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Candlelight

Inu no Taishō / Kagome
von

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Jaken III

Candlelight

- Jaken III -
 

Autor: Morgi

Beta: Silberfrost

Fandom: Inu Yasha

Genres: Romantik (Hetero), Humor, Alternatives Universum

Disclaimer: Inu Yasha ist Eigentum von Rumiko Takahashi, ich verdiene hiermit kein Geld.

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19
 

Es fehlte nur noch der Dachbalken, der über meinem Kopf in Flammen aufging und dann in die Tiefe brach. Meine Fantasie wiederholte fassungslos die Worte, bis ich seine Tonlage in jeder Haarspitze kribbeln spürte und ihn am liebsten mit bunten Papierstreifen beklebt hätte.

So etwas wiederholt man doch nicht!

Sind Sie verrückt?

Kagura hat mit Sicherheit viel anständiger geklungen als Sie!

Während mir der Atem heiß in der Kehle brannte, sah ich an dem obersten Knopf seines Sakkos und dem Seidenstoff der Krawatte vorbei. Von grau zu Paisley – oder wie ich es nannte, von der Vorahnung ins Desaster. Hinter den üppigen Pflanzen konnte ich Sesshoumarus Tisch erkennen, an dem seine Begleitung den samtweichen Fächer dicht vor die Lippen hielt. Kagura lachte hinter den Bambusstreben. Unverkennbar, unverfälscht. Ich konnte es inmitten aller Restaurantgespräche nicht hören, aber ihr Mundwinkel verriet sie. Ihre Haltung glich dabei dem Wind, der sich unbekümmert über ihre Hälfte der Marmorplatte ausbreitete.

Wow.

Sein versteinertes Gesicht erschreckte sie nicht einmal. Wie ging das? Wenn er nicht mit dem Gedanken spielte, den Westen Japans von der Insel zu tilgen, wollte ich tot umfallen. Ganze vier Sekunden badete ich in der Vorstellung, wie urplötzlich Energieblitze durch die Wachsschicht schossen und das Restaurant verwüsteten, dann drehte Sesshoumaru den Kopf zu mir. Mein Herz tat einen Sprung. Über das, was meine Stimme tat, wollte ich nicht weiter nachdenken.

Argh!

Immerhin stand neben mir kein Putzeimer, über den ich stolpern konnte, aber ich wich zurück und meine Hand auf Isamus Unterarm war genauso verheerend. Über meinen Fingerspitzen schlugen die Schurwolle und die hochgekrempelte Seide des Hemdes kleine, völlig harmlose Falten – und ich berührte völlig unvorbereitet seine blanke Haut.

Fassungslos starrte ich auf meine Nägel hinab, als wären sie seelenlose und unkontrollierbare Marionetten. Was war denn los mit mir? Hatte ich mir den Kopf gestoßen? Ich sollte diese Biester anklagend auf meinen Chef lenken, statt im Affekt seinem Vater näher zu kommen. Meine Schwärmerei lag doch bereits auf dem Silbertablett, da musste ich sie nicht noch garniert unter seine Nase halten!

Das war keine Absicht, wollte ich ihm kehlig entgegnen, aber der Versuch erstarb auf meinen Lippen: Isamu brachte gerade mit einem einzigen, warnenden Funkeln seinen Ältesten zur Räson. Ich wollte wirklich, wirklich nicht undankbar klingen, aber vor mir tat sich das Tor zur Hölle auf.

Wie viele Gäste waren hier? Okay, und wie viele von denen waren blind, taub oder so gefühlskalt wie mein Chef, um später nicht die Gerüchteküche anzuheizen?

In Isamus Augen lag ein Glanz, der mich an dunkles, tiefrotes Seidenpapier erinnerte. Die Wirkung traf mich völlig unvorbereitet. Prompt versiegten die dämonischen Energien in der Luft, bis nicht einmal mehr die Blätter aufmüpfig zu zittern wagten. Es fühlte sich an, als hätte er – für alle anderen sichtbar – ein gigantisches, bedrohliches Spinnennetz niedergebrannt und nur aus Höflichkeit von der Asche abgelassen.

N-nett.

