Zum Inhalt der Seite

Das Schwert der Göttinnen

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Die Ruine

Shiek erschien in der hylianischen Steppe. Erschöpft blickte sich die Shiekah um und erkannte unmittelbar die Schlossmauern von Hyrule Stadt in ihrem Rücken. Sie seufzte, denn eigentlich wollte sie zur Lon Lon Farm und Malon um ein Pferd bitten, aber ihre Kraft reichte nicht mehr dafür aus. Die Abwehr des Schattenwesen kostete sie zu viel Energie. Zur Farm war es noch ein weiter Fußweg, dennoch blieb Shiek nichts anderes übrig als zu laufen.

Jederzeit mit einem Angriff rechnend, ging sie durch die finstere Steppe.

Hier und da traf sie auf ein Irrlicht, aber sonst blieb alles friedlich. Auch wenn Shiek vermutete auf Schattenwesen zu treffen, so befand sich keiner in der Steppe. Sie waren wohl alle unmittelbar ins Schloss gestürmt. Nun blieb die Frage, wann sie feststellten, das die Prinzessin längst aus dem Schloss geflohen war. Sie würden die Verfolgung aufnehmen und wenn die Shiekah bis dahin nicht die Landesgrenze erreicht hätte, war alles vorbei.

Sie lief eine ganze Zeit lang, immer dazu bereit sich zu verteidigen, als sie hinter sich Wiehern von Pferden hörte. Sie drehte sich um und erkannte in nicht allzu weiter Entfernung zwei Pferde heran preschen. Sie zogen eine Kutsche.

Shiek verharrte, spürte das von dieser keine Gefahr ausging.

Als die Kutsche nahe genug war, blieben die Pferde abrupt stehen und zwei Männer sahen vom Kutschbock herab.

Neugierig blickten auch vom Ladeboden einige Gesichter herunter.

Die Shiekah ahnte das dies flüchtende Hyruler waren. „Kommt ihr aus der Stadt?“

„Diese schrecklichen Wesen zerstören alles“, antwortete einer der beiden Männer und deutete mit einem Fingerzeig auf das Schloss in der Ferne.

Shiek folgte dem Fingerzeig. Sie wusste, dass das Schloss von hier aus in der Dunkelheit nicht zu sehen war, daher erschrak sie umso mehr.

Hohe Flammen und dicke Rauchschwaden stiegen in den Himmel empor. Ihr stockte der Atem, eine Träne kullerte ihre Wange hinunter und verschwand ungesehen in der Nacht.

„Ihr solltet keinesfalls dorthin gehen“, warnte der andere und nahm die Zügel, bereit wieder loszufahren.

Shiek riss sich aus ihrer Starre, dann antwortete sie: „Ich bin auf der Flucht, wie ihr.“

„Dann steigt ein“, nickten die beiden Männer zu und Shiek stieg auf den Lastenwagen. Zwanzig Hylianer, Alte, Junge, Kinder und Babys saßen eingepfercht auf dem Lastenboden hinter dem Kutschbock. Und sie alle trugen nichts bei sich. Einzig das Nachtgewand und dicke Mäntel, sowie wenige Decken schützten sie vor der kühlen herbstlichen Nacht.

Die Shiekah setzte sich zwischen zwei Mütter, die ihre schlafenden Kinder auf dem Schoß hielten und diese mit einer Decke wärmten. Eines davon war noch ein kleiner Säugling, erst wenige Tage alt.

Wieder kämpfte sie mit den Tränen. Das war alles ihre Schuld. Hätte sie die Gefahr doch nur früher wahrgenommen.

„Wie heißt Ihr?“, flüsterte die Mutter des Neugeborenen.

„Shiek. Mein Name ist Shiek.“

In diesem Moment setzten die Pferde an weiter zulaufen und die Kutsche bewegte sich von der Stelle. Schnell war an Fahrt aufgenommen und sie preschten durch die Nacht.

Die Augen der verkleideten Prinzessin hingen an den brennenden Dächern von Hyrule Stadt.

