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All i want for Christmas

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hi,

wie jedes Jahr zu Weihnachten auch eine Geschichte von mir.

Viel Spaß. Komplett anzeigen

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All i want for christmas
 

Er fragte sich, was sich Dumbledore bei dieser Aktion gedacht hatte. Es war ja schön und gut wenn man den jüngeren Kindern den Glauben an den Weihnachtsmann erhalten wollte aber warum mussten da auch die Sechstklässler teilnehmen? Missmutig ließ Harry den Blick über den Gryffindortisch schweifen und zu seinem Überdruss sah er überall nur begeisterte Gesichter und noch begeistertes Getuschel. Jeder wollte wissen, was sein Nachbar auf den Zettel schrieb. Genau auf so einen Zettel, wie er auch vor Harry lag. Er warf dem Stück Pergament einen vernichtenden Blick zu, in der Hoffnung, dass er in Flammen aufging aber natürlich tat er ihm diesen Gefallen nicht.

„Harry, was schreibst du darauf?“, fragte Ron plötzlich von der Seite.

„Keine Ahnung. Es ist doch auch völlig egal.“

„Jetzt sei doch nicht so ein Spielverderber“, mahnte Hermine, „jeder Schüler und jeder Lehrer beschriftet einen Zettel mit einem Wunsch.“

„Und dann?“, fragte Harry murrend.

„Hast du nicht zugehört? Die Zettel werden eingesammelt und kurz vor Weihnachten wird ein Zettel gezogen und der Wunsch darauf erfüllt. Wahrscheinlich zum letzten gemeinsamen Frühstück bevor der Großteil der Schüler über die Ferien nach Hause fährt. Deswegen sollen wir ja auch sinnvolle Dinge drauf schreiben, sonst schafft es der Weihnachtsmann ja nicht“, erklärte Hermine, „das wüsstest du auch wenn du Professor Dumbledore zugehört hättest.“

„Ich habe zugehört, .... fast.“

„Also gar nicht.“

Harry blendete seine beste Freundin kurz aus und sah zum Lehrertisch, auch hier begeisterte Gesichter und Lachen. Naja, bis auf einen Lehrer, der mit verbissener Miene auf seinem Platz saß und dem Stück Pergament quasi mit Blicke erdolchen wollte. Zum ersten Mal in ihrer gesamten Feindschaft waren sie wohl einer Meinung. Er grinste und fragte, „was glaubt ihr, was Snape auf den Zettel schreibt?“

Etwas überrascht über den plötzlichen Themenwechsel brauchten seine Freunde einen Moment um die Frage zu verstehen und dann gingen die wilden Spekulationen los.

„Shampoo?“

„Eine Robe in einer anderen Farbe?“

„Irgendeine eklige Zaubertrankzutat?“

„Den Kopf eines Schülers auf einem Silbertablett.“

Alle Blicke gingen zu Neville, der das Letzte gesagt hatte und sie jetzt breit angrinste.

„Wenn er es sich aussuchen darf, nimmt er meinen Kopf“, seufzte Harry niedergeschlagen, „gut, dass wir uns nur normale Sachen wünschen dürfen.“

„Wieso? Was wolltest du denn drauf schreiben?“

„Frieden?“, fragte Harry sarkastisch, „wäre toll, oder? Kein größenwahnsinniger Irrer, der mir nach dem Leben trachtet, das wäre doch ein absolut tolles Weihnachtsgeschenk.“

Seine Freunde sahen ihn etwas betreten an.

„Denkt euch nichts dabei. Dumbledore war schon bei mir und hat mir nahe gelegt, dass ich mir normale Dinge wünschen soll und IHN und alles, was mit IHM zu tun hat, außen vor lasse“, sagte Harry versöhnlicher. Er hatte seinen Freunden kein schlechtes Gewissen einreden wollen aber auch wenn sie es für den Moment vergessen hatte, er hatte den Krieg nicht vergessen. Wie auch? Auf seinen Schultern lastete mehr als genug Verantwortung.

„Was wünscht du dir?“, fragte Seamus jetzt um die Situation etwas zu entlasten.

Unschlüssig zuckte Harry die Schultern. „Ich weiß es noch nicht, aber ich habe ja auch noch etwas Zeit. Ich muss den Zettel ja erst übermorgen abgeben.“ Nachdem seine Freunde sich damit zufrieden gaben, wandte er den Blick wieder zum Lehrertisch. Auch wenn er es nicht zugeben würde aber es würde ihn wirklich interessieren was Snape auf seinen Zettel schrieb. Was wünschte sich dieser Mann? Wünschte er sich überhaupt etwas? Hatte dieser Typ überhaupt so etwas wie ein Privatleben? Harry schüttelte den Kopf, was ging ihn das an? Er wandte den Blick wieder auf seinen eigenen Zettel und so entging ihm der Moment, wo sich schwarze Augen auf ihn richteten. Aber wahrscheinlich wäre es ihm auch egal gewesen.
 

Drei Tage später hatte Harry seinen Zettel abgegeben, ihm war schlussendlich doch noch etwas eingefallen aber er war sich sowieso sicher, dass sein Zettel nicht gezogen wurde. Vor allem war es eigentlich nicht möglich ihm seinen Wunsch zu erfüllen. Ein leises Schuhu ließ ihn aufsehen und lächeln.

„Hallo Hedwig, wie geht es dir?“

Die Schneeeule schrie ihn liebevoll an und kam quer durch die Eulerei auf ihn zu geflogen um auf seiner Schulter zu landen. Wie immer begann sie fast sofort an seinen Haaren rum zu knabbern.

„Ja, ich habe dich auch lieb“, lachte Harry.

Die Anspannung fiel langsam von ihm ab während er sanft durch das dichte, weiche Brustgefieder strich. Hier oben, in der Einsamkeit der Eulerei und nur in Gesellschaft der Eulen und Käuze, konnte er einen Teil der Verantwortung ablegen. Hier musste er niemanden etwas vorspielen, nicht lächeln wenn ihm zum schreien zumute war und hier konnte er heulen wenn wieder alles zu viel wurde. Niemand fragte hier nach aber es war auch niemand da, der ihn trösten konnte, an dessen Schulter er sich mal aus heulen konnte. Nun, man konnte nicht alles haben. Ein leiser Schrei riss ihn aus seinen Gedanken, Hedwig schrie ihn erneut fragend an.

„Was denn?“

Schuhu, schuhu?

„Mir geht es gut, danke.“

Schu.

„Doch, doch, mir geht es gut.“

Doch der Blick, der ihm aus gelben Augen zugeworfen wurde, zeigte deutlich, dass seine Eule ihm nicht glaubte. Er wusste zwar nicht wie sie das machte aber Hedwig wusste immer sehr genau, wann es ihm gut ging und wann nicht. Er seufzte leise.

„Ich habe an diesen Wunschzettel gedacht und was ich dafür geben würde wenn mein Wunsch in Erfüllung gehen würde, wenn auch nur für wenige Stunden.“

Schuhu, schu, schuhu. Begleitet von freudigem Flügelschlagen.

„Nein“, sagte Harry niedergeschlagen, „dieser Wunsch wird erst in Erfüllung gehen wenn ich meine glorreiche Aufgabe erfüllt habe und ER vernichtet ist.“ Er strich über die weißen Federn, traurig aber mit einer Gewissheit, dass es irgendwann vielleicht so sein sollte.

Schu?

„Alles in Ordnung, ich bin nur etwas melancholisch. Ich bin Weihnachten hier ganz alleine.“

Schu? Schuhu, schu.

Harry grinste angesichts seiner wütenden Eule, streichelte beruhigend über ihre Federn und erklärte dann, „Hermine ist mit ihren Eltern in Urlaub, irgendwo in Afrika eine Safari machen. Ron und seine Familie fahren Charlie in Rumänien besuchen. Seamus hat irgendeine Familienfeier, auf der gegen Todesfeen gebetet wird. Dean besucht seinen großen Bruder in Amerika und Neville wurde von seine Großmutter konfisziert. Du siehst, alle haben etwas vor.“

Hedwig sah ihn einen Moment überlegend an und schrie ihm dann ins Gesicht, gleichzeitig begann sie wild mit den Flügeln zu schlagen.

