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Between Near and Distance - Unter den Goldkiefern

Eine Bonanza Geschichte
von

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Kapitel 15

Kapitel 15
 

Joe hatte es tatsächlich geschafft sofort aufzustehen. Trotzdem war Adam eher fertig und sattelte bereits die Pferde. Sport und Cochise hatten nun einen Tag Ruhe gehabt und mussten mal wieder bewegt werden. Außerdem war es Jedem von ihnen lieber im Dunkeln das eigene Pferd zu gebrauchen. Ganz einfach deswegen, weil man sich mit diesem am besten auskannte und verständigen konnte.
 

Adam verstaute ihre Utensilien und führte Beide zusammen aus dem Stall raus. Lange musste er garnicht warten, da erschien auch sein geschätzter Bruder. Frisch rasiert und mit gestyltem Haar kam Joe in polierten Stiefeln heraus und zog seine makellos saubere, grüne Jacke über. Adam hob den Hut vorne etwas an, um besser sehen zu können. Ja, es war dunkel, aber im Hof war doch etwas Licht. Trotzdem war er sich sicher, er sah nicht richtig.
 

"Joe, hast du dich für die Berglöwen so hergerichtet oder habe ich etwas verpasst?", spöttelte Adam und fing sich direkt einen zickigen Blick ein.

"Pflege ich meine Ausrüstung nicht, meckert ihr, dass ich sie nicht pflege. Pflege ich sie doch, meckert ihr, dass ich zu dick auftrage."
 

"Schon gut, Bruderherz.", grinste Adam und saß kopfschüttelnd auf. Joe verdrehte die Augen, ehe er den Hut auf seinem glatten Haar platzierte und dann ebenfalls aufsaß.

Sie ritten langsam los, Adam mit seinem Sport vorneweg. Sie hatten nichts als Lichtquelle dabei, also mussten sie sich auf das Licht des Vollmondes verlassen. Es dauerte länger. Sehr viel länger. Aber dafür kamen sie sicher an.
 

Diesmal brachten sie die Pferde nicht auf den Paddock, sondern ritten, am Sägewerk angekommen, direkt durch zum Waldrand. Dort saßen sie links vom Weg, der in den Wald führte, ab und banden die beiden Hengste an einem niedrigen Ast an. Anschließend entzündeten sie ein großes Feuer und ließen sich nebeneinander mit Blick auf den Wald nieder.
 

Die Pferde blieben in ihrer Nähe, um am Verhalten der Beiden erkennen zu können, ob sich ihnen etwas näherte. Pferde hatten ein sehr gutes Gespür für Gefahr und wurden demnach früh nervös. Das Feuer war sowohl Licht, als auch Schutz.

Und dass Adam nun Brot, Käse und Wurst rausholt, war zum Einen ein Lockmittel und zum Anderen Frühstück. Er reichte Joe die Hälfte und während sie aßen, lagen die Gewehre geladen in Reichweite.
 

Dann hieß es abwarten. Irgendwann lehnte sich Joe an Adam und zusammen behielten sie den Waldrand im Blick, der Eine den rechten Teil und der Andere den linken. Falls sich ihnen etwas aus dem Wald näherte, würden sie es bemerken. Plötzlich langten Beide blitzschnell nach ihren Gewehren und zielten auf dieselbe Stelle. Ein paar Zweige hatten sich dicht über dem Boden, garnicht so weit von ihnen, bewegt. Joe sprang auf und machte einen Schritt auf das Gebüsch zu, bis Adam sein Handgelenk packte und ihn zurück hielt.
 

"Nicht, warte."

"Wieso? Er entkommt noch!", flüsterte Joe zurück und wollte sich gerade losreißen, als ein Wesen aus dem Gebüsch heraussprang und sofort eine Kehrtwende machte, kaum dass es die Pferde, die Menschen und vor allem das Feuer entdeckte. Schwupps war es wieder im Wald verschwunden.
 

Adam seufzte beruhigt durch und legte das Gewehr wieder auf Seite.

"Nur ein Kaninchen."

Joe ließ sich neben ihm nieder.

"Woher wusstest du, dass es nichts Gefährliches war?"

