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Weihnachten

von

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Das Treffen vor Weihnachten

Das Treffen vor Weihnachten
 

Eine Woche war Nikolaus jetzt her und Harry war ratloser denn je. Sein Verhältnis zu Snape hatte sich so sehr verändert, dass es sogar schon seinen Freunden auffiel und wahrscheinlich dem Rest der Schule. Wem würde es auch nicht auffallen, dass Snape ihn mittlerweile völlig neutral behandelte? Er wurde nicht mehr grundlos angeschrien, nicht mehr abgrundtief fertig gemacht und er verlor nicht mehr mindestens einhundert Punkte pro Doppelstunde. Man konnte quasi sagen, dass er ihn wie einen völlig normalen Schüler behandelte. Selbst die Slytherins sahen ihn schon seltsam an wenn sie gemeinsam Unterricht hatten.

Seufzend drehte sich Harry auf die Seite, es war mitten in der Nacht und er müsste eigentlich schlafen aber er konnte einfach nicht einschlafen. Heute hätte er das erste Mal wieder Okklumentikunterricht und irgendwie hatte er Angst davor. Snape hatte Dinge gesehen, die nicht mal seine Freunde von ihm wussten und er war sich bewusst, dass der Mann völlig ungehindert in seinen Kopf eindringen konnte, egal wann und wo. Er hätte keine Chance ihn abzublocken und das obwohl er wirklich gelernt hatte, die Idee mit den Weihnachtsgeschenken war dann doch etwas zu seltsam gewesen. Doch er hatte keine Ahnung wie er den Unterricht überleben sollte. Snape würde ihn wohl nicht nochmal so glimpflich davon kommen lassen und eigentlich wollte Harry ihn auch nicht weiter in seinem Kopf haben. Er hatte Angst, dass er noch mehr sah.

„Warum schläfst du nicht?“

Überrascht sah er auf, Ron stand auf halben Weg zwischen seinem Bett und der Badtür, den Zauberstab mit einem Lumoszauber versehen, erhoben und leuchtete ihn an.

„Kannst du nicht schlafen?“, fragte Ron nochmal.

„Nein, irgendwie nicht.“

Ron runzelte die Stirn, kam aber dann zu seinem Bett und setzte sich auf die Bettkante. „Was ist los? Du bist seit Nikolaus so seltsam. Hat es was mit deiner Verehrerin zu tun?“

„Nein,... oder doch, nein, doch, ach, ich weiß auch nicht“, murrte Harry leise.

„Magst du sie nicht und weißt nicht, wie du es ihr sagen sollst?“

Harry zögerte einen Moment und sagte dann, „es ist keine Verehrerin sondern ein Geschenk von einem, naja, Freund.“

Es dauerte ein paar Momente, in denen Ron ihn einfach nur nachdenklich ansah bevor er schließlich vorsichtig fragte, „wie genau definierst du in diesem Fall Freund?“

„Wenn ich das wüsste, könnte ich schlafen.“

„Im Sinne von festen Freund?“

„Was? Nein!“

Ron legte den Kopf fragend schief und sagte, „wäre jetzt kein Weltuntergang aber was macht dir dann Gedanken?“

„Wir konnten uns nie ausstehen, sind jetzt ziemlich neutral miteinander und ich weiß einfach nicht, wie ich reagieren soll“, gestand Harry noch leiser. Er hoffte, dass diese Aussage neutral genug gehalten war.

Doch Ron schien doch schlauer zu sein als er gehofft hatte. Sein bester Freund sah ihn noch einen Moment nachdenklich an bevor Harry sah, wie es förmlich Klick bei ihm machte und sich seine Augen fast schon unnatürlich weiteten. „Das Geschenk war von Snape?“, fragte er fassungslos.

„So offensichtlich?“

„Naja, mit Malfoy streitest du dich immer noch und mehr fallen mir partout nicht ein. Hermine und ich haben uns schon gefragt, warum er dich so normal behandelt. Aber jetzt mal ehrlich, warum hat dir Snape ein Geschenk zum Nikolaus geschickt?“, fragte Ron, immer noch sehr viel blasser im Gesicht als vorher.

Harry sah ihn kurz an, deutete dann aber aufs Bett und nachdem Ron es sich bequem gemacht hatte, zog er die Vorhänge zu und legte noch einen Stillezauber aufs Bett. Dann begann er ihm alles zu erklären, langsam und immer wieder zögernd. Es war das erste Mal, dass er seinen Freunden etwas aus seiner Vergangenheit erzählte und jedes Wort fiel ihm schwer. Ron hörte schweigend zu.
 

Im Nachhinein war sich Harry nicht sicher ob es die richtige Entscheidung war Ron alles zu erzählen. Aber er hatte einfach jemanden zum reden gebraucht und er war ja nicht umsonst sein bester Freund. Allerdings sah er ihn jetzt nur nachdenklich an.

„Ron, alles in Ordnung?“

„Hat er das mit den Weihnachtsgeschenken wirklich gesagt?“, fragte Ron.

„Ja, hat er, wieso?“

„Weil ich nie gedacht hätte, dass Snape über Humor verfügt.“

„Ist das alles, was du dazu zu sagen hast?“, fragte Harry fassungslos.

