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Wie Hijikata Weihnachten stahl

von

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Zu Weihnachten ist man besonders nett zueinander

24. Dezember
 

Endlich war er fertig.

Hijikata zündete sich eine Zigarette an und pustete den Qualm in den kalten Nachthimmel, während er von weitem auf das Haus blickte, in das er gerade seine letzte Lieferung gebracht hatte.

Jeder Lieferung hatte er einen maschinell geschrieben Brief beigefügt, dass diese Pakete vom Weihnachtsmann kamen und Stillschweigen darüber herrschen musste, da sonst der Grinch käme und ihnen vielleicht nicht nur die Pakete nähme. Hijikata hatte überlegt, mit seinen Drohungen noch etwas ins Detail zu gehen, aber wenn eines der Kinder einen solchen Brief las, wäre das doch vielleicht etwas zu grausam gewesen.

„So ein Mist“, hörte er plötzlich eine Stimme neben sich – und wenn er diese Stimme nicht sofort hätte zuordnen können, wäre er eventuell beunruhigter gewesen.

„Wenn du so etwas tust“, fuhr die Stimme fort, „wirkst du altes Mayomonster ja beinahe menschlich.“

„Sag nicht, dass ausgerechnet du mir auf die Schliche gekommen bist.“ Hijikata drehte sich in die Richtung, aus der die Stimme kam.

„Bitte, für Detective Gintoki war das doch ein Kinderspiel.“

„Du weißt schon, dass ich dich jetzt töten muss?“

„Na na.“ Gintoki winkte ab. „Es ist doch Weihnachten. Da wollen wir doch alle nett zueinander sein. Leugne nicht, dass du nett sein kannst. Ich weiß schließlich, was du diesen Winter getan hast.“

„Pah. Das hat mit nett sein nicht zwingend etwas zu tun.“

„So? Das heißt deine Grinch-Robin-Hood-Nummer, bei der du den Reichen die Geschenke klaust, um sie an Waisenhäuser zu verteilen, war nur eine Laune, oder wie?“

„ERSTENS HAT DAS MIT DEM GRINCH NICHTS ZU TUN“, Hijikata räusperte sich, „zweitens musste ich mit dem Zeug ja irgendwohin. Diese Lösung hier erschien mir praktisch. Zwei Fliegen mit einer Klappe.“

„Und warum hast du all das überhaupt gemacht? Langeweile? Übersiedlung zur dunklen Seite? Gibt das Klauen dir einen Kick, den deine eingeschlafene Beziehung dir nicht mehr liefern kann?“

„WAS REDEST DU DA FÜR EINEN STUSS?!! Ich war nur genervt davon, dass die Leute den Sinn für Weihnachten verloren haben. Allen geht es nur noch um Gewinnmaximierung, Selbstdarstellung, das Anhäufen von Dingen. Keine Spur von Nächstenliebe, Wertschätzung und dem ganzen Mist, der wirklich wichtig ist. Die Leute, denen ich die Geschenke geklaut habe, wussten nicht einmal, was weg war, weil es so viel Zeug war. Selbst wenn dieses Fest für uns keine religiöse Bedeutung hat, geht es trotzdem darum, an etwas Gutes und Ehrliches zu glauben. So wie das kleine Mädchen am Ende ihren Glauben an den Weihnachtsmann wiederfindet. Und die Leute, die vor dem Gerichtsgebäude darauf warten, dass Mr. Kringle ….“ Hijikata brach den Satz ab, ehe sich seine Augen mit noch mehr mit Tränen füllten.

„Aww“, frotzelte Gintoki, „du hast ein weiches Herz unter dieser harten und hässlichen Schale ...“

„ICH WERDE DICH TÖTEN!!“

„Na na. Ist doch immer noch Weihnachten.“

„Wie hast du mich eigentlich überführt? Sag mir nicht, weil wir uns so ähnlich sind.“ Hijikata nahm einen tiefen Zug von seiner Zigarette.

