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Die Palastbücherei (One-Shot Sammlung)

Ein Ort voller One-Shots
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo ihr Lieben,

nach Keiji geht es weiter mit dem zweiten Bruder: Kazuma.
Zur besseren Einordnung der Geschichte muss ich hier erwähnen, dass Kazuma in diesem One-Shot 13 Jahre alt ist. Er ist damit auch noch weit davon entfernt der Kazuma zu sein, dem Rin begegnet. Ich hoffe trotzdem, dass er euch gefällt. Ihr könnt gerne eure Meinung in den Kommentaren da lassen☺.

Ansonsten viel Spaß beim Lesen und bleibt alle Gesucht.

Eure
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2. Kazuma

Die Tage waren lang und heiß und von den Gesängen der Zikaden erfüllt. Kinder lachten und versuchten mit bloßen Händen Fische aus dem Fluss zu fangen, während die Erwachsenen ihren Arbeiten nachgingen. Abseits der großen Städte war das Leben in diesem beschaulichen Dorf einfach nur friedlich. Jeder kannte sich, niemand neidete dem anderen seinen Erfolg und alle waren freundlich und hilfsbereit zu ihren Nächsten. Es hätte perfekt sein können…

„Itachi, gib das sofort zurück!“

Wild mit dem Besen in der Luft herum wirbelnd, lief die wohlbeleibte Frau des Obstbauerns aus ihrer Scheune heraus und schrie dem Jungen hinterher. Dieser lief einige Meter weiter vorne und biss genüsslich in den Apfel, den er gerade entwendet hatte. Dabei drehte er sich zu der Frau um und grinste sie frech an.

„Oh. Wenn ich das deinem Vater erzähle!“, schrie die Bäuerin, bevor sie stehen blieb und ihre Hände auf ihre Knie stütze um Luft zu holen.

Ihre enorme Körperfülle machte es ihr unmöglich mit dem Jungen Schritt zu halten. Erst das zaghafte ziehen an ihrem Kimono ließ sie wieder auf sehen. Die smaragdgrünen Augen in die sie dabei blickte, ließen sie die Augenbrauen hoch ziehen. Und dann glitt die Hand des Jungen für den Bruchteil einer Sekunde über ihre und er lächelte.

„Oba-san, dieses Jahr wird die Ernte sehr groß werden.“

Noch während die Frau um Worte rang, verneigte sich der Junge und folgte mit einem Lachen seinem Bruder, dem Apfeldieb. Den Ausdruck des Jungen noch vor Augen, vergas die Frau all ihren Ärger und kehrte zu ihrer Arbeit zurück. Eine große Ernte musste schließlich vorbereitet werden.

 

 

„Was musste ich heute erfahren? Du hast schon wieder einen Apfel gestohlen? Wie soll da noch etwas aus dir werden Itachi? Wenn du nicht genug Arbeit hast, dann wirst du ab morgen die Reisfelder täglich zweimal kontrollieren!“

Das enttäuschte Seufzen, dass sein Vater ausstieß, ließ Itachi beschämt zu diesem auf sehen.

„Aber Vater, Sie haben wirklich genug und er sah so lecker aus.“, widersprach er trotzdem.

Als Antwort griff sich sein Vater mit der freien Hand Itachis Ohr und zog daran.

„Ich denke ich habe dir mehr anstand beigebracht. So etwas gehört sich nicht, egal unter welchen Umständen. Denk daran, was Mutter sagen würde!“, rief sein Vater und diesmal senkte Itachi leicht den Kopf.

„Vater hat Recht. Egal aus welchem Grund, wir werden nicht stehlen!“, kam die Stimme von Akihito, der gerade einen Topf aus der Küche trug, welcher einen verlockenden Duft verströmte.

„Wir haben zwar nicht viel, aber es reicht für uns alle. Also unterlass doch bitte solche Dinge.“

Wie immer war Akihito, der gute Geist des Hauses, eher nachsichtig. Weshalb auch seine Stimme ehr sanft war, während er den Topf auf dem Tisch abstellte.

„Und jetzt geh und such deine Brüder, bevor das Essen kalt wird.“, wies er ihn an und nachdem ihr Vater sein Ohr los ließ, sprang Itachi auf und ging nach draußen.

An der Tür stolperte er fast über seinen kleineren Bruder. Der Jüngste der Familie, der Akihito wie aus dem Gesicht geschnitten war. Und der ebenso sanftmütig und immer gut gelaunt war, wie dieser. Erst als er ihn ansah, wurde Itachi klar, dass er ihn bei der alten Hexe zurück gelassen hatte.

„Wo kommst du denn her Kazuma?“, fragte er deshalb und blieb kurz stehen.

Kazuma kratzte sich am Kopf und lächelte seinen Bruder entschuldigend an.

„Ich habe die Verantwortung übernommen und sie etwas beruhigt.“, erklärte er und schlüpfte dann ins Haus.

