Zum Inhalt der Seite

Jade

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Jade

„Mama, ich muss dir etwas Wichtiges erzählen.“

„Was hast du denn mein Schatz?“ Grace lief sich schwerfällig auf das Sofa fallen. Ihre alten Knochen wollten nicht mehr so, wie sie wollte.

Lily ließ sich gegenüber ihrer Mutter nieder, atmete noch einmal tief durch und sprach weiter: „Mama, ich bin schwanger.“

Mir großen Augen setzte Grace ihre Teetasse wieder ab. „Schwanger? Kind du bist noch nicht einmal zwanzig.“

„Ich weiß Mama. Ich wollte auch eigentlich nicht, aber du weißt ja, wie das ist.“

„Einmal nicht aufgepasst?“

„Ja.“

Seufzend lehnte Grace sich zurück. „Ich werde also Großmutter.“ Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. „Nun gut. Das ist auch kein Weltuntergang.“

„Danke, Mama.“

Grace winkte ab. Für sie war es selbstverständlich, ihrer Tochter zumindest moralisch beizustehen. „Weißt du denn schon, was es wird?“

„Mama, nur weil wir Zauberer eine Schwangerschaft eher feststellen können, als die Nichtmagier, heißt das nicht, dass wir allwissend sind.“

Grace gab einen amüsierten Ton von sich. „Schade. Ich hätte zumindest gerne erfahren, wie mein erstes Enkelkind heißt.“

„Mama.“

„Ich bin krank Liebes, und das weißt du auch.“ Grace hustete. „Wenn du also keinen deiner Zaubertränke aus dem Ärmel schütteln kannst, welcher Krebs vertreibt, dann werde ich in ein paar Monaten nicht mehr sein.“

Lily ließ betrübt den Kopf hängen. „Es tut mir leid.“

„Ach Schatz. Ich habe mein Leben gelebt. Ich habe zwei wunderbare Tochter, auch wenn die Ältere manchmal etwas seltsam ist. Ich habe bald ein Enkelkind. Was will ich mehr?“ Zufrieden mit sich, sah sie auf ihre Tochter und musste grinsen. „Zugegeben, ich hätte eigentlich erwartet, dass du mal Severus heiraten würdest.“

Lily verzog das Gesicht. „Er hat mich beleidigt.“

„Ihr ward mal die besten Freunde.“ Eher beiläufig griff Grace nach ihrer Tasse. „Hat er keine zweite Chance verdient?“

Lily gab ein abfälliges Schnauben von sich. „Wenn er die Eier hätte, sich bei mir zu entschuldigen, dann würde ich ihn sofort mit offenen Armen empfangen. Aber einfach so verzeihen: nein.“

Ein tiefes Seufzen erklang. „Männer sind feige, mein Schatz. Vor allem wenn es um die Frau geht, welche sie lieben.“

Die Stirn runzelnd sah Lily ihre Mutter eine Weile an, bis sie den Kopf wegdrehte und die Arme verschränkte. „Er hätte mich haben können. Wenn er mich nicht beleidigt hätte. Dann wäre ich jetzt mit Severus verheiratet und nicht mit James.“

„Du hast ihn geliebt.“

„Ja, ein bisschen liebe ich ihn immer noch.“ Nickend drehte sich Lily wieder zu ihrer Mutter. „Und James weiß das auch.“

Grace sah ihre Tochter eine Weile an, bis sie nickte. „Ich glaube, ich verstehe.“

„Danke Mama.“

Erneut sah sie Ihr Kind an, bis sie versuchte aufzustehen.

„Mama, soll ich die helfen?“

„Ach papperlapapp. Ich muss mich bewegen.“ Es knackste mehrfach, als Grace ihren Rücken durchstreckte. Langsam und Schritt für Schritt ging sie zu ihrer Kommode. „Ich habe etwas für dich. Oder eher für mein Enkel.“ Zielsicher hatte sie eine Schatulle heraus geholt und mit dieser in der Hand ging sie zurück zu ihrer Tochter. „Hier.“

Vorsichtig nahm Lily die rote Samtschatulle entgegen. Sie sah alt aus, sodass die Frau fast Angst hatte, dass es ihr in den Händen kaputt ging.

