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Das Geheimnis der Kleeblattinsel

von

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Buch 2 - Kapitel 5

Buch 2 – Kapitel 5

Aus den Chroniken der Kleeblattinsel:

„Mit Lars Eric Holm hat der letzte der Auserwählten unsere schöne Insel erreicht. Doch ihre Reise beginnt erst jetzt. Iduna allein weiß, welch schreckliche Hindernisse unsere vier Helden noch werden überwinden müssen. Doch der Tag der Erfüllung von Tosh Kamars Fluch rückt unaufhaltsam näher. All unsere Hoffnungen ruhe nun auf den Schultern von Dirk Hemmler, Jewgeni Moskrovnovitch, Phil Taylor und Lars Eric Holm.“

Freitag, 25.August 1916 Jelenas Palast auf der Kleeblattinsel

Königin Jelena und ihr neuer Lebensgefährte Phil Taylor, der einzige Überlebende des Untergangs der HMS Glorious, saßen gemeinsam beim Frühstück im großen Speisesaal. Jean Pierre, ihr persönlicher Diener trat ein. Die erste Königin Oamarus wandte ihm den Kopf zu, als er sich räusperte.

„Was gibt es, Jean Pierre?“, fragte Jelena.

„Mylady, eure Cousine Königin Wioletta und Dirk Hemmler sind gerade eingetroffen.“

„Führe sie in die Bibliothek und sage ihnen, dass wir bald kommen.“, sagte Königin Jelena.

Jean Pierre nickte.

„Na dann wollen wir mal.“, sagte Phil Taylor.

„Wir wollen meine Cousine nicht warten lassen. Geduld war leider noch nie Wiolettas Stärke.“

Admiralität, Stockholm, Schweden 25. August 1916

Die Nachricht vom Verlust der Fylgia traf das schwedische Königreich bis ins Mark. Und wie schon bei der Versenkung der LUSITANIA durch U20 wurde anklagend mit dem Finger auf Wilhelm II. gezeigt, weil er ein Schiff eines neutralen Landes in neutralen Gewässern hatte versenken lassen. Aus Wien kam umgehend ein Glückwunschschreiben, in dem Kaiser Franz Joseph dem deutschen Kaiser zur Versenkung des schwedischen Panzerkreuzers aufs herzlichste gratulierte.

In seinem Büro saß Admiral Louis Palander an seinem Schreibtisch. Er ging gerade einige Berichte durch, als es an der Tür klopfte. 199

Die Tür öffnete sich und sein persönlicher Adjutant Magnus Ericsson trat ein. Doch er war nicht allein gekommen. Eine Frau begleitete ihn.

„Sie wissen doch, dass Frauen keinen Zutritt zu militärischen Gebäuden haben, Ericsson.“, sagte Admiral Palander.

„Unter normalen Umständen würde ich ihnen zustimmen, Admiral. Aber meine Frau kennt ein Besatzungsmitglied der Fylgia.“

„Um welches Besatzungsmitglied handelt es sich?“, fragte Louis Palander.

Die Ehefrau seines Adjutanten räusperte sich. Magnus Ericssons Vorgesetzter betrachtete sie genauer. Pernila Ericsson war 1,66 m groß und hatte schulterlange schwarze Haare. Admiral Palander sah Sorge in ihren großen braunen Augen. Tränen schimmerten darin. Pernila Ericsson hatte einen leicht gebräunten Teint. Ein Zeichen dafür, dass sie viel draußen an der frischen Luft war. Der Körper der jungen Frau wies kein Gramm Fett zu viel auf. Für den Admiral war klar, dass Pernila Ericsson gerne Sport trieb. Louis Palander wollte schon seine Frage nach dem Besatzungsmitglied der Fylgia wiederholen, da kam auch schon die Antwort von Pernila Ericsson selbst.

„Es handelt sich um den ersten Offizier, Lars Eric Holm, Sir Amiral.”, sagte sie mit tränenerstickter Stimme.

„Woher kennen sie ihn, Miss Ericsson?“

„Er ist mein Cousin, Sir.“, sagte Pernila Ericsson.

