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Paul MacLain der Privatschnüffler

Ein ehemaliger SAS-Offizier als Privatdetektiv
von

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22. Fall - Rechtsradikalismus in Krems an der Donau

22. Fall – Rechtsradikalismus in Krems an der Donau

Es war Herbst geworden. Auch wenn es noch gut und gerne 21 Grad waren, hatten sich die Blätter der Laubbäume bereits bunt gefärbt und begannen von den Ästen zu fallen. Wir schrieben Freitag, den 04.10.2019. Jelena, Brit und ich hatten gerade unsere morgendliche Joggingrunde durch den nahegelegenen Park beendet und waren gerade im Büro angekommen, als es an der Tür klingelte. Brit öffnete. Nur kurze Zeit später hörten wir Schritte auf der Treppe. Schließlich klopfte es an der Tür. „Herein!“, rief ich. Die Frau die eintrat, war eine Augenweide. Sie war 1,57 m groß und hatte einen schlanken, sexy Körper. Ihre brünetten Haare hatte sie zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Auch ihre nicht allzu üppigen Brüste waren ein Hingucker. Das ovale Gesicht mit den blauen Augen war ebenfalls hübsch anzusehen. Nicht nur wegen der leicht breiten Nase, die sich perfekt ins Gesicht einfügte, sondern auch wegen der sinnlichen Lippen. Bekleidet war unsere Besucherin mit einem schwarzen Minikleid und schwarzen High Heels.

„Was können meine Partnerin und ich für Sie tun, Miss...?“ „Brunner. Marlena Brunner.“, sagte unsere Besucherin. „Ich nehme an, dass Sie aus Österreich kommen, Miss Brunner.“ „Ja, das stimmt. Ich bin in Kufstein geboren, lebe und arbeite aber in Krems an der Donau.“ „Und was machen Sie beruflich, wenn ich mal fragen darf.“ „Ich bin die Dezernentin für Sicherheit in Krems.“ „Und was genau ist Ihr Problem?“ „Seit Mai haben wir ein Problem mit Rechtsradikalismus. Sehen Sie, eine Nazigruppierung veranstaltet regelmäßig Hetzjagden auf Flüchtlinge und auch auf österreichische Staatsbürger, die es wagen, sich den Nazis entgegenzustellen.“ „Was wissen Sie über diese Gruppe?“ „Sie nennen sich „Bruderschaft Adolf Hitler“. Ihr Anführer ist ein Mann namens Manfred Schicklgruber.“ „War das nicht mal der eigentliche Nachname des Führers?“, fragte Jelena. „Ganz recht. Und jetzt kommts. Manfred Schicklgruber gleicht Adolf Hitler wie ein Ei dem anderen.“ „Wahrscheinlich kann er sich auch genau so gut ausdrücken.“ „Absolut. Dieser Mann ist der perfekte Doppelgänger.“

„Sie sprachen davon, dass seine Anhänger regelmäßig Hetzjagden auf Flüchtlinge und Gegner der Bruderschaft veranstalten. Was passiert, wenn die Nazis ihr Opfer erwischen?“, fragte Jelena. „Ist es ein Flüchtling, wird er eiskalt ermordet. Ist es ein Österreicher, wird er brutal zusammengeschlagen.“ „Und was ist mit der Polizei? Machen die nichts?“ „Sie tun zwar was. Aber zu wenig. Sie haben Angst. Denn einige Kollegen sind Mitglied in der Gruppe.“ „Wann war der letzte Vorfall?“, wollte ich wissen. „Gestern. Zwei Brüder haben einen Flüchtling aus Syrien bei sich in der Wohnung versteckt. Die Bruderschaft hat davon Wind bekommen. Also hat Manfred Schicklgruber befohlen, den beiden die Quittung für ihre Courage zu verpassen.“ „Was genau ist passiert?“ „Die beiden Brüder wurden vor meinen Augen von einer kleinen Gruppe zuerst angepöbelt. Aber als sie nicht reagiert haben, haben die Nazis angefangen, die Brüder rumzuschubsen. Und als auch das nicht funktioniert hat, haben sie zugeschlagen. Und als die Gebrüder Morgenstern auf dem Boden lagen, haben diese Nazischweine auf sie eingetreten, bis sie das Bewusstsein 267

verloren haben. Erst dann haben sie von den beiden abgelassen. Aber dabei haben es die Nazis nicht belassen.“, sagte Marlena Brunner. „Was geschah noch?“ „Sie haben jeden angegriffen, der es gewagt hat, den Brüdern zu Hilfe zu eilen.“ „Jelena?“ „Ich denke, wir sollten den Fall übernehmen.“ „Wären 120.000 € genug?“ „Wir sind einverstanden.“

Am Montag, den 07.10.2019 reisten Jelena und ich nach Krems. Wir hatten uns für das Hotel „Alte Post“ entschieden. Brit brachte mich und Jelena zum Flughafen. „Viel Glück und auf das eure Knochen heil bleiben.“, sagte sie. „Keine Sorge. Wir kommen lebend zurück. Oder wie hat Admiral Halsey vor der Schlacht um Midway zu seinem Stellvertreter Ray Spruance gesagt: „Fahr raus, finde Yamamoto und verhau ihm den Arsch. Das ist alles was du zu tun hast.“ Und genau dasselbe machen wir auch mit Manfred Schicklgruber.“, sagte ich. „Es ist eine Sache, einen geldgierigen Finanzchef der SBB hochgehen zu lassen. Aber es ist eine andere, einen gefährlichen Neonazi zur Strecke zu bringen. Wenn der spitz kriegt, dass Ihr ihm ans Leder wollt, dann hetzt euch Manfred Schicklgruber seine beißwütigen Dobermänner auf den Hals.“ „Du meinst seine Schergen?“ „Nenn es wie du willst, Jelena.“ „Wir werden schon dafür sorgen, dass sich die Brüder vor Angst in die Hosen scheißen, wenn sie die Namen Paul MacLain und Jelena Romanova auch nur hören.“ „Na von mir aus.“

Mit dem SkyLine-Zug fuhren Jelena und ich von Terminal 2 zum Terminal 1, da die Maschinen von Austrian Airlines in den Bereichen A und B des Terminal 1 abgefertigt wurden. Am Schalter 460, an dem die Gepäckabfertigung für den Flug nach Wien abgewickelt wurde, gaben wir unsere Koffer ab. Danach gingen wir weiter zur Sicherheitsschleuse, die Jelena und ich ohne nennenswerte Schwierigkeiten passierten. Im Transitbereich suchten wir uns einen freien Platz. Und während Jelena das Geschehen beobachtete, suchte ich auf der Anzeigetafel unseren Flug nach Wien. Bald hatte ich ihn entdeckt. Unser Flug nach Wien war mit der Flugnummer OS101 angezeigt und sollte am Gate A26 zum Boarding bereitstehen.