Kazuma war es schon gewohnt, dass es Zuhause immer laut war und er gerne mal übersehen wurde. Was bei vier älteren Brüdern aber auch kein Wunder war. Zusammen mit ihrem Vater bildeten sie in ihrem kleinen Haus eine chaotische Familie.

Seit seine Mutter vor vier Jahren gestorben war, lebten sie in einem reinen Männerhaushalt und das konnte man auch sehen. Überall lagen Kleidungsstücke und dreckiges Geschirr. Auch wenn sich Akihito stets bemühte das Haus auf Vordermann zu halten und täglich mindestens eine warme Mahlzeit auf den Tisch zu bringen. Irgendwie hatte er die Rolle ihrer Mutter nach und nach übernommen und manchmal benahm er sich sogar genauso.

„Ich bin wieder zu Hause.“, murmelte Kazuma, bevor er die Schüsseln vom Regal nahm und sie auf den Tisch stellte.

Sein Vater sah einen Moment von seiner Pfeife auf und nickte, während Akihito ihm ein Willkommen zurief.

Schon im nächsten Moment wurde die Eingangstür wieder geöffnet und Itachi wollte schon eintreten, als ihm eine Hand auf den Kopf gelegt wurde und er so wieder zurückgezogen wurde.

„Erweise deinen älteren Brüdern gefälligst Respekt und schließe die Tür hinter uns.“, erklärte Ryuji und drängte sich an Itachi vorbei ins Haus.

Als Zweitgeborener konnte er sich praktisch alles herausnehmen und das zeigte er auch immer wieder gerne. Er war wild und kannte keine Furcht. Und um sicher zu gehen, dass er stets gehört wurde, war er der lauteste seiner ganzen Geschwister.

Voll strotzender Kraft ließ er sich an den Tisch sinken und fuhr sich mit einer Hand durch sein hellblondes Haar. Dabei funkelte er Itachi mit blassgrünen Augen warnend an. Würde dieser einen Kommentar abgeben, würde Ryuji wahrscheinlich etwas nach dem Jüngeren werfen.

Wäre Ryuji nicht sonnengebräunt von der Arbeit als Zimmermann, hätte man glauben können, ihm wäre sämtliche Farbe entzogen worden. Zumindest wirkten sein Haar und seine Augen so. Doch seine dunkle Haut hoben diese besonders hervor, was ihm auch den ein oder anderen Blick der Mädchen im Dorf einbrachte. Trotzdem hatte er noch keine Braut in Aussicht, was wohl seiner grobschlächtigen Art zuzuschreiben war.

Nach Ryuji betrat Koichi das Haus. Der älteste von Kazumas Brüdern. Auch er war sonnengebräunt von der täglichen Arbeit auf dem Feld. Als Ältester hatte er das Land ihres Vaters übernommen und bewirtschaftete es das ganze Jahr über, seid ihr Vater nicht mehr vollständig dazu in der Lage war. Als Erstgeborener und Erbe der Familie war Koichi auch noch eine wirkliche Augenweide. Obwohl er jeden Tag hart körperlich arbeitete, zeichneten grazile Linien sein Gesicht. Seine dunkelbraunen Haare wurden von seinem Haut Ton unterstrichen und beides zusammen hob seine eisblauen Augen wie magische Seen hervor.

Deshalb war es auch eine Schande, dass er immer noch nicht verheiratet war. Zumindest, wenn es nach den Ansichten ihres Vaters ging. Alt genug war er mit seinen einundzwanzig Jahren auf jeden Fall dafür und es hatte wirklich genügend Anfragen in der Vergangenheit gegeben. Doch Koichi hatte sich stets geweigert und darauf beharrt nur die Frau zu heiraten, die er auch wirklich liebte.

Nachdem nun alle Brüder im Haus waren, trat auch Itachi ein und schloss die Tür hinter sich. Mit einem mürrischen Brummen setzte er sich an den Tisch und schob seine Schüssel an den großen Topf. Seine braunen Haare fielen ihm dabei ins Gesicht und er wischte sie ärgerlich zurück. So dass man seine blau-grünen Augen sehen konnte, die wie die eines Fuchs blitzten und nur zu deutlich zeigten, dass Itachi nichts als Unsinn im Kopf hatte.

Müsste Kazuma seine Brüder in eine Reihenfolge bringen, wer den einfachsten Charakter der Familie hatte, würde Koichi auf dem ersten Platz stehen. Als Ältester war er stets freundlich und hilfsbereit. Auch scheute er keine Arbeit und trug immer ein Lächeln auf den Lippen. Noch nie hatte Kazuma erlebt, dass ihn etwas aus der Ruhe gebracht hätte, oder dass er jemals wegen etwas laut geworden wäre.

Auf den zweiten Platz würde er Akihito sehen. Als dritt ältester war sehr fürsorglich und sprach alle Probleme ohne zu zögern an. Dabei gab er erst Ruhe, wenn sich alle wieder vertrugen und alle Missverständnisse aus der Welt geschafft waren. Auch wenn er etwas tollpatschig war und auch gerne mal die Zeit vergas, wenn er sich auf etwas konzentrierte. Man konnte sich trotzdem immer auf ihn verlassen.