„Dann ist Gunnar Christian Holm, der erste Kanzler unseres Königs…“

„Mein Onkel. Ja Sir, er ist der Bruder meines Vaters.“, sagte Pernila.

„Leider haben wir noch keine konkreten Informationen, was den Verbleib ihres Cousins betrifft, Miss Ericsson, das einzige, was ich ihnen anbieten kann, ist das sie es als erste erfahren, wenn es Neuigkeiten von Lars Eric Holm gibt.“

„Tack, Sir Amiral.”, sagte Pernila Ericsson.

In diesem Moment öffnete sich die Tür und Gunnar Christian Holm, der erste Kanzler von König Gustav V. betrat den Raum. Als er seine Nicht sah, war er zuerst nicht sehr erfreut, doch als er den Grund für ihre Anwesenheit erfuhr, hatte er schon Verständnis, immerhin ging es auch um seinen Sohn.

„Admiral Palander, unser König hat beschlossen, an der Seite der Alliierten in den Krieg einzutreten. Die Vereinigten Staaten haben uns ein gerade frisch in Dienst gestelltes Schlachtschiff der Florida-Klasse geschenkt. Von den Engländern bekommen wir noch einen Schlachtkreuzer der Renown-Klasse. Und Kaiser Yoshihito hat uns ein Schiff der Kongo-Klasse bauen lassen.“, sagte er zum Flottenchef. 200

„Berlin und Wien werden alle Hebel in Bewegung setzen, um dafür zu sorgen, dass die neuen Schiffe nie bei uns ankommen.“

Es war Pernila Ericsson, die sich in die Konversation eingeschaltet hatte.

„Dessen ist man sich in Washington, London und Tokio sehr wohl bewusst, liebe Nichte. Man hat bereits für eine entsprechend starke Eskorte gesorgt. Arvid Friedrich Graf Taube von Odenkat, unser Außenminister, wird dem deutschen Botschafter in genau 10 Minuten die Note mit der Kriegserklärung Schwedens an Deutschland und Österreich übergeben.“, sagte der erste Kanzler.

Flottenbasis Karlskrona, Schweden, 25. August 1916

Der Leiter des Stützpunkts staunte nicht schlecht, als er sah, dass neue Schiffe angekommen waren. Irgendwie mussten sie durch die Blockade gekommen sein. Am meisten aber überraschte ihn, dass diese Schiffe die schwedische Flagge trugen. Denn, und das wusste er, diese Pötte waren nicht schwedischer Bauart.

Am auffälligsten war die „Drottningholm“, benannt nach dem gleichnamigen Schloss. Der Leiter der Flottenbasis in Karlskrona erkannte sofort, dass es sich um ein Schlachtschiff er amerikanischen Florida-Klasse handelte. Das Schiff war 159,0 m lang und 26,9 m breit. Der Tiefgang der „Drottningholm“ betrug 8,6 m. Das neue schwedische Schlachtschiff wog voll beladen 23.400 Tonnen und brauchte 1.001 Mann Besatzung. Die Maschine leistete 40.511 PS und übertrug diese Kraft über vier Wellen auf vier dreiflügelige Schrauben. Damit war die „Drottningholm“ in der Lage eine Höchstgeschwindigkeit von 22,08 Knoten zu erreichen.

Die Bewaffnung des Schlachtschiffes bestand aus fünf 30,5-cm-Geschützen, von denen zwei am Bug, einer mittschiffs und zwei achtern am Heck untergebracht waren. Auf der Backbord- und der Steuerbordseite waren 16 12,7-cm-Schnellfeuergeschütze verbaut. Dazu kamen zwei Flak-Geschütze mit einem Kaliber von 7,6 cm und zwei 3,7-cm-Geschütze sowie zwei Torpedorohre für 53,3-cm-Torpedos.

