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Weihnachtswünsche

Oder wie ich mein erstes Familienmitglied traf...
von

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Adventstürchen 23.

Lieber Weihnachtsmann,
 

Hier bin ich wieder! Wie jedes Jahr! Nadia Wood!

Ich weiß, du bekommst wie all die Jahre zuvor super viel Post und ich bin wie immer ein wenig später dran. Aber was soll ich sagen? In den letzten Jahren hat sich immer noch nicht viel verändert. Meinen größten Weihnachtswunsch kennst du ja bereits. Hoffe ich zumindest. Denn wenn wir ehrlich sind, hast du ja bisher nichts Großartiges unternommen. Ich hab mir echt Mühe gegeben keinen Unfug zu treiben, wirklich! Du weißt sicherlich genauso gut wie ich, dass ich die meisten Dinge wirklich nicht aus einer bösen Absicht heraus mache. Sie passieren einfach. Aber das heißt wirklich nicht, dass ich nicht brav war. Oder? Du hast sicherlich mitbekommen, wie ich letzte Woche der Heimleiterin Mrs. Skorovski dabei geholfen habe den Weihnachtsschmuck an die Fenster zu hängen! Und das als Einzige!

Die anderen Kinder wollten lieber draußen im Schnee spielen. Es hat tatsächlich geschneit, Weihnachtsmann! Aber was soll ich sagen....ich finde Schnee scheiße! (Und okay...keiner hat mich gefragt, ob ich mitkommen will...)

Mrs. Skorowski hatte einen guten Tag. Sie hat sich mindestens drei mal bei mir bedankt, als ich die Lichterkette, die sie so verknotet hatte wieder entwirrt hatte. Sie sagte ich habe ein Händchen dafür. Tja was soll ich sagen? Nadia die Königin des Entwirrens!

Aber ich schweife schon wieder ab. Den Ausgang der Geschichte kennst du sicherlich schon...aber ich möchte nochmal betonen, dass nichts von all dem meine Schuld war!

Worauf ich eigentlich hinaus wollte: Du kannst es dir sicherlich denken. Es ist kurz vor Weihnachten und die Adoptionswelle schlägt mal wieder zu. Tag ein Tag aus marschieren hier kinderlose Paare rein und raus. Die 4 Jährige Lilli hat es schon erwischt. Sie schien sehr glücklich. Ich gönn es ihr. Auch wenn sie erst seit einigen Wochen hier ist. Bei mir sind es nun....14 Jahren? Vermutlich. Zumindest schon so lange ich denken kann.

Ich weiß, dass sie ihren Brief an dich schon vor einigen Wochen verfasst hatte. Immerhin hab ich ihr beim Schreiben geholfen (Noch ein Karma-Pluspunkt für mich!) - aber ich werde einfach das Gefühl nicht los von dir ignoriert zu werden....

Weihnachtsmann. Ich will dich nicht hetzen. Wirklich nicht. Ich weiß du und deine Elfen haben einiges zutun und wohlmöglich sortiert ihr die Briefe ja sogar Alphabetisch. Lilli war mit dem Nachnamen Anker vermutlich kaum zu übersehen, aber ich weiß ja nicht einmal wirklich, ob Wood mein echter Nachname ist! Das ist unfair....ich werde diesen Brief einfach mit Nadia Angel verschicken, okay? Vielleicht kommt er so noch rechtzeitig bei dir an. Aber sei dann bitte nicht böse, dass ich geflunkert habe. Du verstehst meine Gründe sicherlich. Darauf hoffe ich.

Ich wünsche mir doch einfach nur eine Familie mit der ich Weihnachten verbringen kann...

Eine Familie, die mich liebt und zu der ich dazu gehöre. Für immer.

(Und wenn es zufälliger Weise William Parker ist, ist das auch okay!)
 

In großer Hoffnung
 

Deine Nadia W...Angel!
 

Hallo zusammen! Ja genau! Ich bin's!  Nadia Wood, wie sie leibt und lebt. Ich denke ihr Leute da draußen wart mal wieder neugierig und habt meinen Brief schon gelesen. Immerhin ein paar von euch. Sicherlich wollt ihr gerade unbedingt wissen, was passiert ist, nachdem ich  Mrs. Skrorowski beim Entwirren der Lichterkette geholfen habe. Aber da muss ich euch leider enttäuschen! Schließlich ist das meine Geschichte und sie sollte nicht von winzig, kleinen Missgeschicken, die schon längst in der Vergangenheit liegen handeln. Viel wichtiger ist doch, was danach passiert ist. Oder etwa nicht? Wir sollten uns auf die schönen Dinge konzentrieren. Schließlich ist Morgen Weihnachten. Das Fest der Liebe! Die Geburt Christi auf die wir zurück blicken! Wir sollten all unsere Konzentration, unsere Wünsche und Hoffnungen auf diesen - einen - Tag legen! So wie ich es getan habe, als die letzte Adoptions-Welle für dieses Jahr eingetroffen war. Ich errinnere mich noch genau, als wäre es gestern gewesen. Die pompöse Beleuchtung, der Duft von frisch gebackenen Plätzchen, der in der Luft lag. Die weihnachtliche Musik, die aus allen Richtungen erklang und schließlich die vielen potenziellen Familien, die vermutlich ein letztes Mal für dieses Jahr, für die alljährliche Weihnachtsfeier des St. Bartholomew's Orphanage das Gebäude betraten. Es sollte mein Tag sein! Mein Tag! Auf den ich so verdammt lange hingearbeitet hatte. Jeder wusste, dass ein Mädchen ab dem 15. Lebensjahr kaum noch Chancen auf eine Adoption hatte. Aber bis dahin hatte ich noch fast 6 Monate und war aller besten Dinge....

