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Der Spürhase

von

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Ermittlungen

Warten.

Ein notwendiges Übel, aber dennoch verabscheute er es.

Sie hatten keine andere Wahl, als sich nochmal sämtliches Material vorzunehmen, dass ihnen bereits zu Verfügung stand, bis ihnen neue Erkenntnisse neue Spuren liefern würden.

Was sie bisher hatten war mehr oder weniger, was sie bereits wussten oder zumindest erwartet hatten.

Drei Teams, drei Verstecke, unterschiedliche Aufgaben.

Der Unterschlupf in der Elmstreet war in direkter Nachbarschaft zu einem der Knotenpunkte des Telekommunikationsnetzes Zootopias, daher war das Computerequipment nicht überraschend. Da fast die gesamte Kommunikation auf elektronischem Wege stattfand war eine Abteilung aus Hackern eine Selbstverständlichkeit.

Zur Heatstreet gab es nicht viel zu überlegen. Vier, für ihre jeweilige Spezies, überaus attraktive Frauen konnten sowohl Ablenkung sein als auch Zieltiere verführen.

Es würde ihn auch nicht wundern zu erfahren, dass sie die Domina-Ausrüstung nicht nur für Spiele sondern auch bei Folter eingesetzt hätten.

Bei dem Team in der Mossstreet war es nicht so offensichtlich, aber er hatte schon einige Ideen, was er sich noch für ein Team zusammenstellen würde.

Die Beweismittel von den Tatorten waren bei weitem noch nicht ausgewertet, aber die offensichtlichsten Fragen waren im Moment zu den Sprengsätzen und ob von diesen noch genügend Material übrig war, um brauchbare Spuren zu erhalten.

Chief Bogo hatte dafür sogar einige der S.W.A.T.-Experten angefordert und wenn diese nichts finden würden, dann hätten sie durchaus Probleme.

Bis dahin hatten sie aber keinesfalls Langeweile. Es galt immer noch jede Menge Zeugen zu vernehmen, Videomaterial zu sichten und Beweismaterial durchzugehen.
 

Kurz vor ihrer Mittagspause war es endlich soweit. Die Sprengstoffexperten meldeten sich und auf dem Weg trafen sie Chief Bogo, welcher ebenfalls gerufen wurde.

Im Labor trafen sie auf drei Ratten in schwarzen Uniformen mit dem Schriftzug S.W.A.T. auf dem Rücken und vor ihnen eine Ratte mit grauen Haaren um die Nase und den Rangabzeichen eines Captains auf den Schultern.

Chief Bogo nickte kurz, bevor er sich an Nick wandte.

„Wilde, Fangmeyer, dies ist Captain Nimh und sein Team.“

„Captain Nimh, dies sind Officer Wilde und Fangmeyer.“

„Ich freue mich Sie kennen lernen zu können. Ich wünschte nur wir hätten uns unter besseren Umständen treffen können.“

„Wir ebenso.“

Liz starrte die Ratte vor sich einen Moment an und ergriff das Wort.

„Wenn Sie die Frage gestatten, wie lange stehen Sie schon im Dienst Zootopias?“

„Etwas über dreißig Jahre. Warum?“

„Nun… Ich muss gestehen, dass ich der Meinung war, meine Partnerin und ihr Mann seien die kleinsten Tiere beim ZPD.“

Ein Grinsen bildete sich auf seiner Schnauze, bevor er antwortete.

„Nun, das stimmt in gewisser Weise auch. Ich und meine Kammeraden sind ‚eigenschaftsbedingt funktionsgebundene Ausführungsorgane‘, wie die formelle Formulierung lautet. Das bedeutet im Grunde nur, dass wir einzig und allein in einer gewissen Funktion für die Stadt tätig sein dürfen. In unserem Falle sind wir wegen unserer empfindlichen Nasen und geringen Größe prädestiniert mit Sprengstoffen zu arbeiten. Insbesondere im Bereich der Minenräumung waren wir nahezu jedem anderen Tier überlegen, da wir einfach zu klein und dementsprechend zu leicht sind um sie auszulösen. Und wie in diesem Fall ist unsere geringe Größe auch ein Vorteil, da selbst kleine Spuren, die Andere übersehen könnten, für uns recht groß sind.“

„Das ist beeindruckend.“

„Vielen Dank Officer Fangmeyer. Nun aber zur Arbeit. Wenn Sie bitte hier rüberkommen würden.“

Captain Nimh führte sie in den hinteren Bereich des Labors, wo weitere Ratten an drei Tischen an den Überresten der Bomben arbeiteten.

„Ich habe eine schlechte und eine weniger gute Nachricht.

Die schlechte Nachricht zuerst:

Die Bomben stammen von einem Profi mit jahrelanger Erfahrung.

Die einzelnen Komponenten sind nichts Außergewöhnliches und in fast jedem Baumarkt zu bekommen.

