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Moonlight Lovers

Sunday
von

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Kapitel 2 (deutsch)

Seit dem ersten Biss, waren ein paar Tage vergangen. Ein paar Tage in denen ich meine neuen Mitbewohner besser kennen lernte, oder es zumindest versuchte.

Ich war gerade in der Bibliothek und suchte nach Abendlektüre, mit der ich mich davon ablenken konnte, dass ich meine Vampirin nicht finden konnte. Sie war seit letzter Nacht verschwunden, ohne dass irgendjemand eine Idee hatte, wo sie sein könnte. Ich seufzte und in dem Moment ging die Tür auf.

„Oh ich…“ Ivan war gerade in den Raum gekommen und sah nun zur Seite. Sunday hatte uns kurz einander vorgestellt gehabt und auch das Gespräch war recht kurz gewesen. „Ich komme später wieder…“

„Halt! Stopp! Hiergeblieben!“ Rief ich und sah wie der Vampir zusammenzuckte und leicht erschrocken auf meinen Befahl zu mir starrte. „Wo du gerade hier bist, Ivan…“ Ich lächelte etwas und wurde rot. „Könntest du mir das Buch dort runter geben? Ich komme da nicht an…“ Tatsächlich hatte ich seit mehreren Minuten versucht, an eines der oberen Bücher zu gelangen – ohne Erfolg.

„Sicher…“ Der Vampir kam vorsichtig näher und schien mich nicht aus den Augen zu lassen, ehe er neben mir stand. „Das hier?“ Fragte er und gab mir ein Buch in einem alten Umschlag herunter. „Das… willst du lesen?“ Fragte er verwundert und reichte es mir.

„Eigentlich weiß ich nicht was ich lesen möchte… ich bin eher auf der Suche.“ Gestand ich und nahm ihm das Buch ab und blätterte darin herum. „Mh…“ Na großartig. Ich hatte mir ein Buch geben lassen, das ich nicht lesen konnte. „Könntest du es doch wieder hinauf stellen?“ Fragte ich und sah leicht zur Seite. Im Augenwinkel sah ich wie Ivan nickte und das Buch wieder an seinen Platz stellte.

„Für… Empfehlungen solltest du vielleicht Vladimir oder Raphael fragen…“ Murmelte er dann.

„Warum dich nicht?“ Fragte ich neugierig und nun war es Ivan der zur Seite sah und nervös an seinem Umhang zupfte.

„Naja…“ Begann er, brachte dann aber kein weiteres Wort heraus. „Ich… habe Comics in meinem Zimmer… wenn… du so etwas liest.“ Zum Ende hin, wurde er immer leiser und schien sich mehr und mehr in seinem Umhang verstecken zu wollen.

„Bisher habe ich immer nur Comics in Zeitschriften gelesen.“ Ich nickte. „Wenn du sie mir leihen würdest… würde ich sie gerne lesen.“

„Wirklich?“ Der Vampir sah mich an, mit einem Blick, den ich nicht zu deuten wusste. Aber eine Sache, fiel mir so deutlich auf, fasst als würde er es mir ins Gesicht sagen. Eine Sache… der ich dringend ein Ende setzten musste.

„Ivan. Sieh mich an.“ Befahl ich und der Vampir sah fast schon schüchtern zu mir. „An meinem Unfall… den Sturz aus dem Fenster…“

„Es tut mir so leid… ich wollte es nicht…ich…“

„Ruhe. Davon will ich nichts hören. Ivan, an dem Sturz bist du nicht schuld. Ich meine, du hast mich gebeten zu gehen und ich wollte erst hören als es zu spät war. Sicherlich könnte ich dir die Schuld geben und es würde vielleicht so vieles einfacher für mich machen… aber nein. Ich wollte nicht hören. Also gib dir nicht die Schuld daran… ich tue es jedenfalls nicht.“ Ich holte tief Luft und beobachtete Ivan, welcher die Worte langsam verarbeiten zu schien. „Sunday hat mir erklärt das du gewisse Schwierigkeiten hast. Ich weiß nicht ob ich dir dabei helfen kann, aber… ich würde dir gerne meine Freundschaft anbieten.“

Ein Lächeln huschte über seine Lippen und zaghaft nickte er. „Ich… danke. Ich weiß es sehr zu schätzen, obwohl ich nicht weiß ob meine Freundschaft dir etwas nütz…aber.“ Jetzt sah er mich direkt an und nickte erneut, während er breit lächelte und gerade als er etwas sagen wollte, ging die Tür erneut auf und wir sahen beide zum Eingang des Raumes.

„Hier bist du Ivan.“ Aaron trat ein und sah uns beide an. „Alles in Ordnung?“ Fragte er und Ivan und ich nickten synchron.