Neben der „Drottningholm“ lag die „Gotland“. Der Kommandeur des Marinestützpunktes erkannte sofort die japanische Kongō-Klasse. Mit ihren 214 Metern war die „Gotland“ größer als die „Drottningholm“ und mit 28 Metern auch breiter. Dies bedeutete auch ein höheres Gewicht. Denn die „Gotland“ wog stattliche 28.000 Tonnen. Das höhere Gewicht brachte auch einen höheren Tiefgang mit sich. 8,8 Meter betrug er bei der „Gotland“. Im Gegensatz zur wesentlich kleineren „Drottningholm“ brauchte dieses Schiff 220 Mann Besatzung mehr, also 1.221 Mann. Die Maschine der „Gotland“ leistete 64.000 PS und machte eine Höchstgeschwindigkeit von 27 Knoten möglich. Die „Gotland“ besaß eine Doppelruderanlage und hatte vier Propeller mit drei Blättern.

Die „Gotland“ war eine waffenstarrende Kampfmaschine. Vorn am Bug waren zwei der insgesamt vier Zwillingstürme mit ihren gefürchteten 35,56-cm-Geschützen montiert. Einer hinter dem zweiten Schornstein und der 201

letzte achtern am Heck. Dazu kamen noch 16 15,2-cm-Schnellfeuergeschütze, sowie vier 7,62-cm-Geschütze und vier Torpedorohre für Torpedos mit 53,3 cm Durchmesser.

Daneben lag der Schlachtkreuzer „Gotska Sandön“. Der Experte erkannte sofort die Renown-Klasse der Engländer. Dieser Schlachtkreuzer war 242 Meter lang und 27,4 Meter breit. Die Verdrängung bei voller Beladung betrug 27.950 Tonnen, weshalb ein Tiefgang von 8,94 Metern zustande kam. Die „Gotska Sandön“ hatte mit 120.000 PS die stärkste Maschine, der drei neuen schwedischen Großkampfschiffe. Und mit 32 Knoten war sie auch das schnellste Schiff der schwedischen Flotte.

Vorn am Bug waren zwei, achtern am Heck der letzte der drei Zwillingstürme mit insgesamt sechs 38,1-cm-Geschützen. Dazu kamen noch 17 10,2-cm Schnellfeuergeschütze, sowie zwei 76-mm-Flakgeschütze und zwei Torpedorohre, für Torpedos, die einen Durchmesser von 53,3 cm hatten.

In diesem Moment tauchte eine Rauchfahne auf. Es war ganz offensichtlich, dass ein neues Schiff auf den Marinestützpunkt zusteuerte. Kurz darauf lief ein neues Schiff in den Marinestützpunkt ein. Es war die „Kung Gustav V“. Dieses Schiff war der erste Schiffsneubau für die schwedische Marine seit dem Bau der Fylgia. Das neue Flaggschiff der schwedischen Seestreitkräfte, denn das war die „Kung Gustav V“, war auf der Bergsunds-Werft in der schwedischen Hauptstadt Stockholm gebaut worden.

Das Schiff war 250 Meter lang, und 30 Meter breit. Die „Kung Gustav“ verdrängte stattliche 40.000 Tonnen und hatte einen Tiefgang von 12,3 Metern. Die Maschine des mächtigen Schlachtschiffes leistete 250.000 PS und ermöglichte so eine Höchstgeschwindigkeit von 38 Knoten. Das Schiff hatte eine Doppelruderanlage und besaß vier Schrauben mit vier Blättern.

Am auffälligsten waren natürlich die vier Vierlingstürme mit ihren mächtigen 40,3-cm-Geschützen. Zwei davon befanden sich vorn am Bug, die beiden anderen achtern am Heck. Backbord und Steuerbord waren noch einmal jeweils 14 25-cm-Schnellfeuergeschütze in Zwillingstürmen montiert. Dazu kamen noch insgesamt 24 7,62-cm-Geschütze, 24 12,8-cm-Flak-Geschütze in Zwillingstürmen und vier Torpedorohre für Torpedos Kaliber 53,3 cm. Zwei davon auf jeder Seite.

Schwedisches Außenministerium, Stockholm

Arvid Friedrich Graf Taube von Odenkat saß an seinem Schreibtisch und hatte gerade die Kriegserklärung Schwedens an Deutschland und Österreich-Ungarn unterschrieben, als es an der Tür klopfte.

„Herein!“, sagte er.