Der Sprengstoff ist eine besondere Mischung, die in Verbindung mit der Leichtbauweise kaum forensisch verwertbare Spuren hinterlässt, aber dennoch eine außergewöhnlich starke Druckwelle erzeugt, die selbst durch mittlere Wände hindurch noch tödlich wirken kann.“

„Und was ist die weniger gute Nachricht?“

„Ich kenne den Bombenbauer.“

„Perfekt! Was soll daran weniger gut sein?“

„Er starb vor rund fünfundzwanzig Jahren.“

„Sind Sie sich da sicher?“

„Ja, Officer Wilde. Es war einer der schwersten Fälle, die das ZPD zu jener Zeit zu lösen hatte… und in wenigen Tagen ist es sogar der Jahrestag, an dem unser schlimmster Alptraum im wahrsten Sinne des Wortes von der Bildfläche verschwand.“

„Wie meinen Sie das?“

„Er war tätig für eine der einflussreichsten Familien der Unterwelt und sollte eine Bombe platzieren. Wir wollten ihn dabei festnehmen, wurden allerdings bemerkt. Ein Schusswechsel war die Folge. Dabei traf ein Geschoss den Sprengsatz, als er in das Gebäude lief.“

Nick musste schlucken, als ihm ein Name in den Sinn kam.

„Und für welche Familie war er tätig?“

„Für die Familie Big.“

Nick zog die Augenbrauen zusammen. Da passte etwas nicht. Und als er zu seinem Vorgesetzten hochblickte, erwiderte dieser seinen Blick.

„Wie war der Name des Bombenbauers?“

„Pawel Koslov.“

Nick begann zu stöhnen und fuhr sich mit der Pfote über die Schnauze.

„… Halleluja… Das zu toppen dürfte schwierig werden...“

„Officer Wilde?“

„Lassen Sie mich Raten: Es war ein Eisbär?“

„Ja. Haben Sie etwa von ihm gehört?“

„Nicht direkt. Der Name von Mr. Bigs rechter Pfote und engstem Vertrauten ist Koslov.“

„Koslov? Ivan Koslov?“

„Ja. Genau der.“

„Dann haben wir jetzt ziemliche Probleme. Es gilt als nahezu unmöglich an Mr. Big oder seine engeren Vertrauten heranzukommen.“

Nick blickte hoch zu Chief Bogo und hob die Augenbraue. Dieser schnaubte nur und nickte ihm dann zu.

„Zu Mr. Big zu gelangen und mit ihm zu reden ist nicht das Problem. Ihn davon zu überzeugen, dass das Tier, dem er nach seiner Familie am meisten vertraut, ihn hintergehen würde ist das Kunststück.“

„Aber genau danach sieht es aus. Koslov war von der alten Schule und hat sich an gewisse Regeln gehalten. Seine Kinder dürften welche der wenigen Tiere sein, denen er, den Traditionen gemäß, sein Wissen weitergegeben haben dürfte.“

„Dann bleibt aber noch die Frage nach dem Motiv.“

„Rache. Das ist ein Klassiker. Und leider auch heute noch die Triebfeder vieler Verbrechen.“

„Danke für Ihre Hilfe Captain.“

Damit führte Chief Bogo sie hinaus und zurück in den Besprechungsraum. Dort wandte er sich an seine beiden Untergebenen.

„Was halten Sie davon?“

Fangmeyer ergriff als erstes das Wort.

„Das macht keinen Sinn. Wenn diese Tiere für Mr. Big gearbeitet haben, warum sollte er sie dann mit diesen Bomben töten? Da er ihn ständig auf seinen Pfoten trägt könnte er ihn ohne Weiteres jederzeit töten.“

„Oh, das macht durchaus Sinn. Wie sagte Captain Nimh? ‚… in wenigen Tagen ist es sogar der Jahrestag…‘ Wenn er aus irgendeinem Grund genau diesen Tag für seine Rache gewählt hat, dann muss er bis dahin die treue rechte Pfote bleiben. Was wäre, wenn Savage und sein Team das herausgefunden haben? In dem Fall kann er aber unmöglich allein gehandelt haben. Dafür war zu viel in zu kurzer Zeit zu erledigen. Und Mitwisser sind in diesen Kreisen schlimmer als ein Damoklesschwert, da es kaum ein schlimmeres Verbrechen als Verrat gibt und sie sich nicht an die Regeln halten müssen, wenn sie Informationen wollen… Da bringt es nichts einen Anwalt zu verlangen und auf sein Recht zu schweigen zu bestehen.“
 

„Wir müssen der Sache dennoch auf den Grund gehen. Wilde, geben Sie Mr. Big Bescheid, dass ich mit ihm sprechen will. Auf neutralem Gebiet, keine Waffen und keine Verkabelung. Sie begleiten mich und Koslov soll ihn begleiten. Sollte sich herausstellen, dass er involviert ist, so wird Mr. Big nicht direkt agieren können. Sollte er jedoch nicht involviert sein, so bleibt dieses Wissen unter uns.“

Nick griff direkt zu seinem Handy und ging in den hinteren Teil des Raumes, während Chief Bogo sich an Liz wendete.

„Fangmeyer, Sie gehen ins Archiv und suchen die Akte des Falls Pawel Koslov heraus.“

„Verstanden.“

„Da der Fall mehr als zwanzig Jahre zurückliegt, dürfte es noch nicht im System sein.“

Liz verzog die Schnauze… ‚Nicht im System‘ hieß, dass sie die Kartons mit den Akten Karton für Karton durchsuchen durfte und hoffen musste, dass sie auch tatsächlich korrekt abgelegt wurde.
 

Nick kam mit seinem Handy am Ohr hervor und wandte sich an Chief Bogo.

