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Spiel ohne Limit

von

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Wie Mokuba es gesagt hatte - Haga befand sich nur unweit der Hauptarena, vor einem Nebengebäude, an dem sich knapp hundert Leute tümmelten. Auf dem Weg dorthin waren ihr fragende Blicke begegnet, die Rin erkannten, nur nicht richtig einzuordnen wussten. Die junge Frau löste daraufhin ihren straffen Pferdeschwanz und ließ das Haar bauschend über die Schultern fallen. Mit einem Schmunzeln begegneten ihr Luminas Seelenspiegel.

"Ich dachte, der Zopf gehört zu deinem neuen Image", feixte die Schwarzhaarige und beobachtete, wie Rin den Haargummi um ihr rechtes Handgelenk zog.

"Später", murmelte Rin und konzentrierte sich darauf, sich durch die Menschenmassen zu zwängen. Es waren vorwiegend junge Leute, viele Jungs aus der Unter- und Mittelstufe standen vor dem Eingang, vor dem ein Tisch provisorisch aufgestellt worden war. Sie musste nahe genug herantreten, um die Gestalt hinter dem Tisch zu erkennen. Grüne Haare, die im rechten Licht ins Hellblau übergingen, verdeckten zum Teil die gelbe runde Brille, die durch die Reflektion der Sonne grell aufblitzte. Ein ebenso blendendes Lächeln, das wohl an einen Schurken erinnern sollte, doch für Rin lediglich wie ein gescheiterter Versuch cool zu wirken rüberkam, zierte sein rundes, fast noch kindliches Gesicht. Selbst im Sitzen erkannte sie seine kleine Statur, die wohl kaum über einen Meter sechzig reichte, dass Lumina gute Chancen hatte, neben ihm groß auszusehen. Vor seinem Tisch hatte sich eine Schlange gebildet, einige trugen DuelMonsters Karten bei sich, scheinbar um sie mit seinem Namen unterzeichnen zu lassen. Rin hatte noch nie verstanden, wie jemand sein gesamtes Deck nur mit Insekten zusammenstellen konnte. Haga war nicht nur ein Spezialist für eben diese Kreaturen, er schien wie versessen auf die krabbelnden Lebewesen. Je widerwärtiger das Monster aussah umso hingebungsvoller schien er sich für sie zu interessieren. Aus Duellen der letzten fünf Jahre wusste Rin eine Menge über den mehrfachen regionalen Champion, der es im vorherigen Jahr geradeso auf die vordersten Plätze geschafft hatte. Wo er noch zu Beginn seiner Karriere weit vorne in den Spitzenrängen aufgestellt war, kämpfte er in seinen letzten Meisterschaften nur noch um sein Überleben. Der Profiduellent, der einst für Industrial Illusions angetreten war, finanzierte sich nur noch durch diverse Werbeträger und seiner verbliebenen Fanbase, die viele seiner Spiele sponsorte. In diesem Jahr hatte man besonders die sinkende Beliebtheit der einstigen Größe bemerkt - Haga war der einzige, der den Wandel nicht wahrzuhaben schien. Sein Blick verriet nichts von den Niederlagen und dem wachsenden Verlust seiner Macht. Rin verkniff sich ein breites Grinsen, als sie Lumina am Ärmel packte und sich mit ihr in die Reihe stellte.

"Das ist nicht dein ernst", murrte ihre Freundin.

"Ich brauche dich", flüsterte Rin, "es muss so aussehen als wären wir zwei harmlose junge Frauen."

"Aha", Lumina schüttelte den Kopf und deutete hinter sich. In einem deutlichen Abstand zu ihnen, stand Mokuba, der die beiden Frauen an die richtige Stelle geführt hatte. Rin hatte ihn darum gebeten, hinter ihnen zu bleiben. Sie wollte ihr Vorhaben auf ihre Weise umsetzen, Mokubas Einsatz wäre ihr letzter Ausweg.

"Und was soll ich machen?", Lumina sah zu ihrem Vordermann, einem Teenager mit rotgoldenem Lockenschopf, der mindestens einen Kopf kleiner war als sie.