Immerhin war er auf meiner Seite, oder? Andere Frauen sammelten Perlen und fädelten sie auf Ketten auf, und ich erfreute mich eben an den Zurechtweisungen eines Hundedämons. Vielleicht erkundigte ich mich bei Gelegenheit noch nach duftenden Blumen bei seiner Enkelin Rin, um das Gefühlschaos mit in mein Grab zu nehmen. Dort würde ich nämlich enden, wenn mich Sesshoumaru jemals wieder unbeobachtet in die Klauen bekam!

Der überstürzte Plan, den Rest meines Lebens bestenfalls auf Zehenspitzen um das Firmengebäude der 'Taishou Holdings Corp.' herumzuschleichen, zerschellte jedoch an Isamus aufrichtigem Lächeln. Es verwirrte mich, aber der Zug um seine Lippen wirkte gleichzeitig entschuldigend und von mir angetan.

"Wie ich Ihnen bereits sagte", übertönte er mein klopfendes Herz und das rauschende Blut in meinen Ohren, "Hanyou sind stets die pflegeleichteren Söhne. Es wäre mir unrecht, wenn ich die Gespräche meines Ältesten ein zweites Mal unterbrechen müsste. Abende wie dieser sind für alle Seiten kostbar. – Hätten Sie etwas dagegen, mich kurz an die frische Luft zu begleiten, Kagome?"

Ja.

Nein.

Zum ersten Mal an diesem Ort ließ mich mein Instinkt im Stich, um mich zielsicher der größeren Dummheit in die Arme zu werfen. Ohne lügen zu wollen: Es war der beste Vorschlag, seitdem mir der miesepetrige, grätige Sommelier ein Glas Wasser empfohlen hatte. Die Aussicht auf eine Atempause war ungeheuer beruhigend. Sie nahm den letzten Minuten die Schärfe wie eine gute Freundin, die mir erst den Früchtepunsch näher schob und dann verständnisvoll zunickte. Ich wusste nur nicht, ob ich ihn dabei haben sollte.

Meine Augenbrauen zogen sich zu kleinen, ketzerischen Halbmonden zusammen. "Darf ich Sie vorher etwas fragen?"

"Natürlich. Was auch immer Ihnen auf dem Herzen liegt, meine Liebe." Unaufgeregt nahm er meine Hand, die wie ein vergessener Welpe auf seiner Haut und den dämonischen Streifen ausgeharrt hatte – ja, ich war leichtsinniger als ich aussah – und platzierte sie so feinfühlig und selbstverständlich höher an seinem Arm, als wäre es das Mindeste, dadurch ein Stolpern zu verhindern. "Nun?"

"Hätten Ihnen Töchter nicht vieles erspart?"
 

20
 

Unwillkürlich musste ich an die Theateraufführung in der Oberschule denken, während der mich der Anblick von Kogas Freunden im schummrigen Bühnenlicht zum Lachen gebracht hatte. Die goldlackierten Kränze in ihrem Haar, die braungebrannten, muskulösen Oberkörper und Fellröcke, die knapp über den Hintern endeten: Ihre Augen hatten genauso vielsagend gefunkelt wie Isamus.

Immer wenn ich glaubte, ihn ernüchtern und die Stimmung zwischen uns nachhaltig abkühlen zu können, bekamen meine Misserfolge eine weitere Kerbe. War das ein Naturgesetz bei sämtlichen vollblütigen Dämonen? Sieh zu, wie dein Plan nach allen Regeln der Kunst schiefgeht?

Stoisch wartete ich neben den dunkel gebeizten Holzeinfassungen, die sich rank und schlank wie Bambus an den cremefarbenen Wänden hinaufschoben und ein Sammelsurium an Pelzen, Kaschmirschals und schweren Wollmänteln hüteten. Mir fehlte das Gehalt von fünfzig weiteren Putzfrauen, um mir auch nur einen Ärmel davon zu leisten. Meine letzte Arbeitgeberin, die Fürstin, hatte ihre Garderobe bereits bei einem losen Faden ausgetauscht. Ein Kostüm im Wert eines Kleinwagens reparieren zu lassen? Also bitte. Das taten bloß Menschen, die ihr Eigentum mit Samthandschuhen anfassten und verbissen jeden Schmutzfleck bis in den Morgengrauen ausbürsteten, während sie die Rabattschilder im Papierkorb totschwiegen.