Ein breites Grinsen wurde ihm geschenkt bevor Ron ernst wurde und sagte, „ich weiß, ehrlich gesagt, nicht, was ich sagen soll. Ich glaube dir, das vorne weg aber ich versteh es nicht. Ich kann allerdings jetzt nachvollziehen, warum du nicht schlafen kannst.“

„Was soll ich jetzt machen?“

„Keine Ahnung aber ich würde abwarten wie er sich verhält. Vielleicht macht er dann mal richtigen Unterricht und du lernst die Okklumentik doch noch. Wäre ein Fortschritt zum sonstigen Unterricht, oder nicht?“

„Stimmt. Aber ich habe Angst.“

„Dass er noch mehr sieht, was er nicht sehen soll“, vermutete Ron. Er bekam nur ein Nicken und seufzte leise. „Ich kann dir nicht helfen, ich kann nicht mal wirklich nachvollziehen wie es dir geht. Ich kann dir nur als Freund zur Seite stehen.“

„Danke, Ron“, flüsterte Harry.

„Nicht dafür, wir sind Freunde“, sagte Ron mit einem Schulterzucken bevor er aufstand, „du entschuldigst mich kurz, ich war auf dem Weg ins Bad. Bin gleich wieder da.“

Grinsend nickte Harry und schon durchquerte Ron sehr eilig den Schlafsaal, die Badtür fiel hinterm ihm zu. Nachdenklich sah Harry jetzt an den Betthimmel, ihm war etwas leichter ums Herz aber er wusste immer noch nicht wie er Snape heute Abend gegenüber treten sollte. Im Unterricht waren sie nicht alleine, da waren viele andere Schüler und er war nicht Snapes kompletter Aufmerksamkeit ausgeliefert. Das würde sich beim Okklumentikunterricht ändern und davor hatte er Angst. Im Bad erklang Wasserrauschen und schon kam Ron wieder, setzte sich wieder auf seine Bettkante.

„Was hast du jetzt vor?“

„Versuchen zu schlafen und es auf mich zukommen lassen. Was Anderes bleibt mir auch nicht übrig. Er wird mich schon nicht fressen“, sagte Harry, „du kannst wieder ins Bett.“

„Dann gute Nacht und schlaf gut“, sagte Ron während er aufstand. Er wartete bis Harry ihm zugenickt hatte bevor er in sein eigenes Bett ging. Er konnte seinem Freund dieses Mal nicht wirklich helfen aber er würde das mit Hermine besprechen. Ihnen würde bestimmt etwas einfallen um ihm helfen zu können.
 

„Herein.“

Die scharfe Stimme ließ Harry zusammen zucken und für den Bruchteil einer Sekunde wollte er sich einfach umdrehen und ganz schnell verschwinden. Aber das wäre wohl sein Todesurteil also atmete er nochmal tief durch und öffnete dann die schwere Holztür.

„Sie sind zu spät“, knurrte Snape ungehalten.

„Professor McGonagall hat mich aufgehalten, ich habe hier ein Entschuldigungsschreiben“, erklärte Harry schnell. Er wollte den Mann vor sich nicht wütend machen, dazu sagte ihm der momentane Frieden zwischen ihnen viel zu sehr zu.

Skeptisch hob Snape eine Augenbraue und streckte auffordernd eine Hand aus. Schnell lag die Pergamentrolle darin und genauso schnell hatte Snape sie gelesen.

Harry beobachtete fasziniert wie die Wut aus seinen Gesichtszügen verschwand, er zerknüllte das Pergament und erhob sich. „Sir?“

„Mitkommen, wir haben genug Zeit verschwendet.“ Damit wandte sich Snape ab und verließ den Raum durch eine schmale Tür, Harry hatte keine andere Wahl als ihm zu folgen.

Sie durchquerten einen schmalen, engen und sehr dunklen Flur bevor sie ein Wohnzimmer betraten, dass irgendwie völlig zu Snape passte. Zumindest wenn man Harry fragte, dunkel, eng und irgendwie unheimlich.

„Setzen.“

„Ja, Sir“, stotterte Harry. Schnell ließ er sich auf dem schwarzen Sofa nieder, dass erstaunlich weich war und sah seinen Lehrer fast schon eingeschüchtert an. Warum waren sie hier? In Snapes Privaträumen. Das war mehr als unheimlich.

Snape setzte sich ihm gegenüber in einen Sessel und fragte, „können Sie mittlerweile Ihren Geist leeren? Und ich will die Wahrheit hören.“

„Nein, Sir.“

„Dachte ich mir“, murmelte Snape. Er schüttelte den Kopf und fragte, „woran liegt es?“

„Sir?“

„Woran liegt es, dass Sie es nicht schaffen?“

Harry zuckte hilflos mit den Schultern, er wollte ihm nicht sagen, dass die sehr ungenaue Anweisung seines Lehrers daran schuld war. Was sollte er auch mit einem 'Sie müssen Ihren Geist leeren' ohne weitere Anweisungen anfangen? Er wich dem bohrenden Blick aus bis Snape leise seufzte.

„Wahrscheinlich habe ich es nicht genau erklärt aber gut, das kann man nachholen“, sagte Snape während er ein Buch zu sich schweben ließ. Erst als Harry es in den Händen hielt, erklärte er, „in diesem Buch sind verschiedene Entspannungsübungen für Körper und Geist beschrieben. Ich habe die Sinnvollsten markiert. Sie haben noch eine Stunde Unterricht Heute, die Zeit müsste reichen um die entsprechenden Kapitel zu lesen und Fragen zu stellen wenn Sie etwas nicht verstehen. Haben Sie noch Fragen?“

„Nein, Sir, alles verstanden.“

„Dann fangen Sie an zu lesen.“

Harry nickte und schlug das Buch auf. Es waren vier Kapitel markiert und so fing er einfach an zu lesen. Die absolut irritierende Tatsache, dass er im Wohnzimmer seines Zaubertränkelehrers saß, schob er einfach beiseite denn wenn er jetzt darüber auch noch nachdachte, würde wohl sein Hirn platzen. Also konzentrierte er sich auf die Aufgabe, die durchaus so klang als könnte er sie bewältigen. Seinen Lehrer blendete er einfach aus, über den wollte er auch nicht nachdenken.
 

