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Between Near and Distance - Unter den Goldkiefern

Eine Bonanza Geschichte
von

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Kapitel 31

Kapitel 31
 

Tatsächlich war Adam zum Mittag nicht erschienen. Joe sorgte sich zwar etwas, aber laut Danny gab es nun keine weiteren Tier-Angriffe mehr. Man habe wohl die Tollwut erfolgreich eindämmen und dann zerschlagen können, bevor sie sich auf die Rinder oder gar einen Menschen ausbreiten konnte. Aber so ganz war Joe noch nicht beruhigt. Daher konnte er sich auch über sein Lieblingsgericht nicht ganz so sehr freuen, wie es sonst der Fall war. Und das lag nicht nur daran, dass er sich zum Frühstück schon reichlich vollgestopft hatte und durch das Nichtstun sowieso kaum Kalorien verbrannte.
 

Er seufzte. Danny blickte auf und setzte dann seine nächste weiße Figur, wodurch er der schwarzen von Joe gefährlich nahe kam.

"Was ist los, Joe? So gut habe ich bisher noch nie gegen dich im Schach abgeschnitten."

"Noch hast du nicht gewonnen, Freundchen", schmunzelte Joe und brachte seinen Springer in Sicherheit. Der war wichtig, um Danny zu zerstören. Sein bester Freund war geliefert, er wusste es nur noch nicht.
 

Und doch, obwohl er dabei war, gegen Danny zu gewinnen, brachte er sich wieder selbst aus dem Konzept. Mittag war lange vorbei, inzwischen war es Spätnachmittag und laut eigener Aussage wollte Adam noch vor Abend daheim sein. Also sollte er in nächster Zeit heimkommen. Joe war nervös. Seit ihrem gemeinsamen Frühstück war viel zu viel Zeit ohne seinen wunderschönsten, charmantesten, romantischsten, heißesten Bruder vergangen.
 

Gut, er hatte nur zwei Brüder, und gegen Hoss in den Kategorien zu gewinnen, war nicht schwer. Allerdings fiel Joe nun auf, dass er aus "Bruder" auch gut und gern einfach "Mann" machen konnte - denn das war Adam definitiv -, ganz einfach aus dem Grund, dass andere Männer Joe reichlich egal waren. Aber aktuell konnte auch kein Bild einer Frau ihn erfreuen, also war er vielleicht verflucht. Warum sonst sollte er sich wie ein Kleinkind schon nach ein paar Stunden nach Adam sehnen? Jetzt reiß dich mal zusammen, Cartwright!
 

"Also, was ist nun, Joe?", fragte Danny wieder und machte erneut einen Zug, Joes Springer hinterher.

"Nichts, was soll sein?", grinste Joe sein typisches Grinsen. Doch diesmal war es wohl zu auffällig gewesen. Danny seufzte und lehnte sich mit verschränkten Armen zurück.

"Du wippst mit einem Fuß und trommelst mit den Fingern auf dem Brett. Entweder du lässt das sofort oder sagst mir endlich, was dich so beschäftigt", meinte Danny hart und blickte Joe tadelnd an.
 

Joe bekam eine Gänsehaut, als er den Blick sah. Nicht, weil er den Blick mochte. Nein, Dannys Blick war eine Lachnummer gegen Adams Todesblick. Aber er erinnerte ihn so immens an Adam, dass er glaubte, sein Bruder säße ihm gegenüber und nicht sein bester Freund. Er schluckte und verschränkte die Arme, um die Finger still zu halten und lehnte sich zurück, wodurch das Wippen aufhörte.
 

"Ich mache mir etwas Sorgen", gab er nach zwei Zügen zu.

"Um deine Liebste oder um Adam?", fragte Danny.

Joe lächelte kokett und brachte Danny wohl dazu, an ersteres zu denken. Joe war es egal, weil beides richtig war.

"Du glaubst, sie kommt nicht mehr?"

"Wenn es zu spät wird, lohnt es sich nicht mehr. Außerdem war die Tollwut sicher nicht nur bei uns."

