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Die ISE

von

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Veröffendlichung

Die ISE
 

Es war 7 Uhr morgens als es an der Tür klingelte. Obwohl es selbst für ein angepasstes nachtaktives Raubtier wie Nick üblich war um diese Zeit bereits auf den Straßen zu sein und den Bewohnern Zootopias Schutz zu bieten, so war der Ruf eines warmen Bettes an seinen freien Tagen zu verlockend. Vornehmlich mit einem Häschen mit grauem Fell in seinen Armen…
 

Heute jedoch musste er sich einen Tag frei nehmen, nachdem er einen wichtigen Anruf erhalten hatte. Er war bereits hell wach und erwartete eine Lieferung, welche nicht nur seine eigene Zukunft grundlegend verändern würde.
 

Vor der Tür stand einer dieser schnellen Laufvögel, die bei den Kurierdiensten so beliebt waren, da der Verkehr an manchen Tagen wirklich die Hölle sein konnte.
 

„Carl Coyote Eilkurierdienst. Lieferung in weniger als einer Stunde. Sind Sie Nickolas Wilde?“
 

„Ja der bin ich…“

Er sprach so schnell, dass Nick beinahe Probleme hatte ihn zu verstehen, aber in seinen Jahren auf der Straße hat er oft genug mit Individuen zu tun gehabt, für welche Koffein entweder der Hauptbestandteil ihres Blutes war oder selbigem niemals zu nahe kommen sollten.

Sein Maulwinkel zuckte, als ihm die Eskapade bei Snarlbucks ich den Sinn kam, wo Judy irrtümlich einen koffeinhaltigen Kaffee bekommen hatte… DAS war anstrengend…

An der Uniform des Kuriers hing ein Namensschild mit dem passenden Namen Speedy.
 

Nur wenige Sekundenbruchteile später hatte er einen dicken Umschlag und einen Scanner samt Stift vor der Schnauze.

„Bitte hier den Empfang quittieren.“
 

„Ich wünsche noch einen schönen Tag. Beep Beep!“

Nick blickte auf und sah nur noch eine Staubwolke vor sich mit den groben Umrissen des Boten.
 

Im Umschlag befanden sich ein dicker Stapel offizieller Unterlagen und ein Schreiben.

Während er den Brief las zogen sich seine Brauen immer weiter zusammen, bis er sich mit einem Seufzen zurücklehnte.

>Dann also der harte Weg.<
 

Sein Blick fiel auf das eingerahmte Bild auf dem Schreibtisch:

Eines der wenigen Bilder von ihm und Judy, die nicht offiziell oder Selfies waren.

Nick konnte sich noch deutlich an den Abend erinnern…

Es war die Neujahrsfeier des Reviers und Judy wollte sich das große Feuerwerk vom Dach aus ansehen. So groß waren die Feuerwerke in Bunnyburrow nie, so war es kein Wunder wie groß ihre Augen wurden… Wie sich alles darin wiederspiegelte…

Clawhauser hatte den Abend freiwillig den Job des Fotografen übernommen und Bilder von Allem und Jedem gemacht. Als er seine beiden kleinsten Kollegen nicht finden konnte fand er sie nach einer Weile auf dem Dach und noch bevor er einen Laut von sich geben konnte, hatte er den Auslöser gedrückt und einige Bilder gemacht, die man nicht besser hätte inszenieren können:

Das Dach war recht dunkel, aber dennoch hell genug um sie zu erkennen: Geschlossene Augen, leicht geneigte Köpfe, ihre rechte Pfote unter seiner langen Schnauze während sie auf seinen Armen saß. Ihre Lippen berühren sich, aber es war bei weitem keiner dieser von purer Leidenschaft getriebenen Küsse, voller Verlangen… Nein es war viel mehr. Sie zeigten sich gegenseitig, wie viel sie sich bedeuteten.

Dass sie dabei ihre Uniformen trugen sorgte keinesfalls für eine Schmälerung des Eindrucks. Im Gegenteil: dadurch wirkte es für beide umso natürlicher.

Die Krönung waren die Explosionen am dunklen Nachthimmel über den beiden: Die farbigen Explosionen tauchten beide in ein helles Licht, aber dies schienen sie garnicht zu bemerken.
 

Unweigerlich ging sein Blick zu der verschlossenen Schublade seines Schreibtisches, zum Stapel Dokumente und wieder zum Bild.

„Hätte mir jemand vor fünf Jahren gesagt, was ich jetzt tun werde, so hätte ich ihn ausgelacht… Das ist alles deine Schuld.“
 

Er ließ seinen Kopf zurückfallen und starrte eine Weile regungslos an die Decke.

„Damit beginnt wohl die Operation ‚Machen wir die Welt zu einem besseren Ort‘.“
 


 

Es war ein ruhiger Morgen im ZPD und es gab Niemanden, der darüber traurig war. Am wenigsten natürlich Benjamin Clawhauser, eines der fröhlichsten und freundlichsten Tiere, das diese Stadt zu bieten hat.

Zu solch ruhigen Zeiten gab es keine Störungen in seiner Zeit mit Apps, Zeitschriften und Berichten welche sich, wie sollte es anders sein, einzig und allein um Gazelle, den Engel mit Hörnern, drehten.
 

„Hey Spots!“

Clawhauser erkannte die Stimme sofort und auch wenn es ungewöhnlich war jemanden an seinem freien Tag im Revier anzutreffen, so war es für ihn immer ein erfreuliches Treffen.
 

„Hey, Ni…“

Er musste mehrmals blinzeln um seinen Blick zu klären, aber das Bild veränderte sich nicht… Auch sein Mund schien nicht mehr zu funktionieren, da beim besten Willen kein Ton heraus kam…
 

„Ist der Chief gerade frei?“

Ein Teil vom ihm gelang es gerade so sich zu einem Nicken durchzuringen.
 

„Danke.“

Die Krallen an Nicks Pfoten setzten mit einem leisen Klicken auf und machten nur zu deutlich, wie Still es in der recht betriebsamen Lobby geworden ist.

Mit einiger Überwindung konnte er seinen Blick vom Fuchs auf der Treppe abwenden und sah gleichermaßen entsetzte Gesichter auf seinen Kollegen.

>… Was… hat Judy… mit ihm… gemacht?!<
 

Chief Bogo hatte seine Brille auf und ging einige Berichte durch, die er noch unterzeichnen musste.

Es war keine heroische Aufgabe und manchmal vermisste er es geradezu wieder wie früher mit seinem Partner durch die Straßen zu patrouillieren und den Bewohnern direkt helfen zu können.

Mit einem leichten Schmunzeln ging ihm der Name seiner kleinsten, aber auch hoffnungslos optimistischen Untergebenen durch den Kopf. Solche Gedanken kann nur sie hervorrufen.

Ein leichtes Klopfen an seiner Tür riss ihn aus seinen Erinnerungen an seine frühen Tage und nach einer kurzen Aufforderung betrat eine Gestalt sein Büro.

Nach einem schnellen Blick über den Rand seiner Brille dachte er lediglich daran Clawhauser zu ermahnen ihm Besucher anzukündigen, während er sich erhob.
 

„Guten Tag. Wie kann ich Ihnen…“

Bogo stoppte. Da passte was nicht.

„… Wilde?!“
 

Unter anderen Umständen würde Nick jetzt, ebenso wie bereits in der Lobby, das Bedürfnis haben laut zu lachen oder zumindest zu schmunzeln. Dieses Treffen war jedoch von ernster Natur und er konnte sich nicht erlauben irgendwen auf dem falschen Fuß zu erwischen.
 

„Sir. Ich muss mit Ihnen sprechen.“
 

Chief Bogo war stolz darauf sich nicht einschüchtern zu lassen. Weder von stattlicher Statur noch von Ämtern, aber er wusste, wann man diplomatisch mit dem sein musste, was man sagt.

Mit einer schnellen Hufbewegung bot er ihm an sich zu setzen, während er den Fuchs vor sich musterte.
 

Fort waren die lockeren Hosen, das grelle Hawaii-Hemd und die schlecht gebundene, gestreifte Krawatte, die außer Dienst sein Markenzeichen waren.

Stattdessen trug er einen perfekt sitzenden schwarzen Anzug mit weißem Hemd und einer ordnungsgemäß gebundenen schwarzen Krawatte selbst das Cliché vom schwarzen Aktenkoffer in seiner Pfote erfüllte er...
 

Nickolas Wilde war ein Spaßvogel und erweckte immer den Eindruck Nichts ernst nehmen zu können. Auch wenn seine Leistungen das Gegenteil beweisen, sobald er seine Uniform anlegt.

Nun jedoch war sein Gesicht ernst. Nicht mal sein omnipräsentes Schmunzeln und der Schlafzimmerblick, welches ihm eine Aura von Lässigkeit verliehen, waren auch nur ansatzweise zu erahnen.
 

„Ich habe dies heute Morgen erhalten. Und es wird wahrscheinlich auf die eine oder andere Weise gewisse Probleme mit sich bringen, während ich auf den Straßen bin.“

Damit reichte er den Umschlag an seinen Vorgesetzten weiter und dieser runzelte die Stirn, als er den Namen der Anwaltskanzlei sah, von der es stammte.

Wenn diese Kanzlei involviert war, dann war es üblicherweise ein Alptraum für die Presseabteilungen der betroffenen Parteien.

Er hatte das Schreiben gerade zur Hälfte durch, als er sich zurücklehnte und Nick mit weit aufgerissenen Augen anstarrte.
 

„Ich bin mir nicht sicher ob ich lachen oder weinen soll… Gehe ich recht in der Annahme, dass Sie sich nicht davon abhalten lassen werden?“

Es war eine rein rhetorische Frage, aber dennoch kam ein bestätigendes Nicken.
 

„Wann und wo wollen Sie die Bombe platzen lassen, Wilde?“
 

„Wie Sie gesehen haben sind die Formalitäten abgeschlossen. Ich muss es nur noch bekannt geben und es gibt kein Zurück mehr. Selbst wenn ich es wollte. Es ist eigentlich egal wo und wann, aber ich möchte es hier machen. Vor dem Revier. In einer Woche. Darum bin ich hier.“

Bogos Blick wanderte zu dem kleinen Kalender auf seinem Tisch, den er für besondere inoffizielle Tage der ihm unterstellten Männer und Frauen aufbewahrte, die ihnen besonders wichtig sind: Geburtstage, Hochzeitstage, Jahrestage und noch vieles mehr.

Er war nicht verwundert zu sehen, um welchen Tag es sich handelte.
 

„Ihnen dürfte klar sein, dass ich Vorhaben dieser Größenordnung von unseren Anwälten durchgehen lassen muss.“

„Natürlich, darum bin ich damit direkt hergekommen.“

„Hm. Und der Rest?“

„Ich habe bereits einige… Pläne. Ich muss mich noch mit einigen Leuten Treffen, um gewisse Details zu klären, aber das sind hauptsächlich Formalitäten.“

„Und in wieweit ist Hopps eingeweiht?“

„… Ich wollte nicht, dass sie zu früh involviert wird, daher habe ich die bisherigen Schritte ohne ihr Wissen eingeleitet. Es jetzt geheim zu halten wird kaum möglich sein, aber die Gründe dafür dürften offensichtlich sein. Sobald sie etwas merkt, werde ich es als Überraschung deklarieren… Was es faktisch ja auch ist. Daher möchte ich sie auch um Diskretion bitten, soweit es Ihnen möglich ist.“

„Wilde. Ich werde ein wenig Druck machen, damit unsere Anwälte ihr OK geben und ihren Mund halten… Alleine schon um zu sehen wie Hopps Sie zur Schnecke macht, sobald der erste Schock abgeklungen ist.“

„Danke Chief.“
 


 

Nick war froh endlich dort hinaus zu sein. Das Rathaus war ein Quell an Informationen, wenn man wusste, wonach man suchte, aber mehrere Stunden waren einfach zu viel.

Ein schneller Blick auf sein iPawd zeigte ihm, dass er gerade noch genügend Zeit hatte für seine Pläne Judy betreffend, so begab er sich zum nächsten Supermarkt.
 

Das Öffnen und Schließen der Tür war für ihn das Zeichen zum Abschluss zu kommen.

Aus dem Backofen holte er die warmen Teller hervor, gab je zwei großzügige Kellen Karottencremesuppe darauf, reichlich karamellisiertes Gemüse und selbstverständlich einige mit Honig marinierte Babymöhren.
 

Der Blick, den Judy ihm zuwarf kam nicht vollkommen unerwartet.

Sein ungewöhnlicher und auffälliger Besuch bei Chief Bogo konnte nicht verborgen bleiben, auch dass er die Fragen beim Verlassen des Reviers nicht beantwortet hatte, musste ihre Neugierde wecken.

Und nun stand er in der Küche und bereitete ihr Lieblingsgericht zu, was es nur zu besonderen Anlässen gab, oder wenn er der Meinung war es wirklich übel vermasselt zu haben…
 

„Wie schlimm ist es? Kannst du deine Marke behalten?“

Mit einem Lächeln setzte er den Teller vor ihr ab und ließ sich ihr gegenüber mit seinem eigenen Teller nieder.
 

„Das…“

Nick deutete mit seiner Pfote auf ihren Teller.

„… ist, weil ich nicht darüber reden kann. Was ich dir aber sagen kann: Es wird Veränderungen geben. Wie weit diese gehen kann aber Niemand sagen.“

„Nick… aber…“

„Möhrchen, ich weiß, dass du es wissen willst. Aber es gibt triftige Gründe, warum ich nicht darüber reden kann. Ich hoffe, dass ich dir alles in einigen Tagen erzählen kann, aber bis dahin bitte ich dich: Frag nicht weiter nach… Hab´ bitte Vertrauen in mich…“

Noch während er sprach ging er hinter Judy und legte seine Arme um sie.
 

„Natürlich tue ich das… Trotzdem muss ich es nicht mögen… Genauso wenig wie die Vorschriften.“

Nick konnte sich ein Kichern nicht verkneifen.

Seit über drei Jahren sagt sie dies jeden Abend. Immerhin dürfen sie keine Partner mehr sein, seit sie zueinander gefunden haben. Aber das war eine Änderung, mit der sie sich zurechtfinden mussten.

„Ich weiß.“

Damit ließ er seine Nase durch ihr Fell zwischen ihren Ohren gleiten und genoss den Duft seiner Liebsten. Wie von selbst fand sich seine Zunge an ihrem linken Ohr wieder und kaum schlossen sich seine Zähne um die schwarze Spitze wurden seine Sinne von einem wundervollen Aroma überwältigt…
 

Judy musste sich jetzt entscheiden was sie wollte: Ihr Essen oder ihren Fuchs?

Die Entscheidung fiel ihr nie schwer: Ihr Essen…

… konnte sie auch kalt genießen…
 


 

Der Wecker war es der sie aus ihren Träumen riss, aber wirklich wach waren sie erst, nachdem Nick mit Judy in seinen Armen unter die Dusche stieg. Das Essen des vergangenen Abends wurde schnell erwärmt und diente als Frühstück, bevor sie ihre Wohnung verließen.
 

Sie hatten das ZPD kaum betreten, da hörten sie schon den durchdringenden Ruf von oben:

„Wilde! In mein Büro!“

Judy blickte zur Seite und Nick wirkte… sie war sich nicht sicher… erfreut?

„Dürfte nicht lange dauern. Geh´ schon mal vor.“
 

„Hey Judy!“

„Hey, Freddy!“

„Was muss ich da hören? Nick war gestern in einem ANZUG bei Bogo und jetzt hat er ihn zu sich gerufen? Sag schon, was ist da los?“

Fred ‚Freddy‘ Wolfard, seit drei Jahren Nicks Partner, ist ein erwachsener Wolf mit eigenem Rudel, aber nun wirkte er eher wie ein aufgedrehter Welpe auf Koffein.

>Nick färbt offenkundig auf seinen Partner ab.<

„Irgendwas Geheimes. Mehr konnte er nicht mal mir sagen. Soll aber nur ein paar Tage dauern.“
 

Elizabeth ‚Liz‘ Fangmeyer, ihre eigene Partnerin beugte sich zu ihr herunter und flüsterte ihr ins Ohr.

„Nicht mal irgendeine Kleinigkeit? Bettgeflüster ist immer eine gute Verhörmethode.“

„Nichts.“
 

Sämtliche weiteren Fragen wurden dadurch verhindert, dass sich die Tür öffnete und Nick mit einem breiten Grinsen eintrat, dass es Judy einen Schauer über den Rücken jagte… Das so-gut-wie Grinsen, welches Chief Bogo zur Schau stellte ließ jedoch nicht nur bei Judy eine gänzlich andere Art von Schauer über den Rücken laufen.
 

„Es ist mir normalerweise völlig egal, aber ihr werdet keine Ruhe geben, bis ihr einen Knochen vorgeworfen bekommt. Und das war metaphorisch gemeint Wolfard.“

Reflexartig waren Wolfard´s Ohren hochgeschnellt und auch wieder genauso schnell wieder zurück, trotzdem reichte es um eine gute Stimmung zu verbreiten.

„Ja, Wilde und ich hatten Unterredungen. Ja, es ist was Großes. Den Rest gibt es in sechs Tagen um 12 Uhr mittags auf dem Platz vor dem Revier bei einer Pressekonferenz. Galauniform. Anwesenheitspflicht.“
 

Die letzten Worte allein reichten schon für die wildesten Spekulationen, aber sie hielten wohlweißlich das Maul… Dafür war später noch Zeit…
 

„Weiter im Text. Ruhige Woche bisher. Wolfard, Wilde. Patrouille zu Pfote. Stadtzentrum im Bereich des Rathauses. Es wurden in letzter Zeit häufiger Kinder gesehen, die möglicherweise die Schule schwänzen. Rest: Patrouille wie üblich. Wegtreten.“
 

Bogo hatte die Tür kaum geschlossen, als man hören konnte, wie sich seine Kollegen auf den Fox stürzten und ihn mit Fragen bombardierten.