Irgendwann schlug Harry das Buch zu und sah zum ersten Mal an diesem Abend auf. Als Erstes fiel ihm die Teetasse auf, die direkt vor ihm auf dem Tisch stand und ruhig vor sich hin dampfte. Er blinzelte sie fassungslos an und sah dann zu Snape. Der saß immer noch in dem Sessel, die Beine überschlagen und ebenfalls ein Buch auf dem Bein. Er schien völlig in seiner Lektüre gefangen zu sein denn er griff nach seiner eigenen Teetasse ohne auch nur einmal die Augen von der Seite zu nehmen. Harry sah ihn einen Moment an, er wirkte entspannter als sonst und irgendwie tat es ihm leid, dass er ihn stören musste. „Sir?“

Sofort sah Snape auf, eine Augenbraue fragend erhoben aber dennoch trank er in aller Ruhe einen Schluck Tee.

„Ich bin fertig.“

„Dessen bin ich mir bewusst“, sagte Snape, „genau wie der Tatsache, dass Sie scheinbar keinen Tee mögen und dass Sie knapp zwei Stunden für vier Kapitel gebraucht haben.“

Überrascht sah Harry zu der Uhr, die auf dem Kaminsims stand und musste feststellen, dass er wirklich bereits über zwei Stunden hier saß. Dann drang der erste Teil von Snapes Antwort zu ihm durch und er sah auf die Teetasse. „Die ist für mich?“, fragte er fast schon überflüssigerweise.

Von Snape kam nur ein Schnauben.

Schnell griff Harry nach der Tasse um einen Schluck zu trinken und er musste feststellen, dass der Tee genauso gut schmeckte wie er gerochen hatte. „Sehr lecker“, entfleuchte es ihm.

„Danke“, murrte Snape bevor er sein Buch weg legte und fragte, „haben Sie Fragen zu dem Gelesenen?“

Kurz dachte Harry über die Frage nach, schüttelte aber dann den Kopf. „Nein, Sir, es war alles sehr anschaulich beschrieben. Ich glaube, ich kann damit arbeiten.“

„Glauben ist nicht können.“

„Woher soll ich das wissen wenn ich es nicht probiert habe? Ich müsste es versuchen“, verteidigte sich Harry.

„Gutes Argument. Dann haben Sie ja bis nächste Woche Zeit um es zu probieren. Brauchen Sie die Anleitungen dafür?“, fragte Snape weiter.

„Nein, ich denke, ich schaffe das so.“ Harry gefiel dieses völlig normal geführte Gespräch, weit weg von den früheren Anfeindungen auch wenn die Situation völlig irreal war. Er saß hier immerhin in den Privaträumen von Severus Snape und trank Tee. Sehr viel fehlte nicht mehr damit er völlig an seinem Verstand zweifeln würde.

„Dann versuchen Sie es. Sollten Sie es nicht ohne Anweisungen schaffen, holen Sie sich das Buch bei mir ab. Bis nächste Woche wünsche ich, dass Sie soweit sind um zumindest Ihre Umgebung soweit auszublenden, dass Sie die Zeit vergessen. Das haben Sie heute seltsamerweise beim Lesen bereits geschafft, ich möchte, dass Sie diesen Zustand willkürlich herbei führen können“, erklärte Snape ruhig, „so weit verstanden?“

„Ja, Sir, verstanden und ich werde mich bemühen.“

„Das hoffe ich. Wenn Ihr Tee leer ist, können Sie gehen. Der Unterricht ist für heute beendet.“

Harry sah in seine halbvolle Teetasse und trank einen weiteren Schluck, er hatte ihn schließlich nicht dazu aufgefordert sofort zu gehen. Scheinbar war irgendetwas an seiner Reaktion richtig gewesen denn Snape nahm sich wieder sein Buch, schlug es auf und begann einfach wieder zu lesen. So absurd diese Situation auch war, Harry fühlte sich wohl hier und eigentlich, ... eigentlich wollte er noch gar nicht gehen.Wenn ihm das jemand vor ein paar Wochen gesagt hätte, hätte er ihn persönlich verflucht aber jetzt? Jetzt war die Situation irgendwie anders, irgendetwas hatte sich verändert und alles hatte seinen Anfang an Nikolaus gehabt. Aber warum duldete er ihn jetzt gleich in seinen Privaträumen? War das eine Art Friedensangebot? Oder etwas ganz Anderes? Harry wurde aus diesem Mann einfach nicht schlau also beließ er es vorläufig dabei und trank langsam seinen Tee. Warum über etwas so Verworrenes nachdenken wenn man eh zu keiner Lösung kam?
 

Es stellte sich schnell heraus, dass Hermine einige der Entspannungsübungen kannte und sie war ihm gerne behilflich sie zu erlernen. Nur bei den Übungen für den Geist konnte sie ihm nicht helfen, so etwas hatte sie nie gebraucht und da Harry das Buch nicht mitgenommen hatte, konnte er sie ihr auch nicht wirklich erklären. Da er aber mit ihrer Hilfe wesentlich schneller voran kommen würde, dessen war er sich sehr sicher, machte er sich nach drei Tagen auf den Weg in die Kerker um besagtes Buch zu holen.
 

