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Das Geheimnis der Kleeblattinsel

von

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Buch 2 - Kapitel 7

Buch 2 – Kapitel 7

Aus den Chroniken der Kleeblattinsel:

„Die Auserwählten haben das erste Rätsel lösen können. Auch haben sie ein weiteres Kartenstück erhalten. Doch Tosh Kamar hat andere Pläne mit unserer schönen Insel. Iduna, wir flehen dich an, beschütze unsere Freunde.“

San Diego, Kalifornien, Vereinigte Staaten von Amerika, 04. September 1916

Um 5:00 morgens war der Zug aus Belize in San Diego eingetroffen. Unterwegs waren jedoch mehrere Wechsel nötig, da die verschiedenen Eisenbahngesellschaften bei den Gleisen verschiedene Spurweiten bevorzugten. Diese Wechsel sorgten für ungewollte Unterbrechungen, während der Reise. Und um ein Haar hätten die Deutschen die kleine Reisegruppe erwischt. Denn die Lok, die den Zug von Tijuana nach San Diego bringen sollte, hatte ein defektes Lager. Eine Ersatzlok musste her. Diese kam erst am späten Abend. Die Deutschen Agenten hatten tief in die Tasche greifen müssen, um an die Information über den Aufenthaltsort des Quintetts zu kommen.

Es war spät am Abend, die Sonne war schon untergegangen, als die Reservelok endlich bereit gestellt und komplett bekohlt und mit Wasser versorgt war. Allerdings gab es ein paar US-Staatsbürger, die mit dem deutschen Kaiserreich sympathisierten. Sie hatten nahe der Grenze zu den USA ein paar Baumstämme über die Gleise gelegt. So hatten die Deutschen die nötige Zeit, den Zug einzuholen und die fünfköpfige Reisegruppe festzusetzen.

Die deutschen Agenten hatten den Zug schon fast erreicht, als Lokführer und Heizer die Baumstämme endlich beiseite geschafft hatten. Dirk Hemmler hatte die deutschen Verfolger schon entdeckt, als der Zug endlich anfuhr. Der Heizer der gesunkenen Goeben konnte ein schadenfrohes Grinsen nicht unterdrücken, als er sah, dass ihre Verfolger aufgeben mussten. Doch unmittelbar hinter der Grenze stieg ein hochrangiger Beamter des deutschen Geheimdienstes zu. Er setzte sich in die Nähe der kleinen Gruppe und tat so, als würde er Zeitung lesen. Phil Taylor beobachtete ihn misstrauisch. Dann wandte er sich an den Deutschen.

„Kuck mal unauffällig da rüber. Wir haben Gesellschaft.“, sagte er zu Dirk.

Dirk Hemmler wandte den Kopf.

„Kennst du den Typ?“, fragte ihn Phil Taylor.

„Nur den Namen. Das ist Klaus Jürgens. Er ist der Chef der US-Sektion 218

des deutschen Geheimdienstes. Dem deutschen Botschafter persönlich unterstellt.“

„Na das kann ja heiter werden.“, sagte Lars Eric Holm.

Als der Zug schließlich in San Diego ankam, fing der Agent die Gruppe ab.

„Sie wollen bitte mitkommen, Herr Hemmler.“, sagte er zu seinem Landsmann.

Doch so schnell, wie ihm Dirk Hemmler sein Messer an die Kehle hielt, konnte Klaus Jürgens nicht mal mit den Knien schlottern.

„Seine Majestät der Kaiser wird auf meine Dienste verzichten müssen. Ich habe wichtigeres zu tun.“

„Das interessiert den Kaiser nicht, Herr Hemmler. Ich habe den Befehl, sie umgehend auf das nächste Schiff nach Hamburg zu bringen. Man hat sie als Heizer der Besatzung des Linienschiffes „König“ zugeteilt. Sie haben ihren Dienst unverzüglich anzutreten, Herr Hemmler.“, sagte Klaus Jürgens.

„Sag mal bist du taub? Ich habe gerade eben den Dienst quittiert. Sag das seiner Exzellenz dem Botschafter.“

„Das ist Befehlsverweigerung. Dafür bringe ich sie vors Kriegsgericht.“, sagte Klaus Jürgens zu seinem Landsmann.