„Warum ich nicht irgendwo mitfahre? Sowohl Hermine wie auch Ron und Seamus haben mich eingeladen aber ich komme mir überall fehl am Platz vor. Hermines Eltern sind froh ihre Tochter mal für sich zu haben, da würde ich nur stören. Auf Austreibung von Todesfeen habe ich, ehrlich gesagt, keine Lust und die Weasleys, puh, schwierig. Ja, ich liebe diese Familie aber ich gehöre nicht dazu, es ist nicht meine Familie und ich möchte mich nicht immer dazwischen stellen. Sie wollen Charlie besuchen, einen netten Familienausflug in diesen schweren Zeiten, da gehöre ich einfach nicht dazu“, erklärte Harry leise.

Sofort begann Hedwig zu widersprechen bevor sie urplötzlich verstummte und den Kopf um 180 Grad drehte. Noch bevor Harry reagieren konnte, schrie sie auf und schwang sich mit kräftigen Flügelschlägen in die Luft. Er konnte nicht mal mehr etwas sagen als schon eine, allzu bekannte Stimme erklang.

„Warum wundert es mich nur nicht, dass Sie sich schon wieder außerhalb Ihres Schlafsaales herum treiben?“, schnarrte die Stimme, „erleuchten Sie mich, Potter, was ist es dieses Mal?“

Tief durchatmend drehte sich Harry um, sein Lehrer hob sich nur schwach von den Schatten und der Dunkelheit ab. „Ich konnte nicht schlafen, Sir“, sagte er, wohl wissend, dass es egal wäre welche Ausrede er nutzen würde. Snape würde nie eine Ausrede von ihm akzeptieren.

„Aha und weil Sie nicht schlafen können, müssen Sie sich in der Eulerei herum treiben. Auf so sinnvolle Dinge wie Hausaufgaben machen, lernen oder von mir aus auch Yoga sind Sie nicht gekommen, oder?“, schnarrte Snape während er näher kam.

Unwillkürlich trat Harry einen Schritt zurück denn in diesem Moment machte ihm Snape Angst. Niemand wusste, dass er hier war, Snape könnte ihn einfach verschwinden lassen und niemand würde es jemals erfahren. Seine Gedankengänge mussten sich in seinem Gesicht wieder spiegeln denn auf Snapes Gesicht erschien plötzlich ein kaltes, berechnendes Grinsen. Harry schluckte schwer.

Mit einem weiteren Schritt stand Snape direkt vor ihm und sagte, „es wäre ein Leichtes mich Ihrer ein für alle Mal zu entledigen aber leider bedeutet das unzähligen Stunden Papierkram und eine Moralpredigt von Albus. Da ich darauf keine Lust habe, werden wir in der alt hergebrachten Art und Weise mit Ihrem Regelverstoß verfahren. Vierzig Punkte Abzug von Gryffindor, die zwei kommenden Abenden Nachsitzen bei Mr. Filch um 19 Uhr und zwei Ellen Pergament über die Beschäftigungsmöglichkeiten von Schülern in ihrem Schlaf- oder Gemeinschaftsräumen. Verstanden, Potter?“

„Ja, Sir“, gab Harry die einzig akzeptable Antwort.

„Sehr schön“, schnarrte Severus, „und sollte ich Sie bis Weihnachten nochmal während der Sperrstunde außerhalb Ihres Gemeinschaftsraumes erwischen, werden Sie das Vergnügen haben die kompletten Weihnachtsfeiertage bei mir nachzusitzen. Bis Neujahr. Haben wir uns verstanden, Potter?“

Ein schweres Schlucken und ein leises, „ja, Sir.“

Zufrieden nickte Snape bevor er sich umwandte und ging. Im Raus gehen sagte er noch, „Sie haben fünf Minuten um ihn Ihren Gemeinschaftsraum zu kommen, sonst überlege ich mir das mit der endgültigen Lösung noch einmal.“ Dann war er verschwunden.

Harry sah ihm einen Moment nach, winkte dann Hedwig zu und machte sich auf den Weg, er würde es nicht riskieren, dass Snape es sich noch anders überlegte. Er würde ihm wirklich zutrauen ihn hier aus dem Weg zu schaffen, wenn auch nur um seine Ruhe zu haben. So schnell er konnte, huschte er durch die Gänge.
 

Warum hatte er nur so lange getrödelt? Leise fluchend sah sich Harry um und hoffte inständig, dass Snape schon weg war bevor er weiter ging. Seine Gedanken schweiften allerdings, wie so oft in letzter Zeit, schnell wieder ab.

Er war beim letzten Quidditchspiel des Jahres total abgelenkt gewesen und dadurch hatten sie tatsächlich gegen Slytherin verloren. Wer hätte auch ahnen können, dass dieser dämliche Schnatz sich in Malfoys Umhang verfing? Der hatte natürlich nur hinter sich greifen müssen um die zusätzlichen 150 Punkte und damit den Sieg für Slytherin zu erhalten. Die Schlangen hatten sowieso schon geführt, da war es umso ärgerlicher, dass sie wirklich haushoch gewonnen hatten.

Niemand hatte ihm Vorwürfe gemacht aber dennoch war Harry nicht mit seinem Team in die Umkleiden gegangen sondern war noch auf dem Platz geblieben. Seinen Mannschaftskameraden hatte er erzählt, dass er noch etwas üben wollte aber in Wirklichkeit war er einfach nur sinnlos herum geflogen. Nicht dieser rasanten Flug, den er im Spiel an den Tag legte sondern einfach nur ein gemütliches Fliegen, frei von jedem Stress und jeder Verantwortung. Mal hierhin, mal dorthin, mal um die Torringe herum, einfach nur fliegen.

Tja, leider hatte er dabei die Zeit völlig vergessen. Die magischen Lichter hatten ihm vorgegaukelt, dass es früher war als es wirklich war. Er hatte erst bemerkt, wie spät es wirklich war als er nach dem Duschen zurück nach Hogwarts wollte und der Gong erklang. DER Gong, der den Beginn der Sperrstunde einläutete und er befand sich immer noch weit außerhalb seines Gemeinschaftsraumes. Wenn ihn jetzt Snape erwischen würde, wäre er dran denn auch wenn er Weihnachten alleine verbringen musste, so einsam, dass er zu Snape wollte, war er noch nicht.

Das Glück war ihm nicht hold. Das stellte Harry fest als das große Tor von Hogwarts vor ihm auftauchte und er sichtlich erwartet wurde. Denn die Türflügel standen offen und im Torbogen stand eine, leider sehr bekannte, Person. Er seufzte leise, er hatte ihn garantiert schon gesehen also brachte es nichts jetzt umzukehren. Also raffte er den Mut, der ihn angeblich ins Löwenhaus gebracht hatte, zusammen und trat Snape entgegen.

„Haben Sie so eine Sehnsucht Weihnachten bei mir zu verbringen?“, schnarrte Snape sofort.

„Nicht unbedingt, Sir.“

„Warum treiben Sie sich dann während der Sperrzeit nicht nur außerhalb Ihres Gemeinschaftsraumes sondern auch außerhalb Hogwarts herum?“

„Ich habe die Zeit vergessen, Sir. Ich habe noch trainiert.“

Snape zog eine Augenbraue hoch und sagte, „dieses schlappe Fliegen nennen Sie trainieren? Kein Wunder, dass Gryffindor verloren hat.“

Es dauerte einen Moment bis Harry diese Aussage verstanden hatte und überrascht fragte, „Sie haben mich beobachtet? Warum?“

„Ich bin Ihr Lehrer und damit, leider, für Ihr Wohlbefinden verantwortlich. Was glauben Sie eigentlich, was ich mir anhören darf wenn Sie vom Besen fallen und einen hässlichen Fleck auf dem Boden hinterlassen?“, fragte Snape trocken.

„Lassen Sie mich raten, viel zu viel Papierkram?“, fragte Harry vorsichtig, „und eine Moralpredigt von Professor Dumbledore?“ Dann geschah etwas, worauf Harry nicht vorbereitet war denn sein Lehrer sah ihn für einen Moment überrascht an bevor sich der rechte Mundwinkel so weit hob, dass er es eindeutig als Lächeln identifizieren konnte. Als snapsches Lächeln. Doch genauso schnell wie es da war, war es wieder weg.