Die Fahrt war unangenehm, teils Schmerzhaft, wenn die Räder der Kutsche wieder auf einen Stein oder auf ein Schlagloch trafen. Dennoch würde sie sich nicht beschweren. Immerhin flüchteten diese Hylianer in die gleiche Richtung und es war bei weitem besser als den ganzen Weg zu laufen.

Irgendwann verlor Shiek dann doch den Sichtkontakt zum Schloss und sah nun an den ihr gegenüber kauernden Hylianern vorbei in die dunkle Landschaft. Eine Brücke führte über den Hylia Fluss, der sich vom Reich der Zoras durch das ganze Land schlängelte und in einem Kanal durch die Schlossanlage geleitet wurde um letztendlich in den Hylia See zu münden. Shiek kannte diese Brücke zu gut, und ebenso auch die lange Treppe, die in das Dorf Kakariko führte. Im alternativen Zeitpfad bot Kakariko ihr Zuflucht.

Ungeachtet der vielen Hindernisse jagte die Kutsche durch die Nacht und schon bald in den frühen Morgen. Langsam zeigte sich die Sonne, die hinter dem Todesberg aufstieg und das Land in einen neuen Tag führte. Durch die ersten Sonnenstrahlen berührt, erkannte Shiek die Gegend. Eben kamen sie an dem verborgenen Pfad zu den Verlorenen Wäldern vorbei.

Schon bald würde sie die steinige Steppe erreichen, die nach Alnayru führte. Allerdings lenkte der Kutscher nicht zur steinigen Steppe sondern drehte ab.

„Halt!“

Diejenigen, die bei der unsanften Fahrt erschöpft die Augen geschlossen hielten, schlugen diese nun auf. Sofort bremsten die Pferde ab und das Gespann blieb stehen. Alle Augen richteten sich auf Shiek.

„Ich steige hier aus.“ Schon stand sie auf und unter einem schmerzhaften Knacken streckte sie den Rücken durch. Sie sprang von der Kutsche und stand wenig später neben dem Kutschbock. „Habt Dank.“

„Passt auf euch auf, Shiek“, verabschiedeten sich die Flüchtenden.

„Wohin geht ihr?“ Sie musste es wissen, sichergehen, das diese Hylianer auch wirklich sicher waren.

„Wir suchen Zuflucht am Hylia See. Die zwei anderen Kutschen nahmen den Weg westlich zum See. Wenn alles gut geht, treffen wir sie dort.“

Die Shiekah nickte erleichtert. Andere Bewohner konnten auch fliehen. Dann aber sprach sie. „Solltet ihr in Gefahr sein, flieht in die Wüste. Das Volk der Gerudos wird euch aufnehmen und beschützen!“

Ihre roten Augen begegneten entsetzten Blicken.

Nach all den Jahren und trotz der Friedensverhandlungen mit dem Gerudo Volk misstrauten die Hylianer den kriegerischen Frauen immer noch.

Nachdrücklich fügte sie hinzu: „Sagt Anführerin Naboru, das Prinzessin Zelda euch schickt.“

Nun ging ein Raunen durch den Wagen. Shiek bekräftigte ihre Aussage: „Ich bin eine Vertraute der Prinzessin und habe einen bestimmten Auftrag erhalten.“

„Habt Dank, Shiek. Viel Glück auf Eurer Weiterreise.“

Die Shiekah nickte: „Eine gute Reise!“ Mit Besorgnis in der Stimme fügte sie noch ein: „Seid vorsichtig!“ hinzu.

Da setzte sich die Kutsche wieder in Bewegung und verschwand.

Shiek sah den Hyruler lange nach, doch dann widmete sie ihre Aufmerksamkeit der Umgebung.

Vor ihr ragten die ersten Felsen in die Höhe, welche durch die ersten Sonnenstrahlen lange Schatten auf dem Boden zogen. Mit einem mulmigen Gefühl straffte sie die Schultern. Auch wenn sie wusste, das in Alnayru ein Dorf die königliche Pferdezucht betrieb, so war sie noch nie in diesem Land gewesen. Ein letzter Blick über ihre Schulter zurück in die weite Steppe Hyrules, dann kehrte sie ihrem Land den Rücken und betrat die Grenze zur steinigen Steppe.