„Chief?“

„Ja, Wilde?“

„Mr. Big kann uns in seinen Terminplan einschieben, dies allerdings nur, weil er weiß, dass es wichtig ist, aber es muss sofort sein. Sonst hätte er erst wieder in etwa zwei Tagen Zeit.“

„Gut. Wo?“

„Peakstreet-Park. Nordseite. Nahe des Zugangs zur U-Bahn-Station.“

„Einverstanden. Wir machen uns direkt auf den Weg.“
 

Die Fahrt zum vereinbarten Treffpunkt verlief ruhig, wo Chief Bogo jedoch im Geiste die möglichen Ausgänge dieses Treffens durchging, dachte Nick eher darüber nach wieso er das Gefühl einfach nicht loswurde ein wichtiges Detail übersehen zu haben.

Nach ihrer Ankunft ließen sie ihre Waffen und Funkgeräte im Wagen und betraten den Park. Nach wenigen Metern war bereits die erste Bank mit der massiven Gestalt Koslovs und der deutlich kleineren Form von Mr. Big in seinen Pfoten zu sehen.

In etwa zwei Metern Abstand streckte Nick seinen Arm aus um den Büffel an seiner Seite zu stoppen.

Bevor irgendwelche Worte gewechselt werden, musste der Kodex befolgt werden.

Nick trat einen Schritt vor und drehte sich langsam mit ausgestreckten Armen. Danach trat er einen Schritt zur Seite.

Chief Bogo wiederholte die Geste bevor Koslov sich erhob, Mr. Big auf der Bank absetzte und sein Jackett öffnete, wobei die leeren Halfter zum Vorschein kamen.

Selbst Mr. Big öffnete sein Jackett und drehte sich danach mit ausgestreckten Armen.

„Ich bin froh, dass ihnen der Kodex geläufig ist Chief Bogo. Es ist eine Schande, dass der Jugend von heute derartige Respektbekundungen oftmals fremd sind.“

„So ist es. Die Meisten verwechseln leider für gewöhnlich Respekt mit Angst.“

„In der Tat. Nicholas sagte, dass es um eine dringende Angelegenheit geht, die keinen Aufschub dulde?“

Bogo nickte Nick zu und trat neben Koslov, welcher immernoch neben der Bank stand. Während Nick das Wort an Mr. Big richtete.

„Ich muss Sie zunächst fragen, wer eingeweiht ist in die Informationen, welche Sie Judy haben zukommen lassen.“

Dabei deutete Nick unauffällig in Richtung des Eisbären.

„Nicholas, wenn du wissen willst, ob Ivan eingeweiht ist, so lautet die Antwort ja.“

Auch wenn er sich wie immer unauffällig im Hintergrund gehalten hat, so wechselte sein Blick nun ständig zwischen dem Bullen an seiner Seite und dem Fuchs an der Seite von Mr. Big.

„Wir haben wenige Minuten vor meinem Anruf beunruhigende Informationen erhalten, welche sowohl Sie als auch Koslov betreffen. Daher müssen wir sofort einige Fragen stellen. Wir konnten leider nicht den offiziellen Weg gehen, da im schlimmsten Falle Jemand davon erfahren könnte, der es nicht erfahren darf.“

„Welche Art von Informationen?“

„Einer unserer Experten, der die Bombenreste untersucht hat, kennt den Bombenbauer.“

„Und in wie fern könnte das ein Problem unsererseits sein Nicholas?“

Nick richtete sich zu seiner vollen Größe auf und blickte in Richtung Koslovs.

„Pawel Koslov.“

„WAS?!“

Koslov riss die Augen weit auf und wollte einen Schritt nach vorne machen, wurde jedoch durch die massive Gestalt Chief Bogos gestoppt, der zugleich eine Kampfpose einnahm um bei der kleinsten Reaktion zuschlagen zu können.

„Mein Vater ist vor beinahe fünfundzwanzig Jahren gestorben!“

Chief Bogo wandte sich nun an Koslov und brachte ihn so dazu sich auf ihn zu konzentrieren.

„Das hat unser Experte auch gesagt. Auch hat er erwähnt, dass er von der alten Schule war und die besagte, dass er das Wissen um diese spezielle Bombe fast nur an Kinder weitergegeben werden dürfte. Darum frage ich SIE: Wem außer Ihnen würde er die Geheimnisse seiner Bomben noch anvertraut haben?“

Es dauerte nicht lange und Koslov verstand, was in den Köpfen der Polizisten vor sich gehen musste. Und ein Teil von ihm musste sich eingestehen, dass er unter diesen Umständen wohl dieselben Schlussfolgerungen gezogen hätte.

Es waren unangenehme Erinnerungen, jedoch musste er sie hervorholen.

„Er hätte dieses Wissen tatsächlich niemals an einen Außenstehenden weitergegeben. Nur an mich und meine Schwester. Sie war die talentiertere von uns beiden.“

„Sie haben eine Schwester?“

„Hatte. Sie starb vor fünfundzwanzig Jahren. Ivanna war bei Beatrice Big, als diese von der Bellucci-Familie entführt wurde. Einige Tage später fand man beide durch Zufall, als der Wagen, mit dem ihre Leichen entsorgt werden sollten, bei einem gewöhnlichen Überfall gestohlen wurde. Beide waren schlimm zugerichtet und Mr. Big rief eine offene Fehde aus. Im Zuge dieser Fehde bat mein Vater darum die Bombe, die diese Fehde beenden sollte selbst platzieren zu dürfen. Die Detonation der Bombe tötete zwar meinen Vater, löschte aber zugleich die Bellucci-Familie aus und Mr. Big hat sich um meine Mutter und mich gekümmert, als wären wir blutsverwandt. Ich könnte ihn niemals in dieser Form hintergehen.“

„Aber wer hatte sonst das Wissen um diese Bomben?“

Koslov fiel auf die Knie und wandte sich direkt an Mr. Big.

