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Der Tanz

Sommerwichteln 2016 - Arinna (Teil 1/2)
von

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Bernadette

[JUSTIFY]Das Zimmer war in Dunkelheit gehüllt und man konnte nur dann wirklich etwas darin erkennen, wenn das Licht wieder flackernd zu Leben erwachte. Eine einzelne, zusammengesunkene Gestalt, die mitten im Zimmer stand, war das Einzige, was sich darin befand. Keine Bewegung war zu sehen und auch sonst schien die Person mehr tot als lebendig zu sein. Die Kleidung der zierlichen, offensichtlich weiblichen, Figur bestand nur aus einem zerfetzen, dreckigen Tutu, welches keine wirkliche Farbe mehr besaß. Ihre dunkelblonden Haare, einst zusammengebunden in einem straffen Haarknoten, hingen ihr nun wirr vor das nach unten blickende Gesicht.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Das Zimmer war von schmutzigen Wänden umgeben, nur eines davon glich nicht den anderen. Diese Wand bestand aus einer festen Glasfront, welche auch schon länger nicht mehr geputzt wurde und von Flecken übersät war. Hinter jener Front saß ein Mann und blickte mit gierigem Blick auf das Mädchen im Zimmer. Er wusste genau wer sie war und auch wieso sie vor ihm im anderen Zimmer stand, doch er würde dieses Wissen mit keinem Menschen der Welt teilen wollen. Viel zu groß wäre dadurch die Gefahr, dass sein Geheimnis aufgedeckt werden würde … Und das wollte er nun wirklich nicht.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Langsamen Schrittes ging der Mann, nicht allzu hochgewachsen und mit einem genauso schmutzigen Overall wie die Umgebung, auf ein Grammophon zu, welches nahe der Glasfront stand und nur darauf wartete benutzt zu werden. Seine dunkelgrauen Augen wanderten suchend über die Schallplatten und seine allgegenwärtige Müdigkeit machte ihm bei seiner Suche ein wenig zu schaffen. Schlafen konnte er  immer noch später, morgen oder vielleicht erst nächste Woche, doch seine liebgewonnene Routine war ihm wichtiger als seine Gesundheit. Eine der Platten hatte schlussendlich sein Interesse geweckt und so zog er sie aus ihrem eigenen Gefängnis heraus. Mit leicht zittrigen Händen legte er sie auf die dazu vorgesehene Unterlage und legte die Nadel vorsichtig auf. Knarzen erklang aus den Lautsprechern, die an jeder Wand befestigt waren, und erfüllten das fast leere Zimmer mit einer gespenstischen Aura.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY][/JUSTIFY][JUSTIFY]Das Zimmer war immer noch genauso dunkel wie zuvor, doch dem Mädchen schien diese Tatsache wenig auszumachen. Das Flackern blieb ab und zu ein wenig länger aus und so stand sie noch länger im Dunkeln als zuvor. Die Musik, welche leicht leiernd an den Wänden widerhallte, brachte stetig mehr und mehr Leben in die zierliche Gestalt in der Mitte des Raumes. Einer Aufziehpuppe gleich, welcher man neues Leben eingehaucht hatte, bewegte das Mädchen leicht stockend den einen oder anderen Muskel. Sie zog ihren Körper aufrecht und tippelte dann vorsichtig auf ihren Zehenspitzen hin und her.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Durch den unregelmäßigen Lichteinfall der Beleuchtung wirkten ihre Bewegungen abgehackt, gar eigenartig, dabei vollführte sie jede der einzelnen Figuren mit einer solch grazilen Leichtigkeit, welche einer jeden Ballerina innewohnte. Doch es schien trotz all der Grazilität etwas nicht mit ihr zu stimmen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Langsam hob sie einen ihrer Arme und bewegte sich auf eine der Mauern zu, penibel darauf achtend, dass sie nicht von ihrem Weg abkam. Denn ungeachtet der Tatsache, dass sie nichts im Dunkeln sah, vollführte sie ihre Darbietung mit einer Präzision, welche ihresgleichen suchte. Tippelnd tanzte sie einige Schritte nach links und bewegte ihren Oberkörper dabei sanft im Takt der Musik. Ihre beiden Arme waren nun oberhalb ihrer Kopfes und formten fast schon ein Herz, welches so unreal in dieser Situation wirkte. Ihr Kopf hingegen hing immer noch nach unten und nicht mit vor Stolz hochgerecktem Kinn dem Zuschauer entgegen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Inspiriert von der Schönheit des Tanzes des Mädchens, schwang der Mann im Nebenzimmer, welcher sich zu Beginn des Tanzes vor seine Leinwand gestellt hatte, seinen Pinsel. Er war fast schon versessen darauf das Mädchen bei ihrer Darbietung zu zeichnen. Es war für ihn eine Kunst ihre grazile Art und ihre künstlerisch hochanmutenden Bewegungen auf seiner Leinwand schwungvoll festzuhalten. Farbe fehlte fast gänzlich in seinen Meisterwerken, nur hie und da war ein Farbkleks darauf zu sehen, welcher wie die Absolution selbst wirkte in dem Schwarz und Weiß des Restes.