Der Dritte Platz würde dann an Ryuji gehen. Auch wenn er sich ,als Zweitgeborener, gerne mal einen Spaß mit seinen Brüdern erlaubte und sie in peinliche Aktionen verwickelte, war er doch der Erste, der schützende vor sie trat, wenn es Ärger gab. Immerhin war er, seiner Meinung nach, der Einzige, der seine Brüder in Schwierigkeiten bringen durfte.

Als letztes würde er Itachi platzieren. Er befand sich schon so lange in der Phase, alle Regeln und Grenzen austesten zu wollen, dass sich Kazuma kaum daran erinnerte, wie er vorher gewesen war. Mit seinen Streichen und anderen Taten brachte er die Familie regelmäßig in Schwierigkeiten. Doch Kazuma glaubte, dass er in Wahrheit einfach nur ihre Mutter schrecklich vermisste. Weshalb er ihm immer wieder aus der Patsche half.

Und Kazuma? Als Jüngster war er eine Art Mittläufer und würde sich auf keinen Platz einreihen. Zu jung, um wirklich den ganzen Tag irgendwo eine Hilfe zu sein, oder um mit seinen Brüdern mithalten zu können. Im Gegensatz zu diesen lagen zwischen Itachi und ihm vier Jahre altersunterscheid, während seine Brüder alle mehr oder weniger nur ein einziges Jahr trennte. Als Nesthäkchen wurde er deshalb auch gerne als der Zwerg betitelt. Ein Spitzname, den Kazuma überhaupt nicht leiden konnte.

Trotzdem sah Kazuma zu seinen Brüdern auf und wollte einmal genau so werden wie sie. Auch wenn sie ihm das Leben manchmal zur Hölle machen konnten. Er wünschte sich keine andere Familie. Jedes einzelne Familienmitglied liebte er über alle Maßen. Auch seinen Vater, der zwar immer etwas Abwesend schien, aber sich doch bemühte sie alle anständig aufzuziehen.

„Heute gibt es Eintopf.“

Akihitos Worte brachten Kazuma dazu, sich wieder auf seine Schüssel zu konzentrieren. Als Jüngster war er der letzte, dem Akihito etwas austeilte, doch als die Schüssel bis zum Rand gefüllt war, schenkte er ihm ein aufmunterndes Lächeln, welches er sofort erwiderte.

Während des Essens redeten seine Brüder alle wild durcheinander. Sie erzählten von ihrem Tag und versuchten ein paar Worte aus ihrem schweigsamen Vater hervor zu locken, bis sie schließlich mit irgendeinem unbedeutenden Wettstreit begannen.

All das geschah, während Kazuma einfach nur still sein Essen genoss und mit einem Lächeln der Geräuschkulisse lauschte. Auch wenn er sich manchmal seine Mutter zurück wünschte, er genoss das Leben hier in diesem Haus doch sehr.

 

 

 

Es war einige Tage später, als der Alarm vom Wachturm erklang, der alle Bewohner des Dorfes zurück in seine Häuser rief. Kazuma, der gerade auf einem Pfirsichbaum saß um die ersten Früchte des Jahres zu ernten, konnte genau sehen, wieso der Alarm geschlagen wurde. Aus Westen rückte ein ganzes Heer Soldaten an. Allesamt Samurai, die das Wappen des Daimyō trugen.

So schnell er konnte und ohne eine Pfirsich fallen zu lassen, kletterte Kazuma vom Baum und lief zurück nach Hause. Er wollte auf keinen Fall unter die Hufe der berittenen Samurai geraten, wenn sie auf ihrem Weg alles niedertrampelten. Allein sie zu sehen erfüllte ihn mit einem seltsam beklemmenden Gefühl und er hoffte, dass sie einfach an ihrem friedliebenden Dorf vorbeiziehen würden.

Als die Sonne sank, wurde jedoch klar, dass das Heer in der Nähe ihres Dorfes ihr Lager für die Nacht aufschlagen würde. Angespannt, seit er sie zum ersten Mal gesehen hatte, sah Kazuma jedes Mal nach draußen, wenn sie ihm die Gelegenheit bot.

Ihr Haus, am Rande des Dorfes ermöglichte es ihm, das Meer aus Lagefeuern aus nächster Nähe zu sehen. Das allein hätte ein zauberhafter Anblick sein können, wären da nicht die grimmigen Mienen seiner Familie und aller anderen Bewohner des Dorfes. Zur Sicherheit hatten diese ihren Frauen verboten nach draußen zu gehen. Immerhin konnte niemand sagen, was eine Horde Soldaten vorhatte, wenn sie nur lange genug unterwegs waren.

Doch trotz all der Anspannung, mussten sie die Gäste in ihrem Dorf willkommen heißen.

Als sich der General und seine engsten Berater dem Dorf näherten, wurden sie vom Dorfältesten und seiner Familie empfangen. Alle Männer des Dorfes fanden sich auf dem Dorfplatz ein und brachten einige Lebensmittel für den General und seine Männer. So fiel es Kazuma zu, seine Pfirsiche, die er für seine Familie gepflückt hatte, an die Soldaten abzugeben.