Stur kräuselte ich die Lippen, während ich meine Handtasche mit ihren brüchigen Lederboden an mich zog. Ich bereute zum einundfünfzigsten Mal, sie um ein Haar zurückgelassen zu haben, weil seine Manieren mich immer noch wie ein Pfeilregen ins Straucheln brachten. Wenigstens war ich nicht die Einzige, die er überforderte. Der Garderobier mit der krummen Saugrüsselnase blieb auch nur, wo er atmete, weil ihm kein Fluchtweg einfiel: "Sind Sie sicher–?"

"Selbstverständlich. Ich weiß Ihre Mühen jedoch zu schätzen", lehnte er freundlich ab, nachdem er den armen Mann bereits um die Pflicht betrogen hatte, mir in den karmesinroten Mantel zu helfen.

Wer interessierte sich schon dafür, dass meine Wangen dieselbe Farbe zeigen konnten? Eben! Die Leier war an diesem Abend so alt, dass man darüber Märchenbücher schreiben sollte, in denen Kühe auf Wolken dahinglitten und den Himmel bereisten. Der Gedanke ließ mich unverhohlen von seinem dunkelgrau melierten Mantel fortsehen. Hinter der Drehtür aus Glas und Gold spiegelte sich der Regen auf den äußersten Bodenplatten. Ich sah die Tropfen auf den Grund schlagen, prasselnd und dicht wie Nebel. Darunter erhaschte ich die Schemen der akkurat versiegelten Koi-Karpfen, die jemand in der Zeit eingefroren haben musste. Ihre Flossen glänzten unter dem Lack wie lebendig.

Ob sie einst geatmet hatten?

"Sie träumen."

"Kein bisschen", flunkerte ich und behielt meine Hände wie zwei Schwerter bei mir, ehe eine davon die Handtasche loslassen konnte. Ich wollte ihm keinen Vorwand bieten, sich die gute Laune gar nicht mehr verderben zu lassen. Er hatte vor wenigen Minuten bereits einen entdeckt, um mich draußen nicht der Kälte zu opfern und die Finger vorbei an den Haken mit dem teuren Zeug zu meinem Secondhand-Mantel zu führen. Glücklicherweise war der mir nicht allzu peinlich. Sango hatte ihn Vintage und wie aus einer längst vergessenen Ära genannt.

Außerdem beflügelte mich die Aussicht, unseren Tisch, den Eiskübel mitsamt Champagnerflasche und die Servietten sich selbst zu überlassen. Sie wurden nicht abgeräumt, was mich darin bestärkte, dass ein Spaziergang nicht infrage kam. Wir würden draußen stehen und unbedarft wie Ball spielende Kinder die Umgebung betrachten. Hier ein Wort, da eine Bemerkung und keine dämonischen Zuhörer. Nur er und ich, vor einem der teuersten Restaurants der Stadt. Im Regen. Ich sparte mir ganz bewusst die Frage nach nassem Hundefell.

"Bitte", ließ er mir mit einer Handbewegung den Vortritt.

Prompt kämpfte ich das wieder aufflackernde, schmetterlingshafte Flattern nieder und schenkte dem kleinen, unruhigen Angestellten neben uns ein Nicken. Wie raffiniert ich war! Weltgewandt! "Wir sind gleich zurück."

"Ja, die Dame." Er sah mich an, als hätte ich keine Ahnung, welche Verabredung da auf meinem Terminkalender stand. Ernsthaft? Vielleicht war er doch nicht so höflich, wie ich dachte. Was sollte mir draußen passieren, was mich drinnen nicht schon alle Nerven gekostet hatte?

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Ja, was? Warten wir auf Kapitel #15, "Jaken IV".



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Vigeta_Lord_d_T
2023-01-19T12:17:59+00:00 19.01.2023 13:17
So langsam schmilzt Kagome's eispanzer oder tausche ich mich ????
Was werden die zwei draußen machen????

Bin gespannt
Von:  SUCy
2022-12-23T19:32:45+00:00 23.12.2022 20:32
Ach hier geht es auch weiter :D gar nicht mitbekommen. Ich liebe die Kapitel :D
Von:  Hotepneith
2022-11-20T10:07:23+00:00 20.11.2022 11:07
Es bleibt amüsant, wenn auch nicht für Kagome, die sich langsam aber sicher dem Wahnsinn nähert, oder dem Leichtsinn, wenn das so weiter geht. Ganz im Sinne des Hundefürsten.
 