„Ja, alles bestens. Wir haben uns unterhalten und Ivan war so nett mir ein Buch vom Regal zu reichen.“ Erklärte ich schnell und Aaron nickte.

„Ihr seid mir keine Rechenschaft schuldig. Komm Ivan, wir müssen zusehen das du etwas zu dir nimmst. Jetzt ist die beste Zeit dafür…“

„Ähm, ja.“ Der jüngere Vampir nickte und verließ den Raum, sah dann aber noch einmal kurz zu mir, lächelte etwas und verschwand dann komplett. Einen Moment später war ich allein in der Bibliothek und setzte mich auf den Sessel. Ich hatte zwar immer noch keine Lektüre, aber das Gespräch mit Ivan war es wert gewesen.

Dann sah ich mich um. Wahrscheinlich würde ich heute kein Buch mehr finden, also verließ ich den Raum und spazierte in den Garten.

Es war eine mondlose Nacht und recht kühl, wie ich feststellen musste. Gut, eine kleine Runde durch den Garten und dann wieder hinein. Doch schließlich lenkte etwas anderes meine Aufmerksamkeit auf sich.

„Guten Abend, Vladimir.“ Begrüßte ich den Vampir, welcher sich selbst als Hausherr ansah. Er drehte sich zu mir um und nickte mir zu.

„Guten Abend.“ Dann wand er sich wieder ab und ich kam etwas dichter.

„Was tust du da?“ Fragte ich neugierig und beobachtete ihn, wie er eine der Pflanzen ausgrub. „Ich muss ein paar der Pflanzen umsetzten. Diese hier, kommen dort drüben hin.“ Erklärte er kurz und ich sah zu der Stelle, auf die Vladimir zeigte. Dann betrachtete ich die Blumen. Es waren kleine Blumen, die recht unscheinbar wirkten. Wären ihre Blüten nicht in einem so klaren Orange gefärbt, hätte man sie leicht übersehen können. „Vladimir? Was sind das für Blumen?“

„Tagetes. Wohl bekannter unter den Namen Studentenblume. Sunday hat diese Blumen hier gepflanzt. Aber bitte entschuldige mich, ich habe nur heute Zeit dafür.“ Sagte er und wand sich dann komplett ab.

Ich überlegte kurz, ob ich meine Hilfe anbieten sollte, entschloss mich dann jedoch, wieder hineinzugehen. Studentenblumen. Überlegte ich. Angeblich stand jede Blume für etwas. Ob Sunday was mit diesen Blumen verband?

Ich lief zurück in die Bibliothek. Vorhin hatte ich ein Buch über Pflanzen gesehen. Vielleicht konnte ich dort etwas finden. Doch kaum hatte ich das Buch gefunden, drang Lärm aus der Eingangshalle.

Eilig legte ich das Buch beiseite und lief aus dem Raum.

Fast wäre ich in Beliath gerannt, der sofort ein Lächeln aufsetzte als er mich sah.

„Guten Abend, meine Schöne. Du bist genau das, was wir jetzt brauchen.“

„Bitte?“ Fragte ich und Beliath seufzte. „Sunday ist wiederaufgetaucht und hat eine ziemlich schlimme Wunde. Ethan kümmert sich um sie, aber unser Sonnenschein will partout nicht mit der Sprache rausrücken, was passiert ist.“

„Und… jetzt soll ich sie fragen? Ist sie schwer verletzt? Wo ist sie?“ Sprudelte es aus mir heraus und der Vampir nickte.

„Sie sind ins Badezimmer gegangen und…“ Noch während Beliath sprach, ließ ich ihn stehen und rannte hinauf.

„Sunday!“ Rief ich, als ich die Tür aufriss und direkt schlug mir der Geruch von Blut entgegen.

„Raus!“ Knurrte Ethan, doch ich ignorierte ihn und betrachtete Sunday. Ihr Haar war Blut verklebt und auf ihren Rücken klafften zwei Wunden.

„Sunday…“ Murmelte ich und umrundete sie. Selbst auf ihrer Brust hatte sie eine kleinere Wunde. Sie sahs mit freiem Oberkörper vor Ethan und mir, während sie ihr Gesicht zu einem schiefen grinsen verzogen hatte. Jetzt erst sah ich die vielen Blutergüsse, welche auf ihrer dunklen Haut kaum auffielen.

„Was… ist passiert?“ Fragte ich und hockte mich hin, während sich die Luft mit dem beißenden Geruch von Desinfektionsmittel füllte.

„Ich… bin gestolpert.“ Fing sie an, während Ethan neben mir schnaubte.

„In eine Faust gestolpert und das direkt mehrmals…“ Knurrte er und Sunday lachte leise, verzog dann aber das Gesicht.