Er gab es zwar nicht offen zu, doch er fürchtete sich vor dem grimmig dreinblickenden General in seiner schwarzen Rüstung. Weil er eher einem Yōkai als einem Menschen glich. Weshalb sich Kazuma bis zuletzt hinter Akihito versteckte, um keine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.

„Komm schon, Kazuma. Stell einfach den Korb zu den anderen Sachen, verneig dich und komm sofort zurück. Dann wird dir nichts passieren.“, versuchte ihn sein Bruder zu beruhigen.

Aufmunternd drückte er seine Schulter, bevor er ihm einen Schubs in den Rücken gab und Kazuma nach vorne stolperte.

Er schluckte, als die Aufmerksamkeit des schwarzen Samurai auf ihn fiel, doch er nahm all seinen Mut zusammen und setzte einen Fuß vor den anderen, bis er die anderen Gaben erreichte. Steif wollte er den Korb abstellen, als der General ihn am Arm packte und den Korb hoch riss.

Überrascht quickte Kazuma auf, doch aus dem Griff konnte er sich nicht lösen.

„Pfirsiche. So früh im Jahr.“

Erstaunen sprach aus der Stimme des Generals, bevor er sich einen Pfirsich nahm und hinein biss.

„Köstlich! Bist ein guter Junge.“, schmatzte der General und tätschelte Kazumas Hand, die den Korb hielt.

In diesem Moment schossen Bilder an Kazumas innerem Auge vorbei. So schnell, dass er bald nur noch verschiedene Töne von Rot sehen konnte. Es war das Schlimmste, dass er jemals in einer Vision gesehen hatte und er konnte nicht aufhören zu zittern, als der General ihn los ließ.

„Was ist los, Junge?“, fragte der General, seine Stimme schneidend wie sein Katakana selbst.

Kazuma bemerkte nicht, dass heiße Tränen über seine Wangen liefen, als er mit einem erschrecken Aufatmen aus seiner Vision gerissen wurde.

„Ihr… ihr alle werdet sterben.“

Ein erschrecktes Raunen ging durch die Männer des Dorfes, während der General zunächst überrascht zurück trat. Nur um im nächsten Moment sein Katana zu ziehen.

„Was sagst du da? Was fällt dir ein, Bursche?“, rief er aufgebracht und holte schon mit dem Katana aus.

„Bitte vergebt meinem kleinen Bruder, mein Herr.“

Akihitos Stimme ließ Kazuma blinzeln und zum ersten Mal seit seiner Vision seine Umgebung wieder richtig erkennen. Als er das Katana sah wich er erschreckt zurück, stolperte und ging zu Boden.

Im nächsten Moment war Akihito an seiner Seite und zog Kazuma an sich.

„Mein Bruder ist ein Engel, das versichere ich euch, doch manchmal ergreift ein Teufel von ihm besitzt und lässt ihn unsinnige Dinge sagen. Bitte vergebt uns, aber er meint kein Übel.“, versicherte Akihito und warf sich vor dem General in den Staub.

Das war Kazumas Schuld. Er war schuld, dass sein Bruder vor dem ganzen Dorf im Dreck kriechen musste. Um sein Leben zu retten. War er also doch zu nichts zu gebrauchen.

Ungeschickt nahm Kazuma ebenfalls eine demütige Haltung ein. Direkt neben seinem Bruder. Er konnte nichts sagen. Konnte auch die Tränen nicht bremsen, die über sein Gesicht strömten. Er war wirklich eine Schande für seine Familie.

„Taishō, er ist nur ein Junge. Seht ihm diese Worte nach. Es war sicher nur ein dummer Streich…“

Eine junge Stimme sprach zum General. Jünger, als Kazuma jemanden in diesen Diensträngen vermutet hatte. Doch mit ihren Rüstungen und Helmen hatte er keinen der drei Männer wirklich erkennen können.

„Hüte du selbst deine Zunge, Maeda!“, fauchte der General den Sprecher an, bevor er sich dem Dorf zu wand.

„Hört meine Worte. Wir werden morgen bei Sonnenaufgang in die Schlacht ziehen, um das Reich unseres großen Daimyō zu vergrößern. Und wenn wir zurückkehren, werden wir uns alles nehmen, was es in eurem Dorf zu holen gibt!“, verkündete der General, bevor er auf dem Absatz kehrt machte und davon schritt.

Das Gemurmel der Dorfbewohner wurde lauter, je weiter sich der General entfernte, doch niemand sprach Kazuma oder Akihito an, die weiterhin im Staub lagen und sich so tief verbeugten, wie sie konnten.

„Macht euch keine Sorgen. Sobald der General gesiegt hat, wird er euch vergessen und wenn nicht, werde ich versuchen ihn zu beruhigen. Es ist sicher nicht deine Schuld, Junge.“

Kazuma sah auf, als er die freundliche Stimme des jungen Soldaten hörte. Durch den Helm hindurch erkannte er ein Paar eisblaue Augen, die ihn sofort an Koichi erinnerten und er fühlte sich sofort etwas weniger Ängstlich.