„Warum können Sie im Unterricht nicht genauso gut zuhören und sich die einfachsten Anweisungen merken?“, fragte Snape, „aber egal, Sie erinnern sich an diese Worte. Erinnern Sie sich auch noch an den Rest, den ich an diesem Abend gesagt habe?“

Harry ließ die Schultern hängen und murmelte, „Nachsitzen von Weihnachten bis nächstes Jahr wenn Sie mich noch ein Mal innerhalb der Sperrzeit antreffen.“

„Sehr schön.“

Ein Gedankenblitz kam Harry und er sagte, „wollen Sie sich wirklich das Fest verderben? Sie wollen doch bestimmt auch etwas Freizeit und die hätten Sie nicht wenn ich bis nächstes Jahr bei Ihnen nachsitzen muss.“

Snape legte den Kopf schief und sagte, „im Prinzip haben Sie Recht.“

„Dann lassen wir das Nachsitzen einfach?“, fragte Harry hoffnungsvoll und mit einem etwas missglückten Grinsen. Der Blick aus schwarzen Augen war eiskalt und er fügte zögernd hinzu, „wir lassen das Nachsitzen natürlich nicht ausfallen.“

„Korrekt. Weiter!“

„Weil Slytherin heute gewonnen hat, haben Sie gute Laune und ich muss nur einen Tag nachsitzen“, schlug Harry wenig hoffnungsvoll vor. Er glaubte keine Sekunde daran, dass sich Snape dazu bereit erklären würde. Er wurde sehr überrascht.

„Einverstanden.“

„Wirklich?“

„Ja, Potter, wirklich.“

„Warum?“, entfuhr es Harry ungewollt.

„Weil ich mir nicht meine komplette Freizeit mit Ihrer Anwesenheit verderben will, ganz einfach“, gab Snape zu bevor sich ein hinterhältiges Grinsen auf seinem Gesicht ausbreitete. „Aber es soll ja dennoch eine Strafe sein und deswegen werden wir uns am 25. nach dem Frühstück in der Eingangshalle treffen. Sie sollten sich warm anziehen.“

Harry klappte die Kinnlade runter, wollte der Kerl ihm wirklich den ganzen Tag verderben? Doch der ernste Gesichtsausdruck seines Gegenübers war eindeutig also seufzte er leise, „verstanden, Sir.“

„Sehr schön. Dann begeben Sie sich jetzt in Ihren Schlafsaal und ich will Sie dieses Jahr nicht mehr innerhalb der Sperrstunde sehen. Sonst sitzen Sie wirklich das restliche Schuljahr nach. Haben wir uns dieses Mal richtig verstanden?“, fragte Snape ernst.

„Ja, Sir. Verstanden.“

„Dann gehen Sie.“

„Ja, Sir. Gute Nacht“, murrte Harry. Er rechnete nicht mit einer Erwiderung doch er wurde, wie schon so oft in diesem Gespräch, überrascht.

„Gute Nacht, Potter.“
 

Die große Halle war voll besetzt, Stimmengewirr lag in der Luft und das Klappern von Besteck, Gläsern und Tassen war zu hören. Das Abendessen war in vollem Gange und Harry hatte seine Freunde gerade von seinen geänderten Weihnachtsplänen informierte.

„Du Ärmster. Willst du nicht doch noch mitkommen? Wenn du Dumbledore fragst, lässt er dich bestimmt gehen“, sagte Hermine besorgt.

„Nein, das wird schon. Es ist ja nur ein Tag.“

„Aber der 25.? Das ist doch nicht fair“, warf Ron ein.

„Ich war außerhalb der Sperrstunde unterwegs, er hatte mich vorgewarnt und ehrlich gesagt, bin ich schon froh, dass es nur ein Tag ist“, grinste Harry, „stellt euch vor, ich müsste bis Neujahr jeden Tag zu Snape. DAS wäre der Horror.“

„Ist es überhaupt rechtens wenn er dich Weihnachten nachsitzen lässt?“, fragte Neville vom Rand aus.

„Keine Ahnung.“

„Du solltest zu Professor Dumbledore gehen und dich beschweren.“

„Und was dann?“, fragte Harry, „dann sitze ich den 25. alleine im Schlafsaal oder kann mich mit den Erstklässlern im Gemeinschaftsraum treffen.“

„Du ziehst Snape vor?“

Prustend spuckte Dean seinen Kaffee quer über den Tisch und lachte, „ich hätte dir mehr Geschmack zugetraut.“

Grinsend schüttelte Harry den Kopf. „Ich mir auch.“

„Dein Ernst?“, fragte Hermine geschockt.

„Nein, natürlich nicht. Was soll ich mit Snape? Der Typ ist so alt wie mein Vater und ein arrogantes, unfaires, schleimiges Arschloch, er.....“

„Ist auch Ihr Lehrer, Potter“, unterbrach ihn eine eiskalte Stimme.

Sämtliche Farbe wich aus Harrys Gesicht, seine Freunde sahen nicht viel besser aus. Neville sah aus als wollte er sich so schnell wie möglich aus dem Staub machen aber er war starr vor Angst. Sehr langsam drehte sich Harry um, schwarze Augen verkündeten seinen baldigen Tod und er war sich sehr sicher, dass Snape in der Beseitigung seiner Feinde wesentlich erfolgreicher war als ER.

„Interessante Beschreibung, Potter. Und da ich ja so ein unfaires Arschloch bin, werden Sie sich am 25. VOR dem Frühstück in der Eingangshalle einfinden. Ich denke, um sechs Uhr wäre angemessen. Denken Sie nicht auch?“, knurrte Snape mit einer Stimme wie Eis.

„Toller Vorschlag“, brachte Harry gequält heraus, „was ist mit dem Frühstück?“

„Das können Sie einnehmen wenn wir fertig sind. Je eher wir also fertig sind, umso eher bekommen Sie etwas zum Frühstück.“

„Was haben wir denn vor?“, wagte es Harry zu fragen.

Snape grinste ihn kalt an und sagte, „da wir sehr viel Zeit an dem Tag haben, werden wir zum fröhlichen Kräutersuchen in den verbotenen Wald gehen.“

„Ich bin begeistert.“

„Das freut mich“, schnarrte Snape bevor er sich umdrehte und einfach ging.

Harry sah ihm einen Moment nach, drehte sich dann wieder um und ließ den Kopf mit einem dumpfen Geräusch auf den Tisch fallen. „Ich bin so was von tot.“

Seine Freunde hatten die Frechheit zu lachen, außer Hermine, die ihm beruhigend über die Schulter strich und ihm versicherte, dass es bestimmt nicht so schlimm werden würde. Klar, sie musste ja auch nicht mit Snape in den verbotenen Wald. Der Typ würde ihn einfach kalt machen und im Wald verscharren, garantiert. So als Weihnachtsgeschenk an sich selber.
 

Mühsam unterdrückte Severus ein Gähnen und fragte sich, warum er sich das antat? Warum hatte er aufs Frühstück verzichtet? Ach ja, um dem Bengel eins auszuwischen und nach dessen Gesichtsausdruck hatte er das auch geschafft. Wenn er von der Moralpredigt von Albus absah, verlief sein Plan hervorragend. Auch wenn er sich immer wieder fragte, warum er das eigentlich tat? Der Bengel würde es ihm eh nicht danken, wenn er seinen Plan überhaupt durchziehen konnte. Seufzend straffte er sich und betrat die letzte Treppe, die ihn in die Eingangshalle bringen würde und wehe dem Bengel, wenn er zu spät kam.
 

Die erste Überraschung an diesem Morgen war die Tatsache, dass Potter wirklich pünktlich war. Auch wenn er ihn mit kleinen, müden Augen und einem breiten Gähnen begrüßte und einem großen Rucksack auf dem Rücken.

„Ihnen auch einen guten Morgen“, schnarrte Severus sarkastisch.

„Verzeihung, Sir, es ist zufällig sehr früh“, gab Potter sichtlich angepisst zurück.

„Ist mir nicht aufgefallen. Können wir?“

„Natürlich, Sir.“

Severus gestattete sich ein schwaches Grinsen und wandte sich zum Gehen. Er hörte wie sich der Bengel hinter ihm leise maulend in Bewegung setzte.
 

Die zweite Überraschung erwartete Severus während sie arbeiteten. Zu seinem grenzenlosen Erstaunen hörte der Junge ihm zu, hielt sich an die Anweisungen und stellte weniger dämliche Fragen als er erwartet hatte. So kamen sie relativ schnell voran, wenn man bei dieser Arbeit schnell voran kommen konnte.