>Geschieht dir recht, Wilde. Das ist eigentlich noch zu gut für dich, in Anbetracht dessen, was du verursachen wirst.<
 


 


 

Es war der Tag vor der Pressekonferenz und Judy musste zugeben, dass sie nervös war. Es war zwar ihr und Nicks freier Tag, aber er hatte noch ‚Dinge‘ zu erledigen. Selbst der Anruf bei ihren Eltern konnte sie nicht wirklich beruhigen, im Gegenteil... Judy hatte sogar das Gefühl sie wüssten etwas, aber sie wurde wohl so nervös, dass es an Paranoia grenzte…
 

Sie verbrachte mehrere Stunden damit jedes einzelne Teil ihrer Uniformen zu putzen und zu polieren, bis sie sich im Stoff spiegeln konnte.
 

Als Nick abends nach Hause kann und das nervliche Wrack vorfand, das Judy darstellte, musste er innerlich schmunzeln. Schließlich war er es der für alles verantwortlich war und hier saß sie nun in der Küche mit einer großen Tasse Tee in der Hoffnung sich zu beruhigen. Sie war dermaßen angespannt, dass sie ihn nicht mal bemerkte… Eine Kunst in Anbetracht ihrer guten Ohren.

Im Moment konnte seine einzige Sorge sein Judy zu beruhigen und er wusste auch schon genau wie.
 

>Was ist nur mit mir los?!<

Selbst der Tee ihrer Mutter half nicht ihre Nerven zu beruhigen…

Von hinten legten sich rote Pfoten auf ihre und sie wäre beinahe bis an die Decke gesprungen, hätten die Arme sie nicht festgehalten.

„Judy… Ich bin´s…“

Ihr Kopf schnellte zurück und sie blickte hinauf in sein Gesicht.

Der Anblick allein beruhigte sie bereits etwas und die Anspannung in ihren Ohren ließ nach… Sie glitten an seinem weichen Fell hinab… Dann allerdings runzelte sie die Stirn, als sie immer mehr Fell spürte und einfache Mathematik sagte ihr, dass er keine Hose trug.
 

Manchmal war es fast zu einfach ihr Gesicht zu lesen, besonders wenn ihr etwas klar wird.

Er beugte sich ein wenig zu ihr hinunter und presste die Spitze seiner Schnauze gegen ihre.

Dabei glitten ihre Hände durch sein Fell um seinen Hals, während seine zu ihren starken Beinen glitten und sie dort packten.

Mit einem Ruck hob er sie an und sie schreckte auf, dabei krallten sich ihre Pfoten in seinem Fell fest, aber er ließ nicht nach.

Im nächsten Moment betraten sie das Badezimmer und ihr stieg sofort das Aroma des beruhigenden Orchideen-Schaumbads in die Nase.
 

Nick setzte sie kaum lange genug ab, um sie aus ihrer Kleidung zu schälen, nahm sie aber sofort wieder in die Arme und trug sie mit sich ins Bad wo ihr Kopf nun auf seiner Brust ruhte.

„Dir ist schon klar, dass ich selbst gehen kann?“

„Schhhhh… Entspann dich einfach und genieß den Duft.“
 

Judy konnte fast schon jeden einzelnen Muskel spüren, der sich nach und nach löste und als Nick auch noch begann sie mit seinen Krallen zu massieren wurden ihre Augenlider immer schwerer…
 

Nach einer Weile war Judy eingeschlafen und nicht mal als Nick sie aus der Wanne hob und damit begann sie anzutrocknen konnte sie das aufwecken.

>Morgen ist es soweit…<
 

Auf Nicks Rat hin hatte sie nur einen leichten Salat zum Frühstück und erfreulicher weise waren ihre Nerven nicht ansatzweise so angespannt, wie die vergangenen Tage.

Der Weg zum Revier war seltsam angespannt, aber auf eine positive Art und Weise. Nur noch wenige Stunden und sie würde wissen, worum es bei der ganzen Geheimhaltung ging… In Nick´s Interesse sollte es diese Aufregung wert sein.
 

Chief Bogo hatte vorgesorgt und die Regional-Reviere angewiesen sich auf etwas Arbeit einzurichten, da alle Kollegen für die Konferenz gebraucht wurden. Somit mussten sie nicht damit rechnen, dass sich Einwohner der Stadt vernachlässigt fühlen könnten.
 

Das Rednerpult auf der Bühne vor dem ZPD war aufgebaut und die Reporter waren auch bereits eingetroffen.

Alle seine Kollegen waren da… In geforderter Paradeuniform und in Reih und Glied. Nur 2 Tiere fehlten noch: Der Chief des Reviers und der Fuchs, der für diesen Aufruhr verantwortlich war.
 

Ein Huf legte sich auf Nicks Schulter und er sah hoch in das Gesicht seines Vorgesetzten.

„Nervös?“

Er hatte ihn unterstützt, soweit es ihm möglich war, somit war er ihm eine ehrliche Antwort schuldig.

„Der Pessimist in mir hat sich gemeldet und sich den Aufschrei vorgestellt, noch bevor ich fertig bin. Es wird mich nicht abhalten, dennoch hoffe ich, dass diese so sehr geschockt sind, dass sie zumindest bis nach der Konferenz warten.“

Seine linke Pfote ging zu seiner Hosentasche und prüfte wie so oft in der vergangenen Stunde, ob es da ist.

„Showtime.“

Damit durchschritten sie die Tür und nahmen ihre Plätze ein.
 

„Verehrte Damen und Herren, ich danke Ihnen, dass sie heute so zahlreich erschienen sind. Das ZPD, die Tiere die es Darstellen, stehen im Dienste der Stadt; der Bewohner dieser Stadt. Jeder Bewohner hat das Recht seine Meinung kundzutun und für Recht und Gerechtigkeit zu kämpfen, wo er Ungerechtigkeit sieht.

Einer meiner Männer kam zu mir und bat mich darum diesen Weg bestreiten zu dürfen und ich habe dies nicht nur als Chief des ZPD gestattet, sondern unterstütze ihn als Bewohner Zootopias auch in dieser Angelegenheit. Damit gebe ich das Wort an Officer Nickolas Wilde.“

Damit trat er neben Judy und Nick trat ans Rednerpult.
 

„Vielen Dank Chief Bogo. Werte Damen und Herren…

Zootopia, die Stadt in der Jeder Alles sein kann, ist nicht perfekt. Nicht mal der größte Optimist würde das behaupten. Und ich muss es wissen… Ich kenne sie.“

Ein leichtes Kichern ging durch die Menge. Sowohl vor ihm, als auch hinter sich.
 

„Aber jeder Einzelne kann daran arbeiten diesem Ideal näher zu kommen. Officer Judy Hopps und ich selbst sind gute Beispiele dafür, wie das Risiko sich an diesem Ideal annähern zu wollen als erfolgreich erweisen kann.

Ein Fuchs: verlogen, ein Dieb, eine Gefahr für jedes anständige Tier in der Stadt… Und ich konnte mich beweisen und gehöre dem ZPD an.

Dank einer Häsin… Klein und schwach. Vollkommen ungeeignet für den Polizeidienst. Auch sie hat sich bewiesen und gehört dem ZPD an.
 

Weder Beutetiere noch Raubtiere sind durch Gesetzte daran gebunden bestimmte Berufe ausüben zu müssen. Es ist lediglich üblich und teilweise aufgrund der natürlichen Fähigkeiten naheliegend.
 

Niemand ist durch Gesetzte daran gebunden irgendwo zu wohnen. Aber Vorurteile lassen teilweise nicht zu, dass sich anständige Tiere in anständigen Nachbarschaften ansiedeln.
 

Selbst Beziehungen sind nicht durch Gesetze verboten. Niemand darf verhaftet werden, nur weil er sich in jemanden verliebt hat der einer anderen Spezies angehört. Ja, ich rede von den ‚Inters‘. Aber diese Paare tragen ein gesellschaftliches Stigma, welches sie teilweise ihr Leben lang mit sich herumtragen müssen.“

Ein leises Grummeln ging durch die Massen, welche gefühlt um das doppelte angewachsen ist, seit er seine Ansprache begonnen hatte, und offensichtlich nicht ahnten, worauf er hinaus will.
 

„Das sind Makel, die in der Gesellschaft liegen und dort von jedem einzelnen Bekämpft werden sollten. Es hat nicht in erster Linie mit Politik oder Gesetzen zu tun.“
 

„Aber was gesetzlich verboten ist, ist folgendes: Eine Familie gründen!“

Zunächst starrten ihn alle an, bis nach einer Weile die ersten Forderungen aufkamen sich zu erklären.
 

„Es gibt Interspezies-Beziehungen, bei denen die Spezies ähnlich genug sind, dass es unter Umständen möglich ist Nachkommen zu zeugen, aber bei den meisten ist dies nicht der Fall.

In solchen Fällen ist auch eine Adoption nicht möglich, da die Gefährten nicht verheiratet sind… es nicht sein dürfen… selbst bei den Spezies, die sich nachweislich nur einen einzigen Gefährten im Leben nehmen.
 

Das ist in meinen Augen ungerecht!
 

Aus diesem Grund habe ich eine Initiative ins Leben gerufen, die die Eheschließung für Interspezies-Paare erlauben soll inklusive aller Rechte und Pflichten, die dazugehören.“

Viele ‚Ohhh´s‘ und ‚Ahhh´s‘ gingen durch die Menge, aber erfreulicherweise keine ‚Buhh’s…
 

„Officer Hopps, würden Sie bitte nach vorne kommen?“

Das kam unerwartet und sie zögerte einen Augenblick, bis sie etwas an ihrer Schulter spürte und sie erblickte einen Huf, der zu ihrem Chief gehörte. Dieser zeigte ihr ein kleines Lächel und deutete mit seinem Kopf in Richtung Rednerpult.

Mit unsicheren Schritten trat sie zu Nicks rechten neben das Pult.
 

„Officer Hopps hier hat mir einiges über Träume und Hoffnungen beigebracht: Die Hoffnung darf man niemals verlieren, selbst in den dunkelsten Stunden.

Aber etwas anderes gehört unvermeidlich dazu: Glaube und Vertrauen!
 

Ich hoffe selbstverständlich, dass meine Initiative erfolgreich ist, aber dank ihr habe ich auch meinen Glauben wiedergefunden…

Den Glauben an diese Stadt; an ihre Bewohner…
 

Mein Vertrauen…

Mein Vertrauen daran, dass die Bürger nicht dem Hass um des Hasses willen verfallen sind und mich unterstützen werden.
 

Mein Glaube und Vertrauen sind so stark, dass ich das folgende tun kann.“
 

Ein schnelles Nicken war das Zeichen für Bogo, die besonderen Gäste um die Ecke zu führen.

Währenddessen sprang Nick von der Bühne und ging vor das Rednerpult, so dass er auf Augenhöhe mit Judy war.

Sein Blick ging an ihr vorbei und Judy wagte einen Blick hinter sich… Und erstarrte, als sie ihre Eltern und Nicks Mutter hinter sich stehen sah... Ihre Gesichter zeugten von Verwirrung, Überraschung und Unglauben.

Das konnte unmöglich bedeuten, was ihr in dem Moment durch den Kopf ging und sie blickte wieder zu Nick.

Wie um ihre Gedanken Lügen zu strafen machte er eine Bewegung die allein schon überdeutlich war.
 

Sie konnte hören, wie sich der Stoff an seiner Hose bewegte und erkannte, dass niemand auch nur ein Ton von sich gab.

Er war auf seinem linken Knie und blickte auf eine Schachtel in seinen Pfoten.
 

„Auf den Tag genau vor 5 Jahren hast du einen alten verbitterten Fuchs gefunden und hast ihm nicht nur wiederholt das Leben gerettet… Nein, du hast noch so viel mehr gemacht. Du hast seine Seele gerettet, du hast ihn vor sich selbst gerettet… Und jeden Tag aufs Neue hast du es geschafft, dass ich die Welt zu einem besseren Ort machen wollte…

Darum frage ich dich, Judith Laverne Hopps:“
 

Damit hielt er die geöffnete Schachtel hoch zu Judy.
 

„Wirst du mir meine selbstsüchtige Bitte erfüllen und mein Leben vollkommen machen, als Judith Laverne Wilde?“
 

Mehr als ein Paar Pfoten und Hufe waren hochgeschossen als er auf das Knie gesunken war, aber nur die der Häsin vor sich war wichtig.

Es war ihm nicht möglich zu übersehen, wie sich ihre Lippen bewegten, aber es dauerte einige Momente, bis sie auch nur Laut heraus brachte.
 

„… Du… elender… verlogener… schmieriger… dummer... Fuchs… … Selbstverständlich will ich!“
 

Sie sprang ihm förmlich in die Arme und gab ihm vor laufenden Kameras einen Kuss, der gerade noch jugendfrei war.
 

Sie registrierten nichts mehr um sich herum. Auch nicht, wie zunächst zwei Hufe klappten… Dann kamen noch weitere Pfoten hinzu und noch mehr bis fast der ganze Platz am applaudieren war und auch noch weitere Laute hinzukamen, als Freddy für die Wölfe der Umgebung ein Heulen anstimmte, welches sich über mehrere Straßenblocks fortsetzte. Auch als Liz ein kräftiges Gebrüll in den Himmel rief, stimmten einige der anderen mit ihren eigenen Lauten ein.

Reaktion

„Willkommen bei ZNN. Ich bin Fabienne Growley und bei mir ist mein geschätzter Kollege Peter Moosebridge. Unsere heutige Top-Story ist, wie sollte es auch anders sein, die Pressekonferenz von Officer Nickolas Wilde und sein filmreifer Antrag an seine Kollegin Officer Judy Hopps.“
 

Eine Einspielung zeigte nochmal den Antrag und Judys Reaktion darauf.
 

„Also wenn das nicht romantisch war, dann weiß ich auch nicht.“

„Oh ja. Ich bin auch stolz auf diese Stadt, als die Freudenrufe ihrer Kollegen bis in die Außenbezirke weitergetragen wurden… Und das nicht nur von unseren wölfischen Mitbewohnern.“

„Da hast du recht Peter, Officer Wilde hat mit dieser Demonstration für seinen Glauben an das Gute in den Tieren nicht nur ein Leuchtfeuer für Interspezies-Paare entfacht, er hat es sogar geschafft die Gegner dieser Beziehungen dermaßen aus dem Konzept zu bringen, dass bisher noch nicht einmal die PBB, die Pure Blood-Bewegung für ein ‚reines‘ Zootopia öffentlich dazu Stellung bezogen hat.“
 

Ihr Partner versuchte sich mit mäßigem Erfolg ein Lachen zu verkneifen.

„Ein gutes Stichword, Fabienne… Nickolas Wilde war ausgesprochen gerissen.

In Chief Bogo´s Einleitung hat er sowohl die offizielle Zustimmung des ZPD als auch seine persönliche Unterstützung kundgetan. Mit mehr als 25 Dienstjahren hat er sich als ein Fels in der Brandung des ZPD erwiesen und ist ein hoch angesehenes Mitglied der Gesellschaft. Selbst in der größten Krise haben er und SEIN ZPD die Stellung gehalten und er hat die ihm unterstellten Tiere als strahlendes Vorbild inspiriert über sich hinauszuwachsen um die Krise zu überstehen.

Seine Unterstützung allein dürfte schon mehr Gewicht haben als ein ganzer Häuserblock.“

Eine Einblendung zeigte nochmal die Einleitung von Chief Bogo.
 

„Und mit der Anwesenheit der Eltern von Officer Hopps und der Mutter von Officer Wilde hat er der Pure Blood-Bewegung ihrer üblichen Schlagworte beraubt.“

Es folgten daraufhin einige Zusammenschnitte, in welcher sich die Familienmitglieder gegenseitig mit Tränen in den Augen in den Armen lagen.
 

„In vielen Fällen gelang es ihnen immerhin die Arbeitgeber und manchmal sogar die Eltern von Interspezies-Paaren mit dem angeblichen Fehlen moralischer Grundwerte zu Sanktionen dieser Individuen zu bewegen. Ich schätze, dass sie sich erst mal neue ‚Argumente‘ überlegen müssen.“
 

„Ich hoffe doch sehr, dass sie sich damit noch viel Zeit lassen, denn:“
 

Sie griff in ihr Jackett, zog einen Anstecker von der Größe ihrer Pfote heraus und hielt ihn in Richtung der Kamera. Darauf stand in großen Buchstaben:
 

Ehe aus Liebe
 

Das war der offizielle Slogan der ISE, der Interspeziesehe-Initiative.
 

„Wenn das so ist, dann muss ich dir etwas gestehen Fabienne:“

Peter griff an sein eigenes Jackett und öffnete es so, dass man die Innenseite erkennen konnte. Dort hing ein identischer Anstecker.
 

„Offensichtlich hat Officer Wilde hier zwei stolze Unterstützer.“
 


 

„Willkommen bei ZNN. Ich bin Fabienne Growley und bei mir ist mein geschätzter Kollege Peter Moosebridge. Die erwartete Reaktion der Pure Blood-Bewegung auf die Interspeziesehe-Initiative ist heute in den frühen Morgenstunden erfolgt in Form eines…“

Sie musste sich räuspern.