„Versuchen sie es. Denn ich werde nie wieder einen Fuß auf deutschen Boden setzen.“

Ein Bus brachte die kleine Reisegruppe zu einem Hotel in der Innenstadt von San Diego. Elvira Mendoza ließ noch eine Nachricht für den Archäologen aufsetzen, um ihm mitzuteilen, dass sie in der Stadt war. Danach bezog man die Zimmer. Klaus Jürgens suchte die nächste Telegrafenstation auf und schickte ein Telegramm an den deutschen Botschafter in Washington, um ihm mitzuteilen, dass Dirk Hemmler desertiert, und somit fahnenflüchtig war. Doch mit einer schnellen Rückantwort rechnete der Chef der US-Sektion von Abteilung III b nicht, obwohl der Botschafter als Repräsentant des deutschen Kaiserreichs selbst Befehle erteilen konnte. Denn wahrscheinlich wollte sich Johann Heinrich Graf von Bernstorff rückversichern und bei Wilhelm II. um Instruktionen nachsuchen.

San Diego, Dienstag 5. September 1916

Um 9:00 Uhr morgens traf eine Nachricht des Archäologen im Hotel der Freunde ein. Dr. Robert Harris bat um ein Treffen in einem der nobelsten Restaurants der Stadt. Die vier Freunde wurden misstrauisch. Es konnte ja schließlich sein, dass dieser Bursche versuchen könnte, sie finanziell über den Tisch zu ziehen. Der Archäologe hatte Verständnis. Als Zeichen seines guten Willens schickte er 219

seine Assistentin. Dirk Hemmler staunte nicht schlecht, als er die junge Frau entdeckte, die mit eleganten Schritten das Hotel betrat.

Sie war 1,68 m groß und hatte lange, schwarze Haare. Außerdem hatte sie ein hübsches ovales Gesicht mit verführerischen grünen Mandelaugen. Doch die warme, sanfte Stimme riss den Deutschen wieder aus seinen Gedanken.

„Guten Morgen, Gentlemen. Mein Name ist Lucy. Habe ich die Ehre mit den Herren Dirk Hemmler, Lars Eric Holm, Jewgeni Moskrovnovitch und Phil Taylor?“, fragte sie gerade heraus.

„Sie kommen wohl gleich zur Sache, was?“

„Ich halte mich nie lange mit langweiligen Vorreden oder irgendwelchen unsinnigen Phrasen auf, Mr. Taylor.“, sagte Lucy.

„Hat Dr. Harris sie geschickt?“

„Hat er. Er nimmt es ihnen nicht übel, dass sie ihm nicht vertrauen.“

„In welchem Verhältnis stehen sie eigentlich zu ihm, Miss…?“

„Lee. Lucy Lee. Ich bin Dr. Harris Assistentin.“, sagte Lucy.

„Warum die Einladung?“

„Dr. Harris will sie erst einmal kennenlernen, bevor sie sein allerheiligstes betreten dürfen.“, gab Lucy Auskunft.

„Solange wir nicht die Rechnung bezahlen müssen, ist alles in Ordnung.“

Lucy lachte.

„Machen sie sich keine Sorgen, Gentlemen. Dr. Harris übernimmt alle Kosten.“, sagte sie.

„Na hoffentlich. Ich habe nämlich keine Lust noch Teller abzuwaschen.“

Pünktlich um 12:00 Uhr betraten die vier Freunde das Restaurant. Dr. Robert Harris erwartete sie bereits. Der Archäologe war ein 48 Jahre alter, 1,65 m großer Mann mit einem runden Gesicht und braunen Augen. Seine braunen Haare hatte er an den Seiten bis zu den Ohren geschnitten und der Pony war etwas verwuschelt. Auffällig war auch der Schnurrbart unter der breiten Nase. Bekleidet war der Archäologe mit einem schwarzen Anzug, schwarzen Socken und schwarzen Herrenschuhen. Dazu trug er ein weißes Hemd. Seinen grauen Mantel hatte Robert Harris an einem Kleiderständer aufgehängt.

Als er seine Assistentin mit den vier Seeleuten sah, umspielte ein freundliches Lächeln seine Lippen. 220

„Ah! Schön, dass sie meiner Einladung doch noch folgen konnten, Gentlemen.“, sagte er, nachdem sich die vier Freunde gesetzt hatten.

Während des Essens betrieben die fünf Männer eine eher belanglose Konversation. Es konnte sein, dass entweder deutsche Spione oder Tosh Kamars Handlanger im Restaurant anwesend waren.

Am Ende des Mittagessens sprach Robert Harris erneut eine Einladung an die vier Freunde aus.