Um 14:00 Uhr startete unsere Maschine, um nach einer Flugzeit von einer Stunde und zwanzig Minuten auf dem Flughafen Wien Schwechat zu landen. Nach dem wir unser Gepäck geholt hatten, suchten wir am Flughafen nach einer Autovermietung. Bei europcar entschieden wir uns für einen 4türigen Mazda 6. Es war ein Modell der Exclusive Line, das über eine umfangreiche Serienausstattung verfügte. Der Wagen war in mitternachtsblau metallic lackiert und hatte den 165 PS starken Skyactiv G165 Benzinmotor und das 6-Gang-Schaltgetriebe.

Vom Flughafen in Wien fuhren wir über die A22 eine Stunde und 7 Minuten nach Krems an der Donau. Das Hotel „Zur alten Post“ war ein vierstöckiger Altbau. Die Fenster waren nicht sehr groß, verliehen dem Gebäude aber einen rustikalen Charme, Die Außenfassade des Gebäudes war in einem hellen Gelbton gestrichen, und wurde von weißen Sandsteinplatten durchzogen, die als Dekoration dienten. Das doppelte Giebeldach des Hotels war mit roten Ziegeln aus Ton gedeckt. An den Fenstern, die die ersten beiden Hoteletagen kennzeichneten, hatte man Blumenkästen angebracht. 268

Wir parkten gerade auf dem Parkplatz des Hotels, als Jelena eine etwas größere Menschenmenge auffiel, die sich um ein Podest versammelt hatte. Auf dem Podest stand ein Mann. Er war 1,75 m groß und hatte einen athletischen Körper. Seine braunen Haare hatte er bis zur Oberkante der Ohren geschnitten und zur rechten Seite hin gescheitelt. Außerdem trug er einen Schnauzbart unter der Nase. In seinen braunen Augen konnte ich einen stechenden, hasserfüllten Blick erkennen. Bekleidet war der Mann mit einer braunen Jacke, einer schwarzen Stoffhose, schwarzen Socken und schwarzen Herrenschuhen.

Als wir ausstiegen konnte ich die Stimme des Mannes hören. Und da ich schon als kleiner Junge gerne Dokumentationen über diverse prominente Zeitgenossen aus der Zeit des zweiten Weltkriegs gesehen hatte, war mir die Stimme Adolf Hitlers im Gedächtnis geblieben. Nun hörte ich einem Mann zu, der dem „Führer“ wie ein Ei dem anderen glich und der auch diesselbe Stimme besaß wie der deutsche Diktator. Auch die Art und Weise, wie der „Doppelgänger“ sich ausdrückte, war absolut identisch mit dem Original.

„Die Menschen, die sich für die Rechte von Flüchtlingen stark machen, und die uns energisch mit Entschlossenheit entgegentreten, sind eine Bedrohung für unsere Republik. Unser Vaterland muss von diesen Anti-Nationalsozialisten und den Flüchtlingen ein für allemal gesäubert werden! Wir werden nicht zulassen, dass unsere Feinde die Oberhand in unserer Heimat gewinnen. Ich sage: JAGT DIESE VOLKSVERRÄTER AUS UNSEREM LAND! UND AUF DAS SIE NIE WIEDERKEHREN MÖGEN, SAGE ICH: VERBRENNT DIESE LINKSVERSIFFTE GRÜNE BRUT!!!!“ Bei diesen Worten lief es mir eiskalt den Rücken runter. Aus der Menge erscholl ein lautes: „UNSEREM FÜHRER EIN LAUTES SIEG...“ „HEIL!“ stimmte der Rest der Menge mit ein. „Machen wir, dass wir ins Hotel kommen. Ich hab keinen Bock, einem aufgestachelten Mob in die Hände zu laufen.“, sagte ich leise. „Wollte ich auch gerade vorschlagen.“

Als wir das Hotel betraten sahen wir am Empfang zwei junge Frauen. Eine erkannte ich sofort wieder. Es war Kattie. Sie hatten wir auf Malta kennen gelernt und in Ungarn wieder getroffen. Neben Kattie stand eine weitere Frau. Sie war eine 1,69 m große Brünette mit wunderschönen braunen Augen. Ihre Haarre trug sie offen, sodass sie bis zu ihren Schultern reichten. Der schlanke, sexy Körper hatte ebenso seine Reize, wie das ovale Gesicht mit den sinnlichen Lippen und der breiten Nase, die sich aber dennoch harmonisch in dieses Engelsgesicht einfügte. Bekleidet war sie mit einem blauen Minikleid mit kleinen aufgestickten Perlen und blauen High Heels. Sie sah kurz von ihrem Monitor auf und fragte: „Was kann ich für Sie tun?“ „Paul MacLain und Jelena Romanova. Wir haben reserviert.“ „Einen Moment. Ah! Da ist es! Paul MacLain und Jelena Romanova. Sie haben Zimmer 20. Ich wünsche einen angenehmen Aufenthalt.“, sagte die Brünette und gab uns unseren Zimmerschlüssel.

Kattie begleitete uns in den zweiten Stock. „Also seid Ihr wieder im Einsatz.“, sagte sie. „Es gibt immer einen Bösen, der meint, dass er es sich leisten kann, sich 269

mit uns anzulegen.“ „Dann nehmt euch in acht. Manfred Schicklgruber ist ein sehr gefährlicher Mann. Er sieht sich selbst als der neue starke Mann Österreichs.“ „Also ein Größenwahnsinniger.“, sagte Jelena. „So siehts mal aus. Aber er hat vor, in Deutschland einzumarschieren, um von Berlin aus ein neues Nazi-Reich aufzubauen.“ „Woher weißt du das?“ „Ich hab mitbekommen, wie sich zwei seiner Gefolgsleute unterhalten haben. Einer meinte, dass er sich freiwillig für den Einmarsch in Deutschland melden und bei der Errichtung des neuen Nazi-Reiches mithelfen will.“ „Hat er auch gesagt, wann es losgehen soll?“ „Manfred Schicklgruber will am 20. April 2021 in Deutschland einmarschieren.“ „Behalte ihn im Auge. Und erstatte uns Bericht.“

Am nächsten Morgen, Jelena und ich hatten gerade unser Frühstück beendet, trafen wir an der Rezeption Kattie und ihre Kollegin. „Guten Morgen Kattie.“, sagte ich. „Na Ihr zwei hübschen?“ „Gibts was neues?“ „Meine Kollegin Rita und ich waren gestern noch einen trinken. Dabei sind uns zwei von Manfred Schicklgrubers Gefolgsleuten aufgefallen. Die beiden hatten schon ein gehörige Ladung Alkohol in sich reingeschüttet, so wie die gegrölt haben.“ „Was haben die beiden denn so von sich gegeben?“, fragte Jelena. „Unser Adolf-Hitler-Verschnitt plant den Aufbau einer privaten Armee. Er will einen alten Namen aus der Zeit der Nazidiktatur wieder aufleben lassen.“ „Welchen?“ „Er will seine Armee „Reichsstandarte „Adolf Hitler“ nennen. Außerdem will er auch die Waffen SS wieder auferstehen lassen.“, meldete sich Rita zu Wort.