„… ‚Offenen Briefs‘… Und obwohl wir als Nachrichtensender rechtlich dazu verpflichtet sind derartige Schreiben zu veröffentlichen, so ist es uns aufgrund der Natur der Wortwahl und der Formulierungen nicht möglich das Original zu veröffentlichen. Peter und ich haben das Schreiben gelesen und waren entsetzt, was die PBB geschrieben hat… Unsere Rechtsabteilung hat den Sachverhalt geprüft und ist zu dem Schluss gekommen, dass es die einzig rechtlich und moralisch zulässige Form ist eine Zusammenfassung des Inhalts wiederzugeben.“
 

„Da stimme ich dir vollkommen zu Fabienne und ich hoffe insbesondere im Interesse der jüngeren Bewohner unser großartigen Stadt, dass unsere werten Kollegen, sei es Fernsehen, Radio oder Zeitung, ebenso empfinden…

Im Schreiben ging es erwartungsgemäß darum, dass Bürgermeisterin Cathleen Velvetpaw diesen ‚Affront gegen die Natur‘ den die ISE-Initiative darstellen soll im Keim ersticken müsse.

Immerhin sei sie eine moralisch korrekte Frau, die ihren Gefährten in ihrer eigenen Spezies gefunden hat und die Korrektheit der Natur mit ihren 3 Nachkommen beweisen könne.“
 

„Was allerdings unerwartet war, ist die schnelle Reaktion aus dem Rathaus. Eine Pressekonferenz soll bereits heute um 12 Uhr mittags vor dem Rathaus stattfinden…

Üblicherweise lassen sich insbesondere hohe Ämter eine gewisse Zeit, um ihre Reaktionen zu kalkulieren und die Antworten erst mehrmals überarbeiten und diplomatisch so formulieren, dass sie entsprechend der Reaktion der Bewohner die Auslegung zu ihren Gunsten deklarieren können. Was denkst du Peter? Ist das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen?“
 

„Das ist eine gute Frage Fabienne. Bürgermeisterin Velvetpaw ist noch nicht lange auf der politischen Bühne tätig, hat sich aber immer bemüht den Wünschen der Bewohner in breiter Masse gerecht zu werden, hat aber auch bereits unliebsame Entscheidungen getroffen. Und auch wenn es einem nicht gefällt, so ist die Pure Blood-Bewegung keine Gruppe aus 3 Tieren, die einfach nur ein wenig Aufmerksamkeit wollen. Daher kann ich leider nicht abschätzen, ob sie sich für die ISE-Initiative oder dagegen entscheidet. Aber egal, wie sie sich entscheidet. Ich bin der Überzeugung, dass dieser politische Schlagabtausch zwischen der ISE und der PBB noch lange nicht an seinem Ende angelangt ist.“
 


 

Der Platz vor dem Rathaus war gefüllt mit unzähligen Tieren. Viele davon hielten Banner in die Höhe, die entweder für oder gegen die ISE waren, aber die Gegner waren deutlich in der Unterzahl.

Nur etwa ein viertel des Platzes wurde von diesen in Beschlag genommen. Es war nicht sonderlich überraschend, dass davon gut 90% Schafe waren. Teilweise waren sie davon überzeugt, dass die Nachtheuler-Krise vor 5 Jahren nur ein Komplott war, um Dawn Bellwether und damit alle Schafe als Unholde zu brandmarken.
 

Eine Reihe Rhinos in schweren Körperpanzern und Tiger in leichten Panzern mit Schild bildeten eine Trennlinie zwischen den Parteien. Auf allen war die Aufschrift ZPD S.W.A.T. zu lesen.

Chief Bogo hatte die Einheit ausgewählt, um deutlich zu machen, dass er Ausschreitungen nicht zulassen würde.

Er war viel zu realitätsnah um nicht davon auszugehen, dass es bei der PBB auch gewaltbereite Individuen gab.
 

Als die Uhr im Rathaus erklang, öffnete sich die Tür und heraus trat eine Frau in einem eleganten, schneeweißen Kleid. Es war ein starker Kontrast zum nachtschwarzen Fell der Pantherin, als die Bürgermeisterin im hellen Tageslicht ans Rednerpult ging.

„Verehrte Damen und Herren, ich danke Ihnen dafür, dass Sie so kurzfristig und auch zahlreich erscheinen konnten.

Wie Sie alle wissen ging heute Morgen ein offener Brief der Pure Blood-Bewegung ein bezüglich der Interspeziesehe-Initiative.

Zunächst möchte ich den Damen und Herren der Presse danken, dass sie dem Beispiel ZNN´s gefolgt sind und den nicht jugendfreien Inhalt nicht wortwörtlich wiedergegeben haben.“

Unmutsbekundungen kamen im Bereich der PBB auf, und sie reagierte schnell.
 

„Bevor Sie sich jetzt beschweren: Ich beziehe mich hierbei auf die Worte; nicht auf den Inhalt.“

Mit einem Schlag auf das Rednerpult bekräftigte sie ihre Aussage und brachte damit Ruhe in die Versammlung.

Sie hat die für einen Politiker ungewöhnliche Angewohnheit offen zu sagen, was sie dachte und sich auch zu entschuldigen, wenn sie etwas Falsches gesagt hatte. Damit war sie für Viele nahbarer und verständlicher als die Bürgermeister vor ihr.
 

„Machen wir uns nichts vor: Egal was ich sage, irgendwem trete ich auf den Schwanz. Also kann ich genauso gut direkt meine ehrliche Meinung sagen. Das hier…“

Damit hielt sie ein Blatt Papier hoch.
 

„… ist der offene Brief der PBB. Und das halte ich davon.“

Sie nahm den Brief in beide Pfoten und zerriss ihn in der Luft.

Die Jubelschreie übertönten die Proteste bei weitem und es dauerte einige Minuten, bis es ruhig genug war, dass man sie wieder verstehen konnte.
 

„Ja, ich habe meinen Gefährten in meiner eigenen Art gefunden, aber ich habe ihn geheiratet, weil ich ihn geliebt habe. Nicht weil er meiner Art angehörte und männlich war.“
 

„Ja, ich habe 3 Kinder mit ihm und würde sie um nichts in der Welt hergeben. Auch dies liegt daran, dass ich meinen Mann liebe.“
 

„Aber…“

Ihre Maulwinkel zogen sich hoch und zeigten ihre strahlend weißen Zähne, als sie in Richtung der PBB-Anhänger blickte.

„… Wenn Kinder dafür stehen, dass die ‚Korrektheit der Natur‘ gegeben ist, dann ist das gut. Ich kenne zufällig ein Paar aus Ziege und Schaf, die Nachkommen zeugen konnten. Damit ist offensichtlich selbst die PBB für die ISE!“
 

Eine angespannte Stille sengte sich über die Masse, aber aus unterschiedlichen Gründen. Der eine Teil überlegte, wie sie das Ruder noch rumreißen sollten und der weitaus größere Teil versuchte nicht zu lachen wegen des Eigentors, das sich die PBB damit geleistet hat.
 

„Und bevor ich es vergesse:“

Sie griff unter das Pult und zog etwas hervor. Ein rundes Objekt, das sich an vielen der Anwesenden befindet:

Ein Anstecker mit den Worten ‚Ehe aus Liebe‘…
 

Ein Jubeln ging durch den Aufenthaltsraum, als ihre Kollegen die Geste der Bürgermeisterin sahen.

„Nick, das war wirklich ein Tiefschlag für die PBB, findest du nicht?“
 

„Hm. Findest du?“

Dabei legte er locker den Arm um seine Verlobte und diese blickte wieder auf den schlichten aber eleganten Ring, der nun ihre linke Pfote zierte.

„Finde ich? … Ja. Ja, das tue ich.“

Eine Stille legte sich über den Raum und alle erwarteten die Reaktion, die nicht lange auf sich warten ließ.
 

„Die Antwort ist patentiert!“

Alle blicken die beiden an, weil sie perfekt synchron geantwortet hatten. Und begannen zu lachen.
 

Die Pressekonferenz war der Höhepunkt des Tages im ZPD und trotz des Papierkrams, der noch anstand, war das ganze Revier guter Laune.

Insbesondere bei Nick und Judy, die bis auf weiteres an den Schreibtisch gefesselt waren.

Besonders Judy mochte den Schreibtischdienst nicht, aber es war verständlich, warum sie nicht in den Außendienst durften… Mit Nicks Auftritt wurden sie ständig auf den Straßen angesprochen und das würde bei einer Verfolgung im besten Fall ein Hindernis und im schlimmsten Fall eine Gefahr für Unbeteiligte darstellen.

Der angenehmere Aspekt war jedoch, dass sie mehr Zeit mit ihm verbringen konnte, auch wenn sie wie immer professionell auf Arbeit waren und ihre Beziehung nicht zum Hindernis werden ließen.

Judy lief rot an, als sie daran denken musste, wie sie diese Regel im ersten Winter ihrer Beziehung nicht immer einhalten konnten.
 


 


 


 

„Willkommen bei ZNN. Ich bin Fabienne Growley und bei mir ist mein geschätzter Kollege Peter Moosebridge. Nur noch einen Tag, dann findet die Abstimmung über die ISE statt. Aktuellen Schätzungen zufolge dürften die PBB, insbesondere nach den teils deutlichen Absagen weiterer prominenter Persönlichkeiten kaum mehr als 15 - 20% erreichen können. Oder Peter?“
 

„In der Tat. Die Gesetzesänderung ist nahezu sicher. Und auch wenn solche Maßnahmen üblicherweise Wochen oder gar Monate brauchen, um nach der Zustimmung umgesetzt zu werden, so haben wir es wieder einmal Officer Wilde zu verdanken, dass es eine weitere Besonderheit geben könnte. Unseren Informationen zufolge haben er und seine Anwälte der ISE sogar sämtliche Formalitäten vorbereitet, so dass es theoretisch möglich wäre das Gesetz binnen weniger Stunden in Kraft treten zu lassen, sobald das offizielle Ergebnis der Abstimmung verifiziert wurde.“
 

„Sollte es wirklich so schnell gelingen alles umzusetzen, dann bin ich sicher, dass wir alle wissen, wer morgen Abend vor dem Traualtar stehen wird.“
 

„Absolut. Die PBB müsste schon auf ein Wunder hoffen um das verhindern zu können. Wenn man jedoch ihre immer extremer ausfallenden Ausuferungen der vergangenen Tage betrachtet, gehe ich davon aus, dass sich eher noch mehr Mitglieder der PBB von ihr distanzieren, als dass sich Befürworter der ISE gegen diese entscheiden.“
 

Noch bevor seine Kollegin darauf reagieren konnte wurde es im Studio dunkel…

Ebenso wie in den nebenstehenden Gebäuden…

Und den übrigen Gebäuden des Häuserblocks…

Des ganzen Distrikts…

Fast ganz Zootopias…
 

Lediglich in jenen Gebäuden, die über Notstromaggregate verfügten wie Krankenhäusern, Feuerwachen und Polizeistationen brannten nach wenigen Augenblicken die Lichter wieder.
 

Jedes Tier des ZPD befand sich in der Lobby und Chief Bogo stand an der Brüstung des ersten Stocks.

„Wie Jeder bereits gemerkt haben dürfte ist der Storm in der ganzen Stadt ausgefallen. Betroffen ist auch das Verkehrsleitsystem, das Schienennetz und die Telefonverbindungen.“
 

„Ist die Ursache bekannt?“
 

„Die Techniker der Stadtwerke sind dabei von den Kraftwerken aus den Leitungen zu folgen, aber sie haben die genaue Ursache noch nicht gefunden.“
 

„Chief, ist das Stromnetz nicht eigentlich so aufgebaut, dass die Distrikte selbst bei einem Totalausfall von den anderen Distrikten zumindest zeitweise versorgt werden können?“
 

„Dem ist so, Hopps. Ein Ausfall aller Distrikte ist fast ausgeschlossen, es sei denn es handelt sich um ein Problem im Kraftwerk, oder koordinierte Fremdeinwirkung.“
 

„Sabotage? Aber warum?“
 

„Das wissen wir noch nicht. Darum ergeht hiermit die Order, dass sich jeder Angehörige des ZPD im Revier einfindet und sich bis auf weiteres hier bereithält. Bis alles geklärt ist gehen wir vom Schlimmsten aus. Das heißt kein Dienstschluss, bis wir wissen warum der Strom ausgefallen ist. Für den Fall von Ausschreitungen oder Plünderungen stehen S.W.A.T.-Einheiten auf Abruf bereit und zusätzliche Einheiten wurden bereits angefordert. Je drei Dreiertrupps werden an Schlüsselpositionen positioniert um Präsenz zu zeigen und im Ernstfall reagieren zu können. Die Einteilungen folgen in Kürze.“
 

Judy, Nick und Clawhauser standen mit Funkgeräten um einen Tisch mit einer Karte der Stadt und gaben ständig Meldungen ihrer Kollegen an die anwesenden Führungskräfte weiter. Neben Chief Bogo befanden sich sowohl Bürgermeisterin Velvetpaw und ihr Assistent Mr. Shepherd, als auch Chief Doberman von der Feuerwehr in der Einsatzzentrale und betrachteten die Karte. Auf dieser waren die Positionen der verfügbaren Kräfte mittels bunter Stecknadeln markiert: Blau für Polizei, rot für Feuerwehr, weiß für Rettungskräfte und schwarz für S.W.A.T.-Kräfte.
 

„Meldung von Punkt C3-8: Die Unfallfahrzeuge sind von der Straße und der Weg zum Zentralkrankenhaus von Zootopia ist wieder frei.“
 

„Das Feuer in Tundratown ist unter Kontrolle und der verunglückte Tanklaster ist gesichert. Sie gehen davon aus, dass sie das Feuer binnen 20 Minuten gelöscht haben und die Straße für Rettungskräfte wieder passierbar ist.“
 

„Fangmeyer, Delgardo und Wolfard haben Weaselton festgenommen, als er versuchte die Gunst der Stunde zu nutzen und ein Elektronikgeschäft im Kanal-Distrikt auszuräumen. Sie bitten um Erlaubnis Delgardo mit dem Gefangenen herzuschicken.“
 

„Erlaubnis erteilt. Auf dem Weg soll er weiterhin das Band mit den Anweisungen für die Bürger laufen lassen und sich beeilen. Fangmeyer und Wolfard sollen nicht zu lange auf sich allein gestellt sein. Dann…“
 

„SIR! In den Meadowlands ist eine Panik unter den Schafen ausgebrochen und es kam zu einer Stampede! Higgins, McHorn und Rhinowitz werden überrannt!“
 

„Die S.W.A.T.-Einheiten Alpha, Beta und Delta sollen sich umgehend dort hinbegeben. Delgardo soll sich auch hinbegeben und sie unterstützen. Wenn es absolut nötig sein sollte, dann soll er Duke an der nächsten Ecke rausschmeißen. Ihn sehen wir früh genug wieder.“
 

Bürgermeisterin Velvetpaw hatte keine Erfahrung mit solchen Ausnahmesituationen und war froh darüber, dass Chief Bogo über genug Erfahrung für sie beide verfügte. Auch wenn er solche Entscheidungen, wie mit Duke Weaselton, eigentlich erst von ihr genehmigen lassen müsste, so machte sie ihm deutlich, dass er nahezu freie Hand hatte, was die Sicherheit Zootopias betraf. Sie mochte es nicht sich dermaßen machtlos fühlen zu müssen, aber zumindest würde sie bereitstehen, sollte sich eine Situation ergeben, die Ihre Stellung als Bürgermeisterin wirklich erforderte.
 

Nach einer weiteren Stunde erleuchteten Teile der Stadt wieder, aber es war nicht für alle ein Grund zur Freude. Die Techniker der Stadtwerke stellten fest, dass alle zentralen Verteilerknoten der Distrikte mit einer Säure beschädigt wurden was einen stadtweiten Kurzschluss verursacht hatte.
 

Mit der Wiederherstellung der Energieversorgung verbesserte sich die Lage, aber sie war noch weit davon entfernt entspannt zu sein. Nun war Bürgermeisterin Velvetpaw jedoch in der Lage zu helfen.
 

„Bürger von Zootopia, hier spricht Bürgermeisterin Velvetpaw. Ich befinde mich mit den Führungskräften von Polizei und Feuerwehr im ZPD. Der Stromausfall der vergangenen Stunden hatte weitreichende Folgen zu denen viele Unfälle und auch Feuer gehören.

Ich möchte Sie bitten die Ruhe zu bewahren und ihr Heim bis auf weiteres nicht zu verlassen. So ist es den Rettungskräften möglich schnell und ungehindert jene Orte zu erreichen, an denen ihre Hilfe dringend benötigt wird. Ferner bitte ich Sie Radiogeräte und Fernseher eingeschaltet zu lassen und den Anweisungen der Autoritäten Folge zu leisten. Ich danke Ihnen.“
 

„Danke Frau Bürgermeisterin. Jedes einzelne Individuum, welches sich nicht auf den Straßen befindet, macht uns unsere Arbeit leichter.“
 

„Das macht keinen Sinn.“

„Hopps? Was meinen Sie damit?“

„Chief Bogo, ich habe versucht das Motiv zu verstehen…“

Judy nahm sich einige Büroklammern von einem nahegelegenen Schreibtisch und platzierte sie an den Positionen der Verteiler.
 

„Wenn es nur ein schlechter Scherz von Jugendlichen wäre, dann hätten sie nur einen Verteiler beschädigt. Wenn es nur eine dumme Wette oder sowas gewesen wäre, dann wären die Verteiler nicht nahezu gleichzeitig ausgefallen. Dafür sind sie zu weit auseinander. Also muss es beabsichtigt gewesen sein, dass sie gleichzeitig ausfallen. Der Ausfall selbst ist Nichts, womit man etwas gewinnen kann, also muss es eine Voraussetzung oder eine Notwendigkeit wie eine Ablenkung gewesen sein.
 

