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Spiel ohne Limit

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Mit etwas Verspätung, hab' ich es endlich geschafft, weiterzuschreiben 🙈 dafür ist es ein längeres Kapitel geworden. Viel Spaß Komplett anzeigen

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Was hatte Zigfried gerade gesagt?

Sie blickte zu ihm herüber. Sein schmieriges Grinsen ging ihm über beide Ohren. Der Anblick hatte etwas Wahnsinniges. Der Boden begann unter ihren Füßen zu beben.

"Was soll der Schwachsinn, Zigfried?", es war Seto Kaiba, der als erster das Wort ergriff. Er wirkte ernst, und schlechter gelaunt als zuvor - aber keineswegs überrascht.

"Oh, das ich kein Schwachsinn", entgegnete Zigfried und deutete mit einem Nicken auf Rin, die ihre Hand nicht von dem Kopf lassen konnte,"ich habe mir erlaubt, einige nette... Sonderleistungen in das Spiel einzubauen. Zum Beispiel in dem ich dein virtuelles System mit einem Virus ausgestattet habe."

"Unmöglich", erwiderte Kaiba, "um das System der Kaiba Corporation zu infizieren, hättest du dich in den Zentralrechner hacken müssen. Bei den Sicherheitsmodulen, die laufen, ist es selbst dir nicht möglich, durch die Schlüssel zu kommen."

"Wer unterschätzt hier wen, Kaiba?", wedelte Zigfried belehrend mit dem Finger, "in der Tat war es kniffelig durch das Sicherheitssystem zu kommen. Glücklicherweise war mir in letzter Sekunde noch ein Licht aufgegangen."

Die junge Frau sah mit offenem Mund zu Zigfried. Ein Gedanke schoss ihr durch den Kopf: "Der Stromausfall", hauchte sie und konnte nicht fassen, was sie sich gerade zusammen sponn, "in der Nacht vor den Rooftop-Battles. Da hat es einen kurzen Stromausfall gegeben - für genau zehn Sekunden", fassungslos schüttelte sie sich, "weil der Notstrom sofort geschalten hat, hatte es niemand mitbekommen."

"Du bist gut informiert", murmelte Seto Kaiba und schien das Gesagte zu verarbeiten, "ich kann mir schon denken, wer dir das erzählt hat...aber egal", setzte er fort und schien ernsthaft darüber nachzudenken: "In diesen zehn Sekunden sind die Gerätschaften sehr empfindlich - selbst mit Notstrom. Das würde bedeuten, Zigfried hat den Strom von Domino lahmgelegt, um sich in mein virtuelles System zu hacken. Die Millisekunden, bevor der Notstrom greift - es ist die einzige Chance, das Sicherheitssystem zu umgehen...das ist sehr wenig Zeit...aber nicht unmöglich." Er sah zu seinem Kontrahenten, der lediglich mit den Schultern zuckte: "Hat dich deine Vergangenheit nicht gelehrt, dass du meine Fähigkeiten nicht anzweifeln solltest? Doch für Reue ist es jetzt leider zu spät. Das Virus ist aktiv seit ihr eure DuelDisc's gestartet und euch in das System eingeloggt habt. Zuerst war ich etwas enttäuscht, als erst nichts passieren wollte. Wie mir scheint, kann dir der Virus nichts anhaben, Kaiba. Was wohl an deiner speziellen DuelDisc liegen wird. Aber dasselbe gilt nicht für sie."

Entsetzte Ausrufe erreichten ihre Ohren. Auf den Zuschauerreihen tauschten sich einige angeregt aus. Die Leute schienen die Nachrichten schneller zu verarbeiten als Rin.

"Hat er Yamamori mit einem virtuellen Virus infiziert?", sprach eine Stimme, die sie nicht zuzuordnen wusste.

"Was für eine kranke Scheiße ist das denn?!", hörte sie Jonouchi fluchen.

"Seto, du musst das Duell-", rief Mokuba, dessen Worte mitten im Satz untergegangen waren.

"Was hast du vor, Zigfried?", hörte sie nur noch Kaibas dominanten Tonfall.

"Die Frage sollte eher lauten: was habt ihr vor?" Am liebsten hätte sie ihm die Disc über seine schmierige Visage gezogen. Zigfried. Was ging bloß in seinem Kopf vor? Sein Grinsen widerte sie an. Was hatte dies noch mit einem Duell zu tun?

"Drück' dich deutlich aus", knurrte nun der junge Firmenchef als sich Zigfried eine theatralische Pause gönnte.

"Nun", antwortete der Chef von Schroeder Corp. schließlich, "nachdem das Virus auf deine Spielerin greift, ist sie nun unabdingbar mit dem Schicksal deiner Firma verbunden. Mit jedem weiteren Zug verbreitet sich das Virus auf dein System und in Yamamoris Kopf."

Nein! Niemals! Das ist bloß ein mieser Trick, mich zu verunsichern. So etwas kann es nicht geben. Das wäre-

"Wenn ihr das Duell verliert", erläuterte Zigfried weiter, dass Rin Schwierigkeiten hatte, dem Tempo zu folgen, "wird das Virus sämtliche Daten deines Rechners löschen. Du kannst dich schon mal von deinem Lebenswerk verabschieden, Kaiba. In wenigen Stunden wird von deiner Firma nichts weiter übrig bleiben als ein Haufen eingestaubter Erinnerungen - haha. Aber nicht nur das", er legte den Kopf schief, "auch Yamamoris Gehirn wird vollständig lahmgelegt."