Zu ihren Seiten ragten die Felsen wie Mauern auf. Hier und da hatten sich in der Vergangenheit Felsen gelöst und die Steinkolosse lagen verstreut und bereits seit vielen Jahren hier. Schritt für Schritt folgte sie dem einzigen Weg durch die Schlucht, wich hier und da Steinbrocken aus und schluckte ehrfurchtsvoll.

Sollten sich erneut Felsen lösen, dann wäre das ihr sicherer Tod.

Shiek wusste, das sie sich beeilen musste. Schon bald würden diese Schattenwesen ihre Flucht bemerkt haben und durch die hohe Geschwindigkeit dieser Wesen hätten diese sie innerhalb kürzester Zeit eingeholt.

Auch das wäre ihr Tod.

Es gab nur eine Möglichkeit, eine Hoffnung. Sie musste die Grenze zu Hyliades erreichen, so schnell wie möglich und sie musste den Tag nutzen.

Entschlossen ging sie weiter.

Schon bald ließ sie die Felsen hinter sich und traf auf steiniges Land. Keine Blumen und Gräser wuchsen hier. Weit und breit sah sie nichts außer trockenem Ödland.

Das war also die steinige Steppe.

Shiek folgte dem Hauptweg noch eine ganze Weile, aber nichts änderte sich an der Umgebung. Sie überlegte was sie eigentlich über das Land wusste.

Früher einmal war Alnayru ein blühendes Land, mit vielen Pflanzen und Bächen, wie auch Flüssen. Auch Alnayru hatte einen Feuer spuckenden Berg, ähnlich dem Todesberg in Hyrule. Das Ende dieser wundervollen Landschaft kam eines Tages ganz plötzlich, als der Berg eine Feuerflut aus spie und die brennende Flüssigkeit alles zerstörte. Das Land war zerstört, konnte viele Jahre nicht betreten werden, bis die rötlich glimmende Lava zu schwarzen Stein erkaltet war. Dies alles passierte vor vielen Jahrhunderten und seither hatte sich nichts verändert an der Landschaft. Auch der Berg schlief seitdem.

Langsam näherte sich die Sonne ihrem höchsten Stand. Ihr Magen knurrte und sie hatte Durst. Shiek löste ihr Tuch im Gesicht und wischte sich über die feuchte Stirn. Ihr Weg war noch weit, aber ohne Nahrung würde sie es nicht schaffen.

Die verkleidete Prinzessin sah sich um. In östlicher Richtung lag ihr Ziel. Aber weit und breit war nichts zu sehen außer einer kargen und unfruchtbaren Landschaft.

Als ihre Augen in die westliche Richtung glitten, entdeckte sie in der Ferne einen großen grünen Baum. Überrascht blinzelte sie, versuchte sich davon zu überzeugen, das dies kein Trugbild war, und entschied dorthin zu gehen. So verließ sie den Hauptweg in westliche Richtung und näherte sich dem Baum. Je näher sie diesem kam, desto mehr und mehr Gras breitete sich aus.

Mit großen Augen und überwältigt von der veränderten Landschaft schritt sie schon bald über weiche Wiese. Der Baum, eine große Weide, mit weit ausschweifenden Ästen schien die einzige hochgewachsene Pflanze in der Gegend zu sein. Die Ebene stieg etwas an und schon bald stand Shiek auf einem kleinen Hügel in dessen Mitte der Baum prangte. Sie blickte fasziniert diese über hundert Jahre alte Weide hinauf. Erstaunt stellte sie fest, das die feurige Lava diesen Bereich Alnayrus nie berührte.

„Wer seid ihr?“

Überrascht blickte Shiek sich um, konnte aber niemanden entdecken.