„Sir?“

Severus sah von der Betrachtung eines Egelfarnes auf und hob fragend eine Augenbraue.

„Wir arbeiten seit vier Stunden, was halten Sie von einer Pause?“, fragte Potter hoffnungsvoll. Gleichzeitig setzte er den Rucksack ab.

Leider war die Idee einer Pause eine sehr verlockende Vorstellung auch wenn sie nur sinnlos rum sitzen konnten. Sein Blick ging auf die zwei Körbe, die er verkleinert mitgebracht hatte, sie waren dreiviertel voll. Wenn er sie ganz füllen wollte, brauchten sie noch mindestens zwei Stunden, noch ein sehr gutes Argument, dass für eine Pause sprach. „In Ordnung“, stimmte Severus zu.

Potter strahlte ihn förmlich an, sah sich kurz suchend um und marschierte dann mit Rucksack und Korb zu einem umgestürzten Baum. Severus verleierte kurz die Augen, folgte ihm aber dann. Wenn sie schon Pause machten, konnten sie sich wirklich hinsetzen.

„Warum schleppen Sie eigentlich diesen Rucksack mit sich rum?“, fragte Severus während sie sich setzten.

Mit einem breiten Grinsen stellte Potter den Rucksack auf den Boden und stellte nacheinander zwei Tassen, einen verzauberten Krug und einen abgedeckten, kleinen Korb auf den Baumstamm. „Ich dachte mir, wenn wir schon kein Frühstück kriegen, nehme ich etwas Proviant mit“, erklärte er grinsend.

„Wen erwarten Sie noch?“

„Wie meinen? Niemanden, ich wusste ja nicht wie lange wir unterwegs sind.“

Severus sah ihn skeptisch an, vor allem weil Potter immer mehr Sachen auspackte. Er griff überrascht zu als ihm ein Teller hingehalten wurde und zog gleichzeitig seinen Zauberstab. Zwar wurde er verwirrt angesehen doch als er nur einen flachen Stein so weit vergrößerte, dass er als Tisch dienen konnte, grinste Potter plötzlich. Schnell waren die Sachen auf dem Steintisch ausgebreitet.

„Ich wusste nicht, was sie so essen also habe ich mir von den Hauselfen einiges einpacken lassen“, sagte Potter entschuldigend während sein Blick über den gedeckten Tisch schweifen ließ.

„Ich bin mir sehr sicher, dass ich etwas finden werde, was mir zusagt.“ Auch wenn es Severus nicht gerne zugab aber diese Aktion überraschte ihn sehr und eigentlich hätte er seinem Schüler so eine ungewohnte Fürsorge nie zugetraut.

„Das freut mich.“

„Potter, warum tun Sie das?“, fragte Severus plötzlich.

Er wurde nur verwirrt und fragend angesehen.

Severus machte eine Armbewegung, die den Tisch einschloss und fragte erneut, „warum tun Sie das? Wenn wir keine Pause machen würden, wären wir schneller fertig und Sie könnten schneller Ihren eigenen Dingen nachgehen. Warum also zögern Sie Ihre Zeit bei dieser Strafarbeit unnötig hinaus?“

Unschlüssig zuckte Potter mit den Schultern und wandte den Blick ab. „Können wir nicht einfach essen?“

Er wollte also nicht antworten doch Severus war nicht gerne im Unklaren also fragte er erneut, „warum tun Sie das?“

Neben ihm erklang abgrundtiefes Seufzen und dann die niedergeschlagene Antwort, „weil ich sonst ganz alleine in meinem Schlafsaal oder Gemeinschaftsraum rum sitze und mich zu Tode langweile. Es war klar, dass wir eine Weile hier draußen rum laufen und da dachte ich mir, weil Weihnachten ist, könnten wir uns einfach mal wie normale Menschen benehmen.“

„Wie meinen Sie das?“

Potter sah ihn vorwurfsvoll an und meinte, „Sie wissen ganz genau, was ich meine. Sie machen mich fertig seit ich auf diese Schule gekommen bin und das nur weil ich wie mein Vater aussehe. Ja, ich hätte nicht in Ihr Denkarium sehen dürfen, das habe ich damals schon gesagt aber Sie haben mir nicht mal die Chance gegeben mich zu rechtfertigen. Es tut mir leid, wie damals schon aber wahrscheinlich wollen Sie es jetzt genauso wenig hören wie damals. Was mein Vater und Sirius getan haben, war absolut schäbig aber diesen Zwist auf dem Rücken eines Unschuldigen auszutragen, ist genauso schäbig. Ich kann nichts dafür, was damals war und ich würde so etwas auch nie machen, das würde ich nicht mal Malfoy antun. Dass ich den Fluch gegen ihn verwendet habe, tut mir genauso leid, ich hätte nie damit gerechnet, dass so etwas dabei raus kommt. Aber ich habe mich schon bei Malfoy entschuldigt und wir haben es wie vernünftige Menschen geklärt.“
 

Es dauerte eine ganze Weile bis Severus sich zu einer Antwort durchringen konnte. „Warum sprechen Sie gerade jetzt davon? Gerade hier?“

„Naja, wenn Sie mich um die Ecke bringen wollen, dann hier. Sie könnten es als Unfall tarnen und keiner wäre böse auf Sie“, sagte Harry mit einem verunglückten Grinsen, „natürlich wäre da immer noch der Papierkram.“

Jetzt grinste Severus fast schon gegen seinen Willen bevor er wieder ernst wurde. Der Junge hatte Mut bewiesen ihm diese Sachen an den Kopf zu werfen, war scheinbar doch nicht umsonst bei den Gryffindors gelandet. Seine Antwort kam am Anfang sehr zögerlich, wurde aber mit den Worten immer zuversichtlicher.

„Ich glaube, ich muss mich bei Ihnen für mein Verhalten entschuldigen. Es war wirklich nicht richtig diesen alten Zwist auf Ihrem Rücken auszutragen. Es war nicht nur Ihr Aussehen sondern auch Ihr, teilweise unmögliches Verhalten. Bereits in der ersten Stunde haben Sie es nicht für notwendig befunden mir zuzuhören.“

„Moment, ich habe zugehört, ich habe sogar mitgeschrieben“, protestierte Harry sofort.

„Mitgeschrieben? Was?“

„Was Sie gesagt haben.“

„Das schreibt nie jemand mit“, sagte Severus verwirrt.

„Ich schon, ich kannte es ja nicht. Ich habe es damals nicht verstanden, ich verstehe es heute noch nicht. Ich habe zugehört, sogar mitgeschrieben und Sie haben mich vor versammelter Klasse zum Clown gemacht“, sagte Harry traurig, „ich habe es einfach nicht verstanden.“

Jetzt war Severus sprachlos, diesen Harry Potter kannte er nicht und er stellte sein Weltbild leider so gehörig auf den Kopf, dass ihm keine Erwiderung dazu einfiel. Sein Blick ging auf den Steintisch, wo unzählige kleine, abgedeckte Schalen, Körbchen und Teller standen. Obwohl er den Jungen so mies behandelt hatte, hatte dieser an ihn gedacht denn die Menge reichte locker für zwei Personen. Er wusste, er musste ihm irgendwann antworten doch ihm fehlten momentan die Worte. „Lassen Sie uns essen“, schlug er daher vor, „wir haben noch etwas Arbeit vor uns und Sie wollen doch im Hellen wieder zurück nach Hogwarts, oder?“

„Wäre schön.“

„Dann guten Appetit.“

„Ihnen auch“, sagte Potter während er schon nach dem Krug griff, „ich habe leider nur Kaffee dabei.“

Ihm wurde wortlos eine Tasse hingehalten und als er seinem Lehrer ins Gesicht sah, empfing ihn ein schwaches Grinsen. Er konnte nicht anders als es zu erwidern und dann die Tasse zu füllen. Vielleicht hatte sein Vorhaben doch etwas Gutes und sie würden in Zukunft etwas besser miteinander auskommen.

In stillem Einvernehmen begannen Beide sich zu bedienen und ihr verpasstes Frühstück nachzuholen.
 

