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Schlaflos

von

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Killerinstinkt

Als Stiles Retter sein Telefonat beendet hatte, wollte er von diesem wissen:

„Wer zum Teufel bist du denn, Mann? Und woher kennst du Derek!“
 

„Wir sollten auf Mr. Hale warten, Sir!“ erwiderte der Fremde knapp und förmlich und schaute dabei konsequent an Stiles vorbei; den wachsamen Blick auf die Umgebung gerichtet, um diese auf weitere mögliche Gefahren hin zu scannen. Er stand da wie ein Elitesoldat, der sich zum Kampf bereit machte.
 

Stiles nahm wieder die kleine Loba bei der Hand, welcher der Schrecken immer noch ins Gesicht geschrieben stand und streichelte ihr beruhigend das Köpfchen:

„Ich muss auf gar nichts warten. Ich verschwinde jetzt einfach!“ knurrte Stiles den Fremden an und schickte sich an zu gehen, doch der Kerl verstellte ihm dreist den Weg und erwiderte:
 

„Tut mir leid Mr. Stilinski, doch da es ist mein Auftrag ist, sie zu beschützen und sie soeben tätlich angegriffen wurden, kann ich sie nicht einfach so allein gehen lassen. Ich muss schließlich ihre Sicherheit gewährleisten können!“
 

Stiles wollte gerade zu einer wütenden Erwiderung ansetzen, als eine junge Frau mit langen schwarzen Haaren und dunklem Teint zu ihnen stieß und berichtete:

„Ich habe den Angreifer verloren. Hier sind einfach zu viele Leute unterwegs. Sorry!“
 

„Verdammt Vi!“ knurrte der blonde Fremde: „Das war wirklich nachlässig von dir!“
 

„Ach hör´ schon auf! Das hätte dir genau so passieren können!“ erwiderte die junge Frau verstimmt: „Wir werden später die Bänder der Kameraüberwachung checken und dann kriegen wir unseren Täter schon noch.“
 

Stiles Blick ging zwischen den beiden Fremden hin und her und er wollte wissen:

„Und wer zum Donner bist du nun schon wieder? Und wie lange seid ihr zwei Pfeifen mir bereits auf den Fersen? Ich bin ja wohl im falschen Film, oder was?“
 

Der blonde Kerl forderte beschwichtigend:

„Bitte beruhigen sie sich, Mr. Stilinski. Mr. Hale ist ja bereits auf dem Weg und er wird ihnen alles erklären!“
 

„Ich will meine Antworten aber JETZT!“ bellte Stiles und schnappte sich sein Telefon. Er wählte Dereks Nummer und ohne ein `Hallo´ vorweg knurrte er in den Hörer: „Du bist ein toter Mann, Hale! Du weißt es noch nicht, aber du bist ein TOTER MANN? Was in Dreiteufelsnamen hast du dir denn bloß dabei gedacht, mir diese zwei Clowns als Bodyguards auf den Hals zu hetzen, hm?“
 

„Ich bin gleich da und du kannst mir das Fell über die Ohren ziehen, Liebling.“ erwiderte Derek demütig: „Aber jetzt bin ich erst einmal froh, dass dir nichts passiert ist. Ich... ich liebe dich?“
 

„Ja, du mich auch, du Blödmann! Beeil´ dich und schwing´ deinen süßen Hintern hierher, damit ich ihn dir aufreißen kann!“ schnappte Stiles, doch klang er da nicht bereits ein klein wenig sanfter, fragte sich Derek hoffnungsvoll?

Da setzte sein Freund nach:

„Und fahr´ gefälligst vorsichtig, denn wenn du einen Unfall hast, komme ich um das Vergnügen, dich fertig zu machen, Alter!“

Dann legte er auf.
 

Stiles setzte sich mit Loba auf eben jene Treppe, welche ihm gerade eben beinahe noch zum Verhängnis geworden wäre, legte einen Arm um das Mädchen und sie warteten.
 

Es dauerte keine zehn Minuten, da war Derek bereits bei ihnen. Scheinbar hatte er dem ausdrückliche Befehl, gefälligst vorsichtig zu fahren nicht viel Beachtung geschenkt, sondern war anstatt dessen hierher geflogen?

Und er hatte eigenartigerweise Deucalion im Schlepptau.
 

