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Apfelblüte

Inu no Taishō / Izayoi
von

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Klatschmohn IV

Apfelblüte

- Klatschmohn IV -
 

Autor: Morgi

Beta: Puria

Fandom: Inu Yasha

Genres: Romantik (Hetero), Drama, Epik, Alternate Timeline

Triggerwarnungen: Gewalt, Tod, Trauma

Disclaimer: Inu Yasha ist Eigentum von Rumiko Takahashi, ich verdiene hiermit kein Geld.

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111
 

Einen Moment glaubte Izayoi, die einkehrende Stille würde ihr gut tun und die Brust mit Genugtuung füllen, weil sie endlich ihren widersprüchlichen Gefühlen Luft gemacht hatte, aber dann begriff sie, was ihr gerade über die Lippen gekommen war. Erschrocken weiteten sich ihre Augen, während sie von seiner versteinerten Miene abließ und sich selbst um die Gelegenheit betrog, den aufkeimenden Funken Überraschung in seinen Augen zu erhaschen.

Bei allen Göttern!

Sie ... sie hatte ihm Vorwürfe gemacht! Sich benommen, als stünde es ihr zu, seine Entscheidung in Zweifel zu ziehen und ihn wie einen unartigen Jungen zu behandeln, der kaum den Gemächern seiner Mutter entschlüpft war! Obwohl er sie zur Offenheit ermuntert hatte, spülte eine Welle der Furcht und Schuld über sie hinweg, die ihren Mut in Stücke schlug.

"V-verzeiht", flüsterte sie überstürzt. "Ich habe zu viel gewagt."

Das Zittern in ihren Händen bot einen fürchterlichen Kontrast zu der bedächtigen Art, mit der Isamu den Mund verzog und die Augenbrauen in die Höhe schob. Hätte sie sich selbst sehen können, wie sie zwischen Gräsern und Nebel kauerte, wäre ihr vielleicht ein ähnliches, bedrücktes Lächeln in den Sinn gekommen. Eine Weile blieb es still.

In den Gedanken des Daiyoukais hallte ein Tropfen wider, der sich von einer Blattader gelöst hatte und zwischen Wurzelwerk aufschlug. Das Knistern der Zweige klang wie das ferne Singen eines Shamisen, nur rauer und unsteter - und er saß da und fühlte, dass ihm weder der erste, noch der zweite Anlauf zu einer Antwort gelingen wollte.

Es bestand kein Zweifel daran, dass es außer Myouga niemand gewagt hätte, ihn mit der Nase auf diese Umstände zu stoßen, doch sein Impuls schalt ihn gleichermaßen einen Narren wie es seine Instinkte taten.

Wie hätte er aussprechen können, dass ihn der Gedanke an seine eigene Residenz mehr schmerzte als erfreute?

Nein, das ziemte sich nicht.

Es gab viele Traditionen, die er in seiner Jugend harpuniert hatte, doch die Zuneigung, die ihn mit dem Haus seiner Geburt, seinen Bediensteten und der Familie verband, verbat ihm als Fürst, ein schlechtes Wort über sein Heim zu verlieren. Er mied diesen Ort nicht, weil man ihm die Loyalität versagte oder seiner schmähte - es lag am Unglück, das ihn seit drei Jahrhunderten verfolgte, und an seiner eigenen Unfähigkeit, dieses für alle erträglicher zu machen.

Die Falte zwischen den Brauen des Inu no Taishou vertiefte sich, dann verschwand sie unter einem bedauernden Atemzug. "Ihr habt Recht", begann er leise und strich mit einer Klaue über das Fell, das sich unangenehm in seinem Nacken kräuselte. "Es muss äußerst eigenartig wirken, dass ich Euch verbundener erscheine als meiner eigenen Gefährtin. Die Wahrheit ist ..."

Huh.

Wie sollte er das nur ausdrücken?

Sein Blick wanderte nachdenklich in die Ferne, hin zu dem diffus durcheinander gleitenden Schwarm aus Glühwürmchen und einer gefleckten Motte, die sich vergeblich darum bemühte, im Flügelschlag der anderen Insekten unsichtbar zu werden.

"Ich vermute, ich erscheine ihr als Fürst wie ein Nagel, der sich nicht mehr in das Brett zurückschlagen lässt. Wir hatten lange, gute Jahrhunderte miteinander, Izayoi, und ich achte sie noch immer. Sie ertrug meine Art, als ich noch ein Welpe war und hütete jedes Geheimnis, das ich ihr anvertraute. Ich gab ihr zu Beginn unserer Ehe keinen Grund, mich zu schätzen, und doch schenkte sie später unserem Sohn das Leben - aus Freude, nicht aus Pflicht."