"Bleib`einfach neben mir. Ich regel`das." Weiter kam die junge Frau nicht, denn sie standen nun direkt vor dem Insektenspieler, der sie mit einem breiten Grinsen begrüßte, dass Rin spürte wie sich Luminas Nackenhaare aufstellten.

"Kann ich etwas für euch zwei Hübschen tun?", seine Stimme nistetet sich in Rins Kopf ein. Direkt vor ihm stehend wirkte er noch um einige Zentimeter kleiner, auch sein Aussehen erinnerte sie mehr und mehr an einen Jungen und nicht an jemanden, der älter war als sie.

Okay. Du hast es Zuhause geübt. Halte dich einfach an den Plan

"Du bist doch der Insektenkönig, nicht wahr", Rin beugte sich etwas nach vorne, dass ihr Gesicht von braunen von dem Zopf gewellten Haaren bedeckt wurde. Das Grinsen ihres Gegenübers wurde breiter.

"Das hast du richtig gehört", bestätigte er und spielte mit dem Kugelschreiber in seiner rechten Hand.

"Nun", noch ein Stück tiefer beugte sich die junge Frau, dass sie ihren rechten Arm an der Tischkante abstützte und die DuelDisc auf der Platte ruhte, "ich habe auch gehört, dass du unter den Top dreißig sein sollst. Aber", ihre Stimme wurde abschätzend, sie tat als betrachtete sie ihn prüfend, "wenn ich dich so ansehe, kann ich mir nicht vorstellen, dass du es überhaupt aus der Krabbelgruppe geschafft hast." Sein Blick wandelte sich. Er kniff die Augen zusammen. Seine Lippen formten noch immer ein breites Grinsen, aus dem sämtliche Heuchelei gewichen war. An dessen Stelle entstand ein gehässiger und zugleich herausfordernder Ausdruck.

"Für einen Niemand wie dich nimmst du dir ganz schön viel heraus", er deutete auf ihre DuelDisc, "weißt du denn überhaupt, wie man es anschaltet?" Wie Rin spürte auch er, dass alle um sie herum dem Gespräch lauschten.

"Ich hatte gehofft", Rin legte den Kopf schief, "du würdest es mir zeigen." Haga zeigte seine Zähne.

"Wie soll ich das verstehen? Willst du mich zu einem Duell herausfordern? Dazu hast du nicht das Recht. Ich bin ein Champion, Ich fordere, wenn überhaupt, heraus."

"Dazu hast du nicht den Mut", säuselte sie und ließ die Finger über das polierte Holz wandern.

"Du hast es selbst gesagt, ich bin unter den Top dreißig. Ich muss mich mit niemandem mehr duellieren."

"Also ich denke", Rins Augen begannen wie ein Smaragd im Licht zu glühen, "es war nichts mehr als reiner Zufall, dass du es soweit geschafft hast. Wir kennen wohl beide die Gerüchte darum, wie du die meisten deiner Duelle gewinnst. Und vor allem, wie du an deine Sammlung herangekommen bist." Ihr Lächeln wurde teuflisch. Fast jeder kannte die Gerüchte um Haga und seinen trickreichen Methoden, andere Spieler auszubeuten und an ihre Karten heranzukommen. Um sie herum begannen die Leute einander anzusehen und flüsternde Worte auszutauschen. Haga wurde ungeduldig.

"Warum sollte ich gegen dich antreten? Ein Sieg gegen dich bringt mir nichts, die ein zwei Punkte habe ich nicht nötig. Oder willst du einfach nur gegen einen richtigen Profi spielen?"

Rin richtete sich auf.

"Wenn du dich nicht mit mir duellierst, wird jeder denken, dass du gekniffen hast. Deine Fans werden von dir enttäuscht sein, und ich bin mir nicht sicher, ob sie noch eine weitere Enttäuschung verkraften können." Ihre Blicke drehten sich zu den Teenagern, die sich ganz auf ihr Idol konzentrierten. Dieser zog die Augenbrauen zusammen.