„So ein Quatsch. Wir sind uns überhaupt nicht ähnlich.“ Gintoki nahm sich eine der Zuckerstangen und zog an ihr wie an einer Zigarette. „Aber die Raucherei gefährdet deine Gesundheit. Deine zwei Spezialisten von Kollegen wären dir natürlich nie auf die Schliche gekommen. Weil du mit deinem Gestank immer in ihrer Nähe bist, nehmen sie ihn gar nicht wahr.“

„Hah.“ Hijikata stieß ein kurzes, ironisches Lachen aus. „Wirst du es ihnen jetzt sagen?“

„Lass das Schwert stecken. Ich werde ihnen nur sagen, dass der Fall gelöst ist. Vorausgesetzt, du machst nicht wieder Ärger.“

„Nein, das war anstrengend genug.“

„Oh, und du schuldest mir Geld für meinen Verdienstausfall. … Lass das Schwert stecken. Ich kann ja jetzt schlecht in das Waisenhaus marschieren und den Kindern wieder die Geschenke wegnehmen, um sie der Göre zu geben, der Kagura gerade ein ganz besonderes Geschenk von Sadaharu unter den Baum legt.“
 

Gintoki musste nicht einmal das Quartier der Shinsengumi betreten. Kondo saß auf der Straße, verkleidet als Weihnachtsmann und mit einem fetten, blauen Auge im Gesicht, und neben ihm stand Okita.

„Ich hab es Ihnen gesagt, Chef. Otae-san zu überraschen klingt nach einer schlechten Idee.“

„Vielleicht versuch ich es zu Silvester noch mal. Huh? Was will der denn hier?“ Auf Kondos Anmerkung hin bemerkte auch Okita Gintoki.

Nein. Die hätten den Fall nie gelöst.

„Wen haben wir denn da? Es sind das Rentier mit der blutenden Nase und seine narkotisierte Elfe.“

Okita hatte die Hand schon am Schwert, als Gintoki fortfuhr: „Na na. Es ist tatsächlich immer noch Weihnachten. Ich wollte euch ja nur sagen, dass euer Grinch keinen Ärger mehr machen wird.“

Beide Shinsengumimitglieder sahen ihn erstaunt an.

„Was? Wieso?“ Kondo sprang auf. „Hast du ihn geschnappt?“

„Sozusagen.“

„Und wo ist er?“, fragte Okita.

„Ruht sich davon aus, Geschenke an die Armen zu verteilen.“

„Häh? Wie jetzt, der Typ hat die gestohlenen Sachen an Arme verteilt?“ Kondos Augen blinzelten heftig.

„Jap, total der Wohltäter, obwohl er echt aussieht wie ein fieser Verbrecher. Ehrlich, der tatsächliche Grinch ist eine Schönheit verglichen mit dem.“

„Kommen Sie zum Punkt, Sakata-san“, unterbrach ihn Okita. „Ich habe heute noch viel Schlaf vor mir.“

„Kannst du nicht wenigstens so tun, als hättest du 'Arbeit' statt 'Schlaf' sagen wollen?!“ Im Grunde seines faulen Herzens war Gintoki neidisch auf Okita, der mehr Schlaf als er bekam und trotzdem ein besseres Gehalt verdiente. „Wie dem auch sei. Ist nur so'n Tipp von mir am Rande, quasi ein Geschenk, weil Weihnachten ist, aber es wäre wahrscheinlich besser für euren Shinsengumikegelclub und euren trotz allem erschreckend guten Ruf, wenn ihr die Sache damit einfach ruhen lassen würdet.“

„Was soll das denn-“, fing Okita an, doch er brach plötzlich ab, als ihm ein Licht aufging.

„Wir können den Kerl doch nicht einfach laufen lassen“, widersprach Kondo.

„Wieso denn nicht? Hat bei euch irgendeiner der Geschädigten noch mal nachgefragt? Bei uns nicht. Die vermissen ihren Krempel nicht einmal.“

„Das ist wahr. Aber, aber-“

„Chef“, wandte Okita ein, „ich fürchte, der Herr von der Alles Agentur versucht uns zu sagen, dass es einer unserer Leute war.“

„Hääääääh?!“ Kondo fasste sich entsetzt an den Kopf. „Ich wusste, Yamazaki langweilt sich!“

„Äh, nein.“ Gintoki seufzte. „Ich weiß zwar nicht, wer das noch mal war, aber der war's nicht.“

Plötzlich ging Okita ein weiteres Licht auf. „Moment. Nein. Nein. Nicht der! Ich hab mich die ganze Zeit schon gefragt, wo er war, während die neuen Folgen Wonderful Wormgirl liefen ...“

Jetzt war es an Gintoki, erschrocken zu sein. „Was?! Wonderful Wormgirl läuft wieder? Krise, das hab ich nicht mitgekriegt! Hat Hamster Noir schon herausgefunden, dass sein Vater der Böse bei Boruto ist?“

„Nein, so weit sind die doch nicht. Aber dafür finden wir bald heraus, ob es einen neuen Vize-Kommandanten geben wird.“ Okita grinste diabolisch.

