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New Beginning

Wie das Leben so spielt
von

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After all these years

Stolz blicke ich mich in meinem Zimmer um. Auch wenn es nur 27m² hat, so sind es doch meine eigenen vier Wände, die ich mir gestalten konnte wie ich wollte!

In der rechten Ecke befindet sich mein Hochbett unter dem ich eine kleine, beige Couch platziert habe sowie einen Couchtisch. Gleich daneben steht eine große Palme, die den Essbereich etwas vom Wohnbereich trennen soll. Ein Durchgang links neben dem Esstisch bringt einen in meine Kochnische, die mit einem Minikühlschrank, einer Arbeitsplatte und zwei Kochfeldern über das nötigste verfügt. Der Wohnbereich selbst ist noch mit einer Kommode und einem Kleiderschrank ausgestattet, wobei ich bewusst alles in Braun- und Grüntönen gehalten habe. Auf den Schreibtisch habe ich verzichtet – hierfür kann auch der Esstisch herhalten bzw. ist die Bibliothek an der Uni groß genug.
 

Schnell kontrolliere ich noch, ob der Sekt im eingekühlt und der selbst gebackene Kuchen angezuckert ist. Für heute Abend hat sich Sora angekündigt und ich kann es gar nicht erwarten sie nach all den Jahren endlich wiederzusehen. Dafür soll auch alles perfekt sein und es darf uns an nichts fehlen. Wie erwartet freute sich Sora riesig, als ich ihr bei einem unserer seltenen Skype-Telefonate verkündete, dass ich wieder zurück nach Tokio kommen werde. Der Gedanke daran bringt mich erneut zum Schmunzeln und ich betrachte mich noch ein letztes Mal im Spiegel.

Meine Haare trage ich deutlich länger, sogar fast bis zur Hüfte. Meiner Naturhaarfarbe blieb ich schon seit Längerem treu, die Zeiten der rosafarbenen Haarmähne sind lange vorbei. Meine Figur ist von zarter Statur und ich bringe bei 169cm gerade einmal 54kg auf die Waage. Heute habe ich mich für eine schwarze Jean und einen bequemen roten Strickpullover entschieden, da mir derzeit doch etwas fröstelt und ich den herbstlichen Temperaturen in Tokio noch nicht gewöhnt bin. Ich frage mich ob Sora wohl noch immer so sportlich ist und sich das auch in ihrem Kleiderstil wiederspiegelt.
 

Just in diesem Moment klopft es an meiner Zimmertüre und mir stiehlt sich ein Lächeln auf die Lippen. Ob sie das wohl ist? Vorsichtig rufe ich nur „Ja?“.

„Hi Mimi, ich bin‘s Sora. Bist du so lieb und öffnest mir die Türe?“

Mein Herz setzt einen kurzen Moment aus und ehe ich mich versehe ist die Zimmertür aufgeflogen und Sora und ich liegen uns in den Armen. Endlich sehe ich sie wieder – meine beste Freundin aus Kindertagen. Der Gedanke und das Gefühl sie wieder hier bei mir zu haben, lässt mir sogar die Tränen in die Augen steigen und ich muss kurz Schniefen.

„Ach Mimi, was ist denn los? Es gibt doch keinen Grund zum Weinen“. Sora lächelt mich freundlich an, nachdem sie die Umarmung gelöst hat und ihre Hände noch eine Zeit auf meinen Schultern verweilen.

„Ich habe dich einfach schrecklich vermisst, das wird mir jetzt erst so richtig bewusst.“

„Ich dich doch auch Mimi!“

Ich muss auf ihre Worte hin lächeln und streiche mir die Träne von der Wange. Gleichzeitig trete ich einen Schritt zur Seite um Sora in mein Reich zu lassen. „Entschuldige bitte, wenn hier noch etwas unordentlich aussieht. Ich bin erst vor einer Woche gelandet und versuche alles halbwegs fertig zu haben bis übermorgen die Uni losgeht“. Sora sieht sich neugierig um und staunt wohl nicht schlecht, dass sich keine rosa- und pinkfarbenen Sachen in meinem Zimmer wiederfinden.
 