„Ihr versteht das nicht, Herr. Ihr werdet nicht zurückkehren. Keiner von euch. Es wird einen Hinterhalt geben und… und…“

„Kazuma, sei jetzt still!“

Kazuma konnte nicht anders, als zu sprechen. Auch als sein Bruder ihn unterbrach. Doch die Aufregung verursachte ihm Schluckauf und er konnte nicht noch einmal sagen, wie das Unternehmen der Soldaten enden würde.

„Woher willst du das wissen? Habt ihr die Angreifer gesehen? Arbeiten sie mit euch zusammen?“

Der junge Soldat trug keinen Hauch von Wut in seiner Stimme, als er fragte. Es war eher Neugier.

„Bitte, Herr. Verzeiht die vorlaute Zunge meines Bruders. Sicher unterstützen wir keine feindlichen Streitkräfte. Es ist nur so…“

„Wenn ich jemanden mit der Hand berühre, sehe ich die Zukunft desjenigen.“

Jeder im Dorf wusste von Kazumas Fähigkeit und er sah keinen Grund darin, es vor diesem Soldaten geheim zu halten. Jemand musste die Wahrheit wissen, damit man die Zukunft vielleicht noch ändern konnte.

Seine Worte sorgten dafür, dass der junge Soldat seinen Kopf schief legte und Kazuma eingehend musterte. Schließlich ging er in die Hocke und streckte eine Hand nach ihm aus.

„Würdest du dann meine Zukunft ebenfalls vorhersehen? Wenn dich das mögliche Ergebnis nicht zu sehr erschreckt, natürlich.“, fragte er sanft.

Kazuma zögerte. Was er bei dem General gesehen hatte, war mehr, als er dachte jemals ertragen zu können. Er kannte kein Schlachtfeld und keinen Tod, über den, der hier gelegentlich im Dorf geschah, hinaus. Doch er wollte sehen, ob dieser Soldat etwas verändern konnte. Also schluckte er und ergriff seine Hand.

Rot. Es gab so viel Rot und doch spielte sich diese Version des Hinterhaltes etwas anders ab als zuvor.

Überrascht riss Kazuma seine Hand zurück und sah den jungen Soldaten mit großen Augen an. Es war also tatsächlich möglich. Die Zukunft zu verändern.

„Kazuma, richtig? Sag mir nicht, was du gesehen hast. Ich werde mich nicht von einem festgeschriebenen Weg unterwerfen lassen. Mein Leben gehört dem Schicksal allein und ich vertraue darauf, dass es auf meiner Seite ist. Wenn ich zurückkomme, werde ich dir erzählen was geschehen ist. In Ordnung?“

Sprachlos, über diese Worte nickte Kazuma nur. Auch sein Bruder sah den Soldaten sprachlos an, als dieser mit einem Lächeln aufstand und seinem General folgte. Nach ein paar Schritten blieb er noch einmal stehen und drehte sich um.

„Mein Name ist Maeda, Keiji und ich habe vor die Welt zu verändern. Ich glaube fest daran, dass du das auch kannst, Kazuma!“

Mit diesen Worten war der Soldat verschwunden und ließ das Dorf in einer Mischung aus Unsicherheit und Hoffnung zurück.

 

 

 

Seit jenem Tag hatte Kazuma Stellung auf einem Hügel am anderen Ende des Dorfes bezogen. Von dort versuchte er auszumachen, ob und wann die Soldaten zurückkehren würden.

Sie waren bereits am nächsten morgen früh aufgebrochen, ohne ein weiteres Wort an die Dorfbewohner zu richten. Genauso, wie keiner von ihnen ein Wort an Kazuma richtete. Sie alle gaben ihm die Schuld, dass der General so verärgert wurde. Ihm und seiner teuflischen Gabe, wie sie es nun nannten.

Als er vorher allen nur gute Dinge vorhergesagt hatte, hatte sich niemand darum gekümmert, wozu er in der Lage war. Doch vielleicht hatte auf so viele positive Nachrichten einfach eine schreckliche folgen müssen? Kazuma wusste es nicht, doch er verfluchte seine Hände für diese Eigenart. Er wollte normal sein, wie all die anderen im Dorf.

Doch solange er das nicht konnte, würde er weiter Wache halten auf diesem Hügel und die Dorfbewohner warnen, sobald er etwas bemerkte. Denn egal wie aufmunternd die Worte des jungen Soldaten waren. Er hatte den kalten Zorn in den Augen des Generals gesehen und das Versprechen auf großes Leid. Dieser Anblick ließ ihn nicht mehr los und verfolgte ihn sogar in seine Träume.

Tagelang saß er auf seinem Platz auf dem Hügel, ohne ausreichend zu trinken oder zu essen. Ein selbstauferlegtes Schicksal, denn er wollte Buße tun, für das Unheil, dass er über ihr Dorf gebracht hatte. Vielleicht würden die Götter das Schicksal des Dorfes ändern, wenn er nur genug für sie litt. Vielleicht konnte er das Unheil damit abwenden?