Stiles wollte sogleich auf seine Liebhaber losgehen, doch seine Personenschützer kamen ihm zuvor:

„Guten Tag, Mr. Hale! Ich bin erleichtert, ihnen mitteilen zu können, dass wir einen Angriff auf Mr. Stilinski vereiteln konnten.“ teilte der Blonde mit und mit einem strafenden Blick auf seine Kollegin fügte er hinzu: „Leider ist der Täter uns entkommen, aber wir werden unser möglichstes tun, um ihn doch noch zu erwischen.“
 

Stiles schob den Fremden energisch beiseite und zischte ihm dann über seine Schulter hinweg zu:

„Du hast jetzt mal kurz Sendepause, Kumpel, denn jetzt rede ICH!“ An Derek gewandt fragte er:

„Du hast also tatsächlich Bodyguards für mich engagiert? Bist du eigentlich bescheuert? Was soll das Ganze? Bloß weil ich EINMAL einen Autounfall hatte, oder wie? Und wieso besprichst du so etwas nicht vorher mit mir und fragst mich, ob ich so etwas überhaupt will, hm?“
 

Derek senkte den Kopf und gestand:

„Die beiden habe ich nicht wegen des Unfalls engagiert, Stiles. Sie passen bereits auf dich auf, seitdem sich der Überfall auf dich am Abend nach meinem Geburtstag ereignet hat. Ich wollte einfach verhindern, dass sich so eine schreckliche Begegnung mit deiner Vergangenheit jemals wiederholt. Ich habe nichts gesagt, weil ich nicht wollte, dass du dich irgendwie eingeschränkt fühlst. Ich habe den beiden klar gemacht, dass sie sich unauffällig verhalten sollen, denn ich dachte mir, wenn du gar nichts davon bemerkst, dann kann es dich ja auch nicht stören.“
 

„DAS GEHT SCHON SEIT DEINEM GEBURTSTAG SO?“ schrie Stiles aufgebracht und boxte Derek gegen den Oberarm: „Der war doch schon vor Monaten! Das ist doch nicht zu fassen! Damals waren wir ja noch nicht einmal ein Paar. Was denkst du dir denn nur dabei, so etwas zu tun?“
 

Derek stand mit Büßermiene vor ihm und murmelte:

„Du warst verletzt, Liebling. Es war grauenhaft, dich so zu sehen. Ich wollte sichergehen, dass so etwas nie wieder passieren kann.“
 

Nun kam ihm überraschend Deucalion zu Hilfe, indem er sagte:

„Jetzt nimm´ den armen Kerl doch nicht so in die Mangel, Stiles. Er hat sich Sorgen um dich gemacht, weil du ihm viel bedeutest. Außerdem hat er eben wahnsinnige Verlustängste. Kannst du es ihm verdenken? Immerhin hat man seine gesamte Familie ermordet.“
 

Stiles merkte, wie etwas in ihm schmolz. Er seufzte geschlagen, zog Derek in seine Arme und fragte sanft:

„Was mache ich denn nur mit dir, du alter Esel?“
 

Derek zuckte mit den Achseln und gab ihm einen Kuss. Dann löste er sich wieder von Stiles, blickte ihn ernst an und erklärte:

„Ich muss dir etwas sagen, Stiles. Als ich eben den Anruf bekommen habe, war ich ohnehin schon auf dem Weg zu dir. Ich weiß, dass dir das mit den Bodyguards nicht passt, aber ich bin dennoch heilfroh, dass ich sie engagiert habe, denn irgendwas Merkwürdiges geht hier vor. Vor einer halben Stunde habe ich einen Anruf von der Polizei bekommen.“

Der Jüngere blickte ihn fragend an und Derek fuhr fort:

„Sie haben deinen Jeep noch einmal untersucht. Das ist kein Unfall gewesen! Jemand hat deine Bremsleitung durchgeschnitten, Baby!“
 

Stiles blickte ihn entsetzt an:

„Das ist doch Blödsinn!“ rief er aus: „Wer sollte mir denn so etwas antun wollen? Ich bin doch bloß eine unbedeutende Null. Und außerdem habe ich doch niemandem etwas getan. Das war bestimmt bestimmt bloß irgendein Nagetier, das die Leitung durchgebissen hat und weiter nichts!“
 

Derek schüttelte bedauernd den Kopf:

„Der Beamte am Telefon hat gesagt, die Sache sei ganz eindeutig: Es sei ein starkes militärisches Sägemesser verwendet worden.“
 

„Aber wer? Und... wieso?“ stammelte Stiles nervös, weil ihm diese Neuigkeit komplett den Wind aus den Segeln nahmen.
 

