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Schlaf

von

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Die Tasse zerschellte am Boden. Eita sah mehrere Sekunden darauf, ehe er Begriff, was passiert war.

Warum hatte er die Tasse überhaupt aus dem Schrank genommen? Er konnte sich nicht mehr erinnern.

Genervt von sich selbst, seufzte er auf und nahm eine neue Tasse aus dem Schrank. Erst als er sie in der Hand hielt, fragte er sich, wofür er sie brauchte.

Als Scherben unter seinem Schuh knirschten, sah er verwundert nach unten. Wer zum Teufel hatte eine Tasse fallen lassen und dann die Überreste nicht beseitigt? Das würde er melden. Das ging ja gar nicht.

Zurück an seinem Platz stellte er den Tee neben sich und starrte auf den Bildschirm seines PCs. Ach ja... das Passwort. Er schob die Tastatur etwas zur Seite, um den Zettel zu sehen, auf dem die Daten standen die er brauchte. Er musste sie Buchstabe für Buchstabe abtippen und brauchte zusätzlich eine halbe Ewigkeit dafür.

Das konnte so wirklich nicht weiter gehen, heute Nacht müsste er schlafen. Es war eine Mischung aus Vorfreude und Angst, die ihn erfasste, doch sie brachte ihm genug Adrenalin, dass er den Tag einigermaßen überstand.

Als er ging, blieb die Tasse mit dem Teebeutel darin auf seinem Schreibtisch zurück. Wahrscheinlich würde er sich am nächsten Morgen fragen, welches Arschloch die dort hatte stehen lassen, vielleicht konnte er sich aber auch daran erinnern, dass er es gewesen war.
 

Es war der Weihnachtsmorgen in einer verschneiten Kleinstadt irgendwo in Amerika. Draußen war es stockdunkel, sodass der Weihnachtsbaum besonders hübsch aussah, der in dem Wohnzimmer eines Einfamilienhauses stand. Die Bewohner selbst saßen um einen Tisch im Esszimmer und genossen das fröhliche Beisammensein beim Abendessen.

Der Vater und damit das Oberhaupt der Familie, saß am Kopf des Tisches und sprach gerade einen Toast.

"Es freut mich, dass wir auch dieses Jahr alle beisammen sind und das wunderbare Essen genießen können, das meine wunderbare Frau und meine zwei Töchter für uns gezaubert haben."

"Während du im Sessel vor dich hingefurzt und Bier getrunken hast."

"Was?"

Schockiert sah er zu seiner elfjährigen Tochter, doch die hatte den Mund bereits so voll, dass das unmöglich von ihr gekommen sein konnte. Er sah in die Runde, doch auch die anderen waren in leise Gespräche vertieft oder aßen.

Etwas nervös nahm er Schluck von seinem Wein und hielt inne.

Angeekelt verzog er das Gesicht und setzte das Glas so ruckartig wieder ab, dass ein paar Tropfen über den Rand liefen und die weiße Tischdecke mit halbdurchscheinenden Flecken benetzte.

"Schatz, pass doch auf! Die gute Tischdecke!"

Seine Frau war sofort da und versuchte Schadensbegrenzung zu betreiben, doch er sah nur das Glas an. Das war kein Wein gewesen. Es war dickflüssig gewesen und hatte nach Metall geschmeckt. Er würgte, aber der Geschmack war bereits aus seinem Mund verschwunden.

"Entschuldige Liebling."

Seine Frau sah vollkommen verwirrt von ihrem Teller auf und fragte, wofür er sich entschuldige. Stirnruzelnd sah er auf die Tischdecke an seinem Platz. Die Flecken waren weg.

Er lächelte seiner Frau nur versöhnlich zu, wahrscheinlich damit er ihr und den anderen keine Sorgen bereitete. Es war schließlich Weihnachten, er sollte sich zusammen reißen.

Er schaufelte sich etwas von dem Reis auf seine Gabel und begann zu essen, doch bereits nach dem ersten Bissen spuckte er alles wieder auf den Teller. Es waren Maden.

"Schatz? Stimmt etwas nicht?"

Als er aufsah, konnte er gerade noch beobachten, wie seine Frau sich ein - von Würmern zersetztes - Stück Fleisch in den Mund schob. Er wollte wegsehen, aber er konnte nicht.

Genüsslich kaute sie auf dem Stück und er hätte sich am liebsten übergeben, aber es ging nicht.

"Mama, mir schmeckt das nicht!", jammerte seine jüngste Tochter. Als er auf ihren Teller sah, zappelte darauf ein Schweineschenkel, als wäre er noch an dem Tier dran und spritzte Blut über den halben Tisch. Der Vater stand auf und rannte.
 

Die Sonne ging gerade auf, als sich alle Familienmitglieder im Wohnzimmer versammelten. Es war es endlich Zeit für die Geschenke. Die fast abgebrannten Kerzen im Weihnachtsbaum hatten kunstvoll Wachs über die Äste verteilt. So konnte man sich das Lametta auch sparen.

Die Kinder - klein nach groß - bekamen ihre Geschenke. Der Kleinste ein Messer, dann folgten Daumenschrauben, Elektroschocker, Peitsche und sogar eine Pistole für die Älteste.

"Lass uns das ausprobieren, Papa!", rief sein Jüngster begeistert und er brach in Angstschweiß aus. Als er aufspringen und verschwinden wollte, legte sich sanft die Hand seiner Frau auf seine Schulter und plötzlich konnte er sich nicht mehr rühren.

"Ich glaube dieses Jahr haben wir ihre Wünsche besonders gut getroffen."
 

Für den Vater Stunden, für Eita nur Minuten später, schlug er die Augen auf. Er hatte es gerade noch hinbekommen, dass die Mutter die Kerze umgestoßen hatte und der Baum in Flammen aufgegangen war, da war der Traum zu Ende gewesen.

Es war noch zu früh, als dass sein Wecker ihn hätte wecken können. Der Mann war wohl vorher aufgewacht.

Gemächlich schälte er sich also aus dem Hotelbett, ging duschen, zog sich an und checkte dann aus. Das hatte wirklich gut getan.

Draußen an der frischen Luft streckte er sich genüsslich, holte sich einen Kaffee, an dem kleinen, süßen Laden um die Ecke, ehe er sich zur U-Bahn begab.

An seinem Arbeitsplatz angekommen, kippte er die Teetasse aus, verräumte etwas Geschirr in die Spülmaschine und fuhr dann seinen PC hoch. Ohne größere Probleme gab er seine Daten ein.
 

'Koma Mörder wieder zugeschlagen'

Diese Schlagzeile sprang ihm am späten Nachmittag entgegen und er konnte nur hoffen, dass er sein dunkles Grinsen erfolgreich hinter seiner Teetasse verstecken konnte.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Eita ist ein alter Charakter von mir, den ich für das Wichteln meines Schreibzirkels wiederbelebt habe.
Gewünscht wurde sich von mir etwas vom Genre 'Psycho', was mir überhaupt nicht liegt, deshalb ist das hier nur etwas dürftig geworden.
Ich hoffe, ihr habt es dennoch genossen :)
Dass alles so offen ist, ist vollkommene Absicht, auch wenn ich natürlich weiß, was der Hintergrund von alldem ist^^ Komplett anzeigen

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