Um die Mittagszeit gingen Jelena und ich in Krems spazieren. Im Stadtzenrum fiel uns ein Stand auf, der mit dem Slogan „Österreich wieder stark machen“ warb. Neben dem Stand hatten Anhänger ein 1:1 Abbild von Manfred Schicklgruber aus Pappe aufgestellt. Man hatte auch Stehtische aufgestellt an denen je ein Mann stand, der mit den Bürgern der Stadt ins Gespräch treten sollte. Hinter dem Stand saß eine ältere Frau, die zwischen 60 und 65 Jahre alt war. Gerade kam ein junges Pärchen vorbei. Einer der Männer an den Stehtischen sprach sie an. „Entschuldigung, dass ich Sie beide anspreche, aber wie denken Sie über die derzeitige Situation in diesem Land?“, sagte er. Doch das Pärchen ging weiter. Allerdings wollte sich der Mann nicht so leicht geschlagen geben. Er stellte sich den beiden in den Weg und sagte: „Sie gehen solange nicht weiter, bis Sie mir zugehört haben.“ Die beiden wollten nach links ausweichen, doch dort stand ein weiterer von Manfred Schicklgrubers Anhängern. Auch rechts war kein Vorbeikommen.

Jelena und ich beschlossen einzugreifen. „Entschuldigung, wenn wir stören, aber es scheint, als ob die beiden kein Interesse an dem haben, was Ihr zu verkünden habt.“, sagte Jelena. „Was mischst du dich da ein, Russenfotze?“, sagte der Mann, der das Pärchen angesprochen hatte. Als Antwort schlug ihm meine Partnerin mit dem Handrücken ins Gesicht. Der zweite Kerl, der sich links vom Sprecher positioniert hatte, griff Jelena an. „Du schlägst Alois nicht.“, sagte er. Doch der Mann hatte die Rechnung ohne mich gemacht. Ich packte ihn am Handgelenk, drehte ihn um und rammte ihm meine Faust in die Magengrube. Der Nazi brach zusammen. Der andere Nazi, der dem Pärchen den Weg rechts versperrt hatte, sah mich 270

mit hasserfüllten Augen an. „Willst du auch ein paar aufs Maul? Dann komm her, wenn du dich traust.“, sagte ich. „Lieber nicht.“ „Feige Sau! Erst das Maul aufreißen, aber wenns ernst wird den Schwanz einziehen.“

Die ältere Dame kam nun dazu. „Wer sind Sie beide eigentlich, dass Sie sich das Recht raus nehmen, so unverfroren Sand ins Getriebe unserer Propagandamaschinerie zu streuen?“, fragte sie barsch. „Mein Name ist MacLain. Paul MacLain.“ „Sieh mal einer an. Paul MacLain. Der Tommyschnüffler aus Inverness. Dann ist ihre weibliche Begleitung wohl Jelena Romanova aus Smolensk.“ „Das haben Sie sehr richtig erkannt.“ „Hat man Sie beide auf unseren Führer angesetzt?“ „Sie glauben doch nicht allen ernstes, dass wir ihnen den Grund unseres Aufenthaltes hier in Krems nennen.“, sagte Jelena. „Sie sind wohl kaum aus privaten Gründen hier.“ „Wie meine Partnerin es bereits gesagt hat, wir werden Ihnen keinerlei Informationen zum Grund unseres Aufenthaltes geben.“ „Wie schon gesagt, ich bin davon überzeugt, dass Sie beide dienstlich hier sind. Wer hat Sie beauftragt?“ „Auch dazu äußern wir uns nicht.“

Später am Abend trafen sich die Anhänger von Manfred Schicklgruber in einem Wirtshaus am Stadtrand von Krems an der Donau, das den Nazis wohl gesonnen war, da es dem Cousin des neuen „Adolf Hitler“ gehörte. Der neue starke Mann Österreichs hielt wieder einmal eine seiner Hassreden. „Unsere Feinde werden nicht weniger, sie werden mehr! Wir können, ja wir DÜRFEN nicht zulassen, dass hier in unserem Land die Grenzen für jedermann offen bleiben. Nur wenn wir unsere Heimat vor Juden, Moslems und anderem unreinen Gesindel schützen, dann wird Österreich wieder ein starkes Österreich.“ Ein lautes „Sieg Heil!“ erscholl aus der Menge. „Ich bin dazu bereit, liebe Freunde, euch alle in eine glorreiche Zukunft zu führen, auf das die arische Rasse endlich die Weltherrschaft übernimmt, die sie schon unter meinem Ebenild Adolf Hitler hätte übernehmen müssen.“ Wieder skandierten Manfred Schicklgrubers Anhänger „Sieg Heil!“

Nach dem er seine Rede gehalten hatte, mischte sich Manfred Schicklgruber unter seine Anhänger. „Was hat die Standaktion heute erbracht?“, fragte er in die Runde. „Nichts. Die meisten Leute sind einfach vorbeigegangen. Ein junges Pärchen wollte vorbeigehen, aber Alois ist hartnäckig geblieben. Sepp und Joseph haben ihn unterstützt. Aber leider haben sich zwei Fremde eingemischt und Alois und Sepp eins mitgegeben.“ „Wer sind die beiden?“, wollte Manfred Schicklgruber wissen. „Paul MacLain und Jelena Romanova. Ich habe versucht, Sie unter Druck zu setzen, um herauszubekommen, wer Sie schickt, aber die beiden verraten nichts.“ „Das war nicht anders zu erwarten Irmintrude. Die beiden sind Privatdetektive. Aber ich habe eine Ahnung, wer die beiden angeheuert hat.“ „Wer?“ „Marlena Brunner. Diese Frau ist mir schon lange ein Dorn im Auge.“ „Sollen wir sie liquidieren?“ „Nein. Oder sagen wir, noch nicht.“ „Was sollen wir dann unternehmen, Manfred?“, fragte Irmintrude. „Ein paar Drohbriefe wirken manchmal Wunder. Wenn sich nichts tut, dann setzen wir uns nochmal zusammen und beraten das weitere Vorgehen.“

Am nächsten Tag lief die Drohbriefaktion der Nazi-Bande gegen unsere 271

Klientin an. Die Briefe wurden am PC verfasst und mit „Anhänger der Bruderschaft „Adolf Hitler“ unterschrieben. Doch Marlena Brunner ließ sich davon nicht einschüchtern. Die Nazis trafen sich an einem geheimen Ort, den sie, wie uns Kattie und Rita berichteten, das „Hauptquartier“ nannten. Doch den genauen Ort hatten die beiden nicht in Erfahrung bringen können. Sie mussten vorsichtig sein, um Manfred Schicklgruber und seine Bande nicht unnötig zu provozieren. Außerdem waren die Nazis gewarnt und wussten, dass wir ihnen im Nacken saßen.