„Na, öffne es schon.“

Lily kam dem Befehl nach. Sofort stockte ihr der Atem.

Im Inneren lag ein grüner Edelstein, welcher an einem Samtband befestigt war.

„Dieses Stück Jade habe ich damals von meiner Mutter erhalten. Und die von ihrer Großmutter.“ Grace saß wieder und griff erneut nach ihrem Tee. „Dieses Schmuckstück ist seit mehreren Jahrhunderten im Besitz der Familie.“

„Aber ich-“

„Nimm es.“ Grace griff nach den Händen ihrer Tochter und schloss den Schmuck darin ein. „Ich möchte, dass du es erhältst und nicht deine Schwester.“

„Aber Petti-“

„Petunia wird den Sinn dahinter nicht verstehen.“ Aufgrund des fragenden Gesichtes ihrer jüngeren Tochter musste Grace vergnügt grinsen. „Man sagt Jade nach, dass sie mit der Zeit den Charakter des Trägers annimmt. Und ich bin mir sicher, dass dein Kind das besser zu schätzen weiß, als alles, was deine Schwester mit ihrem Fettkloß von Mann zustande bringt.“

Aufgrund der direkten Beleidigung ihres Schwagers zuckte Lily kurz zusammen.

„Jetzt guck nicht so. Du hoffst doch auch, dass Petunia diesen Kerl nur genommen hat, um uns beiden eines auszuwischen. So etwas Rassistisches wie den Kerl möchte ich nicht zu meiner Familie zählen müssen.“

Kichernd musste Lily ihrer Mutter recht geben.

„Also nimm du das Stück. Und vielleicht hilft es dir auch mal.“

„Wie soll mir denn ein Stein helfen?“

„Um Jade ranken sich viele Mythen und Legenden. Eine davon ist, dass sie das Einschlafen fördert, wenn sie auf die Stirn gelegt wird.“ Grace´ Augen wanderten zum noch flachen Bauch ihrer Tochter. „Zumindest ich hatte den Eindruck, dass es mir geholfen hat, als du und deine Schwester noch jeden Unmut in die Welt hinaus geschrien habt.“

Lilys Augen hefteten sich an die Hände ihrer Mutter und durch diese sowie ihre eigenen hindurch auf das Schmuckstück. Mit Tränen in den Augen sah sie auf und nickte stumm.

Sollte ihre Mutter wollen, dass sie beziehungsweise ihr Kind den Familienschmuck erbt, dann würde sie es annehmen.
 

Mit den Nerven am Ende strich sich Lily über das Gesicht. Wie James es neben ihr schaffte, zu schlafen, war ihr ein absolutes Rätsel.

Tief seufzend fuhr sie sich durch die Haare. Was hatte ihr Kind nur, dass es abends andauernd schrie?

Doch halt!

Lily sprang auf und lief zu ihrem Nachttisch. Kurz musste sie herum suchen, bis die das alte abgefressene Schmuckkästchen fand. Dort holte sie gleich den Jadestein mitsamt Band heraus. Sie glaubte zwar nicht wirklich daran, dass es half, aber mittlerweile griff sie nach jedem Strohhalm.

Sie nahm ihr immer noch schreiendes Kind auf die Arme, trug es zur Wickelkommode und legte es drauf. Vorsichtig legte sie ihm das Band um den Kopf, sodass der Stein genau auf seiner Stirn lag.

Große braune Augen sahen sie an.

„Na du? Hast du aufgehört, zu schreien?“

Ein großes Gähnen und nur Sekunden später schlief das Kind.

Verblüfft starrte Lily auf ihren Sohn. War das grade wirklich passiert?

Ein abgehacktes Schnarchen hinter ihr ertönte und schon schoss James hoch. „Was?“ Verwirrt sah er sich um und stellte fest, dass es seltsam leise war. „Lily? Harry? Was ist los?“

„Mein Sohn schläft endlich mal.“

„Ach, jetzt ist es wieder dein Sohn?“

„Natürlich.“ Grinsend drehte sich Lily um. „Dein Sohn ist es immer, wenn er Blödsinn baut, wie der Rumtreiber, der du bist.“

James stand auf, stolperte müde die paar Schritte zu seiner Frau und legte von hinten seinen Kopf auf ihre Schultern. Als ihm das Schmuckstück doch noch auffiel, runzelte er die Stirn, bevor er mit den Schultern zuckte. „Ist das so ein Muggleding?“

„Ja. Nein. Ich weiß nicht. Ich bin selbst erstaunt, dass das funktioniert.“

Doch James hörte schon nicht mehr zu, sondern schlief im Stehen.
 