„Sir… Ich kann keine Antwort auf diese Frage geben, aber ich schwöre Ihnen bei meinem Leben, dass ich einen derartigen Verrat niemals in Erwägung ziehen würde.“
 

Ein Moment der Stille senkte sich über die Gruppe, bevor Nick sich meldete.

„Mein Bauchgefühl glaubt ihm. Mein Kopf sagt jedoch dass es nicht sein kann, wenn wirklich sonst niemand von den Bomben wissen kann. Also ist er entweder ein verdammt guter Lügner, oder es gibt ein Tier von dem er nicht weiß, dass es das Geheimnis kennt.“

Er ließ seine Gedanken bei den Anderen ein wenig sacken, bis er eine Idee äußerte.

„Mr. Big, wir haben keine Beweise gegen Koslov, lediglich eine Theorie. Eine Theorie, die meinem Bauchgefühl nach verworfen ist. Aber es ist keine Garantie. Ist es möglich ihn auf Ihrem Anwesen sicher unterzubringen, bis wir Beweise haben die für oder gegen ihn sprechen?“

„Sir, es schmerzt, aber es wäre unklug ihrerseits mich frei herumlaufen zu lassen, solange ich nicht vollkommen entlastet bin.“
 

Auch wenn sie es nicht mussten, so boten sie Mr. Big an ihn zu seinem Anwesen zu fahren, wobei Koslov darauf bestand, dass Mr. Big sich während der Fahrt nicht hinten bei ihm aufhielt. So trug Nick ihn auf dem Beifahrersitz, während Chief Bogo sie fuhr.

Es herrschte eine undefinierbare Stille im Wagen, sowohl während der Fahrt zum Anwesen von Mr. Big, als auch zum Revier zurück.
 

Auf dem Weg zur Treppe sahen sie Liz bereits, als sie die Stufen vom Untergeschoss mit einem kleinen Karton in den Pfoten hochlief.

Sie hielt an, als sie sowohl ihren Partner, als auch ihren Vorgesetzten sah.

„Und?“

Nick deutete mit seiner Schnauze die Treppe hinauf.

„Oben.“

Alle drei betraten den Besprechungsraum und Nick schloss die Tür, bevor er sich an Liz wandte.

„Mein Bauchgefühl sagt mir, dass er es nicht war, auch wenn man noch nichts beweisen kann. Aber er hat Mr. Big darum gebeten ihn aufgrund der logischen Schlussfolgerungen als Sicherheitsrisiko zu betrachten und sich selbst in sein Quartier sperren lassen.“

„Also eine Sackgasse?“

„Nicht ganz. Er hat uns bestätigt, dass sein Vater sein Wissen an niemand fremden weitergeben würde, aber es gab noch eine Tochter.“

„Ivanna Koslov?“

Beide blickten die fragend Tigerin an und sie deutete mit ihrer Pfote auf den Karton auf dem Tisch.

„Während meiner Suche nach der Akte von Pawel Koslov bin ich über diesen Karton gestolpert, in welchem die Ermittler mehrere Fallakten zusammengepackt haben. Weitere Namen, die nicht ganz unbekannt sind, waren darin und einige Notizzettel, in denen es um unbestätigte Gerüchte über eine Familienfehde geht.“

„Gut gemacht. Hätten Sie diese Akten nicht direkt mitgebracht, hätten Sie nochmal ins Archiv gehen dürfen.“

Liz verzog ihre Schnauze bei dem Gedanken an noch eine Suche im Archiv.

Chief Bogo wandte sich ab, so dass sein Grinsen nicht allzu offensichtlich zu sehen war und öffnete die Tür.

„Halten Sie mich auf dem Laufenden.“

„Natürlich Chief.“

Damit hatte der Büffel den Raum verlassen und beiden war klar was nun kommen würde: Akten studieren.

Der einzige Lichtblick war der baldige Termin für Freddys Gespräch mit dem Psychologen, der ihn hoffentlich schnell wieder diensttauglich schreiben würde.
 

Als erstes bemerkte er, dass der Schmerz erträglich war. Direkt danach, dass sich sein Kopf anfühlte, als wäre er in Watte eingepackt. Offensichtlich stand er unter Schmerzmitteln. Auch war ein Gutteil seines Körpers in Bandagen eingewickelt. Sein Bein war zudem mit einer Schiene fixiert.

Ohne die Muskeln in seinen Ohren zu rühren konzentrierte er sich auf seine Umgebung, aber sein Gehör reagierte auch nur mit einer gewissen Verzögerung, so riskierte er es ein Auge einen Spalt weit zu öffnen.

Er befand sich in einem Raum mit mehreren Betten. Sonnenlicht drang durch ein Fenster ein, also befand er sich nicht unterirdisch. Gut, dies würde eine eventuelle Flucht vereinfachen.

Eine überdurchschnittlich breite Tür. Daneben ein breiter Schrank und ein Schreibtisch. An diesem saß eine Figur.

Er musste das Auge ein wenig weiter öffnen, um sie besser sehen zu können, erkannte dann, dass es sich um eine Häsin handelte.

Dunkelgraues Fell, beinahe schwarze Ohren, weißes Fell von ihrer Schnauze bis es unter ihrer Kleidung verschwand.

Ihr Körper war durchtrainiert, aber nicht wie in einem Fitnessstudio, nein, eher von einem Leben voller körperlicher Arbeit.

