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Crashed!

von

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Crashed

Seit Tagen hatte sich der 12-jährige in seinem Zimmer eingesperrt und hatte niemanden an sich ran gelassen. Sein Vater verbrachte die ganze Zeit im Krankenhaus und bemerkte kaum, wie es seinem Jungen ging. Er nahm gerade so wahr, dass dieser nicht zur Schule ging und das war irgendwie auch selbstverständlich. Seine Mutter wurde von einem Auto angefahren und keiner konnte sagen, ob sie durchkommt. Das war ein herber Schlag für den Jungen und seinen Vater. Gerade weil Matthew so an ihr hing. Er hatte schon immer den besseren Draht zu seiner Mutter, als zu seinem Vater. Wieso wusste er nicht. Sie war einfach immer für ihn da und seinem Vater konnte er es nie recht machen. Und jetzt sollte diese wunderbare Frau vielleicht sterben? Das war nicht fair. Ganz und gar nicht fair. Tagelang hatte der Junge nur geweint, hat sich kaum aus dem Zimmer gerührt, nur um auf Toilette zu gehen oder was zu trinken. Selbst zum Umziehen fehlte ihm die Kraft. So trug er seit Tagen dieselbe Kleidung. Sein Vater hatte ihn Krankgemeldet in der Schule, sodass sein Fehlen toleriert wurde. Zu mehr Beistand war der Senior jedoch nicht fähig.

Ein paar Tage nach dem Unfall klingelt es bei den Grants an der Haustür. Rain, Matthews beste Freundin, stand davor, als der Senior sie öffnete. „Rain, was machst du hier?“, fragte er ruhig, denn mit ihr hatte er nicht gerechnet. Denn meistens trafen sich Matt und Rain bei ihr und sie bekam er kaum zu Gesicht, was wohl nicht zuletzt an seiner Wenigkeit lag. „Ich wollte Matty ein paar Muffins vorbeibringen von meiner Mum. Die isst er gerne. Dann sollte er auch ganz schnell wieder gesund werden.“ Der Senior seufzte und ließ sie hinein. „Warte noch kurz.“, hielt er sie auf und das kleine Mädchen blieb stehen. „Ist er etwa ansteckend?“, hakte sie unbescholten nach. Matthew Grant schüttelte den Kopf. „Nein, das nicht… Er ist auch nicht wirklich krank, er… Er trauert um seine Mutter. Sie hatte einen Unfall. Es sieht nicht gut aus…“ Tränen stiegen in die Augen des Mädchens. Sie hatte Matts Mutter gerne und der Gedanke, dass sie nicht mehr gesund werden würde, machte sie traurig. „Ich verstehe. Darf ich trotzdem zu Matty?“ Der Ältere nickte nur und setzte sich wieder ins Wohnzimmer, um die Kinder sich selbst zu überlassen. Vielleicht tat der Besuch der Kleinen seinem Sohn auch gut, huschte es dem Vater durch den Kopf. Oder es machte die Sache nur noch schlimmer. Doch das Risiko ging er ein, als er Rain zu Matt ließ.

