wunder, ein wütender Delion konnte ziemlich beängstigend sein.

Als Raelene ebenfalls alle Pokémon eingesammelt und sich vergewissert hatte, dass sonst niemand mehr an diesem Ort war, nickte sie Delion und Katapuldra zu. Zeit, wieder an die frische Luft zu kommen. Außerdem musste sie wirklich dringend mit Liberlo zu einem Pokémon-Center. Bei dem Gedanken an ihn biss sie die Zähne zusammen, weil sie besorgt war. Nur noch ein bisschen durchhalten und stark bleiben.

„Geh mit ihm voraus“, bat Delion Katapuldra, „ich behalte ihn lieber im Auge.“

Eigentlich dürften Mula sämtliche Optionen ausgegangen sein, doch man konnte nie vorsichtig genug sein. Katapuldra gab ein zustimmendes Schnurren von sich und zog den Gefangenen mit sich in Richtung der Treppe – verdammt, sie mussten die ganzen Stufen auch wieder nach oben laufen. Raelenes Magen drehte sich um, als ihr das bewusst wurde. Augen zu und durch, auch wenn ihre Beine kaum noch Kraft hatten. Einfach nur daran denken, oben anzukommen.

Etwa auf der Hälfte des Weges knickte Raelene plötzlich zusammen, hielt sich jedoch gerade noch rechtzeitig an den Wänden fest, um nicht nach hinten zu kippen.

Nein, nein, nein. Komm schon, reiß dich zusammen!

Von allen hatte sie den wenigsten Schaden davongetragen, abgesehen von dem Druck vielleicht. Wie konnte sie also diejenige sein, die nun zusammenzubrechen drohte? Delion hatte innegehalten, als er bemerkte, dass Raelene nicht mehr weiterlaufen konnte.

„Rae!“

Hastig sprang er einige Stufen zurück nach unten, bis er neben ihr stand.

„Du kannst nicht mehr laufen“, sagte er, wobei er ihr sanft über den Rücken strich. „Lass mich dich tragen.“

Aber du bist verletzt!

Geh vor, ich brauche nur eine kurze Pause.

Es tut mir leid, dass ich so schwach bin.

All das wollte Raelene ihm erwidern, brachte aber nichts davon über die Lippen. Je länger sie an dieser Stelle diskutieren würden, desto schlimmer könnte es für Liberlo werden. Und für Delion. Außerdem würde er ihr vermutlich sowieso nur widersprechen, weil er ein gutes Herz hatte.

„Okay“, stimmte Raelene zu, etwas heiser. „Zum Glück ... hab ich noch nicht gegessen.“

Mit Fast Food im Magen wäre sie wahrscheinlich nicht wirklich schwerer, doch ihr fiel das alles etwas leichter, wenn sie einen blöden Witz machte. Das kam auch für Delion so unerwartet, dass er kurz lachen musste. Anschließend sah er auf seinen Arm hinunter.

„Gut, wie eine Prinzessin kann ich dich leider nicht tragen, aber das holen wir irgendwann nach.“ Vor ihr ging Delion in die Knie. „So musst du dich nur ein wenig festhalten. Den Rest erledige ich.“

Dankend kletterte Raelene auf seinen Rücken, so vorsichtig wie möglich. Sich festzuhalten bekäme sie hin, dann müsste er wenigstens seinen Arm nicht belasten. Sie dankte außerdem den höheren Mächten dafür, dass Mula gerade weiterhin die Klappe hielt. Seine blöden Kommentare könnten sie nicht auch noch gebrauchen.

„Alles klar, es kann weitergehen.“

Katapuldra hatte auf sie gewartet und setzte den Weg mit Mula zuerst wieder fort. Delion richtete sich auf und hielt für eine Sekunde inne, weshalb Raelene beinahe befürchtete, sie wäre doch zu schwer für ihn. Oder schlimmer, die Schusswunde setzte ihm zu. Wie sehr Raelene sich dafür verfluchte, so schwach zu sein. Noch dazu als Champ.