Etwas überrascht blieb Harry stehen als er um die Ecke bog und fast in Snape rein lief. Nur noch wenige Zentimeter trennten ihn von seinem Lehrer, der langsam eine Augenbraue hob. Schnell trat Harry zwei Schritte zurück, der Mann war ihm trotz alledem noch unheimlich.

„Mr. Potter? Gehe ich Recht in der Annahme, dass Sie zu mir wollen“, schnarrte Snape gerade.

„Ja, Sir.“

„Was wollen Sie?“

„Das Buch mit den Entspannungsübungen“, gab Harry leise zurück. Irgendwie war es ihm peinlich, dass er es jetzt doch brauchte.

Snape legte den Kopf schief, nickte aber dann und bedeutete ihm, ihm zu folgen. Er überprüfte allerdings nicht ob Harry ihm wirklich folgte. „Warum benötigen Sie es jetzt?“, fragte er in den Gang hinein.

„Hermine kennt einige der Übungen und kann mir bei den Anderen wahrscheinlich helfen.“

„Kommen Sie voran?“

Harry zögerte einen Moment und gestand dann, „wahrscheinlich nicht so schnell wie ich sollte. Es fällt sehr schwer.“

„Was genau fällt Ihnen schwer?“, fragte Snape. Ein freudloses Lachen ließ ihn inne halten und sich zu seinem Schüler umdrehen, eine Augenbraue erhoben.

„Ist diese Frage ernst gemeint, Sir?“

„Sonst hätte ich sie nicht gestellt.“

Seufzend ging Harry einfach weiter, verweigerte so die Antwort.

Snape sah ihm einen Moment nach, ging aber dann weiter und ging nicht weiter auf die Frage ein. Er dachte selber darüber nach und stellte fest, dass die Frage wirklich überflüssig war. Der Junge trug so viel Last auf seinen Schultern, dass es ein Wunder war, dass er daran noch nicht zerbrochen war. Aber irgendwie war es nur noch eine Frage der Zeit. Nun, nicht wenn er es verhindern konnte und in Snapes Hinterkopf begann ein Plan heranzureifen.
 

Mit Hilfe des Buches war es für Hermine ein Leichtes Harry die Grundzüge der Übungen beizubringen. Was allerdings nicht hieß, dass er es auch schaffte sich zu entspannen. Es ging ihm einfach viel zu viel durch den Kopf und wenn er ehrlich war, die Hälfte davon hing mit Snape zusammen. Er wurde aus diesem Mann einfach nicht schlau und die Tatsache, dass er bald wieder zum Okklumentikunterricht antreten musste, trug nicht dazu bei, dass sich seine Gedanken klärten.
 

Der 22. Dezember, der Samstag vor Weihnachten und damit hieß es für Harry wieder ab in die Kerker zum Okklumentikunterricht. Dass er absolut nicht dazu bereit war, war wahrscheinlich völlig irrelevant. Seufzend ergab sich Harry in sein Schicksal und klopfte an die schwarze Tür.

„Herein.“

Die nicht vorhandene Hoffnung, dass Snape nicht da war, zerschlug sich und so öffnete Harry die Tür und trat ein. „Guten Abend, Sir.“

„Guten Abend, Sie können gleich mitkommen, ich bin gerade fertig geworden“, sagte Snape, der noch auf einem Pergament unterschrieb und ihn dann auf einen Stapel legte. Die Feder wurde noch ordentlich verstaut, das Tintenfass zugekorkt und schon stand Snape auf und deutete auf die Tür, die zu seinen privaten Räumen führte.

Auch wenn es ihm, wieder einmal, seltsam vorkam, fügte sich Harry und folgte ihm. Irgendwann würde er an dem Punkt ankommen, wo er sich nicht mehr über seinen Lehrer wundern würde.

„Setzen Sie sich. Tee?“

„Gerne, Sir.“

Ohne ein weiteres Wort verschwand Snape durch eine weitere Tür.
 

Er musste völlig in Gedanken gewesen sein denn das leise Klirren von Glas und Porzellan holte ihn in die Gegenwart zurück. Verwirrt blinzelnd beobachtete Harry wie sein Lehrer zwei Teetassen und eine volle Kanne auf den Tisch zwischen ihnen stellte. Da er beim letzten Mal auch nicht nach Zucker oder Milch verlangt hatte, wurde es dieses Mal gar nicht erst mitgebracht.

„Sir?“

„Haben Sie geübt?“, fragte Snape ohne sich umzudrehen und während er Tee einschenkte.

„Ja, Sir, habe ich.“

„Können Sie sich entsprechend meinen Anweisungen konzentrieren?“

Harry zögerte einen Moment und sagte dann, „nein, kann ich nicht.“

Ein missbilligendes Schnalzen erklang bevor sich Snape umdrehte und ihm eine Tasse gab. Mit seiner Eigenen setzte er sich in den Sessel und nach dem ersten Schluck sagte er, „ich habe es fast befürchtet. Woran liegt es?“

„Zu wenig Zeit“, schlug Harry hoffnungsvoll vor, „wir haben gerade viel um die Ohren.“

„Verständlich aber Professor Dumbledore wünscht, dass Sie SEINE Angriffe abwehren können. ER wird sich nicht für Ihre schulischen Belange interessieren.“

„Ist mir bewusst, Sir. Dennoch kann ich nicht alles auf einmal lernen.“

„Ebenfalls verständlich.“

„Und nun?“, fragte Harry verwirrt.