„Hört ihr schlecht? Ich hab euch etwas gefragt.“

Wieder sah sie sich um und letztendlich blickte sie in die dicken von sattgrünem Laub behangenen Ästen. Auf einem der dicken Stämme saß ein Junge. Er lehnte an dem Baumstamm, ein Bein hinab baumelnd und eine Schirmmütze über die Augen gezogen. „Du bist ja ein kleiner Junge“, stellte Shiek fest.

Plötzlich sprang dieser vom Ast herunter und baute sich in seiner ganzen Größe vor ihr auf. Er reichte ihr gerade mal bis zur Brust, funkelte sie aber aus wütenden dunklen Augen an. „Ich bin kein kleiner Junge!“

„Oh, Verzeihung“, wich Shiek zurück und lächelte. „Wer bist du dann und was machst du hier?“

„Ihr habt mir auch noch nicht geantwortet“, verschränkte er trotzig die Arme vor der Brust.

„Natürlich, da hast du recht. Ich bin Shiek. Und wie heißt du?“

„Ich bin Fredi“, antwortete er.

„Es freut mich dich kennen zu lernen“, lächelte Shiek. „Vielleicht kannst du mir helfen und sagen wo ich hier bin?“

Mit großen Augen blickte er sie an. „Seid Ihr ein Reisender?“

Shiek nickte. So konnte man das auch nennen. Wieder blickte sie sich um. Ein wundervoller Ort war das hier. Überall blühten Blumen, wuchsen Büsche. Es war als wäre sie in einem ganz anderen Land und in einer anderen Zeit angekommen.

„Das hier ist der Landsitz von der Ritterfamilie Fearlest“, erklärte Fredi.

„Die Ritterfamilie Fearlest?“ Shiek schluckte. Diese Ritterfamilie stand lange Zeit im Dienste der Königsfamilie. Über viele Jahrzehnte galt diese Ritterfamilie als eine der treuesten aller Ritter.

Fredi stopfte seine Hände in die Hosentaschen. „Sie lebten früher in einer großen Burg am Rande der Lichtung.“

Shieks Neugier war geweckt. „Kannst du mich hinführen?“

Fredi klopfte sich auf die Brust und nickte stolz: „Natürlich. Niemand kennt sich hier besser aus“ Schon eilten die beiden den Hügel hinab und folgten der weiten grünen Landschaft.

„Du bist hier aufgewachsen?“

Fredi nickte. „Ja, wir leben in einem Bauernhof nicht weit von der alten Burg entfernt. Meine Mutter kümmert sich um die Tiere. Wir haben Hühner, Kühe und Schweine. Sie hat viel Arbeit mit dem Hof und den Tieren.“

Dann plötzlich deutete er in eine Richtung und Shiek folgte dem Fingerzeig. In der Ferne zeichnete sich ein imposanter Schatten ab. Ein hoher Turm ragte in den Himmel.

„Das ist die alte Burg der Fearlest. Komm mit!“

Er rannte los und Shiek folgte dem Jungen geschwind. Sie näherten sich schnell der Burg und die Shiekah hätte in diesem Moment nicht nervöser sein können. Sie erinnerte sich das ihr Vater einst von einem engen Vertrauten sprach. Er war schon mehr als ein Ritter, fast sogar schon ein Freund. Sie erinnerte sich nur nicht mehr an seinen Namen.

Endlich erreichten sie die Burg und Shiek erstarrte. Ihre Augen folgten den gemauerten Ziegeln hinauf und ließ sie erschrocken zurück weichen. Teilweise war die Mauer eingefallen, das Dach wies Löcher auf und überhaupt sah die ganze Burg aus, als würde sie bald in sich zusammenfallen.

„Komm schon, Shiek. Ich zeig dir was.“ Der kleine Junge verschwand zwischen einigen Steintrümmern und Shiek folgte ihm zögernd. „Ist das nicht gefährlich?“

„Nein, ich bin hier öfter.“ Fredi kletterte über einige Trümmer und ging tiefer in die Burg.