Der deutsche Botschafter Hellmuth Freiherr Lucius von Stoedten trat ein. Der Ausdruck in seinem runden Gesicht zeugte von Ärger. Seine stechenden braunen schienen den schwedischen Außenminister regelrecht zu durchbohren. 202

„Sie wollten mich sprechen?“, fragte er ohne Umschweife.

„In der Tat. Ich wollte sie in der Causa FYLGIA befragen. Aber nehmen sie doch bitte erst mal Platz.“

Der deutsche Botschafter setzte sich dem schwedischen Außenminister gegenüber.

„Was wünschen sie zu wissen, Herr Minister?“, fragte er dann.

„Wieso hat ihr Linienschiff „Großer Kurfürst“ unser Schiff, die Fylgia in neutralen Gewässern ohne ersichtlichen Grund angegriffen und versenkt?“

„Ihr Kreuzer war flüchtig. Unsere Schiffe hatten den Befehl ihn zu stellen, und, falls notwendig zu versenken.“, sagte der deutsche Botschafter.

„Aber die Fylgia hat keinen Schuss abgefeuert, als der Angriff stattfand. So gesehen, war dieser unprovozierte Angriff ein Bruch des Völkerrechts.“

„Eine Behauptung, die sie erst mal beweisen müssen, Herr Minister.“, sagte Freiherr Lucius von Stoedten.

„Ich denke, die Beweise sind eindeutig, Herr Botschafter. Das schwedische Königreich verlangt binnen 24 Stunden eine öffentliche Entschuldigung von seiner Majestät, Kaiser Wilhelm II.“

„Herr Minister, im Namen des deutschen Kaisers, weise ich ihre Forderung entschieden zurück. Deutschland verlangt stattdessen die sofortige Außerdienststellung und Verschrottung folgender Schiffe: „Kung Gustav V“, „Gotland“, „Gotska Sandön“ und „Drottningholm“. Der deutsche Kaiser ist so großzügig und gewährt ihnen 72 Stunden um seine Forderung zu erfüllen.“, sagte der deutsche Botschafter.

„Das schwedische Königreich sieht sich außerstande, den Forderungen des deutschen Kaisers nachzukommen.“

„Ich warne sie, Herr Minister. Meine Geduld ist schon mehr als überstrapaziert. Es reicht schon, dass ihr König gleich vier neue Kriegsschiffe in Dienst gestellt hat, die ihrem Land von Völkerrechts wegen überhaupt nicht zustehen. Sie haben gegen das internationale Recht verstoßen.“, sagte Hellmuth Freiherr Lucius von Stoedten.

„Nun, Herr Botschafter, da ihr Kaiser offenbar zu keinerlei Zugeständnissen gegenüber Schweden bereit ist, sehe ich mich gezwungen, auf Befehl von seiner Majestät König Gustav V dem deutschen Kaiserreich und Österreich-Ungarn den Krieg zu erklären. Hier haben sie unsere Kriegserklärung.“

Mit diesen Worten überreichte der schwedische Außenminister dem deutschen Botschafter einen versiegelten Umschlag, der die Kriegserklärung 203

Schwedens an Deutschland und Österreich-Ungarn enthielt. Hellmuth Freiherr Lucius von Stoedten brach das Siegel und las das Dokument genau durch. Dann steckte er das Papier in seine Aktentasche.

Allerdings hatte Arvid Friedrich Graf Taube von Odenkat mit der Reaktion des deutschen Botschafters gerechnet, als dieser das Wort ergriff.

„Ihre Begründung für die lächerliche Kriegserklärung ihres Landes an das deutsche Kaiserreich und seine Verbündeten, ist, um es milde auszudrücken, geradezu ein billiger Scherz.“, sagte Hellmuth Freiherr Lucius von Stoedten.

„Sie ist kein Scherz. Ihr Linienschiff „Großer Kurfürst“ hat ein Kriegsschiff einer neutralen Nation, nämlich unseren Panzerkreuzer Fylgia in neutralen Gewässern ohne ersichtlichen Grund angegriffen und versenkt. Dieser unprovozierte Angriff ist ein Akt der Barbarei und wird von uns in keinster Weise geduldet und toleriert.“

Der deutsche Botschafter wollte noch etwas erwidern, doch der schwedische Außenminister ließ ihn nicht zu Wort kommen.