Snape sah ihn einen kurzen Moment abschätzend an bevor er fragte, „wie haben Sie die Weihnachtsfeste verbracht bevor Sie nach Hogwarts gekommen sind?“

Die Reaktion seines Schülers war beeindruckend denn er wurde mit einem Schlag leichenblass und schüttelte schließlich stumm den Kopf.

Einen Moment ruhten schwarze Augen auf ihm bevor Snape den Zauberstab zog und ruhig sagte, „Mr. Potter, Sie haben genau zwei Möglichkeiten. Entweder Sie erzählen es mir freiwillig oder ich sehe es mir an. Ganz einfach.“

„Warum wollen Sie das überhaupt wissen?“, fragte Harry leise.

„Weil es Sie ablenkt, ganz einfach. Oder was würde ich sehen wenn ich heute in Ihre Gedanken eindringe? Wollen Sie mir wirklich erzählen, dass Sie nicht an Weihnachten denken?“

„Doch schon. Können wir nicht nach Weihnachten weiter machen?“

„Und dann? Komm Silvester, der Valentinstag, bestimmt noch mehr Feiertage, die ich gerne ignoriere und dann ist das Schuljahr schon rum. Wann wollen Sie dann Okklumentikunterricht nehmen?“, fragte Snape immer noch sehr ruhig.

Gegen seinen Willen musste Harry fast grinsen doch dann schüttelte er erneut den Kopf. „Ich möchte nicht darüber reden.“

„Dann soll ich es mir ansehen.“

„Warum ist das so wichtig? Sie können an der Erinnerung doch auch einfach vorbei gehen“, murmelte Harry.

„Könnte ich aber es belastet Sie und das ist kontraproduktiv für meinen Unterricht. Es hilft wenn man darüber redet.“

„Mit Ihnen?“ Große, grüne Augen starrten seinen Lehrer an.

„Mit Ihren Freunden können Sie scheinbar nicht reden, warum also dann nicht mit mir? Hat doch Nikolaus auch schon geklappt“, sagte Snape.

Jetzt musste Harry grinsen doch er verkniff sich einen Kommentar, der Blick, der zu Snapes Haaren ging, blieb allerdings nicht unbemerkt.

Ein schwaches Grinsen erschien auf Snapes Gesicht. „Auch wenn Sie es nicht glauben, genauso wenig wie alle Anderen, aber ich weiß durchaus was Shampoo ist und wie man es benutzt.“

„Sieht man nicht“, entfleuchte es Harry schneller als er denken konnte.

„Ist mir bewusst und kann ich nicht ändern, außer ich höre auf Zaubertränke zu unterrichten.“

„Das versteh ich nicht“, gestand Harry.

„Wir machen einen Deal, erst kümmern wir uns um Ihr Problem mit Weihnachten und dann erkläre ich es Ihnen, wenn Sie wollen“, schlug Snape vor.

Harry dachte einen Moment darüber nach, er würde so oder so nicht drum herum kommen ihm seine Erinnerungen zu zeigen also warum sollte er den Deal abschlagen? Irgendwie interessierte es ihn wirklich, also nickte er.

„Erzählen oder zeigen?“

„Zeigen, ich glaube nicht, dass ich darüber reden möchte“, sagte Harry, „geht das auch ohne, dass ich schreckliche Kopfschmerzen danach habe?“

„Natürlich, Sie dürfen sich einfach nicht wehren aber das werden Sie kaum schaffen. Ein fremder Geist im eigenen Kopf ist immer ein Eindringling. Es bedarf großen Vertrauens um so etwas zu tun“, erklärte Snape immer noch sehr ruhig und sachlich. Er hatte an diesem Abend nicht ein einziges Mal höhnisch oder sarkastisch reagiert.

Etwas hilflos zuckte Harry mit den Schultern, schloss die Augen und atmete mehrfach tief ein und aus.

„Bereit?“

„Ja.“

„Wohl kaum“, murmelte Snape bevor er den Zauberstab hob. „Legilimens.“
 

Langsam näherte sich der Beobachter dem Haus, dass er schon vom letzten Mal kannte. Dieses Mal war es weihnachtlich geschmückt, helle Lichterketten und fröhlich blinkende Sterne schmückten die Eingangstür und die sichtbaren Fenster. Er fragte sich sofort wer wohl die Dekoration angebracht hatte.

„Wer wohl? Ich. Als ob die auch nur einen Finger krumm gemacht hätten.“

Der Beobachter drehte sich überrascht um, etwas entfernt stand ein junger Mann, der ihm sehr bekannt war. Er legte den Kopf schief, eine Augenbraue fragend erhoben doch dann fiel es ihm auf. Er hatte keinen Widerstand gespürt als er in diesen Geist eingedrungen war, die Augenbraue ruckte noch ein Stück weiter nach oben, der Blick wurde misstrauischer. Der junge Mann zuckte mit den Schultern.

„Scheint als würde ich Ihnen doch genug vertrauen. Seltsam, oder?“

Nicken doch dann wandte sich der Beobachter dem Haus zu, bewegte sich darauf zu und spürte, dass der junge Mann ihm folgte. Die Tür öffnete sich für sie, der Weg führte ins Wohnzimmer und hier fand der Beobachter einen kleinen Jungen, der auf einer Leiter stand und verzweifelt versuchte den Weihnachtsbaum zu schmücken. Er konnte nicht älter als sechs Jahre sein.