Ja ich hatte mir sogar ein Outfit erstellen lassen. Nicht, dass ich von Rachel McDumpsky (Sie hieß eigentlich anders....aber der Name passte einfach so gut!) sonderlich viel hielt, aber als sie mich am selben Morgen von oben bis unten ausgiebig gemustert hatte, glaubte ich ihr auf einmal, als sie meinte Kanariengelb sei zur Weihnachtszeit wirklich nicht in.

Ob es nun der friedlichen, heiligen und versöhnlichen Zeit verschuldet war - Aus irgendeinem Grund hatte sie mir  tatsächlich etwas von ihren Kleidungsstücken geborgt und wenig später fand ich mich im großen Gemeinschaftsraum in einem eleganten, dunkelroten Wollkleid und hochhackigen, weißen Sandalen wieder. Natürlich wollte sie mir eigentlich langweilige, absatzlose Stiefel andrehen - aber da war es mal wieder: Der typische Neid zwischen uns Heimatlosen! Den Schuh konnte sie sich selber anziehen...Aber mit DIESEN Schuhen war ich gewiss, kaum zu übersehen.

Aber ich will nicht mehr länger großartig abschweifen. Wie ihr bereits alle wisst oder sicherlich schon bemerkt habt ist mein sehnlichster Wunsch einfach nur die passende Familie für mich zu finden. Aus irgendeinem, mir vollkommen unbegreiflichen Grund klappte es bisher nicht. Dabei bin ich echt nicht so übel. Ich bin fleißig, engagiert und habe im Gegensatz zu meinen anderen Heim-Buddys auch keine auffälligen Psychosen oder ein großartiges Autoritätsproblem....
 

23.Dezember.2087
 

"Einen verdammten Scheißdreck gehe ich jetzt in die Küche und helfe beim Plätzchen backen!"
 

Nadia hatte gar nicht bemerkt, dass ihre Stimme lauter als beabsichtigt geworden war. Erst die vielen Augenpaare, die sich wenig später, nach ihrem kurzem Ausraster, zu ihr gewandt hatten, ließen darauf deuten.

Mrs. Skorowski, die sie gerade fest am Arm gepackt hatte, um sie daran zu hindern mit einem weiteren gekonnten Hofknicks auf das nächste Paar am Kuchen-Stand zu zu eilen, verzog mit flehender Miene das Gesicht. Das kannte sie gar nicht von der älteren Dame, die irgendwie ständig mit ihrem Emotionen zu kämpfen schien.
 

"Bitte Nadia -, das hier ist kein Casting für irgendeine Familien-S-" -

"Hey, mein Name ist Nadia Wood. Ich kann 1a lesen, finde Garten-Arbeit wirklich interessant und hatte noch nie in meinem Leben etwas mit Alkohol am Hut gehabt! Nicht dass ich es nicht okay finden würde, wenn ihr euch ab und an mal ein Glas Wein oder ein Feierabendbier genehmigen dürft.."

Hatte sie es stattdessen wieder aus dem Handgriff geschafft und war einige Meter weiter gekommen. Das Pärchen etwa Anfang 30, beide mit einem Pappbecher Kaffee in der Hand, schien etwas verwundert. Wenn sie vor gehabt hatten irgendwann noch einmal zu antworten, schnitt Nadia ihnen das Wort ab: "Ich kann seit meinem fünften Lebensjahr ohne Schwimmreifen ins Wasser gehen und dabei nicht ertrinken! - Generell war ich im Sportunterricht die letzte Zeit recht gut. Handball scheint meine besondere Stärke zu- Fuck!"

Ein weiteres Mal, wie auch bei dem Paar zuvor, wurde sie grob am Unterarm gepackt und von ihrer derzeitigen Position fort gezogen. Der männliche Part der Beiden schien immer noch verwirrt, während sie bei der Frau ein leichtes Lächeln erkannte: "Ich fluche eigentlich auch nicht! Meistens nicht! Eigentlich nie!", rief sie noch einige Zeit weiter, wurde dann allerdings von der Heimleiterin mit aller Gewalt in einen anderen Raum gezogen.

"Na toll! Jetzt haben sie es versaut!", fuhr die Blonde sie schließlich an, als Mrs. Skorowski ihren Arm wieder los ließ. Die ältere Frau schien unheimlich gestresst. Sie machte wieder ihre Atem-Übungen. Wie immer, wenn sie kurz davor war etwas nicht sonderlich pädagogisch wertvolles zu sagen.

Nadia konnte förmlich bis Drei mitzählen.

"Mach dich bitte nicht wieder zum Affen oder gar unglücklich, Nadia", meinte sie schließlich als sie offensichtlich endlich dort angekommen war. Der Teenager verzog etwas empört das Gesicht: "Zum Affen -? Zum Affen? - Ich - ich mach mich doch nicht zum Affen! Ich hab die Wahrheit gesagt! Sie haben selbst gesehen, dass ich im Handball echt-" -

"Niemand wird hier dieses Jahr mehr adoptiert.", fiel sie ihr schließlich wieder ins Wort. "Die Adoptionswelle ist vorbei. Die Leute da draußen haben sich schon längst entschieden. Alle Papiere wurden unterschrieben. Du kannst dein Glück nächstes Jahr wieder probieren, Nadia. Aber jetzt reiß dich bitte zusammen und versuch nicht so einen Zirkus zu veranstalten"

Die Worte blieben ihr im Halse stecken. Vorbei? Papiere unterschrieben? Zirkus?

War das etwa ihr verdammter ernst? Mrs. Skorowski hatte sich schon wieder von ihr abgewandt und die Pforte zurück zur Menge geöffnet. Auf einmal schien das jüngere Paar von vorhin uninteressant. Ja fast schon abstoßend. Und war das Susannah Knight, die gerade mit offenen Armen auf sie zugelaufen kam? Fucking Susannah Knight....