Deucalion antwortete an Dereks Stelle:

„Das wüssten wir auch gern. Vielleicht können Garret und Violet jetzt erst einmal berichten, was hier heute Vormittag genau vorgefallen ist, denn ich glaube einfach nicht an Zufälle.“ Er deutete auf die beiden Personenschützer: „Ich bin fast sicher, dass es zwischen der Sache mit dem Auto und dem was heute geschehen ist, eine Verbindung geben muss. Irgendwas ist hier oberfaul!
 

Und so begann der blonde Garret Bericht zu erstatten:

„Ehrlicherweise muss ich zugeben, es ist beinahe so etwas wie Zufall gewesen, dass es mir gelungen ist, Mr. Stilinski aufzufangen, so dass es nicht zu einem Sturz gekommen ist. Das Ganze geschah volkommen unerwartet. Ich habe nur aus dem Augenwinkel eine dunkle Gestalt gesehen, die sich dem Objekt von hinten genähert und ihm dann einen heftigen Tritt versetzt hat.“
 

„Ich hoffe sehr, mit `Objekt´ bin nicht ICH gemeint!“ krähte Stiles empört dazwischen, doch Garret beachtete ihn kaum, sondern beendete anstatt dessen ungerührt seinen Rapport:
 

„Da waren sehr viele andere Personen auf der Treppe, so dass es mir nicht gelungen ist, einen genauen visuellen Eindruck zu gewinnen. Dann ist die Person davongelaufen und meine Schwester hat die Verfolgung aufgenommen.“
 

`Schwester?´ dachte Stiles verwundert, denn diese Zwei sahen nun wirklich nicht so aus, als hätten sie einen gemeinsamen Genpool.
 

„Ich konnte das Gesicht der Person leider auch zu keinem Zeitpunkt sehen.“ bekannte Violet: „Sie trug eine schwarze Jeans und einen gleichfarbigen Kapuzenpullover und die Kapuze hatte sie die ganze Zeit tief ins Gesicht gezogen. Wer immer es war, war gut in Form und schnell. Es waren zu viele Menschen auf dem Campus unterwegs und so konnte er irgendwann in der Menge untertauchen und war verschwunden. Es tut mir leid!“
 

Deucalion nickte:

„Es ist nun nicht mehr zu ändern, Violet, aber können sie mir vielleicht trotzdem etwas mehr über diese Person sagen? Welchen Eindruck hat sie vermittelt? War sie alt, oder jung, männlich oder weiblich, groß oder klein, dick oder dünn?“
 

Violet dachte einen Augenblick nach und erwiderte dann:

„Die Person war schlank und relativ groß, auf jeden Fall über einen Meter siebzig. Es könnte sich sowohl um einen Mann, als auch um eine Frau gehandelt haben. Und wie gesagt war sie schnell und in körperlich guter Verfassung, so dass ich behaupten würde, dass sie wohl noch recht jung war. Wir werden die Aufnahmen der Sicherheitskameras der Universität auswerten und dann können wir vielleicht schon Genaueres sagen?“
 

„Ausgezeichnet!“ gab Deucalion zurück und fuhr sachlich fort: „Wir haben also zwei Anschläge auf Stiles Leben in kurzer zeitlicher Abfolge. Und seit heute Morgen dieser Anruf der Polizei gekommen ist, gibt es eine Sache, die mir einfach nicht aus dem Kopf gehen will. Es ist etwas, dass Dr. Geyer damals gesagt hat, an jenem Tag, nachdem Stiles aus dem Krankenhaus entlassen worden ist. Er erwähnte beiläufig, dass im selben Bett, in dem zuvor Stiles gelegen hatte, völlig unerwartet ein junger Mann verstorben sei. Was, wenn auch das kein Zufall gewesen wäre, sondern ein dritter, fehlgeschlagener Anschlag, dem jedoch ein Anderer, nämlich ein Zufallsopfer erlegen ist. Ich werde jedenfalls meine guten Verbindungen zur Polizei von L.A. nutzen und werde die Exhumierung des Verstorbenen und eine genaue Untersuchung der Todesumstände anregen, um zu sehen, ob da vielleicht jemand nachgeholfen hat. Und ihr solltet wegen dieser Sache heute auf jeden Fall auch die Polizei hinzuziehen!“
 

Stiles war mittlerweile ziemlich blass geworden und flehte gequält:

„Aber ich will jetzt nicht mit den Cops reden! Bitte bring´ mich jetzt einfach nachhause, Derek! Das ist mir alles zu viel.“
 

„Aber Deuc hat Recht. Die Polizei sollte davon erfahren. Wir machen es so: Ich bringe dich nachhause, und Garret und Violet werden sich darum kümmern. Du machst deine Aussage dann einfach später bei mir zuhause, einverstanden?“
 

Stiles nickte matt und sie machten es so.
 