„Fünf. Meine geliebten Verwandten waren der Meinung, dass ich jetzt alt genug wäre um im Haushalt mitzuhelfen.“

Fragend sah der Beobachter zu dem jungen Mann, der jetzt direkt neben ihn trat und irgendwie gedrückt aussah.

„Scheint als könnte ich Ihre Gedanken hören.“

Kopfschüttelnd wandte sich der Beobachter ab, beobachtete den Jungen und runzelte die Stirn. Auch wenn er hoch konzentriert war, summte der Junge leise vor sich hin. Die Frage bildete sich in seinem Kopf und der junge Mann neben ihm beantwortete sie auch sofort.

„Auch wenn man es nicht glaubt aber ich habe mich damals auf den Weihnachtsmann gefreut. Ich habe zwar nie etwas bekommen aber die Hoffnung hatte ich damals noch nicht verloren.“

Der Beobachter sah zurück zu dem Jungen, nickte deutlich und langsam löste sich die Szene auf.
 

Die nächste Szene, es war scheinbar früher morgen und die Familie stand gerade auf, zumindest sah der Beobachter die Mutter in der Küche und hörte den Vater im Wohnzimmer. Dann erscholl lautes Gepolter und der dicke Junge kam die Treppe runter gestürzt, rannte ins Wohnzimmer und besah sich den geschmückten Weihnachtsbaum.

„Gefällt er dir, Dudley-Schatzi?“, fragte der Mann.

Hinter dem Mann öffnete sich die Tür zum Schrank unter der Treppe, ein kleiner Kopf kam zum Vorschein, Angst stand in den grünen Augen.

„Nein, er ist hässlich. Da fehlen überall Kugeln und Lichter und Sterne, er ist hässlich“, bläkte der dicke Junge.

Das Gesicht des Mannes wechselte seine Farbe, wurde puterrot bevor er sich umdrehte und brüllte, „Freak, mach dich sofort hierher.“

Der kleine Junge zuckte wie geschlagen zusammen und kam nur zögerlich aus dem Schrank geschlichen, er hielt sich sichtbar außerhalb der Reichweite des Mannes auf. Ein unerfreulicher Gedanke kam dem Beobachter doch als er zu dem jungen Mann an seiner Seite sah, wandte dieser den Kopf ab und schwieg. Er hätte auch nicht mehr antworten müssen denn der Mann machte zwei Schritte und schickte den kleinen Jungen mit einer schallenden Ohrfeige zu Boden.

„Was fällt dir ein den Weihnachtsbaum so zu schmücken, dass er Dudley nicht gefällt? Willst du ihm das Fest verderben? Nur weil der Weihnachtsmann nicht zu Freaks kommt, musst du unserem kleinen Schatz nicht das Fest verderben“, brüllte der Mann während der kleine Junge sich die Wange hielt und sich so klein wie möglich machte. Tränen liefen über sein Gesicht.

„War keine Absicht“, flüsterte er leise.

„Natürlich war es Absicht, du willst Dudley das Fest verderben.“

Mittlerweile war auch die Frau aus der Küche gekommen und sah den kleinen Jungen missbilligend an bevor sie sich zu ihrem Sohn hockte um ihn zu trösten.„Vernon, wir wollen doch nachher eh noch zu den Millers zum Essen, da kann er den Baum neu schmücken“, warf sie schließlich ein, „das macht er dann richtig.“

Der dicke Mann sah sie einen Moment fragend an, nickte aber dann und knurrte, „wenn wir wieder kommen und der Baum ist nicht so geschmückt, dass er Dudley gefällt, kannst du dich warm anziehen. Hast du mich verstanden, Freak?“

„Ja, Onkel Vernon.“

Mit einem wütenden Schnauben polterte der Mann aus dem Wohnzimmer in die Küche, die Frau und der dicke Junge folgten ihm. Der Beobachter sah seinen jungen Begleiter an und hob fragend eine Augenbraue.

„Er hat ihm nicht gefallen, weder dieses Jahr noch die Jahre darauf. Wirklich schade, ich fand die Bäume immer sehr schön. Irgendwie fehlt mir das in Hogwarts.“

Verstehend nickend wandte sich der Beobachter ab, es wurde dunkel um sie herum.
 

Der Weihnachtstag, zumindest anhand der Geschenke, die unter dem Baum lagen. Der Beobachter zählte knapp zwanzig Geschenke, sein Blick ging zu seinem Begleiter, eine Augenbraue fragend erhoben. Ob wohl irgendeines dieser Geschenke für ihn war? Der junge Mann schenkte ihm ein trauriges, zynisches Lächeln, sparte sich aber die Antwort.

Die Familie sammelte sich langsam um den Baum, fröhliche Gesichter während sie Geschenke auspackten, Kekse aßen und heißen Kakao tranken doch der kleine Junge fehlte. Der Blick des Beobachters ging zum Schrank unter der Treppe, der Riegel war vor geschoben und damit war geklärt, wo der kleine Junge war. Er sah zu dem jungen Mann, der allerdings den Kopf abwandte, eine einzelne Träne verließ seinen Augenwinkel bevor er das Gesicht außer Sichtweite gedreht hatte. Der Beobachter verstand.
 

Der gleiche Tag, wenn man von den Unmengen an Geschenkpapier und Schleifen ausging, das im Wohnzimmer verstreut war. Draußen war es dunkel und nur die Frau war zu sehen. Sie öffnete den Schrank unter der Treppe.

„Komm raus.“

Verschüchtert tat der kleine Junge, was ihm gesagt wurde.

