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Die Falle schnappt zu.

Geräuschvoll schlug Dean die Tür des Kühlschranks zu, bevor er sein Bier öffnete. „Und Sam, was hast du gefunden?“ Er wandte sich zu seinem Bruder um, der am Küchentisch vor seinem Laptop saß.

Zögernd sah Sam zu ihm auf. „Nichts. Absolut gar nichts.“

Verwirrt starrte er ihn an. „Wie, nichts?“

„Na ja… Keine merkwürdigen Vorkommnisse, die man nicht erklären kann. Hier und da ein Mord oder Selbstmord… Zwei Angriffe von Wildschweinen am Stadtrand. Ich meine, es ist nichts Auffälliges in der letzten Woche passiert.“

Dean setzte sich ihm gegenüber und schüttelte den Kopf. „Das gibt’s doch nicht. Wir halten jetzt seit sieben Tagen die Augen offen, aber es gibt keinen Job für uns. Es ist ja nicht so, als hätten wir die Dämonen weggesperrt. Und dass die Engel uns mal zur Abwechslung helfen und der Welt die Dämonen vom Hals halten, das halte ich für äußerst unwahrscheinlich.“ Für einen Moment presste er die Lippen aufeinander. „Ich wünschte, mir würde so ein dreckiger Engel über den Weg laufen, den ich abstechen kann.“

„Dean“, seufzte Sam und sah ihm in die Augen. „Das bringt doch nichts.“

„Oh doch, das weißt du. Rafaels Anhänger gehören endgültig aus dem Weg geräumt. Wenn Cas doch wieder kommt…“ Er hielt inne und senkte den Blick, starrte die Bierflasche in seiner Hand an. „Ach, vergiss es.“ Er konnte es nicht aussprechen: dass Castiel ja eh nicht zurückkommen würde.

Sam sah ihn nur traurig an, dann klappte er seinen Laptop zu. „Wir sollten uns bei Garth melden. Vielleicht hat er einen Job für uns.“

Dean hatte nicht wirklich Lust darauf, den verrückten Jäger zu fragen, aber es wäre besser, als hier zu versauern und nichts zu tun. „Tu, was du nicht lassen kannst.“ Er erhob sich, nachdem er sein Bier geleert hatte. „Ich werd mich hinlegen.“
 

Nach wie vor befanden sie sich in Rufus Hütte, auch wenn das Gebäude fast auseinander fiel. Lange würden sie hier nicht mehr bleiben können. Jedoch hatten sie leider kein anderes Zuhause.

Aus dem Wohnzimmer schnappte er sich eine Flasche Whiskey, dann betrat er sein Schlafzimmer und schloss die Tür. Nachdenklich setzte er sich auf das alte Bett. Es war dringend nötig, dass er sich in Arbeit stürzte, sonst würde er bald verrückt werden. Er vermisste Castiel. Auch bei Bobby war es damals unerträglich gewesen, aber immerhin hatten Sam und er genug um die Ohren gehabt, um sich von ihrer Trauer ablenken zu können.

Mit einem leisen Seufzen auf den Lippen öffnete er die Whiskeyflasche und nahm direkt daraus einen großen Schluck, der ihn langsam wärmte. Ohne den Alkohol fiel es ihm schwer, einzuschlafen.
 

Spät in der Nacht quälte ihn ein Albtraum. Lilith und Ruby hatten Sam und ihn in ihrer Gewalt. Es gab kein Entkommen. Niemanden, der ihnen half. Zwar war Dean bewusst, dass er träumte, aber das machte nichts besser. Er wollte nur noch aufwachen. Nicht mehr diese schrecklichen Gesichter sehen, den Schmerz und die Angst ertragen. Er war sich sicher, erst im Traum durch die Hand Liliths oder Rubys sterben zu müssen, bevor er aufwachen durfte. Tatsächlich näherte sich ihm Ruby mit ihrem ekelhaft überheblichen Lächeln. „Wenn du denkst, du hättest mich getötet, dann irrst du dich. Ich werde immer wieder kommen. Ganz im Gegensatz zu deinem Lieblingsengel. Der wird nie wieder kommen.“

Dean erstarrte. Sein Unterbewusstsein wollte ihn wirklich quälen, was?

„Da wäre ich mir nicht so sicher“, erklang plötzlich eine vertraute Stimme und Ruby wurde von ihm weg gerissen.

„Cas?!“
 

Dean schreckte auf. Hastig blickte er sich in seinem Zimmer um, das vom Mondlicht erhellt wurde. Kein Engel. Kein Castiel. Dabei hätte Dean schwören können, den Engel gespürt zu haben. Ganz in seiner Nähe.

Langsam atmete er aus. Wurde er verrückt? Oder ging es jetzt wieder so wie nach dem Fegefeuer los? „Man…“ Fluchend stand er vom Bett auf. Er brauchte dringend einen Job.
 