Wenn es Profis gewesen wären, dann hatte man nicht Säure für die Sabotage genommen, da man das schnell beheben konnte. Es wirkt irgendwie… improvisiert. Selbst in den schlechten Filmen gibt es bessere Wege um die Stromversorgung auszuschalten…“
 

„Worauf wollen Sie hinaus?“
 

„Unsere Leute sind über die ganze Stadt verteilt, momentan beschäftigt, schaffen es aber langsam aber sicher wieder Ruhe und Ordnung wiederherzustellen. Jedoch werde ich das Gefühl nicht los, dass wir nicht sehen, was direkt vor unserer Schnauze geschieht.“
 

„Da haben sie nicht ganz unrecht. Kräfte binden und zuschlagen, wenn keine weiteren Kräfte verfügbar sind.“
 

Mr. Shepherd trat vor und wandte sich direkt an Chief Bogo.

„Sir. Der Verteiler dieses Distrikts liegt nur wenige Straßen von hier entfernt. Vielleicht gibt es dort Hinweise auf die Täter. Sie haben die Officer Hopps und Wilde hier, die dafür bekannt sind selbst die unscheinbarsten Details zu erkennen. Meiner Meinung nach sollten Sie sie einsetzen.“
 

„Mr. Shepherd, wie Ihnen aufgefallen sein dürfte, benötige ich hier qualifizierte Leute, die mit den Kräften auf den Straßen den Funkkontakt halten. Einen könnte ich technisch gesehen entbehren, jedoch werde ich keinen der mir unterstellten Officer ohne Rückendeckung hinausschicken. Insbesondere, da nach Officer Hopps´ treffender Analyse der Situation damit zu rechnen ist, dass etwas geschieht.“
 

„Sir, ich möchte Sie hiermit in Kenntnis setzen, dass ich während meiner Zeit beim Militär einem Aufklärungsbataillon zugewiesen war. Jeder Soldat wurde unter anderem in der ordnungsgemäßen Handhabung des Funkverkehrs unterrichtet. Auch bin ich dank meiner Anwesenheit in den vergangenen Stunden über die Situation und die Standorte der Einheiten informiert. Sollte die Frau Bürgermeisterin es genehmigen, so biete ich mich als Vertretung für die beiden an.“

Noch bevor Chief Bogo antworten konnte, trat Bürgermeisterin Velvetpaw neben ihren Assistenten.
 

„Ich genehmige sein Ersuchen sich zur Verfügung zu stellen. Ich habe lange als Sekretärin gearbeitet und kann somit ebenfalls mit einspringen. Die Entscheidung liegt bei Ihnen, jedoch denke ich Sie sollten die beiden hinschicken. Mir ist klar, dass das nicht den Vorschriften entspricht, aber dies ist eine Ausnahmesituation.“
 

„Ok. Frau Bürgermeisterin, Sie übernehmen die Einheiten von Officer Hopps. Mr. Shepherd Sie übernehmen für Officer Wilde. Hopps, Wilde, begeben sie sich zum Verteiler und sehen Sie sich um. Sie gehen auf die Frequenz von Mr. Shepherd. Viel Glück.“
 

„Verstanden, Sir.“

Judy und Nick salutierten machten sich auf den Weg zur Garage.
 

Neben der Straße stand ein Betonklotz mit einer breiten Tür darin. Dahinter waren bereits die Stufen und der Lastenaufzug zu erkennen, die zum unterirdisch gelegenen Verteiler führten.
 

Als sie an ihrem Ziel ankamen trafen sie bereits auf die Techniker, die sich bemühten mit ihren vorhandenen Möglichkeiten den beschädigten Verteiler zu umgehen ohne allzu viele Spuren zu verwischen.
 

Sie besahen sich den Block, der die Verkleidung des Verteilers darstellte und man konnte ohne Probleme erkennen, wo die Säure das Material zerfressen hatte. Auch die Glasscherben der Flasche, in welcher sich die Säure befunden hatte, lagen noch dort. Offensichtlich wurde sie vom hinteren Bereich des Raumes aus geworfen. Nick erkannte mit seiner Nachtsicht, dass dort eine kleine Luke in der Wand war.
 

„Was ist das für eine Luke?“
 

Eines der Erdmännchen, welche für die Wartung der unterirdischen Anlagen verantwortlich war, trat vor und deutete auf die hintere Wand.

„Das ist eine Zugangsluke für den Fall, dass der Hauptzugang bei einem Unfall oder einem Beben nicht mehr passierbar sein sollte.“

„Sie scheint nicht sonderlich groß zu sein.“

„Das ist auch nicht nötig. Bis auf zwei Otter im Kanaldistrikt sind nur Erdmännchen unter der Erde tätig… Es liegt uns im Blut! Und darauf sind wir stolz!“
 

Judy ging hinüber und öffnete sie. Dahinter kam ein Zugangstunnel zum Vorschein, der scheinbar in der Kanalisation endete.

„Sollte diese Luke nicht eigentlich verschlossen sein?“
 

Der Techniker schien entsetzt.

„Natürlich! Die Schlüssel haben nur die Schichtleiter und in der Zentrale gibt es zwei. Von diesen Türen weiß so gut wie niemand etwas. Aber sobald sie geöffnet werden, gibt es in der Zentrale einen Alarm, der nur abgeschaltet werden kann, wenn die Zentrale das Pult beim Eingang freigibt und ein Techniker hier vor Ort den dazugehörigen Code eingibt. Ich verstehe das nicht.“
 

Judy betrachtete sich nochmal sie Szene vor sich: Der Zugang, dessen Sicherheitssystem professionell ausgetrickst wurde und die stümperhafte Sabotage am Verteiler selbst. Das passte nicht zueinander…

„Wo ist der nächste Zugang zur Kanalisation?“

„Einen Straßenblock östlich von hier ist der nächste Zugang. Es ist in einem Wohngebiet.“

Er deutete in den Zugangstunnel.

„Hier rechts und dann immer geradeaus.“
 

Judy blickte zu Nick und dieser stimmte ihr mit einem Nicken zu. Daraufhin begaben sie sich wortlos in den Schacht.
 

Nach wenigen Minuten erreichten sie den Zugang. Der Lichtschein zeigte nur zu deutlich, dass der Kanaldeckel nicht geschlossen war und bekräftigte damit die Annahme, dass die Täter sich dort Zugang verschafft haben mussten.

Womit sie jedoch nicht gerechnet hatten, war die Baustellenabsperrung, die um den offenen Kanalzugang herum aufgebaut war.

Weit und breit waren keine Kanalarbeiter zu sehen und auch kein Fahrzeug der Stadt…
 

Was jedoch zu sehen war, war eine ältere Wölfin, die auf einer Schaukel auf ihrer Terrasse die Sonne genoss und in ihre Richtung blickte...
 

„Ma´am, hätten Sie einen Moment Zeit?“

Während die beiden zu ihr gingen wurden die Augen der Dame immer größer, bis es gerade zu komisch war.
 

„Sie sind Wilde und Hopps! Oh, könnte dieser Tag noch besser werden?! Ich habe Ihren Antrag im Fernsehen gesehen! Das war ja so romantisch!“
 

Nick behielt sein Lächeln bei, flüsterte aber so leise, dass nur Judy ihn verstehen konnte.

„Das ist der Grund, warum Bogo uns bis auf weiteres in den Innendienst versetzt hat.“

Judy ließ ihre Ohren hängen und lief unter ihrem Fell rot an.

„Ich weiß, aber ich hätte nicht gedacht, dass es so schlimm wäre.“
 

Die Dame war aufgesprungen, hatte ihr Kleid zu Recht gerückt und hielt ein Tablett mit zwei Gläsern und eine Karaffe in den Pfoten.

„Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten? Limonade, heute erst zubereitet.“

„Nein, danke Ma´am. Sie könnten uns jedoch anderweitig helfen. Waren Sie auch schon vor dem Stromausfall zuhause?“

„Oh ja. Seit ich Rentnerin bin, ist es das größte Vergnügen solch wunderschöne Tage mit etwas leicht gesüßter Limonade auf der Terrasse zu verbringen.“

„Können Sie uns sagen, wo die Arbeiter sind, die die Baustelle auf der Straße aufgebaut haben?“
 

„Aber natürlich. Ich hatte gerade in der Küche…“

Dabei deutete sie in Richtung des Fensters hinter der Schaukel.

„…meine Limonade zubereitet, als ein Wagen auf der Straße hielt. Einige Arbeiter in diesen grellen Westen stiegen aus und stellten die Absperrungen auf. Dann stiegen sie hinein und der Wagen fuhr wieder los. Es war schon merkwürdig, aber vielleicht hatten sie was vergessen und mussten noch etwas Material holen oder so. Kurz darauf fiel der Strom aus.“

„Konnten sie erkennen wie viele Erdmännchen es waren?“

„Erdmännchen? Nein. Es waren Schafe. Fünf Stück. Drei gingen hinunter und zwei blieben oben um den Verkehr um die Baustelle zu leiten.“
 

Judy und Nick blickten sich an und sie wussten: Hier waren sie auf eine heiße Spur gestoßen.

„Wie ging es weiter, nachdem der Strom ausgefallen ist?“

„Nach… ich bin mir nicht sicher 15 bis 20 Minuten hielt ein Schulbus vor der Baustelle und einer der Arbeiter ging zum Einstieg. Der Fahrer öffnete die Tür und das Schaf stieg ein. Und nach einer Minute oder so kamen die, die runtergegangen sind wieder hoch und die restlichen Vier stiegen auch ein. Dann fuhr der Bus weiter. Ich dachte mir, dass sie wohl dringend zurück mussten, um den Ausfall zu beheben.“
 

Judy wurde bei dem Wort Schulbus blass und auch Nick lief ein kalter Schauer über den Rücken.

„Bitte denken sie genau nach: Konnten Sie erkennen, ob Kinder in dem Bus waren?!“

„Natürlich waren Kinder darin. Momentan ist doch im naturhistorischen Museum eine neue Ausstellung und momentan fahren fast täglich Busse mit Schülern hier vorbei. Man kann geradezu die Uhr danach stellen.“
 

Nach einer hastigen Verabschiedung stürmten sie die Straße entlang zurück zu ihrem Wagen, während Nick bereits das Funkgerät an der Schnauze hatte:

„Hopps und Wilde an ZPD: Der Stromausfall war möglicherweise eine Ablenkung für eine Entführung von Schulkindern.“

„ZPD an Hopps und Wilde: Wiederholen Sie. Sie sind auf Lautsprecher.“

„Der Stromausfall war möglicherweise eine Ablenkung für eine Entführung von Schulkindern! Laut einer Zeugin haben sich scheinbar Schafe als Kanalarbeiter verkleidet und einen Schulbus auf dem Weg zum naturhistorischen Museum gekapert.“
 

Noch bevor Judy einsteigen konnte hielt Nick sie auf, holte einen Stadtplan aus dem Wagen und breitete ihn auf dem Gehweg aus.

„So. Der Bus wurde hier entführt. Wohin kann er gefahren sein?“

Ein X markiert den Ausgangspunkt der Entführung.

„Laut der Zeugin ist er weiter in diese Richtung gefahren.“

„Der Stromausfall dauerte viel zu lange. Sie können überall sein.“

„Wenn wir annehmen, dass sie den Bus als Transportmittel wegen der Menge der Geiseln behalten haben, dann können sie eben nicht überall sein. Sieh her:“

Nick markierte einige große Verkehrsknotenpunkte.

„Hier gab es Unfälle, dort können sie also nicht vorbei gekommen sein, bevor die Polizei anwesend war. Hier haben wir zwar einige Schleichwege, aber mit einem Bus passt man so gut wie nirgends durch.“

Nick streichte weite Teile von Savannah-Central durch.

„Zu viel Aufsehen wollen sie natürlich nicht erregen, damit fallen die Gebiete weg, wo zu viele Leute sind.“

Weitere Teile der Karte fielen dem Stift zum Opfer.

„Damit bleiben im Grunde nur die Lagerhäuser bei den Hafenanlagen.“

„Dann auf zum Hafen.“
 

„Hopps und Wilde an ZPD: Wir gehen einem Verdacht nach, dass sich die Täter möglicherweise in den Lagerhäusern am Hafen versteckt halten.“
 

„ZPD an Hopps und Wilde: Chief Bogo versucht ihnen Verstärkung zukommen zu lassen, dies kann jedoch noch etwas dauern. Sie sollen aufklären und sich bedeckt halten.“
 

„Hopps und Wilde an ZPD: Verstanden. Melden uns, wenn wir näheres wissen.“
 

Nach wenigen Minuten trafen sie bei den Lagerhäusern ein und stellten den Wagen außerhalb des Geländes ab. Schließlich sollte niemand sehen, dass sie da wären, sollten sich die Entführer tatsächlich hier aufhalten.
 

In mehreren Reihen stand ein Gebäude neben dem anderen und sie sahen alle identisch aus: Weiße Wände, große rote Rolltore, die sich zu den Seiten rollen ließen und eine breite Doppeltür in der rechten Ecke. Und alle waren im Grunde nur einzelne, große Hallen mit den 2 Toren.

Einzig an den großen Nummern auf den Rolltoren wusste man, wo man war.

Insbesondere die vorderen Hallen waren offen und voller Betriebsamkeit, je weiter man jedoch in den hinteren Bereich kann, desto weniger Hallen waren tatsächlich in Nutzung.

Zu ihrem Glück wurden die Wege zwischen den Hallen hier hinten nicht so oft gereinigt, denn so war es relativ einfach den frischen Reifenspuren eines größeren Fahrzeuges zu folgen.
 

„Wir müssen wissen, ob es sich hierbei tatsächlich um den Unterschlupf der Entführer handelt.“

Judy blickte sich um und entdeckte Sprossen, die an den Lagerhäusern angebracht waren um auf das Dach zu gelangen.

Oben angelangt blickten sie hinein und sahen eine Gruppe von acht Schafen und den vermissten Bus. Was sie jedoch beunruhigte war das Kind, welches scheinbar gefesselt und mit einer Kapuze über dem Kopf in der Mitte von mehreren Scheinwerfern und Kameras kniete.
 

Nach einer knappen Meldung über ihren Standort kam die Antwort, dass eine S.W.A.T.-Einheit in ca. 12 Minuten bei ihnen eintreffen würde.

Judy hätte nie geahnt, wie lang 12 Minuten werden könnten…
 

Sie presste ihr Ohr an das Fenster und lauschte den Unterhaltungen in der Halle. Was sie hörte ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren.

„Ist es wirklich nötig, dass wir so weit gehen? Ich meine… es sind immerhin Kinder.“

„Du weißt, dass es nötig ist. Wenn wir nichts unternehmen, dann werden solche Perversionen noch erlaubt und Wilde hat es selbst herausgefordert. Wir tun dies zum Schutze Zootopias.“
 

„Savannah-Central ist auch wieder mit Strom versorgt. Wir können beginnen.“

Die letzte Äußerung kann von einem Stapel Kisten, hinter denen sich offensichtlich noch mindestens ein weiteres Tier befand.
 

Sogar drei weitere Schafe traten hervor und das größte von ihnen trug ein langes Messer in seinen Hufen. Der Bock mit dem Messer trat an das Kind heran und riss ihr die Kapuze vom Kopf. Darunter kam ein vielleicht achtjähriges Panthermädchen zum Vorschein. Sie zitterte vor Angst, dies interessierte den Bock jedoch nicht als er in eine der Kameras blickte und ein ernstes Gesicht zeigte.

„Bürger Zootopias. Wie hat dieser Perversions-Unterstützer Bogo doch so treffend gesagt: Jeder hat das Recht gegen das was Falsch ist zu kämpfen. Und genau das tun wir.

Wilde und Hopps sind der Inbegriff von Falschheit. Ein Fuchs und ein Hase? Widerlich!

Bürgermeisterin Velvetpaw sollte die Interessen der Bürger Zootopias vertreten. Und was macht sie? Sie unterstützt diese Dinger auch noch!“
 

Judys Herz blieb fast stehen, als ihr klar wurde, was diese Schafe vor hatten…

Auch für Nick waren die Absichten offensichtlich. Sie waren nur zu zweit und das S.W.A.T.-Team war noch etwa acht Minuten entfernt…

Auch wenn er sich gerne reden hört, so zweifelte er daran, dass er sich genug Zeit lassen würde.

Ein Plan musste her. Und zwar schnell.
 

„Judy, ich werde sie ablenken. Du schleichst dich währenddessen zum Bus und fliehst mit den Geiseln. Wenn du den Bus startest, werden sie zu dir blicken. Dann schnappe ich mir das Kind und komme nach.“

Nick war bereits halb durch das Fenster geklettert, als Judy seinen Arm packte und ihn zu sich zog.

Sie wussten beide, dass es die blanke Angst war, die sie in den Augen des anderen sahen, aber keiner von beiden wagte es, seine Gedanken auszusprechen.

Stattdessen hielt sie ihm ihre Pfote mit ihrem Verlobungsring vor die Schnauze.

„Vergiss nicht: Du hast mir eine Hochzeit versprochen. Und die will ich haben.“

„Aber natürlich.“

Der Kuss war kurz, aber intensiv.

Damit trennten sie sich und es galt nun einzig und allein die Geiseln zu retten.
 

„… Somit ist klar: Dies geht allein auf Sie und ihre Perversitäten Velvetpaw!“

Das Mädchen neben ihm war starr vor Angst und brachte keinen Laut hervor. Selbst als er ihr in den Nacken griff, ihren Kopf zurück riss und das Messer an ihre Kehle setzte.

Sie schloss ihre Augen und ihre Tränen liefen über ihre Wangen.

Sie spürte einen Ruck und dann war das Messer fort.
 

„ZPD! Ihr seid umstellt! Ergebt euch!“

Sie öffnete wieder ihre Augen und sah zunächst nur den blauen Stoff einer Uniform und einen roten Schwanz.

Ihr Blick wanderte höher und sie erkannte das Gesicht ihres Retters als das von Officer Wilde, der in letzter Zeit ständig im Fernsehen zu sehen war.
 