„Es ist alles gut. Es gab eine kleine Auseinandersetzung, ich habe alles geregelt… keine Sorge.“ Murmelte sie und Ethan strich ihr die Haare zur Seite, welche bis eben ihre Halsbeuge bedeckt hatte. Ich beugte mich über sie und sah genauer hin.

„Sind das…“ Fing ich erschrocken an.

„Bisswunden. Sie hat sich mit einem Vampir geprügelt.“

„Das stimmt doch gar nicht.“ Murmelte sie und sah zur Seite, dann ging die Badezimmertür auf und Vladimir stürmte herein, gefolgt von Beliath.

„Oh mein Gott, Sunday!“ Rief Vladimir und Sunday seufzte.

“Es geht mir gut… es ist alles bestens. Macht euch keine Sorgen. “ Murmelte sie, während sie sich von Ethan behandeln ließ.

„Darf ich mich hinlegen…oder wollt ihr mich noch ins Kreuzverhör nehmen?“ Fragte sie dann, als Ethan anfing seine Sachen einzuräumen. Ich sah zu den anderen Vampiren und schließlich nickte Vladimir.

„Wasch dir das Blut ab und ruh dich aus. Wir reden Morgen darüber was passiert ist.“

„Ja Mama.“ Murrte Sunday und Vladimir schnaubte leise, verließ dann aber mit Ethan und Beliath das Badezimmer. Nur ich blieb bei ihr.

„Sunday?“ fing ich an und suchte nach den richtigen Worten.

„Ich will nicht drüber reden. Bitte geh…“ Ihre Worte wirkten seltsam abweisend, gar nicht wie die Frau, die ich in den letzten Tagen kennen gelernt hatte. Ich beobachtete sie einen Moment, sah wie sie ihre zerfetzte Kleidung aufsammelte und dann ebenfalls das Badezimmer verlies, nur um zwei Räume weiter, im Badezimmer der Jungs zu verschwinden.

Ich seufzte, dann lief ich hinunter. Vielleicht konnten mir die anderen mehr erzählen. Im großen Salon fand ich die Vampire schließlich.

„Wir haben sie in der Nähe des Moondance gefunden, aber sonst war niemand zu sehen… und wäre jemand dort gewesen, hätten wir ihm die Fresse poliert.“ Knurrte Ethan und verschränkte die Arme.

„Als sie uns gesehen hat, hat sie auch erst versucht wegzulaufen…“ Fügte Beliath hinzu und sah dann zu mir. „Hast du noch etwas aus ihr rausholen können?“ Fragte er mich und ich schüttelte den Kopf, während ich errötete, da und die Blicke aller Anwesenden auf mir lagen.

„Sunday… hat mich weggeschickt. Aber ich versuch es später nochmal…“ Murmelte ich und senkte den Blick. Die Vampire diskutierten noch eine Weile darüber was Sunday passiert sein könnte und warum sie nicht reden wollte. Ich hatte nur noch halbherzig zugehört und war dann einfach losgegangen, um nach meiner Vampirin zu sehen. Mittlerweile wusste ich auch, wo sie schlief, also steuerte ich den Dachboden an.

„Sunday?“ Rief ich, als ich die Tür öffnete und dann langsam die Treppen hinauf ging, welche bei jeder Stufe leise knarzte. Zwischen all den Alten Sachen, welche meinen Eltern gehörten, und teilweise sogar noch den Besitzern davor, hatte Sunday ihr Lager aufgeschlagen. Sie hatte eine Fläche freigeräumt, eine Decke ausgebreitet und in einer kleinen Kommode ihre Sachen verstaut. Auffällig waren wohl der Schlafsack und die Verlängerungsschnur. Denn neben dem Schlafsack, lag ihr Laptop und dir Handy. Mittlerweile wusste ich, dass Vladimir eine Abneigung gegen die moderne Technik hatte, weswegen es keinen Fernseher hier im Haus gab, was sehr … bedauerlich war. Aber auch wenn ihre Sachen hier waren, von ihr selbst fehlte noch jegliche Spur.

Plötzlich vibrierte das Telefon und auf dem Bildschirm leuchtete eine Nachricht auf. Von Neugier gepackt, beugte ich mich hinunter und tippte auf den Bildschirm.

„…dich drum gekümmert? Sei vorsichtig.“ Lass ich und horchte in die Dunkelheit. Einen Moment spielte ich mit dem Gedanken, das Telefon zu nehmen und herauszufinden, was genau geschrieben wurde, doch indem Moment knarrten die Stufen und wenig später erschien Sunday.

„Eloise… ich habe dir gesagt das ich nicht reden will.“ Fing sie direkt an und setzte sich.

