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Stand by me

von

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III

Geliebter Link.

Ich weiß, es ist nicht der richtige Zeitpunkt, um einen Brief zu schreiben. Aber hier zu sitzen und zu warten… es macht mich einfach zu unruhig. Ich habe so viele Gedanken im Kopf, dass ich fürchte, mich gleich gar nicht richtig konzentrieren zu können, wenn Vah Ruta und ich gebraucht werden.

 

Das Papier war vergilbt. Die Tinte verblasst, fleckig. An einigen Stellen war Miphas hübsche Handschrift nur noch mühsam zu lesen.

Zelda hatte den Brief während ihrer Inspektion von Vah Ruta gefunden, ein hastig zusammengefaltetes Blatt Papier in einem Kuvert, auf das eben so hastig Links Name gekritzelt worden war.

Miphas letzte Worte.

 

Erinnerst du dich noch, als wir über die Zora-Prinzessin sprachen? Ich habe lange darüber nachgedacht, was du sagtest. Ich möchte mit dir darüber reden, wenn hier alles vorbei ist. Du kommst mich doch besuchen, nicht wahr?

 

Link hatte sich zuerst davor gefürchtet, den Brief zu lesen, hatte es nicht gewagt, das Kuvert zu öffnen. Der Brief mochte an ihn adressiert sein, aber hatte Mipha wirklich gewollt, dass er ihn las? Oder hatte sie nur ihre Gedanken ordnend geschrieben in der Hoffnung, dass sie all das, was sie aufschrieb, selbst noch erzählen konnte, wenn sie siegreich aus der Schlacht gegen die Verheerung Ganon zurückkehrten?

Er hatte das Papier schließlich doch aus dem Umschlag gezogen. Hatte den Brief aufgefaltet und den Blick über die Handschrift der Zora-Prinzessin schweifen lassen.

 

Mit dir zusammen zu sein, das klingt wie ein Traum für mich. Sidon mag dich. Ich bin sicher, es würde ihn nicht stören, wenn er mich mit dir teilen muss. Vielleicht wird Vater nicht begeistert sein, aber ich werde mit ihm reden. Er wird es verstehen.

Und Zelda… ich hoffe, ihren Segen haben wir auch. Wirst du nach all dem hier immer noch an ihrer Seite sein müssen? Ich werde meine Heimat nicht dauerhaft verlassen können, aber vielleicht kann ich euch gelegentlich begleiten. Ich möchte so viel Zeit mit dir verbringen, wie es möglich ist.

 

Das Zittern seiner Finger ließ auch den Brief unstet werden, die Buchstaben verschwammen vor seinen Augen. Ein Tropfen weichte das Papier auf, ließ die Tinte kaum merklich verwischen.

Zelda hätte es unterstützt, dessen war er sich sicher. Er wünschte, er hätte es Mipha damals schon gesagt, um ihr diesen Zweifel zu nehmen.

Er hatte so viel nicht gesagt, das er hätte sagen sollen. Nicht nur zu Mipha. Auch die anderen Recken – wenn er gewusst hätte, worin ihr Weg enden würde, er hätte anders gelebt.

 

Vielleicht war es töricht gewesen, sich von allen Pflichten und Erwartungen so verhärten zu lassen.

 

In einem alten Buch habe ich von einer Legende gelesen. In der Region Ranelle soll es einen riesigen, mächtigen Drachen gegeben haben. Kannst du dir das vorstellen?

Ich würde ihn gerne sehen, irgendwann.

Ich weiß, es ist nur eine Legende. Aber ich möchte ihn suchen. Kommst du mit mir?

 

Link hatte den Drachen gesehen. Hatte gesehen, wie er vom Schlamm des Hasses bedeckt gewesen war, ein willenloses Ungeheuer, zerfressen und verpestet von der Verheerung Ganon. Er hatte Naydra von dem Unheil befreit, hatte gesehen, wie das gigantische Wesen sich elegant in die Lüfte erhoben hatte, um davonzufliegen.

Er lebte also noch.

Link wollte ihn wiedersehen. Und wenn er Mipha erst davon erzählen konnte, wenn er einst selbst sein Leben aushauchte.

 

Angeblich verwandelte er alles, was ihm zu nahe kam, in ewiges Eis. Tiere, Hylianer, Zoras, Goronen – vor ihm war alles gleich und endete gleich: Eingefroren, um nie wieder aufzutauen. Es klingt erschreckend, nicht wahr? Die Vorstellung, dieser Drache könnte so mächtig sein, dass selbst meine Heilmagie dagegen nicht ankommt, ängstigt mich ein wenig.

Es gibt eine Geschichte dazu.

 

Link schmunzelte hilflos. Er erinnerte sich an die letzte Geschichte, die Mipha ihm erzählt hatte, nur zu gut. Er fragte sich selbst immer noch, was aus der Zora-Prinzessin aus alten Zeiten geworden war. Er hoffte, sie war glücklich geworden. Glücklich genug, dass ihr Geist, wenn er je auf Miphas treffen würde, ihr erzählen konnte, dass auch eine hoffnungslose Liebe ein Recht zu existieren hatte.