Der Schatten, der in seinen Mundwinkeln lauerte, wurde heller, als er sich daran erinnerte, wie er sich das erste Mal die hauchzarten Klauen Sesshoumarus aus dem Haar zog, nur um sie einen Atemzug später wieder trotzig über die Wange kratzen zu spüren. Er hatte gelacht, sie ihn erbost gescholten, bevor sie den Strapazen der Niederkunft nachgab und zurücksank.

"Mein Vater hat sie vergöttert und ich ... nun, ich tat es nicht minder. Aber manchmal ändern sich die Umstände und Wolken ziehen auf." Schweigend sah er zu Izayoi, deren Zähne angespannt in die Unterlippe gefahren waren, als wüsste sie nicht recht, ob sie ihn unterbrechen sollte oder abwarten durfte, was er preisgab. Ihre Haltung war noch immer geduckt, ihr Atem kam schnell und flach.

Am Ende neigte er sich vor, gerade weit genug, um mit der Stirn nicht die Halme zu berühren und sie besser mustern zu können, ja, fast zu imitieren. Dass sein weißes Haar auf den Grund fiel, kümmerte ihn nicht.

"Ich habe es Euch angedeutet", fuhr er dann fort, "als ich von der Stille sprach, die jemanden martern kann, wenn ein Kind sein Leben lässt. Kein Schwertmeister und kein Berater vermag jemals, diesen Schmerz zu zerstreuen, und ich fürchte, Ihr werdet mir zustimmen, dass auch Eure Amme daran scheiterte, Euer Leid zu lindern. Es ist ... fast pathetisch. Diejenigen, die uns am glücklichsten stimmen konnten, erhalten nach ihrem Tod so wenig Platz in unseren Worten. Damals erntete ich Wut und Zorn im Überfluss. Stellt es Euch vor: Eine Frau, die mir vor den verbliebenen, erschöpften Männern Dinge entgegenspie, die sie leichthin das Leben hätten kosten können. Versteht mich nicht falsch. Ich hatte all das verdient, doch seitdem habe ich den rechten Moment stets verpasst, mehr über ihre Gedanken zu erfahren. Sie schweigt eisern, in fast allen Facetten. Zu Anfang dachte ich, sie würde bloß warten, bis meine üblichen Pflichten mit der Dämmerung erlöschen: Schriftstücke, Tuscheriegel, die Interessen tapferer Gefolgsleute und Zankereien um Erbschaften, aber auch die guten Nachrichten um Geburten, reiche Ernten und die Errungenschaften meiner Verbündeten. Doch wenn wir allein waren, blieb uns nichts außer einiger kümmerlicher Versuche und der Hoffnung, unseren Erstgeborenen alt genug werden zu sehen, um das Getrappel kleiner Füße zu hören, bevor ihm ebenfalls Klauen ins Fell greifen. Welpen sind etwas Wunderbares, Izayoi. Sie können ein Unglück nicht ungeschehen machen, doch sie zeigen, wie wertvoll es ist, sich um Frieden und Harmonie zu bemühen."

Er hielt inne, ertappte sich dabei, dass er sie anlächelte und beendete den warmen, gutmütigen Spuk mit einem Atemzug. Dann richtete er sich wieder auf und drückte die Schultern durch. "Deshalb bin ich hier, bei Euch. Ihr redet mit mir und hört mich an, obwohl man Euch so viele Gründe beibrachte, meinesgleichen zu fürchten. Vielleicht lag es nicht in Eurer Absicht, aber ... ich weiß das zu schätzen. Ich habe viele Wege gesucht, um den Verlust und meine Schwächen zu ertragen, und Ihr widmet mir Zeit, sogar Verständnis. Es grämt mich, dass man Euch nach dem Leben trachtet."

"Der Drache", flüsterte sie matt.

"Ja."

So war das also ...

Forschend sah ihr der Herr der Hunde dabei zu, wie sie erst den Blick zu Boden richtete und dann ihre Fingerspitzen an Anspannung verloren. Der Nebel umschlang längst ihre Hände, hatte sich dunstig und schwer auf den Seidenfasern ihres Kimonos niedergelassen. Fast schien er unheilvoll genug, um auch ihr Gesicht zurückweichen zu lassen, doch die Natur hatte nichts mit der Handbreit zu tun, die sie zwischen sich und die Gräser brachte. Es war die Gewissheit, eine Antwort erhalten zu haben.