„Ich mach mir Sorgen… sowie die anderen auch.“ Murmelte ich und setze mich zu ihr. „Außerdem. Ist es schon etwas her, das du das letzte Mal etwas zu dir genommen hast.“ Fügte ich schnell hinzu. „Ich möchte das du mich beißt. Du brauchst mir nicht sagen was passiert ist…aber ich möchte das du etwas trinkst.“

Ein Lächeln umspielte die Lippen der Vampirin und sie nickte.

„Danke.“ Sagte sie leise und nahm mein Handgelenk, das ich ihr hinhielt. Ich sahs in der Hocke und Sunday neigte sich hinunter. Wenige Augenblicke später, vergrub sie ihre Fangzähne in mein Fleisch und trank. Als sie ihren Kopf hob, waren nur kleine feine Bissspuren zurückgeblieben. Ich sah auf mein Handgelenk und dann auf Sunday, welche sich ihrem Handy zu wand. „Eine Frage…. Eine Frage beantworte ich dir. Dann würde ich gerne schlafen.“ Sagte sie schließlich und ich überlegte. Sicherlich wäre es am einfachsten zu fragen, was ihr passiert war. Wem sie getroffen hatte, doch ehe ich mich versah, sprudelten die Worte von allein aus meinem Mund.

„Die Blumen… Vladimir hat gesagt, dass du die Studentenblumen gepflanzt hast. Warum… Studentenblumen?“ Fragte ich dann und Sunday stand die Überraschung deutlich ins Gesicht geschrieben. Dann lachte sie.

„Für diese Frage hätten dich die anderen jetzt sicher gescholten… aber gut.“ Sie klopfte mit ihrer Hand neben sich, um mir zu verstehen zu geben, mich zu ihr setzten und kaum sahs ich bei ihr, legte sie die Decke um sich und mich.

„Diese Blumen… werden auch Totenblumen genannt. In Mexiko gibt es den Tag der Toten, den Día de Muertos. Dem Volksglauben nach, kehren die Seelen der Verstorbenen an diesem Tag zurück, um ihren Familien ein Besuch abzustatten. Ich mag den Gedanken hinter diesem Feiertag und bin auch oft schon währenddessen in Mexiko gewesen. Ich... habe zwar keine Familie mehr, keine Fotos, die ich aufstellen könnte, aber ich höre mir gerne die Geschichten dort an.“ Erklärte sie und lächelte schwach. „Ich habe damals diese Blumen von einem alten Mann geschenkt bekommen und gehütet wie einen Schatz. Als ich herkam und den Garten sah… musste ich sie einfach hier pflanzen.“

„Kommst du aus Mexiko?“ Fragte ich nach und Sunday schüttelte den Kopf.

„Nicht direkt… nun ja… früher gab es dort noch andere Völker und Religionen. Ich bin 1500n nChr. geboren…im aztekischen Reich.“

Mir klappte der Mund auf.

„Eine Aztekin? Wie… in den Büchern? Du… ich meine… ich hätte niemals gedacht, dass du von dort kommen würdest.“ Stammelte ich und Sunday lachte.

„Ich habe meinen aztekischen Glauben schon vor langer Zeit abgelegt. Ich war 19Jahre alt, als die spanischen Eroberer in unser Land kamen… Hernán Cortés, sagt dir vielleicht etwas aus den Geschichtsbüchern. Ich wünschte sein Schiff wäre untergegangen, bevor es unsere Küste erreicht hätte.“ Sie seufzte schwer, doch dann schüttelte sie den Kopf. „Egal. Ich würde mich jetzt gerne hinlegen.“

Ich nickte und stand auf. „Erzählt… du mir später mehr über dein Leben und… deiner Vergangenheit dort?“ Fragte ich und Sunday nickte. „Natürlich.“

Damit verabschiedete ich mich und verließ den Dachboden. Gedankenverloren ging ich den Flur entlang. Azteken. Vielleicht hätte Vladimir Bücher darüber in der Bibliothek. Ich würde ihn am nächsten Abend fragen, und ansonsten, könnte ich vielleicht in der Bücherei der Stadt welche finden.

Schließlich sah ich auf und sah Raphael vor mir stehen und zuckte zusammen.

„Ich wollte dich nicht erschrecken. Verzeih. Wie geht es Sunday?“ Fragte er direkt mit sorgenvoller Miene.

„Sie hat etwas getrunken, aber wollte nichts erzählen.“ Fasste ich zusammen. „Nun zumindest nicht was passiert ist. Aber, sie hat mir von ihrer Herkunft erzählt. Wusstest du… dass sie eine Aztekin ist?“ Fragte ich neugierig und Raphael nickte.