"Hast du nun völlig den Verstand verloren?!", Kaiba sah ihn mit aufgerissenen Augen an.

Es kann einfach nicht wahr sein. Das ist nicht die Wirklichkeit. Wie sollte das…? Aber warum reagiert Kaiba so-

"Du scheinst es endlich verstanden zu haben, Kaiba. Wenn du deine Firma retten willst, wirst du dieses Viererduell ernst nehmen müssen. Ich weiß, dir war es eigentlich egal, ob dein braunhaariger Anhängsel dieses Duell übersteht oder nicht. Wie sich doch die Dinge ändern können! Oh, und bevor ich's vergesse: an deiner Stelle würde ich mich beeilen. Da das Virus nun aktiv ist, bleiben Yamamori nur noch drei Runden, bis sie nicht einmal mehr wissen wird, wer sie ist - geschweige denn in der Lage sein wird, DuelMonsters zu spielen. Denn, auch wenn es sich um einen künstlichen Computervirus handelt, wird er solange auf Yamamori greifen, wie dieses Duell läuft - so als würde es sich um einen echten Virus handeln. Die einzige Chance, sich von dem Virus zu befreien, ist dieses Duell zu gewinnen - oder aufzugeben. Zweites würde jedoch nur Yamamoris Verstand retten, nicht aber deine Datensätze. Du siehst, die Entscheidung liegt nicht mehr bei dir. Wie fühlt es sich an, die Kontrolle zu verlieren?" Er sah zu Rin, die seine Worte stumm hingenommen hatte. Noch immer kämpfte ein Teil in ihr dagegen an, seinem Geschwätz einfach zu glauben. Sobald sie zu ihrem Nachbarn sah, wurden diese Zweifel endgültig ausradiert. Sie musste sich damit abfinden, dass diese kranke Realität tatsächlich existierte. Dass Zigfried imstande war, ihr Gehirn lahm zu legen, als steckten sie inmitten eines Science Fiction-Films. Doch der junge Firmenchef entsandte eine solch finstere Aura des Hasses, dass Zigfrieds Drohungen einfach wahr sein mussten.

Ein Schauer fuhr über ihren gesamten Körper, ließ kurz den Kopfschmerz vergessen, der sie zu betäuben versuchte.
 

"Was wird sie wohl tun", summte Zigfried, der Kaibas hasserfüllten Blick sichtlich genoss, "sie braucht nur ihre Hand auf das Deck legen und schon-", Zigfried sprach über sie als wäre Rin gar nicht mehr anwesend. Sie biss sich auf die Lippen. Wut kochte in ihr auf. Was glaubte diese Schmalzlocke eigentlich, wer er war?!

"Ich", setzte sie an und richtete sich langsam wieder auf, "ich bin immer noch am Zug."

Verblüfft sah er sie an. Dann folgte sein gewohnt schmieriger Blick. "Ist das nicht süß?! Die Kleine versucht doch ernsthaft Loyalität zu wahren. Wirklich schade um sie, dass sie niemals Dankbarkeit dafür erfahren wird. Aber entscheide nicht so vorschnell, Yamamori. Ich bin mir sicher, dass du bald nicht mehr so selbstsicher daherkommen wirst."

"Wenn du dann fertig bist", sagte Rin und versuchte das drückende Gefühl in sich abzustellen. Ihr Blick huschte zurück zu ihren Karten. Sie hatte eindeutig genug gehört. Es war an der Zeit das zu tun, weshalb sie hier war.

Okay, Rin, ganz ruhig. Das Duell läuft noch. Du darfst jetzt nicht schlapp machen. Zeig' dieser aufgeblasenen Rosenfresse, dass du nicht so einfach das Handtuch wirfst.

"Ich aktiviere die Zauberkarte Ende der Welt", ein vom Himmel entsandter Lichtstreif zog eine gerade Linie Richtung Rins Monsterkartenzone. Der blaue Drachenbeschwörer wie auch Ranryu wurden von dem Licht eingefangen, dass ein goldener Schimmer sie umgab.

"Indem ich meine beiden Monster opfere, kann ich sie beschwören: Ruin, Königin des Vergessens." Die Königin ragte aus dem Boden, stieg empor und richtete ihren gezackten Stab auf ihre Gegner. Das graue, lange Haar flatterte im seichten Wind der dunklen Aura, die sie umgab. Ihr Blick war kühl und doch majestätisch - einem Monster mit 2300 Angriffspunkten würdig. Es war das erste Mal, dass diese Karte die schützenden Wände ihrer Sammler-Box verlassen hatte. Nie hatte es eine Gelegenheit gegeben, diesen kleinen Schatz in ihr Deck zu integrieren. Für Rin geradezu schade, dass sie ausgerechnet heute die Chance bekam.

