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Between Near and Distance - Unter den Goldkiefern

Eine Bonanza Geschichte
von

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Kapitel 37

Kapitel 37
 

Joe hatte sich extra beeilt. In Rekordzeit kam er bei der Silbermine an und gab Cochise jemandem, der ihm direkt entgegenkam. Nun wilderte er schon in Adams Revier, um ihn zu überraschen. Es war eine unausgesprochene Regel, dass sich Joe um die Broncos kümmerte. Adams Gebiet waren dafür die Silberminen und das Sägewerk. Und die Rinder war ein Ding, das eher Ben gehörte, aber dort fungierten sie eigentlich alle vier. Und Hoss unterstützte zumeist entweder Ben bei den Rindern oder Joe bei den Broncos. Es kam aber oft genug vor, dass sie alle einem anderen halfen.
 

Allerdings war bisher noch nie die Notwendigkeit aufgetreten, die Joe dazu brachte, zu den Silberminen zu reiten. Bisher hatte Adam hier immer alles im Griff gehabt. Und eben darum kannte er hier niemanden. Auf gut Glück sprach er den nächstbesten Arbeiter an.
 

"Guten Morgen. Hey, zu wem muss ich, wenn ich jemanden mit Silberschmiede-Fähigkeiten suche?"

Der Mann sah ihn an und schien äußerst skeptisch.

"Und wer will das wissen?"

"Ich bin Joe Cartwright. Und mit wem habe ich die Ehre?"

"Greg. Du bist Adams kleiner Bruder, oder?"

"Yeah. Das bin ich wohl. Also, wie war der Name noch mal, nach dem ich gefragt hatte?"

Der Mann wirkte nun viel freundlicher und nahm sogar den Hut ab vor dem Junior-Chef.
 

"John. John Parker suchst du wohl", gab der Arbeiter nun freiwillig die Info raus.

"Sehr gut. Ist dieser John hier?"

"In der Mine. Sie müssten reingehen."

Joe sah zu dem Mineneingang und zuckte kurz mit den Schultern.

"Von mir aus", grinste er.

Joe sah kein Problem dabei. Er hatte nicht viel mit der Mine zu tun und wusste nicht, wie viele darin schon umgekommen waren. Adam wusste es ganz sicher und hätte Joe da niemals einfach so reinspazieren lassen. Aber Adam war nicht da und Joe war eh unwissend.
 

Joe nahm direkt am Eingang eine Öllampe und entzündete sie, dann ging er hinein und dann erst mal nur sehr lange geradeaus. Bis er erste Geräusche hörte. Ein rhythmisches Klopfen. Also kam er seinem Ziel doch schon näher. Die Geräusche wurden lauter und nachdem er um zwei Ecken ging, fand er bereits den nächsten Arbeiter.

"Hallo, wo finde ich John Parker?"

Der Arbeiter blickte kurz auf und nickte dann den Weg runter.

"Danke."
 

Also ging es weiter. Joe fragte noch drei Arbeiter, bis er dann endlich vor John stand.

"Hallo Mr. Parker. Bin ich richtig bei Ihnen, wenn ich etwas aus Silber geschmiedet haben will?"

"Guten Tag, ja, da sind Sie bei mir genau richtig. Allerdings kann ich über das Silber dieser Mine nicht verfügen, es gehört mir nicht. Da müssen Sie zuerst mit den Cartwrights drüber reden, am besten mit dem ältesten Sohn, Adam."

Joe grinste sein typisches Grinsen.

"Das wäre unpraktisch. Ich bin Joe Cartwright und was ich geschmiedet haben möchte, soll ein Geschenk für Adam sein."
 

"Oh! Mr. Cartwright. Entschuldigung, ich habe Sie nicht erkannt."

"Natürlich nicht, ich war nie zuvor hier."

"Aber ich war bei den Sägewerken, als es um die Puma-Wache ging und hab Sie dort mal mit Ihrem Bruder gesehen."

"Und wenn schon. Dann haben wir uns jetzt zumindest einmal richtig vorgestellt, Mr. Parker", grinste Joe.

"Oh, bitte sagen Sie John."

"Gerne, aber dann bin ich Joe."