Rain klopfte vorsichtig an Mattys Tür. „Geh weg!“, rief der Junge gleich, der seinen Vater vermutete. Doch Rain klopfte erneut und trat dann einfach ein. „Matty, ich …“ Doch sie war kaum im Raum, da flog schon ein Kissen in ihre Richtung. „Ich sagte doch, geh weg. Ich geh nicht mit ins Krankenhaus!“ In seiner Wut und seiner Trauer hatte er Rains Worte zu spät vernommen. Zum Glück war es nur ein Kissen, welches durch den Raum flog und sie auch noch verfehlte. So drehte sich der Junge nun um und sah in das Gesicht seiner besten Freundin, die kurz verängstigt, dann aber trotzig drein sah. „Das war nicht nett!“ Matt setzte sich in seinem Bett auf und verschränkte die Arme. „Galt ja auch nicht dir, sondern meinem Vater.“ Rain schloss die Tür hinter sich. „Wieso das?“, hakte sie nach. „Meine Mum liegt im Krankenhaus. So ne Frau hat sie angefahren und jetzt will mein Dad, dass ich mit komme, sie besuchen. Sie ist nicht mal wach, also wen kümmerts.“ Sein Gesicht zierte nun eine trotzige Miene, die Arme hatte er noch verschränkt. Rain setzte sich ans Fußende seines Bettes und stellte die Tasche daneben. „Aber wieso willst du sie nicht sehen. Sie würde sich bestimmt freuen, wenn du da bist. Auch wenn sie es nur indirekt mitbekommt.“ Der Junge sprang vom Bett und sah sie mürbe an. „Was soll das bringen, hää? Sie ist nicht wach, also bekommt sie es auch nicht mit. Und entweder sie stirbt oder sie bleibt ein Krüppel, so hat es mein Dad gesagt. Sie wird nie wieder gesund und das ist einfach nur Kacke!“ Er drehte sich zum Fenster und sah hinaus. Er konnte seine Gefühle einfach nicht kontrollieren. Konnte er noch nie wirklich gut, aber jetzt war es besonders schlimm. Rain stand auf und stellte sich hinter ihn. Sie legte ihm eine Hand auf die Schulter, ehe sie zu sprechen begann. „Sag doch nicht sowas, Matty. Vielleicht wird sie ja doch wieder gesund, dass kann man doch nicht wissen und…“ Doch Matthew reichte es. Er wollte diesen Unsinn nicht hören. Auch sein Vater sprach immer davon, dass noch nichts feststand und das es Leute gab, die sich von schlimmeren Dingen erholten. Daran glaubte der Junge jedoch nicht. So drehte er sich um und schubste seine Beste dabei unabsichtlich auf den Boden. Doch war er so blind vor Wut und Trauer, dass er das nicht mal realisierte. „Was weißt du denn schon, hä? Bist du plötzlich über Nacht Ärztin geworden? Meine Mum kommt nicht mehr zurück. Das ist Tatsache. Wenn sie überlebt bleibt sie ein Krüppel und ich bin dann ganz alleine. Mein Vater schert sich so schon ein Dreck um mich, wenn er sich dann noch um meine dahin vegetierende Mutter kümmern muss, geh ich ihm so weit am Arsch vorbei, wie nur irgend möglich. Aber das kannst du nicht verstehen. Du mit deiner perfekten kleinen Familie in dem großen Haus. Sowas wie Schmerz kennst du nicht und du wirst nie verstehen wie ich mich fühle. Also spar dir dein Mitleid und…“ Während er vor sich hinschrie, war Rain wieder aufgestanden. Sie hatte sich das lange genug angehört und an dem Punkt reichte es ihr, sodass sie ihm, während er noch am Schreien war, eine knallte. Der Junge sah sie perplex an und schwieg. All seine Wut war verflogen. Was blieb war nur die Trauer. Und plötzlich brach er vor ihr zusammen. Er sackte auf die Knie und fing bitterlich an zu weinen. Sofort hockte sich Rain daneben und zog ihn in ihre Arme. „Das ist einfach so unfair… Wieso gerade sie… Wieso kann ich ihr nicht helfen…“, schluchzte er bitterlich in ihren Armen. Sie strich ihm behutsam über den Rücken. „Ach Matty…“ Doch sie wusste nicht was sie sagen sollte. Keine Worte konnten ihm den Schmerz nehmen. Das einzige was sie tun konnte, war ihn zu halten und für ihn da zu sein. So wie beste Freunde es nun mal taten. So wie Familie das nun einmal tat.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  RainWitch
2016-12-05T20:17:08+00:00 05.12.2016 21:17
Ich finde die FF total traurig aber irgendwie auch auf einer beängstigend Art süß o.o Bin ich jetzt schräg? :o

Nein, aber ich finde die FF wirklich toll! ♡♡♡
Von: haki-pata
2016-12-05T17:13:29+00:00 05.12.2016 18:13
Voller Emotion, die richtig gut beschrieben sind.
Werden weitere Kapitel kommen?
Ich hoffe es.

Habe Dank für dein Werk.
*verbeug*


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