I take care of you!
Und wieder hatte sie zugeschlagen. Die Seite, die sich selbst Trust is weakness schimpfte. Vertrauen ist Schwäche. Und da war was wahres dran. Zumindest wenn man Matthew fragte. Ihm fiel es noch nie leicht Leuten zu vertrauen, vor allem Leuten, die er nicht kannte. Er war nie beim Vertrauenslehrer gewesen, trotzdem kannte die Seite alle seine Geheimnisse. Naja oder zumindest ein paar davon. Wer konnte schon ahnen, was da noch kommen mochte.
Nun gab es jedoch wieder ein neues Update und jemand der Matthew sehr viel bedeutete – mehr als er je zugeben würde – stand mal wieder mit einem sehr unschönen Geheimnis auf der Liste. Die Nachricht kam mitten im Unterricht, weshalb alle Schüler nach einigem Getuschel zum Handy griffen. Matt war einer der ersten, die die Nachricht lasen und prompt hörte er auf dem Flur schnelle Schritte. Durch das kleine Fenster in der Tür konnte er erkennen um wen es sich bei der Person handelte. Ohne ein Wort zu sagen stand er auf und trat aus dem Raum hinaus. Die Person, welche er gesehen hatte, war bereits in der Mädchen Toilette verschwunden. Er entschuldigte sich kurz beim Lehrer und trat nun vollends aus dem Raum, um sich neben die Mädchentoilette an die Wand zu stellen und ein Bein dagegen anzuwinkeln, um auf sie warten.
Es dauerte einen kurzen Moment, da ging die Tür erneut auf und Lilith trat hinaus. Sie ging einfach an Matt vorbei, wahrscheinlich hatte sie ihn nicht gesehen. Obwohl, wer konnte ihn schon freiwillig übersehen! So stand er noch da und klatschte schließlich in die Hände. Das Geräusch schien in dem leeren Flur fast ein kleines Echo zu haben. Er legte ein sarkastisches Lächeln auf und stieß sich etwas von der Wand ab, um ein zwei Schritt auf sie zu zumachen. „Ganz große Nummer, die du da abziehst. Nein, ehrlich!“ Er hörte auf zu klatschen und deutete nun auf die Toilettentür hinter sich. „Sag mal was soll das? Ist es wortwörtlich so zum Kotzen, was die Welt über uns preisgibt?“ Lil sah ihn nur beschämt an. „Hallo, Erde an Lil? Bist du jetzt auch taub geworden? Oder bist du einfach nur verstummt?“ Sie schluckte schwer. „Nein bin ich nicht…“, hauchte sie leise. Matt seufzte. „Ganz ehrlich, dass hast du doch gar nicht nötig. Du bist perfekt so wie du bist!“ Seine Stimme klang nun nicht mehr vorwurfsvoll, sondern mitfühlend. Er machte sich sorgen, dass sollte sie merken. „Und dass das mega ungesund ist und auch gar nichts bringt, solltest du doch auch wissen. Du bist nicht dumm!“ Wieder schwank etwas ermahnendes in seiner Stimme mit. Es fiel ihm einfach schwer Gefühle zu zeigen. Da versteckte er sich lieber hinter seiner harten Fassade. Doch nun sah er sich einmal auf dem Flur um, dass sie auch wirklich alleine waren. Er machte einen weiteren Schritt auf sie zu und stand nun direkt vor ihr. Und ohne Vorwarnung küsste er sie einfach. Kurz war sie irritiert, erwiderte den Kuss dann aber. Er dauerte nicht lange. Nur ein paar Sekunden und wenn es nach ihnen beiden ging, war das einfach nicht genug. „Außerdem küss ich dich viel lieber, wenn du dich nicht erbrichst, klar… Also lass das bitte…“, hauchte er sanft an ihre Lippen und ein Lächeln stahl sich auf seine, während er mit einem Finger die Konturen ihrer Lippen nachzog. „Versprich mir, dass du das nächste Mal zu mir kommst, wenn du das Gefühl hast, es wieder tun zu müssen, einverstanden?“ Lil nickte nur leicht. Sie war vollkommen sprachlos. So eine Reaktion hatte sie von Matt nicht erwartet.