Schließlich folgte Delion Katapuldra und seufzte lächelnd. „Wer hätte gedacht, dass wir heute so viel erleben?“

„Ich, aber nicht solche Sachen“, antwortete sie leise.

Raelene hatte sich einen schönen Tag mit ihm machen wollen, aber vielleicht musste es alles so kommen. Endynalos hätte es nicht länger ausgehalten. Wer hätte denn ahnen können, dass unter den Angestellten so ein Verrückter war? Ob er Endynalos schon vor diesem Tag mit einer stärkeren Ansammlung von Energie gequält hatte, in der Hoffnung, es würde ihn umbringen? An so etwas sollte sie gar nicht denken ...

„Dafür haben wir Endynalos befreit. Das ist zumindest eine gute Nachricht“, meinte Delion.

Als nächstes müssten sie ihn nur davon überzeugen, friedlich zu werden. Vielleicht besaßen sie nun einige Pluspunkte bei Endynalos, weil er beobachten konnte, wie sie sogar ihre Leben und das ihrer Pokémon für ihn riskiert hatten.

„Und alles wird wieder in Ordnung kommen“, fuhr er fort. „Davon bin ich überzeugt.“

Raelene lächelte. Wenn Delion das sagte, dann musste sie es ihm glauben. Und es stimmte, sie hatten an diesem Tag etwas Gutes vollbracht.

„Danke“, flüsterte sie ihm liebevoll zu. „Du warst übrigens echt toll da unten.“

Seine Worte hatten sie tief beeindruckt, obwohl sie im Grunde die gleiche Meinung und Ansicht vertrat wie er. Doch die Energie, mit der Delion Mula gegenüber getreten war, konnte einen nur bewegen.

„Du hast recht. Es wird ganz sicher alles wieder gut.“

Anscheinend freute Delion sich über ihr Lob, auch wenn er es nicht direkt zugab. Den restlichen Weg über schwiegen sie wieder, schon um Kräfte zu sparen. Als sie endlich oben ankamen, benötigte Delion nur erneut wen, der ihm zeigte wo der Ausgang lag. Zum Glück übernahm das diesmal Katapuldra, der wahrscheinlich dem Geruch von Wolly und Durengard folgte. So gesehen ein eindeutiger Vorteil für sie, dass Raelene die beiden zuerst hochgeschickt hatte.

Auf die Art erreichten sie schließlich schon bald den Ausgang, durch den immer noch kalte Luft hereinströmte, die wirklich ein Segen war. Raelene hätte nie gedacht, dass sie sich einmal so sehr darüber freuen würde, in der Kälte zu frieren. Es war tausendmal angenehmer als der extreme Druck ganz unten oder das elektrisierende Gefühl durch den Druckausgleich. Kälte, Eis und Schnee kannte sie immerhin schon seit ihrer Kindheit.

In der Nähe war bereits das vertraute „Woll~“ zu hören, was Raelene zusätzlich beruhigte. Natürlich hatte sie Vertrauen in Durengard, aber nach der Sache mit Liberlo war sie doch besorgt gewesen.

„Präsident! Champ!“, rief eine Frau erleichtert.

Es war Helen, jene Angestellte, die ihnen den Schlüssel für die Brandschutztreppe gegeben hatte. Sie kam ihnen das letzte Stück entgegen, um sie über den aktuellen Stand zu informieren: Alle hatten es sicher nach draußen geschafft und sich hier versammelt, nur eine kleine Gruppe aus vier Leuten konnten nicht davon abgehalten werden durch den Schnee zu stapfen und irrten nun wahrscheinlich irgendwo im Gebirge herum. Der Krarmor-Flugtaxi Service war informiert worden und auf dem Weg hierher, mit mehreren Kabinen. Raelene glaubte, die Flügelschläge der Pokémon schon hören zu können.