"Ich mache dir einen Vorschlag", Rins Stimme war für jeden in ihrem Umkreis zu verstehen, "wenn du gewinnen solltest, kannst du mit mir machen, was du willst." Sie spürte wie neben ihr Lumina zurückwich. Einige tuschelten in angehobener Lautstärke. Nur Rin fixierte den Grünhaarigen, der sich nun erhoben hatte und sein Siegergesicht aufgesetzt hatte.

"Einverstanden", gluckste er. Sein Blick wanderte zu der Arena, "ich fordere dich zum Duell heraus." Es war ausgesprochen. Die Fans jubelten, begeistert dass sie noch einem weiteren Duell beiwohnen konnten. Vermutlich dem letzten Duell in dieser Vorrunde. Rin nickte, ihr Blick verdunkelte sich.

"Weißt du, was du da gerade gesagt hast?", Lumina war dicht an ihr Ohr getreten, sichtlich bemüht sie nicht anzuschreien.

"Keine Sorge, ich hab schließlich vor zu gewinnen."

"Und wenn nicht?", Lumina starrte sie an, "jeder hat gehört, was du gesagt hast."

"Das war auch der Plan", damit schritt sie zum Duellplatz, dass Lumina ihr hinterhereilte.

"Du bist wahnsinnig, weißt du das?" Die Schwarzhaarige schüttelte den Kopf, "alles nur für ein Duell."

"Nicht irgendein Duell", pflichtete ihr Rin bei, "das ist der krönende Abschluss, den ich in vollen Zügen genießen werde." Sie nahm ihre Haare und band sie gekonnt zu ihrem üblichen Zopf als sie bereits im Inneren der Arena standen. Das übertrieben große Gebäude besaß ein einfahrendes Dach, sowie eine einlandende Bühne, die sich problemlos um mehrere Meter hochfahren ließ. Rin stellte sich an die Seite, während Haga ihr gegenüber in Position ging. Auf ein Zeichen fuhren sie hinauf zu Bühne, es fühlte sich so an als würde sie von einem Gabelstapler hinaufbefördert werden. Oben angekommen bemerkte Rin zum ersten Mal wie weit sie vom tatsächlichen Boden entfernt waren. Noch nie hatte sie hier gestanden, immer nur dort unten, als Zuschauer, der immer davon geträumt hatte, eines Tages dort zu stehen. Im Moment konnte sie die Freude darüber nicht vollends ausschöpfen. Sie war auf das kommende Duell konzentriert - ihrem Freifahrtschein.

"Es gibt kein Zurück mehr", lachte Haga auf und fuhr seine DuelDisc aus, "es war ein Fehler, sich mit mir angelegt zu haben."

"Dasselbe wollte ich auch gerade sagen", entgegnete sie mit einem schiefen Lächeln und entledigte sich ihres Trechncoats, den sie in Richtung ihrer Freundin warf. Luminas Blick war eindeutig, trotzdem nahm sie das Kleidungsstück und wickelte es sich um ihre Hüften. Rin verschränke die Arme, das silberne Metall leuchtete im Scheinwerferlicht wie eine Erleichtung auf. Aus dem Augenwinkel sah sie die Bildschirme. Eine der Kameras hatte ihr Bild eingefangen, die ersten begannen die junge Frau zu erkennen - oder zumindest ihr Armband.

"Sie spielt für die Kaiba Corporation", rief einer.

"Sie hat Esper Roba besiegt."

"Ja, Rin Yamamori."

Ihren Namen von einem ihr völlig Fremden zu hören, war ungewohnt und zugleich spürte sie wie sämtliche Nervenbahnen ihres Körpers angesprochen wurden. Es heizte ihren Duellmodus umso mehr an.

"Warte", hörte sie Haga von Weitem rufen, "du bist die Amateurduellantin, die für Kaiba arbeitet?"

"Du hast also von mir gehört", säuselte Rin und fuhr sich durch ihren Pferdeschwanz, dass das Armband seine Initialen offenlegte und im Mittelpunkt der Kameraeinstellung stand. Haga begann zu knurren, bevor er sich seiner Position bewusst wurde und scheinbar sich zu bestätigen versuchte, der einzige Gewinner dieses Duells sein zu können.