Satt und seltsam zufrieden machten sie sich wenig später wieder an die Arbeit. Severus konnte es sich nicht verkneifen immer wieder nach seinem Schüler zu sehen, er verstand in diesem Moment nicht, warum der so gehandelt hatte. Während er die giftigen Blätter des Egelfarnes mit einem Zauberspruch lähmte, dachte er über seine Worte nach. Leider musste er sich eingestehen, dass Potter Recht hatte, sein Verhalten war absolut schäbig gewesen. Er hatte den alten Groll auf James Potter einfach unreflektiert auf seinen Sohn übertragen und wenn er ehrlich war, war das noch viel schlimmer als sein Zwist damals mit James. Denn er war erwachsen, Potters Lehrer und in einer Machtposition, es war erbärmlich, dass er einem Schüler das Leben zur Hölle gemacht hatte. Dass er ihm nebenbei mehrfach das Leben gerettet hatte, machte sein Verhalten nicht viel besser. Er seufzte innerlich, er hatte einiges wieder gut zu machen und sein, schon gefasster, Plan war ein sehr guter Anfang. Blieb die Frage, ob Potter da mitmachte.

„Professor Snape?“

„Ja?“ Die Antwort kam automatisch auch wenn Severus mit seinen Gedanken noch nicht wieder ganz im verbotenen Wald war.

„Ich bin fertig“, sagte Potter ruhig, „und diese Liane hat gerade die Farbe gewechselt, muss mich das beunruhigen?“

„Wenn sie blau wird, schlägt sie kurz danach nach ihrem Angreifer aus“, gab Severus zurück während er sich aufrichtete. Er sah gerade noch wie Potter einen beherzten Sprung nach hinten machte und die violette Ranke misstrauisch beäugte. „Ich sagte blau, nicht violett.“

„Man weiß nie“, gab Potter misstrauisch zurück.

Severus schüttelte kurz den Kopf, warf dann einen prüfenden Blick in die Körbe und meinte, „es reicht für heute. Gehen wir zurück, dann haben Sie noch etwas von dem Tag.“ Zu seiner Überraschung nickte der Junge nur schweigend und setzte sich mit ihm zusammen in Bewegung. Er hatte eigentlich gedacht, dass er sich freuen würde wenn er ihn endlich los wäre. Schließlich war es bereits zwei Uhr und damit hatte er acht Stunden in der Gegenwart der alten Kerkerfledermaus verbracht. Ja, Severus wusste ganz genau wie die Schüler ihn nannten, wobei die Kerkerfledermaus noch eine der nettesten Bezeichnungen war. Da er nicht wirklich etwas unternahm um seinen Ruf zu verbessern, musste er wohl damit leben. Er war halt der Böse.
 

In der Eingangshalle hielt Severus an und streckte fordernd die Hand aus, Potter übergab ihm seinen Korb sofort. Er zögerte noch einen Moment, raffte dann seinen Mut zusammen und sagte, „Sie sind für heute entlassen, Ihr Nachsitzen ist hiermit beendet. Ich lade Sie allerdings noch auf einen Tee ein als Ausgleich für das Frühstück. Sie müssen natürlich nicht, es ist nur ein Angebot. Ich verstehe es durchaus, wenn Sie Ihre Zeit sinnvoller verbringen wollen.“

Potter blinzelte ihn überrascht an.

„Sie imitieren gerade Ihre Eule“, informierte Severus ihn, „und es ist eine sehr gute Imitation.“

Das Blinzeln verschwand, ein breites Grinsen erschien. „Ich verbringe scheinbar zu viel Zeit in der Eulerei.“

„Vor allem zu den unmöglichsten Zeiten“, stimmte Severus ihm zu, „also, Tee?“

„Gerne“, gab Potter zurück und er klang sehr ehrlich dabei.

„Dann kommen Sie.“

Ohne Widerspruch folgte Potter ihm, auch wenn Severus nie damit gerechnet hatte, dass sein Plan wirklich klappte.
 

Neugierig sah sich Harry um. Wie oft hatten er und seine Freunde Vermutungen angestellt, wie die Privaträume von Snape aussahen? Von Kerkern mit Ketten und Folterinstrumenten war die Rede gewesen, von einem Sarg statt einem Bett, von Spinnweben und kopfgroßen Spinnen, von Gläsern, gefüllt mit den ekligsten Trankzutaten oder Teilen von Schülern und natürlich von Snape selber, der hier als Fürst der Kerkerhölle residierte. Nicht erwartet hatte Harry dieses sehr gemütliche Wohnzimmer, in das er gerade gebeten wurde.

„Haben Sie irgendwelche Vorlieben bei Tee?“, fragte Snape gerade.

„Nein. Ich kenne mich damit gar nicht aus“, gab Harry zu.

Snape nickte nur, deutete aufs Sofa und sagte, „setzen Sie sich, ich mache Tee.“

Während Harry der Aufforderung folgte, verließ Snape den Raum durch eine der zwei Türen. Es würde gewiss eine Zeit dauern bis er wieder da war also nutzte Harry die Zeit um sich umzusehen. Snape hatte schließlich nicht gesagt, dass er auf dem Sofa sitzen bleiben musste. Er würde einfach nichts anfassen, vielleicht überlebte er seinen Besuch dann. Warum er überhaupt zugesagt hatte, wusste er selber nicht also schob er diese Gedanken beiseite und sah sich um.

Ein wirklich, gemütliches Wohnzimmer. Die Wände waren in den unten zwei Dritteln mit hellem, rotbraunem Holz getäfelt, das letzte Drittel war in einem hellen Beige gestrichen. Zwei dunkelrote Teppiche unterbrachen das steinerne Grau des Fußbodens, einer vor dem Kamin und unter der Sitzgruppe und einer in der Mitte des Raumes. Zwei Türen gingen von den Raum ab, durch die Angelehnte war Snape verschwunden, die Zweite war geschlossen. Sein Blick ging über eine geschlossene Kommode und drei Regale, zwei waren mit Büchern voll gestellt. Die Pergamentrollen im Dritten sahen verdächtig nach Aufsätzen aus, was auch das Tintenfass mit der roten Tinte daneben erklären würde. Er blieb davor stehen und musste grinsen, Snape brauchte garantiert sehr viel davon.

„Zwei Fässer pro Woche“, erklang hinter ihm.

Überrascht drehte sich Harry um, Snape betrat gerade den Raum und trug ein Tablett in den Händen, dass er auf dem schwarzen Glastisch vor dem Kamin abstellte. „Bitte?“, fragte er.

„Der Verbrauch der roten Tinte, die Frage stand Ihnen ins Gesicht geschrieben“, erklärte Snape während er zu der Kommode ging und etwas raus holte. Erst auf den zweiten Blick erkannte Harry die Kerzen, die auf genau dieser Kommode platziert wurden und mit einem Zauberstabschwenk angezündet. Als er seinen fragenden Gesichtsausdruck sah, erklärte Snape, „wenigstens etwas weihnachtliche Stimmung wenn Sie schon hier sein müssen.“

„Ich muss nicht, Sie haben es mir frei gestellt“, warf Harry schnell ein bevor er auf das Fass deutete und grinsend fragte, „bekommen Sie vom Händler schon Ermäßigung?“

„Ja“, gab Snape grinsend zu. Er deutete dann auf eines der Sofas und setzte sich selber in den einzelnen Sessel.

Harry folgte der Aufforderung, setzte sich und nahm die Tasse entgegen, die ihm hingehalten wurde. Sein Blick ging nochmal zu den Kerzen, denn solche Kerzen hatte er noch nie gesehen. Sie waren rund, rot und mit silbernen Ornamenten besetzt. Er runzelte die Stirn, waren da wirklich Edelsteine auf den Kerzen? Brannten die mit ab? Seltsame Kerzen, beschloss zumindest Harry für sich selbst.

„Zucker? Zitrone? Oder sonst etwas?“

„Kommt auf den Tee an“, gestand Harry etwas überrascht, der schnell einen Schluck probierte und dann den Kopf schüttelte, „nichts, das schmeckt hervorragend. Der Tee ist perfekt.“

Mit einem schwachen Lächeln nahm Snape seine eigene Tasse und murmelte, „danke.“

„Haben Sie den gemacht?“

„Die Mischung, ja.“

Nachdenklich probierte Harry noch einen Schluck aber an seinem Urteil änderte sich nichts. Der Tee war perfekt, zumindest für seinen Geschmack. Er schmeckte Kräuter und einen Hauch von Süße, deren Ursprung er allerdings nicht einordnen konnte. Er trank noch einen Schluck und sagte, „ich finde ihn super. Warum mischen Sie den selber?“

„Weil mir der gekaufte Tee nicht zusagt, ganz einfach.“

„Macht Sinn.“

„Ist mir bewusst“, sagte Snape bevor er schwieg.