Kate lag in ihrem Schlupfwinkel auf der Lauer, welchen sie sich vorhin rasch hatte suchen müssen, um ihrer Verfolgerin zu entkommen. Nun beobachtete sie durch ihr kleines Fernglas, was gerade vor sich ging. Das hässliche, leberfleckige, kleine Frettchen hatte nun also auch noch Bodyguards, wie es aussah. Da steckte doch mit Sicherheit Derek dahinter!

Bedeutete das etwa, dass sie ihr bereits auf der Spur waren? Das war auf jeden Falll ein weiterer Grund sicherzugehen, dass man ihr nichts beweisen konnte, also musste sie sich dringend etwas einfallen lassen!

Wie es schien, hatte Deucalion ja wohl mittlerweile das Lager gewechselt, also konnte sie auf ihn nicht mehr zählen.

Das war wirklich bedauerlich!

Dieser Stiles hatte wirklich etwas von einer Katze, doch auch die hatten nur neun Leben, richtig? Früher oder später würde sie ihn schon noch erwischen!
 

Heute Morgen hatte alles noch so leicht ausgesehen: Die Kamera, welche Kate in der Nähe von Dereks Eingangstor installiert hatte, hatte ihr gezeigt hatte, dass Stiles nach einer Ewigkeit endlich wieder einmal das Haus verlassen hatte und zwar bloß in Begleitung irgendeines Kindes.

Wochenlang war von der kleinen Arschgeige keine Haarsträhne zu sehen gewesen und dann endlich schien einfach so ihre Chance gekommen zu sein.

Natürlich hatte Kate da keine Zeit gehabt, sich irgendeinen raffinierten Plan auszudenken und so hatte sie ganz einfach beschlossen zu improvisieren.
 

Den Camaro auf der Straße ausfindig zu machen und dann die Verfolgung aufzunehmen war nicht besonders schwer gewesen, denn sie kannte diesen Wagen wie ihren eignen. Es war Dereks erstes Auto gewesen und er hatte es damals geliebt, sie darin herumzukutschieren. Er hatte den Wagen allein wegen Ihr ausgesucht, um ihr ein wenig zu imponieren und sie hatte das ganz süß gefunden. Ein bisschen lächerlich vielleicht, aber auch süß!
 

Und nun fuhr diese kleine Pissnelke mit einem wichtigen Stück IHRER PERSÖNLICHEN GESCHICHTE in der Gegend herum und lebte IHR LEBEN! Und während sie kaum noch Model-Aufträge bekam und in billigen Hotelzimmern hauste, wie ein Tier, hatte dieses Miststück sich bei Derek eingenistet, wie die Made im Speck. Sie musste dieser Sachen ein Ende machen, auch wenn es durch die Bodyguards gerade noch einmal ungleich schwieriger geworden war.
 

Ihr Plan für den weiteren heutigen Tag war es zunächst, ihre Spuren zu verwischen und dann Kontakt zu einem alten Bekannten aufzunehmen, von dem sie sich ein paar Informationen erhoffte.

Und dann hatte sie ja auch noch ein kleines Ass im Ärmel. Die Frage war nur, wann sie die Bombe platzen lassen wollte? Wenn Derek auch bloß ein kleines bisschen Anstand besaß, dann hätte sich die Sache mit seinem kleinen Boytoy dann ohnehin von selbst erledigt.

Nur wollte Kate sich nicht allein darauf verlassen.
 

Auf der Heimfahrt war Stiles uncharakteristisch still gewesen. Derek hatte den Camaro gesteuert, während Deucalion mit seinem BMW hinter ihnen hergefahren war. Stiles hatte sich mit Loba auf den Rücksitz verzogen und das Mädchen dort die ganze Zeit festgehalten. Offensichtlich beruhigte ihn der warme, kleine Körper, der sich an ihn kuschelte.

Derek fragte sich flüchtig, ob sein Freund sich wohl eines Tages eigene Kinder wünschte? Bislang war Derek sich sicher gewesen, dass diese Option für sein Leben ausschied, doch als er Stiles beobachtete, der so bezaubernd war, wie er sich liebevoll um dieses Mädchen kümmerte, schien es ihm mit einem Mal gar nicht mehr so ausgeschlossen.
 