"Ruin", sie streckte ihre linke Hand aus, "greif' Hacharuis Ballonechse an: mit Klinge der Apokalypse." Ein dunkler Energieblitz schoss aus der Spitze des Stabes direkt auf Hacharuis Monster zu. Dieser setzte ein halbherziges Lächeln auf: "Du hast soeben seinen Effekt aktiviert: wenn Ballonechse durch Kampf zerstört wird, verliert mein Gegner 400 Lebenspunkte. Und da mein Monster im Verteidigungsmodus war, bleiben meine Lebenspunkte sicher." Als hätte ihr jemand zu fest auf den Rücken geklopft, geriet Rin ins Taumeln als der Effekt von Ballonechse ein Teil ihrer Lebenspunkte raubte. Der Verlust ihrer eigenen Punkte schmerzte stärker als sonst. Dabei wurde sie nicht einmal direkt angegriffen. War dies bereits die Wirkung des Virus'? Sie wusste es nicht. Mühselig rappelte sich Rin auf. Es fiel ihr schwer, Haltung zu bewahren. Die Kopfschmerzen setzten ihr zu, es gab keinen Weg, ihnen zu entkommen.

"Wenn Ruin ein Monster besiegt hat", fuhr sie fort und schluckte die Schmerzen so gut es ging hinunter, "kann sie einen weiteren Angriff starten." Nun richtete die Königin den Stab zu Zigfrieds Monstern.

"Was zum-", mit offenem Mund starrte Rin auf die beiden Kreaturen, von deren anfänglichen Schwäche nichts mehr übrig geblieben war. Die dritte Walküre hatte 800 Lebenspunkte hinzugewonnen und Minerva glänzte mit 3200 Atk als stärkstes Monster auf dem Feld.

"Tja", schmunzelte Zigfried", "während wir alle so hübsch unsere Fallenkarten aktiviert und Kaibas Drachentrio vom Feld geräumt haben, sind die Angriffspunkte meiner elfischen Grazien gestiegen."

"Na und", murrte Rin, "deine Walküre ist immer noch schwächer als meine Königin." Für einen Rückzieher war es längst zu spät. Die junge Frau erteilte Ruin den Befehl zum Angriff. Tatsächlich verschwand die Walküre - was man von Zigfrieds Lebenspunkten jedoch nicht behaupten konnte. Dabei hatte keiner ihrer Gegner eine Fallenkarte aktiviert. Rin verstand nichts mehr.

"Zigfrieds Feldzauber", schlussfolgerte Kaiba, der das riesige Gebäude hinter dem Rosahaarigen betrachtete. Der junge Firmenchef hatte recht, es schien als saugte der Bau sämtlichen Schaden von seinem Besitzer.

"Zuflucht im Himmel", freute sich dessen Beherrscher, "leitet jeden Schaden auf sich um, sobald ein Monster gegen ein Feen-Monster kämpft." Und wie sie ihn einschätzte, war sein Deck voller Feen.

"Zum Schluss", keuchte Rin, weil jedes ausgesprochene Wort Kraft kostete, "weil mein blauer Drachenbeschwörer auf dem Friedhof ist, darf ich ein beliebiges Drachemonster von meinem Deck auf die Hand nehmen." Ein zweiter weißer Drache gesellte sich zu dem ersten. "Damit ist mein Zug beendet." Schwer stieß sie die Luft aus.
 

Denk' nach, Rin: Hacharui hat noch eine verdeckte Karte, die er gleich zu Beginn gespielt hat. Die anderen beiden waren dazu da gewesen, Kaibas weiße Drachen vom Spiel zu entfernen. Also muss er-

Ein weiterer Schlag bohrte sich durch ihren Kopf. Für einen Moment war ihr Oberkörper wie gelähmt, dann begannen Abermillionen kleine Reize auf sie einzuwirken. Sie sah zu dem Spielgeschehen. Hiro Hachurui hatte eine Zauberkarte gespielt, die Kaiba weitere 1000 Lebenspunkte raubte. Dafür verlor Hachurui selbst 500 - was ihm jedoch gleich schien. Seine Mundwinkel zuckten, während er beiläufig Rins Blicke kreuzte.

Kaiba hat recht. Hacharuis Karten schützen nur Zigfrieds Lebenspunkte...Jetzt hat er noch eine Karte gesetzt ohne die andere Verdeckte gespielt zu haben...und wenn er darauf wartet, dass ich meinen weißen Nachtdrachen spiele? Das würde ja heißen, sie wussten von Anfang an, dass ich...dass ich-

Vor ihr ertönte Hufgetrappel. Die Laute drangen soweit in ihren Kopf, dass sie Zigfrieds Stimme gar nicht mehr hörte. Er bewegte die Lippen, lächelte und zeigte auf den Streitwagen, den er gerufen hatte. Wann hatte Hacharui seinen Zug beendet? Rin erinnerte sich nicht. Ihr Kopf hämmerte so stark, dass sie kaum mehr einen klaren Satz denken, geschweige denn sich konzentrieren konnte.

Das ist doch derselbe, wie ihn Wotan... Wotan...gegen mich eingesetzt hatte.

Sie sah zu Minerva, deren Angriffspunkte weiter angestiegen waren. Mit 3700 Punkten war sie kaum mehr zu schlagen. Ein weiterer Angriff auf Seto Kaiba und dieser konnte sich von dem Rest seiner Lebenspunkte verabschieden. Rin stand völlig neben sich. Wie durch eine dicke Glasscheibe sah sie dem Geschehen zu. Zigfried lachte auf - sein Lachen ließ sie taub werden.

Nein, ich darf nicht...darf nicht-

Sie biss die Zähne in ihre Unterlippe, bis der Blutstropfen ihr Kinn hinab rann. Das Blut ließ sie zur Besinnung kommen - vorerst.

