Anata ni Aitakute ~ Missing you
eine Yuri!!! on ICE - FanFiction
von Lady_Shanaee
Kapitel 3
In Hasetsus „Ice Castle“ wurden die beiden Sportler bereits von Yûko erwartet, die sich gerade mit einem Mann unterhielt. Der Unbekannte trug einen dunklen Anzug, sein ebenfalls dunkles Haar war straff zurückgekämmt. Alles in allem sah er zwar älter als Vierzig aus, wirkte aber sehr gepflegt.
„Was will denn der Bonze hier?“, zischte Juri und biss die Zähne zusammen. „Privatstunden für seine Tochter von einer „Koryphäe“ wie dir?“
Yûri war da anderer Meinung. Eiskunstläufer waren schließlich keine Popstars oder Idols, die man für Geburtstagsfeiern oder als Privatlehrer engagieren konnte… Andererseits redete der Mann so begeistert auf Yûko ein, dass er am liebsten wieder kehrtgemacht hätte. Doch Juri packte ihn am Ärmel und stapfte vorneweg, den Ängstlichen hinter sich herziehend.
„Ich hab‘ ihn mitgebracht!“, platzte er in das Gespräch, und Yûri wäre vor Scham über diese Unhöflichkeit am liebsten im Boden versunken.
Der Mann im Anzug drehte sich um und musterte die beiden jungen Männer skeptisch. Es dauerte eine Weile, bis er sie erkannte – doch dann breitete sich ein strahlendes Haifischlächeln in seinem Gesicht aus, und er klatschte in die Hände.
„Wunderbar, Sie beide hier anzutreffen, wirklich ganz wunderbar!“
Enthusiastisch schüttelte er Juri die Hand, bevor dieser sie wegziehen konnte und verbeugte sich vor Yûri formell, bevor er diesem den Arm um die Schultern legte. Diese ebenso unerwartete wie unerwünschte Vertraulichkeit entsetzte den schüchternen Eiskunstläufer so sehr, dass er sich widerspruchslos an den nach Aftershave riechenden Körper ziehen ließ.
„Wer ist das?“ fragte Juri leise mit angewidertem Gesicht.
„Kanagawa Hirose-san vom japanischen Eislaufverband“, kam Yûkos ebenso leise Antwort.
„Verraten Sie mir, Katsuki-kun, wie werden Sie laufen?“, flüsterte Kanagawa diesem ins Ohr und blinzelte verschwörerisch.
„Mit den Beinen“, spottete Juri, und Yûri sah, wie ein Grinsen an Yûkos Mundwinkeln zupfte.
„Haben Sie auch ein neues Musikstück? Oder wollen sie wieder zu „Yuri on Ice“ laufen?“
„I-ich verstehe nicht“, stammelte Yûri. „Bi-bis vor einer halben S-stunde wusste ich noch v-von gar nichts…“
Kanagawa tat überrascht und riss die Augen auf.
„Seit einem Jahr ist diese Show in Planung, und es hat eine Ewigkeit gedauert, die Großmeister dieser Zunft zu einer Zusage zu bewegen! Erst als wir Victor hatten, kamen auch die anderen!“
„Logisch“, knurrte Juri, doch der Mann ignorierte den Kommentar.
„Das ist natürlich gut und schön“, sprach er unbeeindruckt weiter, „aber da wir hier in Japan sind und Sie einer unserer besten Eiskunstläufer… Sie verstehen sicher, Katsuki-kun, dass es mir und auch den anderen, die unser schönes Land in der Welt vertreten, ein wichtiges Bedürfnis ist, wenn Sie eine formidable, aufregende und neue Kür laufen, die den Stolz und das Talent Japans repräsentiert.“
Yûri stand da und überlegte, was der Initiator dieses Monologs eigentlich sagen wollte. Er hatte sich nie als Repräsentant Japans in der Welt gesehen, schon zu hören, dass er dieser sein sollte, ließ ihm die Knie weich werden. Außerdem sollte er für dieses angekündigte Großereignis eine neue Kür entwickeln? Innerhalb weniger Wochen? Yûri fühlte sich sehr klein angesichts der Riesenhaftigkeit dieser Aufgabe. Er hatte doch noch nicht einmal seine Teilnahme bestätigt…
„Sind Sie ein Idiot?“, fauchte Juri. „Glauben Sie, dieser Katsudon fressende Kerl kann innerhalb von vier Wochen eine „formidable, aufregende und neue Kür“ auf die Beine stellen? Keiner kann sich ein neues Programm so einfach aus dem Ärmel schütteln! Nicht mal Victor Nikiforov!“
„Yurio-kun!“, schimpfte Yûko. „Du kannst die Leute nicht einfach so beleidigen!“ Mit einem mitfühlenden Lächeln wandte sie sich an Yûri, der immer noch wie ein von Autoscheinwerfern hypnotisiertes Reh einfach vor sich hinzustarren schien. „ Keine Sorge, ich helfe dir…“
„Dann glaubst du also, dass dieser Haufen Elend es schafft?“, fauchte Juri.
Kanagawa trat einen Schritt zurück, ließ aber seine Hand auf Yûris Schulter liegen und drückte zu. Dieser war erstaunt, wie viel Kraft er in die Geste legte.
„Natürlich schafft er das!“, verkündete er voller Stolz. „Sie werden schon noch sehen, wozu wir Japaner im Stande sind!“
„Danke“, knurrte der Blondschopf. „Was der kann, hab‘ ich gesehen.“
„Meine Frau und meine Töchter sind große Fans von Ihnen, Katsuki-kun“, sagte Kanagawa da plötzlich kühl. „Ich kann also um Ihretwillen nur hoffen, dass Sie niemanden enttäuschen.“
Damit drehte der Mann sich um und verließ zügig die Vorhalle. Juri starrte ihm wütend nach.
„Klugscheißer“, zischte er. „Haben keine Ahnung von gar nichts und fordern einen Haufen Mist.“
„Yurio-kun!“, rief Yûko, doch dieser erstach sie förmlich mit dem Blick, den er ihr zuwarf.
~Kapitel 3 Ende~