Das konnte doch nicht wahr sein. Weihnachten war scheiße.
 

"Was tust du da?" Die Unglücksbringerin sah nicht einmal von der offen stehenden Sporttasche auf ihrem Bett auf, als ihre Zimmergefährtin Mary das Wort erhob. Nein. Sie reagierte auch nicht. Stattdessen landete das handsignierte Buch auf ihrem Nachtkästchen, ebenso wie einige Kleidungsstücke zuvor, schließlich in der Tasche. Mittlerweile war draußen schon die Dunkelheit eingetreten und das obwohl es gerade erst einmal 18 Uhr schlug. Die Weihnachtsfeier des St. Bartholomew's Orphanage hatte sich dem Ende zugeneigt, auch wenn ein aufmerksamer Zuhörer immer noch leise All I want for Chrismas von den Fluren aus hören konnte.´"Ich verzieh mich!" Verkündete sie schließlich doch.
 

Was? Nein! Nadia! Das kannst du nicht machen. Du bist meine beste Freundin! Du kannst nicht einfach gehen! Wie soll ich es ohne dich denn nur aushalten? Wir stehen das gemeinsam durch? Hast du das schon vergessen....wir sind beste Freundinnen....für immer und ewig.
 

....War das die Reaktion, die sie erhofft hatte? Vielleicht war sie das gewesen. Vielleicht hatte sie sich allerdings ausschließlich auch nur in ihrer Fantasie abgespielt. Denn Mary schien über ihr Vorhaben alles andere als bestürzt. Die einzige Reaktion, die die in etwa gleichaltrige Brünette jedoch zeigte war ein lockeres Achselzucken gefolgt von einem: "Lässt du den CD-Rekorder hier?"

Jep. Hätte sie wohl besser. Und ganz ehrlich, eigentlich hatte Nadia auch niemals vorgehabt das sperrige Ding mit sich herum zu schleppen. Aber irgendwie hatte sie ihr in diesem Moment wirklich keinen Gefallen mehr machen wollen. Sich mit dem ganzen Gepäck aus dem Fenster des zweiten Stocks zu schleichen war jedoch eine Sache. Und ja - auch wenn das Gerät in Zukunft sicherlich keine Musik mehr abspielen würde.....

Es jetzt zurück lassen: Eine ganz andere.

Zum Glück hatte sie sich vor ihrem Aufbruch doch noch für ein etwas gemütlicheres paar Schuhe entschieden. Denn es war ganz und gar nicht so einfach mit einer schweren Tasche über die Schultern geworfen, den CD-Spieler in der anderen Hand, im dicken Steppmantel und mit Wollmütze bekleidet, bei Minus-Temperaturen den nächsten Bahnhof zu erreichen.

Und besonderes unauffällig agierte sie wohl auch nicht...

"Kann ich ihnen helfen, Miss'?", hatte sie sogleich auch ein etwas älterer Bahnbeamter mit roter Mütze auf dem Kopf angesprochen. Ihre Hände fühlten sich taub an. Sie schnaufte schwer: "Eh ehm..eh...ja! Ja das können Sie....Nick", antworte sie schließlich als sie das Namensschildchen an seiner Uniform erkannte.

"Welcher Zug fährt als nächstes nach Portland? Meine Eltern - wirklich zwei tolle Menschen erwarten mich. Pünktlich zum Fest natürlich! Weil sie ohne ihre einzige wundervolle Tochter natürlich kein Weihnachten feiern wollen. Ich habe....Ist er das?", meinte sie schließlich als ein Zug am Gleis herein fuhr. Nick schien ein wenig verwirrt. Musterte sie abschätzig, wie so viele Erwachsene es immer bei ihr taten. Sicher standen sie nur alle samt auf sie. Aber der Typ war wirklich alt, ey!

"Ja dieser Zug fährt direkt nach Downtown, Madam'. Aber könnte ich vielleicht vorher ihr Tic-"

Eine schwierige Entscheidung, die der Teenager binnen weniger Sekunden fällen musste. Immerhin ahnte Nadia schon was als nächstes kommen würde und das lautstarke Piepen der Türe verriet, dass nicht mehr sonderlich viel Zeit zum Einsteigen bleiben würde. Bevor Nick also seine Bitte beenden konnte, drückte die Blonde ihm schon schwungvoll den defekten CD-Player in die Arme, lief los und stürzte sich so, gerade noch rechtzeitig, zwischen die beiden schließenden Türen: "Danke für ihre Hilfe, Nick! Fröhliche Weihnachten!"

Hatte er etwa gerade ihr Geschenk fallen lassen, als sich der Zug in Bewegung setzte?!

Etwa 15 Jährige Jugendliche, blond, schwarzer Steppmantel, rosa Reisetasche ist vermutlich ohne Ticket und Begleitperson unterwegs. Bitte einmal prüfen, over

Erkannte sie nicht wenige Sekunden später (Sie konnte nicht einmal nach Luft schnappen!), wenn auch wahnsinnig verzerrt, die Stimme Nicks wieder. Der verschuldete Walkie-Talkie in der Hand des anderen Bahnbeamten war schnell gesichtet und so blieb Nadia nichts anderes übrig, als so schnell wie möglich die Türe, der mehr als penetrant riechenden Boardtoilette aufzudrücken und sich dadrin samt ihres übrig gebliebenen Hab und Guts zu verkriechen...
 

Next Station: Portland Downtown. This train terminates here. Please change here.
 