"...Es ist vorbei!", rief Zigfried und zeigte auf ihren Boss, der mit stoischer Miene seinem Rivalen gegenüberstand. Minerva stellte sich auf den Streitwagen. Noch mehr Staub und noch mehr Hufgetrappel verwandelten die Tribüne in ein altertümliches Wagenrennen, wie es nur die holographische Technik von DuelMonsters zustande bringen konnte. Die Pferde schnaubten - mit derselben Angriffslust, wie ihnen Zigfried begegnete. Sie näherten sich dem jungen Firmenchef, der seinen Arm ausstreckte und dem Treiben ein Ende setzte: "Ich decke meine Fallenkarte auf: Ring der Zerstörung." Ein mit Feuer umrahmter Ring kam aus der Decke direkt auf Minerva zugeflogen, kesselte das Monster mitsamt des Streitwagens ein. "Dein Monster ist Geschichte!", rief Seto Kaiba, "Ring der Zerstörung befördert es nicht nur auf den Friedhof. Außerdem verlieren beide Spieler Lebenspunkte in Höhe seiner Atk."

"Ha", lachte sein Gegenüber auf, "das spielt jetzt auch keine Rolle mehr! Ganz gleich, wie viele Lebenspunkte ich verliere, du, mein lieber Kaiba, hast nicht mehr genug, um diesen Augenblick mitzuerleben."

"Ach wirklich?", entgegnete Kaiba mit einem Grinsen und deutete auf seine Seite des Feldes, "dann hast du wohl meine zweite verdeckte Karte vergessen!"

"Das kann nicht sein?!", rief Zigfried lauter als nötig. Wie Rin hätte dem Chef von Schroeder Corp. klar sein müssen, dass Kaibas Fallenkarte nur in Kombination mit Ring der Verteidigung funktionierte. Eine Kombination, die der junge Firmenchef nicht das erste Mal anwandte.

"Damit wären meine Lebenspunkte sicher. Was man von deinen nicht behaupten kann." Kaiba ließ den Arm sinken. Der grüne Ring, der vor dem Chef der Kaiba Corporation rotierte, hielt sämtlichen direkten Schaden von ihm ab. Zufrieden sah er auf die andere Seite des Spielfelds. Zigfried knirschte mit den Zähnen. "Dann decke ich ebenfalls eine Karte auf: Schrumpfen! Sie halbiert den Schaden meines Monsters." Nur langsam ratterte Zigfrieds Punkteanzeige nach unten. "Außerdem scheinst du den Effekt meines Streitwagens vergessen zu haben: indem ich ihn auf den Friedhof werfe, darf Minerva auf dem Spielfeld bleiben." Seto Kaiba verzog keine Miene, obwohl der Blick seines Gegenübers mehr als Spott für ihn bereit hielt. "Netter Versuch, Kaiba. Aber bei dem Tempo wirst du mich niemals besiegen können. Oder hast du etwa deine Partnerin vergessen?" Er grinste hämisch. Seine Augen wanderten zu Rin, die tief Luft holte, um der plötzlichen Übelkeit entgegenzuwirken.

"Alles klar, Rin?"

Wer hat das gesagt? Egal. Ich muss…ich muss-

"Ich lege eine Karte verdeckt und beende meinen Zug", verkündete Zigfried zufrieden und nickte seinem nächstgelegenen Kontrahenten zu. Seto Kaiba nahm eine Karte vom Stapel und fuhr im selben Tempo fort, wie er das Duell begonnen hatte. "Ich lege eine Karte verdeckt und spiele die X-Kopfkanone im Angriffsmodus…" Während Kaiba weiter sprach, hielt sich Rin den Bauch. Der letzte heftige Kater nach einer aus dem Ruder gelaufenen Party war nichts dagegen.

Nicht kotzen, Rin. Nicht Jetzt!

"Seht sie euch an! So tapfer." Es war Zigfrieds Stimme. Ihn - davon war sie überzeugt - würde sie auch noch heraushören können, wenn sie längst im Koma läge.

Das ist nicht der passende Augenblick für schwarzen Humor, Rin

Mühselig lenkte sie ihren Blick auf den Mann mit den rosanen Haaren, dessen Mund sich einfach weiter bewegte, dass Rin nur noch schemenhaft das Gespräch mitverfolgen konnte "...an der Zeit aufzugeben." Meinte er etwa sie? "Es ist ganz einfach", säuselte Zigfried, "du musst nur die Hand auf das Deck legen und dich geschlagen geben. Danach wird alles besser, das verspreche ich dir. Du wirst keine Schmerzen mehr spüren. Dein Gehirn wird unbeschadet davonkommen. Es wird so sein als wäre nichts gewesen. Na, wie wäre das?" Rin antwortete nicht. Sie musste sich zusammennehmen. Ihr war so unfassbar übel, dass nicht viel fehlte und sie einfach nur zusammenbrechen würde. "Komm' schon", stachelte sie der Chef von Schroeder Corp. weiter an, "oder möchtest du darauf warten, dass Kaiba das Spiel von selbst abbricht?"