"Warum kommt sie denn nicht früher am Tag?"

"Viel zu tun. Die Familie. Der Vater verteilt gerne Aufgaben."

"Das klingt wie bei euch."

"Yeah, genau wie bei uns." Joe hob nur einen Mundwinkel.
 

Zwei Züge später war Danny schachmatt und Joe mal wieder siegreich vom Platz gegangen. Zwischendurch war Doc Martin gekommen und wieder gegangen. Um Jeff stand es nicht sehr gut. Sein Fieber war gestiegen und die Schmerzen stärker geworden. Nun stand der Arme vollkommen unter starken Schmerzmitteln und war nicht mehr wirklich ansprechbar. Allerdings schlief er nun auch wesentlich tiefer und länger.
 

Ein letztes Mal gingen die beiden Freunde noch einmal zusammen zu dem Patienten. Bis Danny sich dann verabschiedete. Er hatte so lange gewartet, wie er konnte. Doch auch er wurde erwartet. Wieder half Joe seinem Freund, sein Pferd aufzusatteln und verwöhnte Concho mit ein paar Leckereien.
 

Danny wollte gerade seinen Rappen hinausführen, da hörte Joe etwas, das ihm eine Gänsehaut und ein seliges Lächeln bescherte. Er hatte Wort gehalten. Joe hörte genau, dass sich ein Pferd näherte und glaubte Sports Rhythmus rauszuhören. Natürlich hatte Danny das ebenfalls bemerkt und sah Joe neugierig an.
 

"Ist sie das?", fragte Danny grinsend und beeilte sich nun, aus dem Stall zu kommen. Er war aber doch deutlich enttäuscht, als tatsächlich Adam auf den Hof ritt. Verwirrt sah Danny zu seinem Freund. Joe hatte sich derweil wieder unter Kontrolle bekommen und zeigte sein bestes Joe-Grinsen.

"Das ist sie nicht", sagte Danny und erntete nur ein Schulterzucken seitens Joe.

"Ein anderes Mal", versprach Joe. Es war wirklich unglaublich schwer, seine immense Freude zu überspielen.
 

Er durfte mit keinem Zwinkern verraten, dass er nur auf Adam gewartet hatte. Sein großer Bruder kam direkt zu ihnen herüber und sprang geschmeidig aus dem Sattel.

Joe seufzte leise.

"Guten Abend Danny, Little Joe." Adam griff sich zum Gruß an die Hutkrempe und zeigte sein freundlichstes Lächeln.
 

"Du warst lange weg. Ich habe mir Sorgen gemacht", plapperte Joe und sah kurz zu Danny. Der schien aber keinen Verdacht zu schöpfen.

"Virginia City ist aktuell ziemlich überfüllt. Es war schwer, alles zu erledigen und zu bekommen. Die drehen alle durch, weil morgen eine große Eröffnung ist. Musik, offenes Buffet, Kinderprogramm, Unterhaltung für jedermann und am Abend wird getanzt. Ich habe noch nie so viele Einladungen wie heute ausschlagen müssen. Wir sind übrigens alle eingeladen."
 

"Ja, irgendwas dämmert da mit Eröffnung. Ich glaube aber, die Einladung müssen wir ausschlagen. Wir können Jeff kaum allein hierlassen", meinte Joe vorsichtig und sah dann zu Danny, welcher nun aufstieg und wohl wirklich los wollte.

"Schade, dass sie nicht mehr aufgetaucht ist, Joe, aber ich werde sie irgendwann doch kennen lernen, oder?", fragte er und blickte noch immer sehr enttäuscht drein.
 

Joe tat es schon ein wenig leid, dass er seinen besten Freund irgendwie ja anlog.

"Ganz bald, versprochen."

Danny glaubte ihm und ritt dann langsam vom Hof. Adam, der aufmerksam gewesen war, trat nun an seinen kleinen Bruder heran und legte zwei Finger unter dessen Kinn, um sein Gesicht ein wenig anzuheben und Blickkontakt aufzubauen.

"Sie?"