„Nun, nachdem ich weiß, dass ich ihnen vertrauen kann, Gentlemen, wäre es mir eine Freude, ihnen mit meinem Wissen weiterzuhelfen. Wie wäre es, wenn sie heute Abend um 18:30 Uhr auf ein Glas Whisky bei mir vorbeikommen?“, sagte er.

„Schön. Wir kommen. Aber keine Dummheiten.“

„Mr. Taylor, ich kann verstehen, dass sie immer noch Skepsis hegen. Aber ich möchte eines zu bedenken geben: Ohne meine Hilfe, werden sie das Rätsel nicht lösen können.“, sagte der Archäologe.

„Welches Rätsel, Dr. Harris?“

„Meine alte Freundin, Elvira Mendoza, hat mir von einem Hinweis berichtet, der auf einem ihrer Kartenstücke handschriftlich festgehalten wurde.“, sagte Dr. Harris.

Die vier Freunde kehrten ins Hotel zurück. Dort trafen sie sich auf dem Zimmer von Phil Taylor.

„Irgendetwas passt mir an dem Kerl nicht.“, sagte der Engländer.

„Und was, Briderchen?“

„Ich weiß nicht. Aber ich hab kein gutes Gefühl bei dem Typen.“

„Jetzt mach mal halb lang. Er vertraut uns. Also sollten wir zumindest versuchen, Dr. Harris zu vertrauen, Phil.“, sagte Dirk.

„Na von mir aus. Aber eins garantiere ich euch, Freunde. Wenn ich merke, dass uns dieser Bursche über den Tisch ziehen will, dann bekommt er meinen Dampfhammer zu spüren.“

Um 17:00 Uhr holte Lucy, Dr. Harris Assistentin, die vier Freunde ab. Mit dem Bus ging es in eines der nobleren Viertel von San Diego. Die vier Freunde kamen gerade am Haus von Dr. Harris an, als sie vier vermummte Gestalten sahen, die sich dem Gebäude näherten. Den Freunden war klar, dass diese Kerle nichts Gutes im Sinn hatten. Leise schlichen sie an ihre Gegner heran. Als sie 221

nahe genug heran waren, gab Dirk Hemmler ein Signal.

„ZUGRIFF!“, rief er.

Die vier Männer bekamen einen Schreck und versuchten zu fliehen, doch die Auserwählten waren schneller. Einer prallte mit Phil Taylor zusammen und zückte ein Messer. Doch Dr. Harris Assistentin entwaffnete ihn mit einem Handkantenschlag. Phil Taylor lachte süffisant.

„Hat dir schon mal einer mit ‘nem Vorschlaghammer nen Scheitel gezogen?“, fragte er seinen Gegner, ehe er ihm einen Dampfhammer auf den Kopf verpasste.

Ein anderer wollte Dirk Hemmler einen Kinnhaken verpassen, bekam aber einen Schlag, der ihm einen Spin verpasste. Er taumelte rückwärts, und direkt in einen rechten Haken von Lars Eric Holm.

„Nächstes mal gibt’s nicht nur ein paar hinter die Ohren…“, sagte Lars und verpasste seinem Gegner einen linken Haken, „dann bring ich auch gleich ne Keule mit.“, sagte er dann.

Ein dritter wollte Jewgeni, dem Russen, einen Tritt verpassen. Doch dieser konnte den Tritt abfangen. Als Antwort gab es einen Schlag auf die Zehen. Der Mann schrie auf, wurde aber mit einem Schlag auf den Kopf niedergestreckt.

Für das Gaunerquartett war dieser Raubzug ein völliges Desaster. Eine Polizeistreife nahm die Männer fest. Der leitende Offizier, ein dicklicher übereifriger Polizist im Dienstgrad eines Seargants wollte gerade Dirk Hemmler in Gewahrsam nehmen, als Dr. Robert Harris aus dem Haus kam. Der Archäologe erkannte sofort den Ernst der Lage.

„Einen Moment mal Seargant.“, sagte er.

„Ah! Sie sind’s Dr. Harris. Wollen sie gleich ihre Aussage zu Protokoll geben?“

„Keineswegs. Ich wollte sie vielmehr bitten, die vier Gentlemen doch bitte in Ruhe zu lassen. Außerdem erwarte ich die Herren.“, sagte Robert Harris.

„Das das gegen die Vorschriften ist, brauche ich ihnen wohl nicht zu sagen, oder?“

Robert Harris wurde es langsam zu bunt. Dennoch bemühte er sich um Fassung.