„In der Küche steht Brot. Du räumst das Wohnzimmer auf, wir erwarten Morgen Besuch und bis dahin muss alles ordentlich sein. Und sei ja leise, Dudley soll in Ruhe schlafen können.“

„Ja, Tante Petunia.“

Die Frau sah ihn noch einen Moment streng an bevor sie sich umdrehte und die Treppe hinauf ging. Schnell verlosch das Licht und der kleine Junge blieb allein in der Dunkelheit. Der Beobachter folgte dem kleinen Jungen als er ins Wohnzimmer ging und langsam begann das zerknitterte und zerrissene Papier aufzusammeln. Er war sehr gründlich, jeder kleine Fetzen wurde gesucht und gefunden. Bis er hinter dem großen Sessel plötzlich stockte. Er zögerte, sah ängstlich zur Treppe und erst als es weiter still und dunkel im Haus blieb, griff er dahinter und holte etwas hervor. Wie einen Schatz drückte er den Fund an sich, streichelte durch braunen Pelz und als der Beobachter seinen Posten wechselte, brach es ihm fast das Herz. Ein kleiner, brauner Teddybär wurde an die Kinderbrust gedrückt, die Augen ausgerissen, der Kopf halb abgerissen und mit nur noch zwei Beinen.

Der Beobachter sah zu dem jungen Mann an seiner Seite, der die Szene mit Tränen beobachtete aber auch ein leichtes melancholisches Lächeln zierte seine Züge. Als er seinen Blick bemerkte, wollte sich der junge Mann wegdrehen, ließ es aber dann.

„Mein erstes Plüschtier, ich habe ihn sehr geliebt und nie verstanden warum mein Cousin ihn kaputt gemacht hat. Er wollte einen anderen Bären, der hier hat ihm nicht gefallen. Onkel Vernon hat ihn ein paar Tage später bei mir gefunden, .... es war nicht schön.“

Der Blick des Beobachters ging wieder zurück zu dem kleinen Jungen, der den kaputten Teddy jetzt voller Liebe auf ein Kissen setzte. Der Kopf wurde mit einem zweiten Kissen gestützt, ganz als wollte er ihm helfen. Dann holte er noch eine Decke und deckte den Teddy zu, erst danach räumte er weiter auf. Aber sein Blick ging immer wieder zu dem Teddy und ein leichtes Lächeln blieb die ganze Zeit auf seinem Gesicht. Die Szene, so herzerweichend sie war, löste sich langsam auf.
 

Wieder Dunkelheit und Schnee, scheinbar waren sie ein oder mehrere Jahre weiter gegangen denn auch jetzt sah er weihnachtliche Dekoration. Aber das war nicht die Straße, in der der kleine Junge wohnte, das wusste der Beobachter ganz genau. Dieser Häuser waren anders, nicht ganz so eintönig aber dennoch mit sehr viel Liebe geschmückt. Stirnrunzelnd sah sich der Beobachter um, der Blick auf den jungen Mann wurde ausgewichen. Er bewegte sich langsam durch die Straße, irgendwo hier musste der kleine Junge sein, sonst würde er sich nicht daran erinnern. Eine Bewegung links von ihm ließ ihn inne halten, er drehte sich um. Da war der kleine Junge, huschte zwischen zwei Häusern durch und sah durch die Fenster in die erleuchteten Häuser. Dem Beobachter fielen zwei Dinge auf.

Das Erste war, dass der kleine Junge viel zu dünn angezogen war. Nur ein paar alte Turnschuhe, eine viel zu große Hose und ein Pullover, der wahrlich schon besser Tage gesehen hatte. Da waren die Hauselfen in Hogwarts besser gekleidet.

Das Zweite war, dass er überhaupt hier war. Was machte er am Weihnachtstag hier draußen?

Der Beobachter wandte sich dem jungen Mann zu, der lautlos seufzte und sich dann zu dem kleinen Jungen umdrehte, der mit glänzenden Augen zwei Kinder beobachtete, die gerade von ihrer Mutter zwei Tassen heißen Kakao bekamen.

„Ich war sieben als meine geliebten Verwandten der Meinung waren, dass ich bei einem Familienfest wie Weihnachten nichts zu suchen hätte. Ich wurde am 25. früh morgens, bevor mein Cousin aufgestanden ist, raus geworfen und durfte dann irgendwann in der Nacht wieder nach Hause. Oder auch nicht. Je nachdem wie die Laune von Onkel Vernon war.“

Fassungslos starrte der Beobachter den jungen Mann an, dann den kleinen Jungen, der jetzt zum nächsten Haus huschte um weiter fremde, glückliche Familien zu beobachten. Wie konnten diese Muggel so grausam sein?

„Sie können sie ja fragen wenn Sie die Antwort wirklich interessiert.“

Kopfschüttelnd sah der Beobachter ihn an, der junge Mann wurde immer mehr ein Rätsel für ihn und zwar eines, was sich nicht lösen ließ. Er hasste Rätsel, die sich nicht lösen ließen.

„Wollen Sie noch etwas sehen?“

Nicken und schon wurde es langsam schwarz um sie herum.
 

Dieses Mal lächelte der junge Mann als er sah, wo es dieses Mal hingegangen war. Das erste Weihnachten in Hogwarts, mit seinen Freunden und zum ersten Mal Geschenke. Er sah wie der Beobachter geringschätzig das Gesicht verzog als der junge Schüler einen dicken, flauschigen Pullover auspackte und ihn sofort Freude strahlend anzog.