Er stand vor der Gruppe Schafe, die deutlich größer war als vorher zu erkennen war und wirkte lässig. Seine rechte Pfote in der Hosentasche und der linke Arm hing locker herunter. Halb geschlossene Augen aber statt eines Lächelns waren die Maulwinkel nur leicht hochgezogen.

>Mist. Das sind mindestens 20 von denen… Hoffentlich klappt es.<
 

„Wilde!“

Alle dachten, dass nun unzählige Polizisten aus den Ecken stürmen würden, aber als nach einigen Sekunden nichts geschah, sprach der Bock mit dem Messer.
 

„Wenn das wahr wäre, dann würden wir bereits gefesselt sein. Du hast wohl nicht ganz so viel Unterstützung, wie du dachtest… Sind sie zur Besinnung gekommen?“
 

„Nah… Sie sind hier, ich musste nur ein wenig schneller einschreiten als geplant. Hey, du wolltest ein unschuldiges Kind ermorden. Da kann kein Tier mit auch nur einem Hauch Ehrgefühl und Anstand einfach zuschauen und dich gewähren lassen. Oder?“
 

Nick konnte nicht sagen woher, aber plötzlich hatten viele Baseballschläger und Eisenstangen in den Hufen…

>Nur noch ein wenig… Judy bitte beeil dich!<
 

Die Herde hatte gerade 2 Schritte in Richtung Nick gemacht, als ihre Aufmerksamkeit von einem Stottern hinter sich in Anspruch genommen wurde.

>Und los geht’s.<
 

Nick packte das Mädchen und lief zum Ausgang, wurde jedoch nach wenigen Schritten gestoppt, als das Mädchen in seinen Armen vor Schmerzen schrie und er mit einem Ruck auf seinem Hinterteil landete. Er verfluchte sich innerlich, dass er nicht daran dachte, dass sie die Kleine eventuell auch am Boden befestigt haben könnten, wie die Kette nur zu deutlich zeigte, die von ihrer rechten Hinterpfote zu einem Ring im Boden führte.
 

„Hältst du uns für so dumm, das Gör nicht anzuketten? Oder den Bus fahruntüchtig zu machen? Offensichtlich. Aber die Natur ist auf unserer Seite und hat uns euch Abnormitäten auf dem Silbertablett serviert. AUF SIE!“
 

Judy beendete ihre vergeblichen Versuche den Motor zu starten, als sie dies hörte und sprang aus dem Bus.

Da die Kriminellen es auf Nick und Judy abgesehen hatten, versuchten sie sich zu treffen, damit sie sich gegenseitig den Rücken freihalten könnten, allerdings mussten sie diese Hoffnung schnell aufgeben.
 

Judy hatte sich drei Schritte vom Bus entfernt, als sich ein Teil der Herde, die sich ihr näherte abspaltete und zum Bus lief. Offenkundig wollten sie auch den übrigen Geiseln etwas antun.

Sie hatte keine andere Wahl, als sich vor der Tür zu platzieren und niemanden passieren zu lassen.
 

Nick erlang dieselbe Erkenntnis, als er es gerade noch schaffte mit einem Hechtsprung den Bock mit dem Messer davon abzuhalten, sich auf das Mädchen zu stürzen.
 

Nun standen sie da: Umringt von einer Herde Schafe, die offenkundig bereit sind Kinder zu ermorden und bei Polizisten, insbesondere diesen Beiden, hatten sie wohl noch weniger Skrupel. Sie konnten sich nicht gegenseitig unterstützen, da sie sonst die Geiseln verlieren und bis Verstärkung eintreffen würde, dauerte es noch so unbeschreiblich lange Minuten.

Ihre einzige Hoffnung war es solange wie möglich die Stellung zu halten.
 

Die ersten stürmten auf sie zu und Nick war noch nie so froh gewesen ein Raubtier zu sein… Ein Raubtier mit scharfen Krallen…

Als Fuchs war er üblicher Weise eher für Tricks und Flucht, aber dank seiner Ausbildung konnte er sich voll und ganz auf den Kampf konzentrieren.

Durch ihre Wolle wurden seine Hiebe abgebremst, aber dennoch gelang es ihm seinen Gegnern mit seinen Krallen schmerzhafte Wunden an Armen, Beinen und Schnauzen zuzufügen und somit den Druck auf ihn geringfügig zu senken.
 

Judy hatte keine Krallen, aber ihre mächtigen Beine ließen ihre Gegner zu Boden gehen oder schickten diese mehrere Meter zurück.
 

Zunächst sah es nicht schlecht aus und glücklicherweise waren einige ängstlicher als andere, so dass nur einige angriffen.
 

Ein greller Schrei erklang und alle in der Halle schienen für einen Moment zu erstarren, bevor sie alle zu Judy blickten. Sie war nach vorne gebeugt und stützte sich mit den Armen auf dem Boden ab, bevor sie sich wieder aufrichtete und auf ihrem rechten Bein hüpfte. Ihr linkes Bein wies einen unnatürlichen Winkel im Bereich des Knies auf.
 

Nick machte einen Schritt in ihre Richtung, bevor er sich selbst stoppte und wieder zurückwich. Ihre Blicke trafen sich und sie verstanden sich ohne Worte, als Nick geradezu um Vergebung bettelte und Judy ihm versicherte, dass er die richtige Entscheidung getroffen hatte.
 

Dieser Moment war allerdings zu viel, da die Klinge auf das Mädchen niederging und Nick reflexartig nach dem Huf griff.

Er konnte die Klinge selbst gerade noch aufhalten, aber dafür traf ihn ein Baseballschläger am linken Ellenbogen. Mit einem Schmerzensschrei schlug er mit der rechten Pfote in die Schnauze des Bocks und dieser taumelte zurück.
 

Wie auf ein geheimes Signal hin traten die Schafe zurück und betrachteten ihre Gegner, die nun verletzt, aber immer noch aufrecht zwischen ihnen und ihren Geiseln standen.
 

„Wir gewinnen die Oberhand. Alle zusammen! LOS!“
 

Sowohl Judy als auch Nick wussten: Nun würden sie nicht mehr lange standhalten können.

Aber sie hatten keine Wahl… Sie oder die Geiseln…
 

Nick konnte sich gut halten, da die Schafe dank ihrer Verletzungen nicht so stark zuschlagen konnten, aber dennoch trafen ihn einige.
 

Dank ihrer geringen Größe war Judy schwieriger zu treffen, aber dafür waren die Treffer umso schmerzvoller, wenn sie sie mit den bloßen Unterarmen ablenken musste.

Jedoch kam ein fataler Schlag durch und schleuderte sie durch den Raum.

Sie fühlte sich, als würde ihr gesamter Körper nur noch aus Schmerz bestehen, als sie auf einen Tisch stürzte, der bei den Kämpfen umgeworfen wurde.

Sie blickte an sich hinab um sah voller Entsetzen auf das Tischbein, welches nun rot gefärbt war von dem Blut, wo es ihren Körper durchstoßen hatte.

Er hatte es nicht gesehen, aber ihm war bewusst, dass er dieses Geräusch niemals im Leben vergessen würde. Er blickte zur Quelle und sein Herz setzte aus, als er sie dort aufgespießt liegen sah.
 

Judy brach eines der anderen Tischbeine ab und schlug damit um sich, aber ein Eisenrohr traf sie am Kopf und dieser wurde nach rechts geschleudert.
 

Nick vermeinte das Knacken der Knochen zu hören und er ließ seinen Instinkten freien Lauf. Niemand vergeht sich ungestraft an seiner Gefährtin…
 

Die Krallen seiner rechten Pfote fuhren durch die Kehle des nächststehenden Schafs und ließen es in einer immer größer werdenden Blutlache in sich zusammensacken.

Das Knacken der Knochen, als er seine Reißzähne im Genick des nächsten Bocks versenkte, hatte etwas Befriedigendes.

Drei weitere Schafe vielen ihm zum Opfer, bevor er spürte wie ein gleißender Schmerz durch seinen Körper fuhr und als er zurückblickte, stand dort der Bock mit Panik in den Augen und dem Messer in seinen Hufen…

Dieses steckte bis zum Heft in seinem Rücken.

Sein Maul schloss sich um seine Kehle und riss sie förmlich heraus.
 

Ihn traf eine Stange von oben auf die Schnauze und in seinen Ohren war das Knacken seiner Knochen unnatürlich laut. Ein weiterer Schlag traf ihn am Kopf und die Welt um ihn herum wurde schwarz.

Scherbenhaufen

Stille legte sich über den gepanzerten Transporter, in dem sie sich mit ihrem Trupp befand. Sie blickte auf die ihr unterstellten Tiere und erkannte in allen dieselben Gedanken, die sie selbst plagten.

Wenn es ihre Aufgabe war Geiseln zu befreien, so war dies immer noch ernster, wenn Kinder diese Geiseln waren.

Wenn Kollegen verletzt wurden war das auch ein schlimmer Anblick, aber sie waren normalerweise da, um ihnen zur Seite zu stehen. Allerdings nicht dieses Mal.
 

Vor weniger als acht Minuten wurde von den Geiselnehmern eine Übertragung in sämtliche Sendestationen eingespeist, in der ein Schaf mit einem Messer einem Kind die Kehle durchtrennen wollte, weil die Bürgermeisterin für die ISE war. Ein über die Stadtgrenzen hinaus bekannter Fuchs in der Uniform des ZPD stellte sich den Geiselnehmern, die ihm zahlenmäßig weit überlegen waren. Und als dann auch seine ebenso bekannte Kollegin und Verlobte in das Geschehen eingriff keimte in ihnen Hoffnung, dass sie mit ihrer Flucht erfolgreich sein würden.

Die Flucht misslang und sie mussten sich einem hoffnungslosen Kampf stellen. Die Reaktion von Officer Wilde, als Officer Hopps wahrscheinlich tödlich verletzt wurde, war verständlich aber dennoch erschreckend.

Aber dann live zu sehen, wie die erste und zugleich letzte Verteidigungslinie der Geiseln regungslos zu Boden ging, ließ selbst die erfahrenen Tiere ihrer Einheit mit einem mulmigen Gefühl im Bauch zurück.
 

Aus dem Lautsprecher in der Ecke erklang die Stimme des Fahrers.

„ETA 60 Sekunden!“
 

„OK, Leute. Ihr habt gesehen, wie es steht. Wie haben keine Zeit für großartige Strategien und Pläne. Sturm und Block. Volle Freigabe für tödliche Gewalt.“

Als Captain der S.W.A.T.-Einheit hatte sie durchaus die Befugnis tödliche Maßnahmen zu autorisieren, wenn die Zeit keine Rücksprache mit der Zentrale erlaubte, dennoch war sie stolz darauf in über 10 Jahren in ihrer Position erst zwei Mal diese Freigabe erteilen zu müssen. Und ihre Leute, sechs Rhinos und sechs Tiger, zeigten eine noch ernstere Mine.

„Zur Einteilung:

Eins und Zwei: Zwei Meter Schutzzone um die Zugänge des Busses.

Drei und Vier: Zwei Meter Schutzzone um Wilde und die Geisel bei ihm.

Fünf und Sechs: Zwei Meter Schutzzone um Hopps.“

„Verstanden!“

„Gut. Bereitmachen zum Abmarsch!“
 

Die Rhinos richteten sich zum Heck aus und gingen auf ein Knie.

Wenn sie zum Einsatz kamen, so mussten sie das Fahrzeug umgehend verlassen müssen, daher ließ sie in ihren Fahrzeugen spezielle Haltegriffe anbringen, welche ihren Männern und Frauen erlaubten selbst in scharfen Kurven an ihrer Stelle bleiben zu können.

Dann sprangen die Tiger auf die Rücken ihrer Partner und hielten sich dort an speziellen Haltegriffen fest, während sie in den anderen Pfoten einen großen Schild hielten.

Huckepack war vielleicht nicht elegant, aber niemand konnte einem Rhino im Sturmlauf standhalten und die Tiger konnten am Ziel umgehend mit den Schilden ihr Ziel schützen.
 

„ETA 25 Sekunden!“
 

Sie war nie religiös, aber dennoch erlaubte sie sich vor jedem Einsatz ein stummes Zwiegespräch mit sich, in welchem sie sich selbst versicherte, dass der strenge Drill und das anspruchsvolle Training nicht nur ihre Tiere, sondern auch die Geiseln diese Situation überstehen lassen würde. Dieses Mal fügte sie jedoch die Bitte hinzu, dass die Verletzungen ihrer beiden Kollegen vor Ort nicht so schlimm seinen, wie es aussah.
 

„ETA 5… 4… 3… 2…1…“

Ein Ruck ging durch das Fahrzeug und zugleich brüllte sie los:

„LOS! LOS! LOS!“
 

Die Eingangstore des Lagerhauses waren machtlos gegen den Ansturm der Rhinos und verlangsamten diese nicht einmal. Dank der Übertragung der Kameras war der genaue Standort ihrer Zielobjekte bekannt und sie mussten keinen Sekundenbruchteil opfern, um sich einen Überblick zu verschaffen.
 

Die Schafe schlugen auf Nick mit ihren Baseballschlägern und Stangen ein und erstarrten geradezu, als sie vom Knall der Tore überrascht wurden und konnten nur ungläubig diese Kolosse anstarren, die auf sie zustürmten.

Einige schafften es nicht sich aus ihrer Starre zu befreien und wurden geradezu niedergetrampelt.
 

„ZPD S.W.A.T.! Ihr seid umstellt! Lasst sofort alle Waffen fallen!“

Jedes Schaf, welches einen Baseballschläger oder eine Eisenstange in den Hufen hielt, ließ es fallen und trat zurück, bis sich die Herde in einer Ecke der Halle gesammelt hatte.
 

„1-1, 3-1 und 5-1, Sichern und Fesseln anlegen.“

„Verstanden!“

Damit löste sich aus jeder Gruppe ein Rhino und kümmerte sich um die Schafe.
 

„SANTIÄTER!“

Der Captain griff nach seinem Funkgerät.

„Hier S.W.A.T. 1: Ziel gesichert. Zentrale, wo bleiben die Notärzte?“
 


 

„S.W.A.T. 1, hier Zentrale: ETA 2 Minuten.“

„Doberman, darf ich Ihnen den Rest überlassen?“

„Klar Chief. Gehen Sie ruhig. Sie müssen sich jetzt um Hopps und Wilde kümmern.“

„Danke.“

Damit verließ Chief Bogo den Raum und holte sich ein Funkgerät und die Schlüssel für einen Wagen.

Nur wenige Minuten Später stand er in der Notaufnahme des Savannah-Central-Krankenhauses.

Nicht ganz unerwartet traf er dort auf Marian Wilde.

Nicht ganz unerwartet zitterte sie am ganzen Leib.

Nicht ganz unerwartet brachte sie kaum ein Wort heraus.
 

Sein Funkgerät blieb nie lange ruhig, aber das meiste davon war im Moment unwichtig. Dann kam eine Meldung, die Mrs. Wilde dazu brachte zum Eingang zu stürmen.

„Ambulanz 1 und 2: Ankunft Savannah-Central.“
 

Chief Bogo brauchte einige Schritte, um sie zu erreichen. Dann bekam er sie zu packen und konnte sie noch zurückziehen, als sich die Türen öffneten und zwei Tragen herein gerollt wurden.

Auf Nicks Trage kniete ein Rettungssanitäter und führte eine Herzdruckmassage durch, während sein Kollege die Vitalwerte an die übernehmenden Ärzte mitteilte. Es klang den Szenen aus diesen schnulzigen Krankenhausserien so schrecklich ähnlich, aber ihre Beine gaben nach, als der Sanitäter von Herzstillstand sprach.
 

Er brachte sie ins Wartezimmer und führte einige Telefonate.

Als er die Nummer von Bonnie Hopps wählte, dauerte es einige Momente, jedoch war nicht Judys Mutter am Telefon.

Offensichtlich reichte die Übertragung bis nach Bunnyburrow, denn es meldete sich eine von Judys Schwestern, die angab ihre Eltern nach Zootopia zu fahren.
 

Aus den Augenwinkeln sah er, wie ein Schaf in einem weißen Kittel den Warteraum betrat und er hoffte, dass dies nicht das Schlimmste bedeuten würde.

Als er die Tür erreichte und das Schaf sprechen hörte, sah er rot.

„Meine Zuhörer wollen wissen, was sie davon halten was Ihr Sohn getan hat.“
 

Weitere Worte bekam er nicht raus, als sich die Hufe Chief Bogos um seinen Hals legten und ihn aus dem Warteraum hinausbeförderten. Im nächsten Moment spürte er den heißen Atem des Büffels auf seiner Schnauze.

„Ich weiß nicht, ob Sie dumm sind, oder dreist, aber Ihr Verhalten ist gelinde gesagt… geschmacklos.“
 

„Die Bewohner wollen wissen, was Officer Wildes Mutter davon hält, dass…“

„Das reicht. Sie sollten sich glücklich schätzen… Ich lasse Ihnen die Wahl: Entweder gehen Sie und warten, bis es eine offizielle Erklärung gibt, oder ich könnte den Verdacht hegen, dass Sie die Mutter von Officer Wilde quälen wollen, weil sie einer dieser PBB-Terroristen sind und sie einsperren. Ich bin sicher, dass selbst dort noch Tiere mit Anstand sind, die sich gerne mit Ihnen zusammensetzen wollen.“

„Aber die Pressefreiheit…“

„… hört bei Terrorismus auf.“

Damit gab er dem Schaf einen Schubs in Richtung des Korridors, aus dem es gekommen war und es verschwand um die Ecke.
 

