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The Whisper of Water

von

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2.

Der Sommer 2018 war unglaublich heiß und es war unmöglich, sich länger als es nötig war, draußen aufzuhalten, ohne einen Hitzeschlag zu bekommen. Denn es wehte weder ein laues Lüftchen, noch war eine Wolke am Himmel die die Sonne wenigstens für einen Augenblick verbarg. Da verbrachte Annika ihre Sommerferien lieber in dem klimatisierten Hallenbad ihrer Schule, in dem die Teams auch in den Ferien fleißig trainierten und sich auf Wettkämpfe vorbereiteten. Denn kurz nach dem Beginn des neuen Schuljahres, würde schon der nächste Wettbewerb anstehen und extra dafür hatte die Schule Geld in die Hand genommen und den Jungen und Mädchen des Schulteams einen Trainingsurlaub in einem Camp im Erzgebirge gebucht. Dorthin würden sie am nächsten Morgen aufbrechen und die letzten beiden Ferienwochen verbringen. Weshalb die Trainerin der Mädchen gerade mit ihnen die letzten Details besprach, obwohl Annika lieber zurück ins Wasser wollte. Sie warf dem Schwimmbecken einen sehnsüchtigen Blick zu und hörte nur mit halben Ohr zu. Zu sehr war sie in Gedanken in dem Camp und was sie dort wohl erleben würden.

Erst als ein fremdes asiatisch aussehendes Mädchen mit pinken Haaren an der Seite der Trainerin auftauchte, fand sie aus ihrer Fantasie heraus und fragte ihre beste Freundin leise: »Wer ist das?«

Maria sah Annika leicht genervt an. »Wenn du selbst mal zuhören würdest, wüsstest du es.«

Annika grinste ihre beste Freundin an. »Wozu hab ich dich denn sonst?« Die Antwort brachte ihr einen leichten Schlag gegen ihren Oberschenkel, was dazu führte, dass Annika gespielt aufschrie.

»Frau Müller, Maria hat mich geschlagen«, rief sie und sprang dann lachend auf um vor Maria weg zu laufen, die anstalten machte, sie noch einmal zu schlagen. Maria lief ihr auch tatsächlich nach und einige Meter von den anderen entfernt blieben sie lachend stehen. Maria legte einen Arm um Annika und lehnte sich gegen sie.

»Das ist Zaya Lemke. Ist wohl halb chinesisch, aber in Deutschland aufgewachsen. Sie geht nach den Sommerferien in unsere Abschlussklasse und wird ein Teil unseres Teams sein und Viola ersetzen, die ja wie du weißt aufgehört hat, weil sie schwanger ist«, erklärte sie ihr und rümpfte ihre Nase wegen Viola. »Sie soll wohl in ihrer alten Schule eine ziemlich große Nummer gewesen sein, aber wir kennen sie nicht, weil sie nie an bundesweiten Wettkämpfen teilgenommen hat.«

Annika hatte bei der Erklärung zu dem Mädchen gesehen und prompt hatten sich ihre Blicke getroffen. Zaya sah sie neugierig an, blickte aber eilig weg, als sie bemerkte, das Annika sie direkt ansah.

»Na solange sie nicht so eine Zicke wie Viola ist?«, meinte Annika und zog Maria langsam zu den anderen zurück. Maria lachte und stimmte Annika zu.

Wieder bei den anderen angekommen, zählte die Trainerin gerade auf, was sie unbedingt nicht vergessen sollten und gab danach das Becken frei zum toben. Trainiert hatten sie ja heute schließlich schon. Das ließ sich Annika nicht zweimal sagen, sie löste sich von Maria, rannte, obwohl rennen verboten war, zum Becken, stieg den Startblock nach oben und war in binnen von Sekunden auch schon ins Wasser gesprungen. Es fühlte sich herrlich an, als das Wasser sie mit einer Umarmung empfing und die ausgelassenen, lauten Stimmen der anderen gedämpft waren. Für einen Moment genoss sie es, einfach zu sein. Nahm das Gefühl der Freiheit in sich auf, und ließ sich auf den Boden des Schwimmbeckens sinken, verweilte dort noch einen Moment und stieß sich im nächsten Moment vom Boden ab, um sich mit wenigen, aber geübten, kraftvollen Zügen nach oben an die Oberfläche zu schieben.