>Ob der Rest auch so ansehnlich ist?<

„Oh. Sie sind wach!“

Es dauerte endlos lange Momente, bis sein Gehirn endlich verarbeitet hatte, dass die Stimme nicht zu ihr gehörte, sondern zu einer weiteren Häsin, die nun mit einem Tablett mit Essen in den Pfoten in der Tür stand.

Und wieder registrierte sein Gehirn zunächst, dass diese Häsin ebenso durchtrainiert war wie die andere, wobei ihr Fell allerdings eher gold-braun war.

Er hasste es, wenn seine Denkprozesse durch Drogen durcheinander gebracht wurden. Selbst wenn sie möglicherweise sogar gerechtfertigt waren.

Allein, dass er die Bewegungen der beiden Häsinnen im Raum kaum verfolgen konnte, bereitete ihm Unbehagen. Das Unbehagen, was folgte war eher körperlicher Natur, da das Licht der Taschenlampe in seinen Augen durchaus als schmerzhaft zu bezeichnen war.

„Reaktionen den Umständen entsprechend normal. Vielleicht noch eine Stunde, dann sollte er soweit sein. Gibst du ihnen Bescheid?“

„Klar. Bin gleich wieder da.“
 

Jill brauchte nicht lange, um die Küche zu erreichen, wo sie ihre Mutter erwartete. Diese fand sie erst in ihrem Büro wieder, wo sie ihrer Schwester gegenüber saß und trotz des belebenden Duftes des Tees hing eine seltsam bedrückte Stimmung im Raum.

Ihre Mutter sah auf, während ihre Schwester sich noch etwas mehr abwandte.

„Ja?“

„… Er ist aufgewacht… Eventuell noch eine Stunde, dann müsste er soweit sein.“

„Danke. Wir kommen dann hoch.“

Sie verließ das Büro und kehrte zu ihren Pflichten zurück.
 

Nach wenigen Minuten richtete die ältere Häsin das Wort an ihre Tochter.

„Wie fühlst du dich Liebes?“

Statt zu antworten stand sie auf und umarmte ihre Mutter.

„… Schon viel besser… Danke.“

„Jederzeit.“
 

Der Schleier um seinen Verstand löste sich immer weiter und mittlerweile kannte er auch die Namen seiner beiden Pflegerinnen. Auch waren die Erinnerungen an den vergangenen Tag zurückgekehrt und das ungute Gefühl bereits zu ahnen, was geschehen war… Was ihm jedoch am wichtigsten war, war die Rückkehr seiner hart erarbeiteten mentalen Disziplin.

Die beiden Häsinnen waren durchaus attraktiv, so hatte er umgehend begonnen mit ihnen zu flirten. Und wenn er sich erlaubte wie früher nach seinen Instinkten zu handeln, endete es üblicherweise in ziemlichen Problemen.

Dies war im Moment überstanden, aber ein potenzieller Schaden war bereits angerichtet, da zumindest jene mit dem gold-braunen Fell, Jeri, nicht abgeneigt zu sein schien.
 

Die Tür öffnete sich und 2 Häsinnen kamen hinein.

„Jeri, Jill. Lasst uns allein.“

Beide sahen sich an und nickten, bevor sie das Zimmer verließen und die Tür hinter sich schlossen.

Jack blickte hinüber und erkannte die jüngere der beiden. Auch wenn viele Spezies ein Problem damit haben einzelne Hasen auseinanderzuhalten, so war es für ihn natürlich kein Hindernis.

War sie doch eine Häsin, welche weit über die Grenzen Bunnyburrows hinaus bekannt war und nach den Ereignissen zur Legalisierung der ISE war die Augenklappe auch für andere Spezies ein bekanntes Markenzeichen, selbst wenn sie nicht ihre Uniform trug:

Judy Wilde.

Das Zimmer, in welchem er sich befand, konnte er bereits als ein Krankenzimmer eines Familien-Baus identifizieren.

Wenn es sich hierbei um den Bau der Familie Hopps handeln sollte, so war die Identität der älteren Häsin an ihrer Seite nur zu offensichtlich.

„Mrs. Hopps, Mrs. Wilde.“

„Mr. Savage.“
 

Judy und ihre Mutter nahmen auf dem Bett neben dem seinen Platz und ein Notizblock samt Stift waren in Judys Pfoten.

„Bevor wir beginnen hätte ich eine Frage: Vor dem Zugunglück habe ich den Kontakt zu meinen Tieren verloren…“

Judy hatte sich vor wenigen Minuten noch von Nick auf den aktuellen Stand bringen lassen.

„Es gab drei Explosionen… Die Rettungskräfte konnten nurnoch Leichen bergen. Es tut mir leid.“

Jack erlaubte sich einen Moment, in welchem er sich mit seiner nicht bandagierten Pfote über seine Schnauze fuhr und tief durchatmete.