Die vergangenen 30 Minuten hatte Nadia demnach stehend und fest an die verschlossene Türe gedrückt verbracht. Jegliche Versuche diese aufzubekommen wurden mit einem: "Man ich hab gerade echt nen fetten Schiss!" unterbunden. Sie wartete noch einige Minuten bevor sie schließlich die Luft für rein erklärte und im Eiltempo die Bahn im Schutz der weiteren Passanten und ohne weitere Zwischenfälle verließ. Dies war Gott sei dank noch einmal gut gegangen! Immer noch die rosa Sporttasche geschultert, jedoch mittlerweile ohne CD-Player atmete sie nicht viel später schon die dicke, kalte Stadtluft Portlands ein. Obwohl hier anscheinend bisher noch kein Schnee gefallen war, meinte ihre Nase zu erkennen, dass es bald so weit sein würde...

Mittlerweile hatte die Uhr schon nach 20 Uhr geschlagen. In nicht einmal vier Stunden war Weihnachten und Nadia hatte nicht vor es dieses Jahr schon wieder mit diesen Arschgeigen vom Heim und Mrs. S zu feiern. Was allerdings genau sie vor hatte, wusste sie vermutlich selbst nicht einmal. Fakt war, dass sie ihr Glück langsam in die eigenen Hände nehmen musste: "Entschuldigen Sie? Können Sie mir vielleicht sagen, wo William Parker wohnt? Er hat mich eingeladen! Aber ich hab die Adresse verloren und-" Die angesprochene Dame mit dem lilafarbenen Hut lief kopfschüttelnd und in hektischen Schritten weiter. Ein weiterer Versuch: "Hey! Hey - Ich bin Nadia. Sie kennen mich vermutlich aus dem Fernsehen! Was? Sie kennen mich nicht? Das ist nicht so schlimm - Das verzeihe ich Ihnen. Aber Sie wissen doch vermutlich, dass heute diese fette Vorweihnachtsparty im - im ...Sie wissen schon wo startet - also ich weiß es natürlich - aber mir ist doch tatsächlich die Adresse....uhm...okay...schönen Abend noch! Sie sollten wirklich mehr fernsehen!", rief sie dem anderen Mann, der ebenso wie die Frau zuvor hektisch weiter lief, zu.

"Haben Sie heute oder Morgen schon was vor?", wandte sie sich stattdessen zu dem offensichtlich homosexuellen Pärchen, welches sie schon eine ganze Zeit lang angaffte zu.

Auf einmal hatten sie es wahnsinnig eilig...

Ja es schien fast so, als hätte jeder in dieser verdammt großen Stadt etwas ganz wichtiges vor! Alle außer sie....

Ein wenig missmutig hatte Nadia wieder ihre Tasche gepackt. Die Schaufenster der Läden waren alle weihnachtlich geschmückt, schienen aber schon geschlossen zu haben. Zwischen den Gebäuden prangerten Lichterketten und leuchtende Sterne. Die Menschen verkrochen sich mehr und mehr in ihre Häuser und Wohnungen zurück..

Ob man sie schon suchte? Vermutlich noch nicht. Mary würde nichts sagen. Sie war viel zu froh darüber, das Zimmer heute Nacht für sich allein zu haben.

Nadia wusste zwar genau, dass sie nicht ins Heim zurück wollte – andererseits allerdings auch nicht, wo sie diese Nacht hin sollte...Am Ende blieb ihr nichts anderes übrig als einfach ziellos durch die Straßen zu wandern. Die pompöse, glitzernd-leuchtende Innenstadt wurde bald hinter sich gelassen und so geriet der Teenager bald in die etwas düster gelegenden Gassen Portlands...

Die anfängliche Euphorie ihres wahnsinnig abenteuerlichen Vorhaben dämpfte allmählich ab. Sie war alleine. Sie hatte keine Familie und keine Freunde und daran würde sich wohl auch nichts an Weihnachten ändern. Sie sollte erwachsen werden. So etwas wie weihnachtliche Wunder waren ein Ammenmärchen und tatsächlich wunderte sie sich jetzt nicht einmal mehr über den Zeitungsbericht, der über die ansteigenden Suizidzahlen, während der Festtage, berichtet hatte. War nicht sie die jenige, die darüber gelacht hatte? Sich während des Fests der Liebe umzubringen?! Das hätten Gott und Jesus sicherlich nicht gewollt. Jetzt hingegen dachte sie selbst darüber nach, ob es nicht vielleicht das Beste wäre sich vor die Bahn- oder von einem Hochhaus zu werfen. Das Traurige daran wäre allerdings, dass es dabei niemanden auffallen würde. Niemand suchte sie.
 

"Du schuldest mir noch 26 Dollar, Bobby. Ich kann dir vorher nichts mehr geben" -

"Fuck, du weißt dass du das Geld von mir zurück bekommst. Schreib es mir auf. Ich habe immer bezahlt." -

"Das letzte Mal nicht vollständig. Und mich wundert es sowieso, dass du schon wieder hier bist. Die Menge hätte dich gut gelaunt in das nächste Jahr wiegen müssen" -

"Seh ich etwa gut gelaunt -"
 

"Entschuldigung. Ich habe noch 28 Dollar und 60....."
 

Der Teenager hatte sich den beiden Gestalten, die dicht neben einem Müllcontainer standen genähert. Nun - Da sich aber beide in ihre Richtung wandte stockte sie leicht.

"Cent...", beendete sie den Satz schließlich. Eigentlich hatte sie nur vorgehabt dem Mann zu helfen. Eine gute, weihnachtliche Tat - eben weil alles andere sonst so beschissen war. Die Tatsache, die sie ein wenig verwirrte: Dieser Bobby war zwar verdammt groß - aber sicherlich kein Mann.