Als ihr Kopf die Oberfläche durchbrach war es, als hätte jemand das Radio von leise auf laut gestellt, aber Annika ignorierte dies und machte sich daran, ihre üblichen Bahnen zu schwimmen, nach dem Training. Nach der dritten Bahn, die sie völlig ohne einen einzigen Gedanken im Kopf, eins mit dem Wasser, absolviert hatte, sah sie, wie die Asiatin auf den Startblock stieg und mit einer grazilen Art ins Wasser und hindurch glitt, die Annika nicht glauben ließ, dass das Mädchen keine Ambitionen hatte, an bundesweiten Wettkämpfen teilzunehmen. Annika schwamm ihre Bahn zu Ende und stieg danach aus dem Wasser und erspähte Maria im Kinderbecken, wo sie sich einfach entspannte.

Wo sie jede Minute in der sie nicht schwimmen konnte Sehnsucht nach Wasser hatte, war es für Maria nicht mehr als eine Möglichkeit, den hübschen Jungs aus dem Jungenteam nach zu gaffen, was Maria auch in jeder freien Minute, im Kinderbecken gechillt, tat. Gerade schien Maria Johannes ins Auge gefasst zu haben. Annika ließ sich neben Maria im Wasser nieder und stieß sie spielerisch an.

»Wenn du einen Penis hättest, würdest du mit einem Dauerständer rumlaufen, oder?«, fragte sie Maria und entlockte ihrer Freundin damit ein Lachen.

»Warte es ab, bis dein Mr. Right auftaucht, dann wirst du das schon verstehen«, sagte Maria und klang verträumt.

»Und Johannes ist heute dein Mr. Right? War es gestern nicht noch Sebastian?«, erkundigte sich Annika amüsiert und sah ebenfalls zu Johannes, der gerade mit zwei anderen Jungs im Wasser herumalberte. Sie selbst hatte noch nie sonderliches Interesse an einem Jungen gehabt. Meistens waren die Jungs ihr einfach nur viel zu laut und zu kindisch.

»Ach sie sind einfach alle total zum anbeißen«, schwärmte Maria und Annika musste auflachen.

»Was denn?«, fragte Maria und nahm ihren Blick grinsend von den Jungs um Annika anzusehen.

»Du weißt, dass die einfach nur nervig sind und nach dem Training nichts als Ficken, Scheiße bauen und Saufen im Kopf haben, oder?« Mit ihren eigentlich ziemlich sinnigen Worten stieß sie bei Maria aber auf taube Ohren, weshalb sie das Thema wechselte.

»Hast du die Neue gesehen? Du kannst mir nicht sagen, dass sie keine Ambitionen hat, an bundesweiten Wettbewerben teilzunehmen, so wie sie schwimmt.«

»Vielleicht hat sie ja schon an welchen teilgenommen und wir haben sie nur nicht bemerkt?«, überlegte Maria und Annika schüttelte ihren Kopf.

»Nein, so ein Schwimmstil wäre mir und euch aufgefallen«, murmelte Annika und blickte zum Becken, in dem die Neue noch immer ihre Bahnen schwamm. Es reizte sie, selbst noch einmal ins Wasser zu gehen und sich völlig dem Gefühl hinzugeben, doch am Ende würde sich Annika nur wieder vor Maria und ihrer Trainerin verantworten müssen. Denn besonders ihre Trainerin achtete darauf, dass sie sich nicht verausgabte.

»Vielleicht«, meinte Maria abgelenkt und Annika wandte ihren Blick von der Neuen ab, die noch immer schwamm und folgte Marias Blick, der sie direkt auf Johannes Hinterteil führte. Annika blickte wieder weg und hielt ihre Gedanken für sich, stattdessen sah sie Maria an.