„Es waren gute Tiere. Ich habe Jahre mit ihnen gearbeitet. Sie waren sehr zuverlässig und vertrauenswürdig… Und sie war…“

Er musste an die vergangenen Jahre denken und insbesondere an das schneeweiße und weiche Fell seiner Stellvertreterin… Wie sie die vergangenen Jahre besonders im Winter auf ihn gezählt hat…

„Auch wenn es schmerzt, so brauche ich jetzt ihre Mithilfe. Wir vermuten, dass die Bombenleger gezwungen waren zu handeln, weil Sie ihnen auf die Schliche gekommen waren. Gab es Tiere, hinter denen Sie her waren?“

„Mr. Big sagte, Sie seien vertrauenswürdig. Bezieht sich ihre Verschwiegenheit auch auf die… zweifelhaften… Aktionen meiner Tiere?“

„Sie verdienten es nicht zu sterben, sie hatten noch ihr ganzes Leben vor sich. Ich will die Verantwortlichen ihrer gerechten Strafe zukommen lassen. Wenn Sie wissen wollen, ob ich einen Fall von unbefugtem Betreten oder etwas in der Art ignorieren kann, den Sie versehentlich erwähnen, dann lautet die Antwort ja.“

„… Gut. Eine Reihe von Drogenlaboren sind in den vergangenen Tagen aus dem Boden geschossen wie Unkraut…“

„Mondstaub.“

„Genau. Beim Labor im alten Smantha´s bekam ich auch den Vorarbeiter zu sehen: ein Wildschwein. Sie haben die Drogen in diesem Labor in Kinderspielzeug versteckt. Die Maßnahmen erfolgten weniger als eine Stunde später.

Glauben Sie mir: Kein PR-süchtiger Politiker kann mehr gegen Drogen sein als Mr. Big.

Der Schmuggel der Droge ist extrem kostspielig und riskant, darum gab es bisher nur geringe Mengen auf den Straßen, wenn die jedoch auch nur ein Labor erfolgreich etablieren können, wird es schwierig es wieder loszuwerden.“

„Wie kam es, dass Sie sich im Zug nach Bunnyburrow befanden. Meine Stellvertreterin hatte einen Tipp bekommen, dass eine Ladung beim Bahnhof von Bunnyburrow versteckt sein soll und in Kürze nach Zootopia gebracht werden sollte. Eine der Vorgaben, bevor Mr. Big in Aktion tritt war, dass ich die Ware mit meinen eigenen Augen sehen musste. Darum habe ich den nächsten Zug genommen.“

„Warum diese Kontrolle? Könnte er nicht einfach seine Tiere losschicken?“

Jack atmete tief durch, bevor er weitersprach.

„Das letzte Mal, als sich ein Drogensyndikat versucht hat in Zootopia niederzulassen, gab es viele Opfer. Selbst in der Familie Big. Das ist etwas, was sich keiner ein weiteres Mal wünscht. Darum arbeiten ich und meine Teams auch außerhalb von Mr. Bigs Syndikat.“

„Haben Sie irgendwelche Theorien, wer hinter den Drogen stecken könnte?“

„Nur eine Pfote voller Indizien. Die Labore waren gut ausgestattet. Nicht einfaches Straßenmaterial, aber die Ausrüstung hatte keine Seriennummern. Also müsste das Tier hinter allem recht wohlhabend sein. Nachtheuler ist nicht mehr leicht zu bekommen, aber dennoch gab es reichlich, also verfügt es über das Wissen welche zu organisieren oder es gab einen Vorrat, der sich bereits in der Stadt befunden hat. Das Wissen um die genaue Formel von Sternenstaub ist etwas, was man wohl nicht in einem Hinterhoflabor entwickelt hat. Entweder ist die Aktion bereits sehr lange geplant oder Jemand hat verdammt viel Geld investiert.“

Judy machte sich unentwegt Notizen und begann bereits Szenarien im Kopf zu entwickeln, jedoch war keines davon plausibel genug für das Gesamtbild...

„Eine andere Frage: Wir kennen den Entwickler der Bomben, die…“

„Wer?“

„Pawel Koslov.“

Judy konnte geradezu hören, wie sich der Hase vor ihr den Kopf über dieses Detail zerbrach.

„Das macht keinen Sinn. Pawel ist vor vielen Jahren gestorben und Ivan ist Mr. Big bis in den Tod ergeben.“

„Soweit sind wir auch schon. Wir haben ihn darauf angesprochen, aber er hat uns ebenfalls versichert, dass sein Vater das Wissen nur an seine beiden Kinder weitergegeben hat. Und seine Tochter ist tot. Woher hat der Bombenleger also die Bomben? Irgendwelche Ideen?“

„Leider nicht. Und selbst wenn wir in Betracht ziehen würden, dass Ivan Koslov Mr. Big verraten würde, so würde er niemals auch nur in Erwägung ziehen etwas mit Drogen anzufangen, da er diese mitverantwortlich für den Tod seiner Schwester gemacht hat.“

„Fällt Ihnen sonst noch irgendetwas ein, was uns helfen könnte die Täter zu erwischen.“

„Ich fürchte momentan nicht.“

Judy seufzte, bevor sie sich erhob und ihre Mutter folgte ihr auf den Gang hinaus.

„Solange wir noch keine neuen Anhaltspunkte haben, sind wir hier wohl fertig. Ich werde Nick Bescheid geben und ihn auf den neuesten Stand bringen. Du kannst ruhig gehen.“

Ihre Mutter blickte sie einen Moment an bevor sie sich mit der Pfote über das Kinn strich.

„Ich werde das Gefühl nicht los, dass du ihm danach noch weitere Fragen stellen willst.“

„Hm… Da gibt es etwas, das ich ihn noch fragen will, es hat aber nichts direkt mit dem Fall zu tun.“

„OK.“

Damit wandte sich ihre Mutter ab und Judy holte ihr Handy hervor.
 