„Sie hatte es mal erwähnt. Ziemlich erstaunlich nicht? Aufgrund ihres Glaubens und Vorstellungen, hat sie eine ganz andere Verbindung zu ihrem Vampirleben als der Rest von uns.“

„Wie meinst du das?“ Fragte ich neugierig und Raphael legte leicht den Kopf schief.

„In den aztekischen Glauben, haben sich die Götter für die Menschen geopfert und würden daher nach Blut verlangen. Sie erwarteten von den Menschen, dass sie ebenfalls Opfer bringen würden, um die Welt am Leben zu erhalten. Sunday sagte, dass das Blut das wertvollste Opfer gewesen wäre und den Erhalt der Sonne und des Lebens garantierte.“ Erklärte er kurz und lächelte schwach. „Aber sie wird es dir sicherlich genauer erklären können…“ Fügte er hinzu und ich nickte.

„Raphael… weißt du, ob es in der Bibliothek Bücher darüber gibt?“ Fragte ich nach und der Vampir überlegte kurz und schüttelte dann den Kopf.

„Wenn, dann kann ich sie wohl nicht lesen. Aber Vladimir wird dir mehr dazu sagen können. Frag ihn am besten Morgen danach. Wenn du mich nun entschuldigen würdest, die Sonne geht bald auf.“

Ich nickte, selbst wenn Raphael es nicht sehen konnte.

„Natürlich, ich wollte dich auch gar nicht lange aufhalten.“ Eilig verabschiedete ich mich von dem Vampir und lief hinunter in mein Zimmer.

Als ich mich ins Bett verkroch, starrte ich noch eine Weile zum Fenster hinaus, ehe ich vom Schlaf übermahnt wurde.

Verschlafen blinzelte ich, als ich wach wurde. Die Sonne schien draußen noch und ich beschloss, mich einfach umzudrehen und weiter zu schlafen. Doch etwas ließ mich aufhorchen. Das Knarren der Dielen im Flur, die Schritte die genau vor meiner Zimmertür endeten. Ich drehte mich zur Tür, als diese einen Spalt breit geöffnet wurde, doch konnte ich nicht erkennen, wer dort war, da diese gleich wieder zugezogen wurde. Irgendetwas flüsterte mir zu, dass es besser wäre, die Tür abzuschließen, nicht hinaus in den Flur zu gehen, um nachzusehen. Doch meine Neugier siegte und ich rannte auf den Flur. Es war niemand mehr zu sehen, also eilte ich die Treppen hinab.

Aus der Küche kamen Stimmen. Sie stritten sich… und langsam schlich ich hinüber und lauschte an der Tür. Es war eindeutig Sundays Stimme. Aber wer war der Mann? Als die Stimmen verklangen, blieb ich einen Moment, wie gelähmt stehen, ehe ich langsam rückwärts schlich und dann hinauflief. Doch mein Zimmer erschien mir plötzlich seltsam bedrohlich. Ich hatte es nicht betreten und doch wehrte sich in mir alles, dort hinein zu gehen.

Wohin sollte ich? Einen der Jungs wecken, zu Sunday hinunter, oder doch in mein Zimmer gehen? Ein Knarren der Dielen ertönte in der Ferne, dann rannte ich los. Ohne drüber nachzudenken, eile ich in das zweite Stockwerk und hämmerte an Ivans Tür.

„Ivan!“ Schrie ich und wenige Momente später, öffnete der Vampir seine Zimmertür und sah mich verschlafen an.

„Eloise? Was…“

Ich ließ ihn nicht ausreden, sondern quetschte mich an ihm vorbei und schloss die Tür. Ich lies mich mit dem Rücken an der Tür hinab gleiten und setze mich auf den Boden. „Da war jemand… jemand wollte zu mir ins Zimmer. Dann… war da Sundays Stimme, sie schien sich mit jemanden zu streiten … mit einem Mann… aber ich kenne die Stimme nicht. Aber mein Zimmer… es… ich konnte nicht dort hinzurück. Es hat sich angefühlt als ob… dort jemand wäre… ich weiß es klingt seltsam… aber ich… ich hatte plötzlich so panische Angst und…“ Tränen rannen mir über die Wange, während meine Hände zitterten und mein Herz bis zum Halse bebte. Ich merkte wie Ivan sich neben mich setze und mir seine Decke um die Schultern legte. „Es tut mir leid… ich bin dann einfach losgerannt…“ Flüsterte ich und Ivan schüttelte den Kopf.

„Entschuldige dich nicht. Ich war eh noch wach… Sunday war vorhin in der Stadt. Ich habe sie dort gesehen… manchmal, geht sie mit mir zusammen dorthin. Aber heute schien sie mich gar nicht bemerkt zu haben…“ Murmelte er. „Vielleicht… vielleicht solltest du mit einem der anderen darüber reden? Sie sind sicherlich eine bessere Hilfe als ich.“ Ivan seufzte, zog die Beine an und legte die Arme darum.