"Was für eine überraschende Wendung!" Ertönte aus den Lautsprechern die bekannte Durchsage des Kommentators. Rin hatte sie bei vielen wichtigen Duellen gehört. Bei dessen Stimme hatte sie immer einen jungen Kerl vor Augen - ein Kerl mit großer Redegewandtheit. Sie fragte sich, ob er in der Duellarena war oder doch an einem ganz anderen Ort und lediglich zugeschalten wurde. Beides ein interessanter Gedanke für die junge Frau.

"Ein letzter spannender Kampf kündigt sich an. Der amtierende regionale Champion Inesector Haga tritt gegen Rin Yamamori, aus der dritten Profiliga, an. Für alle, die nicht auf dem laufenden sind: Derzeit befindet sich die Duellantin aus dem Kaiba Corp. Team auf Platz einunddreißig und liegt nur sieben Punkte hinter dem Champion. An Hagas Gesicht konnte die junge Frau erkennen, dass er sich nicht mit seinen Konkurrenten auseinandergesetzt hatte. Es spielte Rin nur ungemein in die Karten.

"Mal sehen, was dieser Tag noch für uns bereit hält. So viel steht fest: Es wird ein packendes Duell. Denn ein Sieg allein reicht für Yamamori nicht aus. Sie muss es außerdem vor Ende der Battle-City-Turniere schaffen, die Punkte ihres Gegners auf Null zu bringen. Die letzten vierzig Minuten laufen. Wir wünschen den Spielern viel Erfolg!"

"Duell", riefen Rin und ihr Gegenüber im Chor, dass beide DuelDisc's zu leuchten begannen und die Bühne für Sekunden in weiß-gelbes Licht getaucht wurde - das virtuelle System war bereit. Das Publikum erwartete einen klaren Sieg Seitens Haga. Man hörte es aus ihren Jubelrufen heraus. Hinter den beiden Duellanten fuhren Anzeigetafeln aus, welche die Lebenspunkte der Spieler für alle sichtbar werden ließen. Mittig ragte aus der Decke ein weiterer Kasten heraus, der per Zufallsgenerator entschied, wer das Duell startete. Das Gerät wählte Haga. Die Wahl schien für beide zufriedenstellend, zumindest war es der jungen Frau ganz recht, erst als zweites an der Reihe zu sein. Sie zog die ersten sechs Karten. Rin betrachtete ihr ausgewogene Sammlung, die vielversprechend schien.

"Schauen wir mal, was eine Anfängerin gegen einen richtigen Profi zu bieten hat", er warf die erste Zauberkarte aufs Feld. Eine Wiesenlandschaft erschien, um sie herum verdichteten sich Laubbäume.

"Meine Feldzauberkarte Wald schenkt meinen Insekten zweihundert zusätzliche Punkte für Angriff und Verteidigung und als Eröffnung spielen ich diesen Prachtkerl, den Kniffhüpfer."

Ein Grashüpfer ähnliches Geschöpf erschien auf der gegnerischen Spielfeldseite und surrte vor sich hin, während seine überproportionalen Flügel laut flirrten als stimmten sie in seinen Gesang mit ein. Das Monster war nicht sonderlich stark. Tausend Grund-ATK plus die zweihundert zusätzlichen Punkte machten ihn zu keiner großen Gefahr.

"Ich beende meinen Zug", grinste Haga, dass Rin die nächste Karte zog.

Gar nicht so übel

"Die Lebensspanne von Insekten ist sehr sehr kurz", Rin legte ihr eigenes Monster aufs Feld, "mein Löwotaurus macht deinen Grashüpfer mit der linken Pfote fertig. Oh, und obendrein bedankt er sich für die netten zweihundert Punkte, die deine Feldzauberkarte ihm soeben geschenkt hat." Wald erlaubte es nicht nur Insekten, stärker zu werden - Ungeheuer und Ungeheuer-Krieger profitierten ebenso von der Zauberkarte, die den Boden unter ihnen zu einem weichen gestutzten Grasbett verwandelt hatte, auf dem der kriegerische Löwe sich zur vollen Größe aufrichtete und sein Schwert vor seine Schnauze aufstellte.