Am Dienstag, den 15.10.2019 schlugen die Nazis dann erneut zu. Sie zündeten ein leerstehendes Haus an, in dem syrische Flüchtlinge untergebracht werden sollten. Zusätzlich parkten Mitglieder der Bruderschaft die Einfahrten der Feuer- und der Rettungswache zu, um zu verhindern, dass die Rettungskräfte zum Einsatzort gelangen konnten. Doch die Freude der beiden Nazis, die die Einfahrt der Feuerwache blockiert hatten währte nicht lange. Denn aus dem Löschfahrzeug stieg ein Mann aus. Er war ca. 1,88 m groß und war athletisch gebaut. Der Mann hatte ein rundes Gesicht mit abstehenden Ohren, kurzgeschorenen braunen Haaren und braunen Augen. Auffällig waren die schmale Nase und der Bart an der Unterseite des Kinns. Bekleidet war der Mann mit der typischen Uniform eines Rettungssanitäters.

„Moin, Ihr geilen Typen! Wisst Ihr was Ihr da gerade macht? Ihr hellen Kerzen auf der Geburtstagstorte?“ „Wir parken hier nur.“ „Ihr wisst schon, dass das die Einfahrt von einer Rettungswache ist?“ „Na und wenn schon. Wir sind hier gleich wieder weg. Dauert nur 15 Minuten.“ „Ach ne. Jetzt stellt euch mal vor, bei euren Angehörigen zu Hause passiert was. Und ein Polizei, Feuerwehr- oder Rettungswagen muss dort hin. Und Ihr blockiert mit eurem Auto die Einfahrt der Wache. Was glaubt Ihr, was eure Angehörigen von euch denken?“, fragte der Mann. „Keine Ahnung.“ „DAS IHR EINEN AN DER MARMEL HABT MANN! SAGT MAL SEID IHR BESCHEUERT ODER WAS? SEHT ZU, DASS IHR VERNÜNFTIG PARKT! SONST KRIEGT IHR MAL NE RICHTIGE ANSAGE! BALD MUSS MAN MAL RÄUMSCHAUFELN VOR DIE EINSATZFAHRZEUGE MACHEN, DAMIT MAN EURE AUTOS DA WEGHAUEN KANN! ABER NÖ! AUCH DANN WÜRDET IHR NOCH RECHT KRIEGEN, WEIL DANN IST IMMER NOCH DER EINSATZFAHRER SCHULD, DASS DER NÄMLICH EUER AUTO ANGEDITSCHT HAT! EIGENTLICH MÜSSTE MAN HIER MAL AMERIKANISCHE VERHÄLTNISSE EINFÜHREN. WENN IHR IM WEG SEID, DANN SCHIEBEN DIE EUCH EINFACH WEG DA, UND DA BEZAHLT KEINE VERSICHERUNG! MEINE GÜTE! WENN ICH SOWAS SCHÖN SEH ODER HÖR, DANN KRIEG ICH SO NEN BLUTDRUCK DOOO! ECHT! MAL OBEN DIE HIRNBIRNE EINSCHALTEN! ODER IST DAS DING NUR DA OBEN AUF DEM HALS, DAMIT ES NICHT BEIM REGEN IN DEN KÖRPER REINREGNET ODER WAS? SEHT ZU, DASS IHR DAS IN ZUKUNFT SEIN LASST, IHR LAPPEN! VERSTANDEN?“ „V- verstanden.“ „GUT! WILL ICH DOCH WOHL AUCH HOFFEN!“

Auf dem Weg zurück ins Hotel kamen wir an dem Haus vorbei. Die Feuerwehr war gerade dabei, die Flammen zu löschen, als ein paar Anhänger der „Bruderschaft „Adolf Hitler“ vorbei kamen. „Nun schaut euch das mal an, Kameraden! 272

Wir geben uns Mühe, damit dieses Haus für diese scheiß Kanacken unbewohnbar wird, und die Feuerwehr macht alles zunichte. Können wir das zulassen?“ Daraufhin ging der Anführer der Gruppe den Mann zu, der die Löscharbeiten koordinierte. „Hör mal zu, du Meisenarsch! Jetzt mach mal ganz schnell die Biege und nimm deinen Löschtrupp mit, oder willst du deine Schwingen in der Schlinge tragen?“, fragte er.

Kaum hatte er zu Ende gesprochen feuerte Jelena einen Warnschuss aus ihrer Makarow ab. „Es reicht jetzt, Runkelrübe!“, sagte meine Partnerin kalt. „Ach du Scheiße! Paul MacLain und Jelena Romanova.“ „Na die haben uns gerade noch gefehlt.“ „Und was jetzt?“ „Wir verduften.“ „Dir ist schon klar, Sebastian, dass Herr Schicklgruber alles andere als erfreut sein wird, wenn wir ihm sagen, dass wir die Feuerwehr nicht am Löschen gehindert haben, wie er es befohlen hat.“ „Willst du, dass die Luft bleihaltig wird, Reinhard?“

Mit unserem Mazda folgten wir der Gruppe in einigem Abstand und kamen an einen Bunker, der zur Zeit des zweiten Weltkriegs gebaut worden war. „Sieht so aus, als hätten wir den Unterschlupf dieser Nazi-Bande gefunden.“, sagte Jelena. „Auf jeden Fall. Aber jetzt sollten wir ins Hotel zurück. Nicht dass uns jemand entdeckt.“ „Du hast Recht, Paul. Besser wir verschwinden.“

Während der Fahrt zurück ins Hotel schlug Jelena vor, den Standort den örtlichen Polizeibehörden zu melden. Doch als wir am Hotel vorfuhren, erlebten wir eine böse Überraschung. Ich sah zwei Streifenwagen und vier Polizeibeamte. Einer der Beamten kam auf uns zu und riss die Beifahrertür unseres Mietwagens auf. „Aussteigen, Frau Romanova! Aber ein bisschen dalli, wenn ich bitten darf!“, sagte er scharf. Jelena gehorchte. Doch dann wurde sie rau an der Schulter gepackt und an unseren Mazda gedrückt. Der Streifenpolizist tastete meine Partnerin ab. Und das zu gründlich, denn er griff Jelena in den Ausschnitt und zwischen die Beine.