Nach anfänglichem Smalltalk über meinen Umzug nach Japan, das Wetter und unsere Familien, machen wir es uns auf der Couch richtig gemütlich, wobei die Füße schnell auf dem Couchtisch landen und wir uns einander zuwenden. „Jetzt erzähl endlich mal: Was führt dich wieder nach Japan und wieso studierst du nicht in den USA? Fühlst du dich dort etwa nicht mehr wohl?“ schießt Sora los und bringt mich damit abermals zum Schmunzeln. „Sie hat sich kein Stück verändert und macht sich noch immer viel zu schnell Sorgen um die Anderen“ denke ich noch, ehe ich ihr wahrheitsgemäß antworte „Um ehrlich zu sein, weiß ich das selbst gar nicht so genau. Ich wünschte ich könnte dir eine bessere Antwort geben. Aber ich denke, dass ich einfach mal sehen wollte wie ich ohne meine Eltern zurechtkomme… du weißt schon, ob ich auf eigenen Beinen stehen kann. Und darüber hinaus habe ich Tokio und euch vermisst. Es sind wohl einfach viele Gründe zusammengekommen.“

„Und da fiel dir die Entscheidung so einfach? Gibt es denn niemanden in den USA, der dich vermisst bzw. den du vermisst?“

„Weißt du Sora… vor einem halben Jahr hätte ich es selbst nicht für möglich gehalten, dass ich wieder zurückkomme. Kannst du dich noch an David erinnern, von dem ich dir erzählt habe?“. Ein Nicken von ihr bestätigt mir, dass sie sich noch erinnern kann, wodurch ich fortfahre: „Er war meine große Jugendliebe und ich hätte wirklich gedacht, dass wir auch den Rest unseres Lebens gemeinsam verbringen. Ich war damals 15 als wir zusammengekommen sind und er 17. Mein Gott, wir haben unser ganzes Teenager-Dasein miteinander verbracht und waren die ganze High-School hindurch liiert. Dann kam es aber dazu, dass die Entscheidung anstand, was wir studieren wollen und wie es mit uns als Paar weitergeht. Wer besucht welche Universität, wer geht eventuell in welche Stadt. Funktioniert eine Fernbeziehung bzw. können wir uns das vorstellen? Ist studieren überhaupt eine Alternative oder doch lieber gleich arbeiten? All diese Fragen standen damals im Raum und da wurde uns zum ersten Mal richtig bewusst, dass wir beide vielleicht unterschiedliche Dinge vom Leben wollen, über die wir uns vorher nie unterhalten haben. Ich wollte die Welt entdecken, das Studentenleben genießen und einfach unabhängig sein. Er hingegen wollte sich fester binden, wollte eventuell schon in die Vorstadt ziehen und auf einmal sprach er von Dingen wie Kindern und Hochzeit. Ich fühlte mich von ihm überrumpelt, weil es bis dahin nie ein Thema war und er wollte davon auch nicht mehr abrücken. Um es kurz zu machen kam dann eines zum anderen und wir haben uns schweren Herzens von einander getrennt, da sich einfach kein gemeinsamer Nenner finden ließ.“

„Mimi… das tut mir furchtbar leid. Wieso hast du denn damals nichts gesagt? Wir hätten doch reden können und ich wäre für dich da gewesen.“

„Danke Sora – aber mir war damals nicht besonders nach Reden. Ich habe mich in mein Schneckenhaus zurückgezogen und in dieser Zeit niemanden an mich rangelassen. Mittlerweile geht es mir schon besser und ich denke, dass ich das meiste auch schon verarbeitet habe. Natürlich bin ich ab und zu noch sehr traurig, aber nach über fünf Jahren Beziehung ist das wohl denke ich auch normal. Also nein: es gibt momentan niemanden der mich in den USA vermisst bzw. den ich schrecklich vermissen würde.“ Traurig lächle ich Sora an. Die meiste Zeit über geht es mir wirklich gut und ich komme gut mit der Trennung zurecht. Es gibt aber auch Tage, da holt mich das alles ein und ich würde mich am liebsten unter meiner Bettdecke verkriechen. Ich dachte damals wirklich, dass David der Mann ist, mit dem ich alt werden würde. Wir haben uns so gut ergänzt, haben uns gegenseitig unterstützt und sind bedingungslos für den anderen eingestanden. Es gab keine Geheimnisse voreinander und bei ihm hatte ich das immer das Gefühl, dass wir gemeinsam alles schaffen können und wir sogar gegen den Rest der Welt bestehen. Leider habe ich mich geirrt…
 