"Mein Monster hat noch einen hübschen Effekt. Sobald er gegen ein nicht-normales Monster kämpft, erhält Löwotaurus während des Kampfes funfhündert zusätzliche Angrifsspunkte." Damit besaß ihr Monster über 2200 ATK - das war mehr als genug.

Löwotaurus", rief Rin und zeigte auf ihr Monster, "greif` seinen Kniffhüpfer an", mit Leichtigkeit zerschnitt das Schwert den Körper des Kniffhüpfers, der daraufhin vom Spielfeld verschwand. Tausend Punkte verlor der Grünhaarige, der unberührt des großen Verlusts blieb.

"Ich setzte noch eine verdeckte Karte und beende meinen Zug."

"Als du mein Monster zerstört hast, hast du seine besondere Fähigkeit aktiviert. Sobald Kniffhüpfer auf den Friedhof ist, kann ich einen Kokon der Evolutiuon aufs Spielfeld rufen.", säuselte er, dass eine roafarbene Hülle auf dem Spielfeld erschien. Spinnenfäden hielten die Larve aufrecht in der Luft schwebend, während es pulsähnliche Bewegungen machte. Haga war am Zug und betrachtete seine neue Karte, "ich spiel zwei Karten verdeckt und beschwöre dann diesen kleinen Liebling. Mottenlarve." Ein noch schwächeres Monster erschien auf der Bildfläche. Es schrie geradezu danach, von ihrem starken Monster angegriffen zu werden.

Ich weiß, was du damit bezweckst.

Sie war wieder am Zug. Es war eine Falle, das war mehr als eindeutig, aber Rin hatte keine andere Wahl als anzugreifen. Sie konnte ebenso wenig zulassen, dass er ein Monster nach dem nächsten beschwor. Wenn sie ihm zuvorkommen wollte, musste sie dieses Duell schnell gewinnen. Es war die einzige Option, seiner eigentlichen Intention zu entkommen. Rin hatte von Anfang an gewusst, dass es nur zwei Möglichkeiten gab, erfolgreich aus diesem Duell zu kommen: Sie musste ihn entweder in weniger als vier Zügen besiegen oder aber das Duell in eine so spannungsreiche und ausweglose Lage bringen, dass ihr Sieg umso bedeutsamer wäre.

Dann versuchen wir mal den einfachen Weg

"Ich spiele diese Zauberkarte - Doppelbeschwörung. Wie ihr Name schon sagt, kann ich in diesem Zug zwei Normalbeschwörungen durchführen. Nummer eins: Ich spiele Klingenritter im Angriffsmodus. Nummer zwei: Indem ich noch diese nette Karte ausspiele, kann ich ein Monster der Stufe fünf oder höher beschwören, ohne vorher eines zu opfern." Antike Regeln ließ ein Buch auf ihrer Seite entstehen, dass von selbst die Seiten wechselte, bis es auf die entsprechende Formel stieß und Kräfte entsandte, die ihre erwählte Kreatur zum Leben erweckte.

"Mach`Bekanntschaft mit meinem weißen Nachtdrachen."

"Du hast soeben meine Falle aktiviert", rief Haga und deckte eine seiner Karten auf, "Klebefallgrube. Sie halbiert die Punkte deines beschworenen Monsters um die Hälfte." Normalerweise interessierte ihren Nachtdrachen die Effekte von Zauber -Fallen- oder Effekte eines Monsters nicht sonderlich. Diese Karte bildete eine Ausnahme. Sie erwählte nur indirekt ihr Monster, dass es sich seiner Macht nicht entziehen konnte und die Hälfte seiner Punkte abgeben musste. Mit 1500 Atk sah ihr Nachtdrache klein und verletzlich aus. Trotzdem war er noch stark genug, die Monster und seine Lebenspunkte anzugreifen und damit das Duell für sich zu entscheiden. Einen Versuch war es Wert.