Der Beobachter sah genauer hin, der junge Schüler strahlte zwar mit seinen Freunden, er alberte mit ihnen rum und packte freudig Geschenke aus. Aber irgendetwas stimmte nicht und das zeigte sich erst als sich die Aufregung etwas legte. Er lachte zwar noch immer aber in seinen Augen stand eine gewisse Traurigkeit. Langsam drehte sich der Beobachter zu dem jungen Mann um, eine Augenbraue fragend erhoben.

„Freunde und Familie sind zwei unterschiedliche Dinge und Weihnachten ist und bleibt einfach ein Familienfest.“

Langsam nickte der Beobachter, er sah nochmal zu dem jungen Schüler bevor die Szene um ihn herum schwarz wurde. Es wurde Zeit wieder in die Realität zurück zu kehren.
 

Severus brauchte lange um sich wieder in seinem Wohnzimmer einzufinden, er war viel zu lange im Geist seines Schülers gewesen. Normal war das nicht seine Art weil es auch für ihn anstrengend war aber dieses Mal war es erschreckend einfach gewesen. Sein Blick ging zu dem Jungen, dem jungen Mann, der ihm gegenüber saß und definitiv nicht so aussah als hätte er Kopfschmerzen.

„Sir? Tee?“

Mit einem schwachen Grinsen nickte Severus und ließ sich von seinem eigenen Tee anbieten. Erst nachdem er einen Schluck getrunken hatte, fragte er, „warum haben Sie keinen Widerstand geleistet?“

„Weil ich eh keine Chance gegen Sie habe und mir die Kopfschmerzen gerne ersparen wollte“, gab Harry sofort zurück, fragte aber dann leise, „steht unser Deal noch?“

„Natürlich, ich halte mein Wort. Sie sind nicht der Erste, der mir Shampoo oder andere Haarpflegeprodukte schenkt auch wenn es in den meisten Fällen eine böse Spitze ist. Sie sind auch nicht der Erste, der denkt, dass ich alles einfach weg werfe und das Wort duschen nur vom Hörensagen kenne“, zählte Severus ruhig und belustigt auf, „und genauso sind Sie nicht der Erste, der mir nicht glauben wird wenn ich Ihnen erzähle, dass ich zweimal am Tag duschen gehe und man es nach weniger als einer halben Stunde nicht mehr sieht.“

Das glaubte Harry wirklich nicht.

„Sie glauben mir nicht“, stellte Severus schmunzelnd fest.

„Naja, .... es fällt schwer zu glauben. Warum ist das so?“

„Weil meine Haare einfach durch die Dämpfe der Tränke so stark geschädigt sind, dass sie schlicht und einfach kaputt sind. Sie sind bis in die Wurzeln kaputt“, erklärte Severus erstaunlich offen, „ich müsste mich komplett von Zaubertränken fern halten und eine ewig lange Kur machen um meine Haare zu retten. Da ich aber viel zu gerne kleine Gryffindors schikaniere, fällt diese Behandlung leider aus.“

Jetzt grinste Harry, legte den Kopf schief und fragte, „wäre eine Kurzhaarfrisur dann nicht sinnvoller?“

„Glauben Sie mir, wenn ich Ihnen versichere, dass das noch schrecklicher aussieht. Es ist ja nicht so als hätte ich das nicht auch schon versucht.“

„Entschuldigung.“

„Da gibt es nichts zu entschuldigen.“

„Sir, darf ich Sie noch etwas fragen?“

„Bitte.“

„Wer sind Sie?“

Lachend warf Severus den Kopf zurück, schüttelte ihn aber dann und sagte, „ich bin ich.“

„Warum sind Sie dann so nett zu mir?“, fragte Harry.

„Ich bin immer nett, außer ich habe schlechte Laune, werde genervt oder hatte noch keinen Kaffee“, zählte Severus grinsend auf bevor er ernst wurde, „Mr. Potter, wir müssen diesen Unterricht schaffen denn die Okklumentik ist der einzige Schutz davor, dass ER in Ihre Gedanken eindringt und sie manipuliert. Unser Anfang war, zugegeben, etwas holprig, was auch zu einem großen Teil meine Schuld war und das gedenke ich jetzt zu ändern.“

„Das mit dem Kaffee verstehe ich“, grinste Harry. Er verstummte sofort, er wollte die Stimmung nicht kaputt machen aber er musste es sagen bevor er platzte. „Sir, ich möchte mich dafür entschuldigen, dass ich in Ihr Denkarium gesehen habe. Das war nicht richtig und es tut mir wirklich leid“, sagte er schnell.

Severus' Gesicht verfinsterte sich kurz, dann atmete er tief durch und sagte, „das zu sagen, erfordert viel Mut. Ich nehme Ihre Entschuldigung an und hoffe, dass Sie Ihre Neugier in Zukunft etwas unter Kontrolle haben. Aber das ist ein guter Neuanfang, oder?“

„Ja, ich denke auch.“

„Kennen Sie den Spruch, man soll aufhören wenn es am Schönsten ist?“, fragte Severus.

„Ich wünsche Ihnen auch eine gute Nacht, Sir.“ Harry erkannte einen Rauswurf wenn er ihm quasi auf dem Silbertablett serviert wurde. Er stellte die leere Teetasse weg, erhob sich und verabschiedete sich nochmal.

„Gute Nacht, Mr. Potter.“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich wünsche euch allen ein wunderschönes, ruhiges und besinnliches Weihnachtsfest ohne Stress. :)

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Moony7713
2019-10-20T20:11:38+00:00 20.10.2019 22:11
Wunderschön geschrieben..Eine Beziehung zwischen Harry und Snape, die sich langsam aufbaut


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