„Wie? Was? Moment, meinst du-?“ Man konnte Kondo denken sehen. „TOSHI?! NEINNEINNEIN, das kann nicht sein. Toshi war das?? Toshi ist unter die Verbrecher gegangen??“

Gintoki nickte nur, während er sein Hauptaugenmerk auf das Bohren in seiner Nase legte.

„Sogo!“ Kondo packte den Anderen am Kragen. „Du weißt schon, dass das deine Schuld ist!“

„Wieso das denn?“

„Weil du ihn beim Wichteln ausgeschlossen hast!“

„Immer langsam, Chef. Vielleicht hat das Klauen ihm auch nur einen Kick gegeben, den er in seiner eingeschlafenen Beziehung nicht mehr bekommt.“

„Nö, das ist es nicht. Hab gefragt“, warf Gintoki ein.

„Der arme Toshi“, lamentierte Kondo weiter. „Seit er weiß, dass sein Lieblingsweihnachtsfilm zu Weihnachten nicht läuft, war er schon deprimiert. Hätte ich doch nur früher bemerkt, wie schlecht es ihm dadurch ging, dann wäre er kein Verbrecher geworden!“

„Was für'n Film eigentlich?“, fragte Gintoki.

„Äh, Das Wunder von dem Mann, den ich hatte, glaube ich“, antwortete Kondo.

„Klingt schon wieder nach dem falschen Genre. Können wir Hijikata dann jetzt einsperren?“, fragte Okita hoffnungsvoll. „Oder sollen wir ihn gleich töten?“

„Nein, nichts dergleichen“, widersprach Kondo streng. „Erstens ist er unser Freund, zweitens können wir uns nicht die Blamage erlauben, zuzugeben, dass einer von uns die Diebstähle durchgeführt hat. Dann müssten wir alle dran glauben. Wie sollen wir ihn jetzt auf den Pfad der Tugend zurückbringen?“

Ihr seid die Letzten, die den Weg dahin finden würden, dachte Gintoki und seufzte tief. „Na schön, na schön. Da ja Weihnachten ist und ich auf gar keinen Fall als Held der Serie schlechter dastehen kann als dieser qualmende Nebencharakter – ehrlich, der taugt doch null zum Vorbild, wieso hat der so viele Fans? – will ich euch helfen.“

„Sakata-san, wissen Sie wirklich wie wir Toshi wieder von der schiefen Bahn herunterkriegen?“ Kondo sah Gintoki mit erstaunlich großen, glitzernden Augen an.

„Macht's einfach möglich, dass dieser Film gezeigt wird. Am besten öffentlich. Oh, und passt auf, dass es wirklich der richtige Film ist. Ich will keinen Ärger mit dem Jugendschutz kriegen.“
 

25. Dezember
 

„Oh, Toshi!“

Hijikata erwachte aus einem sehr kurzen Schlaf einer sehr kurzen Nacht, als Kondo ihm weinend um den Hals fiel.

„Toshi, du musst die dunkle Seite verlassen und zu uns auf die helle Seite zurückkehren!“

„Der einzige, der gerade nicht sehr helle wirkt, bist du.“ Hijikata streifte Kondo von sich und stand auf. „Was soll das? Was redest du da überhau … oh.“ Der Idiot von der Alles Agentur hatte ihn also tatsächlich auffliegen lassen.

Mit strenger Miene stand Kondo ebenso auf. „Lass mich dir sagen, dass ich dein Verhalten alles andere als gutheiße. Wenn so etwas noch mal passiert, dann muss ich dich tatsächlich-“

„Ja, schon klar. Das war eine einmalige Sache. Soll das heißen, ich komm jetzt noch mal davon?“

„Du musst mir bei deinem Leben, nein, warte, was ist dir denn wichtiger ...äh, bei aller Mayonnaise der Welt versprechen, dass du so etwas nie wieder tust.“

Hijikata zündete sich eine Zigarette an. Dass Kondo ihm selbst das durchgehen ließ. Der Mann war wirklich viel zu gutmütig. „Ich verspreche es.“

„Chef!“ Yamazaki rief von außen in das Zimmer hinein. „Wir sind fertig!“

„Fertig?“ Hijikata warf einen fragenden Blick zu Kondo, der ohne auf die Frage zu antworten ihn am Ärmel packte, ihm auf dem Weg noch einen Schal umlegte (war schließlich kalt draußen und Toshi sollte sich nicht erkälten) und ihn nach draußen in die Stadt schleifte.
 

An einer Außenseite des Terminals hing eine riesige Leinwand. Zig Schaulustige hatten sich schon auf dem Platz davor versammelt und warteten gespannt, was hier wohl passieren mochte.