Nach knapp einer Woche war Kazuma wie ein Geist seiner selbst. Nur Haut und Knochen. Braun gebrannt von der Sonne, die den ganzen Tag auf ihn herunter brannte. Und doch rührte er sich nicht vom Fleck. Egal wie sehr seine Brüder darum anflehten oder sein Vater ihn darum bat. Er würde sich erst hier weg bewegen, wenn die Gefahr gebannt war.

Er würde nicht aufgeben. Das schwor er sich und ballte die Hände zu Fäusten. So fest, dass Blut von seiner Handfläche tropfte.

 

 

Schreie weckten Kazuma aus seinem Schlaf.

Er hatte nicht bemerkt, dass er eingeschlafen war. Soweit er sich noch erinnern konnte, war gerade eben noch Mittag gewesen. Jetzt leuchtete der Mond friedlich vom Nachthimmel herab. Wie hatte er nur so lange schlafen können?

Seine Kehle war trocken und kratzig, sein Mund staubtrocken. Er leckte sich trotzdem über die aufgeplatzten Lippen. Die Welt um ihn herum drehte sich, als sich Kazuma aufsetzte und es fiel ihm schwer einen klaren Gedanken zu fassen. Was war nur los? Er hatte kein Gefühl in seinen Gliedern und doch zwang er sich, aufzustehen.

Fast wäre er wieder hingefallen, doch er schaffte es, sich aufrecht zu halten und sich dem Dorf zuzuwenden. Was er dort sah, ließ ihn jedoch zurück auf die Erde sinken.

Das Dorf stand in Flammen. Es brannte lichterloh und die Bewohner Schrien und rannten um ihr Leben, nur um von berittenen Soldaten mit ihren Katanas niedergemäht zu werden. Soldaten in schwarzer Rüstung, mit dem Wappen des Daimyō.

Sie waren hier. Die Soldaten des Generals und Kazuma hatte niemanden warnen könne. Er hatte erneut versagt.

Wut und Verzweiflung kochten in Kazuma hoch und er rappelte sich wieder auf. Stolperte den Hügel hinunter und in sein Dorf. Die Flammen und Reiter ignorierend rannte er durch das Dorf, auf der Suche nach dem General. Vielleicht wäre er damit zufrieden, wenn er ihn töten könnte? Vielleicht würde er dann sein Dorf in Frieden lassen. Die Bewohner hatten doch niemandem etwas getan.

Kazuma wollte nach dem General rufen, doch seine trockene Kehle brachte nichts als ein Krächzen hervor. Verflucht. Was sollte er nur tun?

„Kazuma!“

Kazuma fuhr herum. Das war die Stimme seines Vaters.

Im Rauch, der von den Häusern aufstieg, konnte er nichts erkennen, also lief er in Richtung seines Zuhauses. Immer wieder stolperte er auf dem Weg und es kostete ihm all seine Kraft jedes Mal wieder auf die Füße zu kommen. Doch er würde nicht aufgeben. Er musste seine Familie finden. Wahrscheinlich war der General bei ihnen, wenn er nach ihm suchte.

Als er schließlich sein Zuhause erreichte, war dieses bereits bis auf die Grundmauern niedergebrannt.

Kazuma kam schlitternd zum Stehen, als er einen leblosen, brennenden Körper vor der Haustür sah. Durch die Flammen konnte er die Größe nicht abschätzen, um zu sagen, wer es sein könnte.

„Da bist du Rotzbengel ja.“

Kazuma gefror zu Eis, als er die hasserfüllte Stimme des Generals hörte. Wie in Zeitlupe drehte er sich steif um, und fand den General auf seinem Pferd sitzend. Er stand einige Meter entfernt und Kazuma konnte noch sehen, wie der General seinen Vater zu Boden fallen ließ. Er regte sich nicht mehr und Kazuma wusste, was geschehen war.

Seine Augen brannten, doch es kamen keine Tränen. Sein Körper war zu ausgezehrt, um noch eine solche Reaktion zu ermöglichen.

Mit einem teuflischen Grinsen zog der General sein Katana.

„Kleiner Teufel, ich werde dich lehren Unglück über mich zu bringen!“, schrie der General, bevor er seinem Pferd die Sporen gab und dieses in einem Satz lossprang.

Kazuma hatte erwartet, dass er bereit für den letzten Schlag war. Was sollte er auch tun, wenn seine Heimat zerstört war? Doch als der General unaufhaltsam auf ihn zustürmte, überkam ihm die Angst und der duckte sich weg, bevor das Katana ihn treffen konnte.

Er ließ sich einfach fallen und rollte zur Seite. Dabei ergriff er einen großen Stein und klammerte seine Finger darum, bis die trockene Haut aufplatzte und zu bluten begann.