„B-brauchen Sie sonst noch etwas?“, hakte Helen angespannt nach, zugleich jedoch auch überraschend gefasst – anscheinend hatte sie alles alleine organisiert und erledigt.

Delion ließ Raelene vorsichtig wieder runter, damit sie zumindest wieder auf dem Boden stehen konnte, stützte sie aber weiterhin. Nun konnte sie sich Helen erstmals richtig anschauen. Ihre Haut war braun gebrannt und das dunkelblonde Haar zu einem großen Dutt hochgebunden, mehrere Strähnen hingen trotzdem noch bis zu ihren Schultern hinunter. Eine recht große, junge Frau mit warmen, rosafarbenen Augen.

Erschöpft lächelte er Helen entgegen. „Danke für Ihre Arbeit. Das haben Sie gut gemacht.“

Katapuldra hielt Mula immer noch gefesselt und gab leise, zischende Laute von sich. Anscheinend mochte er diesen Typen auch nicht. Das wunderte Raelene überhaupt nicht.

„Wie geht es Professor Magnolica?“, erkundigte Delion sich.

Helen deutete zu Wolly. Diese trug Magnolica immer noch auf ihrer Wolle, umgeben von drei Angestellten, einer davon schien ein Arzt zu sein.

„Anscheinend kritisch“, berichtete Helen betroffen. „Aber der Doktor sagt, wenn sie es mit ihr schnell ins Krankenhaus schaffen, können sie Professor Magnolica stabilisieren. Deshalb hab ich den Piloten am Telefon gedrängt sich zu beeilen.“

Also musste Magnolica unbedingt die erste Kabine nehmen, die hier landen würde. Inzwischen waren die Flügelschläge schon deutlicher zu hören und Raelene erkannte tatsächlich grob die Umrisse der ersten Krarmor am verschneiten Himmel.

Delion nickte verstehend. „Okay, gut. Irgendjemand muss Mula vielleicht noch Fesseln anlegen oder ihn zumindest beaufsichtigen. Wir müssen nämlich dringend in ein Pokémon-Center.“

„Du musst ins Krankenhaus“, wandte Raelene ein.

„Okay, okay“, beruhigte Delion sie. „Wir kriegen das hin.“

Seine Schusswunde musste verarztet werden, bevor es noch schlimmer wurde. Sie wollte sich ausgerechnet in dieser Lage nicht von ihm trennen und ihn am liebsten begleiten, ihm beistehen, aber er könnte hinterher nachkommen, falls die Ärzte es erlaubten. Oder sie käme so schnell wie möglich zu ihm, sobald Liberlo medizinisch versorgt war. Es war wirklich nicht einfach, wenn man bei zwei Verletzten gleichzeitig sein wollte ...

„Machen Sie sich um Mula“, Helen warf ihm einen angewiderten Blick zu, „keine Sorgen. Einer von uns hat ein Bisasam. Wir werden ihn mit Rankenhieb fesseln und direkt bei der Polizei in Score City abliefern. Dort kommt er zumindest erst mal nicht mehr so leicht weg.“

Soweit Raelene wusste, befand sich die Hauptfiliale der Polizei in Score City, also war das wohl in der Tat passend.

Plötzlich wurde Schnee aufgewirbelt, weil die ersten Krarmor mit ihren Kabinen zur Landung ansetzten. Der Arzt wies sofort einige Leute an, Magnolica vorsichtig umzulagern und als erste von hier wegzubringen.

Nachdem sie Mula an ein paar andere Angestellte übergeben hatten, rief Delion Katapuldra und Durengard zurück. „Wenn Professor Magnolica umgelagert wurde, holst du Wolly, dann fliegen wir auf Glurak, da sind wir schneller unterwegs. Ist das okay für dich?“

Offenbar dachte er, sie wollte vielleicht in diesem Zustand nicht auf Glurak fliegen. Da aber immer noch Delion derjenige war, der dringend verarztet werden musste, stimmte sie zu. Außerdem wären sie auf Glurak schnell bei einem Pokémon-Center, wo man sich um Liberlo kümmern könnte. Und so nahmen sie auch keinen Platz in einer der Kabinen weg.