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Sein konzentrierter Blick glitt immer wieder zu der sich bewegenden Gestalt herüber und er beobachtete sie dabei, wie sie immer schneller werdend ihre Pirouette drehte. Sie war atemberaubend, glich einer kleinen Spieluhr-Ballerina, welcher man eine verbesserte und schnellere Drehorgel eingebaut hatte. Die widerhallende Musik schwoll immer weiter an und das Licht blieb manchmal länger aus als zuvor. Das skurrile Schauspiel der flackernden Beleuchtung machte ihren Tanz geradezu hypnotisch. [/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Der Mann spürte, wie sein Herz immer lauter in seiner Brust pochte und die Pinselstriche sich mit immer mehr Inbrunst und Hingabe auf der Leinwand verteilten. Als er seinen Blick wieder von der Leinwand erhob, bemerkte er, wie das Mädchen sich immer ruckartiger drehte und mit jedem Dreh näher auf ihm zukam. Dies wirkte surreal und gleichzeitig erregend auf ihn, doch er liebte es, wenn sie sich so von der Musik treiben ließ. Sie vollführte eine Bewegung, einer Verbeugung nahe, denn ihr Oberkörper war nach unten gebeugt und ihre Arme starr nach vorne gerichtet.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ihre Drehungen wurden mit einem Male langsamer und ihre Füße trugen sie seitlich gehend, näher zu seinem Ausguck. Ihre Verbeugung wurde nur noch tiefer und er wusste mit jeder Faser seines Körpers, dass er wohl den atemberaubendsten und besten Auftritt ihrer Karriere miterleben konnte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Mit einem Male bewegte sie ihren Oberkörper wie eine Schlange, windend und immer grotesker werdend. Er wusste, der Höhepunkt des Tanzes war gleich greifbar nahe und er würde diesen Moment mit Genuss in sein Gedächtnis brennen. Zu gerne hätte er gewusst, was das Mädchen in solch ekstatischen Momenten fühlte, doch dieses Wissen würde ihm wohl für immer verwehrt bleiben.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Mit leichtem Unbehagen bemerkte er, dass die Schallplatte ihr Lied bald zu Ende gesungen hatte. Das würde damit einhergehen, dass der Tanz des wunderbaren Mädchens auch bald ein Ende finden würde. Doch dies wiederum war mit einem wunderbaren Spektakel verbunden, welches er sich sehnlichst herbeiwünschte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Da sich ihr Tanz dem Ende näherte, wurden ihre Bewegungen immer langsamer und stockender. Ihr Auf- und Abbewegen ihres Oberkörpers kam dadurch langsam zum Erliegen und die Leblosigkeit stahl sich wieder in jede Faser ihres Körpers. Ihr Tanz hatte sie an die Fensterfront getrieben und der Mann dahinter konnte sie nun besser erkennen. Langsamen Schrittes ging er auf sie zu und legte seine Hand auf die kalte Scheibe und wartete.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Noch zwei Takte und die Musik würde wieder für einige Stunden zum Erliegen kommen. Nur noch ein Takt und er würde den schönsten Moment ihres Tanzes sehen und auch hören. Nur noch ein halber Takt und die Aufregung in seinem Herzen schwoll von Sekunde zu Sekunde an. Und da war er, der Moment, welcher er von Anfang an herbeigesehnt hatte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Er sah es, ihr schmerzverzerrtes Gesicht, und hörte ihn, den Schrei, welcher die erneute Stille des Zimmers zerriss und durch jede Zelle seines Körpers waberte. Oh, wie er sich an dem Geräusch ergötzte und sein Meisterwerk betrachten konnte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Sie hatte ihren Körper nach hinten gebogen und er sah nun die Klingen, welche durch ihren Oberkörper stachen und der Grund waren, weshalb von ihrem Tutu nicht mehr viel übriggeblieben war. Aber das war es nicht, was sein Augenmerk auf ihrem Antlitz kleben ließ. Es war die Maschinerie, welche er extra für sie entworfen hatte, um ihr das schönste Leben überhaupt ermöglichen zu können.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ihr maschinell angetriebenes Herz, durch die Schwingungen der Musik in Wallung gebracht, setzte durch die Stille des Moments seinen Dienst ein und das Mädchen ging in seine ursprüngliche Position zurück. Zusammengekauert, wie eine Aufziehpuppe, der man den Schlüssel gezogen hatte, stand sie nun vor dem Fenster und hatte ihr tägliches Soll erfüllt.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Oh, wie er sich an diesen Moment ergötzen konnte. Wie sehr er es liebte sie so zu sehen.[/JUSTIFY]
 

 

 

 
 

 

Sie, seine kleine eigene Aufziehpuppe, die nur für ihn alleine lebte und tanzte.

 

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[RIGHT]Sie, seine kleine, süße Bernadette ...[/RIGHT]

 



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