Da Harry ihn nicht provozieren wollte, schwieg er auch und trank immer wieder einen kleinen Schluck Tee. Er ließ seine Gedanken schweifen doch irgendwie kam nichts dabei raus. Er wusste nicht, ob es an dem fantastischen Tee oder an dem seltsamen, beruhigenden Duft der Kerzen lag aber er war zu keinem klaren Gedanken fähig. Es war nicht so als wäre er benebelt aber er konnte sich einfach keine Sorgen machen. Irgendwie kam ihm der Gedanke, dass Snape etwas damit zu tun hatte. Allerdings musste er sich eingestehen, dass es ihm egal war. Mit einem leisen Seufzen kuschelte er sich tiefer in die weiche Polsterung und schoss sogar die Augen. Wenn er schon einmal so sorglos war, wollte er es auch genießen.
 

Wie lange sie so da saßen, jeder seinen Gedanken nachhängend, wusste keiner mehr, es war allerdings wesentlich länger als eine Tasse Tee. Severus hatte sich irgendwann ein Buch zu sich schweben lassen und gelesen, immer mal wieder einen Blick auf seinen Gast werfend. Aber der Junge hatte sich nicht bewegt, er hatte sich in die später angebotene Decke gekuschelt und schien einfach die Ruhe zu genießen. Sein Blick ging zu den zwei Kerzen, die zur Hälfte runter gebrannt waren und dann zur Standuhr, es war kurz nach sechs Uhr also könnte man, rein technisch gesehen, Abendessen. Severus räusperte sich laut genug damit er seinen Gast erreichte.

„Sir?“

„Was halten Sie von Abendessen?“, fragte Severus. Er war sich nicht sicher welche Antwort er lieber hören würde.

Überrascht sah Harry zur Uhr und murmelte, „ich habe gar nicht bemerkt wie schnell die Zeit vergangen ist. Aber Abendessen klingt super, dann spar ich mir den Weg in die Große Halle.“

„Oder in die Küche.“

„Oder dahin“, gab Harry grinsend zu.

Kopfschüttelnd aber mit einem schwachen Grinsen legte Severus sein Buch weg und erhob sich. „Kommen Sie, wir essen in der Küche. Vorausgesetzt, Sie können sich entwickeln.“

„Das schaff ich irgendwie“, sagte Harry überzeugt doch irgendwie wollte er die dicke, kuschelige Decke nicht hergeben.

Sein Dilemma schien man ihm anzusehen denn Severus seufzte und sagte, „bleiben Sie sitzen. Wir können auch hier essen. Ich möchte ja nicht, dass Sie sich das Genick brechen weil Sie in der Decke hängen bleiben.“

„Zu viel Papierkram?“

„Viel zu viel.“

Während Harry jetzt wirklich breit grinste, verließ Severus den Raum.
 

Wenig später saßen sie sich beim Abendessen gegenüber. Mit Äpfeln und Backpflaumen gefüllter Truthahn, verschiedenes Wurzelgemüse und kross gebratene Bratkartoffeln mit einer dunklen Soße, Harry lief schon beim Anblick das Wasser im Mund zusammen. „Das sieht köstlich aus“, sagte er fassungslos. Es war zwar fast das gleiche Essen wie in der Großen Halle aber irgendwie sah es anders aus.

„Dann guten Appetit.“

Die Worte kamen sehr knapp und abweisend, Harry sah überrascht auf. „Sir, alles in Ordnung? Es sieht wirklich köstlich aus.“

„Ist mir bewusst, ich habe es schließlich gekocht“, gab Severus ausweichend zurück und ohne ihn anzusehen.

Jetzt war Harry sprachlos. Sein Blick ging erneut über das Essen und ihm stellte sich eine Frage. Er zögerte. Es lag wohl an der sorgenlosen Stimmung, dass er die Frage wirklich stellte, „warum kochen Sie für sich alleine so ein Essen? Das ist doch sehr viel Arbeit.“

„Essen Sie einfach.“

Harry wollte noch etwas sagen als ihn der Blick seines Lehrers traf. Er schluckte, zwang sich zu einem Lächeln und sagte, „dann guten Appetit.“

„Ebenfalls.“

Schweigend wurde das Essen eröffnet und Harrys Einschätzung bewahrheitete sich. Das Essen war wirklich köstlich.
 

Irgendwie war Harry nach dem Essen nicht gegangen sondern war immer noch im Wohnzimmer, wieder in seine Decke gekuschelt und mit dem Blick auf das sanft brennende Kaminfeuer. Neben ihm stand eine Tasse von dem Tee, den ihm sein Lehrer unaufgefordert hingestellt hatte. Auch wenn er es nie geglaubt hatte aber er fühlte sich gerade rundum wohl und war mit der Situation einfach zufrieden. Als das leise Rascheln von Papier erklang, wandte er den Kopf und beobachtete seinen Lehrer beim Lesen.

„Fällt Ihnen etwas auf, was Sie in den letzten Jahren übersehen haben?“, fragte Severus ohne von seinem Buch aufzusehen.

„Sie wussten, dass ich heute hier esse, deswegen haben Sie gekocht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie sich so viel Arbeit machen würden wenn Sie alleine hier sitzen würden“, sagte Harry.

„Nicht gewusst aber gehofft.“

„Warum?“, fragte Harry ruhig aber interessiert.

Jetzt sah Severus auf, der Blick war nicht wirklich zu deuteten bevor er ein kleines Pergament aus seiner Tasche holte und es hoch hielt. „Erkennen Sie es wieder?“

„Mein Weihnachtswunsch.“

„Korrekt.“

„Wieso haben Sie den?“

„Weil Professor Dumbledore es so wollte, er wollte nicht, dass Ihr Pergament aus Versehen gezogen wird. Er befürchtete wohl, dass Sie etwas bezüglich des Krieges drauf schreiben“, erklärte Severus, „es wurden einige Pergamente aussortiert.“

„Haben Sie die alle? Oder nur meinen?“, fragte Harry. Er war immer noch sehr entspannt und das war nicht mal geschauspielert, er fühlte sich hier sicher und sehr wohl.

„Nur Ihren.“

„Warum?“

„Weil das der einzige Wunsch war, den ich verwirklichen konnte“, erklärte Severus.

„Hm, der erfüllte Wunsch war doch ganz lustig“, sagte Harry grinsend. Als sein Gegenüber nur das Gesicht verzog, wurde das Grinsen noch breiter. Er erinnerte sich gut an das letzte Frühstück von den Ferien als Dumbledore ein Pergament aus einem großen Topf gezogen hatte. Der Wunsch war ein rosa Einhorn gewesen, was zu einem lauten Gekicher am Ravenclawtisch geführt hatte. Eine Zweitklässlerin hatte sich, auf Dumbledores Frage, schuldig bekennen müssen aber mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Nun, Dumbledore hatte angemerkt, dass Einhörner im Normalfall nicht rosa waren und hatte dann eine Tasse in ein rosa Einhorn verwandelt, so groß wie eine Katze und mit glitzerndem Horn. Das Mädchen hatte sich sehr gefreut denn der Zauber würde die ganzen Ferien über halten, sie hatte also ihr rosa Einhorn bekommen.

„Ich scheine einen anderen Geschmack zu haben“, murrte Severus doch dann schüttelte er den Kopf, öffnete das Pergament, las es aber nicht vor.

„Sie denken, dass es ein sinnloser Wunsch war.“ Eine Feststellung, keine Frage.

„Nein. Ich hatte mit etwas Sinnlosem gerechnet, wie Frieden, Geld oder Liebe aber nicht damit“, gestand Severus. Zu seiner Überraschung schnaubte Harry nur. „Nicht?“

„Frieden durfte ich mir nicht wünschen, war ein Befehl von Oben. Geld haben mir meine Eltern genug hinterlassen.“

„Bleibt die Liebe.“

Harry seufzte leise und fragte, „was soll ich mit Liebe wenn ein größenwahnsinniger Irrer hinter mir her ist? Ich bringe jeden in Gefahr, der mir näher kommt.“

„Also blieb das hier“, murmelte Severus, den Blick noch immer auf das Pergament gerichtet bevor er es doch vorlas, „eine sorgenfreie Zeit.“

„Ja, das blieb.“

„Habe ich es erreicht?“, fragte Severus.