Shiek sah sich um. Auch wenn überall Steintrümmer lagen, so hingen noch Bilder an den Wänden, Teppich war in den Hallen ausgelegt. Es roch modrig, dennoch ahnte sie von den Überresten der verkleideten Wände wie schön es einst hier gewesen sein muss. Sie versuchte sich in die Zeit zurück zu versetzen als es hier noch nicht so aussah, sondern die Burg in ihrer wahren Größe und Schönheit strahlte.

„Komm schon“, drängte Fredi und schlüpfte durch ein Fenster hindurch und wartete auf sie.

Shiek folgte dem aufgeweckten Jungen und kletterte durch das Fenster. Als sie mit den Füßen auf dem Boden stand blickte sie sich um. Sie stand inmitten eines wunderschönen versteckten Garten. Um sie herum waren meterhohe Steinmauern, an denen Efeu entlang wuchs.

Sie fühlte die heilige Aura in diesem von Mauern eingezäunten Garten. Dieser Ort war nicht viel größer als der versteckte Garten in Schloss Hyrule.

Fasziniert ging Shiek einige Schritte vor und sah sich genau um. Vorsichtig und auch andächtig strich sie mit ihren Fingern über die unebene, von Efeuranken verkleidete, Steinmauer entlang. „Das ist wunderschön hier!“

„Es ist mein Lieblingsort. Mama sagt, ich darf nicht herkommen, aber ich liebe diesen Ort, die Ruhe. Hier kann ich nachdenken.“

Shiek stutzte. „Gibt es denn etwas worüber du nachdenken musst?“

Mit einem Mal war der Junge ganz verändert. Er war ruhig, in sich gekehrt, beinahe enttäuscht vom Leben und auch wütend

„Fredi?“, hakte Shiek überrascht nach, senkte ihre Hände vor den Unterleib und faltete sie. „Möchtest du darüber reden?“

Fredi zögerte, doch dann schüttelte er den Kopf.

Schweigend standen sie eine Weile an diesem magischen, verzaubernden Ort.

„Fredi!“, ertönte plötzlich eine wütende Frauenstimme.

In einem versteckten Torbogen stand eine Frau zwischen den Efeuranken. Ihre Augen fixierten den Jungen, ohne überhaupt Shiek zu bemerken. „Wie oft habe ich dir gesagt, dass du nicht in der alten Ruine spielen darfst?!“

Fredi sprang auf: „Mama!“ Erst blickte er erschrocken auf, doch dann rannte er zum Fenster und kletterte hindurch. „Du verstehst das nicht!“ Schnell war er verschwunden.

Die Frau senkte traurig den Blick.

Shiek betrachtete sie. Die Frau war nicht viel größer als sie selbst. Die dunkelblonden Haare zu einem Zopf gebunden. Sie wirkte abgemagert und erschöpft. „Fühlt Ihr euch nicht wohl?“

Überrascht hob sie den Kopf und blickte die Shiekah aus klaren blauen und dennoch tieftraurigen Augen an. „Oh, verzeiht. Ich habe euch gar nicht bemerkt.“

„Fredi hat mir diesen Ort gezeigt. Ich bat ihn darum“, nahm Shiek die Schuld auf sich.

„Dieser Junge“, schimpfte sie. „Nie hört er auf mich. Ich hab ihm schon so oft gesagt, das die alte Ruine einstürzen kann, aber das scheint ihn überhaupt nicht zu interessieren.“

„Er ist doch noch ein Kind“, versuchte die Shiekah Verständnis zu erwecken. „Was ist hier überhaupt geschehen?“

„Ein Feuer zerstörte hier alles. Das ist der letzte Rest, der noch an die alte Burg erinnert“, erklärte die Frau und sah sich ebenfalls um. „Ich war schon so lange nicht mehr hier.“

Shiek betrachtete sie, hörte weiterhin schweigend zu.

„Dieser Ort war immer etwas ganz besonderes. Mein Bruder und ich spürten die Magie, die hier herrschte. Hier fühlten wir uns immer sicher.“

Shiek nickte verstehend, denn auch sie hatte die Wirkung an diesem Ort sofort gespürt.