„Sehen sie die Sache doch mal so, Seargant. Diese vier Männer haben ihnen diese Burschen doch mehr oder weniger auf dem Silbertablett serviert, oder? Also lassen sie mal ruhig die Fünfe gerade sein.“, sagte er dann.

„Na gut, meinetwegen.“

Der Archäologe bat die vier Freunde, ihm in sein Haus zu folgen. In 222

seiner Bibliothek kam Robert Harris gleich zur Sache.

„Darf ich mir ihre Karte einmal ansehen?“, fragte er.

Dirk Hemmler reichte ihm die Karte. Der Archäologe sah sich die Karte an und nahm gleich danach mehrere Fotos zur Hand. Dann blickte er die Freunde an.

„Ich weiß, was es mit dem Hinweis auf sich hat. Er lautet doch „Suchet im Ah Mucen Cab.“, nicht wahr?“, sagte er

„Dann bitte.“

„Es ist ein Gebäude. Gemeint ist der „Tempel des herabsteigenden Gottes“. Er wird in der Mayasprache Ah Mucen Cab genannt.“, erläuterte Dr. Harris.

„Verstehe. Das heißt, dass wir erst nach Tulum reisen müssen, bevor wir uns auf den Weg nach Europa machen?“

„Sie können dem Hinweis auch nicht nachgehen. Aber ich möchte zu bedenken geben, dass ihnen dadurch vielleicht ein wichtiger Hinweis entgeht, der zum Versteck des Opals führen könnte.“, sagte Robert Harris.

„Das leuchtet ein. Aber ich frage mich die ganze Zeit, was diese vier Flitzpiepen hier wollten. Die waren ganz sicher nicht zufällig in der Nähe.“

„Da fällt mir was ein, Jewgeni. Als wir bei Elvira waren, waren doch auch so drei kriminelle Schmierlappen aus heiterem Himmel dort aufgetaucht.“, sagte Lars Eric Holm.

„Du hast Recht. Und wenn mich mein Gedächtnis nicht täuscht, wollten die Kerle von Elvira das Stück einer Karte.“

„Jetzt, wo du es sagst, Dirk. Möglich, dass diese vier Typen, bei ihnen genau dasselbe vermuten.“, sagte Phil Taylor.

Robert Harris sah die vier Freunde der Reihe nach verwirrt an. Doch dann ging ihm ein Licht auf.

„Ich glaube, ich weiß worauf die Herrschaften hinaus wollen.“, sagte er und ging zu einem Tresor, der in die Wand eingelassen war.

Dieser wurde durch ein Bild des englischen Schlachtschiffes HMS Barham verdeckt. Robert Harris öffnete den Tresor und holte ein Stück Papier heraus. Er legte es an die schon vorhandenen Stücke und prüfte, wo sein Stück passen könnte. Als er die passende Stelle gefunden hatte, faltete er sein Stück zusammen, und gab es Dirk Hemmler.

„Nehmen sie mein Kartenstück mit. Bei ihnen ist es in den richtigen Händen. Meine Assistentin wird sie auf ihrer weiteren Reise begleiten.“, sagte Robert 222

Harris. Dann verabschiedete er sich von den vier Freunden und seiner Assistentin.

„Leben sie wohl, Gentlemen. Und sie auch, Miss Lee. Vergessen sie nie, was ich ihnen beigebracht habe.“, sagte er.

„Kommen sie denn nicht mit, Doktor?“

„Nein, Miss Lee. Ich bin langsam zu alt, um weiter im Sand nach verlorenen Städten oder verlorenen Artefakten zu graben. Ich habe all mein Wissen an sie weitergegeben. Jetzt ist es an ihnen, es auch zu nutzen, Miss Lee.“, sagte Robert Harris.

„Danke, für ihr Vertrauen, Doktor Harris. Aber ich habe das Gefühl, dass ich noch nicht alles weiß. Dass ich noch mehr von ihnen lernen könnte.“

„Nein, Miss Lee. Die Vorlesungen sind zu Ende. Jetzt beginnt der Ernst des Lebens für sie. Ab jetzt müssen sie sich die Dinge selbst beibringen. Leben sie wohl. Und für sie, meine Herren, eine gesunde und glückliche Reise.“, sagte er zum Abschluss.

Es war Phil Taylor, der das letzte Wort hatte.

„Vielen Dank, Dr. Harris. Und es tut mir leid, dass ich ihnen gegenüber so misstrauisch war. Ich bitte sie hiermit um Verzeihung.“, sagte er. 223



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