Eine Weile verharrten Ivan und ich in der Stille, ehe mein Blick auf die Comics fiel, welche auf dem Fußboden lagen. Gerade als ich danach fragen wollte, klopfte es an der Tür und Ivan und ich sprangen zeitgleich auf, zumal ich mich hinter dem blonden Vampir versteckte.

„Ivan? Ist Eloise bei dir?“

Sundays stimme drang durch die Tür.

„Ja… es ist offen, komm rein.“ Sagte er und einen Moment später, öffnete Sunday die Tür. „Hey… alles ok bei dir? Du warst doch vorhin noch in deinem Zimmer… und dann plötzlich weg.“ Sagte sie und sah mich besorgt an.

„Dann… warst du das?“ Fragte ich nach und sie legte den Kopf schief.

„Ich wollte nach dir sehen, aber bin dann umgedreht, weil mein Handy geklingelt hat. Ein Freund hat mich angerufen und naja…“ Sunday lächelte etwas. Doch irgendetwas passte nicht in das Puzzle, etwas stimmte hier nicht.

„Ich wollte mich entschuldigen, weil ich gestern so abweisend war…“ Sagte sie und ich nickte.

„Schon ok.“ Murmelte ich und sah zu Ivan, welcher mit den Schultern zuckte.

„Außerdem… habe ich vorhin etwas super cooles in der Stadt entdeckt. Ich konnte deswegen nicht so lange warten…, sondern wollte es dir direkt zeigen.“ Sie holte einen Zettel aus ihrer Tasche und faltete ihn auseinander. „Das Kaufhaus, hat dieses Wochenende verlängerte Öffnungszeiten. Bis Mitternacht… und ich wollte gerne mit dir shoppen gehen.“ Sagte sie fröhlich und ich musste lächeln. Die ganze Situation war so seltsam, so irreal. Die Angst, die ich vor wenigen Minuten noch hatte, war mir selbst mit einmal so peinlich. Ich hatte Gespenster gesehen, wo keine waren.

„Ivan… tut mir leid, dass ich dich gestört habe.“ Sagte ich leise und der Vampir schüttelte den Kopf.

„Schon gut.“ Er nickte lächelnd und ich verließ mit Sunday das Zimmer. Sie begleitete mich in meines und mit mulmigem Gefühl betrat ich dieses. Es war niemand hier. Sunday hatte mich in mein Zimmer begleitet, verabschiedete sich dann aber um sich nochmal hinzulegen. Auch ich kroch unter die Decke, nachdem ich abgeschlossen hatte und ließ die letzte halbe Stunde nochmal Revue passieren. Irgendetwas war seltsam an der Sache und ich würde wohl rausfinden müssen was es war.

Ich war tatsächlich wieder eingeschlafen und erwachte erst wieder nach Einbruch der Nacht. Eilig stand ich auf und machte mich fertig, ehe ich mein Zimmer verließ und hinuntereilte. Ich hörte die Stimmen der Vampire aus dem großen Salon und schlich hinein.

„Du willst uns also wirklich nicht sagen was passiert ist?“ Fragte Vladimir genervt und Sunday nickte.

„Es geht nur mich etwas an und gewöhnlich wäre ich gar nicht mehr hier, sondern schon längst wieder auf Reisen. Diese kleine Prügelei war eine einmalige Sache, um die ihr euch nicht kümmern solltet.“ Versicherte Sunday und grinste.

„Nur das du jetzt nicht aus Reisen bist, sondern wohl erstmal hierbleibst. Wenn also irgendetwas passieren könnte, nur weil du hier bist… sollten wir es wissen.“ Mischte sich Aaron ein und Sunday sah zur Seite. „Du bringst die Gruppe in Gefahr und auch deine Blutmagd.“ Fügte er hinzu und Sunday seufzte.

„Er wird euch nichts tun. Und auch Eloise nicht. Ich bin die einzige, die seine Zielscheibe ist. Solange ihr euch nicht einmischt, habt ihr nichts zu befürchten.“

„Heißt also, wenn er dich in Stücke reißt, sollen wir also so tun, als hätten wir nichts gesehen und einfach weitergehen?“ Fragte Ethan und Sunday nickte.