Als Magnolica zusammen mit dem Arzt sicher in einem Taxi saß, bedankte Raelene sich bei Wolly und rief sie zurück in den Ball. Mula wurde tatsächlich von einem Bisasam gefesselt und in eine andere Kabine verfrachtet. Es war seltsam bizarr. Sie hätte nie gedacht, dass sie mal sehen müsste, wie Pokémon auch für solche Dinge genutzt wurden.

Helen dachte derweil wirklich an alles – vielleicht sollte Delion sie als Assistentin einstellen – und gab ihm sogar ihre Kontaktdaten, damit er sie im Notfall für Rückfragen erreichen könnte. Dann waren sie endlich bereit loszufliegen ... aber plötzlich konnte Mula sich doch nicht mehr länger zurückhalten.

„Delion hat Endynalos!“, schrie er so laut, dass man es deutlich überall draußen hörte. „Wir müssen sie aufhalten! Vielleicht können wir noch alles retten! Ihr wisst genauso gut wie ich, dass Endynalos gefährlich ist!“

Unterdessen hatte Delion bereits Glurak befreit, als Mula wieder durchdrehte. Automatisch legte er eine schützende Hand auf Endynalos' Pokéball.

„Wir haben einen schrecklichen Fehler verhindert“, kommentierte Delion, während er Raelene mit dem Kopf anwies, schon mal aufzusteigen.

Auf seine Worte hin nickte Raelene überzeugt. Dass Liberlo am Ende so schwer verletzt wurde, war nicht die Schuld von Endynalos. Deshalb war sie auch Delions Meinung. Einige von Mulas Kollegen forderten ihn im Hintergrund genervt dazu auf still zu sein. Darauf achtete Raelene aber nicht weiter und stieg lieber auf Glurak. Etwas langsam, aber es gelang ihr.

So wie es aussah bräuchte Delion diesmal ihre Hilfe, um selbst auf Gluraks Rücken zu kommen. Daher reichte Raelene ihm lächelnd die Hand. „Darf ich bitten, mein Prinz?“

Ebenfalls lächelnd ergriff er ihre Hand. „Danke, Prinzessin.“

Mit ihrer Hilfe kletterte er auch auf Glurak, der gar nicht erst auf irgendwelche Anweisungen wartete. Sofort stieg er in die Luft und zielte automatisch Score City an. Dabei flog Glurak schneller als bei einer gemütlichen Runde, aber mit weniger Tempo als vorhin, als sie hergekommen waren. Raelene war dankbar, dass Glurak sich beeilte, aber gleichzeitig Rücksicht nahm.

Je näher sie Score City kamen und damit dem Pokémon-Center, desto größer wurde auch wieder ihre Sorge. Das Bild, wie Liberlo leblos am Boden gelegen hatte, tauchte immer wieder vor ihren Augen auf.

Halte durch, Liberlo.

Als sie schließlich schon fast da waren, musste Raelene sich davon abhalten nicht einfach abzuspringen, so wie Delion es vor der Einrichtung getan hatte. Das wäre aber in ihrem jetzigen Zustand keine gute Idee. Deshalb kletterte sie ganz normal runter und wollte sofort ins Pokémon-Center stürmen, schwankte jedoch gefährlich, da sich ihre Beine immer noch schwach anfühlten.

„Scheiße!“, zischte sie frustriert.

Delion war auf Glurak sitzengeblieben, blickte aber besorgt auf sie hinunter. „Bist du sicher, dass ich dich nicht zumindest noch reinbringen soll?“

„D-doch“, gab Raelene direkt nach. „Nur bis zum Empfang.“

Sie bräuchte nur eine Stütze. Drinnen würde ihr dann sicher jemand helfen, wenn es nötig wäre. Im Moment war nur wichtig, Liberlo zur Schwester zu bringen, damit er behandelt werden konnte. Delion kam von Glurak runter und stützte Raelene wieder. Vorsichtig ging er mit ihr zum Eingang, öffnete diesen und bugsierte sie in das Pokémon-Center hinein, während Glurak draußen wartete.