"Als erstes greift mein Nachtdrache deinen Kokon an." Außer dass sein Monster zerstört und Haga 1300 Lebenspunkte verlor geschah nichts. Als nächstes war ihr Löwotaurus dran, mit seiner ganzen Power griff er die Motte an. Sie zersprang und riss weitere 1500 Lebenspunkte mit sich. Haga besaß noch 200 von insgesamt 4000 Lebenspunkten. Man brauchte nicht viel rechnen, um sein nahendes Ende zu prophezeien.

"Klingenritter", Rin beugte sich nach vorne, "greif seine Lebenspunkte direkt an und beendet das Spiel." Das Monster stürmte auf Haga zu, dessen Lächeln einen tiefen Schatten in seinen Augen erzeugte.

"Dein erster Fehler war es, mich zu einem Duell herauszufordern", er streckte seine rechte Hand aus, die verdeckte Karte klappte auf, "diese Karte nennt sich Spinnenei", tausend winzige Spinnen krabbelten auf den Boden und teilten sich in drei Gruppen auf, woraus sie zu drei Eier förmigen Massen verschmolzen.

"Meine Falle stoppt deinen Angriff. Im Gegenzug beschwört sie diese drei Süßen. Sieh`sie die genau an, denn sie werden deinen Untergang bedeuten."

Süß war definitiv etwas anderes. Flüchtig sah sie zu ihrer besten Freundin hinunter. Im Stillen war sie ihr dankbar dafür, dass sie nicht bereits reiß aus genommen hatte. Neben ihr stand Mokuba. Scheinbar hatte sich der junge Kaiba während des Duells zu ihr gesellt. Auch wenn Lumina nicht gerne Fremde um sich hatte, war sie bestimmt erleichtert, nicht alleine dastehen zu müssen, während ihr schlimmster Albtraum so nah vor ihr stand.

"Hast du noch etwas zu bieten?", fragte Haga, ohne eine wirkliche Gegenreaktion zu erwarten. Rin blieb nichts anderes übrig als die Runde zu beenden.

"Zunächst", wedelte Haga mit einer Karte in seiner Hand herum, "frische ich meine Lebenspunkte etwas auf." Mit Dian Keto, Meisterheiler bekam er zusätzliche 1000 Lebenspunkte.

"Oh Yamamori, in all deiner Naivität bist du direkt in meine Falle gegangen. Aber ich mache dir keinen Vorwurf. Schließlich hast du noch nie einer Größe wie mir gegenübergestanden. Da kann man schon mal die Nerven verlieren."

"Mach`endlich deinen Zug", entgegnete die junge Frau trocken.

"Mit dem größten Vergnügen. Ha. Ich opfere zwei meiner Eier um meine Insektenkönigin zu holen." Noch nie hatte Rin das Monster von Nahem betrachten können. Die übergroße Spinne, deren Oberkörper um ein hundertfaches so groß wie ihr Kopf war, stieß einen fluchenden Schrei aus. Ihr Körper virbrierte mit jedem Atemzug, aus der Mitte quoll ein milchiges Sekret heraus.

"Knie nieder vor ihrer unaussprechliche Macht", lachte Haga und schien den Anblick seines legendären Monsters sichtlich zu genießen.

"Für jedes Insekt auf dem Spielfeld erhält Insektenkönigin weitere zweihundert Angriffspunkte. Ich brauche ihr nur noch ein Opfer darlegen, dass sie in den Angriff übergeht." Damit verschwand das dritte Ei, die Königin machte sich bereit. Sie spritzte ihre Säfte auf den weißen Nachtdrachen, der ihrer Macht von 2400 ATK nichts entgegenzusetzen hatte. Tausend Diamanten erschienen auf dem Feld als der Drache vernichtet wurde. Rins Lebenspunkteanzeige sank um neunhundert. Noch dazu entstand auf der Spielfeldseite ihres Gegners eine Larve, welche die Königin bei jedem erfolgreichen Angriff beschwören konnte.