„Ja. Und falls er etwas von mir übriglässt, die Einzelteile zusammen sammeln und in die Sonne werfen. Am Liebsten zu meinen Blumen…“

Stille breitete sich aus und niemand wusste was er sagen sollte. Schließlich war es Sunday, die das Schweigen brach. „Zieht nicht solche Gesichter. Wäre ich unterwegs und er würde mich töten, würdet ihr es nicht mal mitkriegen… nur euch vielleicht wundern, warum ich nicht mehr zu Besuch komme die nächsten Jahre.“ Sie lachte und gab der ganzen Sache einen so bitteren Beigeschmack das mir schlecht wurde. Ich hörte noch Sundays lachen und wie die anderen Vampire dagegen protestierten, doch dann verließ ich einfach den Raum und ging in den Garten. Ich brachte frische Luft und ließ mich einfach auf die Gartenbank nieder, lehnte mich nach hinten und atmete die kühle Nachtluft ein.

„Eloise? Ist alles in Ordnung bei dir?“ Es war Aarons Stimme, der sich zu mir setzte. „Du bist ganz blass um die Nase.“

Ich schüttelte den Kopf.

„Ich glaube… ich habe die ganze Sache zu … zu … naiv betrachte. Ich fand es interessant, wie sich mein Leben entwickeln würde. Hier zwischen Vampiren. Wie eine Romanfigur, nur das ich es wirklich erlebte. Andere lesen davon in Büchern und mir passiert so etwas. Aber ich habe nie daran gedacht…, dass das diese Welt viel düsterer ist, wie ich sie mir vorstellte.“ Gestand ich und seufzte. „Glaubst du… er würde sie wirklich töten? Passiert… so etwas häufig unter Vampiren?“ Ich sah Aaron an und er neigte den Kopf.

„Ich kenne diesen Vampir nicht. Die anderen versuchen noch etwas mehr über ihn in Erfahrung zu bringen. Aber manchmal kommt es vor, dass Vampire sich töten… dafür muss es aber wirklich schwerwiegende Gründe geben.“

„Verstehe…“ Murmelte ich und sah in den Sternenhimmel.

Die restliche Nacht war recht ereignislos. Sunday hatte kein Wort mehr verraten und sich stattdessen auf den Dachboden verkrochen.

Auch die nächsten Nächte passierte nicht viel. Ich verbrachte die Zeit mit dem Lesen von den Comics, die Ivan mir geliehen hatte und die Vampire gingen jeder für sich seinem Alltag nach.

Aber als das Wochenende anstand, waren Sunday und ich für die Abenddämmerung verabredet. Ich eilte hinunter zur Eingangshalle, wo sie bereits auf mich wartete.

„Guten Abend.“ Rief sie fröhlich und trug diesmal einfachere Kleidung und nicht wie gewöhnlich die schwarzen Klamotten und Netzstrümpfe. Eine Jeans, ein Top und eine Stoffjacke, sowie Turnschuhe.

„Können wir los?“ Fragte sie und ich nickte.

„Ja. Ist der Weg eigentlich weit von hier?“ Fragte ich und sie schüttelte den Kopf.

„Bis zur Stadt und dann die Bushaltestelle vorm Moondance. Aber komm… beeilen wir uns.“

Damit gingen wir los. Auf den Weg plauderte Sunday vergnügt und erzählte mir, wonach sie alles gucken wollte. Zumal sie auch eine kleine Liste von den Jungs aus dem Gutshaus bekommen hatte.

Eine Stunde später, waren wir beim Kaufhaus und ich sah mich aufgeregt um.

„Es ist Ewigkeiten her, dass ich hier war.“ Murmelte ich und folgte Sunday, welche fröhlich voran lief. Dann blieb sie stehen und sah sich um.

„Wollen wir zuerst die Sachen von meiner Liste kaufen… oder uns zuerst einfach so umsehen?“ Fragte sie und ich überlegte.

„Vielleicht können wir beides irgendwie kombinieren? Laufen wir doch einfach alle Geschäfte nach und nach ab.“ Schlug ich vor und sie nickte. Eine Sache, die ich bereute, da Sunday wirklich in jedes Geschäft mit mir ablief. War es der Spielzeugladen, bis hin zu Schmuck, Kleidung über Bücher und am Ende die elektronische Abteilung. Völlig k.o. setzte ich mich auf eine Bank, in der Nähe einer Fressbude. Sunday stellte einmal sämtliche Einkaufsbeutel ab, um dann wortlos loszueilen. Ich passte auf die Einkäufe auf und sah dann zu ihr, als sie mit einem Getränk und einer Kleinigkeit zum Essen wiederkam.

„Hier... du hast eine Pause verdient.“ Sagte sie und als erstes nahm ich ihr die Limonade ab und trank etwas.

„Danke. Das war wirklich nötig…“ Ich merkte wie ich rot wurde und als ich mit dem Essen anfing, sah ich über die Einkaufstaschen. Ein Teil hatte sie gekauft und einen Teil ich. Aber dank Sunday hatte ich nun wohl genug Klamotten für die nächsten Jahre.