Verwirrt runzelte Harry die Stirn.

„Hatten Sie eine sorgenfreie Zeit, wenn sie auch noch so kurz war?“

Jetzt lächelte Harry und nickte. „Ja, hatte ich. Sie haben mir also doch was in den Tee getan.“

„Nein, ich würde niemals so guten Tee verderben“, sagte Severus mit einem schwachen Grinsen bevor er zur Kommode deutete, „die Kerzen.“

Etwas überrascht folgte Harry dem Blick und sah, dass die Kerzen fast runter gebrannt waren. Wenn er sich recht erinnerte, hatte diese Sorglosigkeit wirklich begonnen als er die Kerzen angezündet hatte. „Was passiert wenn sie abgebrannt sind?“

„Der Effekt hält dann noch etwa dreißig Minuten, dann kehren die Sorgen zurück.“

„Kann ich davon welche haben? Die sind echt praktisch“, sagte Harry.

„Nein. Die Herstellung ist sehr aufwendig und man kann sie nur sehr selten einsetzen, sie machen leider abhängig.“

Harrys Kopf fuhr herum doch sein Kommentar blieb ihm im Halse stecken als er den sehnsuchtsvollen Blick seines Lehrers sah, der auf die Kerzen gerichtet war. Nachdenklich sah er zurück und fragte, „wie oft kann man sie einsetzen?“

„Einmal im Jahr wenn man keine Abhängigkeit riskieren will.“

„Wie kann man von Geruch abhängig werden?“, fragte Harry während er sich wieder richtig hinsetzte und seinen Gesprächspartner ansah.

Das Lächeln, dass sich auf Severus' Gesicht ausbreitete, war schwach und melancholisch. „Wie haben Sie sich die letzten Stunden gefühlt?“

„Zufrieden, sorgenfrei, sicher.“

„Würden Sie sich nicht gerne öfters so fühlen?“

„Doch, natürlich.“

„Also würden Sie immer öfters die Kerzen benutzen und irgendwann würden Sie gar nicht mehr ohne können weil Sie verlernt haben sich Ihren Sorgen und Ängsten zu stellen“, erklärte Severus mit einem seltsamen Unterton in der Stimme.

„Sie waren bereits an diesem Punkt“, stellte Harry fest.

„Ja.“

„Wie haben Sie es geschafft davon los zu kommen?“

Das Lächeln wurden zynischer. „Professor Dumbledore kann sehr hartnäckig sein.“

„Manche würden auch nervig dazu sagen.“

„Nein, Schüler sind nervig“, widersprach Severus.

„Wir sind nicht nervig, nur missverstanden.“

Severus' Blick war eindeutig.

„Ist doch so“, beharrte Harry bevor er nochmal nachdenklich zu den Kerzen sah und schließlich sagte, „ich möchte mich nochmal dafür entschuldigen, dass ich in Ihr Denkarium gesehen habe. Das hätte ich nicht machen dürfen, es tut mir leid.“

„Ich hätte es nicht offen rum stehen lassen dürfen“, wandte Severus ein, er wurde überrascht angesehen und zuckte mit den Schultern. „Auch mich beeinflussen die Kerzen.“

„Warum haben Sie mich dann heute eingeladen?“

„Sehen Sie es als Weihnachtsgeschenk an.“

„Danke.“

Jetzt sah Severus auf doch er sah nur einen aufrichtigen Blick. Er lächelte schwach und sagte, „das werden Sie nicht mehr sagen wenn die Wirkung abgeflaut ist.“

„Ich habe keine Sorgen aber ich kann noch sehr klar denken. Warum sollte ich das nicht mehr sagen? Sie haben mir wirklich meinen Wunsch erfüllt, warum sollte ich dafür nicht dankbar sein?“, fragte Harry und er klang wirklich aufrichtig dabei.

„Was werden Ihre Freunde dazu sagen?“

„Keine Ahnung. Das werde ich wissen wenn ich es ihnen erzählt habe.“

„Wollen Sie sich wirklich diesem Spott aussetzen?“

„Spott?“, fragte Harry ehrlich überrascht.

Ein abfälliges Schnauben erklang und dann sagte Severus mit bitterer Stimme, „ich kenne die Gerüchte und Geschichten über mich nur all zu gut. Glauben Sie wirklich, dass es für Ihren Ruf gut ist wenn Sie verkünden, dass Sie Weihnachten bei mir verbracht haben? Gerade bei mir?“

„Ich muss doch eh nachsitzen, das wissen meine Freunde.“

„Also sagen Sie einfach, dass die fiese Kerkerfledermaus Sie einfach da behalten hat. Sie sind damit natürlich fein raus aus der Sache.“

„Ich habe es nicht nötig meine Freunde anzulügen.“

„Ihre Entscheidung.“

Harry lächelte leicht, sein Gegenüber schaffte es nicht ihn anzusehen aber es war seiner Stimme anzuhören, wie verunsichert er war. Nie hätte er gedacht, dass ausgerechnet dieser Mann so sein könnte aber scheinbar hatte er sich geirrt. Er sah wieder zu den Kerzen, die Erste war bereits erloschen und es würde nicht mehr lange dauern bis auch die Zweite aus gehen würde. „Ich habe Angst“, gestand er leise, „ich habe Angst vor dem Krieg.“

„Die haben wir alle.“

Langsam sah Harry ihn an, hier empfing ihn, zu seiner Überraschung, ein verständnisvoller Ausdruck. „Wirklich?“, fragte er.

„Ja, wir haben alle Angst, das ist natürlich. Es herrscht Krieg, da sollte man Angst haben“, erklärte Severus ruhig.

„Sie auch?“

„Ja, ich auch. Warum sollte ich eine Ausnahme sein?“

„Weil Sie nicht so wirken“, gestand Harry, „Sie sind immer stark. Sie wissen immer eine Lösung, Sie wirken nicht so als hätten Sie jemals oder vor irgendetwas Angst.“

„Danke“, murmelte Severus mit einem schwachen Lächeln, „aber auch ich habe Angst. Es kommt nur darauf an, wie man damit umgeht. Angst ist ein natürlicher Schutzmechanismus des Körpers, er ist notwendig und wichtig. Aber man darf sich nicht von seiner Angst lähmen lassen.“

„Wie mache ich das? Ich weiß jetzt schon nicht, was ich noch tun soll und doch soll es immer weiter gehen.“

„Wie meinen Sie das?“

Unschlüssig zuckte Harry mit den Schultern und meinte ausweichend, „ich weiß auch nicht, es ist einfach sehr viel. Ich weiß nicht ob ich das alles kann, .... ob ich das alles überhaupt will.“

„Wie darf ich das verstehen?“, fragte Severus. Er ahnte zwar, was der Junge damit sagen wollte aber er wollte es aus seinem eigenen Munde hören. Stand er vielleicht doch nicht so stark hinter Albus, wie er immer gedacht hatte?

Harry seufzte tief und schwer, zögerte noch einen Moment und sagte dann, „warum soll ich das alles machen? Es gibt so viele starke, mächtige Zauberer und Hexen auf der Welt, warum muss ein Kind gegen IHN angreifen?“

„Ich weiß von Albus, dass er Sie über die Horkruxe aufgeklärt hat.“

„Ja, hat er aber er hat auch gesagt, dass jeder sie vernichten kann. Dazu braucht man nicht das Schwert von Gryffindor, ich habe das Tagebuch mit einem Basiliskenzahn vernichtet und es gibt bestimmt noch andere Möglichkeiten“, sagte Harry während er ihn jetzt ernst ansah, „wenn alle Horkruxe vernichtet sind, warum muss ich IHN dann töten? Wenn ich Professor Dumbledore richtig verstanden habe, ist ER wieder sterblich wenn alle Horkruxe vernichtet sind, warum kann IHN dann nicht jemand Anderes vernichten?“

„Die Prophezeiung....“

„Habe ich doch schon erfüllt.“

„Bitte?“

„Die Prophezeiung besagt, dass ich IHN vernichten kann und das habe ich als Kind doch schon erledigt. In der Prophezeiung steht nirgends, dass ich das nochmal machen muss. Ich habe meinen Job bereits getan, es wäre Zeit, dass den Job jemand Anderes übernimmt“, erklärte Harry, den dieses Thema schon lange belastete. Aber egal mit wem er darüber reden wollte, alle winkten ab und sagten, er müsste IHN vernichten.