„Dean, glaubst du nicht, dass das verschwendete Zeit ist?“

Er warf Sam einen genervten Blick zu. „Jetzt sind wir schon auf dem Weg. Ist ein bisschen spät, um umzukehren, oder?“ Er konzentrierte sich wieder auf die Straße und befeuchtete seine Lippen. „Es könnte wirklich was sein, Sam. Die Vampire und Geister werden ja nicht plötzlich verschwunden sein. Vielleicht…gehen sie vorsichtiger vor. Oder die wenigsten haben noch Lust, Ärger zu machen. Was weiß ich.“ Er zuckte mit den Schultern.

Sam brummte und sah wieder in die Akte, die sie für den möglichen Fall angelegt hatten. Zugegeben, es war ungewöhnlich, dass in einer Kleinstadt an zwei Tagen zwei Menschen das Herz heraus gerissen wurde – aber was sollte das gewesen sein? Wieder ein verrückter Maya-Zauber? Gemein war den Toten, dass sie im gleichen Mietshaus gelebt hatten. Mehr würden sie vor Ort herausfinden.
 

„Sag mal…“, sprach Sam ihn wenig später erneut an. „Was machen wir jetzt eigentlich? Ich meine, abgesehen von unseren kleinen Jäger-Aufträgen?“

„Ich weiß nicht, wie es mit dir aussieht, aber ich hab ein verdammt großes Hühnchen mit den Engeln zu rupfen“, murrte er Dean und warf ihm einen kritischen Blick zu, der besagte „Was sonst?!“

„Ja…“ Sam fuhr sich durchs Haar. „Meinst du, sie rennen hier noch rum? Schließlich haben sie Cas erledigt. Für sie gibt es eigentlich keinen Grund mehr, hier Unruhe zu stiften. Vielleicht haben sie sich wieder verzogen und alles ist, wie es vorher war… Ich meine, bevor das mit der Apokalypse angefangen hat.“

Dean zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht. Ich trau den Mistkerlen nicht. Es wäre zu schön, wenn sie einfach wieder dahin zurück gegangen sind, wo sie hergekommen sind.“ Er zögerte. „Ich will mich rächen, Sam. Ich will die Engel, die Cas das angetan haben, töten. Aber das wird nicht leicht. Vielleicht finde ich sie nie… Versuchen muss ich es allerdings.“

Sam nickte. „Ich bin dabei. Wenn uns einer über den Weg läuft, dann…beseitigen wir ihn. Die Frage ist nur…willst du sie suchen? Oder warten?“

Dean warf ihm einen kurzen Blick zu. „Wir können sie nicht finden, oder? Wir haben keinen Engel an unserer Seite, der helfen kann, geschweige denn will.“ Er sah wieder auf die Straße. „Ich bin mir sicher, dass wir im Laufe der Zeit noch den ein oder anderen Engel zu Gesicht bekommen. Und gnade ihm Gott, wenn er was mit Rafael zu tun hatte.“ Seine Finger verkrallten sich regelrecht im Lenkrad. Immer wenn er diesen Namen aussprach, wurde ihm kotzübel. Eigentlich war er davon ausgegangen, dass sich das alles mit diesem Engel erledigt hatte. Aber es gab Brüder und Schwestern, die das Geschehene nach wie vor nicht witzig fanden. Ganz und gar nicht. „Ich frage mich, was die Engel machen, die Rafaels Anhänger waren. Ob sie jetzt jemand Anderem folgen…“, murmelte Dean mehr zu sich selbst, als zu Sam. Sein Bruder sah ihn eh nur ratlos an. Es gab nach wie vor einige unbeantwortete Fragen. Nur ohne Castiel wurde es beinahe unmöglich, sie schnell zu beantworten. Falls sie es überhaupt schaffen würden.
 

In Ovando, Montana, angekommen, checkten sie als erstes in einem kleinen Motel am Rande der Kleinstadt ein. „Man, das ist die kleinste Stadt, in der wir je waren, oder?“, meinte Sam, während er sich auf das Bett setzte.

„Tja, wer oder was auch immer hier mordet – er ist ganz schön dumm. Hier spricht sich alles schnell herum“, erwiderte Dean, der am kleinen Tisch Platz genommen hatte und Pommes aß.

Sam klappte seinen Laptop auf und schwieg für ein paar Minuten, dann runzelte er die Stirn. „Hör dir das an: Es gibt einen dritten Toten. Heute tot aufgefunden, rate mal wo.“ Dean blickte seinen Bruder nur fragend an. „Im selben Mietshaus wie die beiden anderen Opfer.“

„Ha…“ Dean lehnte sich zurück und runzelte die Stirn. „Ihm fehlt auch das Herz?“

„Ja.“

„Also… Was soll das? Das ist so auffällig, dass…“

„Es zum Himmel stinkt?“, beendete Sam seinen Satz, woraufhin Dean eine Schulter hob.

„Es ist schon merkwürdig. Wenn das dieser Maya-Scheiß wäre, dann würden doch nicht gleich drei Personen innerhalb von kurzer Zeit die Herzen entrissen.“

„Genau.“ Sam verschränkte die Arme. „Sie opfern jährlich nur zwei Menschenherzen. Es passt also nicht. Was läuft da? Was ist es dann?“

„Puh… Das finden wir schon noch raus“, erwiderte Dean eher unbekümmert. Auf jeden Fall waren es schon mal keine Engel. Schade eigentlich.