Er nahm sie völlig anders als seine Ehefrau wahr. Offenbar beflügelte ihn der Gedanke, dass sie unverblümter reagierte als eine Dämonin. Gewiss war das seine Gattin: Wie sonst hätte er von Jahrhunderten sprechen können? Kein Mensch erlebte so viele Sommer. Dabei hatte sie noch mehr über ihn erfahren: Seine Pflichten passten zu dem, was Toutousai mit dem Titel des Herrn der Hunde und eines Fürstensohns über ihre Vorstellungskraft hatte hereinbrechen lassen - und obwohl der Schmied sie lehren musste, dass nichts Besonderes darin lag, als Dämon zu reden, schien es überaus bemerkenswert zuzuhören und ein Gefühl beim Namen zu nennen.

Oh, wie ähnlich sich Menschen und Dämonen doch waren ...

"Izayoi."

Huh?

"Teilt Eure Gedanken", bat Isamu leise. "Ich war wie ein Wasserfall und ich gebe Euch mein Wort, dass es meine Achtung vor Euch nicht schmälern wird, gleich, was Ihr erwidert. Ihr müsst Euch nicht vor mir fürchten."

"Ich-"

"Ja?"

Nun, warum sich länger verstellen? "Ich fürchte mich nicht vor Euch, hoher Herr. Nicht mehr."

"Isamu", berichtigte er sanft.

"Isamu." Sittsam zog die junge Frau ihre Hände zurück in den Schoß, bevor sie sich mit einer Bürde aufrichtete, die ihren flauen Magen und den trockenen Hals befeuerte. Flüchtig huschte ihre Aufmerksamkeit über die nahen Zunderschwämmchen, Steine und das Spinnennetz, dann schluckte sie und gab ihr Bestes, ihre Unruhe zu vertreiben. Es fühlte sich eigenartig an, wieder mit ihm reden zu wollen. Sie hatte sich solche Mühe gegeben, ihn und seine Offenheit abzuweisen, nicht wahr? Und nun hatte er sie einfach überrumpelt. "Ihr habt mir sehr viel anvertraut."

"Ärgert es Euch?"

"Nein." Sie fühlte sich durch seine Worte berührt und geschmeichelt, aber das wollte Izayoi nicht zugeben. Ihr Herz klopfte bereits verräterisch genug, während sie ihre blassen Fingerspitzen knetete und einen anderen Einfall auf der Zunge drehte. "Ihr solltet nicht unglücklich sein", begann sie. "Nicht für so lange Zeit wie bisher."

"Das ist sehr freundlich von Euch."

Sie lächelte schüchtern, ehe ihre Stimme leiser nachsetzte: "Es ... es steht mir nicht zu, Euch das zu fragen, aber würde es Eurer Gattin etwas bedeuten, wenn Ihr dieses Schwert hättet und den Drachen erschlagt?"

"Wollt Ihr deshalb zustimmen? Um ihretwillen?"

"Verdient sie nicht denselben Frieden wie Ihr?"

"Das tut sie", bestätigte er, bevor er das Kinn auf die Hand stützte und darüber rieb. Kurz darauf huschte sein Youki wärmend durch das Unterholz und schmolz weiter den Raureif, der an Halmen und Farnen hing. "Ihr habt ein gutes Herz, wenn Ihr über das Schicksal einer Dämonin nachdenkt und auf mich achtet, statt die Gefahren für euer Leben zuerst ausmerzen zu wollen. Euer Angebot ehrt Euch, doch dafür brachte ich Euch nicht hierher. Eine Ehe rettet man nicht mit einem neuen Schwert, sondern hier." Sein Atem flatterte still, während er die Hand auf seine Brust bettete und der Kimono kleine Falten schlug. Unter seinen Fingerkuppen spürte er einen ruhigen, ausgeglichenen Schlag, der erst ins Wanken kam, als er ihr Stirnrunzeln bemerkte. Oh.

"Ich vergaß, dass Ihr nie verheiratet gewesen seid", entschuldigte er sich. "Nehmt es als Hinweis an."

"Ist das üblich unter Dämonen? Eine ... eine Ehe aus Zuneigung?"

"Nein", knöpfte er ihr den Gesprächsfaden ab, bevor sie auf den Gedanken kommen konnte, alle Youkai interessierten sich füreinander. Das wäre ein gefährlicher Aberglaube, der neben Intrigen und Heuchelei den schnellsten Tod versprach. "Eine Ehe bietet Schutz für die Nachkommen und legt unerwünschte Fehden bei. Viele verzichten jedoch auf sie, da sie die Klauen im Rücken fürchten. Jene, die heiraten, leisten sich nur selten Gefühle. Denkt an meinen Sohn, Izayoi. Sesshoumaru achtet keine Frau neben seiner Mutter und sollte ihn jemals eine erweichen, müsste sie zunächst über die Maßen stur und hartnäckig sein, um ihn reden zu hören. Ich wünsche ihm solche Zuneigung und aufrichtiges Interesse, doch deshalb würde er nicht beginnen, bunte Papierschiffchen in Flüsse zu setzen oder ihr Blüten in das Haar zu flechten."