"So ein Schwachsinn", raunte sie. Rins Stimme war kratzig, als hätte sie sich bereits mehrfach übergeben. Ihre Augen formten sich zu Schlitzen. "Denkst du", entgegnete sie, "denkst du, ich weiß nicht, dass Kaiba dieses Duell niemals beenden würde?" Schweigen. Oder Rin war bereits so benebelt, dass die Stimmen nur noch wie ein Windhauch an ihr vorüber wehten. Ganz gleich, wie, für Rin tat es nichts zur Sache. "Ich werde", langsam - aber nur sehr langsam - fand sie zu sich selbst, wenigstens die Übelkeit schien überwunden. Ihre zittrige Hand bewegte sich auf das Deck zu. "Ich werde niemals aufgeben." Sie zog eine Karte. "Mein Zug." Sie blinzelte mehrmals, schärfte die Augen, bis das Spielfeld nicht mehr verschwommen auf sie wirkte. Der dritte weiße Drache mit eiskaltem Blick vervollständigte die Sammlung. Wie oft hatte sie sich während der Schulzeit gewünscht, so viel Glück zu besitzen?
 

Ich muss durchhalten. Zigfried von Schroeder hat noch 2250 Lebenspunkte. Hacharui sogar noch über dreitausend. Was ist das?!"

Erst jetzt bemerkte sie, dass ihre zwei Spielmarken verschwunden waren. Und ihre Lebenspunkte? Sie sah auf die Anzeige, die seit der letzten Runde kein Stück nach unten gewandert war. Wie hatte sie das nicht sehen können?

"Rin?" Jemand riss sie aus ihren Gedanken.

Ich muss…das Duell…Kaiba

Sie sah zu ihrem Boss, dessen eiskalter Blick auf Rin ruhte. Die junge Frau wusste nicht wieso, aber seine Augen kamen ihr auf einmal so tiefgründig und weise vor.

Genau. Ich muss ihm meinen Plan mitteilen, bevor es zu spät ist.

Sie zückte eine Zauberkarte: "Ich spiele Austausch."

"Lass' mich raten", entgegnete Zigfried abschätzend, "du möchtest sicherlich eine ganz bestimmte Karte mit mir tauschen." Die Provokation, die er in die Stimme legte, führte Rin geradezu in Versuchung, das Gesagte in die Tat umzusetzen. Aber sie durfte nicht auf seine Sticheleien eingehen. Dafür stand zu viel auf dem Spiel.

"Die Karte", setzte Rin fort, nachdem sie einen tiefen Atemzug getan hatte, "erlaubt es mir, eine Karte mit einem anderen Spieler zu tauschen. Aber das heißt nicht", ein zweites Mal holte sie tief Luft, so als bräuchte sie jeden Atemzug, den sie kriegen konnte, "ich will nicht deine Karte… sondern seine." Als sie zu ihrem Firmenchef herüber sah, war für eine Millisekunde zu sehen, wie ihm sämtliche Gesichtszüge entglitten. Wenn sie seinen Ausdruck deuten sollte, war er wohl mehr als nur ein wenig verstimmt, dass sie ihn erwählt hatte. Auf der anderen Seite klatschte von Schroeder in die Hände. "Fabelhaft. Einfach nur fabelhaft. Yamamori ist schon so verwirrt, dass sie ihrem eigenen Boss die Karten klaut."

"Rin", knurrte Kaiba, dass nur sie ihn hören konnte. Seine Stimme ging wie ein Glockenschlag zu ihr durch. Langsam setzte sie sich in Bewegung. Sie wusste nicht, wie lange sie noch dazu in der Lage sein würde. Bereits jetzt spürte sie, wie ihre Beine ihr kaum gehorchen wollten, wie jeder Schritt Kraft kostete, nicht auf der Stelle zusammen zu klappen.

"Vertrau mir", murmelte die junge Frau, die nicht wusste, ob die Worte überhaupt ihren Mund verlassen hatten. Sie stand nun direkt neben Kaiba, drehte ihre Karten um und hoffte, er würde ihren Plan verstehen.

Bitte, zieh' keinen meiner Weißen. Bitte zieh' keinen meiner Weißen. Zieh' keine-

Kaiba musterte die Karten. Seine Augen weiteten sich. Dies geschah so schnell, dass nur Rin es bemerkte. Dann nahm er eine Karte aus ihrer Hand. Rin atmete erleichtert auf und zog eine von Kaibas Karten. Mit einem Nicken ging sie zurück an ihren Platz.

"Außerdem…spiele ich", für einen Moment hatte die junge Frau vergessen, was sie tun wollte. Innerlich gab sie sich eine Ohrfeige, ballte die Hände zur Faust, dass sich die Fingernägel in ihre Haut bohrten. "Elegante Wohltäterin", sie legte die Karte auf die Zauberkartenzone.

Du schaffst das Rin. Atme einfach ganz ruhig, dann geht das schon

"Wenn ich zwei Karten abwerfe, kann ich drei neue ziehen. Also", sie legte zwei Karten ab und zog. "Dann lege ich noch zwei Karten verdeckt und beende meinen… ah", ein weiterer Stromschlag bohrte sich durch ihren Schädel. Schützend fasste sie sich an den Kopf, versuchte dabei das Fiepen aus ihren Ohren zu bekommen. Mit jedem weiteren Schlag wuchs der Schmerz, wuchs die Panik. Zigfrieds Worte wiederholten sich wie ein Echo in ihrem Kopf.