Sora legt ihre Hand auf meinen Oberschenkel, sieht mir tief in die Augen und holt mich damit aus meinen Gedanken zurück ins Hier und Jetzt. Leicht schüttle ich meinen Kopf und lächle sie an: „Aber genug davon. Jetzt erzähl mir endlich wie es dir geht, wo du momentan zu Hause bist, wie du deine Tage verbringst, was aus unserer ehemaligen Clique wurde und ach erzähl mir einfach alles!“

„Was du alles von mir wissen möchtest! Es geht mir sehr gut, ich teile mir mit einer Freundin eine Wohnung und studiere jetzt im fünften Semester als Hauptfach Modedesign. Als Nebenfach habe ich mir letztes Jahr Journalismus dazu genommen, sozusagen als Backup falls es mit der großen Modedesignerkarriere nichts wird.“ An dieser Stelle musste ich sie einfach unterbrechen: „WAS HEISST HIER FALLS DAS NICHTS WIRD?! Sora ich habe ab und an deine Entwürfe gesehen, die du mir gezeigt hast und die waren allesamt spitze! Ich bin mir sicher, dass dich jedes Modehaus mit einem Handkuss nehmen wird und du da keinerlei Probleme hast.“ – „Ich hoffe es wirklich sehr Mimi. Aber falls nicht möchte ich einfach noch eine andere Option im Leben haben. Und wer weiß was sich daraus alles ergeben kann?“ Ich nicke nachdenklich und lasse mir Sora’s Worte durch den Kopf gehen. Wahrscheinlich hat sie sogar recht, es ist doch immer klüger eine zweite Option im Leben zu haben und nicht alles auf eine Karte zu setzen, oder?

„Jedenfalls jobbe ich nebenbei auch noch in einer Bar um mir etwas Geld dazuzuverdienen, die Wohnung zahlt sich leider nicht von allein. Die restliche Zeit, die mir noch übrig bleibt verbringe ich dann entweder beim Tennis oder beim Fußballtraining. Weißt du Mimi, unsere Uni hat nämlich eine eigene Frauenmannschaft, die tatsächlich gesponsort wird und wir schlagen uns in unserer Liga gar nicht so schlecht. Die letzte Saison haben wir mit dem vierten Tabellenplatz abgeschlossen. Du musst übrigens unbedingt einmal zu einem meiner Spiele kommen! Tai kommt auch vorbei, wenn es sich in seinem Terminkalender unterbringen lässt. Einzig Yamato war leider schon länger nicht mehr dabei, aber vielleicht schafft ihr es einmal zu Dritt!“

„Wow Sora, das hört sich großartig an und ich freue mich richtig mit dir, dass du drangeblieben bist und weiterhin für dieselben Leidenschaften lebst wie in unserer Jugend.“ Es beeindruckt mich wirklich, dass Sora nach wie vor Fußball spielte und dieses Hobby bei ihrem vollen Terminkalender auch noch unterbringt. Diese Motivation und diesen Ehrgeiz hätte ich selbst gerne. Ich bin schon froh, wenn ich mein Studium hinbekommen und es daneben noch ab und zu hinaus in die Welt schaffe. „Und das hört sich doch so an, wie wenn du, Taichi und Yamato nach wie vor befreundet wärt und der Kontakt über all die Jahre aufrecht blieb?“ – „Ja, die beiden sind meine besten Freunde und ich bin wirklich froh sie in meinem Leben zu haben. Leider ist es gerade in Prüfungszeiten schwierig sich regelmäßig zu sehen, vor allem da wir alle unterschiedliche Hauptfächer gewählt haben. Taichi hat zuerst mit Sport begonnen, hat sich dann im zweiten Semester aber umentschieden und studiert nun im Hauptfach Physiotherapie, während er Sportwissenschaften nur als Nebenfach hat. Yamato hat vor zwei Jahren gemeinsam mit uns begonnen. Er hat sich nach langem hin und her als Hauptfach Betriebswirtschaft gewählt, damit ihm mehrere Optionen aufbleiben.“, führt Sora aus und ich höre ihr gespannt zu. Das sich Tai für Sport oder etwas Ähnliches entschieden hat, überrascht mich nicht besonders. Aber Yamato sollte BWL studieren? Was war denn hier passiert? Ich muss mir unbedingt merken Sora später nochmal darauf anzusprechen, vor allem da sie nichts weiter von seiner Musik erwähnte.
 