„Hey. Hey. Hey! Was ist hier los?“ Hijikata befreite sich endlich von Kondos Griff und sie blieben stehen.

„Das wirst du gleich sehen.“ Kondo hatte ein unheimliches Grinsen im Gesicht. Hätte er das nicht ständig gehabt, wäre Hijikata weitaus beunruhigter gewesen.

„Ich hatte den Grinch weniger hässlich in Erinnerung.“ Okita tauchte mit übellauniger Miene vor ihnen auf.

„Sogo, es ist Weihnachten“, ermahnte Kondo ihn. „AußerdemwirderunsdasnächsteMalbestimmtermordenwennihmwiederzuvielgegendenStrichgehtalsoversuchwenigstensnettzuihmzuseinumunserallerWillenichbittedich“, fügte er hastig flüsternd hinzu.

Grummelnd zog Okita von dannen und rannte in den Weihnachtsmann, dessen Bart mal wieder schief im Gesicht hing.

„Warum das lange Gesicht, mein Junge, ha ha ha“, sagte Katsura in der wohl schlechtesten Darbietung, die je ein Kaufhausweihnachtsmann abgeliefert hatte.

„Der blöde Grinch wird nicht bestraft, nur weil er Geschenke an arme Kinder verteilt.“

„Den Film hab ich aber anders in Erinnerung. Ist das diese neumodische Fassung mit Jim Carrey?“

„Hmm“, Sogo betrachtete den Weihnachtsmann nachdenklich, „ich denke, immer noch, du kommst mir bekannt vor.“

„Äh, ja? Ja! Natürlich! Ich kenne dich auch. Ich sehe dich, wenn du schläfst, ich weiß, wann du wach bist, ich weiß, ob du unartig oder artig warst-“

Okita verpasste ihm eine Ladung Pfefferspray. „Spanner.“ Und er ging weiter, um von der Elfe noch ein paar Zuckerstangen zu kriegen.
 

„Sakata-san!“

Gintoki, Shinpachi, Kagura und Sadaharu standen auf dem Platz vorm Terminal und drehten sich um. Es war Okanebaka-san mitsamt Tochter und Frau.

Krise, dachte Gintoki, die werden sich bestimmt für Sadaharus Weihnachtsüberraschung bedanken wollen, die Kagura ihnen unter den Baum gelegt hat.

„Wir wollten uns für die Weihnachtsüberraschung bedanken.“

„HÄH?!“

„Meine Tochter ist schwer zu amüsieren, aber über Ihr … besonderes Geschenk unterm Baum musste sie sehr lachen. Und da sagte sie, wenn sie so einen Spaß hat, braucht sie gar keine teuren Dinge und ich glaube, sie hat Recht.“

„Wie denn, was denn?“, fragte Gintoki beinahe fassungslos. „Das Ganze hier nimmt noch so'ne moralische Wendung??“

„Shhht! Haltet jetzt die Klappe, der Film fängt an!“, rief Kagura.
 

„Was?“ Hijikata blinzelte ungläubig die Leinwand an. „Das Wunder von Manhattan? Wie, wie ist das möglich?“

„Das war nicht leicht“, sagte Kondo.

„Also, eigentlich“, warf Yamazaki ein, „war ich da-“

„Das war sogar ganz schön schwierig, diese Vorstellung hinzubekommen“, fuhr Kondo fort.

„Ja, das war es. Ich habe die ganze Nacht-“

„Aber du sollst wissen, Toshi, für dich sind mir keine Mühen zu groß.“

„Ich hab das alles-“

„Shht, Yamazaki, der Film fängt an.“
 

Und während die Bewohner der Stadt gebannt auf die Leinwand blickten und mit Mr. Kringle und Susan mitfieberten, Okita sich fleißig Notizen darüber machte mit was für Methoden die Gegenspieler versuchten Mr. Kringle hereinzulegen und Gintoki Elizabeth noch ein paar Zuckerstangen abnahm, heulte Hijikata Rotz und Wasser, während es ihm endlich doch noch ganz weihnachtlich warm ums Herz wurde.


Nachwort zu diesem Kapitel:
In Erinnerung an das Jahr, in dem das deutsche Fernsehen es nicht auf die Kette gekriegt hatte, „Das Wunder von Manhattan“ zu zeigen. Wie. Kann. Man. Nur.
Ich hoffe, euch hat die Geschichte gefallen und dass sie euch schön in Festtagsstimmung gebracht hat. Lasst dem Weihnachtsmann Kekse und mir gerne Kommentare da. ;)
Frohe Weihnachten euch allen! Komplett anzeigen

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