„Du wirst mir nicht entkommen. Genau so wenig wie deine Brüder und dein Vater… Ich hoffe es erfüllt dich mit Stolz, dass ich mir dich bis zum Schluss aufgespart habe. Ich wollte dir zeigen wie es ist, alle abgeschlachtet zu sehen, die einem nahe sind. Ich wollte dich diese Schmach spüren lassen, als Letzter übrig zu sein.“

Die Stimme des Generals wurde mit jedem Wort mehr zu einem hysterischen Fauchen und letztlich stieg der General von seinem Pferd und kam zu Fuß auf Kazuma zu. Immer näher, bis Kazuma die Spritzer Blut auf dem Gesicht des Generals erkennen konnte.

Das war es, was einen Schalter in Kazuma umlegte. Er griff den Stein in seiner Hand noch fester, holte aus und Schrie all seine Wut heraus, als er den Stein warf. Ohne eine Wirkung prallte der Stein an der Rüstung des Generals ab und dieser schritt ungerührt und unaufhaltsam weiter auf Kazuma zu.

„Mehr hast du nicht zu bieten? Dann bereite dich auf dein Ende vor, Teufel!“

Der General holte aus und Kazuma schloss instinktiv die Augen. Er wollte nicht sehen, wie das Schwert auf ihn herniedersauste. Er wollte gar nichts mehr sehen. Er wünschte sich nur, dass es schnell zu Ende ging, damit er bald wieder mit seiner Familie vereint sein konnte.

„Nicht so schnell!“

Beim Klang dieser Stimme riss Kazuma die Augen wieder auf.

Nur noch wenige Schritte trennten den General von ihm, doch sein wahnsinniger Gesichtsausdruck war erstarrt und er rührte sich keinen Millimeter mehr. Einen Moment schien es, als wäre die Welt einfach stehen geblieben, doch dann fiel der General vorne über und blieb reglos liegen.

Dahinter kam Keiji Maeda zum Vorschein. Sein Katana in Blut getränkt. Mit einer eleganten Bewegung schüttelte er das Blut von der Klinge und steckte das Schwert zurück in seine Scheide.

Über den General hinweg fand Kazuma den Blick des Soldaten und all seine Anspannung fiel von ihm ab. Die Angst zu sterben war verschwunden, doch mit ihr kam die Erkenntnis, dass dieser Mann zwischen ihnen, seine Familie ausgelöscht hatte. Diese Tatsache ließ einen stummen Schrei in Kazuma aufsteigen und ohne Tränen weinte er um seine Familie. Mitten in diesem Feld aus Blut und Asche.

„Tut mir Leid, dass ich es nicht früher geschafft habe, Kazuma. Du hast Recht behalten. Uns wurde aufgelauert. Doch durch deine Gabe konnte ich meine Männer davon überzeugen Wachsam zu sein. Wir konnten dem Hinterhalt entkommen, doch der General fiel ihm vollständig zum Opfer. Nur eine Handvoll seiner Soldaten haben es geschafft. Diese sind jedoch wie die verrückten hier her geeilt. Ich konnte sie nicht mehr einholen… Es ist meine Schuld, dass das hier geschehen ist. Bitte verzeih mir.“

Keiji trat an Kazumas Seite und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Kazuma zuckte ob dieser Berührung zurück. Doch die Bewegung kam zu plötzlich für seinen geschwächten Körper und er fiel einfach um, ohne sich noch einmal fangen zu können. Letztlich war es ihm egal. Hier auf der Erde war er seiner Familie wenigstens näher. Er wusste nicht, was er sonst tun sollte, außer seiner Familie zu folgen. Sein Kopf war so leer, dass er nicht wusste, was er anderes tun sollte.

„Kazuma. Ich weiß, dass das hier furchterregend ist. Du hast alles verloren, wofür du gelebt hast. Was du geliebt hast… Ich weiß wie das ist. Auch ich habe schon zweimal alles verloren. Doch lass mich dir sagen, als jemand der überlebt hat: Wir müssen auf jeden Fall weiter machen. Um eine besser Welt zu erschaffen, als die Jetzige. Komm mit mir und ich werde dir helfen. Das verspreche ich dir.“

Kazumas Blick hatte sich getrübt, doch er erkannte Keijis Hand vor seinem Gesicht. Wieso wollte er ihn retten? Er hatte es doch gar nicht verdient. Er war der Grund, wieso alle aus seinem Dorf und seine Familie getötet worden waren. Wieso sollte er also noch eine Chance bekommen? Er war es nicht wert.

„Das hier, ist nicht deine Schuld, Kazuma. Sondern die eines Mannes, der von seiner Macht und Position geblendet war. Einem Mann, von deren Sorte es viel zu viele auf dieser Welt gibt. Hilf mir bitte, damit so etwas nicht noch einmal irgendwo passiert. Ich glaube an dich. Du kannst es schaffen. Du darfst nur nicht aufgeben.“

„Ich habe dich immer bewundert, Kazuma. Wie gut du mit deiner Gabe umgehen konntest und wie wenig sie dich eingeschränkt hat. Obwohl sie so viel Verantwortung mit sich bringt. Deine Stärke, für dein junges Alter, finde ich äußerst Bewundernswert.“

Kazuma blinzelte. Koichi hatte diese Worte einmal zu ihm gesagt. Das war kurz nach dem Tod ihrer Mutter gewesen. Den Tod, den Kazuma schon Monate zuvor gesehen hatte und niemandem anvertraut hatte. Es wer ein Geheimnis zwischen ihm und seiner Mutter, bis zu ihrem Ende gewesen.