„Lassen Sie meine Partnerin in Ruhe! Sie hat nichts getan.“, sagte ich. „Schnauze Mr. MacLain! Wenn Sie sich noch mal einmischen lasse ich Sie einsperren.“ Dann nahm der Polizist ein Paar Handschellen und drehte ihre die Arme brutal auf den Rücken, ehe er die Handschellen schloss. „Jelena Romanova, ich verhafte Sie wegen Gefährdung der nationalen Sicherheit!“ Ein Kollege brachte Jelena zu einem der Streifenwagen und setzte sie in den Fonds des Wagens. Sein Kollege wandte sich mir zu. „Und für Sie habe ich eine Warnung, Mr. MacLain. Sollten Sie den Versuch unternehmen, Ihre Partnerin aus dem Gefängnis zu holen, dann...“ „Dann was? Ich zittere schon am ganzen Körper, du Strolch.“ „Seien Sie mal nicht so frech, Mr. MacLain. Vergessen Sie nicht, in dieser Stadt bin ICH das Gesetz. Noch so eine Frechheit, und ich buchte Sie gleich mit ein. Seien Sie froh, dass Sie ein freier Mann bleiben.“

Hilflos musste ich mit ansehen, wie meine Partnerin ins Gefängnis gebracht wurde. Doch so leicht wollte ich nicht aufgeben. Ich fuhr zur Polizeiwache und wollte mit Jelena sprechen, damit sie ihre Hoffnung nicht verlor. Doch zu meiner größten Überraschung verweigerte der Leiter der Dienststelle mir den Besuch. 273

„Ihre Partnerin hat auf eine Gruppe Unschuldiger geschossen. Deshalb muss sie aus dem Verkehr gezogen werden. Wenn ich Ihnen jetzt erlaube, Miss Romanova zu sehen, schmieden Sie beide womöglich Pläne für eine Flucht. Und das ist nicht im Sinne der Justiz dieses Landes. So leid es mir tut, aber ich muss Sie bitte zu gehen.“ , sagte der Beamte. „Na schön. Ganz wie Sie wollen. Aber ich komme wieder!“ „Tun Sie das ruhig. Aber es wird nichts an der Situation ihrer Partnerin ändern. Jelena Romanova bleibt in Haft“ Ich warf dem Leiter des Polizeireviers einen vernichtenden Blick zu und verließ die Wache.

Bevor ich ins Hotel zurückkehrte, fuhr ich noch einmal beim Rathaus vorbei und suchte Marlena Brunner auf. Zum Glück war sie noch in ihrem Büro. „Sie erwischen mich voll auf dem Sprung. Ich wollte gerade Feierabend machen.“ „Es tut mir leid, dass Sie meinetwegen ihren Feierabend nach hinten verlegen müssen. Aber ich brauche Ihre Hilfe.“, sagte ich mit matter Stimme. „Stimmt was nicht? Sie wirken so verängstigt.“ „Jelena wurde verhaftet. Ich wollte sie besuchen, aber man verweigert mir jeden Kontakt mit ihr.“ „Setzen Sie sich.“ Ich setzte mich unserer Klientin gegenüber. „Und jetzt erzählen Sie mir bitte, was passiert ist.“, sagte Marlena Brunner. „Die Nazis haben ein leer stehendes Haus angezündet, im dem Flüchtlinge untergebracht werden sollten. Und um sämtliche Einsatzkräfte am Löschen zu hindern, haben die Kerle sämtliche Feuer-, Rettungs-, und Polizeiwachen zugeparkt. Als Jelena und ich an dem Haus vorbeikamen war die Feuerwehr bereits vor Ort und hat mit dem Löschen angefangen. Aber eine Gruppe der Bruderschaft wollte dies verhindern.“ „Was ist noch passiert?“ „Der Anführer der Bande wollte den Einsatzleiter einschüchtern. Jelena hat einen Warnschuss aus ihrer Makarow abgefeuert. Wir sind den Nazis gefolgt und haben deren Versteck aufgespürt. Als wir zu unserem Hotel zurückkamen, standen dort zwei Streifenwagen. Offenbar hat man auf uns gewartet. Jelena wurde ohne angehört zu werden verhaftet und ins Gefängnis gebracht.“ „Fahren Sie zurück ins Hotel. Ich treffe Sie heute Abend im Restaurant. Und ich bringe noch jemanden mit.“ „Ich danke Ihnen.“ „Keine Ursache.“

Später am Abend saß ich im Restaurant und wartete. Mein Abendessen hatte ich bereits verputzt. Um 20:00 Uhr kam Marlena Brunner in Begleitung zweier Damen. Die eine war eine 1,74 m große braunhaarige mit einem ovalen Gesicht und grünen Augen. Ihre Haare trug sie offen, sodass sie bis zur Armbeuge reichten. Ihre Nase war zwar etwas breit, aber das tat der Schönheit dieser Lady keinen Abbruch. Auch die üppige Oberweite hatte etwas reizvolles, ebenso wie die sinnlichen Lippen. Auch der schlanke, sexy Körper hatte seine Reize, wie ich zugeben musste. Bekleidet war die Lady mit einem Weißen Kleid und weißen High Heels.

Ihre Begleiterin war nicht minder attraktiv. Sie war 1,67 m groß und hatte schwarze Haare, die bis zu ihren üppigen Brüsten reichten. Das runde Gesicht mit den braunen Augen und den sinnlichen Lippen war ebenfalls ein Hingucker. Auch der schlanke, sexy Körper und die wunderschönen Beine waren nicht zu verachten. Im Gegensatz zu ihrer Begleiterin hatte diese Dame eine etwas grazilere Nase. Bekleidet war diese Lady in Black mit einem schwarzen Minikleid, mit einem Ausschnitt, der einen großzügigen Blick auf ihre üppige Oberweite gewährte 274

und schwarzen Stiefeletten. „Guten Abend Herr MacLain. Ich sagte bei ihrem Besuch bei mir ja schon, dass ich nicht alleine komme.“ „Das sagten sie.“ „Erlauben Sie, dass ich Ihnen meine Begleiterinnen vorstelle?“ „Nur zu.“ „Zuerst sollte ich wohl erwähnen, dass die beiden Damen von Beruf Staatsanwältin und Richterin sind.“, sagte Marlena Brunner. Ich wurde hellhörig. „Setzen Sie sich doch.“, sagte ich. Die drei kamen meiner Bitte nach. „Und nun möchte ich Ihnen meine Begleitung vorstellen. Zu meiner linken Staatsanwältin Emilia Schrammel.“ „Freut mich, Sie kennenzulernen.“, sagte ich.