Adam brauchte nicht zu antworten, es genügte ein kurzer Blick zu den Pferden und Joe wurde sofort alles klar.
 

Die Pferde waren die Ruhe selbst. War doch klar, dass das nichts Gefährliches gewesen sein konnte. Aber so weit hatte Joe in seiner Aufregung mal wieder nicht gedacht.

Die Zeit verging, ohne dass sich noch einmal etwas blicken ließ oder die Pferde irgendein komisches Verhalten an den Tag legten. Schließlich nahm Joe die Zügel und brachte die Pferde zum Paddock, um sie vom Leder zu befreien und sie etwas laufen zu lassen.
 

Adam wartete derweil, bis Joe wieder an seiner Seite war. Zusammen betraten sie dann den Wald. Zuerst liefen sie lange geradeaus, bis es ein wenig steiler wurde. Erst dann verließen sie den Weg und liefen querfeldein. Adam wusste, dass es dort einen kleinen Bach geben musste und normalerweise lagerten Tiere gerne in der Nähe von Gewässer.
 

Der Bach war wirklich schnell gefunden. Von da an suchten sie nach Spuren.

"Hey Bruderherz, ich glaub, ich hab hier was.", rief Joe und kniete über einer Wasserpfütze. Adam eilte rüber und sah direkt, was Joe meinte. Spuren von großen Tatzen ohne Krallen. Eindeutig Puma. Die Spuren führten zum Bach und anschließend von dessen Ufern aus denselben Weg wieder zurück. Sie mussten dieser Spur nur folgen.
 

"Wir folgen ihr so lang es geht. Aber bitte Joe, sei unbedingt leise und stürm nicht auf jedes Geräusch sofort zu.", mahnte Adam.

Somit folgten sie der Spur. Bald schon gab es keine Tatzenabdrücke mehr, dann ging es um plattes Gras oder umgeknickte Äste. Auch Reviermarkierungen wurden aufgestöbert. Und so gelangten sie nach dem einen oder anderen Irrweg zu einer kleinen Höhle.
 

Adam wagte nicht zu sprechen, also legte er bloß den Zeigefinger vor die Lippen und schlich leise näher. In der Höhle war eindeutig etwas. Man hörte und roch es. Leise näherte sich Adam dem Eingang und spähte vorsichtig hinein. Die Höhle war winzig, viel mehr ein Überhang, und eindeutig auch zu klein für Berglöwen. So war es ein leichtes die gurgelnde und mauzende Katze zu erspähen.
 

Der Puma lag völlig zusammengerollt im hintersten Eck und litt offensichtlich. Und da er gurgelte, kam Adam die Vermutung, dass nun die Lähmungen eintraten. Das bedeutete, dass der Rachen der Katze inzwischen gelähmt war und damit das Schlucken unmöglich war. Daher sabberten und schäumten sie auch. Für Adam war die Lage klar. Das Tier war krank, es litt und es hatte eh nicht mehr lange. Also legte er an und zielte. Nicht einmal 3 Sekunden später erklang ein Schuss und die Geräusche der Kreatur erstarben.
 

Was er sich absolut nicht erklären konnte, war das Fauchen, das kurz darauf erklang. Aber das kam auch garnicht aus der Höhle. Adam schaltete viel zu spät.

"JOE!", schrie Adam.

Sein Bruder war etwas abseits geblieben und sollte ihm den Rücken decken. Adam beeilte sich, aus der Höhle raus zu kommen und eilte zu dem Platz, an dem er Joe gelassen hatte. Er kam an, da erklang gerade ein Schuss, dann ein Ächzen.

Adam sprang um die Ecke und erstarrte.
 

"Joe!"

Da lag er auf der Erde und auf ihm drauf ein ausgewachsener Berglöwe. Adam sah, dass an Beiden Blut haftete und schoss zwei Mal hintereinander auf das Tier, ohne zu bemerken, dass es sich zuvor schon nicht mehr geregt hatte.

Joe ächzte und schien irgendwie das Tier anheben zu wollen. Sein Kopf war vor Anstrengung schon knallrot. Aber er schaffte es nicht.
 