»Hast du schon alles gepackt für morgen?«, erkundigte sie sich und dachte daran, dass sie selbst nur noch ihr Laptop einpacken musste, während ihr Blick zurück zu der Neuen wanderte, die sich gerade elegant aus dem Wasser zog.

»Nein, dass mach ich heute Abend. Ist ja nicht viel. Klamotten können wir da ja waschen und vermutlich werden wir ohnehin die meiste Zeit im Schwimmbecken sein, oder nicht?«

Annika grinste schief und sah kurz zu Maria, die aber immer noch nur Augen für Johannes hatte.

»Vielleicht solltest du Kondome einpacken«, sagte Annika und    ließ sich etwas ins Becken nach vorne treiben, dann tauchte sie unter, packte Marias Füße und zog sie selbst unter Wasser. Annika tauchte wieder auf und lachte laut, als Maria kreischend ebenfalls wieder auftauchte.

»Das gibt Rache«, tönte Maria und Johannes war für den Moment vergessen. Sie jagten sich durch das hüfthohe Wasser,  versuchten sich gegenseitig unter Wasser zu ziehen und rauften sich so laut, das Frau Müller irgendwann mit der Pfeife an dem Becken stand und laut hinein blies.

»Mädchen, ich denke es ist genug für Sie beide«, rief Frau Müller ihnen dann zu, als sie mit dem Raufen innehielten.

»Das gilt auch für die Anderen, macht euch langsam auf den Weg in die Umkleide, es ist Schluss für heute.«

Etwas geknickt darüber, dass sie für heute schon fertig waren, wich Annika einem letzten Schwall Wasser grinsend aus und stieg schließlich aus dem Becken und machte sich mit Maria im Arm auf den Weg zu den Umkleiden.

»Sollen wir auf den Nachhauseweg noch ein Eis essen gehen?«, wollte Maria wissen, als sie die Duschen betraten.

Annika stimmte zu, noch die Eisdiele ihres Vertrauens aufzusuchen und begann sich, aus ihrem Badeanzug zu kämpfen. Sie stellte sich dann unter die Dusche, wusch sich gründlich und wickelte sich danach in ihr Handtuch ein und war im Begriff, in die Umkleide zu gehen, als ihr Blick auf einen nackten, knackigen Po fiel, der zu der Asiatin gehörte. Annika blickte schnell weg, als diese sich umdrehte und selbst nach dem Handtuch griff und machte sich eilig auf den Weg in die Umkleide. Dabei rannte sie Maria halb über den Haufen, die sie amüsiert ansah.

»Was denn los, du hast es doch sonst nie so eilig beim Duschen. Hast du deine Tage bekommen?«

»Ich hab richtig Bock auf Eis«, sagte Annika enthusiastisch, vermied es, sich umzudrehen und schob Maria in die Umkleide. Wo sich Maria belustigt begann an zu ziehen und die anderen Mädchen zu fragen, ob diese auch noch mit Eis essen gehen wollten.

»Wenn ich darf, würde ich auch gerne mit kommen«, erklang eine ihr unbekannte Stimme und Annika sah, wie die Neue Maria anlächelte. »Wäre doch gut, wenn wir uns alle schon einmal ein bisschen kennenlernen, bevor wir morgen 14 Tage lang aufeinander hocken.«

Annika gab sich die größte Mühe, die Neue nicht anzustarren, doch ein paar Mal konnte sie es sich nicht verkneifen und sah neben einem flachen muskulösen Bauch auch die kleinen, gut geformten Brüste. Weil weder Maria noch eines der anderen Mädchen dagegen Einwände hatte, kam es, dass sie sich zu Elft auf den Weg machten, nachdem sie von der Trainerin noch einmal eingetrichtert bekamen, zeitig schlafen zu gehen.