Zuhause angekommen hatte Stiles Loba ihrer Mutter übergeben und anschließend sogleich Harvey aus ihrem Käfig geholt und mit ihr ging die Schmuserei weiter. Er hatte sich in Dereks Wohnzimmer auf dem Sofa unter einer großen Decke verkrochen und hielt das geduldige Häschen fest im Arm. Derek hockte sich daneben und betrachtete seinen Geliebten mit ein wenig Beunruhigung. Stiles wirkte wirklich ziemlich erledigt, doch wer konnte es ihm verdenken, wo es doch scheinbar jemand auf sein Leben abgesehen hatte?
 

Deucalion hatte sich zu ihnen gesetzt und wollte nun wissen:

„Fällt dir irgendwer ein, der dir etwas antun wollen könnte, Stiles? Hast du vielleicht irgendwelche Feinde? Hat dich irgendwer bedroht?“
 

Stiles blickte ihn vielsagend an:

„DU willst wissen, ob mir jemand einfallen würde, der in letzter Zeit mein Leben bedroht hat, Deucalion? Ehrlich? Du? Das ist jetzt echt witzig!“
 

Der Ältere reagierte gelassen auf diese Anspielung:

„Ich meine irgendjemanden AUßER mir, denn ich hatte keine Gelegenheit, dich heute eine Treppe herunter zu stoßen, weil ich ja immerhin mit Derek zusammen war. Das ist ein recht gutes Alibi, findest du nicht? Außerdem weißt du, dass es mir wirklich sehr leid, was ich damals gesagt und getan habe, denn mittlerweile habe ich begriffen, wie gut du Derek tust und dass du es ehrlich mit ihm meinst. Also was ist nun? Gibt es außer mir noch weitere Verdächtige?“
 

„Der einzige Andere, der je gedroht hätte, dass er mich töten will ist Earl, dieser Typ der mich vor ein paar Monaten angegriffen hat, aber ich bin sicher, dass er das mit meinem Wagen nicht gewesen ist, denn sein Angriff war doch bloß so eine Affekthandlung, weil ich ihn abgewiesen habe. Der hat mich doch schon längst wieder vergessen. Außerdem passt Violets Beschreibung nicht. Er ist zu klein, zu dick und zu unsportlich!“
 

„Trotzdem ist er für mich der Hauptverdächtige!“ beharrte Deucalion, immerhin besaß er ausreichend Killerinstinkt, dich damals überfahren zu wollen.“
 

„Also ich glaube auch nicht, dass er es war.“ warf Derek ein und die anderen beiden Männer blickten ihn überrascht an.

Derek senkte den Kopf und erläuterte kleinlaut:

„Ich habe ihn damals nach der Tat ausfindig gemacht und... und ich habe ihm klargemacht, dass du jetzt gewissermaßen unter meinem Schutz stehst, Stiles. Bitte hass´ mich nicht, in Ordnung?“
 

Stiles hasste Derek nicht.

Er schimpfte auch nicht mit ihm, so wie vorhin über die Bodyguards. Stattdessen setzte er das Kaninchen einen Augenblick lang ab, kroch auf Derek zu, schlang fest die Arme um seinen Geliebten und flüsterte:

„Danke, Baby!“
 

Derek erwiderte die Umarmung zugleich verblüfft und erleichtert. Ein dümmliches Grinsen schlich sich auf sein Gesicht und Wärme erfüllte seine Brust. Mehr wollte er doch gar nicht, als für Stiles da zu sein und ihn zu beschützen, nur dass dieser ihm dies immer so verdammt schwer machte:
 

„Hast du Earl geschlagen?“ wollte Stiles wissen und seine Stimme verriet da noch nicht, ob ihm diese Möglichkeit gefiel, oder ob er sie eher ablehnte.

Möglicherweise schwang auch beides in seiner Frage mit?
 

„Ein bisschen!“ bestätigte Derek also unsicher:
 

„Gut!“ sagte Stiles mit einer Spur Gehässigkeit. Dann fügte er rasch hinzu: „Aber du hast ihn nicht allzu schwer verletzt, oder?“
 

„Natürlich nicht! Wer bin ich denn? Mike Tyson vielleicht?“ versicherte Derek: „Ich habe ihm zweimal mit der Faust in die hässliche Visage geschlagen, ihm gedroht, dass er es bereuen würde, wenn er sich dir noch einmal nähern würde und ich denke, meine Botschaft ist angekommen.“
 

Stiles schmunzelte, drückte ihm einen Kuss auf die Lippen und hauchte dann, wie die Protagonistin eines alten Films:

„Mein tapferer Held!“
 

„Manchmal verstehe ich dich wirklich nicht!“ erwiderte Derek ratlos: „Soll ich dich nun beschützen, oder mich ganz und gar raushalten? Bei mir kommen hier echt widersprüchliche Botschaften an:
 

Stiles Grinsen bekam beinahe etwas Unverschämtes, als er erwiderte:

„Damit musst du leider leben, mein Schatz. Ich bin eben ein Mysterium!“
 

Derek lächelte gutmütig, küsste Stiles erneut und behauptete selbstbewusst:

„Ich werde dich schon noch entschlüsseln, mein Kleiner.“
 

Deucalion hatte mittlerweile das Kaninchen auf den Arm genommen, weil es Anstalten gemacht hatte, Dereks sauteures, weißes Ledersofa zu zernagen.