"Das gibts doch nicht...verzieh dich Blondchen' du hast hier nichts zu suchen!", giftete die Brünette sie stattdessen an. Die Lautstärke mit der sie sie anwütete brachte Nadia tatsächlich dazu, wie ein verschreckter Hund, einen ausladenen Schritt zurück zu weichen. Nur der andere Mann schien ein wenig amüsiert: "Willst du das Zeug stattdessen kaufen?" - "Einen scheiß will sie' - Sie ist noch ein Kind das siehst du doch Pete!", fiel ihm die Frau, bevor sie selbst die Möglichkeit hatte zu antworten, schon ins Wort.

"Wenn sie zahlt ist mir das so Latte wie meine morgendliche Morgen-" -

"Weißt du was? Fick dich einfach ins Knie. Dein Zeug ist eh scheiße!"

Mit diesen Worten wollte sich Bobby anscheinend gerade verabschieden und Nadia hatte dabei wirklich nicht vor gehabt ihr im Wege zu stehen. Nur irgendwie schien ihre Motorik wieder zu hastig und schließlich...

"Fuck!", brüllte die Brünette ein weiteres Mal auf, als sie bei dem Versuch, der immer noch über Nadias Schultern gehievten rosanen Sporttasche auszuweichen, mit dem Ellbogen voll gegen den Müllcontainer stieß.

Der Teenager zuckte bei dem Geräusch vermutlich mehr zusammen, als wie sie es tat. Sicher hatte sie sich etwas gebrochen. Das war in ihrer Gegenwart leider wirklich nichts seltenes.

"Scheint wohl nicht dein Tag zu sein, Bobby...", witzelte Pete und obwohl sie Augenscheinlich nichts mit dieser Tragödie zutun hatte, hatte Nadia das Bedürfnis sich entschuldigen zu müssen. Doch soweit kam sie nicht:

"Shit! Da sind die Bullen!", verkündete der schlacksige Dunkelhaarige auf einmal hastig. Mit einer Sportlichkeit, die man ihm im ersten Moment kaum zugetraut hätte, kletterte er schließlich über den Container und verschwand wenige Augenblicke später schon über den etwa zwei Meter fünfzig hohen Maschendrahtzaun....

Zurück blieben sie und die sich immer noch den Ellbogen haltende Bobby.

Die Bullen? Die Polizei? Oh nein...Sie war ausgerissen. Sie war ohne gültigen Fahrausweis mit der Bahn nach Portland gefahren! Sie würden sie ins Gefängnis stecken - oder noch schlimmer! Zurück in das Heim! Und die würden wiederum jedem verkünden, dass sie eine Kriminelle war! Niemand adoptierte kriminelle Jugendliche mit einer Vier Minus in Physik. Das wusste doch jeder! Sie musste weg laufen...sie musste schnell weg laufen....Doch wohin, wohin konnte sie -

"Sie sind in die andere Richtung abgebogen.", holte sie die brummende Stimme der Frau schließlich wieder in die Realität zurück. Die Blonde hatte gar nicht bemerkt, dass sie die Luft angehalten und wild um sich gesehen hatte um nach einem möglichen Fluchtweg Ausschau zu halten. Bobbys Arm hingegen schien doch nicht gebrochen, denn nicht wenig später streckte sie ihn schon voll durch und wandte sich von ihr ab.

"Wohin gehst du?! Entschuldigung - SIE! Wohin gehen sie - oder du - oder ehm sie."

Gott...kein Wunder, dass potenzielle Eltern lieber eine Susanne Knight adoptierten... Susi hatte die Höflichkeitsformen voll drauf, wohin gegen sie wie der letzte Depp da stand. Immerhin schien Bobby dies nicht all zu genau zu nehmen: "In mein Bett! Und da gehörst du meiner Meinung nach auch hin" - "Wie...echt jetzt? In dein - ehm ihr - dein Bett!?"

Wieder blieb die Brünette stehen. Ob es daran lag, dass Nadias Stimme in diesem Moment wirklich hoffnungsvoll klang? Jedenfalls sah sie sie nun das erste Mal so richtig an. Musterte sie sie gerade? "...Ich fürchte du bist zu jung für mich.", brumme die Frau schließlich wieder. Tatsächlich war Nadia einfach kerzengerade stehen geblieben, hatte eine 1a Haltung eingenommen und setzte ihr wunderschönstes Lächeln auf. Erst nach ihrer ausgiebigen Musterung schien es zu kippen...

"Wir könnten uns ja auch einfach nur einen Film ansehen!", schlug die Unglücksbringerin stattdessen vor. Bobby schien verwirrt: "Geh nach Hause, Kleine."

Dann setzte sie wieder zum Gehen an. Nadia hatte keine Ahnung warum sie das tat, doch irgendwie (und vielleicht auch, weil sie selbst nicht wusste wohin...) hatte sie nicht vor die dürre, großgewachsene Brünette alleine von dannen ziehen zu lassen. Sie schien echt cool! Wirklich! Und sie hatte sie für den Ellbogen nicht einmal angeschrien.

"Kommst du von hier?" Das mit 'Du' hatte sie jetzt einfach entschieden, immerhin hatte Bobby keine Anstalten gemacht, als würde sie es stören. "Ich bin übrigens Nadia. Und ich hab nichts vor. Wenn du willst können wir wirklich miteinander rum hängen oder so' - Warum hast du den anderen Typen Geld geschuldet? Und was wolltest du kaufen? Hey hast du das gesehen?! Ich glaube es schneit"

Sie hatte Schwierigkeiten mit den ausladenen Schritten der Älteren, die wohl nicht vor gehabt hatte auf ihren Redefluss einzugehen, mitzuhalten. Nadia nahm ihr das nicht übel. Das tat wohl kaum jemand. Das Spielchen spielten sie so noch eine ganze Weile weiter bis Bobby schließlich gezwungen war an einer roten Ampel stehen bleiben zu müssen. Nadia hatte indessen schon gefühlt weitere hundert Fragen gestellt. Doch das Einzige, was Bobby erneut wissen wollte war: "Wo ist dein Zuhause, Blondchen?"