"Freut mich, Joe", gab John sofort das Gesieze auf und schüttelte überschwänglich Joes Hand.
 

"Was möchtest du denn geschmiedet haben?", fragte John nun und nahm Joe zu einem improvisierten kleinen Büro mit. Dort gab es mehrere Lampen, etwas Papier und mehrere Kohlestifte. Im Hintergrund gab es einen Schmiedeofen sowie einen Amboss und allerhand Werkzeuge.

"Ein Lesezeichen. Also etwas kleines Filigranes. Allerdings mit Gravur, um es persönlicher zu machen."

"Also seinen Namen?"

"Jein, ich denke, ein A, welches im Motiv steckt, wäre nett, aber hauptsächlich soll die Gravur eine Gelbkiefer enthalten, die über das ganze Zeichen geht", versuchte Joe zu erklären und bekam als Reaktion von John Papier und Stift gereicht.
 

Joe begann direkt drauflos zu zeichnen mit der Form, wie er sie sich vorgestellt hatte, und gab sich dabei größte Mühe, den Baum so zu zeichnen, wie er in seinem Kopf vorhanden war.

"So in etwa soll das aussehen. Ist das möglich?"

John sah sich die Zeichnung ganz genau an und rieb mit der Hand grübelnd über sein Kinn, dann änderte er etwas an der Zeichnung und zeigte sie Joe.

"So könnte es gehen."

"Das ist besser. Wie lange braucht das?", fragte Joe und verschränkte die Arme.
 

"Ich muss eine Form herstellen, das Silber schmelzen, das Silber eingießen und das Ganze dann abkühlen lassen. Die Gravur müsste als Letztes kommen. Allerdings würde ich vorschlagen, dass du die Gravur machst. Dein Baum sieht gut aus und wenn du während ich das Silber bearbeite noch etwas übst, kriegst du die Gravur ohne Probleme hin."

"Ich soll die Gravur machen?", rief Joe verwundert und fuchtelte mit den Armen herum. John blieb davon unbeeindruckt, er nickte nur und übertrug Joes Zeichnung auf ein weiteres Blatt, von dem er nun auch die Maße für seine Form nehmen konnte.
 

Dann ging John für wenige Minuten weg, kam aber mit einem Stuhl und allerhand Holz und Lehm wieder. Den Stuhl stellte er Joe hin und schob ihn an den improvisierten Tisch.

"Hier hast du Papier und Kohlestift. Damit kannst du so oft den Baum zeichnen, bis du sicher bist, dass du ihn fehlerfrei auf Silber gravieren kannst. Derweil baue ich die Form und sobald das Silber hier ist, fange ich an zu schmelzen."
 

Joe hatte sich gefügt und saß nun schon seit einer Stunde an seinem Baum. Tatsächlich hatte er ein verschnörkeltes A im Muster des Holzes unterbringen können. Es sah völlig natürlich aus und vermutlich sah man es auch nur, wenn man darauf hingewiesen wurde. So wie Joe ein kleines, noch viel unauffälligeres J einbaute. Dabei war das bei der ersten Skizze ein Versehen gewesen, aber weil es gar nicht so schlecht aussah, hatte sich das durchgesetzt.
 

John hatte in der Zeit die Form vollendet und von seinem Vorarbeiter das bestellte Silber bekommen, welches Joe mal eben aus der Tasche heraus bezahlte. Dann war die Form fertig und das Silber konnte geschmolzen werden. Nun war es soweit. Das Silber war heiß und bildete eine flüssige, ruhige Oberfläche. Neugierig blickte Joe auf und sah dabei zu, wie John umsichtig das Silber in die Form goss und dann schnell verschloss.
 

"Nun muss es sich in der Form verteilen und abkühlen. Das dauert eine Weile. Zeichne ruhig noch weiter. Je sicherer du wirst, desto besser wird das Ergebnis", schmunzelte John und räumte seine Schmiede auf. Joe schnaubte und zeichnete eine weitere Stunde Bäume.
 

Schließlich näherte sich John der Form und ließ Joe dadurch sofort aufblicken.

John lachte und nickte schließlich.

"Entspann dein Handgelenk ruhig."