„Individuen von der Presse können beizeiten recht unliebsame Unannehmlichkeiten darstellen.“

Chief Bogo fuhr herum und stand vor einer Gruppe Eisbären, wovon einer eine nur zu bekannte Persönlichkeit in seinen Pranken trug…
 

„Mr. Big.“

Judy hatte ihm niemals ihre unerwartete Verbindung mit der Familie des Unterweltbosses verschwiegen. So war es nicht sonderlich verwunderlich jemanden hier anzutreffen. Dieses Aufgebot schien ihm jedoch ein wenig übertrieben…
 

„Chief Bogo. Sowohl meine geliebte Tochter als auch meine Wenigkeit waren von den Bildern entsetzt. Mir ist ebenso bewusst, wie es um ihre Männer steht. Daher möchte ich Sie bitten uns zu erlauben Judith und Nickolas derartige Subjekte vom Hals zu halten, bis Ihre Leute die Situation soweit unter Kontrolle haben, dass Sie sich selbst um den Schutz der Beiden und ihrer Familien kümmern können.“
 

Hätte das Chaos der vergangenen Stunden noch länger angehalten, so hätte er selbst in Erwägung gezogen den Unterweltboss um Hilfe zu bitten, jedoch waren Gefallen eine gefährliche Sache, wenn man den falschen Leuten welche schuldete.

„Gehe ich recht in der Annahme, dass ich oder jemand anderes Ihnen im Gegenzug etwas schuldig wäre?“
 

„Ich kann Ihnen mein Wort geben, dass ich diese Situation nicht für gewisse Bereiche meiner Geschäfte auszunutzen gedenke.

Judy würde ohne zu zögern meiner Tochter zur Hilfe eilen, wären die Rollen anders gewesen.
 

Der Anstand gebietet, dass ihre Eltern die Ersten sind, die über ihren Zustand informiert werden. Allerdings würde ich Sie darum bitten uns zu benachrichtigen, wenn sich etwas an ihren Zuständen ändert, egal zu welcher Uhrzeit. Sie gehören praktisch zur Familie.“
 

Mr. Big mochte ein Unterweltboss sein, jedoch war er von der alten Schule: Ehre und Familie durften niemals beschmutzt werden. Daher war sein Wort auf beiden Seiten des Gesetzes mehr Wert, als eine Wagenladung Gold.
 

„… Ich danke Ihnen.“

„So sei es. Das größte Ärgernis dürfte sein, dass ungeduldigen Vertretern der Presse der Anstand fehlt ihren Eltern die Ruhe zu lassen sich mit der Situation auseinanderzusetzen. Sollten solche Individuen auftauchen, so geleitet sie vor die Tür.“

Mit einem Wink verteilten sich die Eisbären und gingen beim Warteraum, beim Zugang zum OP-Bereich und beim Eingang in Stellung und sorgten bereits mit ihrer stattlichen Erscheinung dafür, dass sich einige Reporter überlegten, ob sie versuchen sollten sich an ihnen vorbei zu schleichen.

Nun hieß es warten.
 

Allein in der ersten Stunde haben die Wachen am Eingang unzählige Reporter fort gescheucht, aber das war nicht überraschend. Die einzig größere Störung war, als ein alter Pickup mit drei Hasen vorfuhr, welcher sofort von einer Traube und Tieren umzingelt wurde.

Vier Eisbären waren nötig, um genügend Platz zu schaffen, damit Judys Eltern aussteigen konnten, bevor die Häsin am Steuer davonfuhr und es damit sogar schaffte, dass einige Reporter ihr folgten.

Nicht einmal Stu Hopps war nervös wegen der Krallen und Reißzähne, die die Eisbären gelegentlich zur Schau stellten, um den Weg frei zu bekommen und das war schon ein deutliches Zeichen, dass er mit seinen Gedanken nicht bei sich und den ihn umgebenden Eisbären vor dem Krankenhaus war.
 

Die erste Reaktion zeigten sie, als sie Chief Bogo und Marian trafen, aber nach der verhaltenen Begrüßung und den gegenseitigen Versicherungen, dass ihre Kinder stark seien, legte sich eine angespannte Stille über den Raum und keiner wagte es auch nur einen Ton von sich zu geben.
 

Chief Bogo ließ sich auf einem der Stühle vor dem Wartezimmer nieder und lauschte den Durchsagen über Funk.

Nach etwa einer Stunde war die Ordnung in so gut wie allen Gebieten wieder hergestellt. Und bald darauf trafen auch Fangmeyer und Wolfard im Krankenhaus ein.

„Sir, gibt es schon Näheres?“

„Sie sind immer noch im OP. Und ich bin bereit das als etwas Gutes zu betrachten.“

„Gut… Wie geht es…?“

Damit deutete Wolfard in Richtung des Wartezimmers.

„Sie haben alle die Übertragung gesehen. Dementsprechend tief sitzt der Schock.“
 

Ein Beben ging durch die Tigerin, als sie an das Video dachte, welches sie selbst und ihr Kollege erst wenige Minuten zuvor gesehen hatten.

„Wir haben davon gehört und uns vorhin bei Zootube die Aufnahme angesehen… Es war… schrecklich… Und makaberer Weise hat es bereits jetzt mehr Klicks als das letzte Gazelle-Video.“
 

„Hm. Wir können jetzt nur warten, also rein mit euch und sorgt dafür, dass die drei da drinnen nicht die Hoffnung verlieren.“

„Ähm… Sir?“

„Was ist Wolfard?“

„Draußen stehen Reporter. Vor den Türen und hier drin stehen… Eisbären in Anzügen?“

Die Frage war nicht unbegründet, da diese Kombination ein markantes und bekanntes Markenzeichen ist.

„Unerwartete Hilfe. Vertrauenswürdig. Machen Sie sich keine Gedanken darum.“
 

Eine weitere Stunde später war alles soweit unter Kontrolle, dass er weitere Kräfte ins Krankenhaus beordern konnte und die Männer von Mr. Big zogen ab.

Irgendwann weit nach Mitternacht kam ein Leopard in einem Arztkittel in das Wartezimmer.

„Mr. und Mrs. Hopps?“

Wie auf ein Zeichen hin schien jeder im Raum hellwach zu sein.

„Ja, das sind wir. Wie geht es Judy?“

„Zunächst die gute Nachricht: Sie wird es überleben. Das Tischbein hat kein Organ schwer verletzt und diese Verletzung sollte vollständig verheilen. Auch die meisten übrigen Verletzungen sollten mit angemessener Zeit und Ruhe verheilen.“

„Den Göttern sei Dank!“

„Nun zu den nicht so guten: Während des Kampfes wurde sie am linken Knie getroffen. Dies führte zu einem komplizierten Bruch, welcher überwacht werden muss, wenn sie hoffen will das Knie jemals wieder voll belasten zu können…“

„Judy ist ein starkes Mädchen. Ich bin sicher, dass sie es schaffen wird.“

Bonnie spürte geradezu, wie der Arzt zögerte.

„Was haben Sie uns noch nicht gesagt?“

„Der Schlag gegen ihren Kopf… hatte Folgen.“

„Was für Folgen?“

„Vom Schädelknochen haben sich Splitter gelöst und sich… in ihr… Auge gebohrt.“

Bonnie und Stu starrten ihn an, als verstünden sie seine Worte nicht.

„Ist sie… erblindet?“

„Nicht direkt... Sie hat ihr linkes Auge verloren. Sie wird gerade auf die Station für innere Medizin verlegt. Ich schätze Sie möchten sie sehen?“

„Natürlich.“

„Zimmer 201. Ich führe Sie hin.“
 

Der Arzt hatte das Wartezimmer fast mit Bonnie und Stu verlassen, als Marian sich meldete.

„Doktor… Können Sie mir irgendetwas sagen wegen… meinem Sohn?“

„Leider nicht Mrs. Wilde. Aber ich kann ihnen versichern, dass er in den besten Pfoten ist. Unser Chefarzt ist sehr erfahren und ihm stehen unsere besten Spezialisen zur Seite.“

„… Danke.“
 

„Freddy, ich gebe dem Chief Bescheid. Ich bin gleich wieder da.“

„Ok, Liz.“
 

Der Tag hatte nicht nur an seinen Nerven gezehrt. Fast das gesamte ZPD blieb noch auf den Beinen um mit Hilfe der Verstärkung der umliegenden Regionen sämtliche bekannten Anhänger und Räumlichkeiten der PBB aufzuspüren und für die Ermittlungen aufs Revier zu bringen.

Der einzige Lichtblick war die Tatsache, dass es bisher so aussah, als wenn einzig der harte Kern der Bewegung darin involviert sei und diese befanden sich im Lagerhaus. Aber er wollte auf Nummer sicher gehen.
 

Sein Telefon klingelte und würde er nicht schon ahnen, wer dran war, dann würde jemand für ein Jahr für Parkraumüberwachung zuständig sein.

„Chief Bogo.“

„Fangmeyer hier. Judy ist gerade aus dem OP raus.“

„Wie geht es ihr?“

Mit einem Seufzen gab sie wieder, was der Arzt gesagt hatte und auch seine Versicherung dass Nick in den besten Pfoten war.

„Danke.“

Bogo legte auf und griff nach seiner Kaffeetasse… und verzog das Gesicht als auch dieser Kaffee mittlerweile eiskalt war.
 

Mit zwei Kaffeebechern in den Pfoten ging sie wieder zurück in das Wartezimmer und musste schmunzeln.

Marian hatte den Kampf gegen die Erschöpfung verloren und lag nun auf der Couch. Auf ihr lag Freddys Uniformjackett und er fuhr sich gerade mit den Pfoten durch das Fell.

Sie reichte ihm den Becher und deutete auf die Sitze am anderen Ende des Zimmers.

„Du bist doch mittlerweile auch schon über 24 Stunden auf den Pfoten. Deine Schicht sollte irgendwo kurz nach Beginn des Stromausfalls enden, oder?“

„Jup.“

„Du solltest ihrem Beispiel folgen und dich ein wenig hinlegen. Ich bin da und werde euch beide wecken, wenn ich irgendwas Neues von Nick höre.“

„…“

„Findest du nicht?“

Sie blickte hinüber und konnte gerade noch den Becher auffangen, bevor er völlig durch seine schlaffe Pfote glitt.
 

Die Sonne begann sich zwischen den Häuserschluchten der Stadt hindurch zu schlängeln und einige Sonnenstrahlen schafften es sich durch die Fenster ins Wartezimmer zu stehlen, als ein erschöpft wirkender Jaguar den Raum betrat.

Dieser blickte erst die Tigerin an, dann den schlafenden Wolf, dann die schlafende Füchsin und zurück zur Tigerin.

„Mrs. Wilde?“

Dabei deutete er auf Marian.
 

„Ja. Freddy, aufwachen.“

Liz schüttelte ihn an der Schulter und ging dann zu Marian.
 

„Marian, aufwachen.“

Sie schreckte hoch und wirkte einen Moment verwirrt, als sie sich zunächst umsehen musste. Aber sie erstarrte, als sie den Arzt sah.

Es verging kein ganzer Herzschlag, als sie bereits beim Panther stand.

„Wie geht es ihm?“
 

Sein Blick ging zu den beiden anderen, aber Marian ließ ihn nicht zu Wort kommen.

„Es ist egal, dass sie da sind. Sagen sie schon: Wie geht es ihm?“

Er musste zunächst seufzen und sackte etwas in sich zusammen.

„Die Verletzungen waren massiv. Viele Knochen sind gebrochen und Muskeln gerissen. Das Messer hat sowohl seine Lunge, als auch seine Leber verletzt. Er hat mehrere gebrochene Rippen, die sich teilweise ebenfalls in die Lunge gebohrt haben. Der Schlag auf seine Schnauze hat den Knochen zersplittern lassen und diverse Blutgefäße und Nervenstränge verletzt und teilweise durchtrennt.

Wir haben unser Möglichstes getan um ihn zu stabilisieren, können jetzt jedoch nur abwarten, wie sein Körper die Traumata verarbeitet. Momentan liegt er im Koma…

Die nächsten 24 Stunden werden entscheidend sein. Wenn er die übersteht stehen seine Chancen bei etwa 60%.“
 

Marian sackte in sich zusammen und auch wenn Freddy sich ebenso fühlte, so zwang er sich dazu sich zusammen zu reißen und fing sie auf.

„I… Ich… Ich muss… zu ihm…“

„Selbstverständlich. Beobachtungszimmer 106. Ich führe Sie hin.“

Freddy stützte Marian, jedoch hätte er sie genauso gut tragen können, als ihre Beine keine Kraft mehr hatten.
 

„Freddy, ich gebe den Chief informieren und werde dann Bonnie und Stu Bescheid geben.“

„Danke Liz.“
 

Nach ihrem Anruf fühlte sie sich nicht einfach nur schlecht, sondern ihr Magen revoltierte.

Dies lag zum Teil daran, dass sie sich geradezu den Ausdruck von Chief Bogo vorstellen konnte, als er mit einem leichten Zögern erwiderte, dass er verstanden hatte. Zum anderen Teil lag es allerdings daran, dass sie nun Bonnie und Stu dasselbe mitteilen musste. Bei diesen handelte es sich bei Nick nicht nur um einen Kollegen und guten Freund, nein er war der Verlobte ihrer Tochter! Sie konnte und wollte sich gar nicht vorstellen, wie sie sich fühlen mussten.
 

Zimmer 201.

Sie wusste, was sie dahinter erwarten würde, aber dennoch schien sie eine unsichtbare Kraft von dieser Tür fernhalten zu wollen.

Sie brachte ein verhaltenes Klopfen zustande.

„Herein.“

Als sie ihre Pfote auf die Klinke legte, sah sie, dass sie zitterte.

Sie musste tief durchatmen und hoffen, dass sie sich zumindest einigermaßen wieder unter Kontrolle bekommen konnte.

Die Tür öffnete sich und sie hätte beinahe kehrt gemacht, als Bonnie vor ihr Stand und sie Judy auf dem Bett sehen konnte:

Beide Arme in Gips, fast ein Drittel ihres Kopfes waren dick bandagiert und ihr linkes Bein war auf einer dicken Schiene fixiert, wobei sich über ihr Knie sowas wie eine Kappe zog. Lediglich ihr rechtes Bein war nicht bandagiert.
 

„Elizabeth?“

>Das Vorrecht einer Mutter alle bei ihren vollen Vornamen ansprechen zu dürfen.<

Selbst dieser kleine Scherz schaffte es nicht auch nur den Hauch eines Schmunzelns hervorzurufen.

„Bonnie…“

Ihr Ausdruck wechselte von Besorgnis zu Panik, als ihr in den Sinn kam, warum die Partnerin ihrer Tochter nicht mehr bei Marian im Wartezimmer war.

„Nickolas…?“

„Er… lebt…“

Sie war geradezu stolz darauf, dass sie das ‚noch‘ unterdrücken konnte.

Bonnie packte ihre Pfote und zog sie zum nächsten Stuhl.

„Setzen. Und dann sagst du uns, wie es um ihn steht.“

Wie auf Autopilot folgte sie der Anweisung und setzte sich.

„Sein Zustand ist… kritisch…“

Bonnies Pfoten flogen zu ihrer Schnauze.

„Wenn er die nächsten 24 Stunden übersteht, dann stehen seine Chancen bei… 60%...“
 

Zunächst stand in ihren Augen Unverständnis, dann Erkenntnis und dann immer stärker werdende Panik, als sie realisierte, was Liz ihr da mitgeteilt hatte.

„Oh, Marian…“

Sie blickte sich um und schien zu überlegen, was sie machen sollte. Dabei fiel ihr Blick mehrmals auf Judy und Stu.

„Geh, Liebes. Ich bleibe hier bei Judy.“

Bonnie konnte es nicht ertragen sie so dort liegen zu lassen, aber Nick und Marian hatten es noch um ein vielfaches schlimmer…
 

Beobachtungszimmer 106 war ein offener Glaskasten auf der Intensivstation mit einem fast geschlossenen Vorhang.

Freddy wusste, dass einer von beiden mit Liz erscheinen würde, aber Bonnie brach fast ebenso sehr zusammen wie Marian, als diese ihren Sohn vor sich liegen sah.

Fast sein gesamter Körper lag dick bandagiert oder eingegipst in dem Krankenhausbett und um sein Maul war ein Gestell, von dem mehrere Metallstifte unter den Verband führten und dies war an einer überdimensionierten Halskrause befestigt...

Das einzige, woran man erkennen konnte, wer dort lag, war sein nicht bandagierter Schwanz und die rechte Pfote.

Gleich drei Infusionsbeutel versorgten seinen Körper mit allen wichtigen Stoffen, die er für die Genesung benötigte.

Mehrere Schläuche führten zum Ende des Verbandes um sein Maul und versorgten ihn offenkundig mit Sauerstoff vom Beatmungsgerät und das ständige piepen vom Hetzmonitor hatte eine beruhigende Gleichmäßigkeit.

Und auf einem Stuhl neben dem Bett saß Marian und strich mit ihrer Pfote über seinem Schwanz.
 

Freddy und Liz verließen den Raum um den beiden Müttern etwas Ruhe zu lassen.

„Ich sage es nur ungern, aber vielleicht sollten wir uns zuhause blicken lassen.“

„Aber…“

„Freddy, wir können nur warten und nicht mehr. Deine Familie hat dich jetzt fast zwei Tage nicht gesehen und sie machen sich sicher schreckliche Sorgen um dich…

Ich mache dir folgenden Vorschlag: Ich rufe den Chief an, er schickt Vertretungen, wir fahren nach Hause, essen was Anständiges und schlafen ein paar Stunden in einem richtigen Bett. Nicht auf harten Plastikstühlen. Und dann kommen wir zurück und übernehmen wieder.“

Seine Instinkte sträubten sich ein Mitglied seines Rudels zurück zu lassen. Auch wenn Nick kein Wolf war oder technisch dazugehörte, so gehörte er als sein Partner seit über drei Jahren dennoch dazu.
 