„Lily!“ Panisch hallte James Stimme durch das Haus. „Lily, nimm Harry und lauf! Er ist es! Schnell fort, ich halte ihn auf!“

Mindestens genauso panisch wie ihr Mann stürmte Lily aus ihrem Schlafzimmer in das Kinderzimmer und griff nach ihrem Sohn. Bis eben hatte er friedlich geschlafen, doch jetzt war er gar nicht glücklich geweckt zu werden und machte seiner Meinung lautstark Luft.

Von unten war ein Scheppern zu hören.

Lily atmete tief durch, bevor sie wegapperierte. Zumindest versuchte sie es. Geschockt stellte sie fest, dass sie nicht vom Fleck kam.

Irgendjemand war wohl intelligent genug, erst Schilde zu errichten, um seine Beute nicht zu verlieren. Nur leider mochte Lily es gar nicht, die Beute zu sein.

„Avada Kedavra!“

Lily stiegen die Tränen in die Augen. Ihr Mann war tot.

Sie setzte ihr Kind zurück in sein Gitterbett und strich ihm über den Kopf. „Mama hat dich lieb, Harry.“ Sie beugte sich herunter und gab ihrem Kind einen Kuss auf die Stirn, genau auf den Jadestein.

Die Tür wurde gewaltsam aus der Angel gerissen.

Schützend stellte sich Lily vor dem Bett und ihren Sohn auf. Stotternd brachte sie das Erste hervor, was ihr einfiel: „Nicht Harry, nicht Harry, bitte nicht Harry!“

„Geh zur Seite, du dummes Mädchen!“ Die dunkle Gestalt zeigte mit dem Zauberstab auf die Frau, während die Spitze des Holzes grün leuchtete.

„Nicht Harry, bitte nicht, nimm mich, töte mich an seiner Stelle.“ Nein. Sie hatte schon ihren Mann verloren, da würde sie garantiert nicht auch noch ihr einziges Kind opfern.

Der Dunkle schrie vor Wut auf und tötete die Frau mit dem gleichen Zauber wie ihren Kerl. Wusste Merlin, was sein Tränkepfuscher mit diesem Weib wollte. Aber wenn ihr das eigene Leben egal war, nun ihm erst Recht. Er trat zu dem Kinderbett und sah hinein.

Das Kleinkind im inneren sah den fremden Mann aus verweinten braunen Augen an, dabei keinen Ton von sich geben.

Er schnaubte. „Ein Baby soll mein Untergang sein? Ich werde sobald es mir möglich ist, auch Dumbledore töten, damit du dich auf der anderen Seite bei ihm beschweren kannst. Das verspreche ich dir.“ Er hob erneut den Stab und schickte den gleichen grünen Fluch los, welcher auch schon die Eltern des Kindes getötet hatte.

Der Zauber wurde umgeleitet und flog nun direkt auf den Jadestein auf der Stirn des Kindes zu. Bevor der Zauber treffen konnte, zersprang der Stein. Es bildete sich eine grünlich schimmernde Kuppel um das Kind, welche den Zauber zum Absender zurückschickte.

Harry weinte wieder. Dieses Mal, weil ihm die Stirn wehtat. Als er mit seinen Händen nach oben fasste, zog er sie zischend wieder zurück. Er öffnete die Augen, um zu sehen, was dort war.

Im Gegensatz zu vor ein paar Minuten waren seine Augen nicht mehr braun wie die seines Vaters, sondern grün wie das Stück Jade, von dem man nicht einmal mehr einen Splitter finden würde.
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Das kommt dabei heraus, wenn im Fernseher Folgendes erzählt wird:

„Es gibt Geschichten darüber, dass Jade zerbrochen ist, um seinen Meister zu beschützen.“



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück