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Burden of the Chosen

von

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Die Bürde des Helden

Hufe donnerten über Gestein. Wind und Regen peitschten ihm ins Gesicht, noch im wilden Galopp zog er sein Schwert, die blauen Augen fest auf das Ziel gerichtet.

Ein tiefer Atemzug, dann warf er sich aus dem Sattel. Eponas Wiehern erreichte ihn nur dumpf, als sich die Zeit für ihn verlangsamte. Eins, zwei… drei… vier Pfeile schossen in die Richtung der Feinde und jeder traf sein Ziel mit einer ungezähmten Wucht. Eine Kreatur nach der anderen stürzte mit einem Todesschrei zu Boden. Als Link auf den Füßen landete, hatte sich die Zeit normalisiert und vier Bokblins lagen tot auf der Brücke, die zur Festung führte.
 

Keine Zeit, um aufzuatmen. Er zog sein Schwert und stürzte sich ins wilde Getümmel.
 

Innerhalb weniger Tage waren die Monster, die er niedergemetzelt hatte, wieder zu neuem Leben erwacht. Obwohl die Verheerung seit zwei Jahren gebannt war, kehrte der Blutmond immer und immer wieder zurück. Und mit ihm jene, die längst nicht mehr auf dieser Welt wandeln sollten.
 

Egal wie viele sie töteten, wie sehr sie in den letzten zwei Jahren auch versuchten, Hyrule wiederaufzubauen, es war die reinste Sisyphusarbeit. Ganons Kreaturen tauchten jedes Mal auf, töteten die wenigen Menschen, die nach der Verheerung überlebt hatten. Es fehlte ihnen an Soldaten, Handwerkern… und obwohl sich Link dank des Shiekah Steins von Ort zu Ort Teleportieren konnte, war er nicht immer schnell genug.
 

Dieses Mal war das Glück auf seiner Seite. Er war am Stall von Süd-Akkala hierher teleportiert, hatte Epona aus dem Stall geholt und war hoch zur Festung geritten.
 

Sein Schwert durchbohrte den schweren, massiven Körper des Hinox, der für gewöhnlich immer auf dem Exerzierplatz erschien. Irgendwie hatte er es bis zur Brücke hoch geschafft und hatte auf die Mauern eingeschlagen.
 

Als der Koloss mit seiner riesigen Hand nach ihm schlug, stieß sich Link von ihm ab, wirbelte durch die Luft und nahm einen weiteren Atemzug. Wieder verlangsamte sich die Zeit, er zielte auf das Auge, als sich das Monster ganz langsam zu ihm herumdrehte und zog einen antiken Pfeil. Robelo versorgte ihn regelmäßig mit den Pfeilen, dennoch musste er die Feinde, bei denen er sie anwendete, sorgsam wählen.

Ein Schuss und das Vieh löste sich in einer blauen Druckwelle auf.
 

„Der Hauptmann!“, hörte er jemanden von oben schreien. „Hier oben!“
 

Die Bauarbeiter, die sich vor den fliegenden Wächtern versteckt hatten, zeigten sich auf dem mittleren Bereich der Festung, winkten verzweifelt und glücklich zugleich, über seine Ankunft.
 

Verflucht!
 

Er wollte brüllen, ihnen begreiflich machen, dass sie sich verstecken sollten, doch der Wächter hatte sie bereits entdeckt. Sein roter, tödlicher Lichtstrahl, der sich sonst immer auf Link gerichtet hatte, nahm die Männer ins Visier.
 

Link ging auf die Knie, er spürte die brodelnde Kraft des Ornis, die sich zu seinen Füßen sammelte. Revali gab ihm den nötigen Stoß, als Link mit dem Druck einer Kanonenkugel gen Himmel schoss. Er war nicht hoch genug geflogen, hatte den Wächter noch nicht erreicht, um sein Auge ins Visier nehmen zu können.

Gleich würde der Laserstrahl abgefeuert werden…
 

Link holte im Flug den Bogen hervor, zielte mit einem Holzpfeil auf den Wächter und schoss. Er musste ihn ablenken, die Aufmerksamkeit auf sich ziehen!
 

Tatsächlich traf er den Wächter am Kopf, die Maschine rotierte einen kurzen Augenblick lang benommen, feuerte willkürlich um sich. Er sah den Lichtstrahl kommen und ließ sich sofort fallen. Der Laserstrahl schlug direkt hinter ihm ein und zerstörte eine der Kanonen. Schwere Splitter flogen umher, einer traf ihn hart in den Rücken.

Ein schmerzhafter Schrei tobte in seiner Kehle, doch dafür war keine Zeit. Er landete auf dem Boden, aktivierte wieder Revalis Sturm und schoss erneut in die Höhe. Und noch einmal. Bis er sich mit der Maschine auf Augenhöhe befand, erst da riss er den Bogen wieder hervor und schoss erneut mit einem antiken Pfeil. Er vernichtete einen nach dem anderen.
 

Er musste die Menschen beschützen… Zelda und er waren die einzigen, auf die sich die verbliebenen in diesem verfluchten Land verlassen konnten.

Sein Körper war es gewohnt, zu kämpfen. Noch bevor sein Verstand das nötige Signal gab, reagierte sein Körper, wich aus und schlug zu.

Wie viel Zeit war vergangen, als er endlich die Spitze der Festung erreichte? Der Regen hatte aufgehört, Revalis Sturm war aufgebraucht und auch Daruks Kraft verlangte Zeit, um sich zu regenerieren.
 

Kaum spürte Link wieder den Boden unter seinen Füßen, brach er fast zusammen. Er atmete schwer, wischte sich das Blut von der Stirn. Woher kam diese Wunde?

Erst, als die Gefahr gebannt war, entspannte sich sein Körper ein wenig. Just in diesem Augenblick setzte der Schmerz wieder ein, den er bis eben ignoriert hatte.
 

Link gab keinen Ton von sich, kniff ein Auge zu und versuchte den Schmerz wegzuatmen.

„Vergebt uns, Hauptmann!“

Hauptmann… an den Titel konnte er sich noch immer nicht gewöhnen.
 

Die Männer sammelten sich um ihn herum, einer wollte seine Wunden untersuchen. Ein Medica, aus Kakariko. Zum Glück bekam jede etwas größere Gruppe jemanden aus dem medizinischen Team zugeteilt. Leider schafften sie es nicht, die Leute schnell genug auszubilden, ob in der medizinischen Versorgung, oder der Kampfkunst. Es gab selten Anwärter… die Gefahr getötet zu werden, war einfach zu groß.

Link schob die Hand des Medicas sanft zur Seite.

„Verletzte?“, wollte er wissen.
 

Die Männer wirkten erleichtert und schüttelten die Köpfe.

Der Jüngste in der Gruppe war vielleicht gerade mal sechzehn, der älteste um die sechzig herum. Sie konnten nicht wählerisch sein.

„Ihr seid gerade noch rechtzeitig erschienen…“ Link zählte neben den Arbeitern drei Soldaten. Nur drei… mehr konnten sie nicht entbehren… nach jeder Blutmondphase musste es schnell gehen. Selbst bei Sturm und Regen.
 

Link machte eine Handbewegung, deutete den Männern an, bitte weiterzuarbeiten.
 

„Ihr seid verwundet!“ Der Medica, ein junger Shiekah, bestand darauf, Link zu untersuchen.

Er schüttelte den Kopf, deutete nördlich, in die Richtung des Stalls. Dort würde er sich die nötige Versorgung holen. Die Männer verstanden, betrachteten ihn dennoch besorgt.
 

-Link?-
 

Zeldas Stimme ertönte in seinem Kopf.
 

Wieder deutete er den Männern an, weiterzuarbeiten, warf dem Medica einen strengen Blick zu. Schließlich gaben sie nach und verließen die Spitze des Turms, um ihrer Arbeit wieder nachzugehen. Es fehlte nur noch die Nordseite, dann waren die Arbeiten an der Festung vorerst beendet.
 

-Link!-
 

Erst, als die Männer weg waren, lehnte er sich an einen Baum. Er keuchte, leise, der Schmerz jagte seine Wirbelsäule rauf und runter, zerrte an den Nerven. Wieder versuchte er es zu unterdrücken, er durfte sich nichts anmerken lassen. Andere Dinge hatten oberste Priorität. Es waren keine schweren Wunden, das schaffte er auch allein.
 

-Ja?-
 

Er konnte hören, wie Zelda erleichtert aufatmete. -Alles in Ordnung?-
 

Link warf einen Blick am Turm hinunter. Die Brücke stand noch. Zum Glück. Sie nahm die meiste Zeit in Anspruch… in den letzten zwei Jahren war sie bestimmt dutzende Male wieder aufgebaut worden.
 

-Es gibt keine Verletzte. Der Turm ist stabil, keine schweren Schäden. Einige Kanonen wurden beschädigt, das war meine Schuld.-
 

Zelda atmete schwer aus. Sie zögerte kurz, bevor sie ihre Frage stellte: -Bevor du mir einen Statusbericht über das Gebäude gibst, würde ich gerne wissen, wie es dir geht. Bist du verwundet?-

Link wusste, dass Lügen sinnlos war. -Nichts schlimmes. Ich gehe runter zum Stall.-

Ob er unbeschadet unten ankommen würde, wusste er nicht. Seine Füße wollten ihn nicht mehr tragen… sein Körper schrie nach Schlaf und Erholung.
 

-Schaffst du es ins Dorf der Zoras?-

Sie ahnte etwas, sonst würde sie ihm diese Frage nicht stellen. Würde er mit nein antworten, wäre klar, dass er schwerer verwundet war, als er zugab. Und würde er zustimmen, würde sie dennoch wissen, dass es ihm nicht gut ging. Er musste geschickt ausweichen.

-So schlimm ist es nicht. Ich fliege runter zum Stall und lege mich ein wenig hin, Hoheit. Macht euch keine Sorgen.- Damit beendete er das Gespräch. Niemals würde er es zu den Zoras schaffen, weder auf dem Pferd, noch zu Fuß.

Link sah zu den Kanonen rüber, südlich von ihm lag das Zorana Hochland. Er konnte Berge und die hügelige Landschaft von seiner Position aus deutlich erkennen. Dahinter lag das Reich der Zora.

Im Normalfall und mit Revalis Hilfe, würde er schnell dorthin gelangen, aber sein jetziger Zustand erschwerte ihm sogar das Atmen.

Link kehrte dem Zorana Hochland den Rücken zu. Es war nicht nur die Wunde, sein Stolz verbot es ihm, verwundet vor den Zoras zu erscheinen. Einige von ihnen hatten noch immer kein besonders gutes Bild von ihm, da musste er ihnen nicht auch noch zusätzlich Angriffsfläche bieten. Vor allem aber wollte er sich nicht vor dem Prinzen der Zoras so schwach zeigen. Wie würde er dastehen… vor ihm? Vor Sidon…?
 

Bei der Erinnerung an seinen Namen, spürte er einen weiteren Schmerz, tief in seiner Brust. Vor zwei Jahren, als Link aus dem Schlaf des Lebens erwacht war, orientierungslos, ohne jede Erinnerung, alleine und auf sich gestellt, war es Prinz Sidon gewesen, der ihm Mut gemacht und ihn aufgebaut hatte. Er war es gewesen, der Link das Gefühl gegeben hatte, nicht nutzlos zu sein.

Wie es ihm wohl ging? Sein letzter Besuch im Dorf der Zoras lag jetzt so lange zurück. Eine gefühlte Ewigkeit.

Der Schmerz in seiner Brust wurde stärker, sein Herz zog sich zusammen.

Link biss die Zähne zusammen, schob seine Gefühle beiseite und machte einen weiteren Schritt nach vorne.
 

Die Männer bauten ein Stück unterhalb von ihm ein paar zerstörte Gerüste wieder auf und machten sich wieder an die Arbeit.

Als Held durfte er keine Schwäche zeigen, die Menschen sahen zu ihm auf. Da gab es keinen Platz für Gefühle, denn seine Aufgabe war noch nicht erfüllt.
 

Er wischte sich über die Schläfe und versuchte das leichte Zittern in seinen Beinen zu ignorieren. Wieder holte er das Parasegel hervor, trat an die Brüstung. Er pfiff nach Epona, damit sie ihm zum Stall folgte, dann stürzte er sich in die Tiefe. Sekunden später öffnete er das Segel und flog in die Richtung des Stalls von Süd-Akkala.
 

Noch im Flug begann seine Sicht zu schwinden. Hinter sich konnte er Epona hören, doch um ihn herum wurde es schlagartig still. Das bunte Laub der Bäume verfärbte sich schwarz, der Himmel tat es ihm gleich. Dann fiel er in eine Finsternis.
 

-Link!-
 

Er hörte Zelda… schaffte es jedoch nicht mehr, ihr zu antworten. Das Segel entglitt seinen Händen, er stürzte in die Tiefe.



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