„Unser Gespräch ist hiermit beendet. Kehren sie in die deutsche Botschaft zurück und übermitteln sie ihrem Kaiser unsere Kriegserklärung.“, sagte Arvid Friedrich Graf Taube von Odenkat.

Jelenas Palast auf der Kleeblattinsel

In der Bibliothek hatten sich Jelena und Phil Taylor mit Wioletta und Dirk Hemmler versammelt. Die beiden Seeleute waren zuerst skeptisch, stand ihnen doch ein Feind gegenüber. Doch dann hatte der Engländer dem Deutschen die Hand hingehalten. Dirk Hemmler hatte sie ergriffen.

„Was kümmert uns der Krieg? Wir haben wichtigeres zu tun.“, hatte er dann gesagt.

„Genau. Sollen sich unsere Admiräle doch die Köpfe einschlagen. Wir haben etwas gefunden, das viel wertvoller ist, als alles Geld auf der Welt.“

„Das Paradies auf Erden.“, hatte Dirk Hemmler geantwortet.

„Du sagst es, mein Freund.“

In diesem Moment öffnete sich die Tür zur Bibliothek und Jean-Pierre, Jelenas Diener trat ein.

„Was gibt es, Jean-Pierre?“, fragte Jelena.

„Verzeihung, meine Königin. Eure Schwester Königin Eliska und Jewgeni Moskrovnovitch sind gerade eingetroffen.“ 204

„Dann weißt, du ja, was du zu tun hast, Jean-Pierre.“

Jelenas Diener nickte und trat zur Seite. Kurz darauf betraten die vierte Königin Oamarus und der Russe die Bibliothek. Die beiden Schwestern umarmten sich innig. Danach war Wioletta dran. Der Deutsche und der Engländer nahmen den Russen in ihre Mitte.

Admiralität, Berlin, 26. August 1916, 10:00 Uhr Ortszeit

Großadmiral Alfred von Tirpitz saß an seinem Schreibtisch und las gerade Zeitung, als es an der Tür seines Büros klopfte.

„Herein!“, sagte der Admiral.

Tirpitz Adjutant Martin Lembke betrat das Büro, direkt gefolgt von seiner Hoheit, Kaiser Wilhelm II. Der Admiral erhob sich, schlug die Hacken zusammen, und grüßte den Kaiser militärisch. Wilhelm II. erwiderte den Gruß.

„Stehen sie bequem, Admiral von Tirpitz.“, sagte der deutsche Kaiser.

„Danke, euer Hoheit.“

„Haben sie heute schon die Zeitung gelesen?“, fragte Wilhelm II. seinen Flottenchef.

„Ich war gerade dabei, als sie mir ihre Aufwartung gemacht haben.“

„Was halten sie von der Aufrüstung der schwedischen Flotte Admiral?“, fragte der Kaiser.

„Die ersten drei Schiffe stammen definitiv nicht aus schwedischer Produktion, Hoheit. Ich bin sicher, dass England, Japan und die USA diese Schiffe Schweden geschenkt haben. Bei der „Kung Gustav V“ sieht die Sache anders aus. Sie ist auf derselben Werft gebaut worden, wie die Fylgia.“

„Was wissen wir über dieses Schiff?“, fragte Wilhelm II.

„Was die Feuerkraft angeht, ist uns dieses Schiff haushoch überlegen, euer Hoheit. Sie besitzt vier Vierlingstürme mit einem Kaliber von 40,3 cm.“

Der deutsche Kaiser wurde blass.

„Wie sicher ist diese Information?“, fragte er dann.

„100%. Ein Ausschuss hat den Bau der „Kung Gustav“ genehmigt, und damit auch die benötigten Gelder.“

„Was meinen sie, Admiral von Tirpitz? Haben unsere Großlinien- und unsere Linienschiffe eine Chance gegen dieses Schiff?“, fragte der Kaiser. 205

„Nicht den Hauch. Dieser Stahlkoloss würde unserer Flotte schwere Verluste beibringen.“

Wilhelm II. nickte stumm. Dann wandte er sich wieder an Alfred von Tirpitz.