Das war wohl nicht der richtige Moment um ihr zu berichten, dass sie gar kein richtiges Zuhause hatte, oder? Die Masche des armen, einsamen Waisenkindes kam schließlich sonst auch nicht an, also entschied der Teenager sich dieses Mal für eine ganz andere Variante....:

"Oh ich hab ein Zuhause! Ein ziemlich cooles sogar! Gleich am Stadtrand...richtig schöne Gegend. Willam Parker ist übrigens mein Vater. Richtig gehört. Der Autor! Nadia Parker, schön dich kennen zu lernen"

Erneut hielt Nadia ihr die Hand entgegen um sich entgültig vorzustellen, doch Bobby beachtete sie kaum und wandte sich stattdessen wieder der auf Grün schaltenden Ampel zu: "Kenn ich nicht.", meinte sie schließlich knapp, während sie nun wieder die Straße überquerte. Eilig hastete Nadia ihr hinterher:

"Du kennst William Parker nicht!? Er ist ein Meister seiner Kunst! Seine Bücher sind eine totale Offenbarung!" - "Für mich klingst du eher wie ein verschissener Groupie statt wie seine Tochter" Uff. Der hatte gesessen. Tatsächlich fiel der 14 Jährigen in diesem Moment keine richtige Antwort ein. Das hinderte sie allerdings nicht daran der Brünetten weiter zu folgen. Wohin auch immer...

Doch dieses Mal war Bobby es, die den Faden des Gespräches wieder an sich nahm. Auch wenn Nadia nicht damit rechnete, dass sie urplötzlich dabei einfach stehen bleiben würde. Die Brünette hingegen schon - immerhin verhinderte sie ein größeres Missgeschick dadurch, dass sie sie gleich an den Armen packte und so zum Stehen bleiben zwang: "Du spazierst mit deiner niedlichen, rosa Tasche also durch die Gegend und verfolgst irgendwelche zwielichtigen Gestalten, weil dein Daddy der aller beste auf der Welt ist?! Morgen ist Weihnachten. Du solltest in deinem Bettchen liegen und darauf warten, dass das Christkind dir all deine super tollen Geschenke unter den Baum legt und vor Vorfreude nicht schlafen können! DAS machen Kinder in deinem Alter! Also GEH nach Hause!" -

"Das machen Sechsjährige..." -

"GEH jetzt nach Hause!"

Wieder wurde die Stimme der Frau wesentlich lauter. Nadia wirkte für einen Moment wieder ein wenig eingeschüchtert. Doch rührte sie sich nicht.

"Wenn du Krach mit deinen Alten hast, geh hin und versöhn' dich.", fügte sie nun wieder einen Ticken ruhiger hinzu. "Verdammt es ist fast Weihnachten. Du hast was besseres vor dir, als sinnlos durch die Straßen zu wandern und mit Fremden zu reden.."

Und mit diesen Worten ließ sie sie schon wieder los. Wieder entfernte sich die Frau von ihr...Hoffte ihr so, wohl den richtigen Denkzettel verpasst zu haben. Doch dies war nicht so und alles was Nadia ihr eigentlich sagen wollte war, dass sie im unrecht war...

"William Parker ist nicht mein Vater", quiekte sie stattdessen. Bobby schien dies weniger zu interessieren. Sie hob zum Abschied nur locker die Hand.

"Eigentlich hab ich gar kein Vater. Und auch keine Mutter - und eigentlich ist da niemand mit dem ich mich einfach nur versöhnen kann....", murmelte sie leise vor sich hin. Die Frau ging immer noch weiter. Hörte sie vermutlich nicht einmal mehr. Ein letztes Mal schnappte die Blonde deswegen leise nach Luft: "Ich habe niemanden!"

Es war die Wahrheit. Eine Wahrheit, die sie laut und ehrlich in die Welt hinaus geschrien hatte.

Eine Wahrheit, die nun auch Bobby nicht mehr ignorieren konnte...

Tatsächlich war sie wieder stehen geblieben. Und tatsächlich hatte es nun richtig angefangen zu schneien.
 

Da standen sie nun mit einigen Metern Abstand voneinander. Nadia, in ihrem schwarzen Steppmantel mit der orangfarbenen Wollmütze und der rosanen Tasche. Einige Schneeflocken rieselten langsam auf sie hinab...Bobby in der schlichten Jeans, die Hände in der Lederjacke mit dem hochgeklappten Kragen, vergraben. Und niemand sagte mehr etwas

...Es war das seichte, angedeutete Kopfnicken, das Nadia schließlich wieder dazu brachte, ihr zu folgen.
 

.....
 

"Ich habe Leitungswasser da....und Kaffee.....ohne Milch", erklang Bobbys Stimme, während sie am offenen Kühlschrank gerade an einem Tetrapack roch und dieses schließlich mit einem angeekelten Augenbrauenzucken in den Mülleimer beförderte. Nadia sah sich, trotz jeglicher zuvor ausgesprochenen Warnungen immer noch mehr als interessiert um. Die Küchenzeile schien etwas provisorisch. In ihren Augen dennoch perfekt.

"Kaffee? Ich darf Kaffee trinken?", antwortete sie wohl eine Spur zu enthusiastisch, denn als sie Bobbys Blick bemerkte, nickte sie nur eifrig und antwortete mit fester Stimme: "Kaffee."

Sie hatte das Kopfschütteln der Brünetten bemerkt, bevor sie einen Topf auf den Herd stellte.