Stiles beobachtete den Älteren, wie dieser hingebungsvoll das weiße Fell streichelte und fand, dass er dadurch beinahe wie einer dieser Filmschurken in einem alten Bond-Film wirkte - WELTHERRSCHAFT! Mo-hah-hah-har!
 

„Hast du denn sonst noch irgendwelche Feinde, Stiles?“ fragte der Ältere nun: „Ist da jemand in deiner Vergangenheit, dem du möglicherweise auf die Füße getreten bist?“

„Bin ich etwa Lex Luthor? Zur Hölle, Nein! Ich habe niemandem etwas getan und ich bin doch auch bloß ein Niemand. Ich wüsste beim besten Willen keinen Grund, warum sich jemand so viel Mühe machen sollte, mich loszuwerden!“ bekräftigte Stiles noch einmal:
 

„Was ist mit Kate?“ fragte Derek zögerlich:
 

„Kate?“ wiederholte Stiles überrascht und Deucalion schloss sich irritiert an:
 

„Welchen Grund sollte Kate wohl haben, Stiles etwas anzutun?“ fragte Deucalion irritiert: „Wie kommst du denn auf so etwas?“
 

„Du weißt eben nicht,was sie mir angetan hat!“ erwiderte Derek bitter.
 

Deucalion blickte ihn fragend an, doch Derek gab keine weitere Erklärung dazu ab, also sagte der Ältere:

„Aber Kate ist doch nicht irgendeine Wahnsinnige, die losgeht und Menschen umbringt. Sie ist die Schwester von unserem alten Freund Chris. Ich kenne das Mädchen beinahe seit ihrer Geburt. Sie war einmal DEINE FREUNDIN, Derek. Traust du ihr so etwas wirklich zu?“
 

Dereks Gesicht hatte einen sehr finsteren Ausdruck angenommen:

„Ich weiß es nicht. Erklär´ mir doch einfach mal, wie es dazu gekommen ist, dass sie damals auf meiner Geburtstagsfeier aufgetaucht ist? Ist das deine Idee gewesen, Deuc?“
 

„Ich gebe zu, dass es ganz gut in meine damaligen Pläne gepasst hat, aber es ist letztlich Kates Idee gewesen, zurückzukehren“ berichtete Deucalion: „Sie rief mich eine Woche vor der Feier an, hat sich nach dir erkundigt, hat gesagt dass sie oft an dich denken und es gern noch einmal mit dir versuchen würde. Da habe ich ihr dann von Stiles und meinen damaligen Bedenken ihm gegenüber erzählt und bei mir gedacht, man könnte ja mal probieren, ob sich das alte Feuer nicht wieder entfachen ließe. Und weil Kate nach deinem Geburtstag gefragt hat, habe ich ihr vorgeschlagen vorbeizukommen. Dann haben wir noch die Sache mit eurer gemeinsamen Geschäftsreise nach Tokyo ausgeheckt und das war alles.“
 

„Prima!“ schnappt Derek bitter: „Habt ihr auch ausgeheckt, dass sie mich unter Drogen setzen und sexuell missbrauchen darf?“
 

„Wie bitte? Wovon redest du denn da?“ fragte Deucalion erschrocken:
 

„Von dem, was in Tokyo passiert ist! Sie muss mir etwas in den Drink getan haben. Ich hatte einen vollkommenen Blackout und bin Stunden später neben ihr im Hotelbett aufgewacht. Was sagst du dazu, Deuc? Gehörte das etwa auch zu eurem Plan?“ fragte Derek schneidend.
 

„WAS? Du lieber Himmel, natürlich nicht!“ Deucalion hielt inne, runzelte die Stirn: „Aber bist du dir auch sicher, dass es wirklich genau so gewesen ist? Das sind wirklich schwerwiegende Anschuldigungen, und ich meine, wir haben doch alle im Suff schon mal etwas getan, was wir hinterher bereut hätten. Könnte es sich nicht auch so abgespielt haben, mein Freund?“ fragte er mit Samt in der Stimme.
 