Sofort war Adam bei ihm, packte das Untier am Nackenfell und zerrte es von Joe herunter, um es direkt neben seinem Bruder wieder fallen zu lassen.

"Er war über der Höhle.", keuchte Joe und atmete erstmal tief durch.

Adam kniete sich neben Joe und packte den Jüngeren unter den Achseln, um ihn etwas hochhieven zu können. Schließlich lehnte Joes Oberkörper an dem sitzenden Adam. Nur langsam kam Joe wieder zu Atem, aber es bestand zum Glück keine Eile. Und solange Adam ihn weiter an Stirn, Wangen und durchs Haar streichelte, könnte er ewig hier liegen bleiben.
 

"Was ist passiert, Joe?", fragte Adam besorgt und bemerkte auf Hüfthöhe die blutigen Risse in Joes Hemd.

"Du bist in die Höhle und hast den Einen erschossen. Auf den Schuss hin erschien der Andere auf der Höhle und hat sich mit einem Satz auf mich gestürzt. Er ging wohl davon aus, ich hab geschossen. Ich hatte zum Glück mein Gewehr aber schon erhoben und habe auf gut Glück abgedrückt, bevor er mich umwarf.", erzählte er schließlich und richtete sich langsam etwas auf.
 

"Also war er vielleicht schon tot, als ich auf ihn geschossen habe?"

"Wäre möglich."

"Und das Blut? Hat er dich verletzt?"

"Auch das ist möglich. Das Vieh hatte ganz schön Schwung und war ziemlich schwer. Aber es ist sicher nichts.", beschwor Joe und stand zum Zeichen, dass es ihm gut ging, auf. Zwar hielt er eine Hand über dem kaputten Teil des Hemdes, aber da es nicht sehr doll zu bluten schien, ließ Adam ihm seinen Willen.
 

Also sammelten sie die Gewehre ein und kümmerten sich zusammen zuerst um den einen Puma und dann um den anderen. Und da ihnen der Weg hinaus zu lang war, verbrannten sie die Beiden direkt dort auf der Lichtung.
 

Da es noch früh war, nahmen sie die Suche nach weiteren Unterschlüpfen und Spuren wieder auf. Immer wieder rieb sich Joe über die Stirn und fächerte sich selbst mit dem Hut Luft zu. Joe dachte Adam würde es nicht merken, doch das tat er.

"Bist du in Ordnung, Joe?"

"Ja natürlich.", bestätigte Joe und marschierte übermütig voraus. Adam schwieg lieber. Immerhin schien die Verletzung an der Hüfte wirklich nicht schlimm zu sein, denn Joes Gang war gerade und straucheln tat er auch nicht.
 

In einem großen Umkreis durchsuchten sie die Gegend rund um die Höhle. Doch finden, taten sie nichts. Und so wie die Sonne nun stand, war es bald schon Mittag.
 

"Sollen wir morgen wiederkommen? Oder erst weiter suchen, wenn erneut Meldungen durch die Arbeiter kommen?", wollte Joe wissen und lehnte sich betont lässig an einen Baumstamm. Währenddessen beugte sich Adam hinab und benässte sein Halstuch in dem kleinen Bach, um sich abzukühlen und den Schweiß von der Stirn zu wischen. Obwohl es noch früh war, war es jetzt schon verflucht warm.
 

"Wir kommen morgen gegen Mittag nochmal her und wenn alles unauffällig ist, ziehen wir die Bergarbeiter übermorgen wieder ab.", meinte er und band sich das Tuch wieder um den Hals.
 

Sie gingen noch einmal zu den verbrannten Überresten und vergewisserten sich, dass die beiden Tiere restlos verbrannt waren. Erst dann verließen sie den Wald endgültig. Der Vorarbeiter war höchst erfreut als er hörte, dass sogar zwei Tiere weniger seine Männer bedrohten. Mit übertrieben viel Dank steckte er den Brüdern allerhand Proviant und anderen Schnickschnack zu.
 

Adam wollte ablehnen.

"Aber Mister Cartwright, anders kann ich ihnen doch garnicht danken.", erklang es dann sofort. Also nahmen sie es an und ritten anschließend aus dem Lager. Bereits an der nächsten Kreuzung würden sich ihre Wege trennen.



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