Freddy musste mehrmals tief durchatmen und wollte ihr gerade zustimmen, als er zuerst hörte, wie das Piepen hinter ihm unregelmäßig wurde, die zwei Frauen aufsprangen und nach einem Arzt riefen und eine rote Lampe über ihnen zu blinken begann.

Nach wenigen Sekunden liefen zwei Ärzte und zwei Schwestern an ihnen vorbei und forderten Marian und Bonnie auf den Raum zu verlassen. Dann wurde der Vorhang zugezogen.
 

Jenseits des Vorhanges kamen die Anweisungen schnell hintereinander und sie verstanden nicht mal die Hälfte von dem was gesagt wurde. Marian ging jedoch in die Knie, als sie den markerschütternden, durchgängigen Piepton hörte.

„Nein… Nein… Bitte nicht…“

Zukunft

Nach einer gefühlten Ewigkeit setzte das Piepen wieder ein und Marian warf sich in Freddys Arme um dort ihren Tränen freien Lauf zu lassen.

Es dauerte eine halbe Stunde, dann kamen die Ärzte und Schwestern wieder heraus und einer beugte sich zu Marian, die sich nicht vom Fleck gerührt hatte.

„Mrs. Wilde… Wir konnten Ihren Sohn stabilisieren, allerdings sieht es nicht gut für ihn aus…“

Marian konnte nur mit dem Kopf schütteln, brachte jedoch keinen einzigen Ton raus.
 

„Doktor… Es gibt da etwas… Ich weiß, es funktioniert bei Wölfen, aber ich habe keine Ahnung, ob es auch für Füchse in diesem Maße gilt.“

„Worauf wollen Sie hinaus, Officer?“

„Es gibt Fälle, in denen der Geruch von Rudelmitgliedern, insbesondere der Gefährtin und der Welpen, ausgereicht haben selbst bei schweren Verletzungen noch instinktiv Kraftreserven freizusetzen um zu überleben… Eventuell könnte man das hier versuchen.“

„Sie beziehen sich auf Officer Hopps?“

„Ja.“

„Hm… Ich muss das mit meinem Kollegen absprechen, aber meiner Meinung nach ist es einen Versuch wert.“

„Danke.“
 

Keine 45 Minuten später wurde Judy in dasselbe Zimmer verlegt wie Nick. Da sie nicht an diverse Geräte angeschlossen war konnte sie ohne Probleme hinausgezogen werden, sollte es nötig sein.

Ein Arzt überwachte Nicks Vitalzeichen und als Judy lange genug im Raum war, dass ihr Geruch Nick erreichen konnte, war er freudig überrascht, dass sich Nicks Atmung und sein Herzschlag leicht beschleunigte.

Jede gute Nachricht war mehr als willkommen.
 

Die Stunden vergingen und am späten Nachmittag trafen Freddy und Liz wieder im Krankenhaus ein. Sie nahmen sich noch gegenseitig den Schwur ab Nick niemals zu verraten, dass Chief Bogo sie wortwörtlich ‚ins Bett‘ geschickt hatte… Das würde ihnen bis ans Ende aller Tage nachhängen.

Beide hatten sie Schüsseln dabei, da ihnen klar war, dass Bonnie, Stu und Marian, wenn überhaupt, nur etwas aus der Kantine gegessen hatten. Und Kantinenessen genoss den Ruf eine kulinarische Ausnahmesensation zu sein. Es sorgte dafür, dass niemand länger als absolut nötig im Krankenhaus sein wollte…

Es überraschte sie nicht, dass sie die Drei genauso vorfanden, wie sie sie zurückgelassen hatten:

Angewurzelt auf ihren Stühlen zwischen den Betten von Nick und Judy. Es war ihnen egal, dass sie auf dem Papier nicht verheiratet waren. Sie waren eine Familie und nichts würde das ändern.
 

Freddy kam ein Gedanke und blickte auf seine Uhr.

„Ich glaube wir könnten alle eine kleine Aufmunterung gebrauchen.“

Nachdem sie die Schüsseln mit dem Essen verteilt hatten schaltete er den Fernseher in der Ecke ein und schaltete durch die Kanäle, bis er den Richtigen gefunden hatte.
 

„Willkommen zu einer Sondersendung von ZNN. Ich bin Fabienne Growley und bei mir ist mein geschätzter Kollege Peter Moosebridge. Nach der Sabotage des Stromnetzes und der darauf folgenden Übertragung der PBB mit der sie ihre Botschaft an alle Bürger Zootopias und sogar weit über die Stadtgrenzen hinaus bekanntgeben wollten konnten wir heute feststellen, dass sie Erfolg hatten.“

„Wieso findest du, dass sie Erfolg hatten, Fabienne?“

„Ganz einfach Peter: Die Tiere haben sie vernommen und haben eine deutliche Antwort gegeben… Niemand hat sich mit der PBB identifizieren wollen und dies führte zum historischen Ergebnis von 100% FÜR die ISE!“

„Historisch ist in der Tat ein passender Begriff. Selbst die besten Politiker haben immer Gegner bei ihren besten Projekten und daher war das bisher beste Ergebnis, dass Jemand erreichen konnte 87,3% für die Einführung der S.W.A.T.-Einheiten mit ihrer speziellen Ausbildung für besondere Gefahren wie Geiselnahmen oder Terroranschläge von Bürgermeister Balu vor 20 Jahren.“

„Und auch wenn dies ein Zeichen für alle Interspeziespaare ist sich nicht mehr schämen oder verstecken zu müssen, so war der Preis hoch…

Officer Nickolas Wilde und Officer Judy Hopps haben die Geiseln ohne Rücksicht auf ihr eigenes Leben bis zum letzten Atemzug verteidigt und der S.W.A.T.-Einheit die Zeit verschafft, die sie brauchte um sie zu erreichen.

Laut offiziellen Meldungen ist Officer Hopps stabil, hat jedoch noch nicht das Bewusstsein zurückerlangt. Der Zustand von Officer Wilde gilt immer noch als kritisch, jedoch wollten sich die Ärzte nicht weiter zu seinem Zustand äußern. Wir hoffen auf eine baldige Besserung seines Zustandes und bitten die Bewohner unserer Stadt für das Beste zu beten…

Officer Nickolas Wilde ist die Personifizierung der ISE und verdient es möglicherweise mehr als jeder andere die Früchte seiner Arbeit ernten zu dürfen.“

„Die Zukunft ist unsicher, was jedoch sicher ist, ist die Tatsache, dass diese beiden Tiere führ mehr stehen, als nur die ISE.

Sie stehen für alles, was das ZPD ausmacht: Vertrauen, Integrität und Mut.

Sie stehen für alles, was Zootopia ausmacht: Jeder kann Alles sein.

Ich habe keinen Zweifel, dass ihre Namen auf ewig in die Geschichte dieser Stadt eingehen werden.“

„Daran hege ich auch keinen Zweifel. Sie sind Leuchtfeuer für das Gute in den Tieren!

Unbestätigten Meldungen zufolge hat selbst die Unterwelt den Atem angehalten, als die Übertragung lief und es kam in den vergangenen Stunden zu praktisch keinen Vorfällen, die mit dem organisierten Verbrechen in Verbindung gebracht wurden. Vertreter der größten Familie der Unterwelt sollen sogar in den Nachwehen des Stromausfalls im Savannah-Central-Krankenhaus erschienen sein und sich Chief Bogo dort als Sicherheitskräfte angeboten haben!“

„Wenn wir bedenken, um wen es hier geht, dann bin ich bereit das sogar zu glauben.“
 

Marian hatte Probleme zu verarbeiten, was sie gerade gesehen und gehört hatte.

Tränen liefen über ihre Wangen, als sie daran dachte, wie sehr ihr Sohn von den Tieren der Stadt geschätzt wurde. Und das obwohl er ein Fuchs war, der lange genug mit den Vorurteilen seiner Art gegenüber leben musste.

Sie wusste, dass sie so nicht denken durfte, jedoch brach sie in sich zusammen, als sie daran dachte, dass er sein Ehegelübte bis jetzt nicht ablegen durfte und jetzt, wo er es darf, möglicherweise niemals können wird.
 

Bonnie legte ihren Arm um Marian und zog sie zu sich. Sie verstanden sich ohne Worte, dies lag jedoch daran, dass beide insgeheim dieselben Ängste teilten. Sie öffnete ihre Augen und ihr Herz setzte einen Schlag aus, als sie in ein tränenerfülltes Auge blickte.

„Judy!“

Für einen Moment waren alle Sorgen und Ängste vergessen, als sich alle um Judys Bett versammelten und mit Freude registrierten, wie sie sich umblickte.

Sie versuchte etwas zu sagen, brachte jedoch nur einige Krächzlaute hervor.

Bonnie griff ein Glas mit Wasser und einem Strohhalm und hielt es ihr vor die Lippen.

„Hier. Trink.“

Das kühle Nass war ein Segen für ihren trockenen Hals und ihr nächster Versuch zu sprechen war schwach, aber verständlich.

„… Nick… ?“
 

Zögerlich ging Marian einen Schritt zur Seite und gab damit die Sicht auf Nick frei.

„Es geht ihm… den Umständen entsprechend.“
 

„Nick!“

Eine Pfote an ihrer Schulter verhinderte ihren Versuch aufzuspringen schon im Ansatz und Judy wurde nun erst klar, wie schwach sie wirklich war.
 

„Nicht so schnell junge Dame. Ihre Verletzungen sind zwar nicht mehr lebensbedrohlich, dennoch sollten Sie ruckartige Bewegungen vermeiden. Insbesondere Ihr Knie darf sich nicht zu sehr bewegen, darum wurde es auch mit mehreren Gurten fixiert.“

Neben ihrem Bett stand der Leopard, der sie operiert hatte und hielt in seiner anderen Pfote ein Klemmbrett.

Judy blickte an sich herunter und war entsetzt, als sie die Verbände, Gipsschienen und ihr Bein sah.

Ihr fiel aber noch etwas auf…

„Mein Auge?“

„Wir haben getan, was wir konnten, jedoch konnten wir Ihr Auge nicht retten. Es tut mir leid.“

„Und… mein Bein?“

„Unklar. Ich habe einen Spezialisten für Kniegelenke von Hasen angefordert, der es sich ansehen soll. Er wird besser einschätzen können, wie wir in der Angelegenheit weiter vorgehen sollten.“

„Wie geht es Nick?“

„Officer Wilde wird von unserem Chefarzt persönlich betraut… Er müsste ohnehin gleich zur Visite erscheinen.“

Damit begann der Arzt Judy zu untersuchen und vermerkte die Befunde auf dem Klemmbrett.
 

Als hätte er nur auf sein Stichwort gewartet trat der besagte Jaguar ein.

„Ich freue mich zu sehen, dass sie aufgewacht sind.“

Er packte das Klemmbrett, welches am Fußende von Nicks Bett hing und studierte es.

„Sein Zustand ist immer noch kritisch, aber dank der Eingebung ihres Kollegen Sie hierher zu verlegen, damit Ihr Geruch ihn anspornt, hat sich sein Zustand durchaus verbessert. Diesen Werten zufolge könnte er morgen Früh das Schlimmste überstanden haben.“
 

Judys Erwachen hatte ein großes Gewicht von ihren Schultern genommen, jedoch war Nicks Zustand immer noch genügend Grund zur Sorge. Marian war, wie in der Nacht zuvor schon, mit auf seinem Bett gekreuzten Armen eingenickt.

Sie wurde von einem immer schneller werdenden Piepen aus ihrem unruhigen Schlaf gerissen und sie konnte das rote Blinklicht an der Decke auf dem Gang erkennen.

Noch bevor sie die Situation bewusst verarbeiten konnte stieg in ihr Panik auf, weil sie das bereits erlebt hatte… Sie war der Überzeugung gewesen ihren Sohn verloren zu haben.
 

Marian sprang auf und bemerkte, wie sich sein Körper bewegte, aber was noch wichtiger war: Seine Augen waren geöffnet! Er war wach!

„Nick! Nick! Ich bin es! Beruhige dich!“

Seine Augen fixierten sie und sein Herzschlag beruhigte sich, als ein Arzt und eine Schwester den Raum betraten.

„Er ist wach!“
 

Die Augen des Arztes wurden weit, als er dieselbe Beobachtung machte wie Nicks Mutter. Immerhin war er deutlich vor dem erwarteten Zeitplan.
 

Nicks Augen waren weit aufgerissen und Marian konnte Angst darin sehen.

Sie war verwirrt. Warum sollte er Angst vor ihr haben? Dann flogen seine Augen mehrmals zu seiner nicht bandagierten Pfote und als sie hinsah, machte er damit Bewegungen. Es dauerte einen Moment, bis sie erkannte, dass er so tat, als wenn er eine Nachricht schreiben würde. Sie griff in ihre Tasche und holte ihr Telefon heraus und drückte es ihm in die Pfote.
 

‚Wie geht es Judy?‘

Marian hätte sich fast selbst eine Ohrfeige verpasst. Selbstverständlich wollte er zuerst wissen, wie es Judy ging.

„Ihr geht es gut. Sie ist hier.“

„Hey, Nick...“

Judys Bett wurde ein wenig herum geschoben, damit Nick Judy sehen konnte.

„… ich rate dir schnellstens wieder auf die Beine zu kommen.“

‚Warum?‘

„Warum?! Nach all der Zeit hast du noch die Nerven das zu fragen? Denkst du allen Ernstes, dass ich in einem Krankenhausbett getraut werden will?“

‚Mör…‘

Nick stoppte und sein Blick ging vom Telefon zu Judy und er tippte ohne hinzuschauen ein Wort:

‚ISE?‘

„Erfolgreich.“

Er ließ das Telefon fallen und Tränen sammelten sich in seinen Augen. Auch ohne Worte verstand Judy.

„Ja. Wir haben es geschafft. Sobald wir unsere Betten verlassen dürfen, werde ich deine Frau.“

Allein bei ihrem letzten Wort verdoppelte sich sein Herzschlag.
 

Schussendlich dauerte es doch länger als geplant, da sich die Ärzte entschlossen haben nach diversen Komplikationen seinen oberen Maulknochen durch ein Titangestell zu ersetzen und so war es ihm vorerst nicht möglich vernünftig zu sprechen oder zu essen was seinen Krankenhausaufenthalt leider deutlich verlängerte.

Auch bei Judy lief es nicht so glatt wie gehofft. Als die Knochen in ihrem Knie nicht ordnungsgemäß verheilen wollten, entschied man sich ein künstliches Gelenk einzusetzen, welches nicht nur so effizient war wie ihr natürliches, sondern sogar robuster.

Auch wenn sie eine gewisse Hoffnung hegte, so gab es leider keine neumodische experimentelle Prozedur um ihr Auge wiederherzustellen, so musste sie sich damit abfinden.

Sie hatte es mit einem Glasauge versucht, aber es sah immer verstörend aus, so griff sie auf eine klassische Methode zurück damit umzugehen… Eine Augenklappe.

Nick hatte nahezu körperliche Schmerzen, als er sie das erste Mal damit sah und sich zusammenriss um keinen blöden Scherz mit Piraten von sich zu geben. Das konnte sie sich nicht mit ansehen, so ließ sie das erste vom Stapel, was ihr in den Sinn kam.

„Das heißt bald Captain Judy Wilde!“
 

Nach einem ganzen Monat waren die Verletzungen verheilt, die Verbände entfernt und die Gipsschienen waren nur noch verzierte Trophäen. Sie mussten noch eine Weile vorsichtig sein mit Judys Knie und Nicks Maul, dass es nicht zu unerwarteten Komplikationen kam, aber sie waren frei zu tun und zu lassen, was sie wollten.
 

Jeder ihrer Kollegen vom ZPD war mehrmals in diesem Monat bei ihnen zu Besuch. Auch ihre Familien ließen es sich nicht nehmen sie von vorn bis hinten zu bemuttern, so dass das Ende der Besuchszeit etwas Entspannendes hatte.

Der Tag der Entlassung war herrlich. Und das nicht nur wegen des Wetters. Die Ärzte hatten ihrem Flehen nachgegeben und sie ganze drei Stunden eher entlassen, als die Bürokratie eigentlich vorsah.
 

Sie hatten den Tag sogar bereits verplant:

Zunächst würden sie sich im Revier bei Chief Bogo melden, um zu besprechen wie es weitergehen würde mit ihnen… Immerhin wäre allein ihr fehlendes Auge ein potenzielles Hindernis im Dienst.

Danach würden sie etwas essen gehen und danach würden sie nach Hause gehen und ihren Hormonen freien Lauf lassen, was ihnen den vergangenen Monat verwehrt blieb…
 

Als sie das ZPD betraten, hatte sich eine Traube um Clawhausers Tresen gebildet und sie hörten eine Melodie, die üblicherweise nicht zu seinem Musikgeschmack gehörte. Allein, dass es nicht von Gazelle war, war normalerweise Grund genug etwas nicht zu mögen.
 

„Hey, Spots. Was hast du denn da?“

Alle traten einen Schritt zur Seite und erweckten den Eindruck bei etwas ertappt worden zu sein.

„Judy! Nick! Wir haben euch noch gar nicht erwartet!“

„Ok. Jetzt will ich es erst recht wissen: Was war dermaßen fesselnd, obwohl es nicht von Gazelle stammt?“

„Oh. Nichts.“

Seine Pfoten versuchten verzweifelt sein iPawd zu verdecken, jedoch war Judy mit einem Sprung auf dem Tisch und als Clawhauser zurückzuckte, sahen sie die Zootube-Seite und das aktuelle Video trug den Namen ‚Officer Nickolas Wilde – Last animal standing – HQ – 18+‘.
 

Nick konnte an einer Pfote abzählen, worauf sich dieses Video beziehen konnte, aber eine morbide Neugier ließ ihn auf ‚Play‘ drücken.