Also war die Dame in weiß Staatsanwältin. „Zu meiner Rechten Richterin Doris Gerhart.“ „Nice to meet you.“ „Frau Brunner hat uns berichtet, dass die Polizei Ihre Partnerin Jelena Romanova verhaftet hat. Stimmt das?“ „Ja, das stimmt. Außerdem musste Jelena eine Leibesvisitation über sich ergehen lassen. Der Beamte, der sie abgetastet hat, hat ihr zusätzlich noch in den Ausschnitt und zwischen die Beine gefasst.“ „Damit ist der Straftatbestand der sexuellen Belästigung erfüllt. Ich komme morgen früh ins Hotel. Erwarten Sie mich in der Lobby. Ich bringe dann einen Gerichtsbeschluss mit. Damit kriegen wir Ihre Partnerin wieder frei. Außerdem werden Frau Schrammel und ich Sie auf die Wache begleiten.“

Am nächsten Morgen, es war Mittwoch der 16.10.19, traf ich mich mit Emilia Schrammel und Doris Gerhart. Die Richterin hatte, wie am Vorabend versprochen, den Gerichtsbeschluss mitgebracht. Gemeinsam fuhren wir zu der Polizeiwache, auf die man Jelena gebracht hatte. Vor dem Eingang sah ich einen Streifenwagen, der von mehreren Beamten bewacht wurde. Darunter auch der dicke Beamte, dem meine Partnerin ihre Festnahme zu verdanken hatte. Als ich ausstieg grinste er diabolisch. „Sind Sie gekommen, um ihrer Partnerin Lebewohl zu sagen?“, fragte er. „Was soll das heißen?“ „Jelena Romanova wird in ein anderes Gefängnis verlegt.“ „Ach wirklich?“ „Rede ich Chinesisch oder was? Wenn ich sage, dass ihre Partnerin in ein anderes Gefängnis verlegt wird, dann können Sie mir das glauben. Und ich habe strikte Anweisung Sie nicht zu ihr zu lassen. Wird wohl nichts mit dem Verabschieden.“, sagte er und grinste wieder diabolisch.

Doch der Ausdruck in seinem Gesicht veränderte sich schlagartig, als Doris Gerhart und Emilia Schrammel aus dem Wagen stiegen. „Ich habe alles mitbekommen. Und ohne ausdrückliche Genehmigung gibt es keine Verlegungen. Und ich habe keine Verlegung angeordnet.“, sagte die Richterin. Der Leiter der Wache kam heraus. „Also Erwin in 5 Minuten geht es los.“ „Gar nichts geht los.“, sagte ich. „Sie haben hier gar nichts zu sagen, Herr MacLain.“ „Ich nicht. Aber sie.“, sagte ich und deutete mit dem Kopf auf die Richterin. „Wer sind Sie denn?“, fragte Der Leiter. „Doris Gerhart. Von Beruf Richterin. Und ich habe hier einen hübschen kleinen Gerichtsbeschluss für Sie.“ Mit diesen Worten reichte sie dem Polizisten das Papier.

„So einfach geht das nicht. Ich muss erst mit meinem Vorgesetzten telefonieren.“, sagte der Leiter der Wache. Doch gerade als er in das Gebäude gehen wollte, traf Marlena Brunner ein. „Ich denke, das Telefonat erübrigt sich. Denn wenn ich das richtig sehe, ist die Dezernentin für Justiz und Sicherheit gerade 275

eingetroffen.“, sagte ich.

Als Marlena Brunner ausgestiegen war ging sie schnurstraks auf den Leiter der Dienststelle zu und sah ihm in die Augen. „Wurde Frau Romanova schon freigelassen?“, fragte sie. „Noch nicht. Sie soll in ein anderes Gefängnis verlegt werden.“ „Haben Sie den Gerichtsbeschluss schon erhalten?“ „Ja. Und ich habe ihn auch gelesen.“ „Dann wissen Sie ja, was Sie jetzt zu tun haben.“ „Was?“ „LASSEN SIE JELENA ROMANOVA FREI! Und das ganze ein bisschen al dente. Ich bin heute ziemlich mies gelaunt. Wenn Sie sich jeglichen Ärger ersparen wollen, dann halten Sie sich gefälligst an den Gerichtsbeschluss.“ „Wenn es unbedingt sein muss.“ „Es muss sein. Und jetzt kommen Sie in die Puschen.“

„Erwin, hol die Gefangene.“ „Und was ist mit der Anweisung vom Führer? Sollen wir die etwa missachten?“ „Wir haben keine andere Wahl. Also mach hin.“ Wir begleiteten den Fettwanst zu der Zelle, in der meine Partnerin saß. „Dein Partner scheint ja überaus einflussreiche Freunde hier in Krems zu haben. Du bist frei, Russenfotze.“, sagte er zu Jelena. Als Antwort rammte ich ihm meinen Ellenbogen in die Magengrube. „Du nennst meine Partnerin nicht noch mal Russenfotze. Beim nächsten Mal mach ich aus dir Hackfleisch, Nazi-Schwein.“

Zurück im Hotel besprachen Jelena und ich mit unserer Klientin, Emilia Schrammel und Doris Gerhart das weitere Vorgehen. „Wie hat man sie eigentlich behandelt?“, fragte die Staatsanwältin. „Die Leute waren ziemlich brutal. Sie haben mich geschlagen und wollten sich sexuell an mir vergehen. Sie haben mir sogar verschimmeltes Brot und abgestandenen Orangensaft zu Essen gegeben. Aber ich habe nichts angerührt.“ „Das ist gut. Ich denke, die Informationen die ich von Ihnen biden erhalten habe, reichen aus, um ein umfassendes Ermittlungverfahren gegen die Polizei von Krems und die Dienststellen in den umliegenden Gemeinden einzuleiten.“ „Je früher, desto besser.“ „Dieser Fettsack, Erwin, hat doch etwas von einer Anweisung vom Führer gefaselt. Was hat er damit gemeint?“, fragte ich. „Manfred Schicklgruber hat seine Bullenfreunde angewiesen mich einzubuchten. Er wollte dich damit dazu verleiten, mich rauszuholen, um dich auch noch verknacken zu können.“ „Tja. Dumm gelaufen, würde ich sagen.“

Zur selben Zeit hatten sich die Nazis wieder in ihrem Hauptquartier versammelt. „Was meinst du, sitzt Paul MacLain auch im Kittchen?“, fragte Irmintrude den „Führer“. „Schön wäre es. Aber ich bin mir da nicht so sicher. Paul MacLain ist ein Mann, der noch in auswegslosen Situationen ein Ass aus dem Ärmel zaubert.“ „Ich denke eher, dass die Romanova wieder auf freiem Fuß ist. Ich hab nämlich mitbekommen, dass sich Paul MacLain mit Marlena Brunner getroffen hat. Sie hat ihm Hilfe zugesichert.“, sagte eine Mitarbeiterin aus dem Rathaus. „Ich hab Paul MacLain beschattet. Gestern Abend ht er sich mit Marlena Brunner im Restaurant des Hotels getroffen, in dem er abgestiegen ist. Marlena Brunner hat Richterin Doris Gerhart und Staatsanwältin Emilia Schrammel mitgebracht. Ich denke, mehr brauche ich nicht zu sagen.“ 276