„Ich wüsste nur gern, worauf ich mich einstellen muss. Wie ich mich vorbereiten kann“, murmelte Sam und klappte den Laptop zu. Es war Zeit, schlafen zu gehen.
 

Auch wenn sein Bruder im Bett neben ihm lag, griff Dean zum letzten Schluck billigen Fusels, den er noch hatte. Sonst würde er auch heute keinen Schlaf finden, anstehende Arbeit hin oder her. Rasch spülte er das brennende Zeug die Kehle runter, dann legte auch er sich schlafen. Es dauerte, bis ihn die Müdigkeit übermannte, und dann hatte der Schlaf wieder nichts als Alpträume übrig.

Wieder irgendwelche Sackgesichter aus der Hölle, die sie bekämpft hatten. Manche hatten sie tatsächlich getötet, andere liefen noch frei herum. Diesmal handelte es sich um Alastair, der Sam und ihn gefangen hielt. Und wieder würde der Traum erst enden, wenn Dean starb. So war es schon seit vielen Nächten. Langsam wurde er es leid, aber er konnte schlecht etwas dagegen unternehmen.

„Wie wäre es, Dean? Erst schlitze ich deinen kleinen, hübschen Bruder auf, und dann zieh ich dir die Haut vom Leib. Stückchen für Stückchen. Ich denke, das klingt fair“, raunte Alastair, nahm das Messer von seiner Kehle, welches ihn spielerisch gestreift hatte.

„Lass deine Finger von ihm!“, begehrte Dean auf, aber im nächsten Moment war es schon geschehen – der Dämon hatte Sam ohne weiteres die Klinge in die Brust gestoßen, drehte das Messer dann genüsslich im Fleisch. Sein Bruder schrie auf, verstummte dann erschreckend schnell.

Dean konnte den Blick von Sams reglosem Körper nicht abwenden, während Alastair langsam wieder zu ihm kam. „Und jetzt bist du dran. Aber da lasse ich mir mehr Zeit“, versprach der Dämon und kam ihm erneut mit dem scharfen Messer entgegen, wollte sich an ihm zu schaffen machen. „Wie lange habe ich darauf gewartet, dich endlich in deine Einzelteile zu zerlegen…“

„Und ich erst.“ Plötzlich wurde der Dämon beiseite geschleudert, weswegen Dean die Augen aufriss. Und er starrte direkt in Castiels Gesicht.

„Cas!?“
 

„Man, was war denn mit dir los?“ Sam gähnte, während sie sich dem Polizei Departement der Stadt näherten.

„Hast du noch nie einen Alptraum gehabt?“, erwiderte Dean gereizt und blickte seinen Bruder böse an.

„Doch, aber ich bin deswegen noch nicht schreiend mitten in der Nacht aufgewacht. Und…“ Sam zögerte für einen Moment, sah ihn dann mitfühlend an. „Dann auch noch mit Cas‘ Namen auf den Lippen.“

„Oh, komm schon.“ Dean verdrehte die Augen. „Du hast dich verhört, okay? Also, Dr. Freud, können wir uns jetzt auf den Fall konzentrieren?“

Sam seufzte nur. Bestimmt ahnte er, dass etwas im Busch war, aber fragte nicht weiter nach. Es brachte in der Regel nichts, auf Dean einzudringen.
 

Im Polizei Departement herrschte geschäftiges Treiben. Den Chief erreichten sie gerade noch so. „Tut mir leid, meine Herren. Wir werden uns auf dem Weg unterhalten müssen. Es gibt eine vierte Leiche“, informierte dieser sie, nachdem sie angekommen waren.

Überrascht folgten sie dem älteren Mann hinaus. „Wo wurde die Leiche denn gefunden?“

Der Chief sah sie ernst an. „Wieder in diesem Mietshaus. Das Herz bei lebendigem Leib herausgerissen.“
 

Es war früher Abend, als die Winchesters zum Motel zurückkehrten. Dean lockerte seine Krawatte. „Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Es sieht fast so aus, als wolle da jemand ganz dringend Aufmerksamkeit. Welches Wesen legt es so sehr darauf an?“

Stirnrunzelnd öffnete Sam die Tür. „Merkwürdig ist auch, dass die Herzen einfach immer in der Nähe des jeweiligen Opfers gefunden wurden. Worauf hat es das Ding also eigentlich abgesehen? Kein Körperteil und keine Innerei war angeknabbert, es wurde kein Blut ausgesaugt. Nichts geklaut und die Bewohner hatten keine offensichtlichen Feinde. Ich versteh das nicht.“

„Ich auch nicht, Sammy…“ Genervt zog Dean sich um und schlüpfte in seine legere Kleidung. „Ich hol uns noch was zu essen, okay? Brauchst du was bestimmtes?“

Sam zuckte mit den Schultern. „Wie immer.“

Dean nickte und verließ das Motel. Irgendwas sehr Merkwürdiges ging hier vor sich. Er kramte nach seinem Autoschlüssel und blieb vor dem Impala stehen. Gerade wollte er den Wagen aufschließen, als die Falle zuschnappte.
 

***

to be continued.



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