Derek hatte die großen Hände zu festen Fäusten geballt und sprang so rasch auf, dass Stiles, der an ihn gelehnt dagesessen hatte, beinahe umgekippt wäre:

„Nein, so ist es eben nicht gewesen!“ brüllte er so heftig, dass Harvey in Deucalions Arm zusammenzuckte: „Ich kann mich an den ersten Cocktail mit Kate erinnern und danach liegt alles andere im Nebel. Doch auch wenn ich mich nicht mehr an viel erinnern kann, so weiß ich doch noch ganz genau, wie grauenhaft ich mich am nächsten Morgen gefühlt habe. Ich war verwirrt, todtraurig, ängstlich und irgendwie auch stinkwütend. Ich habe mich im Anschluss an diese Sache einer Behandlung gegen eine mögliche HIV-Infektion unterzogen. Denkst du, so etwas mache ich zum Spaß? Ich habe vor einer Woche einen Haarprobe zur Analyse ans Labor gegeben. Wenn ich Glück habe, wird diese beweisen, was passiert ist, doch leider sind K.O.-Tropfen hinterher oft überhaupt nicht mehr nachweisbar. Sie hat mich vergewaltigt, Deuc, auch wenn du das scheinbar für unmöglich und total lächerlich hältst, aber genau so war es; ich bin mir vollkommen sicher! Und nun fragst du mich, ob ich Kate Mordabsichten zutraue? Ja das tue ich! Ich weiß nicht, was genau sie plant oder erreichen will, aber irgendetwas hat sie vor. Und du glaubst mir entweder und bist auf meiner Seite, oder du kannst auf der Stelle gehen!“

Derek hatte sich mit jedem Wort mehr aufgeregt. Er hatte mittlerweile zu zittern begonnen und sein Gesicht war puterrot.
 

„Ist in Ordnung, Liebling!“ flüsterte Stiles besänftigend. Er war von hinten an Derek herangetreten, legte vorsichtig die Arme um seine Taille und gab ihm wortwörtlich Rückendeckung.
 

Deucalion sah aus, wie vom Donner gerührt und versuchte scheinbar immer noch zu begreifen, was er soeben erfahren hatte:

„Ist in Ordnung, Derek! Ich... ich glaube dir und finde es überhaupt nicht lächerlich! Ich hatte ja keine Ahnung. Aber warum hast du denn niemals etwas gesagt?“
 

„Was denkst du wohl, Deuc?“ grollte Derek: „Weil ich es zunächst selbst nicht glauben wollte und mich wahnsinnig geschämt habe.“
 

Deucalion schluckte:

„Es tut mir wirklich leid! Und wenn es wirklich Kate ist, die Stiles nach dem Leben trachtet, dann werden wir sie überführen. Und natürlich helfe ich euch dabei! Versprochen!“ versicherte er blass vor Schrecken.
 

Derek nickte finster, nahm wieder Platz, setzte sich und zog Stiles an seine Seite.
 

In diesem Augenblick räusperte sich Greenburg, welcher beinahe geräuschlos den Raum betreten hatte, um mitzuteilen:

„Die Personenschützer sind soeben eingetroffen, Sir. Sie warten in der Eingangshalle.“
 

„Führen sie sie herein!“ verlangte Derek.
 

Garret und Violet wirkten unzufrieden und der Grund dafür war, dass sie von einem weiteren Misserfolg berichten mussten:

„Wir haben es scheinbar mit einem Profi zu tun!“ rechtfertigte sich Violet mit unterdrücktem Ärger: „Die Bänder der Überwachungskameras auf dem Campus wurden irgendwie gelöscht. Der Sicherheitsdienst der Uni konnte sich nicht erklären, wie das hatte passieren können. Das war mit Sicherheit kein Zufall, Mr. Hale. Das Einzige, was wir jetzt noch tun könnten ist herauszufinden, ob es irgendwelche Privataufnahmen von Mobiltelefonen oder ähnlichem vom Tatzeitpunkt gibt.“
 

„Machen sie es so!“ forderte Derek grimmig: „Ich will, das alles Menschenmögliche getan wird, um den Täter auzuspüren. Geld spielt dabei keine Rolle!“

Dies war natürlich Stiles Stichwort, um zu protestieren, doch Derek kam ihm zuvor und sagte fest:

„Ich darf mein Geld ausgeben, wofür ich möchte, Stiles! Und ich MUSS einfach wissen, was hier gespielt wird!“ und so nickte Stiles lediglich und nahm es einfach hin.
 