»Wart ihr schon einmal in diesem Camp?«, fragte Zaya die Gruppe, als sie es sich gemeinsam vor der Eisdiele auf den Stühlen bequem gemacht hatten. Annika hatte sich auf den Hinweg damit beschäftigt, was sie nun in der Dusche so irritiert hatte, dass sie kaum auf das Gespräch der Mädchen geachtet hatte, als sie sich auf den Weg gemacht hatten.

Immerhin war es ihr doch sonst nie so aufgefallen noch hatte sie auf die Körper der anderen Mädchen so geachtet.

»Nein, aber es soll wohl ganz schön sein«, antwortete Linda der Neuen und Annika riss sich aus ihren Gedanken.

»Ich hab einige Freunde aus anderen Schwimmteams, man kennt sich ja doch irgendwann, wenn man regelmäßig an Wettkämpfen teilnimmt«, begann Annika zu sagen. »Und nach den Erfahrungen meiner Freunde, soll es da richtig schön sein. Zwar nicht unbedingt etwas wo man Party machen kann, aber das juckt mich ohnehin nicht. Hauptsache ich kann schwimmen und wir können uns dort gut für den anstehenden Wettbewerb vorbereiten.«

»Die Chefin hat gesprochen«, scherzte Maria. »Also ich hätte nichts gegen eine Möglichkeit, etwas Alkohol zu kaufen und gemeinsam mit den Jungs zu chillen, wenn ihr wisst was ich meine«, schob Maria zwinkernd hinterher, was die anderen Mädchen zum lachen brachte. Annika rollte mit den Augen und bemerkte, dass auch Zaya weniger amüsiert schien, es aber deutlich besser als sie selbst verbarg. Annika bekam aus dem Augenwinkel mit, wie Zaya mit ihren noch leicht feuchten Haarsträhnen spielte, während sie sich mit einem der Mädchen darüber unterhielt, wieso sie kurz vor dem Abschluss die Schule wechseln musste. Sie hörte neugierig zu und tat gleichzeitig aber so, als würde sie Maria zuhören, die erzählte, dass einige der Jungs schon eine Party planten. Sie nippte an ihrem Eiskaffee und hörte Zaya gerade erklären, dass ihre Eltern sich geschieden haben und sie zu ihrem Vater und seiner neuen Frau gezogen war. Annika hörte deutlich Wut aus diesen Worten und fragte sich direkt, was da wohl vorgefallen war, besonders als sie sah wie Zaya es mit einem Lächeln überspielte und dann plötzlich in ihre Richtung sah. Dem Blick auszuweichen würde bedeuten, sie gab  zu, sie hätte sie heimlich angesehen. Weshalb Annika dem Blick standhielt und dabei bemerkte, dass Zaya wunderschöne blaue Augen hatte, in denen man sich bestimmt verlieren konnte, wenn man zu tief hinein sah.

Annika hatte erwartet, Zaya würde sie irgendetwas fragen wollen, doch sie sahen sich lediglich gegenseitig an. Annika zog fragend eine Augenbraue nach oben, was Zaya mit einem Schmunzeln kommentierte, aber nichts sagte und stattdessen beiläufig an ihrem Eis leckte. Dieses seltsame Interesse an Zaya nervte Annika, aber sie wollte auch nicht als erstes wegsehen oder tiefer darüber nachdenken, was genau so interessant an dem Mädchen war.

»Macht ihr einen Starr-Wettbewerb?«, erkundigte sich Maria, lehnte sich an Annikas Schulter und sah selbst zu Zaya und dann wieder zurück zu ihr und sagte eine Sekunde später: »Anni, das ist total gruselig, wie du sie anstarrst.«

Das brach den Blickkontakt und die anderen Mädchen lachten darüber. Annika ärgerte sich, dass sie doch verloren hatte.

Man lud Zaya in eine Messengergruppe, in der auch die Jungs des Schulteams waren, ein und verabschiedete sich einige Minuten später. Dabei umarmten sie sich wie immer alle gegenseitig und als Annika damit bei Zaya dran war, fühlte es sich irgendwie seltsam intim an, besonders als sie feststellte, dass Zaya nach Vanille und etwas wilderen, würzigeren roch.



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