"Ich habe nicht gelogen, nur immer wieder versäumt, ihn zu berichtigen."

"Verstehe. Da wird er aber enttäuscht sein, dass er sie nie kennen lernen wird."

"Er kennt sie schon. Und er ist beeindruckt von ihr", lächelte Joe und griff nach Adams Halstuch, welches immer noch sein eigenes war.
 

Adam zeigte ein angedeutetes Lächeln und umschloss Joes Hand, um dessen Griff zu lösen.

"Dann ist es schade, dass er sie nie so sehen wird, wie du sie siehst."

Joe schüttelte leicht den Kopf und hob einen Finger als erste Mahnung.

"Das sind mir zu viele 'Sie's. Du hast nichts mit einer Frau gemeinsam."

In Adams Augen blitzte es schalkhaft auf und doch leuchteten sie so verspielt und flirteten geradezu mit Joe.

"Du hast mehr mit einer gemeinsam, das stimmt", lächelte Adam und zog Joes Hand zu sich heran, um einen Kuss auf den Handrücken zu hauchen.
 

Joe wurde rot vor Ärger, aber auch vor Verlegenheit. Nicht witzig! Mit einem Zischen entriss er Adam seine Hand und funkelte ihn beleidigt an. Worauf Adam leise lachte.

"Siehst du. Aber das ist okay. Ich mag es, dass du weich und hart zugleich bist."

Joe hielt inne in seinem Ärger und blickte Adam erstaunt an.

"Momentan fühle ich mich zu weich. Ich will was tun. Etwas, das mich fordert, und nicht zu Hause rumlungern und Kram erledigen, den ich mit fünf schon gemacht habe", seufzte Joe.
 

"Jeff braucht dich hier. Wenn es ihm besser geht, dann gibt es wieder massenhaft anstrengende Arbeit. Außerdem muss deine Wunde erst mal richtig verheilen, bis man die Belastung erhöhen kann." Adam griff Sports Zügel und führte sein Pferd endlich in den Stall. Joe folgte sofort und half seinem Bruder dabei, Sport abzusatteln.
 

"Ich finde übrigens nicht, dass du verweichlichst. Ich finde es sehr erwachsen, wie du das durchstehst. Falls dir das hilft."

"Etwas. Trotzdem bin ich froh, wenn ich endlich raus komme", meinte Joe und man sah ihm an, dass ihn das wirklich runterzog. Immer und immer am selben Ort. Das war nicht er.
 

"Wir gucken morgen mal, wie deine Naht aussieht und wenn alles gut ist, ziehen wir die Fäden und vielleicht, aber nur vielleicht kann ich dich ein bisschen mitnehmen. Aber auch nur, wenn Pa einverstanden ist."

Joe flog ihm in die Arme, das kam überraschend, obwohl es eigentlich zu erwarten war. Allerdings war das Ganze mit den Berührungen noch so neu, dass sich Adam zuerst erschreckte und anspannte, ehe er es hinnahm und einen Arm um Joes Rücken legte.
 

Joe seufzte und machte sich schnell wieder los. Adam war verwirrt.

"Was ist los?"

"Genau das! Mit der Aussicht auf einen Ausflug fällt mir nichts Besseres als kuscheln ein", empörte sich Joe und verzog das Gesicht ein wenig angewidert.

"Was soll daran schlecht sein?" Adam sah das Problem dass Joe gerade quälte, immer noch nicht. Das war doch eine nette Art sich zu bedanken, wenn auch etwas sehr kontaktintensiv, aber daran wollte er sich ja gewöhnen.
 

"Dass ich keine zwölf mehr bin. Ich bin viel zu weich geworden. Nervt dich das denn gar nicht, dass ich dauernd an dir klebe?", unsicher nagte Joe an seiner Unterlippe und war für den Moment wirklich wieder zwölf.

"Du willst wirklich darüber reden, dass du Angst hast, du könntest mir lästig sein, weil ich kein Freund von zu viel ... Kontakt bin?"

Joe nickte kurz und senkte den Blick. Adam fühlte sich, als hätte der Blitz eingeschlagen. Was war denn mit Joe passiert?
 