Am Abend trafen sich die Nazis in der Kneipe, in der sie sich immer zum Stammtisch trafen. Auch die Polizisten, die bei der Verhaftung meiner Partnerin anwesend waren, hatten sich eingefunden. „Nun, was gibt es neues von der Front?“, fragte Manfred Schicklgruber in die Runde. „Jelena Romanova ist wieder frei. Wir mussten sie freilassen.“ „Was ist passiert, Erwin?“, fragte Irmintrude. „Dieser Tommy, Paul MacLain ist heute morgen aufgekreuzt und hatte Doris Gerhart und Emilia Schrammel dabei. Die Richterin hat Dieter einen Gerichtsbeschluss in die Hand gedrückt, aus dem hervorgeht, dass Jelena Romanova unverzüglich auf freien Fuß zu setzen ist.“ „Hat er wenigstens versucht, Zeit zu schinden?“ „Er wollte ein Telefonat führen, damit wir Zeit gehabt hätten, Jelena wegzubringen. Aber die Brunner ist ihm dazwischen gegrätscht.“ „Heißt?“ „Sie hat mir befohlen, Jelena Romanova freizulassen und mit ernsthaften Schwierigkeiten gedroht, sollten wir den Gerichtsbeschluss von Doris Gerhart missachten.“ „Das gefällt mir gar nicht. Sonst noch was neues?“ „Wir müssen jetzt vorsichtig sein. Denn Staatsanältin Schrammel ist für ihren Ehrgeiz bekannt. Ich denke, jeder hier weiß, was passiert, wenn Emilia Schrammel die Ermittlungen persönlich übernimmt.“

Die junge Staatsanwältin war indes nicht untätig geblieben. Sie hatte sich vom Bürgermeister von Krems und den Bürgermeistern der umliegenden Gemeinden die Namen sämtlicher Mitarbeiter in den Polizeidienststellen geben lassen und Erkundigungen über sie eingezogen. Auch die Mitarbeiter in den Rathäusern wurden überprüft. Auch das Personal unseres Hotels wurde einer Überprüfung unterzogen. Und schnell zeigte sich, dass zumindest eine Mitarbeiterin des Restaurants eine glühende Anhängerin der Nazis war. Auch ein Zimmermädchen stand auf der Liste. Der Direktor zog die entsprechenden Konsequenzen und sprach den beiden die fristlose Kündigung aus. Auch der Bürgermeister von Krems handelte entsprechend. Alle Polizeibeamten in Krems, die der „Bruderschaft Adolf Hitler“ angehörten, wurden mit sofortiger Wirkung vom Dienst suspendiert. Auch in den umliegenden Gemeinden gab es massenhaft Suspendierungen.

Emilia Schrammel ging bei ihren Ermittlungen sehr gründlich vor. Denn was sie aufdeckte, ließ Jelena und mir das Blut in den Adern gefrieren. Allein im vergangenen Jahr gab es über 250 Straftaten mit rechtsextremem Hintergrund, von denen nur 16 aufgeklärt werden konnten und man die Täter zur Rechenschaft gezogen hatte. Es stellte sich heraus, dass Anhänger der Bruderschaft, die als Justiz – oder Polizeibeamte angestellt waren, die Ermittlungen massivst behindert hatten. Der Generalstaatsanwalt wollte Emilia Schrammel aufs Abstellgleis schieben und entzog ihr den Fall, indem er sie selbst suspendierte, doch unsere Staatsanwältin arbeitete unbeirrt weiter.

Am Montag, den 21.10.2019 erhob Emilia Schrammel Anklage gegen alle Vertreter der Justizbehörden, die Mitglieder in der Bruderschaft waren. Auch den Generalstaatsanwalt Karl Öttinger hatte sie auf die Anklagebank gesetzt. Die Verhandlung leitete keine geringere als Doris Gerhart. Auch sie hatte man von ihrer Tätigkeit als Richterin entbunden, doch auch sie hatte sich nicht ins Bockshorn jagen lassen und weiter gemacht, als wäre nichts gewesen. 277

Als Doris Gerhart den Gerichtssaal betrat, schluckten die Angeklagten. Der stellvertretende Landeshauptmann Gustav Eichmann stand auf und brüllte Doris Gerhart und Emilia Schrammel an: „ICH HABE SIE BEIDE VOM DIENST SUSPENDIERT!!!! VERLASSEN SIE AUGENBLICKLICH DIESEN SAAL, ODER ICH RUFE DIE POLIZEI!!!!“ „Es wird Sie sicherlich interessieren, aber der Innenminister hat unsere Suspendierungen wieder aufgehoben. Wir dürfen also weiter machen.“, sagte Emilia Schrammel. „WAS? WEIß DER KERL EIGENTLICH, WAS FÜR EINEN JUSTIZSKANDAL ER DA ENTFACHT?“ „Jetzt mach mal halblang, Opa!“, sagte Jelena. „Wie reden Sie mit mir? Wer sind Sie überhaupt?“ „Jelena Romanova.“ „Achso. Die russische Privatschnüfflerin. Warum sind Sie nicht im Gefängnis?“ „Frau Gerhart, Frau Schrammel und Frau Brunner haben sich für mich eingesetzt. Was dagegen?“

Die Verhandlung dauerte gerade einmal drei Tage, denn am Donnerstag, den 24.10.2019 wurden die Urteile gesprochen. Alle Anhänger der Bruderschaft „Adolf Hitler“, die bei der Polizei, in den Rathäusern und Gerichten beschäftigt waren, mussten aus dem Dienst ausscheiden. Damit hatte man der Bruderschaft eine empfindliche Niederlage beigebracht. Denn die neuen Beamten waren von den Drohungen der Nazis nicht sonderlich beeindruckt. Nach und nach wurden die Nazis bei ihren Aktionen behindert. Es wurde sogar ein Versammlungsverbot gegen die Bruderschaft verhängt. Auch der Betreiber des Wirtshauses, in dem sich die Nazis immer getroffen hatten bekam sein Fett weg. Die Stadt Krems kündigte seinen Pachtvertrag und stellte das Objekt zur Verpachtung im Internet via Online-Anzeige zur Verfügung.