Seine Gedanken rasten. Manche angenehm, andere unangenehm. Er hatte dies bereits in Betracht gezogen, ansonsten wäre er wohl an Ort und Stelle zusammengebrochen, aber dennoch schmerzte es.

Nach einer gefühlten Ewigkeit öffnete sich die Tür wieder und Judy trat wieder ein.

Jack schloss die Augen und atmete mehrmals tief durch.

Als er sie wieder öffnete, saß Judy wieder auf dem Nachbarbett.

„Unter den Opfern befand sich keine Häsin.“

„Ich weiß.“

„Aber eines der Tiere hatte einen besonderen Platz. Habe ich recht?“

Wider Erwarten stahl sich ein kleines Lächeln auf seine Schnauze.

„Ich kann mir vorstellen, dass Sie eines der letzten Tiere sind, die damit ein Problem haben dürften.“

„Dieses Gespräch ist rein privat. Judy reicht.“

„Jack.“

„Gut. Also, wie habt ihr euch kennen gelernt?“

„Ich hatte gerade den Auftrag von Mr. Big bekommen einen Räuber aufzuspüren, der unnötig Brutal war und es wagte bei einem Überfall zwei wehrlose Kinder schwer zu verletzen. Er war natürlich kein Angehöriger des Big-Syndikats. Er war gut, so holte ich mir Hilfe. Sie lebte auf der Straße und hat sich recht erfolgreich von Tag zu Tag geschwindelt. Ihre Dienste haben mich ein nettes Sümmchen gekostet, aber der Auftrag war wichtiger. Wir fanden ihn und Mr. Big hat sich um ihn gekümmert. Später habe ich ihre Dienste noch weitere Male in Anspruch genommen und Mr. Big war mit unserer Arbeit so zufrieden, dass er sie ebenfalls in seine Dienste nahm. So wurde sie erst meine Partnerin und später, als das Team anwuchs, meine rechte Pfote.“

Jack trank einen Schluck Wasser vom Tisch neben dem Bett und sprach dann weiter.

„Nach drei Jahren, es war im Winter, traf ich sie zufällig in einer Bar, als sich ein Kerl nicht mit einem ‚Nein‘ zufrieden geben wollte. Ich… ging ihr zur Pfote und brachte sie nach Hause. Dort angekommen legte sie ich auf ihrem Sofa nieder, aber sie ließ mich nicht los. Sie flüsterte mir ins Ohr, dass es ihre Zeit war und ihre Zähne fuhren über meine Ohren…“

„Und?“

„Eines führte zum Anderen und… Nun ja… Das war die beste Nacht meines Lebens. Am nächsten Morgen geriet sie in Panik, als ihr klar wurde, was sie getan hatte. Ihr waren die Traditionen sehr wichtig und ein One-Night-Stand gehörte definitiv nicht dazu. Im darauffolgenden Jahr kam sie direkt zu mir und hat mich nahezu angebettelt ihrem Körper zu geben, wonach er verlangte. Es war eine sehr… kraftraubende Woche…“

Judy musste dabei Lächeln, kannte sie dies doch nur zu gut von Nick, wenn es seine Zeit ist.

„Später gestand sie mir, dass sie eigentlich immernoch entsetzt war, sich mit mir eingelassen zu haben, aber es war ihr lieber sich mit jemandem zu paaren, dem sie vertraute und mit dem es bereits geschehen war, als das Risiko mit einem Fremden einzugehen. Nochmal zwei Jahre später war sie sogar dermaßen betrunken, dass sie mir vorschlug, wir beide sollen mit unserer Arbeit für Mr. Big aufhören, wenn es mir gelänge sie zu schwängern. Ein seltsamer Gedanke, aber es gab keinen Grund ihr diese Bitte zu verweigern… Auch wenn wir uns nicht in einer Beziehung befanden.“

Jack blickte Judy direkt ins Auge.

„Ich glaube ich muss dir das nicht erklären.“

„Leider nicht.“

„Eigentlich hatten wir vor uns bereits in eines von Mr. Bigs Ferienhäuser an der Küste zurück zu ziehen. Er erlaubt die Häuser zu nutzen, wenn man eine kurze Auszeit braucht.“

Jack musste mehrmals blinzeln um die Feuchtigkeit zu vertreiben.

„Wären diese Drogenlabore nicht aufgetaucht… Wir wären garnicht mehr in der Stadt gewesen.“

„Etwas in der Art kann ich auch von uns sagen...“

„Dachte ich mir.“
 

Nach einer Weile unbedeutenden Small Talks kamen Jeri und Jill zurück.

„Wir dachten ihr wäret durch mit der Befragung?“

„Sind wir auch. Nur belanglose Unterhaltung um ihm ein wenig Gesellschaft zu leisten. Und wer weiß. Vielleicht stolpern wir ja noch über ein Detail, was vorher völlig übersehen wurde.“

„Aha…“

Die Schwestern gingen ihren üblichen Aufgaben nach, während Judy und Jack sich weiter unterhielten.
 

Auch wenn sie im Fernsehen immer die interessantesten Jobs hatten, so sah die Arbeit eines Forensikers reichlich unappetitliche Teile des Lebens. Über Erbrochenes bis hin zu eingenässter Kleidung war Alles vertreten, was man im Fernsehen nicht unbedingt sehen wollte.

Auch seine momentane Aufgabe war ebenfalls nichts heroisches, aber zumindest war das Sortieren der Kleidung von den Tatorten lediglich eine verhältnismäßig kleine Unannehmlichkeit aufgrund des stechenden Rauchgestanks in der Kleidung. Aber Beweismittel zu sortieren gehörte halt zum Job.