Und wie war das - Isamus Ratschläge sind für andere bindend? Das war dann wohl der deutliche Ratschlag an seinen Sohn sich aus seinem Rendezvous fern zu halten - und der definitiv sehr gut gemeinte Ratschlag an alle anderen irgendwohin zu gucken und über was auch immer zu reden, aber nicht über ihn oder die Dame in seiner Begleitung. Das "sonst" kann er sich wohl bei allen sparen... Nun, immerhin gehört ihm ja das Restarant und er will wohl nicht sein Eigentum zerstören:)
Kagome ist langsam wirklich mit den Nerven am Ende.
Hm. Da die Kapitel allerdings Jaken heissen - kommt der etwa vorbei und plaudert aus, was die junge Dame doch um jeden Preis verschweigen möchte? Die Begründung der Kündigung würde ich ja gern lesen... Der eine Chef will mcih umbringen und der andere ins Bett bekommen, deswegen kündige ich mit sofortiger Wirkung?
 
Und  noch hat sich Sesshoumaru nciht entschuldigen müssen - nioch ein Youkischub und er darf das vor allen Leuten erledigen.
 
 
hotep
Antwort von: Morgi
23.11.2022 13:32
Ich musste so lachen, als ich die Interpretation des Ratschlags las. So knackig hätte ich das nicht zusammenfassen können, aber ja, genau das schwingt im Verhalten mit. Man mag sich vorstellen, wie es aussah, wenn die Fürstin oder Izayoi scheel betrachtet wurden.

Bei Jaken und der Kündigung darf ich nicht spoilern, allerdings ja, der Sohn blieb etwas schuldig und es wäre doch ein Jammer, das nicht nachzuholen. (Erinnert mich immer ein bisschen daran, wie du ihn in deinen Geschichten und in Väterchens Nähe darauf hingewiesen hast, die eigene Beherrschung zu perfektionieren, ehe man seine Suppe auslöffeln darf.)
Von:  Kerstin-san
2022-11-20T09:26:31+00:00 20.11.2022 10:26
Hallo,
 
wie schön, dass es gleich noch ein Kapitel gibt :)
 
Es ist mir ein Rätsel, wie Sesshoumaru in Kaguras charmanter Begleitung so hart bleiben kann TT
Allerdings amüsiere ich mich köstlich darüber, wie gut Isamu seinen Sohnemann im Griff hat, haha.
 
Hm, stimmt, über die Gerüchteküche, die nach dem Abend auf Hochtouren laufen wird, hatte ich mir bis jetzt noch gar keine Gedanken gemacht. Gut für Kagome, dass sie normalerweise nicht in Dämonenkreisen unterwegs ist.
 
*Fächelt sich Luft zu* Zu einem kleinen Ausflug an die frische Luft - schon alleine um Sesshoumarus Gegenwart zu entkommen - würde ich auch nicht Nein sagen. Und dann die Frage mit den Töchtern, ahaha. Ich stelle mir dazu Sesshoumarus Gesicht gerade vor, wenn er das hört. Der würde daraufhin doch bestimmt gerne noch was in Brand setzen xD
 
Ohohoh, solche Fragen führen nur dazu, das alles noch viel schlimmer kommt, als man es je zu fürchten gewagt hat - Naturgemäß ist das ganz nach meinem Geschmack ;)
Wie immer ein ganz zauberhaftes Kapitel!
 
Liebe Grüße
Kerstin
Antwort von: Morgi
23.11.2022 12:30
Ich glaube, wenn man Sesshoumaru vor der Nase hat, senkt das auch den Wunsch, die Dämonenkreise öfter als nötig zu betreten. Andererseits wollen wir uns nicht um die Gelegenheit betrogen sehen, wie das mit Kagura weitergeht und ob es ihr doch noch gelingt, den Eisblock zu knacken, also zwingen wir Kagome einfach zu ihrem Glück! Wer Gerüchte beisteuern will, hebe nun die Hand, bau ich ein! :D

P.s. Die Geister, die ich rief ... der Klassiker! Erwischt!


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