"Komm' ihr nicht zu nahe", mischte sich von Schroeders Stimme unter das Fiepen. "Hast du vergessen, dass der Abstand mindestens anderthalb Meter betragen muss? Andernfalls werdet ihr wegen Betrugs disqualifiziert." Lachen ertönte. "Das willst du doch nicht, oder Kaiba?" Keine Reaktion. Aber das war Rin egal. Sie bekam kaum noch mit, wie Hacharui seine Karten spielte. Der Duellant verschmolz mit dem Licht, das sich vor seinem Gesicht aufgebaut hatte.

Wer von ihnen war noch mal Zigfried von Schroeder?

Sie rieb sich die Augen, die wie Feuer zu brennen begonnen hatten. Zwei Tränen wischte sie sich heraus. Niemand sollte denken, dass sie anfangen würde zu weinen.

"...greif'...an!" Das war nicht Zigrfrieds Stimme. Also konnte es nur Hiro Hacharui sein. Rin legte die Hand auf eine ihrer verdeckten Karten. Jetzt funktionierte sie nur noch, egal wie sie das gerade anstellte. "Mystische Lebensbarriere", sagte sie nur, denn zu mehr reichte es nicht. Die Falle schnappte trotzdem zu, beendete, was auch immer Hacharui begonnen hatte. Langsam ließ sie die Hände sinken. Das Brennen war noch da, nur nicht mehr so stark, dass sie dem Geschehen weiter zusehen konnte. Alles passierte zu schnell für die junge Frau, dass sie kaum den Wechsel zwischen Hacharui und Zigfried mitbekam. Immer öfter fusionierten die beiden zu einer Person.

"Egal, was du vorhattest, Kaiba", sagte Zigfried und wedelte mit einer Karte in seiner Hand herum, "dein Monster wird dir nichts mehr nützen. Minerva ist immer noch stärker als diese Blechbüchse da. Und da der Effekt meines Streitwagens auch auf dem Friedhof gilt..." Er zeigte mit dem Finger auf sein Monster und ging in den Angriff über.

"Nicht so voreilig", erwiderte Kaiba, "ich decke meine Fallenkarte Angriff annulieren aus. Damit ist die Battlephase sofort beendet."

"Nicht, wenn ich die hier spiele", widersprach Zigfrieds Partner und deckte ebenfalls eine Karte auf. Erneut wurde ihr Blick von diesem grellen Licht geblendet. Rin bekam wieder einmal nichts mit.

Kaiba hat noch eine verdeckte Karte. Ich darf nicht zulassen, dass er sie jetzt schon ausspielt

"Promineses, Abwehr!", rief sie lauter als sie glaubte, noch im Stande gewesen zu sein. Ein schwarzer von Flammen durchtränkter Drache warf sich vor Kaibas Maschinemonster. Ein Knall und der Drache hatte seinen kurzen Auftritt hinter sich.

"Wie ist das möglich?!" Zigfrieds Ärger klang zum ersten Mal an diesem Tag glaubwürdig. Seine hellblauen Augen sahen zu der jungen Frau, deren rechter Arm noch immer ausgestreckt war.

"Wachdrache Promineses besondere Fähigkeit", keuchte Rin, "sie erlaubt es mir, ihn aus dem Friedhof zu beschwören."

"Und wie?", rief Zigfried, "wann soll dieser Drache denn auf den Friedhof gelandet sein?"

"Hast du nicht aufgepasst?", nur zu gern hätte sie ihn angelächelt, doch ihr Kopf verpasste ihr eine Abfuhr. "Als ich mystische Lebensbarriere gespielt habe, musste ich eine Karte auf den Friedhof legen. Diese schien mir passend."

"Du-", Zigfried ballte die Hände zur Faust, "das ist sinnlose Zeitschinderei - nichts weiter." Zumindest hatte sie damit seinen Zug beendet. Mehr wollte Rin vorerst nicht.

"Wieso?", schallte es plötzlich durch ihre Ohren. Es war Hacharui. Seine Augen wanderten über Rins kränkliche Erscheinung, während sein eigenes Gesicht immer blasser wurde. Bevor sie in der Lage gewesenen wäre, ihm eine Antwort zu geben, hatte Kaiba die Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Er war nun wieder am Zug.

"Die Luft wird dünner, Kaiba", säuselte Zigfried mit hochfrequenter Stimme. Seine anfängliche gute Laune hatte er wiederfinden können. Er streckte Zeige- und Mittelfinger wie zum Zeichen des Friedens aus. "Nur noch zwei Züge, bis das Hirn der Kleinen nur noch Brei sein wird. Wie wird deine Firma bloß dastehen, wenn die Welt erfährt, dass du Yamamori für deinen Egoismus geopfert hast?" Er zeigte auf eine der unzähligen Kameras und lächelte. "Endlich erfährt die Welt, was du wirklich bist. Du bist geliefert!" Der Chef der Kaiba Corporation gab keinen Konter. Er war überraschend ruhig. Wenn Rin es nicht besser wüsste, könnte man meinen, er dachte über das Gesagte nach. Doch die junge Frau hielt es für wahrscheinlicher, dass er einfach nur mit Ignoranz antwortete, statt weiterhin auf Zigfrieds Provokationen einzugehen, die dem jungen Firmenchef doch bloß den letzten Nerv rauben sollten. Dafür war Seto Kaiba viel zu abgeklärt. Besonders in den letzten beiden Runden war er zu jener Professionalität zurückgekehrt, die ihn als CEO der Kaiba Corporation auszeichnete. Zwischen wackeligen Bildern (da Rin sich kaum mehr aufrecht halten konnte) sah sie seinen stoischen Blick, der ganz auf seine Karten fokussiert war. Er hielt die Gezogene vor seinen Augen. "Wenn du dann endlich fertig mit rumlabern bist", sagte er und legte gleichzeitig die Karte aufs Feld, "ich aktiveren diese Karte: Riryoku."