Damon Snow hob eine Hose zu seiner Nase und schnüffelte kurz daran. Dabei verzog er kurz die Schnauze.

„Das gehört zum Dachs.“

Sein Kollege packte die Hose daraufhin auf ein Ende des Tisches, an dem ein kleines Schild mit dem Wort ‚Mossstreet‘ hing. Darauf waren drei Schilder:

‚Dachs, männlich‘

‚Wolf, männlich‘

‚Wolf, weiblich‘
 

Damon packte sich weitere Stücke.

„Wölfin.

Wölfin.

Wölfin.

Wolf.

Dachs.

Wolf.

Dachs.

Wölfin.

… … …

Jonny?“

„Ja?“

„Riech mal daran.“

Er hielt den Rock seinem Kollegen, einem weiteren Husky, hin und dieser schnüffelte daran.

Dessen Augen weiteten sich, als er den Geruch verarbeitet hatte und blickte erst auf den Tisch mit den drei Haufen Kleidung und wieder zurück zu seinem Kollegen.

„Ich gebe Nick Bescheid.“
 

Es war mittlerweile später Nachmittag, als Judys Handy klingelte.

„Hey Slick, wie geht´s?“

Judys Ausdruck wurde ernst.

„Sicher?“

Ihr Blick ging zu Jack.

„Ja, ich bin bei ihm.“

Sie drückte eine Taste und hielt das Gerät zwischen sich und den Hasen an ihrer Seite.

„So. Du bist auf Lautsprecher.“

„Savage, ich muss wissen, was für Tiere genau sich in Ihren Diensten befunden haben.“

Jack wirkte verwirrt fing sich aber schnell.

„In der Heatstreet hatte ich ein weibliches Kamel, weibliches Nilpferd, Pandarin und Tigerin. In der Elmstreet waren es zwei männliche Mäuse, ein weibliches Schaf und eine Löwin. Und in der Mossstreet hatte ich einen Dachs, zwei Wölfe, Bruder und Schwester und eine Füchsin.“

Es wurde still in der Leitung und auch Judy starrte ihn mit aufgerissenen Augen an.

„… Was?“

„Wir haben nur elf Leichen geborgen. Und es war keine Füchsin darunter.“

Diese Neuigkeit öffnete die Tore zu völlig neuen Möglichkeiten und Vermutungen. Sowohl erfreulich, als auch beunruhigend…

„Wir haben eine neue Spur!“

Judy blickte wieder zu Jack und dieser wirkte ungewöhnlich starr. Ein Gedanke formte sich und sie wandte sich an Nick.

„Ich muss was überprüfen. Ich melde mich gleich wieder.“

Damit drückte sie eine Taste und beendete das Gespräch, bevor Nick etwas erwidern konnte.
 

All die Details, die er erwähnt hatte…

Das Gefühl, dass er ihr ähnlicher war, als sie es verstanden hatte…

All die Parallelen…

„Die Frau… War sie es?“

Er blickte einfach einen Moment ins Leere, bevor er nickte.

„Ich habe nie Probleme damit gehabt die Fakten zu akzeptieren, aber jetzt… will ich das Offensichtliche nicht akzeptieren…“

Judy kannte dieses Gefühl. Bis zum heutigen Tag sprang ihr bei dem Wort ‚Fehler‘ direkt ihr Desaster von Pressekonferenz in den Sinn… Dort war auch alles so ‚Offensichtlich‘. Auch wenn sie sich eingestehen musste, dass in den meisten Fällen das Offensichtliche genau das war wonach es aussah.

Sie legte ihm die Pfote auf die Schulter.

„Offensichtlich heißt noch lange nicht bewiesen. Wir werden sie finden, verhören und sehen, was sich ergibt. Jetzt brauchen wir Name, genaue Beschreibung und Anschrift.“

Erneut dauerte es einen Moment, bevor er seufzte und ihr antworten konnte.

„Skye Winters, arktische Füchsin. Von den Ohren bis zu den Pfoten schneeweißes Fell und mit eisblauen Augen…“

„Moment.“

Judy rief Nick zurück und hielt nach den bisherigen Infos ihr Handy wieder zwischen sich bevor Jack fortfuhr mit diversen Orten, an denen sie zu finden sein konnte.

„Hm… Ich glaube ich kenne sie von früher… Ist sie zufällig auch eine begabte Mechanikerin?“

„Ja, das ist sie.“

Judy bereute es geradezu, aber sie musste die Frage stellen.

„Ist sie fähig eine… Bombe zu bauen?“

„… Definitiv. Sie hat bereits mehrmals kleinere Sprengsätze zur Ablenkung gebaut. Kein Schaden, nur viel Lärm und Rauch.“

„Moment…“

Judys Augen gingen rasch von einer Seite zur anderen, während sie hektisch ihrer Gedanken nach etwas durchforstete, das wichtig war. Ihr war nur noch nicht ganz klar, was es war. Sie zuckte zusammen und ihre Ohren richteten sich steil auf, als ihr plötzlich ein Detail bewusst wurde, dass sie zuvor nicht weiter beachtet hatte.

„… Wer wusste, dass du in diesem Zug sein würdest?“

„Niemand. Ich hatte keine Zeit mit irgendwem zu sprechen, nachdem ich…“

Jack zuckte zusammen, als ihm klar wurde, worauf Judy hinaus wollte.

„… Oh nein…“



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