"Ich ... ich verstehe. Er ist misstrauischer als Ihr es seid?"

"In der Tat. So wie alle Dämonen, die nach Stärke suchen und ihre eigenen Schlachten schlagen. Eines möchte ich Euch jedoch versichern." Er hielt inne, dann bedeckte er behutsam ihre Hand mit der seinen und umschloss ihre Fingerspitzen, als hätte er nie etwas Wertvolleres festgehalten. "Unabhängig davon, welche Worte heute Nacht gefallen sind und ob Ihr Toutousai darum bitten werdet, eine Klinge zu schmieden, mit der ich Euch vor Unheil bewahren kann: Vertraut mir. Eure Gegenwart erhellt meine Tage und das möchte ich Euch noch immer vergelten. Solange Blut in meinen Adern fließt, werdet Ihr keine Feinde kennen und keinen Mann annehmen müssen, der Euch ängstigt. Euer Atem verweilt zu kurz auf dieser Welt, um ihn an Sorgen zu verschwenden. Ich überlasse Euch niemandem, dem Ihr weniger am Herzen liegt als mir. Wollt Ihr mir das glauben?"

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Ist das romantisch? Hört die Antwort in Kapitel #34, "Flieder".



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  SUCy
2020-05-23T19:10:05+00:00 23.05.2020 21:10
Ahhhhh ja das is total romantisch XD zumindest auf Mittelalter weise XD "Wenn du schon zwangsheiraten musst dann jemanden den ich für gut befinde >XP
Wie gut das wir wissen das er insgeheim schon sich an diesen Platz sieht.
Von:  Dudisliebling
2020-05-19T16:54:06+00:00 19.05.2020 18:54
Hey hey
Ob das romantisch ist? Und wie.. und sehr provokant.. izayois wird entweder vor Scham versinken ode Ring fragen wie das möglich sein soll.. damit würde sie ihn locken und er müsste sich bald selbst eingestehen das es solch jemand nicht geben wird..
oh izayoi.. dieser Typ ist zum dahinschmelzen.. auch wenn die Vergangenheit eine heftige Narbe hinterlassen hat...
Es ist wirklich hart zu lesen und man spürt seine Trauer und den Verdruss, diesen nie mit seiner Gattin geteilt zu haben.. sie leben schlicht nebeneinander her, ohne zu reden, bis er eben auf weiten Abstand geht..
Ich bin dermaßen gespannt wie es weiter gehen wird..
Lg deine Dudisliebling
Von:  Kerstin-san
2020-05-19T16:09:41+00:00 19.05.2020 18:09
Hallo,
 
hatte fast damit gerechnet, dass Izayoi angesichts ihrer offenen Worte gleich wieder zurückzuckt und ich fands toll, dass selbst Isamu mehrere Momente lang gar nicht weiß, was er darauf sagen soll (sehr ungewohnt, dass er auf einmal so viel auf Traditionen gibt - wobei Zuneigung ja schon wieder was anderes ist, aber du weißt sicher, was ich meine).
 
Wegen der ganzen Hints zurück zum Anfang ihrer Ehe, bin ich jetzt wieder mega neugierig, was uns noch in "Abenddämmerung" erwartet, klingt irgendwie so als wäre mehr eine Vernunftehe von Seiten Norikos gewesen? Und ha! Sein griesgrämiger Vater hat sie vergöttert, I like!
 
Ich finds jedenfalls einen großen Vertrauensbeweis seinerseits und seh es auch als Zeichen dafür, wie sehr er Izayoi schätzt, ihr vertraut und ihr Zuneigung entgegen bringt, dass er ihre Fragen so offen und vor allem wahrheitsgemäß beantwortet.
Irgendwie ironisch und traurig zugleich, dass es ihm leichter fällt Izayoi das alles so zu sagen, als seiner Gefährtin.
 
Und das Izayoi wegen der Schwertsache an Norkio und deren Seelenfrieden denkt und direkt mit ihr sympatisiert, das ist einfach nur wow, fand ich wahnsinnig einfühlsam und es zeigt einmal mehr, was für ein mitfühlender und warmherziger Mensch sie ist.
 
Ach herrje, das war ja schon eine halbe Liebeserklärung, mal sehen wie Izayoi das interpretiert und darauf reagiert.
Ha und jetzt stelle ich mir gerade vor, wie Isamu dem Daimyo gegenüber alle potenziellen Heiratskandidaten für Izayoi ablehnt, weil die sie alle nicht so mögen, wie er. #Kopfkino
 
Liebe Grüße
Kerstin


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