"Und?", erwiderte Zigfried, der anscheinend wirklich nicht wusste, wozu diese Zauberkarte in der Lage war. Dafür blieb er viel zu gelassen.

"Du scheinst dich nicht sehr gut auszukennen. Mit dieser Karte werde ich dein Monster ein für allemal vernichten." Das Letzte Wort kam als Knurren. "Riryoku lässt mich ein Monster auf dem Spielfeld wählen, dessen Angriffspunkte um die Hälfte abgezogen werden. Die Punkte, die dein Monster verloren hat, gehen dann auf das Konto meiner X-Kopfkanone." Mit aufgerissenen Augen starrte Zigfried auf Minerva, deren Atk auf 1600 herunter gefallen war. Kaibas Monster hingegen machte sich für den Angriff bereit. Die Kanone zielte genau auf die gegnerische Seite. Eine Kugel traf Zigfrieds Monster. Knall und Explosionen rissen Minerva in tausend Einzelteile. "Und wieder einmal beschützen mich die starken Gemäuer meiner Feldzauberkarte."

"Du meinst, solange du Monster auf deiner Seite hast", entgegnete Seto trocken.

Stimmt. Zigfried…er hat keine Monster, die ihn beschützen können…das wäre…meine Chance.

Rin sah zu ihrem eigenen Monster. Die starke Königin schien nur auf einen Befehl Seitens ihrer Besitzerin zu warten. "Ruin", sie musste diese Chance einfach nutzen. Sie hatte keine Zeit um nachzudenken. Zudem verdrängten ihre Kopfschmerzen sämtliche Bedenken. "Greif' Zigfrieds Lebenspunkte direkt an! Klinge der Apokalypse!" Die Königin hob ihren Stab. Mit einem Sprung näherte sie sich Zigfried, der sich nicht vom Fleck bewegte.

"Vergiss' es", rief neben ihm Hiro Hacharui. Seine Hand zitterte, während er seine Falle aktivierte. Rin erstarrte als sie die Karte erkannte - Dimensionsmauer. "Nein!"

"Oh doch", Hacharuis Stimme ließ Zigfried schmunzeln, "sämtlicher Schaden wird auf dich zurückgeworfen." Mit voller Wucht prallte der Angriff zurück. Eine unsichtbare Kraft drückte sich auf ihren Brustkorb. Sie öffnete den Mund, ohne einen Laut von sich zu geben. Um sie herum breitete sich Nebel aus. Allmählich wünschte sie sich, dass es einfach nur aufhörte - die Schmerzen, das Stimmengewirr, einfach alles.

"Ich…", Rin konnte sich kaum mehr sammeln.

"Bitte", jemand redete ihr dazwischen. Hacharui. Der Blonde sah zu Rin, die seinen Blick kaum mehr erwidern konnte, "das muss aufhören", seine Stimme war gebrochen, "das kann es doch nicht wert sein! Du musst dieses Duell beenden! Bevor es zu spät ist-"

"Hör auf zu heulen", Rin fasste sich an die Stirn, "du hast überhaupt kein Recht dazu. Schließlich wusstest du, worauf du dich eingelassen hast, als du dich mit dem da zusammengetan hast. Oder hattest du ernsthaft geglaubt, ich würde vor euch auf die Knie gehen? Im Gegensatz zu dir, weiß ich sehr wohl, was ich hier tue. Also reiß' dich zusammen und beende dieses Duell wie ein Mann…und nicht wie der Schlappschwanz für den er dich hält…inklusive mir." Perplex starrte er sie an. Er biss sich auf die Lippen, das Gesicht feuerrot. "Wenn du es nicht anders haben willst", seine Stimme dominierte den Saal, "es wird euch noch leid tun, mich unterschätzt zu haben. Mein Zug! Ich opfere meine beiden Monster", er zeigte auf die schwache Verteidigung vor sich, "um meine stärkste Bestie aufs Feld zu rufen. Zeige dich, reptilianische Vaskii!" Aus dem Boden kroch eine Göttin mit vier Armen, und Beinen, die zweier Schlangen glichen. Jede ihrer vier Hände bewegte sich hypnotisch vor ihrem Gesicht. "Als erstes", Hacharuis Stimme zitterte, wie die Hand, die er ausgestreckt hatte, "aktiviere ich ihre besondere Fähigkeit. Reptilianische Vaskii zerstört einmal pro Spielzug ein beliebiges Monster. Und ich wähle", er zeigte auf Kaibas X-Kopfkanone. Sofort löste sich diese in Luft auf.

"Halte dich an den Plan, Hacharui", sprach Zigfried ganz ruhig zu seinem Partner.

"Natürlich", nickte Angesprochener, "Reptilianische Vaskii! Greif' Yamamoris Monster an!" Die Hände ausgestreckt entsandte sie mehrere kleine Lichtkugeln. Direkt auf Ruin, die genau um dreihundert Punkte schwächer war als ihre Gegnerin. Stumm löste sie sich in einer nebelartigen Staubwolke auf.

"Aber?!", Hacharui ging einen Schritt zurück, "deine Lebenspunkte, wieso…?!"