Der Song startete und Szenen aus der Lagerhalle begannen. Teilweise waren diese vergrößert, verlangsamt oder beschleunigt, damit es zum Song passte, aber an einer Stelle war Judy zu sehen, wie sie aufgespießt wurde und das Bild wurde rot eingefärbt. Das Bild, wie er Judy den Antrag machte, erschien und dann kam der Teil, in welchem er dachte sie für immer verloren zu haben und die Bilder aus dem Lagerhaus liefen weiterhin rot eingefärbt weiter, als er die Schafe in einem wahren Blutrausch abschlachtete. Aber es passte makaberer Weise perfekt zum Song.

Dann waren dort Szenen, in welchen er gewöhnlichen Streifendienst verrichtete. Dass er dabei mit Judy unterwegs war musste heißen, dass diese Aufnahmen über drei Jahre alt sein mussten.

Sogar einige Bilder von einem jungen Fuchs waren drin, aber es war so dunkel und unscharf, dass es durchaus gestellte Szenen sein konnten.

Selbst als sie ihn überwältigt hatten und auf ihn einschlugen bis sie von der S.W.A.T.-Einheit gestoppt wurden passte das Video zum Song.

Wirklich geschockt war er allerdings, als er sah, wie oft das Video bereits angeklickt wurde.

„Das muss jeder Bewohner von Zootopia mehrmals angeklickt haben…“

„Oh man… Das kann ja noch heiter werden.“
 

Als sie eintraten hatte Chief Bogo noch den Hörer am Ohr.

„Ok. Szenario 3, Phase 1 und 4 werden etwas in die Länge gezogen, dann sollte die Zeit für Phase 5 passen.... Gut so. Hopps und Wilde sind gerade eingetroffen. Bis später.“

Er deutete mit einem Huf auf den Stuhl vor sich.

„Wie ich sehe haben die Ärzte Sie früher raus gelassen.“

„Ja. Wir haben es keine Minute länger da drin ausgehalten. Und sie hatten zum Glück Mitleid mit uns.“

„Ich kann es mir zwar schon denken, aber bitte teilen Sie mir mit Ihren eigenen Worten mit, warum sie jetzt hier sind.“

Diese Aufforderung kam überraschend, aber trotzdem folgte Judy.

„Es geht um unsere Zukunft beim ZPD, da zumindest ich durch den Verlust meines Auges bis zu einem gewissen Grad eingeschränkt bin…“
 

Nick und Judy wussten nach wenigen Minuten bereits, dass etwas im Busch ist. Chief Bogo stellte Fragen zu offensichtlichen Sachverhalten und ließ sich jeden Kommentar aus der Nase ziehen.

So dauerte dieses Gespräch bereits weit über eine Stunde, als es erneut an der Tür klopfte.
 

„Herein.“

Judy und Nick waren überrascht, als dort ihre Mütter in eleganten, langen Kleidern standen.

Marian in rot und Bonnie in grau.

„Ah. Da sind Sie ja. Die Beiden gehören ganz Ihnen.“

„Äh…?“

„Los. Oder wollen Sie es schriftlich?!“
 

Beide sprangen vom Stuhl und gingen zur Tür. Immer noch völlig perplex, was los ist, wurden sie in die benachbarten Büros geführt.
 

Nick erstarrte in der Tür, als dort Freddy in Galauniform stand und neben ihm stand Finnick in einem roten Anzug.

Auf einem Ständer in der Mitte des Raumes hing ein roter Anzug, den er sich selbst ausgewählt hatte…
 

Judy hatte ein nahezu identisches Erlebnis, nur dass bei ihr Liz in Galauniform und FruFru in einem grauen Kleid stand. Das Kleid auf dem Ständer war eher weiß, wie ihr Bauchfell, aber sie kannte dieses Kleid. Sie hatte es mit ihrer Mutter und FruFru gekauft.

Sie blickte ihre Mutter an und stellte die gleiche Frage, die auch Nick in diesem Moment seiner Mutter stellte:

„Jetzt?!“

„Selbstverständlich! Wann denn sonst?“
 

Judy war gerade dabei ihre Schuhe anzuziehen, als ein Funkgerät ertönte.

„Einheit 1 - abmarschbereit.“

„Verstanden. Einheit 1: Ausrücken. Einheit 2: Stand by.“

Liz reagierte darauf und griff an das Mikrofon.

„Einheit 2 - Stand by. Abmarschbereit in ca. 30 Sekunden.“

„Verstanden Einheit 2.“

Judy erhielt noch eine Halskette und bekam einen Tulpenstrauß in die Pfoten.

„Einheit 2 - abmarschbereit.“

„Einheit 2: Ausrücken.“

Damit nahmen die Frauen Judy in die Mitte und führten sie die Treppe hinunter zur Lobby und dort aus dem Revier hinaus.

Dort stand ein gepanzerter S.W.A.T.-Transporter.

„Ihr seid irre. Wisst ihr das?!“

„Jup.“
 

Die Fahrt dauerte nur wenige Minuten und endete vor einer Kapelle neben dem Rathaus.

Als sich die Tür öffnete standen dort die Tiere der S.W.A.T. in Reih und Glied und säumten einen schmalen Korridor vom Transporter zum Eingang. Die Schilde zeigten in Richtung Korridor, also war es eine Ehrenwache und nicht als Schutz gegen Fanatiker wie die PBB.

„Ihr seid nicht nur irre… Ihr seid total irre.“
 

Trotzdem konnte sie nicht anders als mit hoch erhobenem Haupt und einem Lächeln dem Pfad zu folgen. FruFru auf der Pfote von Liz und Bonnie folgten ihr.
 

In der Kapelle warteten bereits alle Geschwister und sonstige Verwandte. Eine Kunst, wenn man bedenkt wie viele das sind…

Stu stand vorne am Altar vor Nick und sie drehten sich zu ihr um, als sie den Raum betrat. Das Orchester begann einen flotten Marsch und Judy war binnen Sekunden neben Nick.

Stu schien das offensichtlich nicht zu wundern, da er nicht einmal eine Augenbraue hob.

Dafür richtete er sich an Bonnie.

„Bonnie Hopps. Hast du etwas gegen diese zwei einzuwenden?“

„Nein.“

„Marian Wilde. Hast du etwas gegen diese zwei einzuwenden?“

„Nein.“

„Wunderbar. Ihr habt den Segen beider Familien. Ihr dürft euch nun Küssen.“
 

Nick blickte zu Judy und diese packte ihn und zog ihn zu sich um ihn zu küssen.

Über den aufkommenden Jubel wagte er Judy zu fragen.

„War das alles? Keine Reden? Kein großes Tamtam?“

Judy kicherte, als sie ihm antwortete.

„Wenn teilweise ein Dutzend Hochzeiten auf einmal gefeiert werden, dann muss man sich auf das Wesentliche beschränken.“

Nick musste schmunzeln. Das war etwas, das ihm sehr gelegen kam.
 

„So. Husch husch ihr zwei. Umziehen für euren zweiten Auftritt.“

„Zweiten Auftritt?!“

Offensichtlich war das etwas, das nicht zur Hochzeit gehörte, da selbst Judy überrascht war.
 

Wieder waren es ihre Mütter, die sie in einen Seitenraum führten, wo ihre Gala-Uniformen hingen. Judys Augen strahlten, als sie das Namensschild an ihrer Uniform sah: Wilde.
 

Nach wenigen Minuten verließen sie den Raum in ihren Uniformen und wurden umgehend zum Ausgang geführt.

Dort trafen sie auf Mr. Shepherd, den Assistenten der Bürgermeisterin.

„Mr. und Mrs. Wilde. Herzlichsten Glückwunsch zu Ihrer Vermählung... Wenn Sie mir bitte folgen würden.“

Er führte sie das kurze Stück hinüber zum Rathaus und an der Bühne vorbei, vor dem sich eine große Menge an Vertretern der Presse, Persönlichkeiten der Öffentlichkeit und hochrangigen Amtsinhabern versammelt hatte.

Judy blickte zu Nick und dieser antwortete ohne den Blick zu erwidern.

„Diesmal hab ich Nichts damit zu tun. Das schwöre ich.“
 

Kaum hatten sie den Haupteingang passiert, stürmte schon eine Horde Kinder auf sie zu und umzingelten sie.

Sie wussten zunächst nicht, was los war, aber dann fiel Nick ein kleines schwarzes Panthermädchen auf, welches neben der Bürgermeisterin stand.

„Ihr… seid die Klasse aus dem Bus?“

„Oh ja, das sind sie. Hier möchte Ihnen jemand ganz besonders danken.“

Das Mädchen kam zu ihnen und die anderen Kinder machten sofort Platz.

Sie hielt einen Briefumschlag hoch zu Nick und dieser nahm ihn mit einem breiten Lächeln an.

„Vielen Dank, Kleines. Darf ich ihn jetzt schon öffnen?“

„Natürlich Officer Wilde.“

Nick fuhr ihr durch das Fell auf ihrem Kopf und brachte es ein wenig durcheinander.

„Du darfst mich ruhig Nick nennen. Alle meine Freunde nennen mich so.“

Sie klatschte in die Pfoten und hüpfte dabei ein wenig.

„Darf Officer Hopps dich auch so nennen?“

„Ihr Name ist jetzt Judy Wilde. Aber ja, sie darf mich auch so nennen. Und als meine Frau noch einiges mehr.“

Ein heller Freudenschrei erklang in erster Linie aus den Kehlen der Mädchen.

Nick öffnete den Umschlag und darin war ein Klassenfoto mit einem Banner. Und auf dem stand:

Vielen Dank für die Rettung und alles Gute für die Zukunft Officer Wilde und Officer Hopps!

„Das wäre doch nicht nötig gewesen. Wir haben nur getan, was jedes anständige Tier gemacht hätte.“

Judy hätte kaum stolzer auf Nick sein können. Und unweigerlich formte sich in ihrem Kopf ein Gedanke…

>Er wird ein wundervoller Vater…<
 

„Ein paar Minuten haben wir noch. Wer möchte den Wildes ein paar Fragen stellen?“

Damit begann das Bombardement der Fragen, wie sie nur aus Kindermäulern stammen konnten.

„Wie habt ihr euch kennen gelernt?“

„Was ist das größte Tier, das ihr festgenommen habt?“

„Wann habt ihr euch das erste Mal geküsst?“

„Begebt ihr euch oft in Lebensgefahr?“

Die Fragen kamen schneller, als sie sie beantworten konnten, aber beide versuchten so kinderfreundlich und zugleich ehrlich zu antworten, wie es ihnen möglich war.
 

Nach einer Weile kam Mr. Shepherd zur Bürgermeisterin und flüsterte ihr etwas zu.

„So dann, Kinder. Es ist soweit. Wie besprochen geht ihr jetzt auf die Bühne.“
 

Damit verließ die Bürgermeisterin mit den Kindern das Gebäude und ließ Judy und Nick in den kompetenten Pfoten ihres Assistenten.
 

„Werte Damen und Herren. Vor einem Monat hat die PBB einen Bus voller Kinder entführt und wollte ein Exempel an ihnen statuieren. Aber dank zweier Tiere, die mehr als nur ihre Pflicht erfüllt haben, konnten alle Geiseln gerettet werden, ohne dass ihnen auch nur ein Haar gekrümmt werden konnte. Sie haben nicht nur ihr Leben, sondern auch ihre gemeinsame Zukunft riskiert und beinahe den höchsten Preis gezahlt…

Sie sind heute entlassen worden und auch wenn ich mich entschuldigen muss ihre Pläne für diesen Tag ein wenig aus dem Konzept gebracht zu haben. So bereue ich es nicht. Hiermit präsentiere ich das erste Paar der ISE: Mr. und Mrs. Wilde!“

Ein tosender Applaus ertönte aus der Menge und Judy wäre am liebsten von der Bühne geflohen, wurde jedoch effektiv durch die Kinder, die plötzlich um sie herumstanden, daran gehindert.

„Und auch wenn das allein in meinen Augen Grund genug wäre diese Beiden zu feiern, so habe ich noch etwas, das ich verkünden darf:

Jedes der hier anwesenden Kinder war eine Geisel und kein einziges kam zu Schaden. Somit war es nicht schwer die entsprechenden Leute zu überzeugen, dass ihnen nicht nur unser Dank gebührt, sondern auch etwas offizielles.

Beide wussten, dass sie die Terroristen nicht allein überwinden konnten, haben sich ihnen aber dennoch gestellt um der Verstärkung die nötige Zeit zu verschaffen. Es wäre ihnen rechtlich tatsächlich gestattet gewesen nicht ohne ihre Verstärkung zu agieren und auf diese Weise wären ihre Pläne nicht in Gefahr geraten. Dennoch haben sie das Wohl Anderer weit über ihr Eigenes gestellt und dies ist nicht selbstverständlich.

Sie haben sämtliche Vorurteile, die ihnen aufgrund ihrer Spezies nachgesagt wurden widerlegt und sind zu einem Symbol für die Ideale dieser Stadt aufgestiegen.

Officer Wilde hat mit seinem Engagement für die ISE einen Makel dieser Stadt bekämpft, der uns nicht einmal wirklich bewusst gewesen ist.

Mit dem heutigen Tag sind sowohl Officer Nickolas Piberius Wilde und Officer Judith Laverne Wilde Träger der Ehrenmedaille Zootopias!“

Judy lief roter an als Nick und selbst dieser verlor die Kontrolle über seine Mimik. Immerhin war dies die höchste zivile Auszeichnung, welche jemand erhalten konnte.
 

„Jeder konnte ihre Angst sehen, als sie ihr den Sack vom Kopf zogen. Und jeder hat gesehen, wie Officer Wilde nicht von ihrer Seite wich, selbst als die Frau die er liebt verletzt wurde. Und ich kann ihnen garantieren, dass es niemanden auf der Welt gibt, der dafür dankbarer ist als ich. Darum ist es auch nicht verwunderlich, dass die Medaillen von niemand geringerem als meiner Tochter Felicitas überreicht werden!“
 

Das kleine Panthermädchen ging hoch erhobenen Hauptes zu Judy und Nick, während Mr. Shepherd zwei schmale Schachteln in seinen Pfoten hielt.

Judy ging auf ein Knie und beugte ihren Kopf, damit das Mädchen ihr die Medaille umhängen konnte.

Danach ging Nick auf ein Knie und nachdem Felicitas ihm seine Medaille umgehängt hatte schlang sie ihre Arme um seinen Hals und flüsterte ihm ins Ohr.

„Danke.“

Judy wurde warm ums Herz, als sie sah, mit welcher natürlichen Leichtigkeit er mit ihr umging.
 

„Werte Damen und Herren. Wie ich bereits erwähnt hatte habe ich ihre Pläne für den heutigen Tag bereits durcheinander gebracht. Sie wurden ohne Vorwarnung hergebracht, nachdem die Trauung in der Kapelle dort vollzogen wurde. Nun jedoch möchte ich sie nicht mehr von ihren wohlverdienten Flitterwochen fernhalten.“
 

Wie aus dem Nichts erschienen wieder ihre Mütter und führten sie hinter das Gebäude, wo bereits ihre Kollegen auf sie warteten.
 

„Göttlich! Einfach nur göttlich!“

„Ihr wollt uns wohl verarschen! Ihr seid nicht nur total irre, ihr seid absolut irre!“
 

Hinter ihren Kollegen stand ein Streifenwagen. Dieser jedoch war modifiziert… Er wurde um mehrere Meter verlängert und war nun eine Stretch-Limosine mit drei Reihen Blaulicht und Sirenen auf dem Dach. Statt klassischer Dosen hingen mehrere ineinander verschränkte Handschellen am Heck und statt ‚Just married‘ stand auf der Heckscheibe ‚Just cuffed‘.
 

„Ihr seid die kranksten Tiere, die diese Stadt zu bieten hat… Wir lieben es!“

„Wissen wir. Nun rein mit euch. Eure Sachen sind bereits gepackt, Flugtickets und alles was ihr brauchen werdet, ist bereits im Wagen. Genießt eure Flitterwochen.“
 

Die beiden wurden in den Wagen verfrachtet und es ging los.

Nachdem der Wagen um die nächste Häuserecke herum und außer Sicht war beugte sich Marian zu Bonnie runter.

„Was meinst du, wie sie reagieren werden, wenn sie sehen, was wir ihnen eingepackt haben?“

„Hm.“

Bonnies lächeln wurde zu einem angsteinflößenden Grinsen.

„Nun. Wenn sie sich verhält wie jede anständige Häsin in ihren Flitterwochen, dann werden sie das Zimmer nicht oft verlassen…“



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Kommentare zu dieser Fanfic (1)

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Von:  Blue_StormShad0w
2017-06-11T19:03:11+00:00 11.06.2017 21:03
Guten Abend.
Ein wirklich sehr toller Anfang!
Hat mich sofort interressant. Zum anderen, da es nicht sehr viele Zoomania-FFs gibt. (^-^)
Die Handlung war gut beschrieben. Hat mir viel Spaß bereitet es zu lesen.
Schneller Laufvögel? Carl Coyote? Speedy? Beep, Beep!? Hm, woher kenne das bloß? (^-^)
Besonders gut fande ich folgende Stellen:
Wo sie das Essen auch kalt genießen konnte.
Die Stelle mit den metaphorischen Knochen - armer Wolfard. (^^)°
Und wo Judy Nicks Antrag annahm - ihre Anwort war super! (^v^)b
Also, schönen Abend wünsche ich noch, ciao!
Antwort von:  Shevron
12.06.2017 09:01
Vielen Dank für das Lob.^^
Es gibt durchaus viele Zootopia-FF´s, aber es liegt in der Natur der Sache, dass die meisten in englisch verfasst sind.
(Einfaches Alltagsenglisch, also keine scheu ;)


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