Nadia, die zwar zuvor das Kommando bekommen hatte, ja nichts anzufassen, erhob sich etwas von dem abgewetzten Stuhl: "Was ist das?", fragte sie schließlich und deutete auf ein Plastiktütchen, welches unter der, am Boden liegenden, Matraze hervor luggte.

"Du sollst einfach nur da sitzen bleiben!", zischte Bobby ein weiteres Mal, griff aber schließlich hektisch nach diesem Etwas und steckte es sich hastig in die Gesäßtasche ihrer Jeans.

Die Vierzehnjährige tat ihr den Gefallen. Schließlich wollte sie nicht, dass sie sie sofort wieder rausschmiss. Generell war es ziemlich nett von der Brünetten gewesen, sie mit in ihre Wohnung zu nehmen. Sie hatte bemerkt, dass Bobby zuvor ordentlich mit sich gehadert hatte. Warum auch immer - Sie fand es echt super hier!

"Die Heizung ist kaputt. Wenn dir kalt ist, schnapp dir einfach eine Decke vom Bett", verkündete diese schließlich , als sie mehrfach auf den leise, zischenden Heizkörper einschlug. Ein paar Minuten später hatte sie ihr schließlich schon eine Tasse mit dampfend, schwarzer Flüssigkeit vor die Nase gestellt. Es war Nadias erster Kaffee.

"Und jetzt erzähl...Warum glaubst du, will dich keiner haben?"

Die Blonde hatte ihr bereits von dem Heim berichtet. Von den anderen Kids und dass sie dort quasi schon ihr ganzes Leben war. Von der Weihnachtsfeier und von ihren zerschundenen Hoffnungen. Warum also, fragte sie das noch? Lag das nicht auf der Hand?

"Wenn man gegen Susanne Knight verliert, hat man richtig verloren...", lautete Nadias knappe Antwort also. "Außerdem werde ich nächstes Jahr 15. Glaubst du allen im ernst irgendjemand interessiert sich noch für ein fast erwachsenes Kind? Wenn stattdessen lauter vierjährige, traurige Augen dich anstarren und murmeln 'nimm mich mit'?" - "Warum nicht? Du bist doch ziemlich niedlich. Und du kannst allein aufs Klo' gehen - Wenn du mich fragst: Großer Vorteil'" Hatte sie sie gerade wirklich niedlich genannt? Für einen Moment sah Nadia überrascht aus. Fast schon gerührt...

Dann fiel ihr aber ein ganz anderer Punkt ein: "Ich glaube ich bin verflucht.", murmelte sie schließlich fast schon heiser. Bobby schien verwirrt, aber vor erst nicht weiter nachfragen zu wollen. Stattdessen goss sie sich nun selbst eine Tasse Kaffee ein und musste dabei am eigenen Leibe erfahren, was Nadia mit ihren zuvor ausgesprochenen Worten gemeint hatte....

"Verdammte - Scheiße!", fluchte sie laut auf, als die Tasse unter der heißen Flüssigkeit zersprang und diese stattdessen an der Arbeitsfläche an ihrem Bein hinab lief. Reflexartig war Nadia in die Hocke gegangen, hatte sich die Hände über den Kopf geschlagen und laut verkündet, dass sie nichts getan habe. Aber da war er. Der springende Punkt.

Jeder, der längerfristig mit ihr zutun hatte, tat sich früher oder später weh...

Die Unglücksbringerin hielt sich weiter bedeckt, während Bobby am Wasserhahn herum hantierte und weiter fluchte. Erst als sie damit aufhörte, kam Nadia wieder vorsichtig hevor:

”Alles okay?””Ja die Tasse hatte schon die ganze Zeit nen Sprung' war nur ne Frage der Zeit bis sie endlich kaputt geht.”, brummte die Ältere. Dabei öffnete sie wieder den Schrank über der kleinen Spüle: ”Und es war die Letzte....trink' ich halt wieder aus Gurken-Gläsern.” -

”Ich find Kaffee aus Gurken-Gläser trinken ziemlich cool...”

Tatsächlich quetschte Bobby sie nicht weiter über ihren möglichen Fluch aus. Nein sie bestärkte sie sogar in ihrer Meinung absolut liebenswert zu sein. Seltsam...aber auf ihre eigene Art und Weise liebenswert. Sie glaubte daran, dass Nadia irgendwann die perfekte Familie finden würde und versuchte ihr jegliche schlechte Gedanken auszutreiben. Auch wenn sie dabei nicht all zu sehr ins Detail ging und ihre Worte insgesamt meistens eher knapp ausfielen. Aber die Blonde spürte, dass sie es ehrlich meinte. Es war fast so als würde es eine besondere Verbindung zwischen ihnen geben. Und das obwohl sie Bobby erst seit einigen Stunden kannte.

Da es Draußen immer kälter zu werden schien und auch die Dächer von Sekunde zu Sekunde mehr von weißen, flockigen Schnee bedeckt wurden, erlaubte Bobby ihr, in dieser Nacht bei ihr zu bleiben.

Sie musste ihr allerdings versprechen am nächsten Tag mit erhobenen Kopf in das St. Bartholomew's Orphanage zurück zu kehren: ”Das hier ist kein Ort für pupertierende Teenager und ich bin ganz und gar nicht die richtige Person um Mutti' zu spielen...Nur damit das klar ist”

Eine Lüge. Zumindest wenn es nach Nadia Wood ging. Diese besondere Verbindung, die sie spürte....

Ja tatsächlich: Wenn es nach dem Pechvogel ging, war Bobby die erste Person überhaupt, die sich nach dieser kurzen Zeit schon für sie nach Familie anfühlte. Und auch wenn jegliches drauf einreden nicht all zu viel brachte, meinte sie es ernst, als sie neben ihr in einer Decke gekuschelt auf der Matraze lag und kurz bevor die blauen Augen sich entgültig schlossen, leise murmelte:
 

”Ich wünschte du könntest meine Mutter sein...”
 