"Als Abschluss", Haga setzte eine Karte, "spiele ich noch eine Karte verdeckt. Solltest du dem Druck nicht standhalten, rate ich dir, aufzugeben. Dann wird die Schmach deiner Niederlage nicht all zu groß werden."

"Du kennst mich wirklich nicht", entgegnete Rin und betrachtete ihre Karten, "ich bin keiner dieser Frauen, die schreiend davon rennt, nur weil sie eine Spinne sieht. Da musst du schon härtere Geschütze ausfahren...und etwas mehr Grips in deine Duelle stecken. Deine Insektenkönigin mag ja stärker sein aber das trifft nicht auf deine Larve zu." Ihr Löwotaurus griff das schwache Monster an. Haga spielte die verdeckte Karte aus.

Verdammt

Es war Entkräftungsschild. Damit hatte die junge Frau nicht gerechnet. Statt eines Angriffs wurden Haga 2200 Lebenspunkte geschenkt. Rin biss sich auf die Lippen.

"Ich setzte meinen Klingenritter in den Verteidigungsmodus und lege noch eine Karte verdeckt." Mehr konnte sie im Augenblick nicht tun.

"Spürst du wie sich die Fäden meiner Königin immer schneller um deine Kehle schlingen?"

"Ich merke nur, dass du zu viel Zeit mit reden vergeudest."

"Nur die Ruhe", säuselte er und zog eine Karte, "wenn ich mit dir fertig bin, wirst du dir wünschen, dass es DuelMonsters nie gegeben hätte. Ich hoffe, du denkst an deine Abmachung." Seine Augen funkelten durch die Brille hindurch, dass sie ihren Klingenritter nur zu gern einen Befehl gegeben hätte. Stattdessen schwieg sie.

"Also gut, die Dame will Tempo machen. Wie wäre es damit: Ich opfere eine meiner Larven, damit Insektenkönigin angreifen darf. Außerdem", mit Genugtuung legte er ein weiteres Monster aufs Feld: Neo Bug. Mit dem Feldzauber Berg hatte der Käfer über zweitausend Angriffspunkte.

"Insektenkönigin! Greif`ihren Klingenritter an", Gift spritzte aus der Riesenspinne, umwickelte den Ritter. Dieser stöhnte und erlag der Verätzung.

"Und nun", Haga deutete auf die junge Frau, deren Monster allesamt in den Friedhof geschickt wurden, "greift mein Neo Bug deine Lebenspunkte direkt an." Seine Augen weiteren sich, ein Lächeln huschte über seine Lippen.

"Nicht so schnell", rief Rin und hob ebenfalls ihren Arm, "ich decke meine verdeckten Karten auf: Ring der Zerstörung vernichtet dein Monster und fügt beiden Spielern Schaden in Höhe seiner Grund-ATK zu." Eine zweite Karte öffnete sich: "Ring der Verteidigung rettet mich vor dem Schaden." Haga knirschte mit den Zähnen als nur er 1800 seiner Lebenspunkte verlor.

"So einfach kommst du mir nicht davon."

"Das wollen wir doch sehen", schmunzelte Rin und zog eine Karte. In ihrer Hand war nichts, dass den Spieß umdrehen konnte. Sicher, sie hatte die Möglichkeit, das Duell hinauszuzögern, aber wie lange käme sie damit durch?

"Ich spiele zwei verdeckte Karten. Außerdem ein Monster in verdeckter Verteidigungsposition. Damit beende ich meinen Zug."

"Wie ich es mir dachte", lächelte Haga, dem sie am liebsten ins Gesicht gespuckt hätte. Sein Blick fasste sämtliche Selbstverherrlichung, Arroganz und Abscheu ihrer bisherigen Gegner hervorragend zusammen. Während er seine neu gezogene Karte begutachtete, wandte sie sich der Uhr zu. Sie hing am Eingang, direkt über der Tür. Zwanzig Minuten blieben ihr noch.