"Kleiner, lass das. Das steht dir nicht. Du bist mir nicht lästig, warst es nie und wirst es niemals sein."

"So? Hast du aber oft genug gesagt, Adam."

"Ja, weil man eben Dinge sagt, die man nicht so meint, wenn man genervt ist."

"Also nerv ich dich."
 

"Nein! Joe, hör auf! Ich will nicht streiten. Du nervst nicht und bist auch nicht lästig. Aber du bist doch auch eigentlich nicht so unsicher. Was ist los?" Adam kam sich wirklich wie im falschen Film vor. Hier stand sein kleiner Bruder mit einem Ego von hier bis Mexiko und zurück und kuschte vor ihm und hatte Angst, dass er zu anhänglich war. Das war nicht normal, Joe war viel zu selbstsicher, um sich von einer banalen Ängstlichkeit aus der Bahn werfen zu lassen.
 

Adam beeilte sich damit, Sport Futter und Wasser zu geben und zog ihm zuletzt das Halfter über. Joe hatte sich zu seinem Paint geflüchtet und verfütterte eine Möhre an seinen Hengst, während er durch dessen Mähne kraulte. Irgendwas war ganz und gar nicht okay. Vorsichtig näherte sich Adam seinem Bruder und legte ihm die Hände auf die Schultern.

Joe zuckte kurz zusammen, aber regte sich sonst nicht mehr. Also übernahm es Adam, seinen Bruder umzudrehen und erneut Blickkontakt aufzubauen.
 

"Ist es das Gerede von Danny? Wenn du nicht mehr lügen möchtest, dann sag ihm einfach, dass du nicht darüber reden möchtest. Er wird das akzeptieren."

"Das ist es nicht. Es hilft mir eigentlich, darüber zu reden." Joe seufzte und rieb sich übers Gesicht.

"Vielleicht ist es ein beginnender Lagerkoller. Ich fühl mich komisch."

"Unruhig?"

"Ja. Nicht krank, eher rastlos."
 

"Glaubst du immer noch, du bist mir lästig?", fragte Adam und hob eine Augenbraue, als Joe zwar lächelte, aber das Lächeln nicht die Augen erreichte. Adam ließ resigniert den Kopf fallen, atmete tief durch und legte seine Hände an Joes Seiten. Behutsam zog er seinen Bruder an sich heran und drückte ihn an sich. Adam legte die Arme dann fest um Joe und strich mit den ganzen Handflächen mit leichtem Druck Joes Rücken nach oben.
 

Adam spürte Joes Schaudern und bewertete es mal als gut. Also gab er Joe mit leichtem Druck in den Nacken zu verstehen, dass er den Kopf ablegen durfte. Was dieser dann auch zögerlich tat. So weit, so gut. Aber was konnte er nun sagen, damit Joe diese Unsicherheit verlor? Gott, musste er nicht längst wissen, dass er nun wesentlich mehr für ihn war als jemals zuvor? Joe war doch nicht auf den Kopf gefallen.
 

Sie standen im Stall, vertieft in eine enge Umarmung. Adam dabei grübelnd und Joe genießend. Adam spürte jeden Schauder, der Joes Körper ereilte. Bald hatte er herausgefunden, dass das immer vorkam, wenn er mit beiden Händen hinauf strich und dabei auf Höhe der Schulterblätter kurz verweilte. Adam mochte wirklich Joes Mischwesen. Auch wenn mit Härte nicht unbedingt der tatsächliche Härtegrad eines Objekts gemeint war, mochte er es, wie hart und ausgeprägt sich Joes Körper unter seinen Händen anfühlte.
 

Jedes Anspannen und Entspannen beflügelte Adams Schmetterlinge und ließ sie flattern. Schließlich seufzte Joe und verlor fast jegliche Körperspannung. Adam stoppte seine Aufwärtsbewegung und hielt Joe aufrecht.

"Komm, lass uns reingehen."

Joe brummte kurz unzufrieden.

"Gleich, einen Moment noch."

"Okay."



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