Die beiden Bodyguards verabschiedeten sich, doch es dauerte nicht lange, ehe Greenburg die nächsten Gäste ankündigte. Diesmal waren es zwei Polizeibeamte, die Stiles Aussage aufnehmen wollten.

Ehe der Butler die Polizisten hereinführte, zischte Stiles den beiden anderen Männern zu, dass sie kein Wort über Lobas Anwesenheit bei dem Vorfall sagen dürften, denn immerhin sei sie ja illegal in diesem Land.
 

Die beiden Beamten waren jung und schauten sich ein wenig unprofessionell mit neugierigem Blick überall um, aber Stiles konnte es ihnen nicht verdenken, denn immerhin bekam man ja nicht alle Tage ein solches Schloss zu sehen.

Stiles berichtete das Wenige, dass er wusste, nämlich dass er einen Tritt in den Rücken erhalten hatte, von einer Person erhalten, die er selbst gar nicht hatte sehen können und ergänzte dann noch das, was Garret und Violet hinterher berichtet hatten. Dann versicherte er auf Nachfrage, dass er keine Ahnung hatte, wer ihm da Schaden zufügen wollen könnte. Den Verdacht gegen Kate ließ er vorerst unausgesprochen, denn immerhin gab es dafür ja gar keine wirklichen Anhaltspunkte.

Die beiden Beamten schienen zu bedauern, dass die Aussage nicht ergiebiger war, nicht nur, weil sie ihnen nicht viele Anhaltspunkte für ihre Ermittlungen lieferte, sondern insbesondere auch deswegen, weil sie Dereks Palast nun schon wieder verlassen mussten und sich sicher gern noch ein wenig neugierig umgeschaut hätten, doch am Ende zogen sie sich doch ohne weiteres zurück und Stiles atmete auf, weil er diesen Tagesordnungspunkt nun endlich hinter sich hatte.
 

Kate betrachtete sich prüfend im Spiegel und fragte sich, ob das hautenge, rückenfreie, rote Kleid wohl zu viel war? Dann entschied sie allerdings, dass es genau das Richtige für das sei, was sie vorhatte. Brent Kippler war immer schon scharf auf sie gewesen und sie wollte unbedingt wissen, was er wusste, also war heute ja möglicherweise sein Glückstag?

Brent war der Privatdetektiv, welchen Deucalion angeheuert hatte, etwas über die Vergangenheit von Stiles auszugraben.

Kate zog sich einmal ihre scharlachroten Lippen nach und machte sich dann auf den Weg zu ihrer Verabredung.
 

Während der Fahrt gratulierte sie sich noch einmal dazu, dass sie so gut auf alle möglichen Eventualitäten vorbereitet gewesen war und den Entmagnetisierer im Wagen gehabt hatte. Damit hatte sie die Aufnahmen der Sicherheitskameras auf dem Campus im Nu unbrauchbar gemacht, nur für den Fall, dass ihr Gesicht trotz der Vermummung auf einem der Bilder zu erkennen gewesen wäre.

Blieb nur zu hoffen, dass das kleine Mädchen sie nicht gesehen hatte? Andererseits, wer glaubte schon einem Kind?

Aber falls doch, dann würde sie sich darum kümmern müssen!
 

Im Großen und Ganzen war Kate jedoch recht zufrieden damit, wie alles für sie lief. Zwar war Stiles ihr wieder einmal durch die Lappen gegangen, aber sie war eine geduldige Frau und nun war ihre Jagdlust endgültig geweckt und Kate mochte das Gefühl.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  ChibiKira
2018-08-30T23:14:53+00:00 31.08.2018 01:14
Hach, wieder ein tolles Kapitel!
Aber ich platze ja fast vor Spannung wann sie wohl endlich herausfinden wer hinter den ganzen Anschlägen steckt? Und wie sie dann darauf reagieren und welche Konsequenzen sie daraus ziehen? Und was Kate bis dahin noch alles plant? XD
Sooo viele Fragen.... Da hilft nur, dass du uns ganz bald ein neues Kapitel schickst ;))
Antwort von:  GingerSnaps
31.08.2018 06:14
Ja, schauen wir mal, wie schnell ich es schaffe ein neues Kapitel herzustellen, denn dieses hat mich beinahe wahnsinnig gemacht. Es wurde immer länger und länger und ich kam bloß so quälend langsam voran.
Aber es freut mich, dass es dir gefallen hat, dann hat sich die Mühe ja wenigstens gelohnt! :-)
LG, Ginger


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