„Dann seid Ihr hier aufgewachsen?“

Die junge Frau, die vielleicht dreißig Jahre zählte, nickte wehmütig. „Das ist aber schon sehr lange her.“

Shiek wollte mehr erfahren, über diese Frau, diesen Ort und diese Burg, aber ihr Magen meldete sich lauthals zu Wort. Verlegen lächelte sie und entschuldigte sich.

Die Frau hingegen winkte nur ab. „Kommt mit zum Hof, dort könnt Ihr etwas essen und trinken. Mein Name ist Julienne.“

„Shiek“, antwortete die verkleidete Prinzessin und gemeinsam gingen sie zu einem nicht weit entfernten Bauernhof.

„Mama“, rief ein Mädchen ihnen schon entgegen. „Maya weint die ganze Zeit. Ich hab schon alles versucht, aber sie hört nicht auf“, beschwerte sich das kleine Ebenbild der Mutter.

Aufmerksam betrachtete Shiek das runde Gesicht, die strahlend blauen Augen, das dunkelblonde Haar, welches zu zwei Zöpfen geflochten war. Dieses Mädchen erinnerte sie an jemanden.

„Ich bin schon da! Hast du Fredi gesehen?“ Die junge Frau eilte ins Haus und kam wenig später mit einem Baby auf dem Arm zurück.

„Nein, der ist noch nicht zurück.“ Das Mädchen musterte nun neugierig die Fremde.

„Ich bin Shiek!“

„Seline“, antwortete das Mädchen.

„Kommt herein, Shiek. In der Stube ist ein Laib Brot aufgeschnitten. Bedient euch.“

Zwar vom Hunger getrieben hielt sich Shiek dennoch beim Essen zurück. Auch wenn sie in dieser Gestalt unterwegs war, so war sie immer noch die Prinzessin des Landes.

Die junge Frau ihr gegenüber stillte in ihrer Anwesenheit das Baby, während Seline nach den Tieren sah.

„Fredi kommt wieder nach Hause?“, fragte die Shiekah besorgt nach.

„Ja, er weiß das ich später seine Hilfe brauche. Die Kühe müssen gemolken und die Hühner und Schweine gefüttert werden.“

„Lebt Ihr hier allein mit den Kindern?“

„Ja“, blickte Julienne müde auf. Tiefe Traurigkeit sah man in ihren Augen. „Mein Mann ist“, sie brach ab, dockte das Baby an die andere Brust an und sprach dann weiter. „Er war Soldat der königlichen Armee.“ Sie war tapfer. Kämpfte für ihre Kinder gegen die Tränen, blieb die Starke. „Er starb vor einigen Tagen im Einsatz.“

Shiek verschluckte sich: „In welchem Einsatz?“

Julienne streichelte dem kleinen Mädchen über dem kaum vorhandenen Kopfflaum. Sie würde ihren Vater niemals kennen lernen. „Er war an der Grenze zu Alnayru eingeteilt und starb bei dem Angriff fremdartiger Wesen.“

„Wie?“

Nun tropften die ersten Tränen doch aus den klaren blauen Augen. „Eine Klaue des Wesens riss ihm die Bauchhöhle auf.“

Shiek erschrak. Sie musste schleunigst zur Grenze Hyliades und Hilfe im Kampf gegen diese Schattenwesen erbeten. Sobald der Kampf gewonnen ist, würde sie dieser Familie Hilfe zukommen lassen.

„Wie war der Name eures Mannes?“

„Alva Garwin“, antwortete Julienne.

„Es tut mir sehr leid!“

„Ihr könnt nichts dafür, Shiek“, erschien Fredi plötzlich in der Tür. Auch Seline stand daneben und nun erkannte man einen Altersunterschied von drei Jahren. Seline war doch noch um einen ganzen Kopf kleiner als ihr Bruder. „Schuld an allem ist der König und Prinzessin Zelda. Hätten sie die Lage vorher bemerkt, wäre es nie soweit gekommen.“

Shiek stand getroffen auf, ihre Hände um die Tischkante geklammert.Julienne ermahnte ihren aufmüpfigen Sohn. „Sie hätten es nicht verhindern können, Fredi.“