"Die Zeit ist gekommen", seine Augen ergötzten sich an den Anblick seiner Kartensammlung. Eine von ihnen nahm er zwischen die Finger und drehte sie, dass selbst Rin aus dieser Entfernung den Zauber erkennen konnte. Sie schluckte schwer.

"Wie mir scheint, kennst du meine Zauberkarte Kokon der Ultraevolution."

Ich weiß zumindest, was du vorhast

"Ich opfere meine Insektenkönigin", dies tat er, in dem er beide Arme hinauf streckte als suchte er dort oben nach Erlösung, "und rufe ihre mächtigere Schwester", der Ton seiner Stimme wurde rauer, "die umgewandelte Insektenkönigin." Eine noch größere Spinne mit Dornenähnlichen Spitzen an ihrem Körper erschien. Statt eines Schreis flatterten ihre Schmetterlings ähnlichen Flügel aufgeregt und ließen den Eindruck entstehen als wären hunderte Insekten auf dem Feld. War die Insektenkönigin schon schwer zu schlagen, setzte diese neue Version noch eins oben drauf. Das Monster mit aufgeboosterten 3000 Punkten besaß Spezialeffekte, die ihr einen Schlag ins Gesicht verpassten: "Umgewandelte Insektenkönigin schützt sämtliche meiner Monster durch Karteneffekte. Sie kann auch noch einmal angreifen, wenn ich dafür eines meiner Monster opfere, und", er hob seinen linken Zeigefinger, "wie ihre Vorgängerin erschafft sie pro Spielzug eine neue Larve."

Damit kann er bei jedem Spielzug eine Larve opfern und einen Doppelangriff starten.

"Eigentlich könnte ich an dieser Stelle schon aufhören", Haga betrachtete seine neue Königin wie eine zu huldigende Götterstatue, "aber wenn du schon einmal gegen einen richtigen Champion spielen darfst, sollst du auch das volle Programm bekommen: Und zwar hiermit: Vergessenes Insekt."

Nicht diese Karte

Rin bemühte sich die Fassung zu bewahren. Indem er die Permanentzauberkarte vergessenes Insekt aktivierte wurde Hagas Kombination aus Monster- und Zauberkarten so gut wie unberührbar.

"Falls du es nicht weißt", feixte der Grünhaarige, "Vergessenes Insekt lässt mich deine Angriffe annullieren, solltest du es wagen, dich meiner armen hilflosen Larven zu nähern. Dafür muss ich nur ein Insekt von meinem Friedhof aus dem Spiel entfernen."

Wie war das noch mit arm und hilflos?

"Gar nicht mal so übel für einen Schmierbeutel wie dich", entgegnete Rin und versuchte ihre Nervosität nicht nach außen dringen zu lassen.

"Wir sprechen uns noch nach dem Duell", erwiderte er und ließ seine umgewandelte Insektenkönigin ihr verdecktes Monster angreifen.

"Du hast die unglückliche Jungfrau angegriffen", erklärte Rin, "damit ist die Battle-Phase für diese Runde beendet."

"Fürs erste", Haga fuhr sich durchs Haar, "ich wende noch den Effekt meiner Zauberkarte Kokon der Ultraevolution an: Indem ich sie vom Friedhof verbanne, kann ich meine Insektenkönigin zurück in mein Deck legen. Sie soll schließlich dabei sein, wenn ich meinen rechtmäßigen Sieg erringe."

"Das Duell ist noch lange nicht vorbei", Rins Stimme verriet nichts von der Unruhe in ihrem Inneren. Im Gegenteil, die junge Frau wirkte geradezu gelassen. In ihrem Blick war nicht die Gewissheit zu sehen, einem hoffnungslosen Kampf gegenüberzustehen. Ihre Augen waren standhaft, fest entschlossen und voller Selbstbewusstsein, diesen Sieg nach Hause zu bringen. Rin wünschte, ihr Ausdruck würde sich bis in ihren Geist vorarbeiten. Ihr Kopf war am Arbeiten, sie wägte ihre tatsächlichen Chancen ab und betrachtete ihre Karten.



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