„Rufen sie unsere Einheiten, die im Moment im Pazifik stationiert sind, umgehend nach Deutschland zurück. Wir brauchen sie hier.“, sagte der deutsche Kaiser.

Jelenas Palast auf der Kleeblattinsel

Es war ein schöner Morgen auf der Kleeblattinsel. Am Tag zuvor hatten die vier Königinnen mit den vier auserwählten zuerst in der Bibliothek und dann in einem der vielen Gärten viel Zeit verbracht. Königin Shakira und Lars Eric Holm waren als letzte erschienen. Nachdem man die vier Teile der Karte zusammengefügt hatte, wurde schnell klar, dass der Teil fehlte, der das Versteck des Feueropals kennzeichnete. Lars Eric Holm konnte einen Fluch nicht unterdrücken.

„Herregud. Es scheint so, als ob Blackbeard das Kartenstück zurückbehalten hat, dass das Versteck des Opals verrät.“, sagte er.

„Dann müssen wir es finden.“

„Erst mal wissen, wo wir suchen sollen, Briderchen.“

„Eines steht jedenfalls fest. Das Gebiet auf der Karte zeigt die Halbinsel Yucatan. Hier liegt Mérida.“

Dirk Hemmler zeigte auf einen Punkt auf der Karte.

Phil Taylor nickte.

„Wir sollten vielleicht auch die Aufzeichnungen unserer Vorfahren durchgehen. Vielleicht finden wir so den einen oder anderen Anhaltspunkt.“, schlug der Russe vor.

„Keine schlechte Idee, Jewgeni.“

Zusammen mit den vier Königinnen hatten sich die Schiffbrüchigen zusammengesetzt und waren die Tagebücher durchgegangen. Doch viel hatten die Aufzeichnungen nicht hergegeben. Allerdings war es Königin Jelena, die in allen Tagebüchern weitere Hinweise gefunden hatte. So hatte sie den Namen eines Händlers gefunden, der in Marrakesch lebte. In Jewgenis Tagebuch stieß die erste Königin Oamarus auf den Namen eines Marinehistorikers, der in Corozal in Belize sein Zuhause hatte. Im Tagebuch, das Lars Eric Holm bei sich trug, entdeckte Königin Jelena den Namen eines Archäologen aus San Diego. In Dirks Aufzeichnungen fiel Eliskas Schwester der Name eines Fischers auf, der in Marseille lebte. Die vier Seeleute sahen in die Runde. 206

„Wo sollen wir anfangen?“, fragte Jewgeni die anderen.

„Vielleicht San Diego. Das liegt an der Pazifikküste.“

„Wie weit ist es von hier bis nach San Diego?“, fragte Dirk Hemmler.

„8.500 Seemeilen.“

Jelenas Schwester Eliska hatte diese Frage beantwortet.

„Bleiben noch Marseille, Marrakesch und Corozal. Wie weit wären die von der Kleeblattinsel entfernt.“, stellte Lars Eric Holm diese nicht unerhebliche Frage.

„Marseille liegt in Frankreich, also in Europa. Marrakesch ist eine Stadt in Marokko. Und damit auf dem afrikanischen Kontinent. Diese Entfernungen werden als größer sein, als von hier nach San Diego.“

„Das leuchtet ein, Dirk. Aber was ist mit Corozal?“, sagte Phil Taylor.

„Corozal ist eine Stadt in Belize. Also Lateinamerika. Wäre vielleicht näher als San Diego.“

Plötzlich schlug sich Wioletta vor den Kopf.

„Warum bin ich nicht gleich drauf gekommen? Von Oamaru nach Belize sind es nur 3.600 Seemeilen.“, sagte sie.

„Wie lange dauert die Reise?“

Wioletta sah ihren Liebsten liebevoll an.

„Ich wünschte ich wüsste es, Liebster.“, sagte sie dann.

Jewgeni schaltete sich in die Konversation ein.

„Ich denke, mit dem Schiff könnten wir in drei Tagen vor Ort sein.“, sagte er.

Phil Taylor nickte. Doch dann sagte er: „Diese Insel ist auf keiner Karte verzeichnet. Es ist also nicht zu erwarten, dass ein Schiff hier entlang kommt.“

Lars Eric Holm, der Schwede, hatte die ganze Zeit nachdenklich sein Kinn gerieben.