Dass man glücklich werden konnte in dem Unglück zweier völlig unzusammenpassender Lebensspannen.

 

Ein Mann zog einst aus. Ich habe mir gar nicht gemerkt, warum. Jedenfalls zog er aus, und er kehrte nicht wieder. Seine Geliebte wartete, und wartete, doch er kam nicht zurück. Über die Jahre wurde sie älter, und schwächer, und irgendwann wusste sie, dass ihre Lebensuhr sich ihrem Ende näherte.

Sie wollte aber nicht sterben, ohne ihren Geliebten wiederzusehen. Also zog sie aus. Sie wohnte am Fuße der Ranelle-Spitze, wo angeblich der große Drache oft zu sehen war. Mit letzter Kraft fand sie das mächtige Ungeheuer – sie wollte von ihm eingefroren werden, damit sie auf ewig nahe ihrer Heimat bleiben konnte, um dort auf ihren Liebsten zu warten.

Ich frage mich, was sie in diesem Moment gefühlt hat. War sie froh, dass ihr Schmerz und Leid ein Ende haben würden? Oder war sie so verzweifelt und einsam, dass sie nichts anderes mehr sah als die Hoffnung, dass irgendwann ihr Liebster wiederkommen und sie finden würde?

Ob sie gelächelt hat, als sie gefror? Um ihren Liebsten irgendwann mit einem Lachen wieder zu begrüßen.

 

Ich finde, es ist eine unglaublich traurige Geschichte. Ich wünschte, sie hätte ein glückliches Ende haben können, diese Frau.

 

„Vielleicht war sie glücklich.“

 

Vielleicht würde ich

Ich muss gehen. Es wird Zeit. Link. Ich freue mich darauf, dich nach dieser Schlacht wiederzusehen und deine Wunden zu heilen.

Pass auf dich auf!

 

In Liebe,

Mipha



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  SuperCraig
2019-04-01T22:56:17+00:00 02.04.2019 00:56
Ich muss mir gerade über die Augen wischen, was mit der Brille auf der Nase sehr lästig ist.

Sie hat also das getan, was Link zerreißen könnte, genau wie jeden Liebenden. Das Zittern seiner Finger, die Miene beim Lesen - ich kann es mir so gut vorstellen.

Diese verzweifelte Hoffnung, sie eines Tages wiedersehen zu können. Die Geschichte vom Drachen, dessen eisiger Atem den qualvollen Schmerz betäubt.

Jetzt muss ich das Ende auch noch einfach lesen. Ich will wissen, wie es ausgeht.
Von:  karlach
2018-08-06T17:49:34+00:00 06.08.2018 19:49
Momente, in denen du merkst, dass du Schweizer bist: wenn du erst mal denkst, dass "Kuvert" falsch geschrieben ist lol.
"Wenn hier alles vorbei ist" ist immer so ein grausamer Ausdruck. "Wenn hier alles vorbei ist" ist in Fiktion oft ein schlechtes Omen, Mipha :,DD
Uuund hier ist der Moment, an dem das innerliche Schreien beginnt, weil du irgendwie geschafft hast, meine liebste Kreatur in der ganzen Franchise (… ich kenne nicht umwerfend viel, aber MEINE LIEBSTE KREATUR IN DER GANZEN FRANCHISE) mit Bedeutung für den Plot einzubauen. Die Stelle ist eigentlich auch die, an der ich hätte merken sollen, dass du der Wichtel bist. So Märchen liegen dir gut und nachdem ich schon eines zum Meer und zum Mond bekommen habe, hätte das eigentlich ein grosser Hinweis sein sollen… … …
Ich kann übrigens Miphas Stimme beim Lesen ihres Briefes gut im Kopf hören (sogar die schreckliche englische Version *wein*), den Ton getroffen hast du also meiner Meinung nach gut!
So, Endspurt! Gleich siehst du mich wieder am Schreien. Bis Kapitel vier!
Antwort von:  Puppenspieler
07.08.2018 01:30
Wie schreibt ihr es denn? Mit C? XD
Hahaha, ja, irgendwie... war das echt ein guter Vorbote von Unglück. :"D Fail. Arme Mipha, eh.
Ich muss ja sagen, die Idee mit Naydra, die hab ich seit... seit ich weiß, dass du Naydra magst??? Ich weiß auch nicht, wieso, aber die ist mir so demonstrativ ins Gesicht gesprungen, und die wollte endlich raus. ICH BIN FROH DASS ES DICH FREUT!!! ;v;
Awww. ;v; Und ich bin happy, dass das Märchen gefallen hat! Ich hatte Spaß daran, es zu schreiben... vielleicht mach ich es zum Markenzeichen für deine Wichtelgeschichten, dann erkennst du mich in Zukunft immer daran ;3 ♥
Hach. Und immer noch SO FROH, dass Mipha gut gelungen ist. ;v; Das war mir definitiv ein gigantisch großes Anliegen!


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