„Denkst du… ich kann das eine Kleid demnächst tragen?“ Fragte ich dann.

„Warum nicht? Es ist perfekt, um auf Partys allen den Kopf zu verdrehen und wenn du möchtest gehe ich demnächst mal mit dir ins Moondance.“

Ich nickte und als ich fertig gegessen hatte, nahmen wir unsere Einkäufe und verließen das Einkaufszentrum.

„Ah…ich habe was vergessen. Bitte warte hier.“ Rief ich und verwirrt sah Sunday mich an, nickte dann aber nur, während ich zurücklief und den Bücherladen ansteuerte. Eilig huschte ich durch die Regale, ehe ich mit jemanden zusammenstieß, wobei meine Bücher zu Boden fielen.

„Oh... bitte Entschuldigen Sie. Ich habe nicht aufgepasst…“ Sagte ich schnell, während ich merkte wie ich rot wurde und hastig die Bücher aufsammelte.

Der Mann kniete sich hin und hob eines der Bücher auf.

„Die Azteken, Das alte Mexiko…“ Lass er und lächelte etwas. Seine Stimme klang so sanft, dass ich ihr ewig hätte zuhören können. „Interessieren Sie sich dafür, junges Fräulein?“ Fragte er, stand auf und reichte mir die Hand, um mir hoch zu helfen. Das weiße Haar war zusammengebunden und er lächelte mich charmant an. Als ich merkte, dass ich ihn anstarrte, wurde ich rot, nickte zaghaft und nahm die Bücher an mich.

„Ja ich… es ist für eine Geschichtsprojekt.“ Sagte ich schnell. Ich musste weg, ehe er mich komplett in seinen Bann zog. „Guten Abend noch.“ Ohne auf ein weiteres Wort zu achten, eilte ich zur Kasse, bezahlte und lief nach draußen zu Sunday.

„Alles in Ordnung?“ Fragte sie und hielt den Beutel auf, damit ich die Bücher hineintun konnte.

„Ja… alles bestens.“ Bestätigte ich und wir machten uns auf den Heimweg. Doch noch während wir auf den Bus warteten, fing es an zu regnen und Sunday gab mir ihre Jacke zum Überziehen.

„Damit du dich nicht erkältest.“ Sagte sie und hob die Einkäufe, als der Bus kam. Wir bezahlten die Fahrkarten und setzten uns. Die Fahrt über sah ich aus dem Fenster und die Vampirin stupste mich an, als wir ankamen.

Wir liefen durch die Straßen, bis Sunday stehen blieb und sich umsah. Noch immer regnete es, doch ihre Aufmerksamkeit schien ganz der Musik zu gelten, welche durch ein offenes Fenster drang. Dann stellte sie die Tüten ab, so das kein Regen hineingelangen konnte und zog ihre Schuhe aus.

„Zu diesem Lied… wollte ich schon immer mal im Regen tanzen.“ Erklärte sie mir und hielt mir ihre Hand hin. „Darf ich bitten?“ Sie lachte und um nichts in der Welt, hätte ich ihr diesen Wunsch abschlagen können.

Ich zog ebenfalls meine Schuhe aus, dann trat ich zu ihr in den Regen und sie zog mich an sich. Der Regen prasselte hernieder, durchweichte unsere Kleidung und tropfte aus unseren Haaren. Wie gebannt betrachtete ich die Vampirin, die hellgrünen Augen, welche auf mich gerichtet waren, sowie das liebevolle Lächeln auf ihren Lippen. Dann senkte sie ihren Kopf etwas und warum auch immer stellte ich mich auf Zehenspitzen, doch ehe unsere Lippen sich berührten, zerriss ein gellender Schrei die Nacht und wir fuhren zeitgleich herum.

„Scheiße…“ Fluchte sie und nahm mich bei der Hand. „Wir müssen nach Hause!“

„Aber …was ist …“ Doch ich konnte nicht weitersprechen. Sunday warf die Einkäufe, über die Schultern und zog mich hinter sich her. So liefen wir den Weg bis ins Gutshaus.

Erst dort ließ sie mich los und scheuchte mich ins Haus, während sie hinter sich die Tür schloss.

„Wir sind wieder da!“ Rief sie und strich sich das nasse Haar aus dem Gesicht. Ihre als auch meine Kleidung klebte an unseren Körpern und das Wasser tropfte hinab.

„Ich… werde das hier in mein Zimmer bringen.“ Sagte ich und nahm meine Einkäufe und lief die Treppen hinauf. Nachdem ich die Sachen ins Zimmer gebracht hätte, würde ich mir ein Bad einlassen und dann gab es da noch eine Sache, über die ich mir wohl dringend Gedanken machen sollte.
 

Kapitel Ende



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