„Wäre es nicht besser, wenn wir uns erstmal ansehen würden, wo der Feueropal normalerweise aufbewahrt wird, bevor wir aufbrechen?“, fragte er in die Runde.

Dirk Hemmler erkannte den Grund für diesen Vorschlag. Sie würden scheitern, wenn sie nicht wussten, wo im Tempel sich die Kammer befand, in der der Feueropal in der Regel aufbewahrt wurde. 207

„Du hast Recht, Lars. Wir sollten uns zuerst im Tempel umsehen. Sonst finden wir die Kammer nie.“, sagte er.

Phil Taylor wandte sich an den Deutschen.

„Ah ja? Und woher weißt du das so genau?“, fragte er gerade heraus.

„Ich war schon mit Wioletta dort. Die Wände des Hauptraums sind voll mit den unterschiedlichsten Symbolen. Nur eins führt uns zu dem Raum, in dem der Feueropal für gewöhnlich ruht.“

Jewgeni Moskrovnovitch strich sich nachdenklich über seinen Bart.

„Und der Himmel weiß, welches das richtige ist.“, sagte er dann.

„Genau. Wer garantiert uns, dass die anderen Symbole keine versteckten Fallen sind?“

Phil Taylor warf Jelena einen fragenden Blick zu, den diese mit einem Kopfnicken beantwortete.

„Das leuchtet ein, Freunde. Es wäre nicht gerade ruhmreich für uns, wenn wir auf den letzten Metern doch noch scheitern.“, sagte er dann.

Nach einem leichten Mittagessen, machten sich die vier Auserwählten, in Begleitung der vier Königinnen auf den Weg zum Tempel. Die Wächter am Eingang, den vor 204 Jahren auch die Männer von Blackbeards Landungstrupp bestiegen hatten, ließen die kleine Gruppe passieren hatten sie doch die Königinnen erkannt. Und wie im Jahr 1712 die Piraten, gingen nun auch die Nachkommen der vier Besatzungsmitglieder durch den Gang in den großen Saal. Dort sah sich Phil Taylor um. Dirk Hemmler hatte also die Wahrheit gesagt. Der ganze Raum war mit Symbolen übersät.

„Dann wollen wir mal anfangen. Aber drückt nicht auf die Symbole. Sie könnten verborgene Türen öffnen.“, warnte Dirk Hemmler.

Die vier Auserwählten gingen langsam durch den Raum und sahen sich die Symbole an. Es war schließlich der Russe, der das richtige Symbol fand.

„Hey Leute! Kommt mal hier rüber! Ich glaub ich habe das richtige Symbol gefunden!“, rief er.

Die anderen eilten zu ihm.

„Das muss es sein.“, sagte Dirk Hemmler, als er das Zeichen mit dem über der Flamme schwebenden Edelstein sah.

Lars Eric Holm holte ein Blatt Papier und etwas Kohle aus seinem Beutel. Dann legte er das Blatt auf den Stein und begann, mit der Kohle das Symbol 208

abzupausen. Die anderen hielten sich zurück. Sie alle waren sich bewusst, dass ihr schwedischer Gefährte ihnen allen die sich wiederholende Sucharbeit ersparte, in dem er eine Kopie des Symbols anfertigte. So war sichergestellt, dass sie den Stein mit dem Symbol schnell wiederfanden.

Danach drückte Phil Taylor auf den Stein und dieser bewegte sich nach innen. Die Tür öffnete sich nach Oben und gab den Weg in den Korridor frei, der zum Ziel führte. Jelena ging voraus, die anderen folgten ihr. Doch als sie links abbogen, blieb die erste Königin plötzlich stehen. Dirk erkannte den Grund. Eine Flammenwand, die bis zur Decke reichte, versperrte den Weg. In Dirks Kopf begann es zu arbeiten. Es musste einen Weg geben, an dieser Flammenwand vorbeizukommen. Dirk Hemmler wandte sich an Phil Taylor, den Engländer.