„Kazuma. Denk daran, ich bin der Einzige, der dich wegen deiner Gabe aufziehen darf. Wenn dir jemand anderes deswegen dumm kommt, komm einfach zu mir und ich werde ihn fertig machen. Denn niemand legt sich mit meinem kleinen Bruder an, und macht sich über eine so großartige Fähigkeit lustig.“

Ryuji. Das musste sehr früh in Kazumas Leben gewesen sein. Er war Vier oder Fünf gewesen und einige Jungs aus dem Nachbardorf hatten einen Stein nach ihm geworfen, weil sie ihn seltsam gefunden hatten. Kazuma hatte ihre Namen nie an seinen Bruder verraten, trotzdem waren sie einige Tage später panisch vor Kazuma davon gerannt, als sie ihn wieder gesehen hatten. Seitdem hatten sie nie wieder ein böses Wort gegen ihn gerichtet.

„Weißt du, ich halte dich für das Licht dieser Familie, Kazuma. Du strahlst immer so hell, wenn du Lächelst und bist in allen Belangen ein Vorbild. Vor allem Itachi sollte sich mal eine große Scheibe von dir abschneiden. Ich wünsche mir für dich, dass du niemals deine gutmütige Seele verlierst. Lächle immer, wenn du kannst, denn das steckt alle um dich herum an und kann nur etwas Gutes hervorbringen.“

Kazumas Lippen verzogen sich zu einem Hauch eines Lächelns, als ihm Akihitos Worte wieder in den Sinn kamen. Bei all dem Lob war er rot geworden und hatte Akihito ein so strahlendes Lächeln geschenkt, dass dieser gespielt rückwärts gestolpert war, bis er an einer Wand angestoßen und an dieser heruntergerutscht war. Dabei hatte er sich ans Herz gegriffen und theatralisch geseufzt, dass sein Lächeln sein Herz getroffen und ihn geblendet hätte.

„Hey, Kazuma! Du musst schneller werden, wenn ich dich nicht überall zurücklassen soll. Streng dich gefälligst an, aber nicht zu sehr, sonst komme ich am Ende nicht mehr hinterher!“

Itachi und seine Worte, die am nächsten an ein Kompliment heran reichten. Hatte er geahnt, dass Kazuma eines Tages schneller als sie alle zusammen sein würde? Dass er über sie alle hinauswachsen würde und ihm dann sogar dieses Dorf zu klein wäre? Hatte er Angst gehabt, seinen kleinen Bruder zu verlieren? Kazuma hatte sich damals eingeredet, dass es so wäre, als Itachi ihm diese Worte auf der Flucht vor dem Dorfältesten zugerufen hatte.

„Kazuma. Von all meinen Söhnen, erinnerst du mich am meisten an deine Mutter. Bleib also bitte immer, wie du bist. Mit deinem großen Herzen und deiner Liebe für jeden.“

Vater. Auch wenn er, seit dem Tot ihrer Mutter, nur noch selten mehr als ein paar Worte gesprochen hatte, erinnerte sich Kazuma noch genau an diese Worte. Es war sein erster Geburtstag ohne seine Mutter gewesen. Er hatte den ganzen Tag nur geweint, bis sein Vater ihn auf seinen Schoß genommen und ihm das gesagt hatte. Von da an, hatte er keine Träne mehr für seine Mutter vergossen, sondern sich geschworen, nur noch für sie zu Lächeln.

„Mein lieber Junge. Versprich mir, dass du keine Frucht vor deiner Gabe hast. Sie ist ein Wunder, dass dir von den Göttern geschenkt wurde. Und ich glaube fest daran, dass damit viel Gutes entstehen kann. Du wirst neue Freundschaften schließen und Verbündete finden. Menschen, die dich respektieren, für das was du kannst. Dann musst du auch nicht mehr die fürchten, die Unwissen und Furcht mit Hass und Wut vergelten. Liebe deine Gabe, wie ich dich liebe. Dann wird daraus etwas Großartiges erwachsen.“

„Mutter…“

Krächzend kam das Wort über Kazumas Lippen, während sich eine heiße Träne über seine, von der Sonne aufgeplatzte, Haut brannte.

Sie hatten Recht. Seine Familie und Keiji. Er durfte nicht aufgeben. Noch nicht. Immerhin konnte er mit seiner Gabe vielleicht noch etwas erreichen. Und auch wenn ein großer Teil seiner selbst in diesem Moment starb und bei seiner Familie zurück blieb, ergriff Kazuma die ausgestreckte Hand vor sich. Für eine bessere Welt.



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