Severus runzelte die Stirn, SO hatte wohl noch niemand die Prophezeiung ausgelegt. Er schob den Gedanken hin und her und wenn an es von dieser Seite betrachtete, hatte der Junge wirklich Recht. Die Prophezeiung sagte nicht aus wie oft der Auserwählte IHN besiegen sollte. Er musste diesen Gedanken wirklich Albus vortragen, vielleicht war es möglich diesen Krieg zu beenden ohne den Jungen zu opfern.

„Sie haben das noch nie so gesehen, oder?“

„Nein“, gestand Severus, „und ich bin da wahrscheinlich nicht der Einzige.“ Sein Blick ging zu den Kerzen, wo die Zweite jetzt gerade verlosch. „Sie sollten jetzt gehen.“

„Warum?“

„Weil Sie diesen Tag doch in guter Erinnerung behalten wollen, oder? Wenn die Wirkung nachlässt, kommen die Sorgen und Ängste wieder. Gehen Sie lieber vorher.“

Harry zögerte, erhob sich aber dann und legte die Decke ordentlich zusammen. „Darf ich wieder kommen?“, fragte er leise und ohne Severus anzusehen.

„Ich sagte bereits, dass man die Kerzen nur einmal im Jahr anzünden kann.“

„Und ich sagte nichts von den Kerzen“, murmelte Harry. Er legte die Decke aufs Sofa, drehte ihm aber weiterhin den Rücken zu.

Es folgte ein kurzes Schweigen bevor Severus sagte, „Sie sollten unter der Wochen für die Schule lernen, Sie haben genug anspruchsvolle Fächer und ich habe genug Arbeit mit den Korrekturen der Arbeiten, der Unterrichtsvorbereitung und und dem Nachsitzen.“

Harry nickte niedergeschlagen, er hatte wirklich gehofft, dass er wiederkommen könnte denn auch schon vor dem Einsatz der Kerzen hatte er sich hier sicher gefühlt. Zudem er das Gefühl hatte, dass er mit Snape über Dinge reden konnte, über die er mit niemand Anderem reden konnte. „Ich verstehe“, sagte er gepresst, „ich gehe dann jetzt wohl besser. Vielen Dank für diesen schönen Tag und das Weihnachtsgeschenk.“ Er wartete keine Erwiderung ab sondern machte sich auf den Weg zur Tür als ihn die dunkle Stimme nochmal inne halten ließ.

„Ich habe die Angewohnheit am Wochenende gegen 3 Uhr am Nachmittag einen Tee zu trinken, genau wie an unterrichtsfreien Tagen.“

Überrascht fuhr Harry herum, starrte ihn mit großen Augen an. Er wurde ruhig und abwartend angesehen und langsam verstand er. Ein warmes Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. „Gibt es jedes Mal diesen vorzüglichen Tee?“

„Die Mischung variiert.“

„Wie viele Varianten haben Sie denn?“

„Finden Sie es heraus“, forderte Severus ihn auf. Er glaubte nicht daran, dass er wirklich wieder kommen würde.

„Werde ich“, bestätigte Harry zuversichtlich.

„Dann wünsche ich eine gute Nacht.“

„Ihnen auch, Sir.“ Damit ging Harry wirklich aber er hatte den felsenfesten Vorsatz wieder zu kommen. Er war sich allerdings auch sehr sicher, dass Snape ihm das nicht glaubte. Was wollte schon ein Gryffindor bei dem Oberhaupt von Slytherin?
 

Als es zwei Tage später verhalten an seiner Tür klopfte, sah Severus überrascht von seinem Buch auf. Er erwartete keinen Besuch denn außer ihm und Minerva waren keine Lehrer mehr in Hogwarts und seine Kollegin würde nicht zu ihm kommen. Es klopfte erneut. Ein vager Gedanke kam in ihm auf, ein Gedanke so abwegig aber auch so erfreulich, dass er ihn nicht zu Ende dachte. Stattdessen erhob er sich, legte sein Buch zur Seite und ging zur Tür.

Ein schüchtern lächelnder Gryffindor stand vor seiner Tür, mit einem abgedeckten Teller in der Hand und den Worte, „selbst gebackene Kekse sind perfekt zum Tee.“

Severus trat einen Schritt zur Seite und während der Junge eintrat, ließ er den Gedanken doch zu. Vielleicht gab es doch einen anderen Weg IHN zu vernichten. Ein Blick auf den Jungen, der die Kekse auf den Tisch gestellt hatte und es sich auf dem Sofa bequem machte, ließ ihn seine Gedanken berichtigen. Es durfte kein Vielleicht geben, es musste einen anderen Weg geben. Er schloss die Tür und er hatte das dunkle Gefühl, dass sich von jetzt an sehr viel ändern würde. Er lächelte schwach als er an seinen eigenen Weihnachtswunsch dachte, vielleicht ging er etwas verspätet auch in Erfüllung.
 

„Die Chance, alles wieder richtig zu machen.“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich hoffe, es hat gefallen. =)

Ich wünsche allen ein wunderschönes Weihnachtsfest und ein paar besinnliche TAge mit euren Liebsten. =)

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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Moony7713
2019-06-16T19:52:54+00:00 16.06.2019 21:52
Tolle Geschichte..Ich lese sie immer wieder gerne. Eine Fortsetzung wäre schön, so um Weihnachten rum.
Von:  DavidStarr
2017-12-25T23:58:42+00:00 26.12.2017 00:58
Hey,

eine wirklch schöne Geschichte und ich kann mich ShadowPhoenix nur anschließen, eine Fortsetzung wäre genial.
Auch wenn ich mir diese bereits vor dem nächsten Weihnachten wünschen würde.
Ich wünsche Dir noch schöne Feiertage und einen guten Start ins Jahr 2018.

GLG DavidStarr
Antwort von:  demona1984
26.12.2017 11:15
Hi,

Vielen lieben Dank. =)

Na, wenn schon eine Fortsetzung zu einer Weihnachtsgeschichte dann schon zu Weihnachten. Hey, das ist nicht mehr lange. :D

Ebenfalls noch schöne Feiertag und einen guten Rutsch. =)

Lg Demona
Von:  ShadowPhoenix
2017-12-25T11:25:27+00:00 25.12.2017 12:25
Oh gott süße ich liebe deine Geschichten.
Sie war heut zum 25. Echt ein Weihnachtsgeschenk für mich ^-^.
Hach ich liebe die beiden einfach. Sie sind so unterschiedlich und so süß zusammen.
Ich würd mich riesig über eine Fortsetzung nächstes Weihnachten freuen *-*.

Ich hoffe bald wieder mehr von dir zu lesen =*

Han dir lieb
Deine Phoenix
Antwort von:  demona1984
25.12.2017 16:27
Hi,

vielen, lieben Dank. =)

Ich find die Beiden auch super zusammen, ich shippen sie zu gerne. Vor allem wenn es langsam geht und nicht überstürzt wird. Ach, zu Weihnachten muss es etwas fluffiges sein. <3

Fortsetzung? Hm, mal überlegen. Ich hab ja ein Jahr Zeit. :D

Lg demona
Antwort von:  ShadowPhoenix
26.12.2017 01:36
Hauptsache du bringst in der Zwischenzeit mal wieder was neues *grinz* ich lese viiiiel zu wenig von dir.

Hab dir lieb süße und schonmal nen schönen rutsch ins neue Jahr.
Da fällt mir ein du könntest ja auch nen one shot zu Silvester schreiben xD.

Whaaaaa ich will wieder mehr von dir *-*

LG deine Phoenix
Antwort von:  demona1984
26.12.2017 11:14
Hi,

es wird nächstes Jahr wieder was Neues geben, bin nur gerade etwas eingespannt. Aber ich schreibe fleissig weiter. =)

Silvester wird wohl weniger was werden, ich bekomme Besuch und mir fehlt irgendwie eine Idee. Aber nächstes Jahr gibt es was. :)

Lg Demona


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