„Sehen wir mal nach, ob es einen geheimen Mechanismus gibt, der diese Feuerwand zum Erlöschen bringt.“, sagte er zu seinem Freund.

„Zwei Hirne, ein Gedanke.“

Es war allerdings Lars Eric Holm, der den geheimen Schalter fand, und die Flammen zum Erlöschen brachte. Jelena führte die anderen den Gang entlang, bis alle im Raum standen. Phil Taylor fiel sofort die Empore mit der goldenen Schale auf. Er sah Jelena, die erste Königin der Kleeblattinsel fragend an. Sie nickte.

„Also die Schale auf der Empore ist der Ort, wo der Opal in der Regel aufbewahrt wird. Und die Feuerwand dient als zusätzlicher Schutz vor Banditen und anderem Gesindel.“, sagte er dann.

„Gegen Blackbeard und seine Bande hat es aber nicht geholfen.“

Wioletta seufzte.

„Leider, muss man sagen. Allerdings war es Tosh Kamar, der den Piraten von dem Feueropal erzählt hat.“, sagte sie.

„Soviel dazu.“

Admiralität, Wien, Österreich, 27. August 1916

Admiral Anton Haus saß an seinem Schreibtisch. Neben ihm stand ein Teller mit einem Stück Sachertorte. Außerdem hatte er noch eine Tasse „Wiener Melange“ auf seinem Schreibtisch stehen. Anton Haus schlug die aktuellste Ausgabe der Wiener Zeitung auf, und entdeckte ein Foto der „Kung Gustav V“. Der Bug begann schmal, wurde dann aber breiter. An diesem Übergang waren die beiden vorderen Vierlingstürme zu sehen. Dahinter kam die Brücke, die einen Turm bildete. Danach kamen die beiden Schornsteine. Achtern am Heck kamen die beiden anderen Vierlingstürme. Dem dazugehörigen Zeitungsartikel entnahm Anton Haus, das der Rumpf des neuen schwedischen Schlachtschiffes aus 30 cm dicken Stahlplatten bestand. Nahezu undurchdringlich für jede Granate. 209

Der Oberbefehlshaber der KuK-Marine hatte gerade einen Schluck Kaffee getrunken, als es an der Tür klopfte.

„Herein!“, sagte er.

Andreas Hofreiter, Admiral Haus persönlicher Adjutant trat ein, direkt gefolgt von Kaiser Franz Joseph. Der Admiral nahm Haltung an, hob die Hand zum militärischen Gruße an seine Schläfe und schlug mit lautem Knall die Hacken zusammen.

„Rühren.“, sagte der Kaiser.

Anton Haus entspannte sich. Dann bot er dem Kaiser einen Sitzplatz an.

„Ich nehme an, sie haben die Neuigkeiten gehört?“, fragte der österreichische Kaiser.

„Wenn sie auf dieses neue schwedische Schlachtschiff anspielen, dann habe ich den Artikel gerade gelesen. Dieses Schiff ist nahezu unbezwingbar.“

„Sie haben Recht, Admiral Haus. Unsere Flotte wäre hoffnungslos unterlegen.“, sagte der Kaiser.

„Die einzige Möglichkeit um zu verhindern, dass dieses Schiff zum Einsatz kommt, wäre ein Sabotageakt.“

„Daran habe ich auch schon gedacht. Das Dumme ist nur, das Schweden auf Seite der Alliierten in den Krieg eingetreten ist. Wir müssen unsere Flotte von der schwedischen Küste abziehen. Die Dreadnoughts sollen umgehend nach Pola zurückkehren.“, sagte Franz Joseph I.

„Jawohl, euer Hoheit.“

Jelenas Palast auf der Kleeblattinsel

Die Abreise der vier Auserwählten stand bevor. Am Morgen hatte die RMS „Mauretania“, ein englischer Passagierliner, vor der Kleeblattinsel gestoppt. Der Kapitän hatte zugestimmt, die vier Freunde an Bord zu nehmen. Am späten Nachmittag lief die „Mauretania“ weiter nach Valparaíso. Dort sollten die vier an Land gehen, und über den Landweg weiter nach Belize reisen. Die schicksalhafte Reise der Auserwählten hatte begonnen. 210



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