Am Abend des 25.10.2019, es war Freitag, kamen Jelena und ich von einem Abendspaziergang durch die Stadt zu unserem Hotel zurück. Davor wartete Manfred Schicklgruber auf uns. „Dass Sie den Mut haben uns noch vor die Augen zu treten, wundert mich doch sehr.“, sagte ich süffisant. „Sie beide denken, Sie haben triumphiert. Aber Sie irren sich. Der Krieg ist nicht vorbei, bloß weil man eine Schlacht verliert.“ „Spar dir deine dummen Sprüche, du scheiß Nazi.“ „Das Spiel ist aus, Mr. Schicklgruber. Ihre Gefolgsleute hocken samt und sonders hinter schwedischen Gardinen. Und der Innenminister Österreichs ist nach dem Skandal, den Sie ausgelöst haben, von seinem Posten zurückgetreten. Sie haben keinen Rückhalt mehr.“ „In dem Punkt mögen Sie Recht haben, Mr. MacLain. Aber ich gehe nicht in den Knast.“

Mit diesen Worten zog das Adolf-Hitler-Double eine Sauer 38 H aus seinem Halfter. „Werfen Sie die Waffe weg und gehen Sie auf die Knie. Hände hinter den Kopf.“, befahl Jelena. „Oh Nein! Das können Sie beide vergessen. Sie liefern mich garantiert nicht ans Messer.“ Manfred Schicklgruber steckte die Pistole in seinen Mund und drückte ab. „Feige Sau.“, sagte ich. „Aber hallo. Ich denke, er und der „Pate“ werden sich in der Hölle gut vertragen.“ „Erinner mich bitte nicht an diesen kriminellen Fettsack.“

Unser Auftrag in Krems war beendet. Die Stadtverwaltung überwies und die 278

vereinbarten 120.000 €. Am Freitag, den 01.11.2019, kehrten wir nach Frankfurt zurück. Wir hatten schon zwei Tage vorher mit dem Packen der Koffer angefangen und checkten um 9:45 Uhr aus. Wir fuhren mit unserem Mazda zurück zum Wiener Flughafen, wo wir ihn bei europcar zurückgaben. Danach gingen wir zu den Schaltern von Austrian Airlines. Am Schalter, der für den Flug nach Frankfurt vorgesehen war, gaben Jelena und ich unsere Koffer auf und machten uns auf den Weg zur Sicherheitsschleuse.

Um 11:30 Uhr startete unser Flieger Richtung Frankfurt am Main, wo wir um 12:50 Uhr landeten. Wir holten unsere Koffer und trafen am Ausgang auf meine Verlobte Kelly Ling. „Na Ihr zwei Rumtreiber, habt Ihr es doch noch in einem Stück nach Hause geschafft.“ „Sehr witzig, Kelly. Dieser Nazi hat mich verhaften lassen, und seine Schergen bei der Polizei sind nicht gerade zimperlich mit mir umgegangen.“ „Tut mir leid, das zu hören. Aber jetzt ab nach Hause. Anastasia wartet schon auf dich.“

Später am Abend saßen wir bei meiner Schwester zusammen und aßen zu Abend. Jelena und Anastasia hatten eine Rote-Rüben-Suppe, oder auf russisch Borschtsch, zubereitet. Camille aß mit großem Appetit. „Jetzt mal ernsthaft, Onkel Paul. Was hat sich dieser Möchtegern-Nazi eigentlich dabei gedacht?“, fragte sie. „Wenn ich das wüsste. Aber er hat einigen Schaden angerichtet. Seine Gruppierung hat zumindest in Niederösterreich den Einwohnern eingeheizt.“ „Die haben bekommen, was sie verdient haben.“ „Was ist eigentlich mit den ganzen Staatsdienern?“, fragte Anastasia. „Ich glaube nicht, dass die Brüder noch einmal in Amt und Würden zurückkehren können. Vergesst nicht, dass der österreichische Innenminister wegen dieser Angelegenheit seinen Hut nehmen musste.“, sagte ich. „Welcher Partei hat er angehört?“ „Der FPÖ.“ „Na wunderbar.“ „Was ich nicht ganz begreife, wieso man dich verhaftet hat.“ „Manfred Schicklgruber hat versucht, meinen Partner zu einer unbedachten Aktion zu verleiten. Aber er hat die Rechnung ohne Marlena Brunner gemacht.“

Später am Abend, wir hatten den Tisch gerade abgedeckt, klingelte es an der Wohnungstür meiner Schwester. Jelena öffnete. Umso überraschter war sie, als sie Emilia Schrammel gegenüberstand. „Kommen Sie rein. Ich möchte Sie vorher noch darauf hinweisen, dass wir mit dem Abendessen bereits fertig sind.“, sagte Jelena. „Das ist kein Problem. Ich habe mir hier unten beim Italiener eine Pizza genehmigt.“ „Was ist eigentlich seit unserer Abreise noch alles passiert?“, wollte ich wissen. „Ich wurde zur neuen Generalstaatsanwältin in Niederösterreich ernannt. Johanna Mikl-Leitner hat meinen Vorgänger aus dem Staatsdienst entlassen.“ „Geschieht ihm Recht.“ „Wohl wahr.“, sagte Anastasia. „Wieso wurde der ehemalige Generalstaatsanwalt eigentlich gefeuert?“ Camille hatte diese Frage gestellt. „Weil er ein Mitglied der „Bruderschaft Adolf Hitler“ war. Er hat zum innersten Zirkel gehört.“ „Das ist jetzt ein schlechter Scherz.“, entfuhr es Jelena. „Durchaus nicht. Karl Öttinger war einer der mächtigsten Männer in der Bruderschaft. Und auch einer der loyalsten. Er war nach Manfred Schicklgruber die Nummer 2 in der Hierarchie.“ „Und wer war die Nummer 3?“, wollte ich wissen. 279

„Irmintrude Glockner.“ „War das die fette alte Schrapnelle, die uns auf dem Marktplatz dazwischen grätschen wollte, als wir den Nazis so eingeheizt haben?“ „Genau die.“ „Was ist eigentlich aus ihr geworden?“ „Sie wandert für den Rest ihres Lebens ins Gefängnis.“ „Ist auch richtig so. Und noch etwas ist mir ein Dorn im Auge.“, sagte Camille „Und was wäre das?“ „Dass Nazis wichtige Positionen in Staatsämtern inne haben. Diese braune Brut gehört da nicht hin!“ „Camille!“ „Ist doch wahr. Man könnte glatt meinen, in Österreich hat man aus der Vergangenheit so gut wie gar nichts gelernt. Sonst wäre dieser Adolf-Hitler-Verschnitt doch niemals in der Lage gewesen den Justizapparat so präzise zu infiltrieren.“ „Das stimmt.“ „Im Endeffekt zählt doch nur der Erfolg, oder? Auch wenn ihr diesen Nazi nicht ins Gefängnis gebracht habt, so habt ihn doch aufgehalten.“, sagte Anastasia. 280



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