Die Ziffern der digitalen Uhr auf dem Fußboden schlugen auf 0:00 Uhr.....

Fröhliche Weihnachten.
 

~*~*~*~*~*
 

Nachwort:
 

Dem Weihnachtsmann habe ich nicht mehr geschrieben. Meine Briefe werden ja eh dauernd ignoriert und außerdem hat Bobby gesagt den Kerl würde es sowieso nicht geben! Und wenn, dann wäre er eine Arschgeige. Ja wohl! Aber dennoch...Irgendwie hat es mit dem Weihnachtswunsch ja doch irgendwie geklappt. Ich konnte Bobby überreden noch ein...und dann zwei Tage länger zu bleiben. Wir haben "It's a Wonderful Life" auf ihrem Schwarz-Weiß-Fernsehr angeschaut und trockene Cornflakes aus der Schachtel gegessen. Es war das beste Weihnachtsfest meines Lebens!

Danach hat sie mich persönlich zum Bahnhof begleitet und wir haben sogar Nick wieder gesehen! Ha! Der Volltrottel hat sich doch tatsächlich bei Bobby über mich beschwert. Ich konnte hören wie sie sagte >meine Schwester< und danach hat sie ihn beleidigt. Aber da habe ich nicht mehr richtig zugehört. Ich wollte sie noch darauf ansprechen, aber sie hat so getan als hätte sie das S-Wort niemals benutzt....

Als wir uns verabschiedet haben, hab ich mich zusammen reißen müssen nicht zu weinen. Ich wollte nicht mehr zurück gehen, aber Bobby hat mir erklärt, dass es so das Richtige wäre. Dennoch stehen wir immer noch im Kontakt. Sie hat mir ihre Nummer gegeben! Und ihre Adresse! Mittlerweile sind wir richtig dicke Freunde geworden. Die Besten würde ich sogar fast behaupten. Von meiner Seite aus auf jeden Fall. Aber ich denke sie sieht es genauso. Ich denke, eigentlich sieht sie mich sogar wirklich als kleine Schwester an. Demnach hat der Weihnachtsmann doch gar nicht so viel falsch gemacht, oder? Ich meine, wenn die blöde Arschgeige existieren sollte. Gut. Das mit William Parker hat vielleicht nicht ganz so geklappt. Aber was nicht ist, kann ja noch werden.....Und mit Bobby habe ich zumindest schon mal einen kleinen Teil meiner Traum-Familie zusammen



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2017-12-27T09:23:46+00:00 27.12.2017 10:23
Sehr schöne Geschichte! Und es schafft wohl auch nur Nadia, einen trotz ernster und eigentlich echt trauriger Thematik immer wieder zum Schmunzeln zu bringen.
Ich kann gar nicht verstehen, was alle Leute haben; hätte ich den Platz, würde ich sie sofort bei mir aufnehmen!

Hat Spaß gemacht zu lesen :)
War das diese Geschichte, wo du das Gefühl hattest, nicht 'auf den Punkt' zu kommen bzw. zu ausschweifend zu werden?
Beim Lesen hätte ich eigentlich nicht das Gefühl. Die aufeinander folgenden Handlungen waren für mich soweit schlüssig. Und die Situationen typisch Nadia... von ihr lese ich sowieso gerne :)

Dass Nadia auf Bobby getroffen ist, fand ich auch interessant. Besonders hat mir Bobbys 'weiche' Seite gefallen. Damit passt sie gut in die Runde der Charaktere 'harte Schale, weicher Kern'. Oder aber es war ein kleines Weihnachtswunder, dass sich da ereignet hat😋 mich freut es auf jeden Fall für die Kleine :)

Hat echt Spaß gemacht beim Lesen 💖
Von:  Nyrmiel
2017-12-24T07:23:44+00:00 24.12.2017 08:23
Aaaaaw. 💕
Eine wunderschöne Lektüre am Morgen um die Weihnachtszeit anzustimmen. :D
Finde es nach meinem Märchen doch echt passend diese Story gleich danach zu lesen.
Es ist wirklich wunderbar herzlich geschrieben und ich fühle jedes Mal mit der kleinen mit! Auch ihre Freundschaft mit Bobby finde ich echt Klasse. Stimmt einfach alles.
Große Klasse! 😍
Von:  Chucks
2017-12-23T09:29:35+00:00 23.12.2017 10:29
“Wir sind keine BFFs... überhaupt... wer sagt denn bitte noch BFF. Das ist der absolut dämlichsten Ausdruck überhaupt.“

Und ich könnte schwören, sie hat es mit einem etwas weichen Blick gesagt.
Ich liebe diesen Weihnachtsmomebt. Ich leide immer mit Nadia mit und dieses Mal brach es mir erneut fast das Herz. Gut, dass du ihr Bobby an die Seite gestellt hast. Allgemein finde ich, dass du Bobby gut getroffen hast. Vor allem an der Stelle, wo sie Nadia doch mit nach Hause nimmt. Sie hätte sie niemals einfach so stehen lassen. Ich bin mir sehr sicher, dass es so (oder so ähnlich) passiert sein muss :D
Ich wünsche ihr von Herzen, dass sie ihre persönliche Traumfamilie findet. Auch mit William als Vater, Hannah als Mutter und Bobby als große Schwester. Und selbst wenn das heißt, dass Jude Bobby und Nadia als Schwestern bekommt. Sry, Jude. Da musst du durch.

Aber auch wenn ihre Traumfamilie nie zu Stande kommt... ich bin mir fast sicher, dass Bobby ihre Schwester bleibt <3


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