Der Abend verging wie im Flug und ehe sich Sora und ich versahen war es auch schon weit nach Mitternacht und die Flasche Sekt war ausgetrunken, der Kuchen zur Hälfte gegessen und wir super müde. Sora erzählte mir noch vieles von den letzten Jahren und dass sie leider keinen Kontakt mehr zu Izzy und Joey haben, da Izzy mit seinen Eltern umgezogen ist und Joey voll und ganz in seinem Assistenzjahr aufgeht, nachdem er sein Medizinstudium beendet hatte.
 

„Mimi, ich werde mich jetzt auf den Weg nach Hause machen – es ist schon spät. Aber es war so schön dich wiedergesehen zu haben und wir müssen uns unbedingt mal nach deinen Vorlesungen treffen, damit du mir berichten kannst, wie dein Studienstart war. Und vergiss nicht, in zwei Wochen steht die erste Studentenparty an, zu der wir unbedingt mit den Jungs hinmüssen!“

„Gar kein Thema Sora, ich melde mich bei dir. Vergiss nicht, außer dir hab ich hier doch niemanden und damit bist du mein Tor zur Außenwelt.“ Ich zwinkere ihr zu und zieh sie noch in eine lange Umarmung, bevor wir uns voneinander verabschieden.
 

~2 Tage später~
 

Wahnsinn wie aufgeregt ich bin! Heute ist mein erster Tag an der neuen Universität und ich habe bereits drei Vorlesungen in meinem Kalender eingetragen. Am Vormittag steht Einführung in die Rechtsgeschichte am Programm, bevor wir nach der Mittagspause mit allgemeinem Zivilrecht weitermachen. Ich kann es gar nicht erwarten loszulegen und endlich mein Jusstudium zu beginnen!
 

Ich war bereits am Vortag am Universitätsgelände, so dass ich heute schon weiß wo ich lang muss und wo meine Kurse stattfinden. Nicht auszumalen wie es wäre in einem fremden Hörsaal zu landen und danach zur eigenen Vorlesung zu spät zu kommen! Zufrieden betrete ich daher 15 Minuten vor Beginn der Vorlesung den Hörsaal, suche mir einen Platz in der Mitte und beginne meine Schreibsachen und meinen Laptop auszupacken. Es sind bereits einige Studenten anwesend, die ebenfalls ihre Unterlagen für die Vorlesung herrichten. Interessiert und möglichst unauffällig lasse ich meinen Blick über sie streifen, so dass ich einen ersten Eindruck gewinnen kann. Obwohl wohl viele nette Leute darunter sind?
 

Plötzlich erstarre ich in meiner Bewegung und mein Herzschlag setzt einen Moment lang aus. Kann das wahr sein? Wieso befindet ER sich in meiner ersten Vorlesung? Verdammt, er sieht noch genauso gut aus wie vor sieben Jahren als ich in die USA ging und unwillkürlich fängt mein Herz schneller zu schlagen an…


Nachwort zu diesem Kapitel:
Wen Mimi hier wohl in ihrer Vorlesung wieder entdeckt hat? Seid gespannt aufs nächste Kapitel :) Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Hallostern2014
2018-10-02T19:15:27+00:00 02.10.2018 21:15
Huhu.

Schön wie Sora und Mimi von gleich auf wieder unbeschwert reden könne. Ich hoffe mal das es mit den anderen genau so sein wird.

Ich denke das sie nun auf Tai treffen wird.

Bin sehr gespannt aufs nächste Kapitel. Ganz liebe Grüße


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