Dann öffnete John die Form und stieß das feste Silber auf den Tisch. Es klimperte leise und sah genau so aus wie auf der Zeichnung, nur, dass der Baum noch fehlte.

"Ist es noch heiß?", fragte Joe und zögerte etwas mit erhobener Hand.

"Heiß nicht, aber bestimmt noch etwas warm. Lass es noch zwanzig Minuten abkühlen, dann kannst du es gravieren", empfahl der Schmied mittleren Alters und gab Joe das Werkzeug für die Gravur, damit der sich damit schon mal anfreunden konnte.
 

"Wieso eigentlich ein Lesezeichen aus Silber?", fragte John nach einigen Minuten.

"Adam ist ein Bücherwurm und kann das mit Sicherheit gut gebrauchen. Und da er hier für das Silber und drüben für das Holz zuständig ist, dachte ich, ich verbinde beides."

"Du bist nicht beim Sägewerk?"

"Nein, das ist Adams Metier. Ich bin meistens bei den Broncos. Aber wenn Not am Mann ist, helfen wir auch bei den anderen aus. Bisher hat Adam nie verlauten lassen, dass er hier Hilfe nötig hat."

"Hier passiert entweder nichts oder viel zu viel auf einmal. Meistens helfen wir uns selbst und sind bisher gut damit gefahren. Ja, sicher, es gibt Unfälle, aber wir bekommen meistens auch schnell neue Leute. Es ist auch noch keiner freiwillig gegangen. Also kein Grund, um nach Hilfe zu suchen", erklärte John.
 

Nun nahm John das Lesezeichen und nahm es im Schein der Lampe genau unter die Lupe.

"Jetzt kannst du es gravieren. Und keine Angst, wenn du wirklich einen Fehler machst, schmelzen wir es ein und gießen es einfach noch mal."

Joe lachte nervös auf diese Bemerkung.

"Das beruhigt mich nicht wirklich."

"Ganz ruhig, wenn du vorsichtig bist, kann nichts schief gehen", versuchte John zu beruhigen und entfernte sich ein paar Meter. Joe blickte ihm kurz nach. Dann aber konzentrierte er sich auf seine Aufgabe und begann einfach.
 

Es war etwas völlig anderes, auf Papier zu üben, als das Ganze dann auf Metall wirklich zustande zu bringen. Zwar benötigte Joe keinen zweiten Versuch, aber dafür ging er mit einer perfektionistischen Einstellung an die Sache ran. Was bedeutete, dass er jeden Strich genauestens abwägte und erst gut darüber nachdachte, bevor er ihn zog.
 

Letztlich brauchte er seiner Meinung nach ziemlich lange, bis er endlich zufrieden war.

John merkte, dass Joe allem Anschein nach fertig war, und näherte sich wieder. Sein Kennerblick traf auf Joes Werk. John grinste.

"Das ist wirklich gut. Und das, obwohl du auf Metall nicht geübt hattest. Ich denke, wir sparen uns die Bezahlung, die meiste Arbeit hast ja du gemacht."
 

Joe schüttelte die Hände aus und lehnte sich erledigt zurück.

"Gar nicht so einfach. Aber ich hab es geschafft. Es sieht fast genau wie auf meiner Skizze aus", lächelte Joe und nahm das Lesezeichen in die Hand. Vorsichtig fuhr er mit den Fingern die Kerben nach und untersuchte es noch einmal genau auf Fehler.
 

Ja, natürlich, es war nicht hundert Prozent perfekt, aber der Wille zählte. Und immerhin war es wirklich ein gutes Ergebnis.

"Ich will mich ja nicht selbst loben, aber es sieht gut aus. Und natürlich bekommst du eine Bezahlung", verdrehte Joe seine Augen und bezahlte den guten Mann.
 

Dann verabschiedete er sich recht eilig und kroch wieder ans Tageslicht. Die Sonne brannte zuerst ziemlich. Aber Joe nahm sich jetzt einfach mal die Zeit, sich an das Licht zu gewöhnen und betrachtete sein Werk nun bei Tageslicht. Aber auch bei natürlichem Licht gefiel es ihm noch. Erleichtert verstaute er sein Präsent und stieg auf sein Pferd, welches er eilig nach Hause trieb.



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