"Weißt du denn nicht", entgegnete Rin, "dass…dass Ruin…eine Fee…und Zuflucht im Himmel...sie alle beschützt?" Sowohl Hacharui als auch sein Nachbar sahen ungläubig zu ihr herüber. Doch Rin konnte es nicht mehr sehen. Der Raum begann sich zu drehen. Sie sah doppelt. Noch dazu die dumpfen Laute der anderen, dass sie keinen richtigen Satz verstehen konnte. Die junge Frau merkte nicht, wie ihr Oberkörper immer wieder nach vorne kippte. Leise stöhnte sie. Ihr Kopf hatte aufgehört zu schmerzen. An seiner Stelle wurde alles taub.

"Die letzte Runde", rief Zigfried, "wie mir scheint setzen allmählich ihre kognitiven Fähigkeiten aus. Ihr müsste bereits das Denken unheimlich schwer fallen. Wenn diese Runde beendet ist, wird ihr Gehirn auf ein Minimun heruntergefahren. Sozusagen in einen Standby-Modus. Nur mit Mühe wird sie unserer Unterhaltung folgen…vielleicht hat sie auch schon aufgegeben-"

"Nie-niemals." Sogar Rin spürte, wie die letzten Reserven ausgeschöpft wurden. Dieses eine letzte Aufbäumen. Denn noch war sie nicht am Ende.

"Sieh' doch nur, wohin dich dein Boss getrieben hat", Zigfried zeigte auf Seto Kaiba, dessen Blick sie längst nicht mehr erkennen konnte.

"Du Mistkerl", flüsterte sie. Dann fand sie ihre Stimme wieder: "Denkst du, ich habe vergessen, wer mir dieses Virus angehängt hat?!" Sie machte eine Pause. Weniger aus Theatralik, denn als notwendiges Übel, um ihre Gedanken zu ordnen. Mit allem Hass den sie noch aufbringen konnte, blickte sie in die Richtung, in der sie Zigfrieds Visage vermutete. "Darum werde ich nicht zulassen, dass du dieses Duell gewinnst." Keuchend machte sie ihren letzten Zug. "Ich spiele Topf der Gier." Sie zog zwei Karten, versuchte die Augen nicht zu lange auf einen Punkt zu behalten. Das machte sie irgendwie schläfrig. "Wenn ich dieses Monster auf den Friedhof lege", Kindmodo-Drache verschwand aus ihrer Hand, "darf ich ein Drachemonster beschwören", eine grüne Lichtkugel besetzte das Feld. Daraus entsprang ein Drache. Laut kreischend verkündete er sein Erscheinen.

"Damit willst du mich besiegen?", höhnte der Chef von Schroeder Corp. "Etwa keine weißen Nachtdrachen zur Hand?"

Wusste ich's doch. Darauf…darauf wollte…wollte

"Nein", riss sich die junge Frau zusammen, "Nicht dich. Aber ihn."

Hacharui formte die Augen zu winzig kleinen Schlitzen, bevor er aufgeregt zu lachen begann. "Dein Monster hat nur 2000Atk, während meine reptilianische Vaskii 2600 hat."

"Dann schau' noch mal genauer hin." Mit einem Satz sprangen die Angriffspunkte ihres Drachen auf viertausend. "Wachdrache Andrake: sobald er von der Hand beschworen wurde, verdoppeln sich seine Angriffspunkte."

"Unmöglich!"

"Aber ich bin noch nicht fertig."

Noch nicht…ich darf noch nicht…

"Außerdem spiele ich diese Karte: Doppelangriff."

"Nein-"

"Doch. Doppelangriff lässt Andrake zweimal angreifen. Dafür brauche ich nur ein stärkeres Monster auf den Friedhof legen." Sie versuchte den Arm zu heben. Nur ein kleines Stück. "Es ist vorbei: Wachdrache Andrake", erteilte sie ihrem Monster den Befehl, "greif' seine reptilianische Vaskii an. Mach' ich ihn endgültig fertig! Windpeitschenschlag!" Der Drache breitete seine Flügel auf. Dunkle Energie schleuderte erst auf Hacharuis Monster, dann auf ihn selbst zu. Die Kraft des Angriffs brachte ihn zum taumeln. Hacharui verlor das Gleichgewicht, schlug mit dem Rücken an die nächstgelegene Wand und ließ sich dort im Schneidersitz nieder. Er legte die DuelDisc ab, nachdem keiner seiner Lebenspunkte übrig geblieben war.

Rin keuchte. "Ich bin noch nicht fertig." Obwohl alles in ihr danach schrie. Ihre Augen konnten kaum mehr die Informationen verarbeiten. Mit letzter Kraft sagte sie: "Ich…ich lege noch zwei Karten…ver-" Die Karten landeten auf ihrer Seite des Feldes.

"Rin?!"

Wer spricht zu mir?

Ihre Augen flatterten.

So…müde.

"Du darfst nicht die Augen schließen, hörst du." Die Stimme schien in weiter Ferne. Jemand befahl ihr, den rechten Arm zu heben. Sie wusste nicht, wieso, aber sie vertraute der Stimme. Dass es wichtig war, ihr zu vertrauen. Etwas berührte ihre Hand.

Das fühlt sich schön an. So warm.

Der letzte Gedanke, bevor sie schließlich die Dunkelheit packte.



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