Die Anwesenden starrten sie für einen Augenblick nur fassungslos an, offenbar sprachlos über die plötzliche Anwesenheit des Präsidenten und des Champs und gleichzeitig entsetzt über ihren Zustand.

Die Schwester am Empfang fasste sich als erstes wieder: „Champ, Präsident, was ist geschehen?“

„Lange Geschichte“, erwiderte Delion knapp, während er Raelene zu ihr brachte.

Der Mitarbeiter am Attacken-Schalter hob einen Stuhl über die Theke, einer der Besucher ergriff ihn und stellte ihn an den Empfang, damit Raelene sich setzen könnte. Sie bedankte sich rasch bei allen und holte sofort Liberlos Pokéball hervor, kaum dass sie saß.

„Mein Liberlo ist schwer verletzt“, erklärte Raelene, mit leicht zittriger Stimme. „Bitte helfen Sie ihm!“

Nickend nahm die Schwester ihr den Ball ab und zögerte keine Sekunde. Wie üblich legte sie ihn auf die Maschine hinter sich und nach einem kurzen Scan erschienen Liberlos Daten auf dem Bildschirm im Hintergrund. Auch einige Vitalwerte waren darauf abgebildet und im roten Bereich. Das ernste Gesicht der Schwester gefiel Raelene überhaupt nicht.

„Er braucht dringend Hilfe. Ich muss für eine gründlichere Behandlung mit ihm nach hinten“, erläuterte sie, wobei sie den Ball wieder an sich nahm. „Ich gebe sofort Bescheid, sobald er wieder stabil ist. Mach dir keine Sorgen, wenn er stark ist, dann wird er wieder gesund.“

Raelene schluckte. „O-okay.“

Mutmachend legte Delion ihr eine Hand auf die Schulter. „Er wird es bestimmt schaffen, Liberlo ist stark. Mit ihm hast du den Champ-Cup gewonnen und seitdem nicht mehr verloren. Du musst nur an ihn glauben.“

Während die Schwester mit Liberlo nach hinten ging, wo es wahrscheinlich richtige Behandlungsräume gab, hob Raelene den Kopf, um Delion anzuschauen. Liberlo war ein echter Kämpfer, ganz wie er sagte, und noch dazu ein Publikumsliebling. Bestimmt konnte wirklich alles gut werden.

„Ich werde so stark an ihn glauben, wie ich nur kann“, versicherte sie, auch sich selbst.

Sie legte ihre Hand auf seine. „Danke. Ich halte dich über das Handy auf dem Laufenden. Jetzt musst du dich auch um dich kümmern.“

„Ja, du hast recht.“ Ungeachtet der Umstehenden küsste er kurz ihr Haar. „Melde dich auf jeden Fall, falls irgendetwas ist. Ich melde mich auch bei dir. Und ich komme zurück, sobald ich fertig bin.“

Damit löste er die Hand von ihrer Schulter, auch wenn er sicher nur zu gern geblieben wäre – so wie Raelene ihn eigentlich gerne begleiten würde. Seine Wunde hatte inzwischen durch den notdürftigen Verband geblutet, wie sie bemerkt hatte. Ihm lief selbst die Zeit weg. Darum wollte sie ihn nicht noch länger aufhalten.

Nach einem letzten Blick auf Raelene verließ Delion das Pokémon-Center, um mit Glurak weiterzufliegen. Nun konnte sie nur noch abwarten und hoffen, dass beide, Liberlo und Delion, gut durchkamen.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Endynalos wurde hiermit bereift ... meine Ko-Autorin weiß genau, was ich meine. :,D Komplett anzeigen

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