„Doch das hätten sie“, ließ sich der Junge nicht den Mund verbieten. „Das ganze Land spricht von Prinzessin Zeldas Gabe Visionen zu haben. Wieso hat sie das nicht vorher gesehen?! Sie hätte Papa retten können, aber sie hat nichts getan. Sie hat ihn sterben lassen!“

Shiek starrte bestürzt zu dem Jungen. Er hatte recht. Warum nur hatte sie diese Vision nicht früher erkannt und rechtzeitig reagiert? Stattdessen hielt sie sich mit Besprechungen auf. Sie hatte versagt. Sie alleine und niemand anderes. Sie war zu sehr abgelenkt von ihren eigenen Gefühlen, statt sich auf ihr Volk zu konzentrieren welches ihre Hilfe wirklich benötigte. „Ich kann euch eines sagen: Prinzessin Zelda würde alles sofort rückgängig machen, wenn sie es könnte.“

„Woher willst du das wissen, Shiek?“, fauchte der Junge erneut. „Du kennst die Prinzessin nicht einmal. Niemand tut das.“

Shiek schüttelte ihren Kopf. „Ich bin eine Vertraute der Prinzessin und habe einen wichtigen Auftrag zu erfüllen. Sobald ich im Schloss zurück bin, werde ich der Prinzessin von eurem schweren Schicksal berichten. Sie wird euch helfen, da bin ich sicher.“

„Ich glaube dir nicht“, widersprach Fredi.

„Ich gebe dir mein Wort“, sprach Shiek und die Worte kamen so fest über die Lippen, das niemand mehr im Raum daran zweifelte.

Langsam senkte sich die Sonne nieder. Sie hatte vollkommen die Zeit vergessen. Sie musste sich sputen um die Grenze so bald wie möglich zu erreichen. „Ich muss weiter. Mein Auftrag ist noch nicht zu Ende. Habt Dank für eure Gastfreundschaft und euer Vertrauen.“

So schnell wie möglich rannte Shiek über die Wiesen und stieß schon bald wieder auf die steinige Steppe. Ein trockenes Ödland. Die Sonne verschwand hinter dem Horizont und eine kühle Nacht überzog das Land. Allerdings spürte Shiek in dieser steinigen Wüste die Kälte der Nacht schneller und empfand sie kälter als es sein sollte. So schnell sich auch die Felsen in der Sonne aufheizten, so kühl wurden sie wenn es dunkel wurde.

Shiek wusste nicht wie lange sie noch zur Grenze Hyliades brauchen würde, dennoch lief sie unbeirrt weiter und spürte schon bald die Müdigkeit in all ihren Knochen.

Sie war versucht eine kurze Pause zu machen, als vor ihr ein feuerroter Lichtblitz erschien. Im ersten Moment zu verwirrt über diese Erscheinung blieb sie stehen.

Plötzlich bebte die Erde um sie herum. Sie sah sich um, alles wirkte so verzerrt, verschwamm vor ihrem Auge. Shiek wich zurück, zog sich dabei schnell wieder ihr Tuch über die untere Gesichtshälfte und starrte auf die verzerrte Landschaft vor sich. Dann erschien ein durchsichtiges Tor. Shiek konnte hindurch sehen, sah die steinige Steppe, jedoch nicht so wie bei sich in Dunkelheit von dem Mond in silbriges Licht gerückt, sondern in schwarzer Finsternis.

„Was ist das?“, murmelte die verkleidete Prinzessin vor sich hin. Sie sah sich um. Entdeckte nichts was ihr Schutz bieten könnte und wich erneut einige Schritte zurück. Plötzlich kam Bewegung in die Finsternis und ein Dutzend schattiger Wesen trat durch das verzerrte Tor. Shiek erschrak. Es waren die gleichen Kreaturen, die das Schloss angriffen. Sie wich erneut zurück, zog dabei aber schnell ihr Langschwert hervor. Im selben Augenblick, als das Tor sich schloss leuchteten die roten Punkte auf und fixierten die Hylianerin.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück